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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Oeidelberger

Hleuesle Nackrickien

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^r. 279

Druck una Berlac, von Frieürich Schulzein Heidelberg.
Schristleituna: Hauvtstratze 23 Fernsvrecher-S.-A. 7351—53.

Samstag, 28. November

Hauvtgeschäftsstelle Hauptstratze 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgafle 1.

1936

Zvischcn Verlin und Tokio.

sch Abkommen, das am Mittwoch zwi-
n der deutschen und der japanischen
Z^^erung unterzeichnet wurde und desien
tz^dieAbwehrderbolschewistischen
r ist, wird überall, wie man aus den
ech^Nlen der Auslandspresse erkennen kann, als
N>eltpolitische Entscheidung be-
Das Abkommen richtet sich nicht gegen
^ "sietrußland als Staat, es richtet sich gegen die

M NsUlUnistische Internationale, die
"^ugs, nnd zwar nicht so ganz zufällig, in
has>°bkau shren Sitz hat. Die beiden Staaten
iil k>ieses Abkommen abgeschlossen, weil, wie es
ti?^n Wortlaut heißt, „das Ziel der Kommuni-
^>Mn Internationale die Zersehung und
tzii?rgewaltigung der bestehenden Staaten
habo ^ M Gebot stehenden Mitteln ist". Wir
gele Kommunismus in unserm Land kennen
dies "ud wenn er bei uns ausgerottet ist, so ist
gun > der nationalsozialistischen Bewe-

Uvf^'r ^ urit ihrem Sieg den Sowjetstern her-
J^rfegte. Mit der gleichen Entschlosienheit hat
eig.^Un die bolschewistischen Wühlereien im
beks ^and und auf dem ostasiatischen Festland
weil es weiß, welch eine gefährliche
cßs r aie Agenten Moskaus in China und in der
^,?r°fchurei bereits ausgestreut haben. In dem
De, Z^gen den Volschewismus bilden nunmehr
^^Utschf^ ^ Iapan eine gemeinsame
Ng 0 u t. Die beiden Staaten haben den Feind —
^iff^ „Weltfeind Nr. 1" — in die
Nistiil ^enommen, und am Hauptsitz der Kommu-
^^Ichen Internationale, in Moskau, wird man
Kenntnis genommen haben, daß in Europa
de« Fernen Osten Wälle aufgerichtet wor-
d7 die nicht durchstoßen werden können. In
ken Efdkommen wird erklärt, daß andere Staa-
Kvn ^ gleichfalls durch die Zersetzungsarbeit der
g^uuuunistischen Internationale bedroht sind, ein-
'fle» U?erden sollen, an den Abwehrmaßnah-
ky7 ^ilzunehmen. Es handelt sich bei diesem Ab-
odsx u also nicht um einen Militär-Vertrag
v^I'Urn einen Pakt, der irgendwelche gebiets-
3nteresien sichern soll, sondern sein klar
s a ^ 'prochener ZweÄ istAbwehr einerGe-
U die aus Moskau die ganze Welt bedroht.
tex^uf dem 7. Kongreß der Kommunistischen In-
fand ""uale, der im Iuli v. I. in Moskau statt-
inpes. Umrden, woran man wohl nochmals er°
„tz u darf, die Delegierten des Auslandes als
dex ueralstäbler der Weltrevolution" gefeiert und
dies^us sehr bekannte Dimitroff erklärte auf
fkisck ^ungreß in aller Form der nichtbolschewi-
der j Welt den Krieg. Dimitroff war es auch,
Bok,7. ^cher Nede als nächstes Angriffsziel des
Cx^'ch^wismus Spanien bezeichnete und die
ktz^uisie haben uns gezeigt, daß Dimitroffs An-
ist ^ung keine leere Drohung war. Spanien
uüd Volschewismus überrannt worden
d-i, gleiche Schicksal droht allen Völkern,
*Uier ? Uxrchsam sind. Aeber die Hintertreppe
fugenannten Volksfront-Regierung haben
sick uurnrunisten vor einigen Monaten in Spanien
d-s o - 2^acht gedrängt: genau nach dem Rezept,
Uutjost s ^u Kongreß der Kommunistischen Inter-
^ Sommer v. I. empfohlen worden
all ü -^ach dem gleichen Nezept werden sie über-
die 1^7 vorgehen, wo es genug Dummköpfe gibt,
i>Uen beim Einbruch die Steigleitern halten.

F Ü ^ dem Reichsparteitag in Nürnberg hat der
do/tn xiner eindringlichen Nede die Welt
8en,^r Gefahrdes Volschewismus
sprvck ^Ut und die Worte, die in Nürnberg ge-
Und?^u wurden, sind in vielen Ländern gehört
«s is7fEanden worden. Die Völker erwachen. llnd
llewiß, daß Deutschland und Iapan bald
^°Uer <l8efährten finden werden. In Lon-
^UU><rb s ^matischen Kreisen wird es freilich als
einex ^fcheinlich angesehen, daß Großbritannien
folge»^"uaigen Cinladung zu diesem Abkommen
fchej7 U>erde. Auf dem englischen Inselland
Ucher,*Uarr stch vor dem Moskauer Flugfeuer
fuiedx^u fühlen, aber es fragt sich, ob nicht bald
oes brj^-Uwal ku Indien oder au anderen Stellen
^ick, ^u Imperiums die bolschewistischen
k'.Ue od ^^^u aus Moskau auftauchen. Ob das
fiehr^ andere Land die bolschewistische Gefahr
^atwl uder rricht, ist gänzlich gleichgültig vor der
aile ft.: daß diese Gefahr besteht und daß
schrjvhP.u.der bedroht sind. Cin italienisches Vlatt
reutsck.^aser Tage, daß nach dem Abschluß des
^ hg iiupanischen Abkommens eine neue
^Uujstss^ ^es Kampfes zwischen der Kom-
^Urre ^an Internationale und jenen Staaten be-

^Nd

- als Verteidiger der Kultur des Westens
^Utschs^us sich zusammengeschlosien haben

^ we^.?^ hat diesen Kampf nicht gesucht, aber
Uotjg M rhm auch nicht aus und es wird, wenn es
^iuge^U- seine Machtmittel zur vollen Wirkung
d o i, -Denn wir wisien, Laß es um eine welt -
^ird ^,'sche Cntscheidung geht. Vielleicht
u>as dj uu eines Tages auch in England merken,
^Lestminsterglocke geschlagen hat.

DeuWe Kultlir -em -eutfcheu Bolk.

Sie MlMagung ber ReichSkulturkammer feierlich eröftnet.

Hermann Vagusche.

Alisbmeiide Meit.

Grundsähe des künstlerischen Schasfens.

Verlin, 27. November. In einem festlichen Rahmen
von erhebender Feierlichkeit und in Anwesenheit des
Führers, ferner der gesamten Neichsregierung, der her-
vorragendsten Vertreter aus Staat, Bewegung und
Wehrmacht, Kunst und Kultur, Wiffenschaft und Wirt-
schaft, hielt am Freitag in der Philharmonie die
Reichskulturkammer gemeinsam mit der NS-
Gemeinschaft „Kraft durch Freude" ihre dritte
Fahrestagung ab. Die. Schöpfer und Betreuer der beiden
großen deutschen Organisationen der Kulturschaffenden
und -empfangenden, Reichsminister Dr. Goebbels und
Reichsorganisationslerter Dr. Ley, gaben vor der
Staatsführung und dsm ganzen dsutschen Volk, das an
den Lautsprechern Teilnchmer der festlichen Tagung war,
Rechenschaft llber das Geleistete und die Parole für die
zukünftigen Aufgaben.

Der groste Saal der Philharmonie war wie in den
Vorjahren mit elfenbeinfarbenen Kiefern und goldum-
wirkten Girlanden geschmückt. Auf der Bühne leuchtetc
auf rotsamtenem Tüch und blumenumkränzt das Frei-
heitszeichen dcs neuen Deutschland. Darübcr prangic die
Mahnung aus den Meistersingern: „Chret eure
deutschen Meister!" Die zur Philharmonie füh-
renden Stratzen trugen reichen Flaggenschmuck. Hinter

der SS-Absperrung drängten sich Tausende, um den Füh-
rer zu erwarten.

Wenige Minuten nach 12 Ahr traf, von der auf der
Stratze wartenden Menschenmenge mit stürmischen Heil-
rufen begrützt, der Führer und Reichskanzler in der
Philharmonre ein. Neben dem Führer nahm in der
ersten Reihe Platz der Präsident der Reichskulturkam-
mer, Dr.. Goebbels, Rcichsorganisationslcitcr Dr.
Ley, der Vizepräsident der Reichskülturkammer, Staats-
sekretär Funk, und die Präsidenten der sieben Cinzel-
kammern dcr Reichskulturkammer.

Auftakt der festlichen Tagung war das „Geden-
ken an die grotzen Toten", die Schöpsung des einige Iahre
vor dem Krieg verstorbenen Tondichters Wilhelm Ber-
ger, die Prof. Bruno Kittel mit 320 Sängern seines
Chors und dem Philharmonischen Orchestsr zu tiefem
Cindruck werden lietz.

Heinrich George sprach Worte aus Goethes
„Götz von Berlichingen": „Das soll unser letztes Wort
sein, wenn wir sterbeir: es lebe die Freiheit!"

Kammersänger Rudolf Bockelmann sang Goe-
thes „Beherzigüng" in der Vertonung von Hugo Wolfs,
begleitet von den Philharmonikern unter Generalmusik-
direktor Dr. Peter Raabe. Die Mahnung Goethes
„Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten" war das feier-
liche Vokenntnis dieser der deutschen Kultur geweihten
Stunde.

Mit dem ^.-Dnr-Konzert von Georg Friedrich
Händsl, bei dem Prof. Fritz Heitmann den Orgelpart
übernommen hatte, leiteten die Philharmoniker wieder
unter Prof. Peter Raabe zu der Ansprache des Präsi-
denten der Reichskulturkammer, Reichsminister Dr.
Goebbels, über.


Reichsminister Dr. Goebbels führte in seiner
Rede aus:

„Ich bin in der glücklichen Lage, bei der vierten gro-
tzen Rechcnschaftslegung kcr Reichskulturkammcr und der
tn ihr vereinigten Cinzelkammern des künstlerischen und
kulturellen Lebens in diesem Iahr weniger von der Or-
ganisation und mehr von der Leistung sprechen zu
können. Cs hat einige Mühe gekostet, um hierher zu ge-
langen. Heute steht der Künstler wieder mitten,im
Volk unv arbeitet mit an den grotzen Aufgabcn des Aus-
baues der Nation.

Ucbcrall hat sich nun die Erkenntnis Vahn gebro-
chen, datz cs nicht Sinn und Zweck dieser Organi-
sation sein kann, Kultur zu machen, sondern
höchftens, wie es auch dcr Fall ist, Kulturpoli-
tik, d. h. Kultursührung zu betreiben.

Iener Künstler, der heute an den großen Aufgaben der
Nation mitarbeitet, ist ein bercdter Zeuge gcgcn
die hier und da noch vorhandene, ebenso romantische wie
falsche Vorstellung vom kunstschaffenden Menschen als
einem Stubenhocker oder Hungerleider.

Der deutsche Künstler von heute ist ein
ernster, arbeitender, moderner Mensch, 'an Herz
und Secle ausgcschloffen allen Fragen unseres nationalen
und politischen Dascins.

In den Cinzelkammern der Reichskulturkammer
wird er zu Standesbewußtsein, Disziplin und Korpsehre
erzogen. Die Organisation soll darüber hinaus seine
materiellen Vedürfnisse regeln, ihn, soweit
das überhaupt möglich tst, sür Alter und Krankheit ficher-
stellen, sie bringt die kunstschaffenden Menschen zum An-
satz und erzielt damit bisher ungeahnte Wirkungen, sie
appelliert für ihn und mit ihnen an die Oeffcntlichkeit.

Die leeren oder gar geschloffenen und verödctcn
Theater von ehedem find wieder zu überfüllten Stät-
ten der Vildung, des Ansporns und des hciteren Gcnus-
ses gewordcn- Der deutsche Film, früher eine
Domäne jüdischer und marxistischer Intellektualität, hat
mit wahrhaften M e r st er l e i st u n g e n im vergange-
nen Iahr seine grotze Probe bestanden. Die deuische
Presse, vor vrer Iahren noch internationalen Zerstö-
rungsideen oder unkontrollierbaren, anonymen Kapitals-
intereffen drenstbar, von Iuden geschrieben zur Verdum-
mung des ganzen Volkes, vertritt heute wieder mit deut-
schen Federn deutsche Ziele und wird einheitlich
und geschloffon eingeseht für die Verfechtung unserer na-
tionalen Idcale.

Das Schristtum ist gründlich gereinigt worden
von jenen Elementen, die in der Zeit unserer Er-
niedrigung den Versall unseres Geistcslebcns her-
aufsührten, cs ringt in schweren Wehen zu
neuem Licht.

Die deutschen bildenden Künstler habcn neue Auf-
aaben und können an ihnen ihre schöpferischen Fähig-
keiten erproben. Monumentalbauten nie gesehenen Aus-
maßes, Tausende von Kilometern neuer Reichsautobah-
nen zeichnen den Weg unseres architektonischen Aufbaues.
Die deutschen Konzertsäle füllen sich wisder mit
musikbeseffenen Menschen, junge musikalische Talente be-
sinnen sich aufs Neuc aus die Gruudlagen der musikali-
schen Kunst in Melodie und Harmonie, dsr Rundsank
übermittelt Tag für Tag ungczähltcn Millioncn unscres
schwer arbeitenden und mit vielcn Sorgen bclastetcn
Volkes die Schütze nnserer Kultur und unseres Geistes.

Die Kunst ist an das Volk hcrangeführt worden
und das Volk hat den Weg zur Kunst zürückgefunden.

Kunstlietrachiung. nicht Kritik!

Dann wandte sich Dr. Goebbels einer Reihe von
Hindernissen und Hemmungen zu, gegon die
zur rechten Zeit angegangen werden müsse. Das habe
nichts mit behördlicher Cinmischung in dis inneren Ve-
lange der Kunst zu tun, sondern diene zur Sicherstel-
lung der einheitlichen kulturpolitischen
Linie. Cines dieser Probleme sei die Frage der
Kunstkritik, die troh allcr Bcmtthungcn immer noch
Züge jener liberalistisch-jüdischen Zeit trage, die wir
überwinden wollten.

Die Kritik jener Zeit lobte alles, was die Kunst
zersetzen, und verdammte allcs, was ihr neue Le-
benselen»ente zusühren konnte.

^Die überheblichen Veflerwiffer," so erNärte der
Mimster, die heute durch ewiges Querulantentum den
Aufbau unseres Kultur- und Kunstlebens mit ihrem mitz-
tönenden Vegleitsang verfolgen, sind nur die getarnten
Rachfahren dieser jüdischen Kritikerautokratie. Wir ha-
ben kein Mittel unversucht gelaffen, die Kunstkritik auf
den einzigen Weg der Kunstbetrachtung zurückzu-
sühren und ihr damit die Möglichkeit einer weiteren Cxi-
stenz in die Hand zu geben. Alle diese Versuche sind
sehlgeschlagen. Man hat manchmal den Cindruck,
datz die kritischen Komplexe schreibender Rörgler, die sich
auf anderen Gebieten nicht mehr betätigen können, nun
auf dem Gebiet der Kunst abreagiert werden sollen.

Dem muß rechtzeitig ein Riegel vorgeschoben werden.
Ich habe mich dcshalb veranlaßt geschen, in eincm
Crlaß vom heutigen Tag dieKritik über-
haupt zu verbieten und sie durch die Kunst-
betrachtung oder Kunstbeschreibung ersehen zu
laffen.

Das bedeutet keine Llnterdrückung der
sreien Meinung; aber seine freie Meinung darf
nur der vor die Oesfentlichkeit tragen, dcr eine sreie
eigene Meinüng besitzt und auf Grnnd seines Wiffens,

Dex Fcstakt der Neichskulturkammer i» dcr Ptzilbarmonik in Berlin.

Der Führer trifft ein. Hinter ibm Dr. L e y, Reichsminister Dr. Goebbels und Staatssekretär
Funk, rechts die Minister Dr. F r ick, Eltz von Rubenach und Reichsstatttzalter Ritter von Evv.

Die heutige Ausgabc unseres Blattes umsaßt mit
den beiden Unterhaltungsbcilagen „Die Heimat" und
„Die Feierstunde" insgesamt 24 Seiten.

Ienlscher Protest in Sslo.

Wegen Verleihung des Friedens-Nobelpreises.

Oslo, 27. Novcmber. Dcr norwcgische Autzenmini-
ster Koht empfing am Donnerstag mittag dcn deutscheu
Gesandten Dr. Sahm, der im Austrag der deutschen
Reichsregierung den bercits angekündigten Schritt in der
Angclegcnheit der Vcrleihung des Friedens.
Nobelpreises an Karl v. Ossietzky unternom-
men hat.

seiner Kenntniffe, seiner Fertigkeiten und FLHigkeiten
obendrcin das Recht hat, übcr andcre, die mit den Schöp-
sungen ihrer Phantasie an die Oeffentlichkeit appellieren,
zu Gericht sitzen. Wir haben es in jüngster Zeit
noch in Verlin erlebt, daß zwei-, dreiund-
zwanzigjährigs Iünglinge gegen vierzig-, fünfzigjährige
verdiente, weltberühmte Künstler v»m Leder zogen, ohne
bei ihren kritischen Gängen auch nur eine Spur von
Fachwissen und Sachkenntnis ins Feld führen
zu können. Sie sollen sich nun zuerst einmal darin üben,
ein Kunstwerk zu beschreiben. Auch das ist
schwer, und auch das muß man gelernt haben. Kann
ein Kritiker mehr und hat er das Bedürfnis, seine
Fähigkeiten an den Mann zu bringen — nun, wir suchen
auf allen Gebieten unseres künstlerischen Lebsns so viels
Könner, wir haben so viele offeneStellen, die
nicht zu besehen sind, wcil esan geeigneten
Anwärtern fehlt, daß uns jedermann, der mehr
kann als die heute im Kunstleben Tätigen — und das
mutz er ja, wenn er sie kritisieren will — zu posi-
tiver Arbeit herzlich willkommen ist.

Es geht abcr nicht an, datz, während überall an»
dcrswo die öfsentliche Meinung das Aufbau-
werk des Führers mrt ihrer warmen Unter-
stühung begleitet, nun ausgercchnet der
Künstler als lehtcs Opfer Frciwild der
Kritik sein soll.

Im übrigen wi-d die Kunst am Vcrschwinden der Kritik
kcinen Schaden nehmcn. Falsche Größen sterben meistens
spätestcns nach eincm Iahr, auch wenn sie nicht von
eincm Kritiker gctötet wcrden. Wirklichen Größen aber
soll auf diese Weise die Freiheit ihres Schasfens und
die Llnantastbarkeit ihrer künstlerischen Chre gesichert
werden.

Cs soll in fünszig Iahren von unserer Zeit nicht
mehr dasselbe gesagt wcrden, was wir von der Zeit vor
fünszig Iahren sagen müffen: daß sie es, ohne einen
Finger zu rühren, zulietzen, datz die wirklichen Genies
von kritischen Alltagsfliegen gequält und
gemartert wurden und zum Teil sogar daran zer-
brachen.

Die Erotik m der Kunst.

Cine zweite Frag«, die in dicsem Zusammen-
hang eine nähere Vetrachtung verdient, ist dre der Cro-
tik in der Kunst. Wir haben in den vergangenen
Monaten ein paar Filme die Zensur paffieren läffen, die
in prüden und geschloffenen Kränzchen einiges Vefremden
hervorriefen. And zwar haben wir das mit Vewußtsein
getan. Denn auch die Probleme, die die Geschlechter
untereinander auszumachen haben, sind darstellenswert,
vorausgeseht, datz das mit dem nötigen Geschmack ge-
schieht. Cs handelt sich also hier mehr um eine Takt-
als um eine Moralsrage. Wir leben nicht in
'einem Franziskanerklo ster. Eine gesundck
Zcit nimmt auch eine gcsunde Stcllung zu delikateren
Problemen ein. Selbstverständlich ist die seichte und
glatte Zote, die zynischs Gemeinheit für einen Mcnschen
von noblem Cmpsinden nur verächtlich.

Vegrützenswert aber ist eine starke und gesunde
Sinnesfreude, die das Dasein als Diesseits be-
jaht, es dankbar hinnimmt und sreudig gestaltct.

Diese Sinnesfreude hat sich zu allen Zeiten in der Kunst
mehr an das Auge, als an das Ohr gerichtet. Sie
war iinmer srei, offen und unprüde. Aus ihr cntstand zu-
letzt jede grotze Kunst. Sie war dämonischcr Antrieb der
Antike und ihrcr starken Formenkrast, mit ihr und durch
sie crhob sich dic Rcnaisiance zu ihrer einzigartigcn Zcit
grotzer künstlerischer Gestaltung. Cs wäre gcsährliq und
beklagenswert, wenn wir mit kurzen und mitzverstandcnen

Wikder em Neichsdeiltscher «erhdstet.

Einer, den das „Sowjetparadies" lockte.

Verlin, 27. November. Unter den rcichsdeutschen
Opfern der neuen Verhastungswelle in Sowjet-
rußland besindet sich auch der aus Iena stammcnde Rcin-
hold Schindlcr.

Schindlcr war früher in der Cisenbahnreparatur«
werkstätte in Iena beschästigt, wo er sich als kommu-
nistischer Betriebsrat hervortat. Cr war damals
nicht dcr einzige, der, geblcndct von dem Moskaucr Trug-
bild, unter seinen Kameraden mit dem Schlagwort „Sow-
jctrutzland ist das Paradies!" für die Auswande-
rung nach dem Rätestaat Propaganda machte. Am
26. April 1932 reiste er selbst nach dem Sowjetparadies
ab. Dort hat auch diesen ehemaligen Marxisten nunmehr
das Schicksal vicler anderer erreicht, die zu spät aus
ihren roten Träumen erwachten. Schindler ist ein weite-
rer Veweis dafür, daß die bolschewistischen Machthaber
mit rücksichtsloser Brutalität auch gegen srühere Ge>
sinnungsgenoffen vorgehen, wenn sie ihnen aus irgend
einem Grund unbequem werden.

Die deutsche Volksgemeinschaft um-
schlietzt alle ihre Söhne, und jeder deutschs Reichs-
angehörige untersteht im Ausland ihrem Schutz. Mit
allem Nächdruck hat sich die Rcichsregierunq daher ohne
Rücksicht auf die frühere polrtische Gesinnüng der Ve-
troffenen vor die deutschen Volksgenoffen gestellt, die das
Opfer der jedem Rccht hohnsprcchenden Gewalt-
methoden der GP5l. geworden sind.
 
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