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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (01. Dezember 1902 - 31. Dezember 1902)
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Samsllll,, 8. Dczember 1W2. D ritt« s Vi«tt. ? abrlmiia. — KL 288.

Erscheint täglich. Sonntags ansgenommen. Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweiganstalten abgeholt 40 Pfg. Durch

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Aer Schriftwechset üöer die Mälmiung von
Sch mqgüi

tst am 3. ds. in London veröfsenttichl worden. Er isi
insoforn auch fiir Dent s ch 1 a n d Don brsonüerein
Jnteresse, als aus ihrn niit volter .itlartieit ersichtlich
wird, in welchen Punt'ten die dentsche Regiernng Vor
Lehalte gegenüber üeni in erster Reihe von Englanü be-
triebenen Plane zn machen für nötig hielt.

Jn der ersten, ini Blanbnch abgeürnckten iNitteilnng
benachrichtigt der englische Gesandte iLatow den Minister
des Answartigen Lansdowne, dcitz der Bizekönig anf
eine gleichzeitige Ranmnng SchanghaiS init der Wieder-
herstellung von Tientsin dränge. Tie folgenden Biii-
teilnngen zeigen, datz die Mächte geivillt waren, Schang-
hai am l. llloveinber zn räninen. ttaiisdowiie erhielt
auf seine Ansraae an Iapan, Frant'reich und Deutschland,
ob ihnen der l. Roveinber für die Räninung genehni
sei, von Frankreich nnd Fapan die Antwort, datz der
Tag Passend sei. Dentschtand lietz dnrch den Bot-
schaftssekretär Freiherr v. Eckardlstein antworten, datz es
bereit sei, dem Vorschlage anf eine Berständignng beizn-
treten, dahingehend, datz eine vorlänfige Anordnnng für
eine gleichzeitige nnd gleichsörmige Ränmniig getroffen
wiirde, datz es sich aber sür den Fall, datz die andere n
M ä ch t e zn einer n e n e n B e s e h n n g vorgehen
sollten, zn einem ä hnliche n L- ch ritte daS Recht
oorüehalte. Fndessen ivnrden die Berhandlnngen fortge-
setzt, um gegen die nnerwünschte Möglichkeit deS letzt
genannten Falles Vorkehrungen zn treffen, eine Möglich-
keit, welche einer amtlichen Mitteilnng znfolge anch von
der französischen Regiernng in Rechnnng gezogen wurde.
Die dcntsche Regierung wünschte noch folgende ansdrnck-
liche Bestimmungen hinznznfügen: Die Regiernng in
Peking und die Bizekönige des -Fangtselhales sollen ver-
Pflichtet werden, datz sie k e i n e r a n üere n M a ch t
irgend einen besonderen Vorteil Politischen, iiiilitärischen
seeinännischen oder volkswirtschaftlichen CharakterS ein-
räuinen, noch anch die Besetznng irgend eines anderen
PunkteS, der oberhalb oder niiterhalb von Schanghai den
Flutz beherrscht, gestatten. llnter dem AnSdruck Ivirt-
schafrlick>er Vorteile will die denlsche Regierung nicht
verstanden wissen inöividnelle Konzessionen, wie ziim
Beispiel Eisenbahnkonzessionen, sondern nnr Bewillignn-
gen, welche die freie Mitbewerünng von seiten anderer
Staaten ansschließeii in einer Weise, die entgegengesetzt
sei dem Prinzip der „offenen Thür".

Rstm ist bekannt, daß eS England mit dem Prinzip der
ossenen Thür im Iangtsethal nicht sehr anfrichtig meint,
haben doch englische Blätter ost genng erklärt, sene Ge-
gend falle ins englische Jnteressengebiet. Datz Dentsch-
land überhanpt Truppen ins Iangtsethal legte, hat den
Engländern gar nicht gefallen, sie haben eS als einen nn
renndlichen Akt bezeichnet Daher lag die Vermntuiia
nahe, daß England nach dem militärischen Ausmarsch der
Mächte auS dem Fangtsethal allein znrückkehren nno
das Gebiet dort sür sich in irgend einer Weise mit Beschlag
belegen, es als seinc alleinige Jnteressensphäre betrachte»
würde.

So hat Dentschland die gleichzeitige Ränniimg Schang-
hais nnt dem Vorbehalt gleichzeitiger Wiedert'ehr und
der Verpflichtnng EhinaS, keine einzelne Macht zu begün-
stigen, ausbednngen.

Die erste Bedingnng konnte Engiand nieht wotst ab-
tehnen, die zweite - nnö das ist sehr charakteristisch —-
bezeichnete es als Mitztraiiensvotiim gegen sich <England)
selbsi.

Daranfhin wandle sich Tentschland an Ehina nnd
erhielt sowohl von der chinesischen Zentralregiernng, als
aiieh von beiden Vizekönigen die Erklärnng, Ehina gebc
t'eines seiuer sonveränen Rechte aus und stimine keinem
Vorzngsrechte zu, Sas gegen öen Grundsatz der offenen
Thür gerichtet sei. Bezeichnendenveise hat England sieh
hierüber sehr anfgeregt nnd dem chinäsischeii Prinzen
Tsching wegen der von il>m an Denlschland abgegebenen
Erklärnng die schwersten Vorwnrfe gemackst. Wenn die
Absiasten Englands so rein sind nno seiae Gesinnnng so
loiial ist, wozn dann dieses Ansbransen gegen eine Fest-
setznng, die doch nnr dem entsprickst, was England seier-
lieh versiehert hat. England lietz dem Prinzen erklären,
datz das „Dopvclipiel" der chine'ische". pi.gieriing von der
britischen Negierung sehr übel vermerkt worden sei nnd
datz diese sich n i ch t dnrch an andere Mächte von der
chinesischen Regierung oder dem Vizekönig gegebene Zn-
sagen g e b n n d e n eracksten »nd in seiner A ktion S-
sieiheit bezüglich der w eite r e n A n s r e ch t e r-
halt n ii g der Ordinmg nnd der Wahrnng briti -
s ch e r F n t e r e s s e n i m F a n g t s e g' ebiete be-
schränkt betrachten iverde.

Mit der Znsichornng Elnnas gab sich Dentschland zu-
frieden. Der deutsche Botschaster Gras Wolsf-Metternich
teilte ani 30. Ot'tober Lord Lansdowne mit, datz Dentsch-
land die Bedingnng den anderen Mäclsten gegenüber habe
fallen lassen, nachdem es besriedigende Znsichernngen von
Seiten der chinesischeii Regiernng erhalten habe. Ain
7. R'ovember teilte Gras Wolff-R.'ettrrnich bezüglich die-
ser Bedingnng LanSdowne noch mit, datz sie nicht alS
sprziell gegen England gerichtet angrsehen werden könne.
Die englischen Blätter sinden mm, datz hier das Lrprich-
wort passe, iver sich entschnldigt, klagt sich an. Aber der
Satz patzt ganz nnd gar nicht, denn erst anf den Vorhalt
Encchnids, liat Deutschland ertläct. sein Ainrag richtc sich
nicht speziell gegen England.

Es ist anch nickst richtig, das; England, wie englischo
Blätter behanptrn, einen diplomatischen Sieg davonge-
tragen habe. Tentschland hat seine Fordernngen nickst
ansgegebeii, sondern sie sich dnrch Ehina sichern lassen,
so datz es ans die Bürgschaft dnrch die anderrn Riäckste
verziclsten koimte.

Deutsches Reich.

Legatiükisrat Dr. B n in i I l e r, der langsahrige
Reisevegleiter imd tstehilfe Wissmanns in Asril'a, ist alS
ztolonialattachö der dentschen Botschait in Paris znge-
teilt worden.

Baden.

146 S ä ck i n g e n . 1. Dezember. Das Erzbischöf-
liche Ordinariat hat anf Anregnng des katholischen Stif-
tnngsrates hier beim Ministrrinm der Inftiz, des Kul-
tus nnd des llntorriclsts eine R'enregelimg der Verteilnng
der hiesigen Kaplaneipfründen beantragt nnd zwar da-
hingehrnd, datz die beiden dnrch den Tod deS altkat h o-
il sche n Pfarrers ckosar erledigtrn .naplanripfründen
(Frühmetz- nnd Fridolins-Aaplanei) samt drm Frühmetz-
kaplanribansond dem r ö m i s ch - kat h olis ch e n Teil

wieder znrückgegeben, derA l t k a t h o l i k e n g e m e i n-
s ch a s t aber die Allerhei! ige n t' a p l a n o i nebst
dazu gehörigem KaPlaneihanS znm Genuß eingeräumt
werde. Da sich das Zahlenverhältnis der beiden Kirchen-
geineinschasten nach dem Ergebnis der neuesten Volks-
zählnng so darstellt, daß die Anzahl der Altkntlioliken
in der Stadt Säckingen 230, jene der Römisch-katholischen
3!2< beträgt, so erschien die vorgeschlagene dceuteilimg
des Psründegeniisses dem Ministerinm gerechtfertigt,
weshalb es nnter dem 12. R'ovrmber 1002 verfügt hat:
„Die Frühinetzkaplanei in Säckingen samt dem dazu ge-
hörigen .Naplaneihanöbaufonds (26 000 Mk), sowie die
Lt. Fridolinskaplanei nebst dem dnzu gehörigen Ka-
planeigebäilde lverden mit Wirkung vom 1. Fannar
1003 der lömisch-katholischen Geineinschaft in Säckfngen
wiedrr znrückgegebeii, der Altt'atholit'engeiiieiiischaft da-
gegen die Allerheiligenkaplanei nebst dein dazn gehörigen
als Psarrhaus neu in Stand gesetzten Kaplaneigebände
zum (pennsse überwiesen."

Württembcrg.

-- Der Bischof von Rottenbnrg, Dr. v. K e p p l e r,
hielt am l. Dezember in der Zlonferenz des Land- imd
Ltadtkapstels Roktenburg eine Rede über „W a h r e
n n d fal s ch e Refo r m". Nach dem Bericht des
„Dentschrn Volksbl." bezeichnete der Redner eine Resorin
des .statholiziSmiis znnächst als möglich, iiatürlich nicht
in dem, waS göttlich darin sei, Dogma, Sittengesetz,
HeilSeinrichtimgeii nnü Organisation, wohl aber in dem,
was menschlich sei, wozn vor allein das Charakterleben
der .statholiken geliöre. Die Frage nach eiiier 'Notwen-
digkeit der Reform bejahte der Bischof ebenfallS. Bei
Beantworlnng drr weiteren Frage, wie reformiert werden
sollr, stellte der Nedner als Leitsatz anf, die wahre Re-
fori» sei immer eine Resorm von Grimd aus, von innen
nach antzen, nicht von autzen nach innen. Die Heutigen
katholischen Reformer gäben vor, den Katholizismus auf
das Wesentliche veschränken nnd das Unwesentliche ab-
streifm zn wollen. DaS könne ihnen ni'cht verstattet wer-
den. Was sie vom Katholizisinns abstreifen wollen,
sei oft gerade die lieblichstc Blüte, der sntzeste Tust des-
selben. Dns Wissen dcs Lmtholiken werdc mchr mittcl-
nltcrlich nls „mvdern" scin. Acntzcrlich grob, inncrlich
cdcl sci dcr Geist dcs Mittclnltcrs; äußerlich kultivierk,
innerlich gemein sei der Geist der „Moderne". Wer den
Lockniigen der .PNoderne" folgte, gerate in äiißerste
Seelengesahr. Ein untrügliches Symptom fatscher Re-
forinhestrehnngen sei etz daher, wenn dieselben nicht iin
Namen deS lieiiigen Geistes, sondern iin R'amen des
„Geistes der Zeit" ans Werk gehen. Diesen alS Richter,
als st'orrektor, als Resormator der Kirche zulassen, heiße
sie herabwürdigen. Es heihe den Katholizismus schlecht
brraten, es zenge von Mangel an politischem Sinn, wenn
inan ihm zumnte, sich durch Konzessionen, Kompromisse,
Abstriche, in der modernen Wett das Existenz- nnd Wohn-
recht zii erkanfen oder zu erschteichen. Dic das thun,
scicn nicht scine Vcrkrcrcr, sondern seine Vcrriiter.

Mecklrnbnrg.

— Der mecklenbnrgische Landtag nahm eine Verord-
nnng an, iu der den Ängehörigen der resormierten und
römisch-katholischen Kirche ö f f e n t l i ch eRel i g i o ns-
ü b n n g zngestanden wirö. Für die Niederlassnng ka-
tholischer Orden ist die Zustimmnng der Stände erfor-
derlich.

Wlauderei arrs der Kltsiadt.

(?) Hcidelüerg,6. Dezember.
Ju höchst üülcr Laune suchte am Aüeud eines der letzten
Tage eiue ehrsame Rutschersgattin ihre 'Schlafstube auf. Jhr
Herr Gemahl, der beim Eintritt der Dunkel'heit mit semem
Fuhrwerk hcimgekommen war und wieder einmal eineu züuf-
tigen Asfen mitgebracht hatte, lag bereits im Bette. Datz
ihr Mann uun im tiefsten Schlafe lag — das laute Schnar-
chen desselben war ein untrüglicher Bvweis dafür — und ihr
somit jede Gelegenheit genommen war, ihn ordentlich auszu-
schelteir, machte die Frau nur noch ärgerlicher und sie konnte,
als sie ihr Bett aufgesucht hatte, gar nicht in Schlaf lömmen.

Auf cimnal wurde der biedere Rosselenker unruhig und
wälzte sich einigemal im Bett hernm. Es träumte i'bm, er sitze
in seiner Stammwirtschast vor cinem leeren Glase, derm
plötzlich rief er mit lautcr, weithtn vcrnehmbarer Stimme:
„Fräulein Mimm, noch eirren Schoppenl"

Die Frau spitzte die Ohren, als sie diesen Ausruf ver-
nahm. „So, sol" ricf sic aus, „also uvch eineu Schoppen, uud
zwar von dern Früuleiii Mrnual"

Dcmu machte sie dcn Versuch, rhren Maun zu wecken, um
ihm gleich eiue ordentliche Strafpredrgt zu halten; doch alles
Schelten und Schütteln an demselben half nrchts: er legte sich
im Bette auf die andere Seite und schlief weiter.

„Morgen werde ich mit ihm abrechnenl" sagte sie voll
Grimm nnd schalt noch, als ihr vor Schlaf die Augen schon
halb zugefallen waren.

Am andern Morgcn war der Kutscher wie gewöhnlich schon
srühzeitig aus den Beinen und seine Frau lag noch im Bette,
als er auf seiner Droschke zum Hofe hinausfuhr. Das Glück
schien ihni au diesem Tage hold zu sein, seiu Fuhrwerk wurde
oft rn Anspruch genommcn und er erziclte eine ganz nette
Einnahme, was Wunder, daß cr am Abende seelenvergnügt seine
Wohnstube betrat.

„Mein Alter scheiut heute eiu gutes Geschäft genmcht zu
habenl" sagte die Frau zu den andereu, Anwescndcn, als sic
das freuudliche Wesen ihres Manues bemerkt hatte.

„Habe ich michl" meiute dieser. „Bei der jetzigen Zeit
kami ma» Gott daiiken, ivemi man einmal einen guten Tag
hat I"

„Nuu, weuu du heute eine so gute Eimmhme erzielt hast,
sv könntcst du mir auch cinmal einen Schoppen rreuen Wein
bczahle», es gelüstet mich schon längst nach einenr Glase
Neuenl" wandte sich die Frau an i'hren Mamr.

„Daranf soll es mir heute auch uicht ankommenl" versetzte
^ diescr, ergriff, um dcu Wunsch seiner Frau sofort zu er-
füllen, eine leere Flasche, suchte eine Weinwirtschaft auf, trank
dort stehend ein Achtel alten Wein und lietz für seine Fran einen
l Schoppen Neuen iu die Flasche füllen. Es dauerte nicht

sange, so war er wieder zu Hause.

Die Frau nahm den Wein in Empfang u»>d machte sich,
durch die stark erwärmte Zimmcrluft durstig geworden, sofort
! ans Trinken. Untcr heiterem Geplauder trank sie cin Gläs-
chen nach denr andern und als sie das letzte eingeschenkt hatte,
üot sie dassclbe ihrem Manne au, mit dem Bemerken, den
'Wein auch zu versucheu, sie finde den diesjährigen Neucn ganz
vorzüglich uud bei Weitcm besscr, als sein Ruf sei.

Der Maim wehrte ab. „Ein Glas Bier iu meiner Stamm-
! wirtschaft schmeckt mir besserl" meinte er.

„Ja so>" schrie da die Frau auf, erhoü sich haftig vom
Stuhl und stampfte auf deu Boden. „Eiu Glas Bier, von denr
i Fräulein Minna serviert, ist besser, nicht wahrl" Dann
! swlcuderte sie eiire Flut voir Schrmpf- rmd Scheltworten gegen
ihren Männ.

„Fräulciu Minna ist ein sehr ehrbares Mädchen!" be-
teuerte dcr plötzlich überfallene Ehemann. Die Frau aber
wurde nur uoch wütender, stietz mit den Fützen gegen den
< Mann, sprang an ihm hinauf, bitz und schlug nach ihm und zog
mit den Fingernägeln gcwaltige Furcheii in das Gesicht des
! Ehegatten. Dieser, durch das rabiate Gebahren seiner Fran

völlig eingeschüchtert, machte es wie die englischcn Maulesel
vei einer Schlacht in Südafrika: er ging durch.

! N'u» stand er drantzen vor seiner Wohuung und wischte
sich mit dem Taschenstich das blurige, zerkratzte Gesicht ab.
Iu scine Wohnung getraute er sich für dicsen Abend uicht
! mehr. Mit seinem zerkratzten Gesicht in eiir Gasthaus zu
gehen, um dort zu übernachteu, dazu schämte er sich. Auf der
Stratze konnte er aber auch nicht übernachten und so warf er
! demr einige Pserdedecken in seine Droschke uud überuachtete
! iu dieser.

„Ja, so geht es, wemi mau es mit seincr Frau gut meintl"
klagte er andern Tags eincm Genossen vom Kutscherbock. „Vor
Frost und Gcsichtsschmcrzen konnte ich die ganze Nacht nicht
schlafen; das alles wäre mir nicht passiert, wemi ich deu
Neueu selbst getrunken hättel"

— Vor Gericht. Nutomobilist (dcr Sachbeschädigung an-
getlagt): „Den eiiien Herrir Schöffen lehne rch wegen Befau-
genheir ab — den häb' ich 'mal überfahrenl"

— Zartfühlend. Gatte (zu seiner Frau, die ain Klavier
musiziert): „Hör' doch mit dem Get'limper wemgstens so lauge
auf, bis das Schweiu geschlachtet ist — das arme Tier hat so
schou zu leideu!"

Schwierige Situarion. Jnstrnkrioiisoffizier: ,,Na,
Schädelhubcr, was würdest du deiiu thun, wenu du iu einem
Auslagefenfter das lebensgrotze Bild des Landesherrn stehen
sähest?" — „Ja — Front machcn — geht net, sonst kemma
ma nimmer vonananda — wcr' i halt mit Handaufnahm'
stramm vorbeimarschieren."

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