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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 305 (01. Dezember 1902 - 31. Dezember 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#1272

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an hörte der Großherzog den Vortrag des Präsidenten
Les Ministeriums der Justiz, des Kultns und Unterrichts
Geheiinerats Freiherrn von Dusch. Znr Frühstiickstafel
erschien Prinz Karl mit Gemahlin, der Frau Gräfin
Rhena und Graf Rhena. Heute Abend 7 Uhr folgt der
Großherzog mit dem Erbgroßherzog einer Einladung
des Offizierkorhs des l. Badischen Feld-Artillerie-
Regiments Nr. 14.

Auslarrd.

Asieu.

— Der „Daily Mail" wird aus schanghai ge-
meldet: Eine der „Skorth China Daily News" aus
Schensi zugegangene Nachricht besagt, daß T u n g-
fuhsia n g boxerischen Angedenkens einen Vorstoß mit
10 000 Mann Truppen vorbereite: Er kaufe großx INen-
gen Getreide und Pferdefutter und stehe in beständiger
Verbindung mit dem in der Provinz Kansu 'befind-
lichen Prinzen Tuan. 4000 Mann Truppen, die auf
kaiserlichen Befehl anfgelöst sind, feien unterwegs, um
zu Tungfnhfiang zu stotzen. Dem „Standard" wird aus
Sckfanghai gemeldet: Hier gehen Gerüchte, Tungfuhsi-
ang Plane die Vernichtung aller Ausländer in Schensi
und Kansu und wolle sich der Hauptstadt von Schensi,
Hsianfu, bemächtigen. Von den fremdenfreundtichen chi-
nesischen Beamten in Kansu werde, heißt es, allen Aus-
ländern der Rat gegeben, die Provinz zu verlassen, da
llnruhen bevorstünden.

Aus Ltadr unv Eand.

Heidelberg, üN. Dezemder.

-f- Aus der Studentenschaft. Atan schreibt uns: Der
„Beobachter^ ist in hellen Zorn geraten über die Adresse der
Karlsruher Studentenschaft und sucht diese Kmidgcbung aus
jede Weise zu zerklemern und herabzusetzen. ' So schreibt er
unter anderem: '„Diese Kundgebung wurde aber sowohl von
Ler Studentenschaft der tlniverfität Freiburg als der Universi-
tät Heidelberg abgelehnt, von letzterer unter der Begriindung,
„ein Protest sei den Professoren selbst zu überlasscn." Wir tüu-
nen aus bester Quelle dem „Beob." mitteilen, daß ein solcher
Wcschluß n i e von der Heidelberger Studentenschaft gefaßt
wurde. Obige Worte, die der „Beobachter" zur Begründung
bes Beschlusses benützt, fielen in ganz anderem Zusammenhange
und haben mit dem Beschlusse gar nichts zu thun. (llnsere kurze
Notiz in Nr. 28ö ist dementsprechend zu ergänzen. Die Red.)
Man beschloß nur deshalb, die Adresse, die angenommen war,
nicht abzuschicken, weil die meisten Verbindungen infolge ihrer
Statuten und ihrer Stellung Bedenken trugen, die Adresse als
Korporation zu unterschreiben. Warum aber die Adresse in
Kreiburg abgelehnt wurde, wird wohl der „Beobachter" sich
selbst denken können. Wenn er aber dann weiter behauptet:
„Die Kun'dgebung war also in den Augen der Studenrenschafi
ber llniversitäten gerichtet, bebor sie überhaupt ans Tageslicht
!aml" so entspricht dies aüsoluü nicht den Thatsachen. Ztr den
Äugen der ultramontanen Verbindungen hätte er schreiben
müssenl Dann wäre es vielleicht richtig gewesenl Die hroße
Nnzähl von Kommilitonen aus allen Studentenkreisen, welKe
die HÄdelberger Adresse unterschrieben haben — es sind 'bis jetzt
60Ü — zeigt öoch wohl am besten, wie sehr jich der „Beob."
mit seiner „Beleuchtung" auf dem Holzwege befindet. Dieser
Gefichtspunkt, den er für sehr wichtig bei der Beurteilung der
Bedeutung dieser Kundgebung hält, kommt also ganz von sclbst
in Wegfall. Uebrigens zeigt Lie Entrüstung, mit der dcr „Beo-
bachter" die Adresse „bcleuchtet", wohl am besten, wie gut der
Hieb sitztl

X Schlittsäjuti-Klub. Die 'diesjährige Mitgliederversamm-
kung des Schlirtschuh-Klub, die am 18. Dezemb'er im Cafs
Wachter äbgehalten wurde, war außergewühnlich zählreich be-
sucht und verlief sehr befriedigend. Zunächst berichtete der
Worsitzende, Herr Professor Dr. Sütterlin, über das
letzte Betrie'bsjähr. 'Jn diesem hatte der Klub einen Umsatz
von 5000 Mark: für Mitgliederzeichen gingcn ein 1634 Mk.',
sus Tageskarten während der 26 Tage, wahrend deren die
Bähn benutzt werden konnte, 3153 Mark. Die Ausgaberi
verteilen sich im Wesentlichen folgendermaßen: Arbeitslöhne
auf der Bahn 1067 Akart, Druckkosten 166 Mk., Musik 120
Mark, Einrichtung der elektrischen Beleuchtung 1317 Mark,
Elektrizitäk des städtischen Werkes 265 Mark, Arbeiten dÄ
Rheinbau-Jnspektion am Neckar 967 Mark, Kranken- und
Jnvalidenversicherung 81 Mark, verschiedene Heidelberger Ge-
schäftsleute 873 Mark. Da der Rechnungsprüfer, Herr A.
Zörger, alles in Ordnung gefunden hat, wird dem Vovsitzenden
Larüber Entlastung erteilt. Vom laufenden Fähr berichtet daim
der Vorsitzende vorkäufig Folgendes: Eingegangen sind bis jetzt
8800 Mark (für Zeichen über 2500 Mark), sür Tageskarten
1300 Mark). Dagegen sind ausgegeben worden 400 Mark
fur ArbeitÄÄHne, 600 Akark zur Decküng eiirer Schuld bei der
Oberrheinischen Bank, 100 Nkark für Sonstiges, und es stehen
noch folgende Ausgaben bevor: Pacht des Weihers 55 Mark,
elektrische Beleuchtung min'destens 220 Mark, Drucksachen 100
Mark, Abschlagen der Häuschen und Abnahme der elektrischen
Lampen und 'dergleichen 100 Mark, Jnstandhaltung und Ber-
besserung des Weihers 1200 bis 1400 Mark. Es 'bleibt also
kaum ein Ueberschuß. Beachtenswert ist, daß die elektrische
Belcuchiung jeden Abend etwa 10 Ndärk kostei und daß das
Städtische Wasserwerk für eine zweimalige Bespritzung der
Bähn 30 Mark 50 Pfennig gerechnet hat; die Arbeitslöhne
betragen täglich bei günstigem Wetter 30 Mk., üei ungünstigem
fteigen sie leicht bis 50 Mark. Fm Anschluß dckran wurden
rn einer ausgiebigen Erörterung, an der sich außer dcm Vor-
fitzenden üesondcrs die Herren W. Graff, Professor Ullrich und
ftud. med. 'W. Ullrich beteiligen, weitere Pläne für die Zu-
kunfi besprochen. Um das Gelände mich bei niedrigem Stande
bes Neckars bewässern zu können, soll eine geeignete Pumpe
besorgt werden. Herr Henkenhaf 'bon der Firma Henkenhaf
u. Ebert hat einc solche dem Borsitzenden auch schon freimdlichst
angeboten, sogar ohne Entgelt. Außerdem soll der Wei'her
wiederum beträchtlich ausgehoben und zur besseren Entwässe-
rung die Abzugschleuse geän'dert werden. Eingehend behan-
belt wird auch die Frage, ob sich auf dem Tennisplatze zur
Entlastung der jetzigen Bahn eine Nebenbahn einrichten lasse,
etwa fur Kunstfahrer, und ob man mit Hilfe der Stadtverwal-
tnng es nicht erreichen könne, daß sür die Kinder der ärmeren
Klassen eine Freibahn eröffnet würde, wie sie andcre Städte
schon besitzen Gerade zu letzterem Zweck wird ein Ausschntz
gebildet aus dem Vorsitzenden und den Herren stud. med. Ull-
rich.(Akademischer Sportklub) und stud. med. Jurasz (Ruder-
klub). Nachdem die Versammlung dann dem Vorsitzen'dcn den
Dank ausgesprochen hatte, für scine gewandte Verwaltung,
werden die ausscheidenden 'Vorstandsmitglieöer, die Herren
Brofessor E. Ullrich, Prof. Sütterlen und Professor V. Gold-
Mmidt, dnrch Zuruf wiedergewählt. Jn einer anschlietzenden
Vorstandssitzung ernannte der Vorstand Herrn Professor Süt-
terlin wieder zu seinem Vorsitzenüen.

4- Weihnachtsbescherimg in der Kleinkinderschule in
Schlierbach. Wie in den letztcn Fahren, so haben auch dieses-
rnal die Weihnachtsfeiern der städtischen Anstalten draußen in
Schlierbach den Anfang gemacht. Enger als anderwärts find

die Bcwohner dieses Stadtteiles mit ihrer Kinderschule ver-
bunden und deren Weihnachrsfeier bedeutet zugleich auch immer
ein Fest der ganzen Schlierbacher Gemeinde, von der so viele
selbst in ihrer Jugend der Kinderschule angehört hatten. Dieses-
mal warcn es 65 Kinder, die unter der geschickten Leitung
dcr 'schester Elisabeth Hill ihre Lieder imd Sprüche in an-
sprechender Weise vortrugen unter sehnsüchtigen Blicken nach
dem Glanze des schönen Lichterbaumes, den gütige Hände
so herrlich geschmückt und mit so schönen Gaben umrahmt hatten.
Eine zu Herzen gshende schlichte Ansprache des Kaplans
Karcher wies die Erwachsenen und ^ie Kinder auf die
Bedeutung des Tages hin. Namens des Stisrungsrates über-
gab Bürgermeister Dr. Walz üie dem Personal bestimmten
Geschenke, indem er demselben die Anerkennung sür ihre gute
und treue Dienstführuug aussprach. Darauf übernahmen die
zahlreich erschienenen Damen des Damenrates die Austeilung
der Geschenke, einem jeden Kinde sein Päckchen mit Zubehör
überreichend, und dankbaren Herzens wurden die Kleinen
dann von lhren Ange'hörigen in Empfaug genommen.

-i- Telephoittsches. Zum Sprechverkehr mit Heidelberg sind
zugelassen: Annweiler mit Trifels, Gebühr 25 Pfennig;
Bergzabern mit Birkenstädt und Oberotterbach, Gebühr
50 Pfennig; Kandel, Gebühr 25 Pfenuig.

X Plötzlicher Tod. Einem Herzschlag erlag gestern Abend
8 Uhr in einem Lokal in Neuenheim der Schühwarenhändler
F. Müller aus Worms, welcher geschäftlich hier anwesend war.

Unfnll. Durch das elektrische Licht eines Straßenbahn-
wagens scheuten gestern Abend auf der Hauptstratze zwei an
einen Wagen gespannte Pferde und rannten. wider denselben,
wobei eine Fensterscheibe des Strahenbähnwagens in Trümmer
ging-

Die Eiittveihung der Bismarck-Süule ist auf Moutag,
den 19. Januar verschoben worden.

x Polizeibericht. Vcrhaftet wurden drei Persouen, und
zwar ein Maler und ein Taglöhner, welche von auswärtigen
Be'hörden zur Straferstehuug versölgt wurden und ein Schnei-
der wegeu unerlaubten Tragens von Waffen. Zuc Anzeige
kam ein Kaufinanu, welcher ohne Erlaubnis Branntwein aus-
schenkte, sowie eine Person wegen Ruhestörung.

-i- Mannheiiie, 22. Dezember. (W ahle n.) Heute Mittag
fand auf dem Rathause die Neuwähl des Stadtverordnetenvor-
standes statt. Es wurden wiedergewählt Kaufmann W. Fulda
(Demokrat) mit 85, Mechaniker Andreas König (Zentrum) mit
84, Expedient Georg Pfeiffler (Sozialdemokrat) mit 83 Stim-
men. Neugewählt wurden Privatier Erwin Paul (Freisin-
nig) mit 85, Rechtsanwalt Georg Selb (Nationalliberal)
mit 51 Stinmrcn. 34 Stimmen, und zwar der Sozialdcmo-
kraten, fielen auf den natioualli'beralen Kommerzienvat Zeiler,
bisheriges Miiglied des Vorstandes. Zum Obmanu des ge-
schäftsführeuden Vorstandes wuide Rechtsanwalt Georg Selb
geivählt. Die nationalliberale Rathansfraktion wähite zu
ihrcm Vorsitzenden deu Fabrikanten Emil Maier, nachdcm der
bisherige Vorsitzende Geh. Kommerzienrat Disfcnö aus Ge-
sund'heitsrücksichten eine Wiederwähl abgelehnt 'hatte.

Kingesandt.

Aus dcm Stadttcil Schlierbnch, 22. Dezember. Jm „Ein-
gesandt" Nr. 292 vom 13. Dezember wird die Bebauungs-
fähigkeit einer der idealst gelegenen, znr Errichtung einer
Villenkolonie wie geschaffenen Gelündes in Frage gestellt. Wer
die Lagcverhältnisse des besprochenen Falles näher kennt, muß
zur lleberzeugimg gelangen, 'das; speziell die Verweigerung des
Dr. Wachterschcn Bauvorhabens eigcntlich nur durch die un-
mittelbare Nähe der Pumpwerke crfolgt ist. Für die Annahme,
daß der grohe westliche Teil des Gutleuthöser Feldes einstens
anstandslos zu Bauzivecken dienen wird, spricht schon der Be-
gimi mit Einrichtung von Land'häusern. Auch hat die Stadt-
verwaltnttg in lobcnswerter Weise jene Gegend schon fürsorg-
lich mit Gasleitung verse'hen, ebenso läßt die Wasserversokgung
vorlänfig mit Ausnahme der höher gelegenen Grundftückc
wenig zu wünschen übrig; auch soll, wie man hört — und was
am dringeuosten Not thut — ein Bebauungsplan in Aus-
arbeitung begrifien sein. Gerade die Nachfrage nach billigcm >
Bauterrain in der Gemarkung Heidelbergs ist sehr lebhaft, s
denn nicht jeder Private oder Pensionär ist in der Lage, für !
das Quadratmeter Bautcrraiu solche Preise zählen zu kön- !
nen, wie dies im Nohrbacher-, Neuenheimer- un'd Handschuhs- j
heimer Bauviertel der Fall ist. Die landschaftliche Schönhcit '
der Lage au der sogenamiken „Au" und anderer Terrains in
Schlierbach, die unmittelbare Nähs der Haltestellen der Lokal-
bahn, die vorhmi'dcne prächtige reine Gebirgsluft, der nahe
Wald u. a. m. wird zweifellos mehr und me'hr die Vcrehrer
imseres schönen Neckarthalcs veranlasseu, stch in diesen Teilen
Heidelberger Gemarkung anzusiedeln und stch nicht dadurch
irre machen lassen, daß einmal eine Baugenehmigung deshälb
versagt wurde, weil das betreffende Gelände in etwas cnt-
fernter Gegeiid und außerdem in Nähe der Pumvwerke sich
befindet. X- X- 2.

Karrdel und Aerkehr.

" Manitheim. 22. Dezbr. (Aktien.) Oberrh. Bank 91.10 G.
—B., Rhein. Creditbank 140.00 G. —B-, Rheinischc
Hypoth.-Bank 180.50 G. —B, Brauerei Kleiniein, Heidel-
derg 173.— G. —.— B., Schroedl'sche Brauerei-Aktien 186.— G.
—.— B, Portland-Cement Heidelberg 109.— B.-G.

Frankfnrt, 22 Dezbr. Efsektensozietät. Abends 6V« Uhr.
Kreditaktien 211.80—212 b., Diskonto Kommandit 189.25—40 b.
ult- 189 b. cpt., Dresdener Bank 143.3 > b. G., Berliner Handels-
gesellschaft 157.50 b., Berliner Bank 90 b. Schaaffhausen Bank-
verein 115 b. G-, Neue Boden Akt- 160.50 b., Staatsbahn 146 b.
Gelsenkirchen 174.90 b., Harpener 166 b. G„ Chem. Werke Albert
196.90 b., Höchster Farbwerke 356.50 b. G., Bad. Zuckerfabrik
71.30 b. G„ Elektr. Allg. (Edison) 181.50 b. G., Elektr. Schuckert
77.25 b- G., Elektr. Lahmeyer 71.89 b. G., Elektr. Helios 10.50
b. G., Elekir. Siemens u. Halske 122 b.

6'/. bis 6'/, Uhr: Diskonto 189.50 P. 40 G.

Jm Einklang mit fast allen auswärtigen Plätzen war die
Tendenz der Abendbörse bei ziemlich belebten Umsätzen anf allen
Gebteten recht fest._

WafserstoudSnachrtchten

Neckar. I Rhein.

Heidelberg, 23., 2,45. gef. 0,00m Lauterbnr«, 22.4,55, gef. O.Oin
Heilbroun, 21., 1,95, gef 0.6lw Maxa«,.22., 4,58, gest O.OIw
Mauubeim. 22,4.49, gef 0,25m! Mauuheim. 22. 4.38, gef. 0,24rr

Köln, 22. Dezember. Die Kölner Pegelhöhe zeigt heute
Bormittag einen Wasserstand von 4,34 Meter. Vom Ober-
rhein wird nur noch langsames Steigen des Wassers gemeldet.
Die soeben erst wieder aufgenommene Schifffahrt wird durch
anhaltenden Nebel stark beeinträchtigt.

Mainz, 22. Dezember. Das Eis des Obermains treibt
seit heute fEH auf der Kasteler Seite borüüer; die TrajeK-
schiffsahrt mußte eingestellt werden. Der Rhein ist seit gestern
um 20 Zentimeter gestiegen. Wasserstand 2,20 Meter. Vom
Ncckar wivd jetzt fallendes Wasser -und vom Oberrhein Still-
stand gemel'det.

Briefkasten.

v. R. Die Personalangabe entstammte einem Berliner
Blatt. Es sind in uns nun auch Zweisel an ihrer Richtigkeit
entstanden. Wir ivcrden rms bemühen, Authentisches festzu-
stellen.

Aie Morgänge in Weneznela.

B eril n, 22. Dez. Lle „Noroo. AUg. Ztg." schreivt:
Nachcichten aus Wasyuizton zusvige hat oer Prasiüenl 0er
Veremlgten Staalen vie MaleUnng, oaß oie oeutsche nnd
die englische Regiernng iinter gewisseu Vocbehaiten vereit
seien, aus ein Schieosgerichl einzngeyen uno oao SchieüS-
richteramt 0em Prasioenc Nooseveic anzuvieten, oer
oe nezoian isch e n Negiernng znr Kenntnis g vcachc unü
um Ansknnfi erjucht, ob sce oamit e inv er slan 0 en sei.

Caracas, 22. Lez. „NewDivrc Zournai" meiüet
von yier: Prasioent Castrv soU piötziich von einer ge-
heimnisoollen Kcantyeil ergriffen sein.

Caracas, 21. Dezemver. Der Vorschlag der Vervündeten,
wonach dem Präsidenten Roosevelr das Aml des Schieds-
richters angevoteu werdeu soll, ist heure Castro mitgeteilt
woröeu, uuü oieser hal sich damir e i n v e r st a n d e n erllärr.

Rewyork, 22. Dezember. (Franksurter Zeitung.) Rach
einer Meldung öes „Fouriial" stehr ern Kamps zivischen dem
Kaiionenboot „Paurher" und den venezoianischen Forts
in der Nähe von INaracaibo bevor. Die üortige Fahrtstraße
ist mit Minen versehen und das venezoianische Kanonenboot
„Miranda" dort starionierr.

Newyort, 22. Dezcmver. Nach einem Berliner Tele-
gramm dcr Associated Preß äuherte Reichskanzler Gras
Bülow sich kürzlich über die venezolanische Frage
wie solgt: Unrer den deutschen Forderungen gegen Venezuela
haben wir die aus den letzten oenezolanischen Bürgerkriegen
fich ergebenden vorangestellt. Diese Forderungeu haben nichr
deu Charaltcr von blotzen von der Republik auf geschästlichem
Wege eiugegangenen Schutdverpflichrungen, sondern sie er-
wuchsen aus G e w a l t t h a t e n, die gegen deutsche Staats-
angehörige in Vcnezuela begaugen wurden, sei es durch
Zwaugsauleihen, oder durch Beschlaguahme von Bieh ohne jcde
Bezahlung, oder durch Plünderung deuffcher Häuser uud Be-
sitzungeu. Für diese Gewaltthaten war keinerlei Abhilfe von
der venezolanischen Regierung zu erlangen, da diese sich rrurd-
weg wetgerte, die Frage durch diplomatische Verhandlungen
zu retzeln. Jnfolgedessen war die kaiserliche Regrerung zn
ihrcm änßersten Bedauern gezwuugen, die Angelegenheit in ihre
eigenen Hände zu nehmen. Der erfte als Zwangsmaßnahme
gegen Venezuela gethane Schrirr war die Beschlagnahme sciirer
Kriegs'schiffe. Da diese Viaßuahme keine uumittelbare Wrrl'-
ung hatte, planen wir nunmehr die Biockade der venezo-
lanischen Häfen. Diese Blockade wird den Charakter einer
Kriegs'blockade haben und daher keinen Umerschied hin-
sichttich der Nationalität Neutraler machen. Fndessen üeabsich-
tigen wir nicht, eine formelle Kriegserklärung zn erlassen, da
Deutschland und England sür jetzr nur übereingekommen sind,
die Küste zu vlockiereir und keine weiteren Matznahmen feind-
seligeu Charakters gegeu Venczuela zu ergreifen, außer im
Falle uuerwarreten Aulasses. Wir bedauern die Notwenöigkeit
ciner Blockade und werden sichcr Sorge trageu, daß durch
Zreselbe dem neutralen Handel so wenig Unzuträglichkcit und
Störung als möglich verursacht wird. Natürlich haben wir
nicht die geringste Absichr, irgendwelche Gebietserwerbungen in
Venezuela zu «zachcn. Fu dieser Beziehung hat die Regierung
den Vereinigten Staaren bcreits vor Monaten von uns Er-
klärungcn bestimmter Art erhalten. Wir sind der Regierung
der Vereinigten Staaten für die Mühe dankbar, die sie auf-
ivendet, um eine Beileguug durch Schiedsspruch zustande zu
bringeu. Wir denken, dah man aus diesem Wege zu einer
billigen Bercinbarung kommen dürfte.

Neueste Nachrichten.

Stuttgart, 22. Dez. Die Jnfluenza herrscht hier
so stark, daß die Aerzte übermaßig angejtrengt sind.
20000 P.isonen sollen an Jnfluenza eikranlt sein. Zn
manchen Häusern Uegei: 20 und noch mehr Kranke. Jm
Allgemeinen v.rläuft die Krankheit gntartig.

Verlin, 22. Dez. Dem „Reichsanzeiger" zufolge ist
der Vizegouverneur des Schutzgebiels der Karolinen, der
Palau nnd Marianen, Hahi, zum Göuverneur von
Deutsch-Neu-Gninen und der Kanzier beim Gouver-
nement von Togo, Horn, znm Gouverneur oon Togo
ernannt.

Verlin, 22. Dez. !er Defraudant Neßler von der
Darmstädter Äank ist in Brunnen (Kanton Schwyz) ver-
hastet worden.

Berlin, 22. Dezember. Dampfer „Bayern", Transport-
sührer Hauptmann v. Ilormann vom 1. ostasiarischcn Jn-
fanterie-Regiment, mit 6 Osfizieren rmd 154 Nöann ist von
S ch a n g h a i am 20. Dezember abgegangen.

Wien, 22. Dezember. Jn G r a z ist der berühmte Psychi-
aier Uiiiversitätsprofessor Richard Freiherr v. Krafst-
E'b i n g heute Abend im 63. Lebensjahre gestorüen . Der
Verstorbene ist ein Badener; mit ihm ist ein weltbekannter
Psychiater aus dem Leben geschieden, der zu seinen Erfolgen
als Arzt auch die des Fachschriststellers gesellte. Geboren am
14. August -1840 zu Mannheim, lietz sich Krafft-Ebing nach
Vollendung seiner akademischen Studien in Baden-Baden als
Nervenarzt nieder, von wo er 1872 als autzerordentlicher Pro-
fessor für Psychiatrie an die Universitüt Straßburg berusen
lvurde. Ein Jahr spüter kam er als Direktor der steiermärki-
schen Lan'desirrenanstalt nach Graz, an dessen Hochschule er
gleichzeitig als' Ordiuarius thätig war. Jm Oktober 1889
wurd'e er nach Wien berufen.

Wien, 22. Dezember. Gras Lambsdorsf hat Nach-
mittags Lemberg paffiert und sich über llugarn nach Belgrad
üegeben.

Rom, 22. Dezember. Der Senat genchmigte ohne Debatte
das d e u t s ch - i t a l i cn i s ch e Abkommen zum Schuhe
des gewerblichen Eigenkums und vertagte sich dann auf unbe-
stimmte Zcit.

Madrid, 22. Dezember. Der Fustizmiifister befahl, datz
die Humberts nicht weiter mit der Außenwelt verkehren
sollen. Romain D'Aurignac hat den Berichterstattern der
Mätter gegenüber schwerwicgende Anklagen gegen die fran-
zosischen Fustizminister Vallö urld den Direktor des „Petit
Parisien", Dupuh, gegen zahlreiche Journalisten und jüdische
Wucherer ausgesprochen. Er sucht augenscheinlich die Anti-
semiten für seine Sache zu interessieren und alles auf eine
politische Jntrigue zuriickzuführen. Er verstcherte, die fran-
zösische Regierung habe um den hiesigen Aufenthalt der Fa-
milie gewußt, aber die Verhaftung nicht vorgenommen, weil' sie
ihr ungelegen gekommen wäre. Die Behauptmrg des „Gau-
lois", daß 'der Politiker Salmeron von den Humberts beauf-
tragt worden sei, die Ausliefermrg zu verhindern, ist grundlos.
Die Hnmberts wiederholen stets, datz sie die Ausliefcrung sehn-
lich herbeiwünschen, um ihre Feinde zu entlarven; die Frauen
sind 'heute sehr niedergeschlagen.

Athen, 22. Dezember. Der König eröffnete heute Re
Session des Parlaments mit einer Thronre.de, worin
er auf die Nothendigkeit bedeutender Ersparnisse hrnweist.

Shanghai, 22. Dez. „Daily Mail" meldet, zwei
Kompagnieen deutscher Truppen haben Shanghai ver;
 
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