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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229-255 (01. Oktober 1902 - 31. Oktober 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0638

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mit 14 gegen 13 Stimmen (ein Nationalliberaler fehlte)
wurde der Paragraph beibehalten. Auch die Bestimmuug
des § 12, daß das Gesetz spütestens am 1. Januar 1905
in Kraft treten soll, wurde aufrecht erhalten, obwohl Gras
Posadowsky bctonte, daß wenn irgendwo, so in diesem Punkt
der Regierung sreie Hand gelassen werden müsse Nächsten
Montag wird der Bericht sestgestellt werden.

Badeu.

L.6. Karlsruhe, 2. Oktbr. Tie „Post" schreibt:
„Unscre Mitteilung, daß tie Zulassung von Männer-
klöstern in unserm Lande nicht genehmigt werde, wird
uns von gut unterrichteter Seite jetzt als richtig bezeichnet
und dazu' ausdrücklich bemerkt, daß diese Nichtzulassung
nicht infolge, sondern weil vorher schon beabsichtigt, trotz
der evangelisch-kirchlichen Petition beschlossen wurde." Auch
auf diese Slachricht ist nicht viel zu geben. Ein definitiver
Bescheid der Regierung, der hoffentlich nun bald kominen
wird, liegt noch immer nicht vor.

StuS der jrarlSruher Zeitung.

— Seine Köuiglichc Hoheit der Großherzog habeu
dem Kömglich Preutzischen charakterisierten Major a. D. Leo
Knopff in Bunzlau das Ritterkreuz erster Klasse und dem
Königlich Preutzischen Hauptmann nnd Kompagnie-Chef im
Jnfanterieregiment von Borcke (4. Pommerschen) Nr. 21 Aug.
Müller das Rirterkreuz zweiter Klasse mit Eichenlauü des
Ordens vom Zähringer Löwen, sowie dem Musketier Josef
Rothmann beim 4. Badischen Jnsanterie-Regimenr Prinz
Wilhelm Nr. 112 die silberne Rettungsmedaille verlichen und
den Gewerbelehrer Anton Engler in Villingen auf sein
unterthäniges Ansuchen uuter Anerkennung seiner langjährigen
treu geleisteten Dienste in den Ruhestand versetzt.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 3. Oktober.

a. Cinen Vortrag über „Vivisektion im Lichte des Reehts
und des Tierschutzes hielt Professur Dr. P. FörsteP gestern
Abend im kleinen Harmoniesaale. Wohl blieb der Saal ziem-
lich lecr, aber sehr aufmerksam folgten die Erschienenen
den Ausführungen des Redners. Dr. Förster sprach zunächst
sein Bedauern darüber aus, daß es immer noch kein Gesetz,
den Tlerschutz betreffcnd, gebe, obwohl ihm bon maßgebender
Stelle schon so oft versichert worden sei, daß man darauf zu-
rückkommen werde. Jetzt sei endlich Aussicht vorhanden, dasz
»nan bei der Zusammenstellung dcs neuen Reichs-Strafgcsetz-
buches auch der armen Tiere gedenke. Rödner sprach dann sehr
lebhast gegen die Vivisektion von Tiercn, auch wenn solche
im wissenschafrlichen Jnteresse vorgenommen werde. Ja, er
wollte cin solches wissenschaftliches Fnteresse nicht anerkennerr
und ging sogar so weit, den wissenschaftlichen Charakter der
Medizin anzuzweifeln. Ferner mißbilligte der Redner Ex-
perimente an kranken Menschen, die nach seiner Meinung häufig
in unzukässiger,' sTMlicher Weise ausgeführt würden. Professor
Förster schloß seinen Vortrag mit dcr Aufforderung an die
Zuhörer, dem „Weltbund gegen die Viviscktion" beizntreten,
um bieser entgegen arbeiten zu können durch Wort und That.

-i- Elcktrische Strasienbahn. Die Eröffnung des elektrischen
Betriebes aus der hiesigen Straßenbahn, die, vorbehaltlich zu-
friedenstellender Abnahme seitens der staatlichen Aufsichtsbe-
hörde, auf Montag, den 6. Oktober, fcstgcsetzt war, kann erst
uächsten Dienstag, dcn 7. Oktober, erfolgen, da die Abnahme
seitens der Nufsichksbehörde auf Montag Nachinittag fcstge-
setzt wurde. Zwecks Vornahme bon Probefahrten auf der Berg-
Tieimerstraße wird von heute Mittag ab zwischen dem Bismarck-
'platz und der Römerstraße nur ein Wagen verkehren, der alle
12 Minuten am Bismarckplatz Anschluß nach dcr Stadt, üe-
Ziehungsweise dem Friedhof hat.

X Die Staatsanwaltschaft Mannlieim hat es „in Erinan-
gelung eines öfsentlichen Jnteresscs" abgelehnt, gegen Professor
Dr. K r ä p e l i n- -Heidelberg wegen Beleidigung des Sani-
tätsrates Dr. Bilfinger in Wilhelmshöhc und anderer im
Falle Frau Hegemann-Vorster als Sachverständige geladcncn
Äerztc, ösfentlich Klage zu erheben.

f Fusrball. Samstäg, den 4. Oktober, halb 4 Uhr nach-
minags, findet hier ein Fußballwettspiel zwischen Heidelberg
(Lollege und dem Frankfurter Fußballklub „Frankfurt" statt.

8 Buren-Oberst Schiel in Heidelbcrg. Wie aus dem in
diesen Tagen verösfentlicht'en Winterprogramm des „Kauf-
männischen Vereins" hervorgeht, erösfnet die stattliche Reihe
der Borträge der mntige deutsche Kämpfer in Südafrika, Oberst

5 ch i e l. Er wird am Sonntag, 12. Oktober, im großen
Saale des städtischen Saalbaues Lbcr seine „Erleünisse in
Südafrika und während der Gefangenschaft" berichten. Näheres
wird noch bekannt gegeben.

f Schöffengerichtssitzung vom 2. Oktober. 1. Jakob Kuhn,
Iakob Schmitt nnd Friedrich Wilhelm,von Handschiihsheim er-
hielten wegen Körperverletzung Kuhn 1 Woche Gefängnis,
Schmitt 20 Mark Geldstrase, Wilhelm 2 Wochen Gesängnis,
2. Karl Joses Hörst, hier, erhielt wegen Unterschlagung 2
Wochcn Gefängnis; 3. Ludwig Wolf von Wieblingen wegen
Sachbeschädigung 3 Tage Gefängnis; 4. Fricdrich Seitz von
Wielllingen, Johannes Sohn, hier, und Gustav Steinhausen
von Wieblingen erhielten wegen Körperverletzung und Wersen
mit Steinen anf Menschen, Seitz 8 Wochen Gefängnis, Sohn

6 Wochen Gefängnis, Steinhausen 14 Tage Haft; S. Jakob
Blank, hier, wurde von der Anklage wegen Unterschlagung
freigesprochen; 6. Friedrich Frauenfeld von Handschnhsheim
erhielt wegen Sachbeschädignng 10 Mark Geldstrase; 7. Georg
Dörsmn von Altenbach wegen Widerstands und Körperver-
letzung 7 Tage Gefäiignis; 8. Jakoö Rimmer VII. von Kirch-
heim wegen Untcrschlagnng 3 Wochen Gefängnis; d. Johann
Nnton Stroh, hier in Haft, wegen Diebstahls 4 Wochen Ge-
fängnis.

-I- Polizeibericht. Vierhaftet wurde ein Metzger zur Straf-
erstehnng und 2 Frauenzimmer wegen Umherziehens. Wegen
Ruhestörung, bezw. Unfng kainen vier Personen zur Anzeige.

ß Von der Bergstratze, 2. Okt. (Die Kartoffel-
ernt e) an der Bergstraße hat begonnen. Die Befürchtung, als
würde es Infolge der lmige anhaltendön Trockenheit wenig Kar-
toffeln gebcn, ist in das Gcgenteil umgeschlagen. Die Kar-
tofselernte fällt in jeder Beziehung besser aus, als man ertvar-
tet hatte. Nur der Preis für dieKartofseln ist bisher ein zicmlich
hoher gewesen; sie haben bisher immer noch 4 Mark pro Zent-
ner gegolten. Hoffentlich sinken dieselben der guten Aussicht
halber im Preise. Denn wenn man für das Fleisch einen so
beispiellos hohen Prcise bezahlen muß und dann auch noch die
Kartosfeln, das tägliche Brot der ärmeren Leute, im Preise
hoch stünden, so wäre das gewih sehr mißlich. Obst giebt es
crn der Bergstraße nnd im vorderen Odenivald ziemlich viel,
aber trotzdem ist der Preis auch hierfür ein hoher. Für den
Zentner gebrochenes Tafelobst werden znr Zeit 6—10 Mark
bezahlt und für Mostobst 5 Mark. Zwetschgen, die zwar jetzt
beinahe ausverkauft sind, erreichten in der letztrn Zeit den un-
erhört hohen Preis von 10—11 Mark per Zentner, ein Preis,
der noch nie da ivar. Die Aussichten auf einen einigcrmahen
guien Herbst sind vorüber. Die Trauben sind znm grotzen Teil

iwch unreif; von Traubenwein daraus zu.keltern, ift keine
Rede; man kann sie höchstens zerstainpfen imd unter den Obst-
mosl mtschen, aus andere.Weise lassen sic sich nichr Vertverren.

X Doffenheim an der Bergstraße, 1. Oktober. (Reicher
K i ii d e r s e g e n.) Der Storchmann scheint es mit einzelncn
Einwohnern der hiesigen Gemeinde recht wohl zn meinen, denn
er beglückte zwei Familien in diescm Fahre schon mit Drillin-
gen. Jm verflossenen Frühjahr kehrte er im Harise des Ar-
beiters Johann Wannemacher ein und beglückte dessen Familie,
der er ein Jahr zuvor Zwillinge gebracht hatte, dieses Jahr
mit Drillingen und heute kehrte er im Hause des Steinbruch-
arbeiters Hcinrich Groß ein und beschenkte den jungen Ehe-
mann'zum ersteiimale mit Trillingen, und zwar mit drei Mäd-
chen. Muttcr und Kinder befiüden sich znr Zeit wohl.

Wiesloch, 1. Oktober. (Versetzn n g.) Herr Landwirt-
schaftslehrer Viclhauer wurde an die neu errichtete landwirt-
schastliche Winterschule nach Mosbach versetzt nnd wird seine
neue Stelle schon in den nächsten Tagen antretcn. Als' Nach-
folger des Herrn Vielhaner wurde Herr Landwirtschaftslehrer
Weitbrecht aus Stuttgart crnannt.

ß Bom Odenwald, 2. Okt. (Beendete Wassernot.)
Das Rcgenwetter, das sich nun eingestellt hat, kommt den Land-
ivirten, welche seither der großcn Trockenheit wcgen mit der
Aussaat nicht beginnen konnten, sehr erwünscht. Besonders
willkommen aber ist es vielcn Geüirgsbewohnern, deren Brun-
nen schvn seit 14 Tagen und länger kein Wasser mehr hatten
und' die deshalb mit vieler Mühe und Zeitvcrlnst wcit nnten
in dcn Thälern ihr Wasser holen mußten.

s- Aschbach bei Wildmichelbach, 2. Oktober. (W a s.s e r-
leitnng.) Aüf einer hier stattgehabten Bürgerversammlung
haben sümtlichc Bürger hier erklärt, Anschlnß an dic demnächp
fcrtig werdende Wasserleitung auf eigene Kostcn herstellen
zu lassen.

Eberbach, 30. Sept. Wie die „Badische Neckarzeitung"
hört, ist der vorgebliche Graf, der in, einem hiesigen Hotel
Schwindeleien verübte, in iWien gefaßt worden und wird vor
der Strafkammer Mosbach auf der Anklagebank erscheinen.

8L Mannheim, 2. Oktober. (Einen schauderhaf-
ten Selbstmord) beging vergangene Nacht der Bau-
zeichner Wilhelm Günrher. Er setzte sich auf das Fensterge-
sims seiner Wohnnng und brachie sich mittels Revolvers drei
Schüsse bei, dann fiel der Schwerverletzte bewnßtlos vom
Fenster dcs dritten Stockes auf die Straße herab. Günther
starb auf dem Transport nach dem Krankenhause.

8L Karlsruhe, 2. Oktober. (Die Juüiläiims-
K u n ft a u s st e l l u n g ) wird am 15. Oktober abends 0 Nhr
gcschlossen. Wer also die Ausstellnng noch sehen will, inuß
sich beeilen, Der Besuch war über alles Erwarten gut, so daß
voraussichtlich auch das finanzielle Ergebnis nichts zn ivüiischen
übrig läßt. Man darf der Ausstellungsleitnng die Anerkcn-
nung nicht versagcn, daß sie für die wenig bemittelten Leute
in entgegeiikommender Weise Vergünstigiingen zum Besuche
dcr Ausstellung eintreten ließ. Zu bedauern ist nnr, daß dicses
Eiitgcgenkommcn für die Bcvölkerung der entfernter liegenden
'Landesteile wertlos blieb, weil die Generaldi.rektion der badi-
schcn Eisenbahncii sich nicht zn der Auffassung ansschwingen
k'onntc, daß sie die Ausstellungsleitung in dem Bestreben hätte
nnterstützcn miissen, die Ausstellung möglichst wciten Volks-
kreisen zugänglich zu machen. Mehrmals wnrde die Eisen-
bahnverivaltung dazn aiigeregt, aber vergebens, nian blieb
diesen Anregungen gcgenüber zugeknöpft.

6L Karlsruke, 2. OKober. Der katholische Männerverein
in der Oststadt hat an das Kultus- iind Unterrichtsministerium
eine Eingabe gerichtet, worin gegcn -die Art und Weife, wis
Prof. B ö t h l i n g k in seiner Schrift „Auf der Fahrt nach
Canossa"' die katholischen Priestcr und die deutschen Katholiken
bchandelt, Verlvahrung eingelegt, gegen die angcblichen zahl-
reichen nnd schwcren Beleidigungen Protest erhoben und das
Ministcrium ersucht wird, die Katholikcn (sollte heißen: Ultra-
montanenl) gegen solchc „Jnsulte" ans den Reihen der ihm
imtcrstelltcn Beamten zu schützen. Die Eingabe trägt ca. 300
'Unterschrifteii. — Wir möchten bezweifeln, ob auch imr drei
Mitglieder des Vereins die Schrift überhaupt gelesen haben.
Die gehässig'c Denunziation richtet sich übrigens von selbst und
wird ohne Zweifel im Ministeriiim als solche gebührend ge-
würdigt wcrdcn.

8Ö Karlsruhe, 2. Oktober. An der Jngcnicurprüfimg,
die zurzeit in der Technischen Hochschiike abgehalten wird, be-
teiligen sich nicht iveniger als 48 Kandidaten. Dicsem großen
Angebot gegenübcr ist die Nachfrage nach Jngenicnren sehr
gering; da dicscr Berussstand wie kein anderer untcr der
wirtschaftlichen Krisis zu leiden h'at.

f Rastatt, 2. Oktöbcr. Wic von hicr gcmcldet ivird, hat
Herr Hoflieserant U. Niederbühl hier die Präsidcnten-
sitelle 'ffes Landesberbaiides badlscher Gewerbcpcreine über-
nommcn.

X Lichtenau, 2. Oktober. Am Sonntag, den 12. Oktober,
findet hier der Delegiertentag des Kreises 6 dcs badischen
Landesfeuerwehr verbandes ftatt.

8 Gernsbach, 2. Oktober. (Grüne Zwetschgen.)
Jn Staufenberg, in der Nähe des' Schnlhauses, konnte man
vor einigen Wochen ein Zweschgenbänmchen blühen sehen, ffnd
jetzt hängen schon ziemlich entlvickelte Früchte — allerdings
mÄ grün und unreif — daran. Blühtcn zur Augustzeit oder
Herüstzeit kann man in nnserer Gegend häufig bemerken, aber
Früchte von diesen Blüthen haben wir in den 25 Fahren, die
lvir schon Obstbaunizucht tveiben, noch nicht bekommen, nament-
lich nicht von Zwetschgen. Aepsel oder Birnen zeigen häufiger
Blüten außer der eigentlichen Blüthezeit. — Zweffchgen gab
es dicses Jahr übcrhaupt nicht sehr viele; nur wer gerade Glück
hatte, bekam solchs. Es konnte borkommen, daß cin Baumbesitzer
eine Masse Zweffchgen bekam, während die Bäume seines näch-
sten Nachbars vollständig leer standen. Die Früchte wnrden aber
auch giit bezählt, 8—10 Mark pro Zentner, so daß niemand
dieses Fahr Zwetschgen zum Brennen eingeschlagen hat, son-
dern sie sämtlich verkaufte. Für diesen Preis giebt man sie
besser bem Händler. Birnen sind besser gcraten und des-
halb für die Branniwcinprodliktion' eingeschlagen worden,
hauptsächlich diejenigen, die für den Han'del weniger tvagen.

X Freiburg, 2. Oktober. Gestern trat hier im Kornhaus-
saale ffie katholische Kirchensteuervertre tung zu-
sammen, um für drei Jahre den Kirchensteuervoranschlag für
den badischcn Anteil der Erzdiözese Freiburg zu beraten. Weih-
bischof Dr. Knecht eröffnete die Tagung mit einer kurzen Be-
grüßnngsmisprache. Der Jähvesdurchschnitt der Einnahmen
beträgt 21 850, der Ausgäbcn 619 516 Mark, so daß durch
.Kirchensteucrn jährlich 497 666 Mark aufzubrtilgen sind. Aks
Stenersätze sind vorgeschlagen für die Jahre 1903, 1904 und
1905: Von den Kapitalrentensteuerkapitalien 1 Pfennig, von
100 Mark, von den Grund-, Häiffer-, Gefäll- nnd Gewerbe-
steueranschlägen 1,5 Pf. von 100 Mk., von den Einkommen-
steueranschlägen 20 Pfennig von je 100 Mark. Gestern wnrden
2 Positionen erledigt: Anfwand für das Erzbischöfliche Ordi-
nariat 40 000 Mark pro Jahr, nnd für den katholischen Ober-
sffstüngsrat 5711 Mark. Die Bcratungcn werden Ivahrscheinlich
heute beendet.

X Bonudorf, 2. Oktober. (E in q ua r ti e r u n g s z u-
schuß.) Die hiesige Stadtgemeinde geivährt den Quarffer-
gebern anläßlich der stattgefiindenen Einquartierung pro Tag
«n§ Mann ans der Gemeindekasse einen Zuschuß von 70 Pfg.,
wodurch der Stadtkasse eine Anslage von- rund 15 000 Mark
cntsteht.

X Patentbericht für Baden vom 30. September 1902. mit-

geteilt vom Jnternationalen Patentbureau C. Kleyer
Karlsruhe (Baden), KriegSstraße 77. (AuSkünfte ohne RecherSV
werden den Abonnenten dieser Zeitung kostenfrei ertetw
Die Ziffern vor den betreffenden Nummern bezeichnen die Klaw'
Patentanmeldungen: 68ä. S. 1S647. AlS Band »vl
wendbarer Thür- und Fensterfesteller mit Krongesperre. Lom
Sitzler, Karlsruhe t. B., Augustastraße 3. 9. November 1^1,'

Patcnterteilungcn: 11s. 136714. AuS federhartem
hergestellte Papierklammern zum Zusammenhalten voa lost'
Papterblättern u. dgl. I. Spteß, L.-Baden. 14. Dezember
Gebrauchsmuster-Eintragungen:L8ck. 183803. rlf
Fenstcrrahmen lösbar befestigtes, dnrch Scharniere gelenkig
bundeneS Rahmengestell mit Schnur-Rollenläufen als Wäsch°'
trockenvorrichtung sür den HauShalt. Johannes Waibel, KE
ruhe i. B.. Shützenstr. 91. 14. August 1902. 71a. 183 68^
Herrensttcfel mit untcr daS Hinterteil geschobener, mil dcm Voidck'
teil aus einem Stück bestehendec Staudzunge. Wilh. Weinsche"''
Karlsruhe i. B., Ritteistr. 34. 2. Seplember 1902.

Kleine Zeitung.

— Jma, 1. Okl. Der Leutnant Thieme, der i»'
Januar den Studenlen Held im Pistolenduell erschoß um
zu 2^ Jahrcn Festung vernrteilt wurde, ist begnadE
worden, nachdem er noch n cht die Hälfte seiner Straszeu
verbüßt hatte. Thieme und Held waren sich in der
jahrsnacht begegnet und waren insolge des Alkoholgenuss^
in Wortwechsel geraten.

— Fiume, 1. Oktoüer. Jm alten Schlosse Tersatto
Fiume, das den Nachkommen des Feldmarschalls Grafen N's'
gent gehort, wurde jüngst der Nachlaß des verstorbenen Grasi'
Ärthur Nugen't, üesteheiid aus Bildern, Waffen und Dköbel^
versteigert. Zwischen dem Sohne, Grasen Laval Nugem, u>u
der Tochter Anna, eiitstand ein hestiger Streit, in desseu
Verlauf die Comtesse einen Revolverschuß auf den Grasi'',
abfeuerte, der jcdoch unverletzr blieb. Die Comtesse mußu
unter polizcilicher Aufsicht im Schlosse verbleiben.

Weater- und Kunstnachrichlen.

ff- Stadttheater Heidelberg. Als erste OpernvorstelluNö
gcht Sonntag Verdis „Violerta" („La Traviata") in Szem
nach sorgfciltigen Proben, die von Herrn Kapellmeister Radj»
und Negisseur Feldner geleitet wurden. Vou neueir Gesang^
krnften treten an diesem Abende die Damen Braun (Tiü'u
partie), Kaltenbach und Diedrichs und die Herren Väwch
Mechler und Stauffers auf, anßerdem sind in wichtigen Puf"
tien beschäftigt die Herren Feldner, von Hrmyady uäd Waffr"".
Die Vorstellrmg findet außer Abonnement statt; den Abonne>>(
ten der nngeraden Reihe wevden ihre Plätze bis morgen, Sarn-^
tag, von 11—12 llhr znm Verkaufe vorbehalten.

— Mnx Klinger traf am 1. d. iir Wien ein, um seinen Em(
wurf für das Wiener Johannes Brahms-Denkmal einzU^
reichen.

......'

Zum großen Konkurs in Wheimru.

8 Niaiiilheini, 2. Oktober. Die LebensversicherimgspoliceU

des Direktors Böhm sind nicht verpfändet. Da auf
Policen bis jetzt 200 000 Mark einbezayrr sind, dürften öcu
Konkursmasse ca. 150 000 Mark zugute kommen. Der Anrruö
auf Einlcitung des Konkursverfahrens über das Privatoei''
mögen des Direktors Böhm wurde vorläufig zucückgewiese>>)

Ueber das Verhalten deS Dircktors Böhm in der Untersum
ungshaft hört der „Mann. Gen.-Anz.", datz derselbe sich ys,
Rcsignation in sein Schicksal ergebeir hcrt. Er soll sehr relrgi^
sein und wiederholt geäußert haben, „unfer Herrgott lmrd in>("
nrcht verlassen." Heute Mittag wurde Böhm in seine in L Isi
15 gelegene Wohnung geführr rmd zrvar voir Herrn Polizcö
kommrssär Meng, der in enriger Entfernrmg hinter ihm gju^
Böhm lvurde nrir von wenigen Leuten beachtet. Ergreif(>>,
^oll das Wiederseheir zwisch-.n Böhm und seiner Mutter gewest',
sein. Die alte Dame weirite üirrcrlich uird auch ihrem Soh>>s
liefeu die Dhräncn üüer dio Wangen. Wie es heißt, hat Böh^
scin Vermögen auf eins Million Mark angegeben, jedoch ist
Geld ganz in Aktien der verschicdenen Rheinau-UnternehmuU'
gen angelegt. Der Gläubigerausschuß resp. der Konkursvcr'
walter der Akticngesellschaft für chemische Jndustrie stehc'
gegenwärtig iu Verhandlung wegen der Uebernahme des Bä
triebes durch eine auswärtige Gesellschaft. Ob diese
handlimgcn zu einem positiven Ergebnis führen werden, ka»>>
natürlich heute noch nicht gesagt werden. Mit der ErstatruUö
eines 'Gurachlens über den Weiterbetrieb der Fabrik ist imts^
anderen auch die deutsche Gold- und Silberscheideanstalt Ü
Frankfurt am Naiu beauftragt worden. Von großer Wicbtich
keit ist natürlich die Frage, ob der Aufsichtsrat zu einer Esm
jchäbigungsleistilng herangezogen werden kann. Wie man ht'ff'
sollen die Aufsichtsratmitglieder beschlossen haben, sich vorcsi
aus irgend welche Schadenersatzansprüche nicht einznlasscU'
sondern zunächst den Ausgang des Strafprozesses gcgen Böh^
und Henninger abzuwarten. Es dürfte allerdings mindesteU'-)
ein Merteljahr, wenn nicht noch länger dauern, ehe diesi^
Proze^ statffinden kann.

Kandet und Aerkeyr.

Mannheim, 2. Oktbr. (Aktien.) Ob-rrh. Bank 110.- Z'
Rhein. Creditbank 141.75 G. Rhein. Hyvoth.-Bank 181.— 'sj
Brauerei Kleinlein, Heidelbera 155.— G. Schrödl'sche Brauekk''
Aktien 167.— G. Portland-Cement Heidelberg 107.— B.

Fra«kf«rt. 2. Oktbr. Effektensozietät. Abends 6V«
Kreditaktien 215.20 b.. Diskonto-Kommandit 185.90-186-185.7"'
Mutsche Bank 208.10 b. ult., 208.10 B., 208 G. cpt., LombardeU
20.90 b.. 3proz. Portugiesen abgest. 3090 b. ult, Iproz. Türke»
C. 30.60 b. ult., Laura 200.40 B. 39 G-, Bochumer 178.50 v -
Elektr. Schuckert 84.50 b.

6V bts 6V, Uhr: —.

Bei stillem Verkehr blieb auf fast allen Gebieten feste HaltuȤ
vorherrschend, nur Hütten-Aktien waren etwaS sckiwächer. , ,

X Unter-Schönmattenwag, 2. Oktober. (Obstpreis e>ö
Jm Ulfathale tverden zur Zert Falläpfel zu, 4 Aöark imd SV
brochene Äepfcl zu 6 Mark pro Zentiier aufgekauft urtd ps
Bahn von Wildmichelbach aus nach Württemberg verfrachts.,

X Affolterbach, 2. Oktober. (K a r t of f e l p r e i s e.)
Kartoffelernte fällt im oberen Ulfathale qualitativ sehr ff>^
und quaiffitativ gut aus. Der Doppelzentner wird mff 4
bezahlt. ^

WafferstavdSuachrtchten

Neckar.

Heidelberg, 3.. 1,06, gef. 0.00m
Heilbro««, 2., 0,35, gest. 0.10m
2 . 2 85. aek. 0.00m

Rhein.

Sauterburg. 2 . 3.49, gef. 0,0«^


Reueste Nachrichten.

Mülhauscn, 1. Oktober. Zu der Feier, die das
sige 112. I n f a n t e r i e r e g i me n t am 15. ds-
anläßlich seines fünfzigjährigen Bestehens begeht, wff '
wie gemeldet wird, auch der Großherzog vo
Baden erwartet. -

Hannover, 2. Oktober. Bei 2 Grad Kälte fällt si
 
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