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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203-228 (01. September 1902 - 30. September 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0614

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besuchte sodann den Gottesdienst in der Schloßkirche. Um
11 Uhr empfing er den Staatsminister oon Brauer zur
Lortragserstattung. Danach meldetcn sich folgende Offi
ziere: Hauptmann Gandenberger von Moisy, L 1a suits
des III. See-Bataillons und 1. Acjutant des Gouverne-
ments Kiautschou, bisher Kompagnie-Chef im Jnfanterie-
Regiment Markgraf Ludwig Wilhelm (Nr. 111), Ober»
leutnant L 1a suits der Armee Tahir-Bey, bisher zur
Dienstleistung beim 1. Badischen Leib-Dragoner-Regimcnt
Nrr 20 kommandiert und Leutnant Freiherr von Bernus,
von der Reserve des 1. Badischen Leib-Dragoner-Regiments
Nr. 20, bisher in diesem Regiment. Nachmittags von
3 Uhr an bis halb 8 Uhr folgtcn die Vorträge des
Finanzministers Dr. Buchenbcrger. des Ministers des
Jnnern Dr. Schenkel, des Geheimerals Fceiherrn von
Dusch, des Geheimerats Dr. Reinhard und des Präsidenten
des Evangelischen Oberkirchenrats Geheimerats Dr. Wielandt.
Abends 10 Uhr bezog der Großherzog am Bahnhof den
Waggon, um heute früh 5 Uhr zur Jubiläumsfeier des

Rheinischen Ulanen-Regiments Nr. 7 nach Saar-

brücken zu fahren. Heute Abend reist derselbe

mit dem E r b g r o ß h e r z o g von da nach Coblenz.

Am 30. früh fährt der Großherzog nach Düsseldorf zum
Besuch der dortigen Jndustrie- und Gewerbe-Ausstellung,
verweilt dort bis Mittwoch, den 1. nachmittags und kehrt
dann nach Schloß Mainau zurück, wo die Ankunft vor-
aussichtlich am Donnerstag, üen 2. Oktober, vormittags,
erfolgen wird.

Ausland.

- Frankreich.

Saint Etienne, 28. Sept. Jn der Eröff-
nungsrede der Jahresversannnlung der Gesellschaften auf
Gegenseitigkeit erörterte Leon Bourgois als Vorsitzender
eingehend die J-dee der Gegenseitigteit und führte aus,
die Gruppierungen sozialer Werke würden allmA)lich em
Netz sozialer Solidarität schaffen. Die Revolution
habe die Gewaltherrschaft gebrochen, um das Recht zu
schaffen. Jetzt gelte es, die Gerechtigkeit zu schaffen,
Lie jsdem gewahrt, was ihm zukommt, sodann die Soli-
darität, die jeden schützt gegen die Gefahren in der Natur
und im sozialen Leben. Die Gegenseitigkeit allein könne
Liesen Schntz sicherstellen. Redner legte weiter die Wohl-
thaten der Gegenfeitigkeit dar; besonders sei dieselbe
nötig im Kanrpf gegen den wirtschaftspolitischen Egois-
nms, der in Form der Trusts eine Gefähr für die Gerech-
tigkeit und Freiheit bilde.

S e n s a. S) o n ne, 29. Sept. Jn der Rede, welche
der Deputierte Iaures hier 'hielt, bezeichnete er es als
eine Ler Aufgaben der sozialiftischen Partei, die Landleute
und Arbeiter gegen den Krieg zusammenzuschließen. Ein
Teil der Bonrgeoisie sei in dem Glauben, der sozialen
Frage auszuweichen, in Nationalismus, Chaüvinismus
und Militärismus verfallen, aber im Grunde wolle nie-
mand Revanche. Es gebe für das republikanische Frank-
reich nur eine mögliche Revanche, das sei, in Europa an
Ler Befestigung des Friedens und der Entwickelung 'der
Demokratie initzuwitken. Elfäß-Lothringen verlange
nicht wieder ein von zwei Völkern zerstampftes Schlacht-
feld zu werden. Wenn diefes Friedensideal eine Chi-
märe sei, wie lassen sich die verflossenen 33 Jahre des
Friedens erklären? Bezüglich Ler inneren Politik sprach
Iaures sich für ein weiteres Zusammengehen der radikalen
Republikaner mit den Sozialisten aus. Die Versammlung
nahm schließlich eine Tagesordnung an, welche Jaures
auffordert, den Feldzug gegen den Krieg zu Gunsten
internationaler Schiedsgerichte, fortschreitender Ab-
rüstnng und des europäijchen Friedens fortzusetzen.

Bulgarie«.

Lager von Scheinowo, 29. Sept. Bei der gestern
früh stattgehabten feierlichen Einweihung der Gedächtnis-
kirche und des Seminars auf dem Schipkapaß hielt Fürst
Ferdinand von Bulgarien eine Ansprache, in der er daran
erinnerte, daß der Schipka der Schauplatz gräßlicher KriegS-
szenen war, denen die Sonne des Friedens folgte.
Rußland habe die Verewigung der ruhmvollen Thaten
in der Gestalt einer Kirche gewünscht, die dem Seelen-
frieden der gefallenen Helden geweiht sein sollte. An die Spitze
dieser Bewegung habe sich der Kaiser von Rußland gestellt und
das ganze russische Volk habe ihm gedankt. Hier sei für zukünflige
Geschlechter eine Urkunde der großen von Rußland gebrachten
Opfer geschaffen, und die Glocken dieser Kirche sollen auf
beiden Seiten des Balkans die christliche Liebe und die
Opferfreudigkeit des Brudervolkes verkünden. Niemals seien
die Bitten der orthodoxen Slaven unerhört verhallt. Der
heutige Tag schildere die festliche Vereinigung der beiden
Nationen. Jm weiteren Verlauf sciner Ansprache gab der
Fürst seiner Freude über die Anwesenheit des Sohnes des
russtschen Generalissimus Ausdruck, dankte im Namen des
bulgarischen Volkes und des bulgarischen Heeres und trank
auf die Gesundheit des Kaisers Nikolaus und der kaiser-
lichen Familie. Großfürst Nikolaus antwortcte mit einem
Toast, in dern er namentlich für die seinem Vater gewid-
meten Aufmerksamkeiten dankte. Die von Rußland ge-
brachten Opfer hätten thre Früchte getragen. Kaiser
Nikolaus sei immer Bulgarien, daß sich auf selbständiger
Grundlage entwickle, wohl gesinnt gewesen. Der Großfürst
trank auf die Gesundheit des Fürsten und das Gedeihen
Les Landes.

Wnwetter in Itatien.

Catania (Sizilien), 27. Sept. Hier wütet Las
llnwetter seit drei Tagen unterbrochen; jedoch stnL die
in Ler Stadt selbst angerichteten Schäden nicht fehr er-
heblich, aber der Hafendamm beschädigt. Das Meer ist
sehr bewegt. Der deutsche Dampfer ^Caprara" wurde
Lurch eine große Flutwelle zum Sinken gebracht. Die
Gegend nni den Aetna herum hat stark gelitten. Die
Weinberge sind zerstört. Der Aetna sandte gestern eine
starke Sänle weißen Dampfes gegen Montegrosso hin.
Auf dem Vulkmr Stromboli (Liparische Jnseln) haben sich
seit dem 14. ds. zwei neue Krateröffnungen gebildet. Jn

Scicli wurden bis heute Abend 60 Leichen aufgefnnden.
Es sind dies größteiiteils solche von Einwohnern von
Modica, welche durch die Fluten gestern fortgerissen wa-
ren. In Cassano wurden zwei Personen getötet, eine
wrrd vermißt.

Catania, 28. Sept. Heute wlltete im Gebiete von
Catania wiederum ein furchtbarer Sturm. Bei Santa
Nkaria sind sechs Häuser zerstört worden. Mehrere Per-
fonen sind verletzt, umgekommen ist niemand. Truppen
sind zur Hilfeleistimg entsandt worden.

Palermo (Sizilien), 27. Sept. Nach den neuesten
Meldungen aus Syrakus beträgt die Zahl der durch den
Wirbelsturm in Modica ums Leben Gekommenen 300.
Die Leichen werden jetzt in den Kirchen niedergelegt, da
die Beerdigung auf den Kirchhöfen des Schlamnies wegen
iinmöglich ist. Militär und Bürgerschaft setzen die Ret-
tungsarbeit fort. Bei Pozzalo spülte das Meer viele
Leichen ans Land, welche von den Flüssen ins Meer ge-
tragen worden waren. Eine große Anzahl Personen
wird vermißt. Jn Sortino hielt Ler Wirbelsturm 15
Stunden an und vernrsachte schweren Schäden. Jm
Anopofluß Ivurden ebenfalls Leichen gefunden. Jn Sy-
rakus ist die Witterung noch gefahvdrohend, das Meer
bewegt. Jn vergangener Nacht scheiterten zwei Barken,
deren Bemannung stch retten konnte. Jnfolge des strö-
nienden Regens, welcher auch die letzte Nacht hindurch
anhielt, steigen die Flüsse weiter. Die Felder sind über-
schwemmt. Die Bahnstrecke Ragusa-Modica ist urtec-
brochen, die Züge werden durch das Wasser am Weiter-
fahren gehindert. Jn Eatania wurdm auf Anordmmg
der Jngenieure mehrere Häuser geräumt, da ihr Einsturz
drohte. Die Weinberge stehen unter Wässer.

Modica (Sizilien), 28. Sept. Bis jetzt sind 130
Leichname aufgefunden worden. Nach einer Schätzung
befinden sich noch etwa 66 Opfer unter den Trümmern
oder sind ins Meer fortgefchwemmt. Die Räumung der
Hänser, die einzustürzen dro'hen, wird fortgesetzt. Das
Unwetter hält noch an.

Catanzaro (.Neapel), 29. Sept. Ein heftiger,
mit Regengüssen verbnndener Stnrm verurfachte ein
llebertreten der Gewässer. Mehrere Häuser und zwei
Brücken wurden von den Fluten weggLrissen, die Felder
beschädigt. Der Verkehr ist unterbrochen. Ob Menschen
verunglückt sind, ist noch nicht bekannt.

Messina, 29. Sept. Gestern wütete hier ein
starker Sturm. Das Meer war hestig bÄvegt. Mehrere
Dainpfer wnrden beschädigt. Jnfolge Ueberflutung der
am Meer gelegenen Straßen erlitt der Verkehr Störun-
gen. Berluste an Menfchenleben sind nicht vorgekom-
men. Der ilnterstaatssekretär der öffentlichen Arbeiten,
Marqnis Niccotini, wird sich,heute Abend nach 'den vom
Nnwetter betroffenen Orten begeben.

Chieti, 29. Sept. Jnfolge Sturmes entgleiste
gestern Mend zwischen den Stationen Bäsio und San
Salvo ein Güterzug. Sechs Wägen wurden zertrüm-
mert, andere beschä'digt. Ein Beamter des Zügpersonals
wurde getötet, einer verletzt.

Rom, 29. Sept. Der König hat dem Minister des
Jnnern für die durch das Unglück in Modica mid anderen
Gemeinden SicilienS Geschädigten 50 000 Lire zur Ver-
fügung gestellt. Der Minister überwies sofort 15 000 Lire
nach Catania und 85 000 Lire nach Syracus.

Der „Neuen Freien Presse" wird aus Rom telegraphiert:
Die Lage in Modica ist trostlos. Von Stunde zu Stuude
werden mehr Leichen aufgefunden. Jn den Häusern liegen
die Bewohner zwischen dem Hausgeräte erstickt uuter dem
meterhohen Schlamm. So schnell stürmten die Wogen
heran, daß die meisten Leute keine Zeit fanden, sich an-
zukleideu. So wurden nicht weuiger als achtzig völlig
nackte tote Körper gefunden. Jn einer Apotheke lagen tot
dicht neben einander geschmiegt der Besitzer mit der Frau
und vier Kindern. Zehn Mitglieder einer anderen Familie
ereilte das gleiche Schicksal imter den Trümmern eines
zusammenbrechenden Hauses. Jn einem Pferdestall ertranken
siebeii Knechte bei ihren Tieren. Die Unglückschronik könnte
ins Endlose fortgesetzt werden. Die Ueberlebenden befinden
sich in einem schrecklichen Zustande der Verzweiflung. Mit
den Händen graben sie im Schlamm nach den Körpern
ihrer Lieben. Andere sind halb irrsinnig geworden. Die
ganze Stadt hallt wieder von entsetzlichem Wehklagen.
Durch die sonst so trockenen, mit rotem Oleander bestandenen
Fimnaneii schwemmen heute trübe Fluten ungezählte mensch-
liche Körper ins Meer, das sie dann wieder an den Strand
spült, wo man ihrer wartet und ste in Hospitälern und
Kirchen birgt. Der Gesamtschaden, den die Katastrophe
in der Provinz anrichtete, wird auf drei Millionen Lire
geschätzt.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, M. September.

I Der Winterfahrpla« 1902/3 fiir Heidelberg und Umgebung
liegt unserem Blatte heute bei.

** Die Festrede, die Ler derzeitigL Prorektor der Ruprecht-
Karls-llnioersität, Hofrat Professor Dr. H. Buhl am 28.
Npril zur Feier des fünfzigjährigen Regierungsjubiläums des
Grotzherzogs gehalten hat, ist jetzt in der Universitäts-Buch-
druckerei I. Hörning hier im Druck erschienen. Die Rede be-
handelt, wie tvir s. Zt. berichtet haben, in vörtrefflicher Weise
die „Geschichte der Universität Hmdelberg unter Großherzog
Friedrich".

X Das Kaiser-Panvrama hat sich zur Aufgabe gestellt,
alle nennenswerten Punkte der Erde in naturgetreuer Wieder-
gabe vor Augen zu sichren; dies ist um so mehr zu begrühen,
als es nicht einem jsden vergönnt ist, weite Reisen zu unter-
nehmen und die Wundevwerke der Natur uwd Kunst persönlich
zu schauen. Diese Woche zeigt uns das Panorama ein von der
Natur mit vielen Reizen ausgestattetes Fleckchen Eüde, das
gleichzeitig viel alte Kultur und Geschichte in sich birgt, näm-
lich das Land l)er gelvaltigen Phramiden und Sphinxe, des
Rils mit seinem so 'herrlich schönen Dclta. Wir haben aber
hier nicht nur Gelegenheit, die Fährtausende alten Baudenk-
mäler der akten Aeghpter, darunter die neuesten Ausgrabun-
gcn, zu bewundern, sondern lernen auch das heutige Aeghpten
mit seiner Bevölkerung in ihrem Alltagsleben und dem Verkchr
in seinen gröheven Städten und Oasen kennen. Was Lre tech-
nische Ansführung der Ausnahmen anbelangt, so zählen diesel-
ben zn den hervorragendsten des .Kaiserpanoramas und sollte
niemand versäumen, diese lehrreiche und änteressante Serie
zu besuchen. .

-tz Aus dem Odenwalde, 29. Sept. (N a t u r s e l t e n-
heiren.) Voir Waldmichelbach gelaugt mair über Aschlacy,
Ajjs^lrerbach rmd Olfen durch iidyllijche Wjiesengründe an
poirernden Hammerjverken und reichen Forellelrbächeu vorüber
üurch herrliche Waldungen nach Airleiwach. Dorten steht an
der Straße eine Eiche, wie sie iir Deutschlaud kaum mehr an-
zutreffen ist. Der riesig dicke Stamm vou 7 Meter 78 Zenri-
meter im Umfang ist nur 3 Meter hoch. Jn dieser Höhe teilt
er sich m riesige Hauptäste, weühe zusammen erne riesige Krone
bilden. Schon aus der Ferne gesehen, repräsentiert srch idas
Ganze als eine gelvaltige Itaturselteicheit. Der Baum ift
trotz seiues Alters vou getvrß mehreren Huuderten nach gesund
und zeigt nnr wenig dürres Gehölz. Wanderer, die den hinte-
ren und sü'dlicherr Odenwald besuchen, sollten diesen selterren
Baumriesen nicht ungesehen lassen.

X Karlsruhe, 29. Sept. (Frauenverein.) Auch in
diesem Winter stellt die Volksbrbiiothek des Badischen Frauen-
vereins, welche die sämtlichen Schriften unserer hervorragend-
sten Volksschriftsteller, im Garrzen Lber 8000 Bände, enthält,
Zwcrgverciiren des Frauenvereins, landwrrtschastlichen und ge-
werblichen Vereiuigungen, Kriegervereinen usw. ihre Bücher
gerne zur Versügung. Die Bücherabgabe erfolgt gegen mätzige
Vergütuug, aus besonderes Verlangeir unentgeltlich, nur für
das Porto hat der Besteller aufzukommen. Bom 1. Oktober
ab köirneu auch die berden Lichtbilderapparate samt 10 Bilder-
serien belehrenden und unterhaltenden Jnhalts zur Versendurrg
gelangen. Jn Anbetracht der grotzen und von Jahr zu Jahr
steigenden Nachsrage nach Büchern und Lichtürldern wollen Be-
stellungeu möglichst bald an die Volksbrbliothek des Badischen
Frauenvereins in Karlsruhe, Schlotzplatz 24 a, gerichtet wer-
deu.

-i- Mülhansen i. Els., 29. Sept. (R e g i m e n t s j u b i-
läum.) Nachdem die Truppen aus dem Manöver zurückge-
kehrt siud, wcrdeu die Vorbereitungen sür das fünfzigjährige
Jubiläum des Regimcnts „Prinz Wilhelm" auf -das Eifrigste
betrieben. Die bisherigen Uumelduugeir lasseu erwarten, datz
die Feier dieses badischen Regimeuts nicht darunter lerden
wird, datz das Regiment schon so laiige autzerhalb der Larrdes-
gvenzen seinc Garnisou hat. Wie für die übrigen Regimenter,
so ist auch für die Terlnehmer 'des 4. badischen Jnsanterie-Re-
gimeirts „Prinz Wilhelm" Nr. 112 seitens der Generaldrrektion
>der badischen Eisenbahnen eine Fahrpreisermätzigung gewährt
worden. Die einsache Fahrkarte grlt für die Hin- und Rück-
fahrt. Die Teilnehmer crhalten zur Erlangung dreser Preis-
ormätzigung vom Regirnent Ausweise, welche ber der Fahrt vor-
zuzeigen sind. Das Jubliäum in Mülhausen wird den Rergen
eröffnen mit Zapfenstreich am 14., Ktrchgang und Regiments-
appsll arn 15. Oktover. Für die schon am 14. eintreffenden
Teilnehmer ist Quartier bereitgestellt.

80 Siirgen, 29. Sept. (DasHotel Schweizer-
Hof), Besitzer Pfoser, ging laut „Heg. Erz." zum Pverse von
85 200 Mark inklusivc Jnventar in andere Hände über.

j Todesfälle. Jn Karlsruhe stürzte ein in der Kaiser-
allee woihnhafter verherrateter Privatmarm aus seiner rm
dritten Stocke gelegenen Wohnuug in den Hof hinab und wcrr
sofort tot. — Das acht Monate alte Söhnchen eines Mecha-
nikers in Karlsruhe waff am 28. ds. eine mrt heitzem
Kaffee gefüllte Kanne um, wober sich dasseWe 'derart ver-
brühte, dah er heute früh seinen Verletzungen erlag. — Jn
S i ns h e i nr wurde der 59 Jahre alte Zimmermann Peter
Hummel von Steinsfurth im dortigen Gemeindewald erhängt
ausgefunden.

Aus Baden. Fn Todtna u beschloß der Bürgerausschutz
den Wiederaufbau der äm 12. April dieses Jahres abge-
brannten „Viehhütte" mrt einem Kostenaufwand von 10 000
Mark. Es' sind wiederum mehrevs Gastzimrner vorgesehen.
Der Plan, auf der Höhe >des Feldberges autzer den bereiks be-
steheäden beWen grotzen Hotels des Herrn Maier noch ein
grotzeres Aktien-Hotel zu grüNden, ist defrnitiv aüsgehoben. —-
Der Großherzog nnd dre G r o tzh e r z o>g i n strftetsrr
zur Erinneruug an'die Tause der Prrnzessin Märie Mexandra
der Evangelischen Diasporagenossenschaft Salem eirr ver-
silberies Taufgeschirr. — Fn B a uff ch l o t t fiel der ver-
herratete 68 Fahre alte Küfer Kirtscheüelr bon der Tennenlerter
so unglücklich hevab, datz ihm der linke Futz vollständrg zer-
splittert wnbde. Der Schwerverletzte wuüde in das Kranken-
haus verbracht, wo ihm 'der Futz amputiert werden mußte.
Nun rst 'der bedaueruswerte alte Mann sernen Berletzungen
erlegen. — Der größte Hof inSommeran, der sogenannte
„GlaIhof", brannte vollständig ab. Der Besitzer war auf dem
Felde beschäftigt. — Der Gasthof „zum Löwen" rn Kirch -
dorf ging samt Jnverrtar nNd allen Liegenschasten an H.
Weil und Daniel Guggenheim bon Gailingen um dre Sunrme
von 40 000 Mark über. — Die P fäffenhofer Mühle
rnOningen ist -urch Kauf um 62 600 Mark air Handels-
mann Frank in Konstanz übergetzangen.

Kandel und AerLehr.

Mannhetm, 29. Sept. (Aktien.) Oberrh. Bank 114.80 G.
Rhein. Creditbank 142.— G. Rhein. Hypoth.-Bank 181.— G.
Brauerei Kleinlein, Heidelbera 160.—G. Schrödl'sche Brauerei«
Aktien 175.— G. Portland Cement Heidelb. 107.— B.

Frankfnrt, 29. Septbr. Effektensozietät. Abends 6V« Uhr.
Kreditaktien 215.40—215—215.30 b. Okt., Diskonto-Kommandit
185 b. Okt. 185.20 b. ept.. Deutsche Bank 207.10 b. Okt.. Na-
tionalbank f. D. 11610 b. G. Okt., Berliner Handelsgesellschaft
154 50 b. G. Okt., Staatsbahn 153.50 b. Okt., Lombarden 20.25
b. Okt., 4V-Proz. innere Argentinier 77.10 b. G-, 4'stproz. äußere
do. 76 90 B. 80 G., 5proz. Vulgar. St-Anl. 90 b. G„ Monop.
Griechen 44.10 b„ Bochumer 178 b, Harpener 165.75 b. G.,
Hibernia 171.50 b-, Oberschl. Eisen-Jndustrie 101 b . Neue Boden-
Aktien-Ges. 153.70 b. G, Bad. Zuckerfabrik 73 60 b. G„ Elektr.
Schuckert 85 50 b. G.

6'st bts 6V- Uhr:

Jn Uebereinstimmung m!t etwas niedrigeren Notierungen der
ouswärtigen MSrlte zei.-te die Aderd 'örse bei wenig belekten
Umsätzen auf den meillen Gebie'en -liite äuieichwächu- Hai ung.

Zum Zusammenbrnch der Aktiengcsellschaft für Chemische
Jndustrie schreibt der „Mann'h. Gen.-Anz." ferner:

Die Katastrophe der Akffengesellschaft für chemische Jndu-
strie Rheiuau.-Mannheim hat in weiten Kreisen des Handels
und der Jndustrie tiefe Bestürzung hervortzerufen, derrn siL
kam thatsächlich für Viele unerwartet. Allerdings heitzt es,
datz ganz eingeweihte Stellen von der schlimmen Lage des
Etäblissements schon vor ca. einem Jahre Kenntnis gehabt
hatten. Damals schon hat die Gesellschaft vor dem Zusarm
menbruch gestanden und habe sich nur dadurch üüer Wasser hal-
ten können, datz es ihr gelang, von der Banque Centralo
d'Anvers in Antwerpen, dre bisher nicht mit ihr in Verbindung
stand, bedeutende Geldmittel zu erhalten.

Sehr aussällig und befremdeüd toar für die eingeweihten
Krerse auch der stetige Geldmmrgel, in dem sich das verkrachte
Etäblissement in den letzten Monaten ständig befmiid. „Es
ivar von ihr nie Geld zu kriegen", sagte uns ein Gewahrsmarm,
uud -as war sür uns schon lange verdächtig.

Wahffcheinlich ist es auch diese stetige Geldknappheit gsweseN-
welche bei der Oberrhernrschen Bcmk Verdacht erregte, sodaß
diese im Auffichtsrate eine genaue Revision der ganzen Ge-
schäftsbücher beantragte. Als sich bei dieser Revision schon «ü
Anfcmge derselben einige vevdächtige Unrichtigkeiten herans^
stellten und Drrektor Böhm um Aufklärung ersucht wurde, gc-
stcmd dreser sofort seine unredlichen und schtvindelhaften MaM^
pulationen ein. Es kann schon jetzt als feststehend angeseherl
 
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