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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 281 - 305 (01. Dezember 1902 - 31. Dezember 1902)
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Mittwoch, 24. Dezcmber 1b»2. Dritt s Btatt. 44. Iahrglina. — ülL 3VI.

»rscheint täglich, Somrtags ausgenommen. Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition nnd den Zweiganstalte» abgeholt 10 Psg. Turck

die Post bezogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschlichlich Zustellgebühr.

Anzeigenpreis:20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder dercn Raum.' Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschüfts- uud Pcivatanzeige» ermähigt. — Für die Ausnahme von Anzeigen
an bestimmten Taaen wird keine Berantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidclb. Zeitung und den städt. Anschlagstelle!, »n» e.ve-

Aie Wnlerstützung für die Kinlerölieöenen
verunglückter AeuerweHrmänner.

Die „Badische Fenenvehr-Zeitrmg" veröffentlicht
solgende Zuschrift:

Der Brand in Gölsliansm hat in verschie'denen Tages-
blättern die llnzrilänglichkeit der bisherigen Ilnterstütz-
ungen fnr die Hinterbliebenen vernnglückter Feuerwehr-
leute ans Fenerwehrkreisen zur Sprache gebracht und in
der „Kalsrnher Zeitimg" eine Erwiderung hervorge-
rnfen, Lie eine nochinnlige Hinweisnng anf die Grnnd-
lagen nötig erscheinen läßt, welche jene llnzulänglichkeit
bewiesen haben.

Es sei voransgeschictt, daß bei Gründung der Lan-
desfeuerwehr-Unterstützungskasse der dabei zn Grnnde
gelegene WohlthätigkeitSgedanke fortgehends allseitige
Anerkennnng gefunden hat und auch die geleisteten
Entschädignngen immer anerkennend empfunden worden
sind. Inzwischen aber sind dnrch die nenen Zeitverhält-
nlsse, insbesondere dnrch öie von nnsecem großen Kaiser
Wichelm deni Ersten und seinem genialen Kanzler ins
Leben gernfene llnfall- nnd Jnvaliditätsversichernngen,
auch zeitgemäße Bedürsnisse eingelreten, dle allmählich
überall eingedrnngen sind. Ieder Bernf hat jetzt seine
besonders verficherten Entschädignngen für allerlei Un-
fälle in Klassen geordnet nnd jedermann weiß, wie viel
ihm ini Unglücksfalle, wie für seine Hinterbliebenen zuge-
sichert ist. Nnr der Fenerwehrberuf ist in Bezng anf
seine Unglücksfälle noch nicht reorganisiert worden, nnd
wenn anch anerkannt wird, daß die Entsckstidignngen von
Fall zn Fall anf ihre zeitgemäße Höhe freiwillig ausge-
schüttet worden sind, so bleibt doch eine Lücke bestehen da-
rin, daß bei der Beurteilung solcher Entschädigungen kein
eigentliches Reglement znr Richtschnnr dient, sondern dem
Urteil des jeweiligen Verwaltnngsrates, der die Bedürf-
tigkeit zu prüfen Pflegt, überlassen ist, was nicht aus-
schließt, daß das Resultat solcher Beschlüsse je nach den
eingeholten Auskünften den diese erteilenden Personen,
beziehnngsiveise deren snbjektiven Ansck)anüngen ent-
spricht.

Der Vergleich mit Württemberg ist nicht so unrichtig,
wie es anf den ersten Blick erscheinen mag.

Jn Württemberg ist der Brandverficherungsanschlag
pro 1901 mit 2 938 066 893 Mark angegeben, wovon
vier Fünftel 2 350 453 516 Mark belräch.

Jn Baden dagegen ist der Vier - Fünftel - Betrag
2 111 053 472, was nngefähr einen Unterschied von 10
Prozent ansmacht.

Hinwiederum wnrden in Württemberg an 45 Wit-
wen mit 21 Kindern 18 452 Mark ausgegeben, während
in BaLen nnr fünf Witwen smnt ihren Kindern 700
Mark erhielten.

Diese Zahlen zeigen doch einen bemerkenswerten
Unterschied an.

Außerdenr dürfte die Fcage jedermann oon selbst
aussteigen, ob die bis jetzt bestehenden Unfallentschädi-
gungen in allen Bernfsarten nicht anch anf den Fener-
wehvbernf ausgedehnt werden sollen. Wir wollen bei-
spielsweise nnr znr Vergleichnng eine Periode von zehn
Jahren aus den Rechmingsauszügen der Landesfeuer-

wehr-Uuterslützliugskasse herausgreifen. Da ivnrden von
1892 bis 1902 folgende Renten bewilllgt:

Eine Witwe W. ans Brnchsal bekam dnrch alle 10
Jahre je 200 Marl pro Jahr.

Eine andere Al. aus Karlsruhe bekam drei Iahre
je 200 Mark nnd sieben Iahre je 100 Mark.

Eine dritte, Z. aus Petersthal, bekain drei Iahre. je
400 Niark, ein Iahr 300 Bcark, eiu Iähr 200 Blark
uud die übrigen Jahre je 100 Mark.

Eine vierte Ch. ans Seekbach bekam 2 Iähre je
120 Mark und die übrigen Iahre je 200 Mark nsw.

Fn Anbetracht dieser Zahken nnd im Blick anf die
meistens vorhandene Mittellosigkeit solcher Witwen mit
ihr'en Kindern erscheint die denselben gewährte Jahres-
rente doch gewitz nnzulänglich und die Läge einer solchen
Witwe ist doch keine andere, wie diejepige, deren Mann
als Ernährer der Familie im Berufswege verunglückt
ist.

Es läßt daher gewiß der in dem fragtichen Artiket ans
Fenerwehrkreisen ansgesprochene Wunsch doch berechtigt
erscheinen und die Bitte als eine zeitgemäße ansehen,
die künftigen Entschädignngen für die Witwen und
Waisen nnd für die Renten an Jnvaliden oder Halb-
invaliden den entsprechenden Besttmmnngen der gegen-
wärtigen Unfallversick)erungs-Gesellschasten anzupassen
nnd eine reickiere Unterstütznng st'ir diesen Zweck zu be-
stimmen als bisher geschehen ist.

Dem Vernehmen nach soll die Absicht bestehen, eine
derartige Verändernng in den zugebilligten Unterstütz-
nngen eintreten zn lassen imd wir können das ans Billig-
keitsgründen unü im Hinblick anf die gleichsörmige
Leistimä der UnfallvelttichernnM-Gejsellschaften nM so
srendiger begrüßen, ats die Gemeinnützigkeit des Feuer-
wehrberufes und seiue ideale Bedeutung ein Entgegen-
kommen verdient, das dem Jnteresse sür die schöne Auf-
gabe im Dienste der Nächstenliebe nnr sörderlich iverden
kann.

Wir wollen dabei übergehen, daß der Fenerwehrbe-
nis ja eigentlich mich gmrz vorzngsweise dem Jnteresfe
der Oöeneralbrmrdkasse nnd den Fenerversichernngs-Ge-
sellschaften recht wertvolle Dieuste leistet.

Es besteht ja bereits die Einrichtnng, daß die vernn-
cklückten Feuert^ehrmänner bis znr WiedeÄMstellung
ihrer Arbeitssähigkeit anßer den Knrkosten ihren vollen
Lohn vergütet bekoimneii, ohne nach dec Bedürfttgkeit
gefragt zn werden. Dagegen sind die Witwen nnd Waisen
mit der Höhe ihrer Rente jeweils davon abhängig, daß
sie ihre Bedürftigkeit nachweisen können und da. dieser
Nachweis von Iahr zn Jahr Lurch ein ortsbehördliches
Zeugnis zu beschaffen ist, üvlches in Form eines Unter-
sttitznngs-Gesuches jedesmal eingereicht werden mnß, so
liegt es auf der Hand, daß diese Renten den Charakter
einer Arinenuntei'stützimg an sich tragen und für den
Rentenempsänger mehr oder weniger beschämend sein
müssen. Wir hoffen. daß anch darin die Anpassnng der
Regnliernng dieser Frage entsprechend den Bestimmnn-
gen der Unfallvei-sicheriingS-Gesellschaften ins Ange ge-
saßt wird und daß anch die Anszahlnng der Renle damil
aleichförmig jeden Monat an die Rentenempfänger be-
sttmmt werde.

Deutsches Reich.

>— Bei der R e i ch slag s - Sti ch w a I) l im
Wahltreise Liegnitz - G oIdberg - H a p n a u sind
nach der „Bresl. Ztg." bis jetzt gezählt wordeu sür
Fustizrat Poht (freisinnig) 11 050 Stimmen, für Re-
daktenr Bruhns (Sozialist) 6043 Stimmen; es sehlen
noeh wenlge Resnltate au.s ländlichen Bezirken, die na-
türtich an dem Siege der Freisinnigen nichts mehr ün-
dern können. Die koiiservativen Wähler würen nnr zum
Teil für den freisimngen Kändidalen eingelreten.

Äadcu.

110 Ofsenbnrg, 22. Tezeinüer. In einer sehr
zahlreich besnchten Versammlung von Vertranensniän-
nern der Zent r u m s partei des siebten ReiiM-
lagswahltreises wurde gestern die ^ituation im allge-
meinen nnd namentlich die Situalion im Bezirke Ossen-
üur-Obertirck)-Kehl besprocheu. Lederlstin.dler Stephan
leltete die Versammlung. Antzer ihm traten Pfarrer
Wacker von Zähringen nnd die Rechtsanwälte Friedmami
nnd Bechler als Redner ans. Elne gehobene und zn-
versickitliche Stiinnmng beherrschte nach dem „Badischen
Beobachter" die Versmumlung, wenn man sich auch die
Sckpvierigkeiten nicht verhehlte, welche die veränderten
politischen Verhättnisse für Bezirke, wie der von Osfen-
burg im Gefolge haben. In einer Resolntion wurde die
Haltung der Zentrumssraktion gegenüber deni Zolltaris
gebilligt nnd die Kandidatnr Schüter wieder aufgestellt.

— Rnf die Knndgebnng der Karlsrnher Stndenten-
schaft verösfentlicht Pfarrtnrat Stnmps seine Er-
klärnng im „Beobachter", in der er anSeinandersetzt, üaß
sein abfälliges Urteil über die „gottlose" Philosophie
einer Schrift des Philosophie).iirose/ssohs Spiecher ent-
noinmen sei. Zn einem eigenen Urteil hat sich also der
Herr Stumps nicht misgeschwungen, sondern sich einen
möglichst unpassenden Ort nnd eine möglichst nngeeig-
nete Stnnde ausgesucht, uin ein abfälliges Urteil des
Professor Spiecker ins Pnbliknm zu schlendern. Jm
übngen lst das Eisern der Theologie gegen die „gott-
iose" Philosophie doch eigentlich recht lächerlich. Wenn
die Philosophie sagt, der Mensch könne niit seinem natür-
lick)en Erkenntnisvermögen das Dasein Gottes nick.t fest-
stellen, so ist das keine Ungeheuerlichkeit, sondern ein
Satz, den jede offenbarte Religion anerkennt, ja an-
erkennen mnß, denn könnte d-e'r Mensch von sich ans zu
obiger Feststellmig gelangen, so wären Offenbarnng und
Ollmibe, die beiden Hauptslützen der christlichen Religion,
überflüssig. Der liebe Gott würde gejviß nicht den
Unnrieg über Offenbarung nnd Glanben nehmen, um
mi den Menschen heranzutreten, wemi schon ein anderer
kürzerer Weg über das natürliche ErkenntniSvermögen
des Menschen vorhanden wäre. Wäre Gott beweisbar,
wie der Pythagoräische Lehrsatz, dann hätten sich alle
Religionssttster nnnötige Bttihe gemacht. Die Religion
imd ihre Diener sollten also znfrieden sein, daß die Philo-
sophie ihnen das ganze Feld des Göttlichcn übcrläßt,
sie sollten ihr nicht Nussagen abzupressen versuchen. die
sie ittcht machen kann und sie sollen mif sie nicht schimpsen,
wenn sie sich weigert, das Maß ihrer Leistnngsfähigkeit
zu überschreiten._

Bcrantwortlich für den redaktionellen Teil F. Montua, für t»eb

Jnseratenteil Th. Berkenbusck, berde in Hetdelberg.



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« Vklepkon MO. —

TMI'KIIIIÄVI'-I^IIIIU«!» ^

üutomati§che§ Ke§taurant.

FnmiAge Feiikiwcbr

Wir bitten die Freunde und Gönner
unseres Corps, die zu unserer

Weihnachtsfeier

zugedachten Gaben spätestens bis zum
2. Januar, bei uachstehend verzeichueten
Stellen, gefl. abgeben zu wollen: Rat-
schreiber Kanfmann, Gg. Ueberle, Unt.-
Neckarstr. 114, H. Sandmann, Berg-
heimerstratze, K. Seuser, Nenenheim,
Th. Oberfeld, z. Rosenbusch.

Das Kommaudo:
_Müller._

»M'WerStellesucht, verlangedie
ventsvkeVaksnMn-kostt in Etzlingcn.

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Heidelberg, den l9. Dezbr. 1902.

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