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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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beite 2 Fernsprecher-S.-A. 7351—53.

„Heidelberger Neueste Nachrichtsn*

mir d>e Verpflichtung auf, einmal grundsählich auf alle
-Aagen, die dre Freic Stadt Danzig bewegen, einzugehen.
^abei mutz rch betonen, daß ich mich vor meinem eiqenen
Gmvrssen zu der Pflicht durchqerungen habe, hier einmal
mcht als Vsaustragter toter Vuchstaben und theoretischer
daraqravhcn zu sprcchcn, sondern als Reqent von
400 000 deutschen Menschen, die ihr Schicksal nicht auf
alle Cwrqkeit an den Völkerbund ketten wollen und die
Ideologic dieses Instituts letzten Cndes gar nicht ver-
ftehen, sondern die, durch Vlut und Rassc an das deut-
Iche Volk gebunden, ihre Herzen eine andere Sprache
Iprechen laffen, als di« durch eine wesensfremde Verfas-
lung eingeengte.

Dre Danziger Vevölkerung hat mit mir den Ein-
druck, daf, ihre hcimat Tanzig nicht aus den
Gründen vom Mutterland abgctrennt worden ist,
die man in der Weltösfentlichkeit immer wieder
bchauptet.

Warum erfolgte denn überhaupt die Abtrennung?
Dre Republik Polen sollte einen freien Zugang
zum Meer haben, wslcher ihr durch den Danziger Ha-
fen gewährleistet wurde. Das neuerstandene Polen hat
dlssen unbchinderten Zugang zum Meer erhalten. Wie
lch ausdrücklich und laut betonen möchte, erhebt das pol-
nische Volk diesen 2lnspruch zu Recht. Wenn es aber
allsin nur um diesen Zuqang zum Meer zu tun gewesen
wäre, hätte man ja unsere heimat Danzig nicht von
Deutschland abzutrennen brauchen.

Wcnn aus Danzig trohdem ein sogenannter
Freistaaat gemacht worden ist, dann müßte man fast
annehmen, dast dieses geschah, um imOstenCuro-
Pas einen dauernden Herd der Unruhe
und der Reibung zwischen Deutschland und
Polsn zu besihen. Neben dem Fehlen vieler Hoheits-
rechte, die einem selbständigen Staat zukommen, hat es
dsr Völkerbund bisher unterlaffen, dieser Freien Stadt
Danzig in irgend einer Form praktisch zu helfen.

Weder politisch noch wirtschaftlich hat
die Danziger Vevölkerung vonseiten desVöl-
kerbundesirgendwelche Vorteile zu spüren
bekommen. Die Danziger Vevölkerung muß im Ge -
genteil sogar jährlich mehrere Millionen Danziger
Gulden an Zinsen aufbringen für die zwischen dem Völ-
ksrbund und der Freien Stadt gemachten Finanztrans-
aktioncn. Weiterhin wird es in der Danziger Oeffent-
lichkeit als unerträglich empfundsn, dast die Höhe
der Llnterhaltung des Kommissars des
Völkerbundcs, der seine Cinnahmen in Gold und Devisen
erhält, in einem kraflen Mistvcrhältnis zu der wirtschaft-
lichen Notlage der Gesamtbevölkerung steht. Diese
Tatsache kann auch dadurch nicht abgeschwächt werden,
daß die HLlfte dieser Ausgaben von der Republik
Polen getragen wird.

Die Danziger Reqierung konnte bis jeht nicht fest-
stellen, daß sich der Äölkerbund Sorgen um die Ve-
seitigung der Arbeitslosigkeit gemacht
hätte. Ich konnt« schließlich auch noch nicht feststellen,
daß der Völkerbund uns irgendwelche Ratschläge zur
Ankurbelung der Wirtschaft gegeben hätte. Alle diese
Sorgen lasten ausschließlich auf dsn Schultern
der Danziger Regierung. Die Regierung al-
lein wird von der Vevölkerung dafür verantwortlich ge-
macht, daß fie Arbeit und Vrot erhält. Die national-

sozialistische Regierung hat fich in den verganqenen drei
Jahren mit allen ihre Krüften bemüht, diessr Schwie-
rigkeitsn Herr zu werden. Cs ist ihr auch im Rahmen
des Möglichen gelungen.

Ich persönlich bin davon überzeugt, daß die Regie-
rung noch vicl mehr zum Wohl der Gesamtbevölke-
rung hätte leisten können, wenn sie nicht dauernd
durch die Tätigkcit des Herrn Lester von dieser
wichtigcn Aufgabe abgelenkt worden wäre.

Innerlich drohte Danzig als kleinster Staat Curopas in
diescn vielen Krisenjahren wirtschaftlich zusammenzu-
brechen. Aeußerlich waren Zank und Streit mit Polen
bis zur Regierungsübernahme durch uns Tagesord-
nungspunktc auf allen Sihungen dcs Völkerbundsrates.
Die Freie Stadt Danzig galt als ein Ferment der An-
ruhe. Man nannte sie auch sclbst in Kreisen des Völ-
kerbundes das Pulverfaß im Osten Curopas.
Cin kleiner Funke hätte genüqt, nicht nur dicses Pulver-
saß zur Cxplosion zu bringen, sondern darüber hinaus
au» Zusammenstöße zu erzeugen, die stark genug gews-
sen wären, Curopa neu zu erschüttern.

Iahre hindurch hat man überall und auch hier im
Völkerbund nach Auswegen gesucht, um den gefähr-
licbcn Zündstosf aus dem Pulverfaß Danzig zu entfernen.
Leider hat der Völkerbund diese Auswege nicht qesunden.
Crst zwei Manner mußten kommen, die es kraft ihrer
Persönlichkeit, die kraft ihrer Autorität und insbesondere
krast der Größc ihres ehrlichen Wollens fertigbrachten,
innerhalb kürzester Frist alle Konfliktsstoffe zu beseitigen,
Ruhe und Ordnung in die Dinqe hineinzubrinqen und
cine fichere Cntwicklung für die Zukunft zu qewährleisten:
Adolf Hitler, der anerkannte Führer des deutschen
Volkes, und Ioses Pilsudski, der große und ehr-
würdige Marschall Polsns. Äcide sind Soldaten, un-
vorcingenommcn und gradlinig in ihren Wegsn. Wahr-
lich zwei Männer, so überragend unter den Großen der
Welt, daß ich es wohl verstehen kann, wenn andere Völ-
ker uns um diese beiden Führer beneiden.

Ist es da ein Wunder meine Herren, daß auch
wir in Danzig als Deutsche unter Deutschen, die
die Cxistenz und dic Größe Polens nicht neqieren, son-
dern betonen, alsbald den richtigen Weg zur Beseiti-
gung dieser düsteren Atmosphäre fanden?

Mit Stolz miißte ich Ihnen und der gesamten Welt
ins Gedächtnis zurückrufen, daß wir Nationalsozia-
list en in Danzig es gewesen sind, die aus Wunsch un-
seres Führers Adolf Hitlsr ohne jeden Hohsn Kömmiffar
und ohne internationale Instanzen in direkter und frei-
mütiger Aussprache mit Polen die Voraussctzungen da-
für qeschassen haben, daß das Pulver aus dem Pulver-
fatz Curopas schnell und sicher entfernt werden konnte-

Aus dem Fermcnt der Unruhe ist durch die Tätig-
keit unserer Regierung ein ruhender Pol geworden
und eine beispielhafte Tat für die Verständigungs-
möglichkeit unter den Völkern vollbracht worden.

Diess Tatsache müßte gerade von Ihnen meine Her-
ren Mitqlieder des Hohen Rates, nicht nur anerkannt,
sondcrn so gewürdiqt wcrden, daß hieraus für msine
Regierung die Möglichkeit entsteht, niemals wieder in
Danzig einen Herd der llnruhe entstehen zu laffen, der
Ihncn Aerger bereiten könnte.

Nterir ir«LL Lrrrsxrr-rrLLsN^rrrr^srr

Anstatt meine Regierung zur Crhaltung und zur
Vervollkommnung dieses positiven Veitrags zur inter-
nationalen Verständigung zu unterstützcn, muß ich zu
meinem größten Vcdauern bemerken, wie in den letzten
Iahren immer mehr geradezu mit der Lupe nach
Pulverkörnchen qesucht wird, die durch die Sonne
der Weltöffentlichkeit vor dem Völkerbundsrat angezün-
det werdcn sollen. Cs wäre wahrlich besser, schon zu
Hause mit einem Glas Waffer diese Körnchen unschädlich
zu machen.

Cs darf daher auch im Hinblick auf dis lehten Creig-
niffe nicht wundernehmen, daß die Regie-
rung gezwungen sein könnte, dem dringenden
Wunsch der Bevölkerung nachzugeben, bei Fortsehung
dieser Methoden die Beziehungen zum Völ-
kerbundskommissar einer Nachprüfung zu
unterziehen.

In Danzig regiert seit mehr als drei Iahren eine
nationalsozialistische Mehrheit, welche zweimal in ver-
faffungsmäßiger geheimer Wahl durch das Vsrtrauen
der Äevölkerung bestätigt worden ist. Sie, meine Her-
ren, die Sie diesen Hohen Rat des Völkerbundes bil-
den, bekennen fich zu den Gesehen der Demokratie. Ich
bekenne mich ebenfalls zu diesen Gesetzen in der wahr-
hastigen Bedeutung dieses Wortes. Demokratie bedeu-
tst, daß der Wille einer Mehrheit nach Sitte und Ge-
sttz zur Geltung gebracht werden soll. Dieser Wille der
Mehrheit ist ünmißverständlich und unanfechtbar zwei-
mal für die Nationalsozialistische Dsutsche Arbeiterpar-
tei zum Ausdruck gekommen.

Das Venehmen des jetzigen Kommiffars in Danzig
geht jedoch daraus hinaus, dieses Grundgesetz der
Demokratie zu mißachten und einer fich defiruktiv
betätigenden Minderheit, die i« sich zerriffen und
uneins ist, die Möglichkeit zu geben, die versas-
sungsmäßig geschasfene Mehrheit i» schamloscster
Weise zu terrorisieren.

Ich kann für mich und meine Regierung in Anspruch
nehmen, den Willen des Völkerbundes jeder-
zeit respektiert zu haben. Ich kann sogar, meine
Herren, sür mich an Anspruch nehmen, Ihren Willen und
Ihren Äeschlüffen auch dann Folge geleistet zu haben,
wenn die Ausführung dieses Willens gegen meine
eigene Aeberzeugung und gegen das gute und
gesunde Gefühl der Danziaer Vevölkerung sich wandte.
Oder könnten Sie mir vielleicht, meine Herrcn, den
Nachwcis erbringen, daß ich auch nur in einer einziqen
Sachc Ihren Beschlüffcn oder auch sogar nur Ihren
Cmpsehlungen nicht Rechnung getragen HLttc?

Wenn aber, mcine Herren, die nationalsozialistische
Mehrheit der Danziger Bevölkerung, die meinc Regie-
rung trägt, sehen muß, daß durch dieHilfsstel-
lungIhres Kommissars — und dabei ist es
gleichgültig, ob diese Hilfsstellung bewußt oder unbewußt
geleistet wird — eine Mindcrheit sich das
Recht nimmt, eine verfaffungsmäßige Mehrheit zu
terrorisieren, dann darf man sich nicht wundern.

wenn auch der einfichtigstc Mensch zu dsr Aeberzeugung
kommt, daß hicr das Grundgeseh der Demokratie zcrbro-
chen worden ist. Wenn die nationalsozialistische Mehr-
hcit sich gegen diesen Tcrror einer Minderheit zur
Wehr seht, dann ist das für alle, die Danzigs Vevölke-
rung kcnnen und lieben, vcrständlich. Sie können ja auch
schlietzlich nicht verlangen meine Hcrren, daß ich als Re-
gicrungschef eine Bewegung unterdrücke, dic meine eigene
Regierung trägt, oder daß ich diese Vewsgung bestrafen
laffe, wenn sie sich inNotwehr befindet.

Notwehr ist das selbstverständliche Recht jedes
Menschen, also auch von Nationalsozialisten. Die
Minderheit läust dann aber hin zum Völkerbunds-
kommiffar und bcschwert sich.

Der Kommissar macht Verichte nachGenf,
die die Regierung gar nicht einmal kennt, die aber in
der von der Oppofition gewünschten Linie verlauscn. Die
nationalsozialistische Vewegung in Danzig wird an-
geklagt; nur berührt es eiqenartig, daß gerade diese
Vswcgung die Toten und Schwerverlehten gehabt hat.

Nein, mcine Hcrrcn, für solche Methoden eines Völ-
kerbundskommiffars hat die Danziger Vevölkerung kein
Verständnis.

Sie werden ja auch selbst bemerkt haben, wie dic
Danziger O e f f e n t lich kc i t auf diess Brüskierung
reagiert hat. So sollten einmal, meine Herren, die un-
zähligen Opfer des Terrors ciner vom Völkerbundskom-
miffar bewußt oder unbewußt unterstühten oppositio-
nellen Minderheit sehen. Ich habe als Frontsoldat des
Weltkrieges und auch als Kämpfer der nationalsoziali-
stischen Idee manchen Toten und manchen Schwerver-
lehten gesehen, aber derartig gemein undrohzu-
sa m m e n g e s ch o s s e n e uund zusammenge-
stochsne und niedergeschlagene Opfer dieser
verbrecherischen Minderheit habe ich nicht für möglich
gehalten.

Ich wünschte, meine Herren, diese deutschen
Opferständen hier vorIhnen vor dem
Ratstisch. Sie würdcn dann mit eiqenen Augen
sehen, daß dicse von Ihrem Dertrcter geduldete Kamp-
fesweise der Opposition keinen Bsitrag zum Frieden
und zur Verständigung liefert, sondern eher belastend
wirkt.

Durch dst Taktik Ihres Kommissars, meine
Herren, ist ganz von selbst eine Cinstellung gegen jenen
Mann entstanden, eine Cinstellnng, an der nicht die
Danziger Regierung schuld ist, sondern einzig und allein
der Nlann, dcr die Mcntalität der deutschen Danziger
Vevölkerung nicht begreist, zumal er nicht einmal ihre
Sprache kennt. Wenn Sie nicht glauben, daß das, was
ich Ihnen eben als Danziqer ofscn und ehrlich ins Ge-
sicht gesagt habe, wahr ist, bin ich bcreit, Ihnen den
realen Äeweis zu brinqen. Wenn Sie wollen, werde
ich innerhalb kürzester Frist cine Volksabstimmunq in der
Freien Stadt Danzig veranlaffen, bei der die Danziger
Äevölkerung in vollkommen freier und geheimer Abstim-
mung zum Ausdruck bringen soll, ob sie mit dem Wirken
Ihres Vertreters einverstandcn ist odcr nicht.

Ich will jedoch nicht mich dem Vorwurf aussehe«,
daß ich Ihnen heute lediglich Wünsch« und Sor-
gen der Danziger Regierung und der Danziger
Vevölkerung vor Augen geführt hätte, ohne selbst
in der Lage sein, einen Avsweg aus dieser
Situation weisen zu können.

Auswege stnd in verschiedener Richtung
hin zu finden: z. B. der Völkerbundsrat entsendet nach
Danzig einen nsue» Kommissar mit dsr Anwei-
sung, ebenso wie alle frühsren Kommiffare sich innen-
politisch vollkommen zurückzuhalten und
dsr Größe seiner Stsllung und seines Auftrages im
außenpolitischen Leben Danzigs gerecht zu werden. Hier-
bsi möchte ich offizisll und mit allsm Nachdruck betonen,
daß ich ermächtigt bin, imNamen derDanziger
Regierung dis Crklärung abzugeben, datz bsi dst-
ser Neuordnung der Dinge sowohl alls aus allen Verträ-
gen und Abkommen resultierenden Rechts der pol-
nischen Minderheit im Gebiet dsr Freien Stadt
Danzig als auch sbenso alle Rechts für den polnischen
Staat unangetastet bleibsn.

Odsr ein anderer Ausweg wäre dsr, daß der Völker-
bundsrat den Veschluß faßt, bei der bevorstehenden Neu-
ordnung und Reform dss gesamten Völkerbunds über-

Lrrr^ ^«srrrrZf.

haupt keinen Kommissar mehr nach Danzig zu
entsenden. Die vom Völkerbund nach wie vor auszu-
übende Garantie könnte alsdann in einer direktcn Antcr-
stellung und persönlichsn Verantwortlichkeit des Präsi-
denten des Senats als Regierungschef dem Völker-
bund gsgenübsr übergeleitet werden. Damit wäre
Ruhe und Ordnung in Danzig ein für allemal so-
wohl im Innern als auch nach außen hin gewährleistet.

Meine Herren, ich habe eingangs schon betont, daß
ich diese Rsde nicht in Crwäqung juristischer und völker-
rechtlicher Bindungen haltcn ivolle, sondern als Vertreter
von 400 000 lebsndigen dcutschen Danzigsr Menschen.
Hier habsn heute nicht Daragraphen, sondern lebende
Menschen qesprochen. Dcr Buchstabe hat in Danzig schon
genug Unheil angerichtet und Schiffbruch srlitten.

klnd wenn hier und da in dsr Welt auch dieMeinung
laut gewordsn ist, daß dieser Völkerbund in scinem An-
sehen gslitten hätte, so

glaube ich Ihnen, meine Herren, einen Weg ge-
wiesen zu haben, aus dem Sie einen größten Vei-
trag zur Wiederherstellung Ihres Ansehens in der
Welt leisten könnsn.

Cin solcher Veschluß würde eine geschichtliche Tat aller-
größten Ausmaßes bedeuten. Für dics« geschichtliche
Tat wird Ihnen dann nicht nur die Danziger Bevölke-
rung, sondern dst ganze Welt dankbar sein.

— „Heidelberger Anzeiger" Montag, 6. Zuli 1S36 Nr. 155

Der RelMrlMttm In Kasstl.

Sas awke Sest der alten Soldoten.

Ei» GeleitiMl -er Biindessiihrers.

Kaffel, 4. Iuli. Der Vundesführer dcs Deutschen
Reichskriegcrbundes (Kyfshäuser), SS.-Oberführer
Oberst a. D. Reinhardt, widmet dem Reichskrieger-
tag 19Z6 ein Geleitwort, in dem er u. a. saqt:

Mit ganz besonderem Stolz werden die Kamcrad-
schaftcn dresmal ihre Vundesfahnen auf dem weiten
Plane dsr Karlswiese entfaltsn, zeigen sie darin doch zum
erstcnmal aus einem Reichskriegertaq das ihnen vom
Führer verliehene Hakenkreuz als Zeichen ihrer unlös-
barcn Verbundcnheit mit dem national-
sozialistischen Staat im-Kreuz von Cisen, dsm
Symbol unscres ewigen Soldatcntums. Das Führer-
wort: ,,Msins Chre heißt Treue" soll hcute wie für alle
Cwigkeit sür uns verpflichtcnd sein. Wir gedenken da-
her an diescm Tag heißen Herzens und in unwandelbarer
Dankbarkeit unscres Frontkameraden Adolf Hitler, des
unbekannten Soldaten des Weltkrieges, der es unter-
nahm, die deutsche Chre wieder herzustellen und unse-
rem Volk die Freiheit wiederzugcben. llnscre Parole
sür diesen und alle solgcnden Rcichskrieqertage sei das
Wort von Wangerin, an dem wir festhalten wollen für
alle Zeiten zum Wohle unseres geliebtcn Vatcrlandes
und in Gefolgschaft zum Führer: Wir warsn Soldaten
— Wir bleiben Solvatsn!

Der AosWksch der Zmeihiniderttlniseiid.

Auf der Karlswiese.

Kaflel, 5. Iuli. Den Höhepunkt des Reichs-
kriegertages 1936 bildete am Sonntaq vormittag der
größe Ausmarsch der 200000 Kysfhäusermänner
aus der Karlswstse. Äesondere Ausmerksamkcit erregte

dabei der Cinmarsch der Wangeriner F>üs«lirre
in ihrcn historischen ilniformen mit der ältesten Fahn§
des Bundes. Cs solgten Chrenabordunqen dcr Kriegö'
marine und der Reichsluftsahrt, worauf dann die Fah'
nentompagnie des Reichsheeres mit dsn alten Regi'
mentsfahncn begeistert von der Menge hsgrüßt, vor dec
Front Aufstellung nahm.

Der Vundcsführer dcs Reichskriegerbundes, SS-'
Obsrsührer Oberst a. D. Reiuhard wsts iu seinek
Begrüßungsansprache auf die neue Fahne hin und ließ
die Gefallenen durch Fahnensenken, Präsentieren und
Musik ehren. Cr wllnschte, daß die Saat dieser Op'er
überall aufgehe und die Frontgensrationen aller Ländet
zu sriedlicher Arbeit einiqe. Scin besondcrer Gruß qau
den Vertretern der snglischen und frauzösischen Front'
verbände.

Weiter sprachen Gsneralleutnant Otzwald, Ober-
präsident der Provinz Hsffen-Naffau Prinz Philipp von
Heffen, Reichskriegsopferführer Oberlindober, als Ver-
tretsr des deutschen Soldatenbundcs, General a. D-
Schnicwindt, und Gauleiter Weinrich.

In seinem Schlußwort gab Oberst Rsinhard ei»
Telegramm des Führcrs bekannt, in dcm dc»
alten Soldaten und ihren GLsten herzlichste Grüße dar-
gebracht werden. Der Führer wünschte, daß die alt<n>
Soldaten ihrer Tradition getreu den soldatischcn Gcist
weiterpslcgen möchtcn.

Cs folqts hisraus der mehrstündig« Vorbei--
marsch vor dem Vundcssührer und den Lhrengästen.

Den Abschluß des Rcichskriegertagcs 1936 bildcte
am Sonntagabend das Festspiel „150 Iahre Kysshäu-
serbund" und ein grohcs Fcucrwerk auf der KarlswiesS:
Beiden Veranstaltungen wohnte auch Reichsführer
Himmler bei.

VGLsrr Lidsr?rrLrrrrrrL rLsrr SLÜIrLLrrrrrsfSLLrrLLrrrsl

Cden knüpste an dst Rede Greiscrs einiqe vorläu-
fige Bemerkunqen. Der Präsident der Freien
Stadt Danzig sei vom Rat aus Höflichkeit eingeladen
worden, an der Sitzung teilzunehmen, nicht aber, um das
Danziger 'Problem auszurollen. Der Völkerbund sei nicht
verantwortlich für das Statut der Frcien Stadt Dan-
zig, sondern cr habc lediglich den Austrag erhalten, das
Statut im Interesic Danziqs zu überwachen

Der polnische Außenministcr bcschränkte sich in eini-
gsn kurzen Bemerkungen daraus, den Auftrag, der
rhm durch den Cntschließungsentwurs zugewiesen worden
ist, anzunehmcn.

Zum Schluß erhielt noch cinmal Greiser das
Wort. llnter großer Aufmcrksamkcit dcr Versammlung
führts er u. a. aus: Ich habs hier eine andcre Stel-
lungnahme der Mitqlicder dcs Rates nicht er-
wartet und ich kann sagen, daß bei der schwerfälligen
Arbeitsmethode des Völksrbundcs ich auch heute einen
Beschluß des Rates zu meinen Ausführunqcn gleichfalls
nicht erwartet habe. Meine Rede sollte heute auch le-
diglich ein Vorstoß sein, das Verhältnis der
Freien Stadt Danzig zum Völkerbund einsr Aen-
derunq und siner Revision zu unterziehen.
Ich bin dcm Berichterstattcr Lden besonders dankbar da-
für, daß er in seincn Aussührunqen zum Ausdruck ge-
bracht hat, er wolle heute lediglich an dcn Punkten der
Tagesordnung festhalten, aber bci günstiger Geleqenhcit
aus meins Aüssührunqen zurückkommen, und ich darf
wohl daraus schließen, daß er auch auf meinc Vor-
schläge aus diesen Ausführunqen zurückkommen will.

Abcr wcnn ich heute dicsen Vorstoß untcrnommcn
habe und die Forderung auf Revision des
Verhältnisses der Freien Stadt Danzig zum Völ-
kerbund hicr in aller Oefsentlichkeit vor der Welt erho-
bcn habe, dann möchte ich betonen, daß ich das nicht nur
im Namen der Danziger Vevölkerung tue. sondern

daß ich mich sür berechtigt halte, diese Forderung
für mcin ganzes Volk zu erheben. Das deutsch«
Volk erwartet von Ihncn Vsschlüffe in den näch-
sten Monaten, die mir die Möglichkeit geben, nicht
mehr in Genf zu erscheinen.

Der Vorsitzends ging auf die letzten Ausführungen
Grcisers jsdoch nicht mshr ein, und die Verhandlungen
des Rats wandten sich den übrigen auf der Tagesord-
nun stehenden Punkten zu.

Greiser mrd deschiWst md bedroht.

Uncrhörst Zwischsnsälle im Völkerbundspalast.

Gens, 5. Iuli. Nach der zweiten Rede des Senats-
präsidenten Greiser in der Sihung des Völkerbundsratss
am Samstag abend kam es zu unerhörten Zwi-
sschenfällen. Präsident Greiser war während sei-
ner Redc wiederholt von der Preffetribüne aus mit b e -
leidigenden Zwischenrufen unterbrochen wor-
den. Als er sich vom Ratspräsidenten und dem pol-
nischsn Außenministsr Veck mit dem deutschen Gruß ver-
abschiedete, ertönten wiederum auf der Preffctribüne höh-
nische Zwischenruse. Als Greiser dann beim Verlaffen
des Saalss an der Preffetribüne vorbeiging, gab er sei-
ner Mißachtung durch eine geringschähige Handbewegung
deutlich Ausdruck. Darauf erhob sich auf den vollbesetzten
Vänken der internatstnalen Prefle ein wüster Lärm.

Als Greiser den Sihungssaal verlaffen hatte, wurde
er von zahlreichen internatiönalen Iournalisten und Tri-
bünenbesuchern, unter denen sich auffallend viele Iuden
befanden, umringt und mit Schmährufen über-
schüttet. Der offizielle Vertreter der Freien Stadt Dan-
zig, der in amtlicher Mission in Genf weilte, wurde sogar
tätlich bedroht. Die Ruhe, die Greiser an den Dag
legte, steigerte noch die Wut derjenigen, die ihn umdräng-
ten. Schließlich erschien cin Bcamtcr dcs Völkerbunds-
sekretariats und stellte an den Präsidcnten der Frcien
Stadt Danzig das Ansinnen, durch eine Hintertür das
Völkerbundsgebäude zu verlaffen. Grciser weigerte sich,
indem er erklärte: „Ich bin durch den Haupteingang in
dieses Gebäude hincingekommcn und wcrde es auch aus
jeden Fall wiedcr durch den Hauptausgang verlaffcn."
Der Senatspräsident blieb noch etwa zchn 'Minuten in
der Wandelhalle und verließ dann mit seiner Veglcitung
das Völkerbundsgebäude durch den Hauptausgang.

Schon als Greiscr am Samstag nachmittaq das Ge-
bäude betrat, war es zu einem unerquicklichcn Vorkomm-
nis gekommen. Beim Bctretcn des Gebäudes wurden
ihm von Saaldienern Schwierigkeiten qcmacht, obwohl er
sich ordnungsqemäß angemeldet hatte. Greiscr protesticrte
in seiner ersten Rede vor dem Völkerbundsrat energisch
gegen dicscs uncrhörte Verhalten. Von Seiten dcs Völ-
kerbundssekretariats sind diese Vorfälle damit entschuldigt
worden, daß man besondere Sicherheitsmaßnahmen gerade
zum Schutz Greissrs getrofsen habe und daß die Kontrolle
am Cinqang des Gebäudes besondsrs verschärft worden
sei, um auf alle Fälls Kundgebungen gegen die Danziger
Vertreter zu vermeiden (!)

Maii Ift ratlos i« Geos.

Starker Eindruck der Greiser-Reds.

Genf, 5. Iuli. Die große Rede, die dsr Danziger
Senatspräsident Greiser am Samstag in der Ratssihüng
gehalten hat, hat auf die Mitglieder des Rats und aüf
den Publikums- und Preffetribünen einen ungeheuren
Cindruck gemacht und großes Aussehen erregt.

Grciser sprach mit großer innerer Leidenschaft. Ie-
mehr er seine Anklagen gegen den Völkerbund und seinen
Vertreter in Danzig steigcrte, um so größer wurde dis
Verlegenheit aus den Gesichtern der Ratsmitglie-
der, die mit einer solchen Rede offenbar nicht gerechnet
und geglaubt hatten, daß der Vertreter der Freien Stadt
Danzig die Heraussorderungsn, die der Bericht Lesters
enthalten hat, einfach hinnehmen würde. Schon nach den
crsten wuchtigen Sähen Greisers steckten die Mitglieder
des Rats und der Abordnungen die Köpfe zusammen.
Mit atcmloser Spannung solgten sst dann den Ausfüh-
rungen Greisers. Diejenigen Vertreter, die die deutsche
Sprache nicht hinreichsnd vsrstanden, ließen sich die wich-

tigsten Sätze sofort in ihre Sprache übersehen.

Der elsässische Deputierte Grumbach»
der auf den Vänken der französischen Abordnung saß,
sprach sortwährend auf den französischen Völkerbundsdelc'
gierten Massigli ein, der sich wiederum wiederholt
mit dem Vertreter Frankreichs am Ratstisch, deM
Außenminister Delbos, in Verbindung sehte. Sichtlich
bceindruckt hörte der Danziger Völkerbundskommiffar,
Lester, der Greiser gegenüber an der anderen Ssist de4
Hufeisentischss saß, die gegen ihn und sein Sysstm gsrich-
teten Dcschuldigungen an.

Der Ratspräsident Cden sprach hie und da mu
Delbos und Avcnol, der vollkommen die Fasiung
verloren zu haben schien. Cine starke Bewegung ging
durch den Saal, als Greiser mit erhobener Stimme den
Ratsmitglstdern zurief, daß dic Bevölkcrung der Stadt
Danzig nicht gcwillt sci, auf alle Cwigkeit ihr Schicksal
an das des Völkcrbundes zu ketten.

*

Vegeisterung in Danzig.

Danzig, 5. Iuli. Die mannhaste Rede des DaN'
ziger Senatspräsidenten Greiser vor dcm Völkcrbunds'
rat ist von der Danziger Bevölkerung mit u n b e sch r e i b-
licher Vegeisterung aufgenommen worden. Dst
Lautsprecher,'durch die die Rede Greiscrs in ihren wessnt'
lichcn Teilen verbreitet wurde, waren von dichten Mcn-
schenmaffen umlagert, die immer wicder in spontane Be-
geisterungskundgebungen ausbrachcn. Vor allem in 3 oP'
pot, wö bei dem schönen Sommerwettcr lebhafter Ver-
kehr herrschte, nahm die Vegeisterunq der Maffcn fast be-
ängstigende Formen an. Ücbcrall sammelten sich Grup-
pen, die dic Rcde des Senatspräsidenten lebhaft bespra-
chen und Heilruse aus Greiser sowie auf den Führer und
das nationalsozialistiche Dcutschland ausbrachtcn. Dek
Vorschlag Greisers an den Völkerbund, eine Volksabstim-
mung üb'er den Völkerbundskommiffar in Danzig zu vcr'
anstaltcn, wurde mit wahren Stürmen der Begsistcrung
aufgenommcn. ^

Der Gesamteindruck geht dahin, daß der Vorstoß da»
Danziger Scnatspräsidenten in Genf von der Danziggk
Vevölkerung mit scltener Cinmütigkeit als befreiende Tat
empsunden wird.

Sreiser wer AdlewWsniwwer.

Cine llnterredung.

Berlin, 6. Iuli. (Cig. Funkmeldung.) Während des
Rückslugs von Gens gewahrte Scnatspräsident Greiser
dem Danziqer Vertreter des „Völkischen Beobachters',
Zarske, erne Untcrredung, in dcr auf die wesentlichsten
Fragen eingegangen wurde, die nach dem Verlauf det
Genfer Ratstagung in Zusammenhang mit dem Auftrete»
Greiscrs aufgeworssn wordcn sind.

Frage : Cin Teil der Auslandspreffe hat in bewuß'
tcr Vsrkennung der Zusammenhänge Ihrer Rede in Gens
Mutmaßungen vorgebracht, als ob zwecks Veseitigung de^
Drnziger Statuts eine qewaltsame Aktion geplant
sei. Sind Sie in der Lage, hierzu eine Crklärung abzu-
geben?

Antwort: Mir ist diese Stimmungsmache in Gem
bekannt geworden. Ich bin sogar zu meiner größte»
Aeberraschung während meines kurzen dortigen Aufent'
halts mehrcre Mal von englischen ZeitungcU
aus London angerusen worden, welche von mir dst
Äestätigung haben wollten, daß sechstausend reichsdeut'
sche Söldaten (!) in der Nacht zum Sonntag in Danzig
einmarschieren würden. Ich habe übsr diese CrfindungeN
gelacht, weil ich wußte, daß man in Genf aus GrüU'
den der Äblenkunq Sensationen gebrauchte. Mein Aui'
treten in Gcnf entsprang dem Änlah, auf Aufforderung
des Völkerbundsrates Danzigs Intcreffen dort zu vct'
treten. Vor meincr Abrcise ivußte ich noch garnicht, wic
der Inhalt des Berichts aussah, zu dem ich dann Stellung
genommen habc.

Frage : Werden Sie aus eine Revisiondes bst'
herigcn Verhältniffes Danzigs zum Völkcrbung bestehcn/

Antwort: Nachdcm durch die Tätigkeit dcs jctzl'
gen Kommiffars, dcr weitcr nichts tat, als zu vcrsuchcn,
sich in die inncre Politik eines souveränen Staates einzv'
mischen, sich ein unerträglicher Zustand ent'
wickelt hat, werde ich mich dafür einsetzen, daß dieser nich^
nur mit zcitlicher Begrcnzung, sondcrn für alle Zcit übck'
wundcn wird.

Frage: Wird Danziq künftig an ciner Diskussioh
im Völkcrbund tcilnehmen und aus Ausfordcrung erschcv
nen, wcnn in Gens innerpolitischc Vorgänge behandcl'
werdcn sollen?

Antwort: Sollten in Zukunft noch einmal reiu
ivnerpolitische Vorgänge vor dcm Forum
Völkcrbundes erörtcrt werdcn, sö wird dic Freic Stam
Danzigesablehnen, an einer solchcn DiskussipU
teilzunchmcn: Bei allen andcrcn Angelegcnheitcn, dic dhi
Freie Stadt intsressieren, wird sie »ber 'jcde Möglichke''
wahrnehmen, eingcschaltet zu werden.

Frage: Glauben Sie, daß ein abgeändertes Vek'
hältnis Dünzigs zum Völkerbund Störüngsmomente flu
die dsutsch-polnischen Veziehungen enthaltcn könnte?

Antwort: Ich befürchte das keineswegs, sonderu
bin im Gegentcil fest davon überzsugt, daß Danzig dau"
einsn noch größeren Veitrag als bishcr zu leistcn iu'
stande sein wird, das gute deutsch-polnische Verhältnis ,0
befestigen.

Pariser Preffestimmsn.

Paris, 5. Iuli. In den Verichten aus Genf wird-
wie kaum anders zu erwarten, nirgends der Vek'
such unternommen, den Forderungen und Äk'
schwerden Danzigs und seinsr Vevölkcrunq i r q c n d'
welches Verständnis entgsgenzubrinqen. Dc>
„Tcmps" nennt den Vorstoß des Danziger Senat-^
präsidentcn wie nicht anders zu erwarten war, „unz"'
lässig" und „provokatorisch". Noch niemal^'
so srklärt das Vlatt, habe man jemand den Völkerbund^
rat mit ciner „derartigen Rücksichtslosigkeit" behandcb
hören. Cr schläqt dann in seinen Betrachtungen cins,
rscht p e s s i m i st i s ch s n Ton in Hinsicht auf
Zukunft des Völkerbundes an. Alls dis Zp:,'
schcnfälle der letzten Woche, so schreibt das Vlatt, sc>c .
nicht gcrade geeignet, „das Prcstigs und dis moralis?^
Autorität der großen internationalen Cinrichtunq
derherzustellen." Cs gebe Symptome, die man
verkennen könne.
 
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