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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229-255 (01. Oktober 1902 - 31. Oktober 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0630

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öefestigt tverden.

5. Die offene Rinne am Schloß-Wolfsürunneniveg hinter
dem Schlotzgarten soll eine Abdeckung erhalten.

6. Das Bauvorhabcn des Herrn I. Remler an der Ecke
der Hilda- unö Ringstratze, sowie jenes der Schrödlsä)en
Brauereigesellschaft an der Bergheimerstratze werden nicht be-
anstandet.

7. Jm August tvurden 485 Stück Grotzvieh und 2219
Stück Kleiuvieh im Schlachthaus geschlachtet, auf dem Vieh-
hof aber 78 Stück Grotzvieh und 1939 Stück Kleiuvieh zum
Verkauf gebracht.

8. Nach der Zusammenstellung der Stadtkasse haben die
Werbrauchssteuern im August 17 372 Mark 65 Pfennig er-
tragen.

** Geheimrat Henry Thode arbeitet, wie wir hören, schou
seit langem an einem umfassenden Werke uber Michel Angelo,
Lessen erster Baitd sich gegenwärtig in der Preffe btfindet und
noch im Herbst bei G. Grote in Berlin erscheinen tvird.

-t- Medaillonbild Kutzmauls. Jm Schaufenster der llni-
versitcitsbuchhandlung Baugel uud Schmitt (O. Petters), An-
lage, ist auf einige Tage ein für das Grabdenkmal unseres
verstorbenen großen Ehrenbürgers und Arztes Kutzmaul be-
stimmtes Medaillon ausgestellt. Das Medaillon ist von der
Hand eines jungen Künstlers namens Hans Fries, einem ge-
borenen Heidelberger, welcher seit kurzer Zeit seine Wirkungs-
stätte hierher verlegt hat. DasiMedaillon giebt die edlen Züge
des grotzen Toten in hervorragender Werse wieder. Das
Medaillon ist im Auftrage der Hinterbliebenen hergestellt.

IV Adolf Hausraths neuestes Werk „Die Albigenserin",
Eine Erzählung, ist soeben im Verlage von Breitkopf und
Härtel, Leipzig, erschieneil.

-n Unterstiitzungsfond für die Mitglieder Deutscher frei-
tvilliger Sanitätskolonnen vom Roten Kreuz. Der vom Ber-
leger des offiziellen Fachorgmis der Dentschen freiwilligen
Sailitätskolonne, des „Deutschen Kolonncnführers", ins Leben
gerufene „W o h l t h ä t i g k e i t s k a l e n d e r" zu Gunsten
eines Unterstützungsfonds für die Mitglieder DeuM)er frei-
tvilliger Sanitätskolonneu", ein für jedes Haus bestimmter
nnd wohlgeordneter, reich illustrierter Familienkalen-
der hat nicht nur bei dcn zahlreichen Gönnern und Mitglie-
dern des Roten Kreuzes, sondern in allen Kreisen der Be-
völkerung eine so beifällige Aufnahme gefunden, daß die für
hener vorgesehene Auflage jetzr schon nahezu vergriffen ist
und eme zweite in Drnck gegeben werden mußte. Jm Hinblick
auf das humanitäre Untcrnehmen versäumen wir nicht, weitere
Kreise nochmals auf den sehr hübsch ausgestatteten Kalender
nnd den vorzüglichen Jnhalt dcsselben hinzuweisen. Der
„WohWitigkeitskalender" kann dnrch die Expedition dieses
Blattes bezogen werden. Preis: 60 Pfennig.

Zweifelhafte Firmen im Auslande. Die Handelskammer
rst im Besitze eines reichhaltigen Materials über ansländische
Firmen zjveifelhaften Rufes. Auskünfte auf Grund dieses
Materials werden stets bereitwilligst erteilt, sofern Anfragen
Mer bestimmte Firmen an die Handelskammer gerichtet
tverden. Soweit irgend thunlich, soll die Unskunftserteilung,
für wclche strenge Vertranlichkeit beanfprncht wird, auf münd-
lichem Wege erfolgen. Die Walhlberechtigtcn der Handels-
kammer werden gut thuu, sich vor dem Mschlietzen von Ge-
schäfteu mit ihnen unbekannten ausländischen Firmen iu dcm
Dureau der Kammer zu vergewissern, ob über diese Firmcn
zur Vorsicht mahnende Nachrichten vorliegen.

Jm Hinblick auf die bevorstehendcn Rekruteneinstellungen
seien die Beteiligten darauf hingewiesen, batz alle Rekruten ver-
pflichtet sind, vor ihrer Einstellung ein etwa gc^en sie schweben-
des Gerichtsverfähren der zuständigen Militirrbehörde anzu-
zeigen. Sie wevden gegcbenfalls nicht eher eingestellt, bis
die Strafsache einschlietzlich der Strafvollstreckung erlehigt ist.
Unterlasseii sie die rechtzeitige Anzeige, so werden sie bei einer
gegen fie erfolgenden Verurteilung 'behufs Verbütznng der
Strafe entlassen, gleichviel, wie lange fie alsdann bercits ge-
dient haben. Jm nLchsten Jähre werden sie alsdann erueut
ausgehoben, ohne datz ihncn die voraufgegangene Dienstzeit
angerechnet wird.

Die Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörter-
verzeichnis, für Baden im Auftrag des Großh. Ministeriums
Ves Jnnern heraüsgegeben bon Grotzh. Oberschulrat, wird dem-
nächst im Verlage bon Moritz Schauenbnrg in L a hl r er-
scheinen. Das neue Büchlein wird in Preis und Umfang
dem bisherigen gleich bleiben. Die Einführung der bekannt-
lich auch für Ocstcrreich nnd die Schweiz angenommenen Recht-
schreibnng ivird in Baden am 1. Januar kommenden Fähres,
in den badischen Schulen bom nächsten Schuljahr äb Voraus-
fichtlich erfolgen.

X Militärisches. Die Zähl dcr gestern in das hiesige Ba-
taillon eingetrctenen Einjährig-Freiwilligen , beträgt 20.

X Strasienbahn. Gestern Abend nach 10 Uhr begannen
die Probefahrten der e l e k t r i s ch e n Stratzenüahn
auf der Hauptstratze. Die Direktion benutzte hierzu eiueu
fonst auf der Strecke Bähnhof-Friedhof verkehrenden Wagen.

-i- Polrzeibericht. Verhaftet tvurden 3 Personen, und zwar
L-in angeblicher Lehrer und ein Schuhmacher ivegen Land-
streicherei, ein Kaufmaim ivegeu des gleichen Vergehens und
wegen unerlauüten Tragens von Waffeu.

-si Aus Dossenheim an der Bergstratze, 1. Oktober. (N a ch-
r u f.) Gestern Rachmittag wurde dahier Aülerwirt Johanu
Schröder im hohen Alter von beinähe 79 Jahren. zur Ruhe
bestattet. Eine zahlreiche Leichenbegleitung von hiesigen und
auswärtigen Leidtragenden folgte dem Sarge. 1843 als Re-
krut zur Artillerie gezogen, machte er 1849 das Revolutious-
jahr mit, blieb aber seinem Fürsten und seinem geleisteten Eide
treu und nähm Teil an verschiedenen Gefechten gegen di-e auf-
rührerischen Freischaren. Vom Militär entlassen, trieb er zu
Hauso Landwirtschaft und betrieb die früher sehr bekannte und
berühmte Gaftwirtschaft „zum Adler" dahicr. Als im Jähre
1900 der Mesige Artillerieverein gegründet ivurde, trat Schrö-
der als ältestes Mrtgl'ied demselben bei nn§ als im Herbste
des Jahres 1902 der Verein scine Fähnenweihe abhielt, wurde

Schröder als Senior des Vereins besonders geehrt. Er und
noch drei Veteranen, Feldhüter Willheid von hier und-Flaschner-
mister Kllng von Handschuhs'heim tvurden im Festzuge in einer
festlich geschmückten Chaise durch das Dorf gefahren, was
die drei alten Veteranen selbswerständlich sehr freute. Schrö-
der ivar ein treues Mitglied des Vereins, Äen er auch jederzeit
und in jeder Beziehuug thatkrästig unterstützte. Auch beim
Feuerwehrverein war er Ehrenmitglied. Beide Vereine, welche
vollzählig dem Leichenzug sich arrschlossen, legten durch deren
Vorstäude schöne Kränze am Grabe nreder. Der Vorstand des
Artillerievereins, Schlossermeister Holzer, rief dem'entschlafenen
Vetcranen rmd Freunde herzliche Abschiedsworte in das.Grab
nach. Bei dem im November vorrgen Jahres dahier ausge-
brocheneii grotzen Brande ivar auch er stark in Mnleidenschaft
gezogeu; sein Gasthaus „zum Adler" brannte ganz nieder.
Das har allerdings schwer auf den Gemütszustand des ohnepin
alten Mannes gewirkt, deuu von dieser Zeit an, als ec aus
seiuer alten Behausuug ausziehen mutzte, nahmen seine Kräfte
und seine Gesundhcit ab, er war ein kranker Mann. Als
seine iicne Behausung, das Gasthaus „zum Adler", ncu auf-
gebaut und §en Anforderungen der Neuzeit enisprechend herge-
richtet und er in dasselbe eiügezogeu war, durfte er sich der
Behaglichkeit und Bequemlichkeit derselben nicht mchr lange
freuen. Nur einen Tag eigcntlich krank, entschlief er am
verflossenen Sonntag sanft und ruhig. Friede seiner Aschel
Ehre seinem Andenkenl

f Maiiiiheim, 1. Oktober. Gegeiiwärtig findeu hier die
Neuivahlen in deu Bürgerausschutz stat. Gestern wühlte die
Ktasse der Niederstbesteuerten, in der, wie vorauszusehen war,
die Lisle der Sogialdemokraten siegte. Die Wahlbeteiligung
war eine flaue. Von 15 508 Wahlberechtigteu stimmteu nur
7017, gleich 45,2 Prozeut ab. Es erhielten: die Liste der
Soziäldemokraten 4928 Stimmeu, die Liste der vereinigteu
Parteieu (Natioualliberale Partei, Zentrumspartei und Frei-
sinnige Partei) 2076 Stimmen. Die L-ozialdemokratie ver-
dankt ihren Sieg nicht ihrer eigeneu Stärke, soudern der Flau-
heit der bürgerlichen Wähler, die es nicht sür nötig hielten,
ihr Wahlrecht auszuübeii. Schon die Wählagltation Ivar in
der dritten Klasse sehr ruhig. Recht kebhaft wird sich dagegen
der Wahlkampf in der zweiten und ersten Klasse gestalten. Heitz
hergehen dürfte es namentlich in der ztveiten Klasse, welche
die Demokraten mit Hilfe der Sozialdemokraten erobern wollen.
Um der Bürgerschaft die heftigen Wahlkämpse zu ersparen, und
um allen Partcien eine Vertretung auf dem Rathause zu
sichern, stellten die vereinigten bürgerlichen Parteien(National-
libcrale, Zeiitrum und Freisinnige) auch hier für die zweite nnd
erste Klasse gemeinsame Listen auf. Geht diese Liste der
vereinigten bürgerlichen Parteien durch, danu tritt in der jetzi-
gen Zusammeiisetzung des Bürgerausschuffes kcine grotze Aen-
ocruiig ein, sondern sie bleibt im großen Ganzen die seit-
herige. Wahrscheinlich wird für 'die Wahlen der zweiteu uiid
ersten Klasse noch eine SondeMste der gemeimrützigen Bererne
der Vorftädte auf der Bildfläche erscheincn. Die Einwohner
§er 'Dorstädte fühlen sich benächteiligt. Nach ihrer Tlnsicht
ist für Lie Borstndte in den letzten Jahren nicht genügend ge-
than worden. Sie glauben, nim ihr Ziel einer grötzexen Be-
rucksichtigung der Vorstadte in den nächsten Jahren seitens
der Stadtverwalnmg am Besten zu erreichen, wenn sie eine
cigene Liste ausstellen. An einen Sieg dicser Liste ist natür-
lich nicht zu denken. sie wird vielmchr nur eine Zerspl'itterung
der Stimmen herbeiführen. Ob dies' der richtige Weg ist,
möchten wir sehr bezweifeln. Durch die Vorkommnisse aus der
Rheinau ist natürlich das Jnteresse an den städtischen Wahlen
vorerst etwas i'n den Hintergrund gedrängt wovden.

Z Mannheim, 1. Oktober. Die hiesige Fleischermnung giebt
bekannt, datz vom 1. Oktober ab das Pfund Schweine-
fleisch wieder z n 80 Pf. verkauft wird.

Z Brannheim, 1. Oktober. Gesteru Vormittag ivurdc hrer
auf' dem Zeughausplatz der Grundstein zum Moltke-
Dcnkmal gelegt.

Bruchsnl, 1. Oktober. Die hiesige Hofapotheke wurde
au Herrn Barquer aus Karlsruhe-Mühlburg verkauft.

SE Karlsruhe, 1. Oktober. (Strafe m u tz seinl)
Der Prozetz Arnold-Rasch, der vor einiger Zeit beim hresrgen
Schöffengericht verhandelt wurde, hatte für den Privattläger
Hofrat Ärnold ein unangenchmes Nachspiel. Ein Beamter der
Steuerdirektion, dem beim Lesen der Aeitungsbcrlchtö die cuor-
meu Siimmen aufgefallen ivaren, welche die Herren Sachver-
ständigen für ihre Gutachten sich bezahlen lietzen, stellte Nach-
sorschnngen an, ob dieses „Nebeneinkommen auch verstenert
wnrLe. Älnd siehe da: es stellte sich heraus, datz Hofrat Arnold
eine beträchtliche Summe zu fatieren „vergessen" hatte, Ives-
halb cr 'die Kleinigkeit won 8000 Mark nachzahlen mutzte.

Z Karlsruhe, i. Oktober. Am Sonntag, den 6. Oktober,
findet in der Johanmkirche die Einführung des von dem
Grotzherzog znm Stadtpfarrer der Südostpfarrei er-
nannten Herrn Wilhelm Ziegler statt.

— Baden-Baden, 30. Sept. Die Siegerin im diesjährigen
Grotzen Preis von Baden, die vierjährige Stute „La Camargo"
des Hervn A. Abeille, hat am Sonntag den „Prix du Princs
d'Orange", Wert 20 000 Franken, gegen sechs Mitüewerber
davongetragen. Unter letzteren befcmden sich die zwet besten
Dreijährigen Fmnkreichs, Retz" und „Maximum". Man
sieht baran, welch vorzüglicher Klasse die Siegerin im Gold-
pokalrennen angehört; allerdings ift das «in schwacher Trost
für die deutschen Ställe. — Der den Besuchern des Jffezheimer
Rennplatzes wohlbekannte Fockey I. Reisf, der Ende dieses
Jähres aus den Diensten des Herrn Caillault ausscheidet, ist
von Hern E. Blanc gewoimen worden. Reiff bezieht, wic die
„Sportwelt" meldet, ein Gehalt von 2500 Pfund (50 000
Mark).

si Gengenbach, 1. Oktober. (U n g l ü ck s f a l l.) Am
29. v. Mts. ereignete sich in der Lehmgrube des Herrn Zicgelei-
besitzers K. Jsemann auf der Binzmatt ein sehr schiivever Un-
gluXsfall. Der 34 Jahre altc Taglöhner August Geppert
von hier wurde dort durch herabstürzende Erdmassen verschüt-
tet, was den Tod zur Folge hatte. Die sosort angestellteu

auserbauen helsen, schalten und walten dürfe nach bcster Ein-
sicht. Hier fällt einem der Ludwigsche Erbförster ein. Aber
dies ist dsie Sphäre nicht, in der sich Philippi üewegen mag. Jn
seinem Stücke ist sehr viel Gregor Samarow und ein wenig
auch Eivald August König und Temme. Denn da es schlietz-
lich soweit kommt, daß der Junge vergißt, wie der Alte hier
Stein auf Stein auferbaut hat, datz der Junge merkt, wie
oben eigentlich nnr Platz für einen sei, blcibt dem Alten nichis
übrig, als den Kriminalkomissär zu spiclen. Es handelt sich
um die 'Entwendung eincr Modcllzeichnung für ein Gewe'hr, das
der Staat bestellt hat. Der Junge ahnt den Urhebcr der Ver-
untrcuung so tvenig, datz er sich gar mit dessen Tochter ber-
loben Will. Der alte Sartorius läßt sich, nachdem er bereits
die Stimmung des cntthronten Löwen, der sich auf seinen
Ruhesitz zurückgezogen, ein wenig in Betrachtungen und Reden,
aus dem Fenster mi die huldigende Menge gehalten, ausge-
kostet hat, die Mühe nicht verdrietzen, den Scheinheiligcn, der
das Ohr des neuen Herrn gewonnen, wls Diä> zu entlawen.

Die Spannung, die den Zuhörer beherrscht, erinnert an
hie bcim Lesen eines Detektivromans. Dabei ist doch die
Sprache sehr sorgfältig behandelt, oft jagt eine hübsche Wen-
dung die andere. Besonders die Gestalt des Gewaltigen, der
respektiert sein tviN, nicht geduldet, entsaltet sich nach vielen
Seiten.

Herr Sigl spielte diesen Mmm, der nur durchsichtige.

klare Menschen mit reiner Vergangercheit um sich haüen will.
der ein kleiner König ist und ein schlichter hausbackener Ehe-
mann daneben, mit der ganzen liebevollen Versenkung in
einzelne Züge, die diesem aiisgezeichneten Darsteller eigen
ist. Und so wollte denn auch der rauschende Beifall nach
jedem Aktschlutz nicht enden, und so kann ich es keinem Wen-
schen von Geschmack übelnehmen, wenn er erklären sollte, er
tvolle einmal ins Theater kommen, wenn auch nicht nm Philip-
pis, so doch nm Sigls willen. Herr Brandt spielte den treu--
losen Holländer; elegant, eisig und do^in den Zügen von
steter Unruhe, war diese Gestalt vollkommen richtig gezeichnet,
vielleicht lietze sich über die Wckhl der Maske diskuticren. Herr
Eckhos war der neue Herr, er führte die unsympathische
Rolle mit Sicherheit durch, sah vorzüglich aus, bewegte sich
übervascheniderweise äutzerst geschickt, lietz, kurz gesagt, das Beste
von einem künftigen Austreten hoffen. Die Hercrn Feld-
ner, Körner rmd Malten widmeten sich ihren kleinen
Rollen mit wohlthuendem Eifer. Herrn Reitz darf man
energische Fortschritte wünschen in der Kunst, eine Maske
zu machen. Den zweiten Gauner des Stückes, dessen Name
übrigens dem Heyseschen Romane „Kinder der Welt" ent-
lehnt ist, gab Herr Grotzmann mit erfreulicher Natür-
lichkeit. Die FrMienrollen dcs Stückes treten zurück, sie
wurden von den Damen Hohenau imd Vogel sympa-
thisch dargestellt. L. W.

Rettungsarbeitejk blieben daher ohne Erfolg. Das Gericht hat
an Ort und Stelle den Dhatbestmid ausgenommen." Geppert
hinterläßt eine Witwe und drei Kinder im Mer vou lh bis
12 Fahreu.

si Steinbach, 1. Oktober. Itach> nunmehriger Feststellung
beträgt der Hagelschaden in hiestger Gemarkung 25 000
Mark„ sür Neuweier 70 000 Mark.

LLl Hornberg, 1. Oktober. (Streik.) Jn den Bau-
nud Möbelschreinereien von Kunz und Storz sind Difserenzen
ausgebrocheu. Die Arbeiter verlangen Abschaffung von Kost
und Logis beim Meister, Arbeitszeit von morgens 6 ljhr bis
mittags 12 Uhr und von 1 Uhr bis abends 7 Uhr mit je einec
halbeii Stimde Pause, 14tägige Lohnauszahlung mid sür
Ueberstundcu 10 Prozent Lohnzuschlag. Da die Meister
nicht nachgeüen wollen, wird voraussichtlich ein Streik aus-
brechen.

Weuter- und KunlinachriHlen.

-si Stadttheater Heidelberg. Morgcn, Freitag, geht der
tressiuche Schwank „Grötzenwahn"' von Julius Rosen — be-
kanutlich ein langjähriges Zugstück aller deulschen und öster-
reichischen Bühnen — in Szene. Die Hauptrollen werden ge-
spielt von deu Tamcn Mathilde Bauer, Fischer, Hartmann,
Hoheuau, Milde, Serten uud deu Herren Schneider, Feldner,
Grohmauu, Holstein, Malteu, Reitz, Köruer uud Brenner.

Kleine Zeitunq.

— Tübiugcn, 30. Sept. Die auch von uns wieder-
gegebene Nachricht betreffend Professorentöchter stellt sich
als harmlose Sorge einer Mntter um die Begleitnnz
ihres Töchterchens ans dem Nachhausewege heraus. Es
handelte sich um Kinder, die in demselben Stadtteile
wohnten und zufällig Kinder von Professoren waren.

— Effkn a. d. Nuhr, 27. Sept. Zu Chren des aus
dem Direktorinm der Firma KrnPP ausscheidenden Ge-
heimrats Iencke veranstaltete die Handelskammec
Essen, die vereinigten Handelskammern des Industrie-
bezirkes, die nordwestliche Grnppe des Vereins Eisen- und
Stahlindustrieller, der Verein Teutscher Eisenhüttenlente
und der Verein zur Wahrung wirtfchaftlicher Interessen
in Rheinland nnd Westfalen eine Abschiedsseier. Ter-
selben wohnten anch Geheimrat Krupp, Regierungs-
präsident von Holleufser, die Eisenbahnbezirkspräsiden-
ten von Essen, Münster und Köln, sowie andere Nertreter
von Behörden an. Dem Geheimrat Jencke wurden ver-
schiedene Adressen und Geschenke icherreicht.

— Dcutsche und französischc Gelehrte. Auf dern
Kongreß deutscher Naturforscher und Aerzte in Karlsbad
betoilte, wie man der „Nenen Bad. Landesztg." berich-
tet, in der Abteilung für Mathematik aus Anlaß des voin
Vorsitzenden Professor Klein (Göttingen) erstatteten Be-
richtes über den Stand der Encyklopädie der mathema-
tischen Wissenschaften Professor Molk (Nancy), daß die
Enchklopädie gemeinsam von dentschen und sranzösischen
Forschern ausgearbeitet werde. Es geschähe zum ersten-
male, daß Gelehrte diesseits und jenseits der Vogesen
an einem Werke znsammenarbeiteten. Der Vorsitzende,
Professor Klein, Pries diese Thatsache nnter stürmischeni
Beifall der Versammlung mit warmen Worten und
wünschte, daß die Annäherung in treuer und gemeinsamer
Arbeit beiden Volkern zum Heile gereichen möge.

— Ein Witz Kaiser Wilhelms geht augenblicklich durch
die englischen Blätter: Als der Monarch den amerikani-
schen Jndustriekönig Morgan in Audienz empfing, fragtck
er eine der nüt anwesenden Damen, wie ihr die Ostses
gefallen habe. „Nicht sehr gut", lautete die Antwort,
„sie ist zu unruhig.,, — „Das thnt mir leid", antwortete
der Kaiser, „aber wenn Sie uns das nächstemal besuchen
wollen, werden wir Oel auf die Wogen gießen. Selbstver-
ständlich", setzte er mit einem Seitenblick aus Mr. Morgan
hinzu, „Standard Oel".

-— Wie aus Wien mitgeteilt wird, beschäftigt siH
gegenwärtig Stabsarzt Dr. Arthur Menzer daselbst
mit Versuchen eines von ihm hergestellten Serums
gegen chronischen Gelenkrheumatrsmns. Bis-
her sollen mit diesem Sernm 25 Versnche bei Patienten
vorgenommen worden sein, und zwar mit günstigem Er-
folge.

— Der Verleger Zolas Fasquelle (Libliotüeque
vüarpontisr) gibt für die drei letzt erschienenen Bänve,
„Paris", „Fscondits", „Travail" 88 000 beziehentlich 94
und 77 000 an. Die größte aller Auflagen — 202 000 —
hatte „La DsbLcle" gehabt; dann kommt „Nana" mit
193 000, „Lourdes" mit 149 000, „L'Assommoir", durch
den Zola plötzlich berühmt wurde, mit 142 000, „La Terre^
mit 129 000, „Le R6ve", womit der Verfasser vor 15
Jahren die Pforten der französischen Akademie sprengen
wollte, mit 110 000, „Germinal" mit ebensoviel, „Rome"
mit 100 000.

Karrdel und Aerkeyr.

Ma««hrim, 1. Oktbr. (Aktien.) Oberrh. Bank 111.— G-
Rheln. Creditbank 141.75 G. Rhein. Hypoth.-Bank 181.— G.
Brauerei Kleinlein, Heidelberg 155.— G. Schrödt'sche Brauerei«
Aktien 167.— G. Portland-Cement Heidelberg 107.— B.

Frankfurt, 1. Oktbr. Effektensozietät. AbendS 6'/« UÜr-
Kreditaktien 215.50 b., Diskonto-Kommandit 185.90 b., Deutsche
Bank 208.30 b.. Banque Ottomane 115 b. nlt., 115.30 b. cpt-,
Staatsbahn 153.50 b., Lombarden 20.20 b.< 5proz. amort. Mexi-
kaner 41.25 b.. l'/zproz. Portugiesen abgest. 48.50 b., Harpener
166.25 b. u. G., Bad. Zuckerfabrik 7370 b. u. G.

6'st biS 6'/, Uhr:

Bei geringen Umsätzen konnten stch die befestigtcn Mittags-
notierungen auf allen Gebieten behanvten.

Mannheim, 1. Oktober. Der „Mannh. Gen.-Anz." kcmsta-
tiert, datz eine gewtsse Beruhigung der aufgeregten Gemütec
etugetreten ist. Die Liquidation der Mannheim-Rheinauer
Transportgesellschaft ist bedeutungslos. Die übrigen Rheinau-
Unternehmungen des Direktors Böhm sind vollständig intakt.
§s ist somit alle Aussicht vorhanden, daß die Katastropha
auf die Aktieugesellschaft' für chemische Jndustrie beschränkt
bleibt. Geschieht dtes, dann wird es für Mannhcim ein Leicksi
tes scin, den schweren Schlag zu ubevwinden und rasch den
alten guteii Ruf, den die badische Handelsmetropole in der
deutschen Handels- und Jndustriewelt seither unbestritten ge^
notz, wieder herzustellen. Ueber dietZnkunft der AMengesell«
schast für chemischc Jndustrie ist noch keine Entscheidung get.
troffen. Der Gläubigerausschutz hat beschlosfen, vorerst now
Sachverständigen-Gutachten einzuholen. Datz gegenwärtig ü)
der Fabrik weitergearbeitet wtrd, tst ganz selbstverständlich'
cbenso, datz man den Verkauf der Fabrikgebäude und dcs der
AWengesellschaft für chemische Jndustrie gehörtgen, ca 143 000
Ouadratmeter grotzen Terrains rns Auge faffen mutz, falls
 
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