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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229-255 (01. Oktober 1902 - 31. Oktober 1902)
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nutzten Schnellzug, dcr vrdmmgsinäbig aiu zweiten
Baynsteig einzulaufen batte, ain ersten einlaufen lietz, so
datz das lästige Passieren der Tunnels vermieden wurde.
Diese Rücksicht wird sonst nur den Mitgliedern der grotz-
herzoglichen Familie und ihren fürstlichen Gästen er-
wiesein Dagegm wurde der früher einmal für den
„Kirchenfürsten" beansprnchte fürstliche Wartsaal dieses-
mal entweder nicht vcrlangt oder nicht bewilligt. Jm
Wartesaal erster Klasse wurde ein Raum durch einen
Vorhang abgesperrst sodatz dic Begrützung des Erzbischofs
ohne Störnng vor sich gehen tonnte, nnd der „Bad. Be-
obachter", dem wir diese Meldung entnchmen, ist offen-
Lar zn dcr Ansicht getommen, datz diese Auszeichnung
für den Augenblick genüge.

— Nach dem amtlichen Reichstagsbe -
richt hat in der Dienstagsitzung von den badischen Ab-
geordneten für den bündlerischen Antrag (Roggenmin-
destzoll 7 Mark 60 Pfennig) nnr der Abgeordnete Lucke
iSinSheim-Bretten) gestimmt. Für den Kommissionsbe-
schlutz zur Tarifstelle „R oggen " stimmten die Abge-
ordneten Hug, Lucke, Marbe, ^-chaetgen, '«chüter, Schuler
und Zehnter, dagegen die Abgeordneten Agster, Beck,
Dreesbach nnd Geck. Beurlanbt war Dr. Lender, ent-
schuldigt die Abgeordneten Blankenhorn und Faller.
Dasselbe Stimmenoerhältnis ergab sich bei der Abstim-
nmng über den Weizenzo11.

Sachscn.

D r es d e n, 27. Oktober. Im Befinden des gestern
durch einen Sturz verunglückten sächsischen «taatsmiin-
sters R u e g e r ist cine Verschl i m meru n g einge-
treten. Zn dem Geschwulst haben sich heftige Schmerzen
gesellt. Herr Rueger ist heute 66 Jahre alt geworden.

Ausland.

Amcrika.

W ashington, 24. Ottober. Die K o in m i s -
sion zur Entscheidung über den K ohle n st r e i k trat
heute im Weitzen Hause zusammen und beriet nüt dem
Präsidenten Roosevelt, der den Mitgliedern der Ltom-
mission die Wichtigkeit schneller Erledigung^darlegte und
dic Ernennung zweier Gehilfen für den Dekretär rnit-
teilte, um die Arbeit zu beschlennigen. Dann begab sich
die Kommission in das Bnrean des Arbeitskommissars
Wright, nm sich zu konstituieren. Zum Präsident wurde
Richter Gray gewählt und man beschlotz, zu allen förm-
lichen Sitzimgen das Pnblikum zuzulassen. Die bcteilig-
tcn Parteien sind auf Niontag cingeladen uud es soll dann
die Rei'herifolge der Zcugenvernehniungen festgestellt wer-
den. Nacki einem Verichte der „Timcs" aus Newyork
spricht man von einem Streik auf allen Eisenbahncn west-
lich von Chicago nnd in Newyork drohe man mit einem
allgemeinen Streik im Baugewerbe, fnlls die Unterneh-
mer nicht die Forderun.gen der Pflasterer wegen Kon-
trolle der Arbeit seitens ihrer Union bewilligen.

W a s h i n g t o n , 26. Oktober. Der Generalstaats-
anwalt Lknox überreichte dem Präsidenten Roosevelt einen
umsassenden Bericht über die Untersuchungen bezüglich
der Giltigkeit der Rechtstitel der neuen P a n a m a -
Gesellschaft anf Grundbesitz, Banten und Kon-
zessionen, über welche dieselbe zu verfügen beabsichtigt.
Es verlautet, für den Fall, datz die Verein'igtcn Staaten
das Unteriiehinen ankanfen, sei Admiral Walker als
Haupt der mit dem Bau des Panama-Kanals zu beauf-
tragenden Kommission ausersehen.

Aus Stadt und Land.

Postalisches. Von jcht ab könncn Postpacketc ohne Wert-
angabe bis 6 Kilogramm nach der Republik San Domingo
abgesandt werden. Die Gcbnhrcn üetragcn 3.1b Mk. für das
Packct. Ucbcr dic nähercn Bcdingungcn erteilcn dic Poskanstal-
ten Auskunft.

Eppingen, 25. Oktobcr. (V om Cichori e ngcschäft.)
Scit einiger Zcit herrscht hicr lebhafter Vcrkehr, da täglich hun-
dcrtc von Wagcn mit Cichorien beladcn durch unscre Stadt zur
Fabrik fahrcn. Wic der „Eppinger Volksbote" hört, ist das
Ergcbuis infolge der anhaltenden Trockenheit um etwa 26
Prozent geringer. Bis jetzt fand in der Ablieferung keinc
Unterbrcchuug statt, was jcdcnfalls dcu Liefcrauteu dieses Han-
delsartikels angeuchm war.

Karlsruhc, 26. Oktober. (Der zweitc Tag des
T o wk ü n st l e r f e st e s) brachte gestcrn im Muscumssaale
ein Solistenkonzcrt, in dem neu der bekannte Pianist Eduard
Risler aus Paris auftrat, der besonders durch seine glänzende
Technik stürmischen Bcifall dcs vollbesetzten Saales hervorrief.
v. Zur Mühlcn nnd Sistermans erfreuten durch Liedcrbor-
träge.

SL Karlsruhe, 26. Oktober. (I m Vordcrgruud
dcs 3. Tages des Tonkünstlerfestcs) stand die
Kammermnfik mit dcn schönsten Schätzcn diefer edlen Kunst-
gattung: dcm Trio B-dur von Beethoven, dem Streichquartett

„Leider nicht, ich hatte etwas audcres zu beobachten." Und
Gitta crzählte ihr kleines Erlebnis.

„Wahrscheinlich Badegäste, die ihre Spazicrgänge bis
Brösen ausdehnen", versetzte Frau Heise ruhig.

Gitta schaute plötzlich aufmerksam iu das Gesicht ihrcr
Mutier. „Du haft so etwas Feines an dir, Mutter, dein
Gesicht hat einen cmdcren Schnitt . . . ich denke immerfort
daran, datz du von vornchmer Abkunft bist."

„Dcnke lieber nicht daran, das verdirbt dle Lebensfrcude
und nährt thörichtc Hoffnungen, die nachher kein Gott crfüllcn
kann."

„Jch? Wo dcnkst du hin? Jch habe dcinen nüchternen, prak-
tischcn Sinn geerbt, ich sehne mich nicht hinaus in vornehme
Verhültnyse. denn die Liebe und der Haß herrschen übcrall.
Nun sag', Muttcr, wie heiszt cigentlich dcin Bater?"

Frau Heise blicktc betroffen auf. „Freiherr vou Wal-
lissen," aniwortete sie nach einer Weilc.

„Dann bist du eine geboreue von Wallissen."

„Jch trage den Namcn mciner Grotzeltcrn, bin also cine
geborenc Heinrich."

„Weitzt du denn gar nichts von den Walltssen?"

„Mir ist b.ekannt, datz sie in Westfalen unweit des Rhcin-
stroms ansassig sind . . . Es wurde bci uns zu wenig ge-
sprochen von dcn Wallissen, durch die meincr Muttcr Herz
gebrochen."

„üiid durch deine Mutter hast du uichts erfahren?"

„D doch. Sie war nachher, wo ich heranwuchs, so sauft
uizd still wie eine Taube .... sic satz stundenlang allein
auf dieser Stelle zwischen dcn altcn Booten und schaute auf das
Mecr hinaus, der Großvater gebot mir, streng Obacht zu ge-
ben, damit >w sich nicht etwa hiiPin stürzc, abcr sie versuchtc

G-dur von Mozart und dem Quintctt F-nioll oon Brahms.
Es war ein herrlicher Genuß, der orchesterartigcn Tonfülle
zu lausche», die mit voller Wucht und vollkommen exakter
Uebereinstimmung der Justrumente zum Ausdruck kam und
bald wie Gewittersturm und zuckende Blrtze die klare Lufi
durchfurchte, bald dic stiinmungsvolle Seelenharmonie im An-
dantic des Beekhoven-Trio und im Mozartquartett wiederspie-
gclte. Ucber diescm harmouicvollen Zusarnmenwirkeii der Jn-
jtrmnente lies die selbständige Führung dersclbcn die Lcistungen
der Künstler im emzelncn als durchaus hervorragend erkennsu,
insbesondere vcrcinigte Profcssor Heermann alle künsklerischen
Eigenschaften cines hervorragenden Violinsolisten und Herr
Friedbcrg bewährte sich als feinsiuuiger Klavicrbegleiter. Zum
Schluß erscholl nochmals' der jugendfrische Lerchenton der Frl.
Ettiuger, die in ihrcn Schubertschen Licdern die Wcichheit und
Biegsamkeit ihrcr Stimme boll natürlicher Empfindung zum
Ausdruck brachte und in der „Nachtigall" oon Alabieff und dem
Mazurka vou Chopin graziöse Behendigkeit und liebeswarmc
Anmut voll neckischer, entzückender Art in der Koloratur auf-
ivics. Der jubelnde Beifall der wonnetruukeneii Zuhörer wollte
gar kein Eude nehmcii, so datz sich die Küiistleriu zu eincr
Dreingabe entschlietzen mutzte. Auch die übrigen Mitwirkcn-
den wurdcn mehrfach gcrufen. So schlotz würdig der in sich
cinheitliche, harmonische CycluS: cinc edle und hochherzige
Kundgcbuiig treuer und dankbarer Verehrung für dcn Landes-
fürstcn. So rcihte sich brüderlich allen unvergetzlich an dic
Huldigung der Llünste in der Ausstcllung die Muse, die dazu
berufcu ist, dte edelsteu Gcfühle in der Menschheit wachzu-
rufen.

SL Karlsruhe, 26. Oktober. (B o n den Mittel-
s ch ule n.) Jm Schuljahr 1902-03 werdcn nach dem Stande
vom Scptcmbcr d. I. besucht: das Reak- und Reformgymnasium
von 663 Schülcrn (gegenüber 611 im vorhergegangencn
Schuljahr), die Oberrealschule von 626 (887), die Realschule
von 413 (412), die höhere Mädcheiischule (ausgenommeu die
Gymiiasialabtcilung von 698 Schülerimieu (669), die Gym-
nasialabtcilung diescr Anstalt von 87 (68).

P Bndcn-Badcn, 26. Okiobcr. (Der Jnternatlo-
nale Club) dahicr schrcibt socben die beiden wichtigstcn
mid gröszten Nciincu des Jnternationalen Mcetings aus: dcn
tzlrotzen Prcis bon Baden 1901 und das Fürstenbcrg-Memo-
rial 1906. Dcr crsterc besteht aus dcm Goldpokal, gegeücn von
dcm Ärotzhcrzog von Badeii, und ciner garantierten PreiS-
höhe von 80 000 Mark. Hicrvon dcr Goldpokal und 60 000
Mark dem Sicgcr, 10 000 Mark dem zweitcn, 6000 Mark dem
dritten, 3000 Ätark dcm vicrten Pferde und 2000 Mark dcm
Traincr dcs Sicgers. Sweepstakcs für 3jährige und äktere
Hengstc nnd Stntcn aller Ländcr. Es wcrden 120 llnter-
schriften verlangt. Das Fürstcnberg-Mcmorial siesteht aus
einem Ehreupreis 11116 garanticrtcr Prcishöhe von 60 000
Mark. Hicrbon 40 000 Mark dcm Sieger, 6000 Mark dem
zwei'tcn, 4000 Mark dem dritten und 2000 Mark dem vicrten
Pfcrde. Den Ebrcnprcis, stcts cin .Kunstwcrk allererstcn Ran-
gcs, erhäsi dcr Besitzer dcs Sicgers nur, wcmi cr den Sieger
selbst gczogen hat. Sodann 3000 Mk. dem Züchter des Sic-
gcrs, wcnn Privatzüchtcr, und 2000 Mk. dcm Züchter des
zwciten Pferdes, weini Privatzüchtcr, 1000 Mk. dem Züchter
des dritten Pferdcs, Ivenn Pribatzüchter, und 2000 Mk. dcm
'Trainer des Sicgcrs. Swcepstakes für 1902 ge'b. Hciigste
und Stntc» allcr Ländcr. Es werden 150 linterschriftcn ver-
langt. Zu nennen ist bis 30. November in Berlin, Brüssel,
Lvndon, Paris, Rom und Wicn. An dcmsclben Tage ist auch
der zweite Einsatz für den Grotzen Preis vou Baden 1903
nnd dcr zweitc Einsaiz für das Fürstenbcrg-Ntemorial 1904
zu zahlen. Datz dic verlangtc Anzahl der Unterschriftcn ab-
gegeben Ivird, steht zweifellos, dafür bürgt allcin schon dtc Be-
liebtheit des althistorischcn Platzes. Auch wcrdcn die Erfolge
dcs Aus'landes in den diesjährigen Rennen ihrc Wirkungcn
anf dic auSländischen Nennnngen nicht verfchlcn. Auch die
deutschcn Ställe werdcn allcs aufbictcn, um dic rciche Bcute
sich uicht eutgchcn zu lassen.

Badeii-Bciden, 26. Oktobcr. (D i e F 'l c i s ch e r i u n u n g
Bade.n) setzte die Preisc für Kalbfleisch und Schweinc-
f l c i s ch hera b, da der Einkauf dicssr Tiere günstiger ge-
Ivordeu ist.

LC Bndcn-Badcn, 26. Oktober. (G e g e n d e n R e ch t s-
a 11 w a l t Elsässer), der nach Amcrika verduftct ist,
schwcbt seit längercr 'Zcit auf die Anzeige cincs hiesigen Ban-
kicrs eine Straf- und Diszipkinaruntersuchung wegen mehr-
facher Amtsvcrgchcn. Ein Arrestantrag auf seine hiesigc Billa
ist gestellt. Elsässer hatte mit dem v. Sicmens nnd dem
hiesigcn Bankhaus F. C. Iörger dic Gründung ciner Knpfer-
mine in Spanicn bcwerkstelligt; er soll dabci eine Million ver-
dient haben.

Schopfhciin, 26. Oktober. (Nachklängc) vom Bad.
Fraiicnbcreinstag. Die G r 0 tz h e r z 0 g i n sandte an dcn
hiesigen Bürgermeister folgcndes Telegramm: Es' ist mir ein
Hcrzensbedürfnis, Jhnen nochmals zu danken für allc mich
tief bewegtcn Kundgebmigeii kiebcvoller Gcsinnung, die mir
gester» in Jhrcr freundlichen Stadt zutcil geworden sind. Die
Erinnerung daran wird in mcinem Herzen dankbar fortleben,
mit dcr Hoffnung verbunden, in nicht zu ferncr Zeit wieder
nnter Jhne» werlen zu diirfcn. Ich bitte Sic, Jhneii Mit-
bürgern mcincn hcrzlichen und aufrichtigen Dank vermitteln
zu wollen. — Die K a i s e r i n sandte folgendes Telcgramm
an Herrn Gcheimrat Sachs: Für dic Begrüßung und die Glück-
wüiische dcr Lä'ndesvcrsammlung des Bad. Francnvcreins herz-
lich dankbar, bittc ich Sie, dcr Vermittler meiner aufrichtigen
Teilnahme nnd Ancrkcniiung zu sein, mit der ich dic schönen
Erfolgc der Vcreins'thätigkeit in Badcn beglcite, dic so biel dcr
Mitlvirkung ihrer Protcktori» verdankt.

cs niemals. lind wcnn ich mich still an sie schmiegte, wie man
als Lkiiid so thut, schlotz sie mich in ihre Arme, betrachtete mcin
Gesicht und murmclte abgerissene Worte . . . Jch habe sie
allc zusammengcsucht nnd aneinandergereiht, eine mnhsame
Arbcit . . . abcr es ist damit wie mit cinem zerbrochenen
Spiegel, jedes Stückchcn, das kleinstc, giebt ein ganzcs Bild
zurück. Dic arme Muttcr hat Unsäglichcs gcduldet. Dcr
Frcihcrr schciut wcniger schlecht als schwach gewesen zu sein,
er ivar ganz in den Häiidcn scines ältestcn Bruders, dieser
aber, oder scin Hclfcrshelfer, war die Qual, die Martcr und
Folter mciner unglücklichen Mutter. Bittere Anklagen habe ich
sie gegcn diese beiden ausstoszcu hören .... man hat sic mir
unbarmhcrzigem, unerbittlichcm Hatz verfolgt, gequält, ge-
pcinigt. — Die Schrcckbilder verfolgten sie selbst in ihren
Tränmen — sie gerict dann in schreckliche Aufregung und
strccktc mit lautem Schrcieu die Häude abwchrend aus . . .
Es war ein Jammer anzusehen. Und sieh, Brigitta, wic lieb
ich meine Muttcr gehabt, ja so unaussprcchlich lieb, weil sie
mich nur allcin hatte und weil so schrecklich an ihr gesündigt
wordcn, so frcute ich mich vou Hcrzeu, als Gott sic erlöstc
von ihrcn WahnLebilden. Ohne sichtlichen Todeskampf ist sie
sanft hinüber gcschlummert in das chessere 'Leben. Kurz
vorhcr öffuetc sic ihrc Augcn und segncte mich . . . Mit ihrer
lehtcn Kraft flüsteric sie mir zu: „Wemi Wallisseu, dein Vater,
konimt, 'sagc ihm, das; ich ihm verziehen habe." Da sagte ich
nntcr Thränen:^„Und was soll ich den bösen Männern sagen,
dic dich nm alles'betrogen haben?" Jhr junges Leben ging noch
cinmal durch ihre Augen, die Bilder dariu wechselten mit Ab-
schen und Schrcckcn, aber als sie sprach, waren es Worte 'dcs
Fricdcns, die 'den böscn Mcnschcn cinst in der Todesstunde
den Bann bon der Socle nehmen wcrden. 'Später habe ich

Aer Kaiser und die Thonindustrie am frischett
Kaffe.

Ter Kaiser will der Thonindustrie am Haff neu^
Wege weiscn. Das hat er schon früher ausgesproche^
und das hat er auch t'ürzlich wieder geäußert, als ek
tängere Zeit sich auf seinem Gute Kaüinen aufhielt.
Früher wollte man an verschiedenen Stellen in deR
Haffuferthon die wertvolle Porzellanerde entdeckt habeU'
n. a. im Ziegelwald und später bei Kadtnen. Die oor'
genommenen Untersuchungen müssen wohl die VermUt'
ung nicht Lestätigt haben, denn von der Kadiner Porzel'
laneröc hat man nichts mehr gehört. Die Thonlager
am Haff waren nicht immer dort, wo sie sich jetzt befilff
dcn. Der Haffthon isl vielmehr, wie der „Elb. Ztg-/
geschrieben wird, nach und nach von seinem UrsprungE')
ortc angeschwemmt worden. Psil dieser Thatsache wUb
gercchnet werden beim weiteren Ausbau der ThonindU'
strie. Was der Kaiser beabsichtigt, ist denn auch niÄ
die Hcrstellnng künstlerischer Thonwaren, sondckrn bsi
Herstellung von Waren des täglichen Gebrauches,
fie in Bunzlan und Laubau erzeugt und sihließlich aucu
iu Tol't'emit gefcrtigt werden. Aber in Tolkemit ist
Töpfergcwerbe nicht nüt der Zeit vorgeschritten; ma^
arüeitet dort heute noch so, wie vor mehreren hnndeu
Jahren. so t'ornmt es, daß Tolkemit nicht mehr nm
seinen Töpferwaren erfolgreich in 'eiuen Wettbewe^
^trcten kann, daß das Toikemiter Thongewerbe imm^
mehr zurückgeht nnü die Leute lieber iu deu ZiegeleieH
arbeiten. wo sie mehr verdienen. Jnsbesondere BuUi'
lan liefert sein Geschirr durch Zuhilfenahme von alle^
lei Maschinen so billig, daß Tolkemit, das nur Haud'
betrieb kennt, selbst in seinem engeren Landstrich dageg^^
kanm aufkommen kann. Hier will min die HilfsthätiS'
keit des Käisers einsetzen. Die Leute sollen mit dew
Gebrauch der Maschinen vertraut gemacht und ihn^
deren Vorteile klargeleat werden. Um Jnteresse für d>
Sache zn erwecken, soli in Kadinen mit der BunzlaUZ
Thoinvarenindnstrie bcgonnen werden. Gelingt der er)^
Versuch, dann will man zur Herstellung besferer (Masi'
lika-) Sachen übergehen. Voraussetzung isl selbstv^'
ständlich, daß sich für alle diese Waren ein aufnabiU^
fähiged Absatzgebiet findet. Thon hat Tolkemit
Genüge, er mnß allerdings 1—2 Kilometer weit he^
beigeschafft werden. Die Thonlager befinden sich ns")
der Wiccker Forst zu, wo sie sich in der Nähe des Hafl^
in Höhe des Haffwasserfpiegels und unter diefem besi^
den, was eine Art bcrgmännischen Abüaues beüingt.

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Geschiiftliches.

Bon dcr Turincr Ausstellnng. Das dcutsche Kunsthandlvf^
liesiäbriaeii crstcn internaiionalen Ausstelluna 0:. I

hat auf der diesjährigen crstcn internaiionalen Ausstellung . ,,
modcriie dekorativc Kuiist in Turin in glänzender Wcise doip.
iiicrt. Hcrr Profcssor Olbrich hai cine höchste AuszeichnU'„
inil Ehreudiplom uud 8000 Mk. crhalteu. Wie jetzt üekast^
Ivird, wurde dic Firma H 0 f m ö b e l f a b r i k Lud w si
Altcr iu Darmstadt, welchc mil zwei künstlerisch vo


cndct durchgcführtcn Zim'mcreinrichtungen vcrtreten ist,
dcr Jnry die Goldene Medaille zucrkaunt wordeu. Es duü,
bies diescr mächtig aufstrebendcn Firma ein erircuter
zu weitere» Erfolgen auf dem Ge'bict des internatimialen Wsi

hq

W



bcwerbs scin. — Ferncr hat das Preisgcricht noch folgeN



dcutschcn Künstlcrn Preise zucrkannt: Pcter Behrcns-Dam
stadt, für cin Prnnkzimmer 1500 Lire und Bernh. Götsi
'Frciücrg in Sachscn für cinc eiiifachc Zimmcreinrichtll^
1500 Lirc. Autzcr dicseu Zweieu erhielten uoch folgsif',
dcutschc Aussteller Ehreudiplomc: Architekt v. Berlepsch-Ibll
chcn, Herm. Billing-Karlsruhc, der Vereiu Deutsches
gclverbc in Leipzig, Architekt Dülfer in Müncheu, Divsi
Gutzmanu iu Drcslden, Architckt Kreis in Dresden, der KaG<
ruhcr Künstlerbuud, der Bildhauer Hermauu Schaper-HaNsij
ver und die Vereiuigten Wcrkstüttcn für Kunst und Handiv

8»i

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L

Siir

LandcL mrd Verßeür.

-7.'

Kasseler Trcbcrtrockiiungs-Gescllschaft in Konkurs. D

Koukursvcrwaltiiiig giebt auf einc Anfrage bekaimt, datz^,
Konkurse der Trcbergesellschaft Aufangs Januar eine
schlagsdiv'ideiidc von 1 Prozent an die Gläubiger zur
zahlung gelangt. Die Gesamtdividende im Konkurs
voraussichtkich 3 Prozeut betragcu. Ein neuer Prüfungstei'T,
für angemeldcte Fovdcrungen ist auf den 13. Dezembcr
raumt wordeu. .p

Zur Lage dcr Rhcinaugcscllschaften. Die „Neue 'Oi-
LaUdesztg." schrcibt: Das allgcmcme Situationsbild der
nau, wic lvir cs bisher keimzcichneteu, weist auch jetzt
kelncrlei tveseutliche Vcränderungen auf. Jn der Beurteö,.n
Böhms, durch desseu verbrecherische Handlungsweisc die
naukrisis hcraufbcschivorcn wurde, ist allerdings ein

Li

r


schlvuug ciugctretcn. Es hat sich jetzt hevausgestellt, datz ^O>

uicht etwa, wic es früher hietz, als Opfer seines unbegrcv^I

Ehrgeizes scine Fälschuugen vornahm, um die Bilmizcn dei'


unterstelltcn Unternehmungen liquider crschcineii zu


wohl den Wunsch gehabt, nach Westsalen,,zu gcycu,

Spuren nachzuforscheu, aber es fehlte mir au allem, besov^r
an Unternehmungsgeist . . . . Jch bin eiue einfache iT.sil
MWMMWWMMtMM^WMM ich die 'Säche chw

wer sollte mir beistchen? Und lvie sollte ich die 'Säche

Von dort ist uiemand gekommen, keiner hat NawsiKi
'n — dic Mutter schläft^ schon lange in dcr

gen

gehaltcn — die Mutter schläft- schon lange in dcr sif'E
Erbc und auch ich rüste schon zur ewigen 'Ruhc- ein v" if
Jahrhuiidert liegt auf meinem Haupte. —< — Der BaÜsijzi)
mcine den Freiherrn, wirdckaum noch leben, er mutz an »Dl'
Jahre alt sein. Sie werdeu dort drüben alle schon schluR
iu der roteu Erde." i-l>'

„Muter, ich möchte dcn Grotzvater aufsucheu, odcr ^

er nicht mehr lebt, seine Nachkommeul"

net.

Kind, 'du vergißt, daß er mich, folglich auch dich vel


>

„O nciu. Eben das fasse ich ins Auge. Unverhofst d' -^!

--i

ich dem alien Mann vor die Augen treten und ihm sagcv'
bin dcine Enkelin! Ob das Blut in seinen Adern nicht st'

soMe?" . ... Kfj

„Er hat Mittel und Wegc, uns zu sehen, iveun si'^ssi
wisseu darnach vcrlangt. — Er wtll es nicht, daruM

wtr die Sache ruhen."


„O, ben Bruder, den schlechten Menschen, möchte

ich

fcu, nüt dem lvolste ich A'brechnung halten —" .

„Kind, ereifere dich nickit; er ist viel älter wic
mcinst du da, 8atz cr nöch unter den Lebenden wcilt'
schwieg nachdenklich, lvährend ihre Hände eifrig an d?"
arbciteten.



(Fortsetzung folgt.)
 
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