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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256-280 (01. November 1902 - 29. November 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0892

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Bauer i» Bade»; das Nitterkre»z zivetter Klaffe nrit Eiche»-
laub: dem iiberzähligen Hanpünan» Johannes Lieber im
Jnfanterie-Regiment Graf Werder (4. Rheinischen) Na 30,
dem Rechnungsrat und Lazaretoberinspektor a. D. Hermann
Pohl in Karlsruhe, dem Oberleutnant Petersen vom
L. Bad. Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm I. Nr. 110,
dem Leutnant Vahlkampf vom Jnfanterie-Regiment Mark-
graf Ludwig Wilhelm (3. Bad.) Ilr. 111, dem Oberleutnant
Maas vom 5. Bad. Jnfanterie-Rcgiment Nr. 113 nnd dem
Oberleutnant Goez vom 8. Württemb. Jnfanterie-Regiment
Nr. 126 Großherzog Friedrich von Baden; das Ritterkreuz
zweiter Klasse: dem Oberleutnant B o d e n st e i n vom 2. Bad.
Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm I. Nr. 110.

— Seine Ltönigliche Hoheit der G r o f; h e r z o g haben
den Notar Wilhelm Harrer in den Amtsgerichtsbezirk Wol-
fach versetzr. Vom Justizministerinm wuvde demselben das
Notariat Wolfach zugewicsen.

— Zu Mitgliedcrn des Landwirlschaftsrats wnrden fiir
die Jahre 1902—1905 ernannt: Seine Durchlaucht P rinz
Alfred z n L ö w e n st e i n auf Schlotz Langenzell und Herr
Kofapotheker Kirsner in Donaueschingen.

AusLand.

England.

London, 5. Nov. Jn Glasgow verlor der bis-
herige Bürgermeister, der sogenannte Lord Proovost namens
Chisholm seinen Sitz und ein ganz jnnger sozialistischer
Journalist namens Seott Gibson gewann ihn. Ghis-
holm erhielt 2981, Gibson 4093 Stimmen.

Afrika.

I o h a n n es b n r g , o. November. Die Erwar-
tnng einer großen Besserung des Arbeiter - Er -
satzes erfüllte sich nicht iin Lause des Sommers. Die
Anzahl der im Oktober angekommenen Arbeiter ist ge-
rmger als im ^eptember. Einer Schätzung zufolge
stebe u n o ch 350 S t a ui P f w e r k e st i l l, nur iu
wenigen Bezirken arbeitet die volle Auzahl Stampfen.
Aber auch diese sind uur während einer gewissen Zeit ini
Betriebe. Dieser tangsame Fortschritt beeinflnßt das
allgemeine Anfblühen der Minen Jndustrie der Stadt
sehr nachteilig.

>, >>,,!>»» »>»»11'«^»..

Äus ZWÄL und LüNd.

Heidelberg, 6. November.

-p Aus dem Stadtrat. Jn den Stadtratssitzungen vom
26. v. M. uttd 5. d. M. wurden u. a. folgende Gegenstände
Zur Kenntnis bezw. Erlodigung gebracht:

1. Jn der Oberen Neckarstratze soll das Gasrohr dnrch ein
neues ersetzt uud im nächsten Frühjahr sodanu eiue Neupsla-
sterung dieser Stratze vorgenommen ivevdcn.

2. Folgende Vorlagen an den Bürgcrausschutz wnrden fest-
gestellt:

a) die Erwevbung der alten Kirchc in Nenenheim;

b) Gelänideerwerbung der W. Reis Erben znr Hersteitnng
der Bluntschlistrahe zwischen Bergheimcr- und Eppelheimer-
straße;

o) Äeizng der Anstötzer zu den Kosten der Herstellnng des
freien Platzes an d'er Kronprinzenstratze und

ck) desgleichen der Kaiserstratze auf der Strecke zwischen
Hilda- und Ringstraße.

- 3. Die Rechnungen des Ebang. Hospitalfonds, des Waisen-
ihaussonds, des allgcmeinen Volksschulpfründefonds nnd des
allgemeinen Orlsarmenfonds für 1901 bezw. 1900 un-d 1901
wurden für vorgeprüft erklärt.

4. Nach dem Geschäftsansweis der Verrechnnng der städt.
Sparkasse wurden bei dicser im Oktöber 1602 Einlagen mit
Zusammen 436 512.55 Mk. gcmacht, dagegen in 1183 Einzet-
b-eträgen zusammen 867 707.56 Mk. an die betreffenden Ein-
leger zurückbezahlt und hat die Gesamtzahl der letztcren seit
dem 1. Jannar d. I. um 626 zugenommen.

6. Die Herstellung des Holzpflasters in der Schlosser- und
Schmiedewerkstätte der Wagenhalle für die elektrische Stratzen-
ibahn wnrde >der Firma Mecß nnd Nces in Karlsruhe um ihr
Submissionsaugebot übertragen.

-s- Jungliberalcr Verein. Dic Nachricht, 'datz anch hier
in Heidclberg cin jilngliberaler Verein gegründct werden
tvird, begegner in der befreundeten Presse sehr beifälliger Auf-
nahme. So schreibt die „Konstanzer Zeitung" dazu: Auch noch
anderwärts empfiehlt sich die Gründnng jungliberalsr Vereine
unter Leitung tcmperamentvoller Männer. Gowöhnlich do-
miniert in den Ausschüssen der bestehend'cn liberalen Vereinc,
tvie billig, das Alter mit seiner langjährigen Erfahrung nnd
verdienstlichen Parteithätigkeit, dancben aber steht die jüngere
Generation, in der das Bedürfnis, sich zu unterrichten, sich
zu üben und zu b'ethätigen, noch reger und intensiver ift, nnd
es ist eine ganz naturgemätze Ergänznng der bestehenden libe-
ralen Bereine, wcnn ihnen die Jungliüeraleri mit zahlrcicheren
Zusammenkünften nnd lebhafteren Dcbatten zur Seite treten."

— Hinzufügen möchtcn wir diesen trefflichen Bem'erkungen, datz
Äie nationalliberale Jugend nach dem Crscheinen der berühm-
ten Kaiscvbotschaft vom Jahre 1881 politisch herangewachsen
ist, also die sozialen Fdcen, die damals ansingen, gefetzgebe-
vische Form anzunehmen, mit der politischen Muttermilch ein-
gesogcn hat. Auf dcm Gebiete dieser J'dcen werden die
jungliberalen Vereine sich natiwgcmätz gern bewegen und sehr
Ersprietzliches leisten können. Dic Verüindung von liberal nnd
sozial, das ist der rechte und feste Grund für die gedeihliche,

fortschreitende Weiterentwicklnng unseres Staatswesens und der
deutschen Kultnr überhanpt. Liberalismus 'bedeutel Behaup-
tung der Persönlichkcit, der Selbständigkeit und Se'lbswcrant-
worrlichkeit des Jndioidnnms. Er bedenter auch Hochschätznng
der Thürigkeit des Einzelnen nach dieser Richtung hin. Wir
tvollen nnd sollen keine Heerdenmenschen iverden. Wir werden
nicmals die Masse als das geistige und moralische Orakel, als
das Elcment des Fortschritts anbeten, wie das z. B. üei der
Sozialdemokratie geschieht. Wir ivissen vielmehr, datz der
Fortschritr auf dem Schasfen der Einzelnen beruht, die sich aus
dem cwigen Jungürnnnen, dem Volk, dank ihrer Begabnng,
ihrem Fleitz und ihrem Charakter herausarbeiten. Jn diesem
Sinne ist Liberalismus die Frriheit fnr den schasfenden Mann,
der etwas lcisten kann. Aber seine Leislnngen sollen teils dirckr,
teils indirekt dcm Ganz'cn zn Gnre kommen. Und da setzt
der soziale Gedanke cin, welcher die Thätigkeit -es Einzelnen
üewertet nnd ihm die Richtung wcist. Oft werden diese beiden
Seiten nicht scharf nnd deutlich auseinandcrgehalten, sondern
es lvird einseitig eine Politik des guten Herzens gelehrt, ja
da und dort wicd ein förmlicher Kultns des Geringen und
Schwachen getrieben. Das führt zu einer sehr gefährlichen
Verschwommenheit, zu einer falschen Bewcrtung der Kräfte,
mit denen im Leben der Ration zu rechnen ist. Wenn die
nat.-lib. Jugend ans ihrem Liberalismus uitd ans ihrem
sozialen Empfindeii hcrauS sich vornimmt, dafnr zu sorgen,
datz hicr Klarhcit geschaffen und erhalten wivd, dann wird sie
sich vor eine sehr interessante nnd wichtige Anfgabe gestellt
haben.

Der Name j u n glib e raler Vcrein ist nicht ctwa
so zu verstehen, datz in dcm Verein nnr jüngere Lenie, die
>das Wahlrecht noch nicht errcicht haben, Anfnahm'e finden,
sondern die Altersgrenze ist nach den Stämten, die ein proviso-
risches Komitee in Ue'bercinstimmung mit andern Orten aufge-
stellt hat, auf 40 Jahre festgesctzt. Die Mitgliedschaft ist anch
nicht an den Wohnsitz in Heide'lberg gebunden, bielm'ehr sind
die jüngeren Leute ans ber näheren und ferneren Umgebung
Heidclbergs gleichfalls zum Beitritt eingeladen, wie auch der
Verein scinerseits da nNd dort in der Umgebnng Heidelbergs
Zusammenkünfte veranstalt'en wir'd. Wie sehr dem Verein die
Stimmung der nationalliberalcn Jugend entgegenkommt, dies
ergiebt die Thatsache, datz schon hente gegen 300 Anmeldungen
znm Vcrein vorliegen.

X Akcidemische Vorträge im Kaufmännischen Verein. Der

gestrige erfte Bortrag des Herm Profeffo» Dr. Hettncr
übcr: „Geographie des Weltverkehrs" war antzerordcntlich gut
'besnchl. Die Nänme des Kaufmännischen Bereins reichten
kanm aus, die Besncher alle zn fassen. Die gediegenen Ans-
fnhrungen des Redners, anf die wir morgcn ausführlich znrück-
kommen ivörden, sandcn vielen Beifall. Mit grötzter Span-
nung sicht man den weiteren drei Vorträgen entgegen, die an
dcn nächstcn drei Mittwochen stattfinden.

z- Stadttlieoter. Gestern fand im Stadttheater die erste
Wiederhoüing-vvn „Alt-Heidelberg" vor vollständig besetztem
Hanse statt. Die Darstellerin der Käthie, Frl. M i l d e, und
der Darstellcr des Erbprinzen, Herr Eckhof wnrden durch
Blnmenspenden ausgezeichnet. Der Prinz trug Herrn Eckhof,
der dcn fürstlichen Jiingling liebenswürdig nnd vornehm zu
geben v'ersteht, vielen Beifall ein.

— Unfall. Gestern Nachmittag halb 6 Uhr wollte an der
Ecke der Römer- imd Bergheimerstraße ein Fuhrmann aus
Plankstadt mit seinem Fuhrwerk einem anderen aus Schwetzin-
gen vorfähren, stietz däbci aber an dieses an, das auf die Seite
geworfen wurdc, so datz das Pferd umfiel und vor die Ma-
schine cines noch rechtzeitig znm Stehen gebrachten Znges der
Nebenbahn zu liegcn kam. Dic D'eichsel des aiif die Seite ge-
drängten Wagens dnrchstietz einen Personenwagen des Ne-
üenbähnzuges, lvödurch vicle Scheiben des Pcrsonenlvagens zer-
brachen. Körperverlehungen kamen glücklicherweise nicht vor.

— Polizcibericht. Eine Fabrikarbeiterin wurde wegen
Umherzieh'ens nnd ein Schlosser wegen Bettelns verhaftet.
Wegen Rnhestörnng bezw. Unfngs kämen 16 Personen znr
Anzeigc.

-tz Wnlldorf, 5. November. (Auszei ch n u n g.) Bci
der diesjährigen Hopfen- und Brailergerste-Uusstellung anf
Aiignstenbcrg crhielten fölgende hiesige Aus'steller Preise:

1. Für Hopfen: Peter Frcnnd nnd Anton Kraft einen 1. Prets;
Heinrich Schlag, Flaschncr, nnd Franz Mag einen 2. Preis.

2. Fnr Branergerste: Emil Sinn, Bierbraner, eincn 2. Pveis
nnd Anton Kraft ein Diplom.

-f Wcinlieim, 5. Novcmber. Der Verleger des hiesigen
Amtsblattes, Herr Wilhelm Diesbach, starb gestern Abcnd in
Königstein im Tannus, woselbst er znr Kur weilte, im 66. Lc-
bcnsjahr.

Karlsruhc, 5. November. (F m m a t r i k u l a t i o n.)
Bci den für das Wintersemester an der Technischen Hochschule
borgenommen'en Jmmatrikülationcn ivnrden bis jetzt im Ganzen
395 Stndieren'de eingeschrieben.

8C Knrlsruhe, 5. Novem'üer. (Dcr sog. Landgra-
b e n) soll nnn anf seincn sämtlichcn noch offenen Streckcn
in Gemarknng Karlsruhe übcrivölbt werden. Dic Kosten sind
einschlietzlich des Aufwandes für die Erwerbung des crfovdcr-
lichen Gcländcs agf rnnd 390 000 Mk. beranschlagt.

Aus Buden. Der frühcrc Seminavdirektor Äug. Werner
in Meersbnrg hat die Berwaltnng der Pfarrei Oberweier,
Dek. Gcrnsbach, übernommen.

Heidelberger Vereinsangelegenheiten.

Vo. Verein gcgen den Mis-brnuch geistiger Gctränke. Der

Bcrcin gcgen den Mitzbranch geistiger Getränke hielt gestern
Abend im Gartensaal der „Harmonie" eine Versammlnng ab,
in welcher Pfarrer Schmitthenner über das Thema:

wurde. Die Strafkammer vertagte heute die Ver-
hauülung uud beschlvs;, v. Müuch zunächst noch ärztlich
cmf seine geistige Gesundheit hier beobachten zu lassen,
womit sich derselbe eiuverstanden erklärte.

— Kiel, 5. November. In dem Prozesse, deu die
Stadt Kiel gegeu deu Reichssiskus um das
Eigentumsrecht am Hafeu führt, tvurde heute vor der
Wvilkammer des Landgerichts has Urteil iverkündet.
Kiel wurde das Eigentumsrecht nach dem Klageantrage
Zuerkanut.

— Die über hundert Jahre atten Personen sind in Preutzen
nach den von der „Statist. Korr." mitgeteilten Ergebnissen der
Bolkszählimgen von 1871 bis 1900 in starker Abnahme be-
Priffen. Während die Zählung vom 1. Dezember 1871 434
Personen ermittelt hatte, die über 100 Jahre alt sein sollten,
ftellte die von 1875 deren noch 381 nüd die von 1880 361
fest. Dagegen ergab die Zählung von 1885 nur noch 91, die
von 1890 72, die von 1895 »ur noch 46 und die letzte Zäh-
itung vom 1. Dezember 1600 sogar nur noch 85 Ueberhundert-
jährige nnd zwar nur 5 männlichen und 80 weiblichen Ge-
fchlechts. Diese starke nnd anhaltende Wnahme der Zahlen,
lieson'ders seit 1880 beruht zum grotzen Teile auf der sorg-
fälrigen Kontrolle, der das königliche statistische Burean die
-erfahrungsmätzig sehr unznberlässigen Angaben in den höchsten
Altersklassen rmterzieht. Es wird seit 1866 dort ein besonde-
res Register über die Personeu im Alter von mehr als 90
Jahren gefnhrt und auf Grund der Sterberegister nnd der
Mersangaben bei den Bolkszählnngen berichtiA, wobei alle
zweifelhaften Füllc mit Hilfc von Kirchenregistern, Nachweisun-

gen dcr Behörden, Nachfragcn bei Familienmitgliedern usio.
aufgeklärt wcrden, so datz die jetzigen Angaüen über Zähl und
Illter der Hundertjährigen dem wirklichen Thatbestande ziem-
lich genau entsprechen dürfteu. Von den 36 über 100 Jahre
alten Personen, 'die 1900 ermittelt toorden sind, wohnten 11
in Westprcutzen (1 Mann nnd 10 Frauen), 10 in Posen (2
Müniier, 8 Frauen), 4 in Schlesien (1 Mann, 3 Frauen),
in Ostprenßen, Brandcnburg, Hannover nnd Rheinland je 2
Frauen nnd in Schleswig-Holstein 1 Mann und 1 Frau. Von
den fünf Männern warcn drei Witwer, einer verheiratet nnd
einer Jnnggeselle; bon den 30 Frauen ivaren 29 Witwen und
nnr eine ledigen Standes.

— Eine eigenartige Bersicherung. Der Tenorist Jushin
von der Moskauer Hofoper hat, wie der Frankf. Ztg. ge-
schrieben wird, bei der Versicherungsgesellschaft „Equitable"
seine Stimme für 25 000 Rubel versichert. Sobald der
Künstler seine Stimme verliert, das heitzt grotze Rollen nicht
mehr singen kann, ist die Gesellschaft vervflichtet, ihm die
angegebme Summe auszuzahlen.

— Tclcstlionstrozcsl. Vei dem Landgericht in Frank-
furt a. M. schwebt ein Prozeß von PrinziPieller Bedeu-
tung, der sämtliche Jnstanzen 'beschäftigen dürfte, da der
Wert des Streitgegenstandes die Bernfung an das
Reichsgericht erlaubt. Der Redaktenr B. in Frankfnrt
a. M. ließ sich mit der Fernsprechstelle> in Karlsruhe ver-
binden. Während des geführten Gespräches erhielt er
einen starken elektrischen Schlag nnd sank bewutztlos zu

„Alkohol nnd Jdealismus" sprach. Medizinalrat Dr. Kürz
begrützte dic Erschienenen und teilre mir, datz mir diesem Vor-
rrag öie Wintersaison crösfner wür-e. Sodann wres er auf
die Fortschritte der Mäßigkeitsvereine im Deutschen Reiche hin,
sei doch auch im deutschen Reichstag durch Dr. Esche ein
Antrag eingebrachr worden, der die Uebelstände, die rn dem
Konzessionswesen lregen, einschräiiken will. In Sachsen ser
erne Perition zur Bekümpfung der Truntsucht an die Regierung
gelangr, in dcr prentzischen Kammer ein Gesetzenttvurf einge-
brachr worden. Ein starker Rückgang in dcr Trnnksuchl ift auch
in der Armee zu verzeichnen, wo die Obersten Buzlo rrnd
Mathäi segensreich gewirkr haüen. Redner erreilte hierauf
Pfarrer Schmrtlhenner das Wort, welcher in enrftün-
digcm Vortrag über das cben angeführte Thema sprach. Er
erklärte den Jdealismns als eine Welranschauung, welche die
Menschen in einen Rausch nach erwas Höherem versetzt, wührend
der Alkohol die Empfindnng eines seligen Zuftandes steigerr,
als ob sich die Seele vom Menschen enthoben hütte, und daher
könne ein Jdealist niemals ein Alkoholist oder umgekehrr sern.
Anch biele Dichtnngen geben Zengnis von Jdealismus rmd
von Alkoholismns, >denn wührend unserc idealcn Dichter das
Wahre, Schön'e nnd Gute verherrlichen, giebi es auch solche,
ivelche den Wein, überhaupt den ?llkohol, besingen. Jn was
diese ausarten, davon liegen genug Zcugnisse vor. Der Vor-
trag fand bei den Zuhörern grotzen Beifall. Mediziimlrat
Dr. K ü r z >Lankte Herrn Pfarrer Schmitthenner für denselbcn.
Gleichzeitig machte er die Anmesenden auf die weiteren Bvr-
trüge anfmerksam nnd lud dieselben jetzt schon dazu ein. Es
werden Vorträge gehalten bon Dr. Kraepelin „Ueber
Alkohol n»d studentische Jugend", bon Herrn Kaupp „Ueber
das Wesen der Geifteskrankcn" nnd von Herrn Dr. Soetber
„Ueber Ernährung und Kräftignng der Kinder". Auch planr
der Berein einige gcmntliche Unrerhaltungei«. Schlietzlich
empfahl Medizinalrar Dr. Kürz die Anschafsirng von Gut-
karten, ivelche in hiesigen Geschäfren zn 2, 5 und 10 Pfg. zu
habeu siud niid welche au Stellc vou kliugender Münze an
Arme berschenkt werden konnen, wofür dieselben in den auf
dcnselben verzeichneten Wirtschaften cssen und trinken konnen.
Hierauf wnrde die Versnmmlung gcsckilossen.

Die Konsumvereine und der Assgemeine
Aeutsche Kenossenschastsveröand.

Der Ausschlntz einer grotzen Anzahl von Konsnmvereinen
durch den allgemeinen Genossenschaftstag in Kreuznach hat gro-
tzes und berechtigtes Aufsehcn crregt und ist hente noch Gegen-
stand lebhafter Erörternngen in der Presse. Die Heransgabe
der „Mitteilungen" iiber diesen Teil des Nllgemeinen Ge-
nossenschaftstages nnd ein Anfsatz von Dr. Crüger in der Zeit-
schrift für Sogiälwissenschaft häben bereits viel znr Klärung der
Berhältnisse beigetragen. Gleichwohl blieb hier und da dic
Ansicht bestehen, datz in den Kreisen der Konsumvereine ein-
mütig der Kreuznacher Beschlnh gemitzbilligt würde. Datz dies
nicht dcr Fall, beweist der Verlauf des außerordentlichen Ver-
bandstagcs des Verbandes der Konsumvereine der Provrnz
Sachsen und der angrcnzendcn Provinzen und Staaten, der am
2. November in Magdeburg stattfand. Vertreten waren 150
Konsumbereinc. Es lag ein Antrag bor, den Ausschlutz von
Konsumbereineii dnrch den Kreuznacher Genossenschaftstag zu
mitzbilligen und aus dem ?lllgemeineli deutschen Genossen-
schaftsverband aus'zutreten. Der Antrag wnrde jedoch mit
95 gegcn 55 Stimmen abgelehnt. Hier hat sich also gezeigt,
daß der Standpunkt der Kreuznacher Majoriiät, mit der neuen
Konsiimvcreinsrichtung, dic den Kampf gcgen die kapitali-
stische Wirtschaftsordnungxanfnehmcn wrll, zu brechen, auch in
weiten Kreisen der Koiisnmvereine vollstän'dig gebilligt wird.
»»»>!,»>»» .....

Hßeater- und Kunstnachrichten.

j Heidelbcrg, 6. November. (St a d tt h e a t e r.)
Morgen, Freitag, gclangt zum letztenmale in dieser Saison das
Schauspiel „Die Stützen der Gesellschaft" bon Jbsen. welches
bekannt'lich bei seiner Erstaufführung mit grotzem Erfolg auf-
genommen wurdc, zur Darstellung.

Kandel und Werkehr.

Mannheim, 6. Novbr. (Aktien.) Oberrh. Bank 104.60 G
G., Rhein. Credilüank 140.00 G. B.. Rheinische
Hypotb.-Bank 180— G. —B., Brauerei Kleinlein, Heidsl-
berg 155.— G. —B., Schrödl'sche Brauerei-Aklten 167.— G.
—.— B, Portland-Ceurent Heidelberg 105.— G. —.— B.

Frankfurt, 5 Novbr, Effe? t ens oz ietät. Ab-nds 6V« Uhr (
Kreditaktien 212 60 b., Disconto-Kommandir 188.60 b., Bcrliner
Aandelsges. 157 b. G., Banque Ottomane 118 b., Bayer. Barck
62.25 b. G.. Preuß. Hypoty.-Aktien-Bonk 1200er 98.90 b. G .
Pfälz. Maxbahn 139 50 b. G., Henri 99.20 b., Jial. Meridiona -
bahn 130.75 b. G. ult., bproz. amort. Mexikaner 41 B. 40.90 G.,
4Vzproz. Portugiesen abgest. 50.10 b. G., unabgest. 50.70 b. G.,
4proz. Serben 74.40 b. G., 5vroz. Bulgaren 92 B. 81.99 G.,
Harpener 166.70 B. 60 G. Oberschl. Eisenindustrte 91.80 1.,
Concordia 276.30 B. 29 G.. Esckiweiler 210 b. G, Aluminium
170 b.. Elektriz. Schuckert 78.50 etw. b. G., Elektr. Helios
12.80 b. G.

6'/« biS 6V, Uhr: —

Ungeachlet der teilwcise eiwas schwächeren Notierungen der
auswärtigen Plätze blieb die Tendenz der Abendbörse auf allcn
Gebieten gut behauptet.

Boden, wobei ihm Blut aus Mund und Nase drang.
Nach einiger Zeit erholte er sich wisder, leidet abec von da
ab an einer schweren Lähmung der rechten Körperhälfte.
Aus dem Prozeßwege verlangt er jetzt eine lebensläng-
li-che Rente von 1800 Mk., da riach den ärztlichen Gulach-
ten sine Wiederherstellung ansgeschlossen ist. Die Reichs-
post lehnt die Haftpflicht für diesen Unfäll ab, indern
sie ihn als eine unglückselige Folge höherer Gewalt hin-
stellt nnd behauptet, daß sie alle Vorkehrungen getroffen
habe, um Gefahren für die Menschen beim Gebrauche
des Te'Iephons nach Möstlichkeit auszuschließen. Die
Entscheidnng in diesem, für alle mit dem Telephon urm
gehenden Personen interessanten Prozesse werden wic
s. Zt. mitteilen.

Das Schweigcn im Reichstag.

(Strmmimgsbild bei Beratung 'der Kornzölle.)
Am Bundesratstische
Jst Ruh I
Graf Posadowsky
Hört nur zu,
von Thielmann auch;

Podbiclski selbst weigert die Fehde,

Obivohl man mit mancherlei Reds
Ihn stößt bor den Bauch.
 
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