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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256-280 (01. November 1902 - 29. November 1902)
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Freitag, 7. Novcuiber 1W2. Zweites Blatt. 44. Iavrgang. — lir. 261.

Lrscheinl täglich, Sonntags ausgenommen. Preis mit Familienblättern monatlich 60 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweiganstaltcn abgeholt 40 Pfg. Durch

die Post bezogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschlietzlich Zustellgebühc.

Änzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
an bestimniten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelb. Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprecher 82.

Aer Wechsel auf dem deulschen Moischafier-
posten in Wien.

Der Rücktritt des Fürsten Eulenburg vom Botschafter-
Posten in Wion orsolgt, nach der „Äöln. Ztg.", woil den
Fürsten ein hartnäckiges rheumatisches und gichtisches
Leiden Peinigt, welches anch das Herz in Mitleidenschaft
zog und sein Nervensystem immer mehr angriff. Von
Gastein auf liarlsbad nnd von Karlsbad auf Gastein odbb
Baden erhofste er baldige Genesung und war keineswegs
gewillt, als Fünfziger in den Ruhestand zu treten, aber
er sah fich genötigt, innner länger Urlaub zu nehmen.
Die Zeitungsslimmen der guten Frennde mehrten sich,
denen der Fiirst als Botschafter zu wenig that, und ver-
einigten sich mit den Stimmen der Tschechen, Polen nsw.,
die gewohnheitsmäßig iiber seine „Einmischungen", sein
Zuvielthun, klagten, zu disharmonischem Ehorus. Der
feinbesaitete Botschafter hat am Ende die Widerstands-
kraft und Gcduld verloren und den Ungeduldigen nackp-
gegeben. Er hat den wachsenden Schwierigkeiten, die
seine Krankheit ihm in der vollen Erfiillung seiner Pflich-
ten machte, Rechnung getrageu und sein Riicktritt ist znr
Thatsache geworden. Eulenburgs Nachfolger, Graf
Wedel, entstammt dem hannoverischen Adel. Sein
Vater war oldenburgischer Kammerherr und Generalleut-
nant; auch der siingste Sohn Karl Leo Julius Wedel,
geboren 1842, widmete sich der militärischen Laufbahn,
zuerst im hannoverischen Dienst, dann nach dem Frieden
von Nickolsburg als Premierleutnant im 8. preußischen
Husarenregiment. 1876 als Hauptmann zum großen
Generalstab versicht, fand er bald Fühlung mit dem
diplomatischen Dienst, indem er ein Jahr darauf als
Militärbevollmächtigter nach Wien gesandt wurde. Von
dort ans wurde er abkommandiert, um den Kriegsereig-
nissen auf der Balkanhalbinsel zu folgen, kehrte dann
nach Wien.zurück nnd wurde dort in zehnjähriger Wirk-
samkeit in den österreichischen Hos- und Militärkreisen
heimisch: vorübergehend vertrat er auch den Prinzen
Reuß als Geschäftsträger. Zum Oberst befördert, er-
hielt er das Kommando des 2. Garde-UIanen-Regiments
in Berlin, dann der 1. Garde-Kavallerie-Brigade, wurde
1889 dienstthuender Generaladjutant des Kaisers und
bald daranf General a la suite. Um sich mit den diplo-
matischen Geschäften vertraut zu machen, trat er im
Sommer 1891 beim Nuswärtigen Amt ein und wurde
schon nach eincm Iahre Gesandter in Stockholm. Dort
blieb er bis znm Oktober 1894, als er sich mit der ver-
witweten Gräfin Stephanie Anguste v. Platen^ geb.
Hamilton, einer der reichsten Grundbesitzerinnen Schwe-
dens, vermählte, und dadurch Herr von Stora Sundby
in Schweden wurde; er siedelte dann nach Berlin über
und wurde dort im Frühjahr 1897 als Nachfolger des
Generalobersten v. Loe nnt dem Gouverneurposten be-
traut. Seine Wiederverwendung im diplomatischen Dienst
wurde zwei Iahre später möglich, als der Botschafter in
Rom, Freiherr Sanrma v. d. Ieltzsch, wegen ernster Er-
kranknng seinen Posten verlassen mußte. Graf Wedel
wnrde sein Nachfolger und überreichte am 16. Oktober
1899 dem König Humbert in Monza sein Beglanbigungs-
schreiben. Während der drei Iahre seiner Botschafter-
thätigkeit in Nom hat Graf Wedel, der im Palazzo

Das Fischermädchen.

Roman von I. E d h o r.

(Fortsehung.)

Auf der Felsenterrasse des Wolscnsteiner Schlosses plau-
derte eiue kleine Gesellschaft von Damen nnd Herren. Es
war im Rosenmonat und der sütze Duft mischte sich mit dem
jungen Laub der riesenhaften Eichenbäume, die ringsum alles
beschatteten. Vom Sce herübcr kamen Gesang und Zither-
klängc.

„Wer ist dort auf dem Wasser, Brigitta?" fragte der
Wallisser sein Enkelkind, die neben seinem Stuhle stand.

„Es befindcn sich die Fürstin Jngeborg uud Baron Wolf-
gang dabei."

Der Wolfensteiner Frciherr hob sich in voller Höhe von
seinem Sitze und lugte mit seinen scharfeu Adleraugen in die
klare blaue Luft. „Bringe mir das Glas Wein herüber, bitte",
sagte er, rückwärts gewendct, zu Brigitta, mit dem Recht des
hilfsbedürftigen Greises.

Sie reichte ihm das Glas und blieb einen Augenblick an
seiner Seite ftehen.

Er deutete über den Rand der Balustrade in die Tiefe nach
dem nahen Waldsee. „Prinz Max, ein jüngerer Briwer des
berstorbenen Fürsten Auersperg, ist dabei und die beiden Kom-
tessen Fürstenberg."

Der alte Freiherr von Wallissen lächelte leise^ vor sich hin.
Seine Enkelin wurde stillschweigend von dem stolzen Halb-
bruder als Großnichte anerkannt und war ihm fast unentbehr-
lich geworden.

„Tante Charlotte!"

„Nun, Gitta, was wünschest du?"

„Jch möchte mich gcrn auf eine Stunde zurückziehen, meine
Eltern dahcim warten auf Nachricht, ich schulde sie ihnen i
schcn lange —" ^

Caffurelli ein hochvornehmes Haiis führte, bas Deutsche
Reich beim italienischeii Hofe in glänzender Weise ver-
treten, und sein Scheiden von Rom wird in der dortigen
Hofgesellschaft lebhaft bedauert werden. Seine Geniah-
lin hatte sich dosi besonders dnrch ihre Tierschiltzbestrebiiii-
gen anfrichtige Sympathien erworben.

Deutsches Reich.

— Ter „Vorwärts" teilt niit, daß seit Beginii dieses
Semesters an der Berliner Universität die
PaPiere und P ässe der R n s s e n, die sich iimna-
trikulieren lassen, dem Polizeipräsidium übergebeu wer-
deu, daS sich danu mit der russischeu Polizeibehörde iu
Verbindnng setzt, und daß dann nach etwa zehn Tageu
dem Russen mitgeteilt wird, ob er inrmatrikuliert werdeu
könne oder uicht.

Bahcrn.

SN ü u ch e u, 6. November. RegierungSseitig wird
erklärt, daß Bayern mit Rücksicht auf die vou Dentschland
für sie im Juteresse der Landwirtschaft gemachten Anf-
wenduugen trotz der Fleischteuernngen iu den Städteu
eine Oeffnuug der Grenzen für die Vieheinfiihr, nament-
lich anS Uugarn, wegen der dortigeu Seuche beim Bnu-
desrat n i ch t befürworten köune.

Prcuße«.

K ö l u, 6. November. Das Komkapitel wählte den
bisherigen Weihbischof Tr. Fischer znm Erzbischof.
Dr. Antonius Fischer wurde am 30. 9Nai 1840 zn Jülich
als Sohu eines kinderreicheu Volksschullehrers geboreu.
Er besuchte die Biirgerschule seiuer Vaterstadt, kam danu
anf das Friedrich-Wilhelm-Gyinuasiiiiu iu Kölu, wo er
mit 17 Jahreu das Abiturientenexameu bestaud, nud
bezog daun für 3 Iahre die Bonner lluiversität. Nach-
dem er noch eiu Jahr in Münster privatim Theologie
studiert hatte, knm er 1862 ins Kolner Priesterseuünac
und wnrde am 2. September 1863 zum Priester geweiht.
Nach kurzer Thätigkeit als Kaplan erhielt er (Januar
1864) die Stelle eines Hilssreligionslehrers am Gym-
nasiuin zu Essen, wo er ein volles Vierteljahrhiuidert
auSharrte. Vou Erzbischof Kremetz 1888 als Domkapi-
tular nach Köln berufen, wurde Fischer am 19. November
zur lluterstiitziiug Äes alten Dr. Baudri zum Hilfs-Weih-
bischof und im folgeudeu Jahre vom Papst zum Titular-
bischof vom Iuliopolis ernauut. Nach dem Tode des
Weihbischofs Baudri trat er an desseu Stelle. Fischer
stand schon 1899 uach dem Tode des Kardiuals Kremeutz
auf der Kandidateuliste. Die Wahl Fischers bedeutet
gegeu deu verstorbeuen Tr. Simar eineu Systeunvechsel
auf deni Kölner Erzbischofstuhl. Simar staud der sreie-
ren Richtuug ini Katholizismus bedeutend uäher, als das
bei Fischer der Fall ist. Für dle besfere Ausbilduug der
Theologiestudierenden zeigte sich Fischer besorgt. Schrift-
stellerisch hat er sich nicht bethätigt.

Ausland.

Türkci.

Ko u st a u t i n o p e l, 6. November. Der uelier-
lichen Beschießu n g des türkischen Hafeus
Midi durch die Jtaliener liegt nach amtlichen

„Ach, und da wolltest du dich bei dem hcrrlichen Wetter,
wo wir dcu iuteressautcsten Bcsuch haben, hiusctzeu uud nach
dcr Heimat schrcibeu? Laß es bis morgen, meiu Kind."

„Du mutzt hier bleibcu," bestimmte der Woli>,..^imer eut-
schiedeucn Tones.

Brigitta wagte keiue weitere Bitte, sie schmicgte sich au
den Stuhl ihres Grotzvaters, der mit stillseligcn Augeu ihre
Haud erfatzte, gleichsam zeigend, datz sie zusammengehörtcu uud
datz der andere trug, was den einen traf.

Und uun nähcrte sich die lachende Gescllschaft vom See
her, sie kamcn über die blühenden Wiescu gcschritteu, über
all die Millionen blauen Glockenblumen unü goldeucn Matz-
liebcheu. — Jetzt klirrten Sporen und Degen auf dcu stciner-
ncu Stufeu. — — Silberhelles Frauenlachen . . . Weitze
Kleidcr und bunte Schleifen flatterten herauf wie Schmctter-
liugc. — Da wär der ganze Schwarm.

Barouiu Helmstaedt cmpfing die Gesellschaft mit lachendeu
Vorwürfcu über ihr lauges Ausbleibeu. Es gab für den
Augenblick cin buntes Durcheinander.

Priuz Max hatte sich den Weg gebahnt zu dem Wallisscr
Freiherru uud sciucr Enkelin. Er zog eiuen Garteustuhl
hcrbei und lietz sich uieder. „Es ist wundervoll auf dem
Wasser. O, dieser Wald und alles, was er umschlictzt, ist köst-
lichl Die Bieuen summen und die goldenen Falter weheu vor-
über: die stahlblauen Fliegen sonnen sich und funkelndes Ge-
schmcide rührt sich im Grase und auf dcn Baumwipfelu. Sie
warcn früher ein grotzer Naturfrcund, Frciherr. Köuucu
Sie es aushaltcn im Scssel, wenn drautzeu alles kräucht uud
fleucht?"

„Jch mutz wohl aushalten. Jch ergötze mich zivar immer
uoch an dcr Schönheit der Natur, äber meine Gcdauken
werdcn eruster und wehmütiger . . . . Es geht zum Scheideu.
Ich dachte vorhin an die Gallerien uuseres Schlosscs, wo die
Augcu uud Wangen längst vcrgangcner Gcschlcchtcr noch im-
mcr ihrc Freudc und ihr Weh erzähleu, dic sich gleich uns, aber
früher au der Natur gefreut. Danu dachte ich au unscr Stcr-

türkischen Tepeschen folgender Thakbestniid zi, Grimde:
Der Koiiimandmit des ilalienischen Kreuzers „Piemonte"
veranlaßte den mit der Versolgimg der Schisfe der See-
ränber betrauten türkischen Fregakten-Kapitän Riza
Bey zimi Zwecke einer Aussprache an Bord der „Pie-
nwnte" zu kommen. Rieza enksprach dieser Aufforderung
nnd der Kommandant der „Piemoute" legte ihm eiu
Protokoill vor, wbxiu feskgelegt wurde, daß die
Türkeu innerhalb drei Tageu die italieuischy Forderung
zu erfüllcn hätten, widrigenfalls die Jtalieuer zu einer
Beschießung schreiteu könnten. Riza sollte das Proto-
koll mit seiner llnterschrift beglaubigeu, was er jedoch
ablehute. Der italieuische Kom m a u d a n t hielt
Riza msolge seiuer Weigeruug 26 Stuuden ge -
f a u g e u, worauf Riza uuterzeichuete. Die Türkeu
haben durch ihre Säumigkeit ani meisten Schuld an der
Haltimg Jtaliens. Jn Midi selbst ist kaum uoch viel
zu bombardiereu. Tie Bevlstkeruug hat deu Hafeuort
läugst geräumt. Die Pforte ist durch die Augelegenheit
srhr beimruhigt. Hier ist die Nachricht eingetroffeu, daß
augesichts der Vorgänge bei Midi zur Wahrimg der
e u g l i s cheu Iuteresse u und zum Schutze der
euglischeu Ltaatsaugehörigeu iu Hodeida eiu euglisches
Kriegsschiff daselbst eingetroffeu ist; eiu zweites werde
erwartek. Diese Na-chricht rief im Mldizpalast eiue der-
artige Beimrulügimg hervor, daß der Befehl gegeben
wurde, alle riickständigeu Forderuugeu der eugiischen
Staatsangehörigen iu Hodeida und sonstige schwebende
Augelegenheiten zu regelu. Das Gerücht, Eugland
stellte iu dieser Hinsicht eiu Ultimatum, ist uubegrüudek.

Afrika.

— Die uäheren Ilmstäude bei der E r m o r duug
eiues englischen LN i s s i o g a r s iu Fez siud, eiuem
der „Köln. Zjkg." zugegaugeueu Bericht zitfolg>e, diie
nachsteheudeu. Ter englische Missionar Eooper soll iu
dem geöffneteu Thore oder in der Nähe des Thores ver-
sucht haben, eine photographische Ausnahme vou dem
Jnnern einer Moschee zn machen, was ihm von einem
Scheriff — diese Leute steheu bekaimtlich dort im Ge-
ruch der Heiligkeit — verwiesen wurde. Jm Laufe des
Streites, der fich mm zwischeu dem euglischeu Missiouar
imd dem «cheriff entspanu, schoß danu der fauatische,
erregte Maure den LNissiouar über deu Haufen uud floh
iu das Heiligtum. Zum großen Erstaimen der europäer-
feiudlichen Fesbewohner ließ jedoch der Sultau, uachdem
ihm der Vorfall niitgeteilt war, deu Mörder mit Gewalt
aus der bis dahin für unautastbar gehalteueu Zufluchts-
stätte holen und vor sich führeu. Jm Beiseiu vou zwei
Aduls (Rechtsgelehrteu) leitete der Sultan, vou seiuer
Stelluug als Haupt der welllicheu uud religiöseu Gewalt
Gebrauch machend, selbst die Gerichtsverhaudlimg, indem
er durch Auordnung der Fragestellung die beideu Diener
des Gesetzes veranlaßte, die That für Mord zn erkläreu.
Jhr llrü'il bestätigte Muley Abdul Asis auf der Stelle.
Der Verurteilte erhielt erst 700 Riemenstreiche, uud wäh-
rend dieser Prozedur richtete der Sultan an deu sich
stmmu unter deu furchtbareu Qualen Wiudendeu daim
die Frage, weshalb er den Christen getötet habe; worauf
der Scheriff, der in seinem Fanatisnms übermens-chliche
Lebenszähigkeit gezeigt zn haben scheint, entgegnete,
er habe die That verübt, nm ein Allah gefälliges Werk ge-
than zu haben. Nachdem der Sultan dem cnkgegeugehal-

beii nnd an das Sterben derer, die nachher sein werdeii uiid
im Fortspinnen desselbcn düster-schönen Gedankens zog ich
die Faden planloser Phantasie nm mein Haupt und über die
stille, grotze Landschaft vor mir. — Ah, ein sanfres Eden licgt
im Menschenherzen und es blühen darin leuchtcnde nnd dunkle
Blnmen. Meine gewöhnliche Frühlingstraner stellt sich ein.
Jch weiß nicht, ob die schöncn Tage anch andere so traurig
machen. Jch dachte auch an mcinc längst verflosscnc Jugend —
ich kanntc damals eine jnnge Gräfin, ein licbes, schünes Ge-
schöpf, in Jugendfrische prangend; wir waren öfters zusani-
mcn und sie wurde von uns jungen Kavaliercn glühend ver-
ehrt. Sie starb plötzlich. — Als ich schon dcn Schncc des
Alters trng, führte mich mein Weg eincs Tages an ihrem
Heimatschlotz vorbei — ein anderes Geschlccht hanste dort,
die Bekannten von fünfzig J-ahrcn warcn heimgegangcn. Man
war cben dabei, die Kirchengrnft zn ckinmeii, nm fiir die
Nachkvmmcn Platz zu schaffen. Die altcn, zcrfallenen Särge
wnrden in die Erde gcscnkt. Als ich dcn -^arg dcr jungen
Gräfin erkannte, bat ich nm Ocffnnng desselben ..." Der
Grcis schivicg, in tiefcm Sinnen verloren.

„Und da?"" eriiincrtc der Prinz spannungsvoll.

„Da sah ich die geliebte, verehrte Gestalt noch einmal . . .
Entsetzen fatzte mich jetzt noch bei dcr Erinncrnng. Ein
Knochcnantlitz mit Iveitzen Zahnen grinste mich an — ich
konnte kanm fasscn, dah cs das Engelsanilitz sci, welchcs uns
früher cntzückte. Nur das weihe Seidenllcid war qut crhal-
ten, wclches ste umhüllte, sonst war allcs Stanb nnd Moder.
Damals lst mir so recht zum Bcwntztscin gekommen, wie ver-
gänglich alle Herrlichkeit dieser Erde ist."

„Welche schauerlich-crnste Unterhaltungl" warf Baron
Wolfgang cin, der eben zu der Grnppe gctretcn ivar. „Onkel
Wilhelm, dn kannst sonst so prächtig zur Frendc aiimnten,
waruni fnchst du hente solch düster-ernstcs Gesprächsthema
vor?"

„Wir mcrkien gar nicht, datz Ivir so Ernstcs redctcn", sagte
dcr Prinz.
 
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