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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger

Meueste Nachrichten

Monatllch 2.20 Rm. («inschl. 27 Rvia. Trna-rlodni An--in-ni>r-is: 8 Rnfa. fiir Li- 22 NIM br-it- Millimeterreile I

i-innyi. r.ragertoyn). A-, oen Adholstellen
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289

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M-ng-nstaff-l 8. g. gt. ist Anzeigen - Preisliste 5 gültig. Ersül-
lungsort und G-richtsstand ist Heidelberg. Gsschäftszeit 8 —18 Uhr.
Postschechkonto Ludwigshafen 722l. Fiir Rüchgabe nicht oerlangter
Schriftsiüche wird keins igewähr gel-ist«t.

Drucl und Berlaa von f;r,evrich Schulzein Heidelberg.
Schriftleituna: Hauvtstraße 23 Fernsprecher-S.-A. 7351—83.

Donnerstag» 10. Dezember

Hauptgeschäftsstelle Hauptstraße 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgasse 1.

1936

Der MSr-er Franttutter vor Gettcht.

AnklüM beantragt 18 Zabre ZuKtbauö, Bertuft ber CbrenreKte und lebenslüngliKe Landesverweiiung.

Der Prizetz ii, Cwr.

ntcrgrunde des jüdischen Mörders an Gustloss.

Kanl' Dszember. Vor dem höchsten Strafgericht
!»g Graubünden begann am Mittwoch vormit-

ieh,, Uhr unter gewaltigem Andrang dcr Pro-
^^n in Iugostawien geborenen Iuden David
^ ter, der am 4. Februar d. Is. in Davos

^uppenlciter Schweiz der NSDAP., Wil-
. heimtückisch ermordet hat.

«^chter Kantongerrchts ist das Staatsgebäude, ein
der Mitte des vorigen Iahrhunderts.
t»!? -"3«n sindcn jedoch nicht in den Räumen

statt 'ondern im Saal des „Großen Ra°

siäTe durch öwei Geschoffe gchende rccht-

,!!°a 30ü rm n/^'nag mit der Tribüne nach Cinbauten
aufzunehmen An einer der Längs-
d "Zaimafii, "ch drei Slufen hoch zwischen den beiden
s^ erhtz„>.°E dsr Platz für das Gericht, in der Mitte
^">Uckl»,„„ ^lch des Präsidentcn, zu beiden Seiten die
Biinf,!!. ^nlztische sür die vicr übrigcn Mitgliedcr
n, ?>ten Kantongerichts. Vor ihneil sitzcn a»f der
der Gerichtsschreiber, vor diesen wil

»1 der d>e Gerichtsschreiber, vor

S, ^lsbei- ^^s^^luse die Wachbeamten.
a-^tseite dnr^^artisch zicht sich in g,

wieder

ganzer Länge der

,:^>lt „i'-..sechs vlereckige Säulen gleichmäßig auf-
^>hs i'm « ^-^dstne mit etwa 1Z0 Sihplätzcn hin. Die
Tr» llegen im Halbkreis um das Podium und

Misch ?ff^n leicht an. Änmittelbar vor dem Rich-
di^en öalbrunde Vank sür den Angeklagten, zur

^teidio^-- E Anklägers, zur Rechtcn das des

i^8>n„^„^"^du"tsgebäude haben sich eine Stunde vor
"»de„, A Verhandlung die ersten Neugierigen

>r>»en >-»>/>>it0tung vle elslen UlengtelIgen einge-
ft^, 3>in,':„ , dolizei in langen dunklen Mäntcln hält

»,^N s»»>- Vor der Tür des Gerichtsgcbäudes

h^ändr "'ooperateure und Photographen. Im Gerichts-
/k im ' ?ou der Tür bis zum Saal des Großen Rates,
«d^elarii« Stockwerk lieqt, hat die Kantonspolizei in

u Utrhn, Kniformen mit gleichfarbigen Käppis die
u°l>^i .uoernommen. Sie ist als kantone Kriminal-
Uo, genau bezeichnet, heißt, zugleich auch Ge-
,U>n8g,.)^t- Die Kontrollen sind sehr scharf, und es ist
^»8eir. ' ohne Cinlaßkarte in das Gebäude zu ge-

-AeiE^ ^ibünen sind stark beseht. Im Saal selbst er-
^tesi^dle ersten Preffevertreter, die deutschen

Die Berhandlung beginnt.

ess - -, ^ — -.. ^ -

l > evertre t e r gcschloffen.

Unter den Nichtdeut-

schen sieht man auch mahrere Frauen, die auf der Tribüne
beso'wers zahlreich sind. Unverkennbar ist die jüdische
Presse mit starkem Aufgebot erschienen, darunter auch
einige Cmigranten, die sich in der infamen Hetze qe-
gen Dcutschland besonders hervorgetan haben. Kurz
vor 10 Ahr trifft der deutsche Gcschäststräger in Vern,
Freiherr von Bibra, ein. Veamte tragen Aktcnbün-
del in den Gerichtssaal. Dann erscheint der Ankläger
Dr. Vrügger, der zur Linkcn der Anklagebank sei-
nen Play hat. Ncben ihm sihen auf der linkcn Seite die
Prozeßvertreter der als Privatkläger zugelaffcnen Frau
Gustloff.

Punkt 10 Uhr erschcint das Gericht, an der Spihe
der greiss Kantongerichtspräsident Dr. Rudolf Anton
Ganzoni aus Chur und die übrigen Mitglieder des
Gerichts, die ihre Plähe einnchmen. Nach ihnen er-
scheint dcr 71jährige Vcrteidiger dcs Angeklagten, Dr.
Curti. Die Spannung ist auf den Höhepunkt ge-
stiegen. '

Nach wenigen Minuten bringen zwsi Veamte der
Kantonspolizei den Angeklagten, der einen grauen
Anzug trägt. Cr wirft einen scheuen Vlick in den Saal
und nimmt auf der Anklagebank Plah. Franksurter
ist mittelgroß, sein Gesicht ist blaß, die Augen rot um-
rändert. Während der Cröffnung und der Verlesung
der Anklage sitzt er mit herabhängenden Mundwinkeln
auf der Dank und mustert das Gericht und die Tribüncn.

Wenige Minuten nach 10 Ahr eröffnet der Präsi-
dent die Verhandlung mit der Mitteilung, daß das Ver-
fahren durch das Kreisamt Davos angezeigt wurde. Cr
gibt dann den Prozeßgcgenstand in wenigcn Worten be-
kannt. Mit kaum vernehmbarer Stimme verliest er die
Personalisn des Angeklagtsn David Frankfurter, der
jugoslawischer Staatsängehöriger ist und am 9. Iuli 1909
in Daruvar als Sohn des Morih und dcr Rebekka
Frankfurter geborcn wurde. Cr ist Student der Mcdi-
zin, ledig, nicht vorbestraft und wegen Mordes in
Anklagezustand verseht.

Wie die Mordtat geschah.

Nach der Verlesung des Gerichtsbeschluffes gibt der
Präsident dem Ankläger Dr. Friedrich Brügger
das Wort. Die Anklage befaßt sich zunächst mit den
nüheren Tatumständen, aus denen hervorgeht, daß Frank-
furter am Abend des 4. Februar an dcrWohnung
Gustlosfs geläutet hat und von Frau Gustlofs in das
Arbeitszimmer gesührt wurde, da Wilhelm Gustloff im
Flur ein Telephongesprüch führte. Nach Beendigung
dcs Gesprächs begab er sich in das Arbeitszimmer. Cincn
Augenblick darauf ertönten vier Schüsse. Als
Fräu Gustlofs hinzueilte, verschwand Frankfurter mit
der Waffe in der Hand durch ein anderes Zimmer aus^

der Wohnung. Gustloff lag in seinem Vlut am Voden.
Frau Gustloff ries telephonisch den Arzt und die Polizei
herbei. Die Schüffe waren von Mitbcwohnern des
Hauses gehört worden, die hinzueilten und Guflloff be-
reits sterbend vorfanden. Auf der Polizeistube im Rat-
haus rief um 20.15 Uhr jemand an und tcilte mit, daß im
Parkhaus 3 etwas vorgefallen sei.

Wenig später erschicn Frankfurter auf der
Wachstube und erklärte: „Sie wcrden wohl gehört haben,
was im Parkhaus vorgefallcn ist. Ich bin selbst der Tä-
ter". Cine Zigarette rauchend gab er dann seinc Per-
sonalicn an und händigtc dic Schußwaffe aus.

Er erklärte, sich seiner Tat, die er aus kei-
nen Fall bereue, vollkommen bewußt zu
sein. Er sei nicht politisch orienticrt, aber er sei
Hasser des deutschen Systems.

Noch am gleichen Wend übernahm das kantonale Ver-
hörsamt dic weitere Untersuchung. Dabei erklärte
Frankfurter, er sei am Freitag, Z. Ianuar, von Vern
nach Davos mit der Absicht gercist, Gustloss zu er-
morden, weil dieser ein „Nazi-Agcnt" sei. Per-
sönliche Gründe habe er nicht gehabt.

Die Anklage erklärt, daß sich aus der engeren Vor-
geschichte aktenmäßig ergebe, daß Frankfurter bereits
vierbissünsWochenvor dem Mord den
Entschluß zur Tat gesaßt habe. Gegen Cnde De-
zember erwarb er die automatische Pistole, mit der er
aus einem Schießplatz Schießübungen an-
stcllte.

Ilrsprünglich habe Frankfurter die Tat nach seinem
Cintreffen in Davos ausführen wollcn, habe sie aber ver-
schoben, weil ihm bewußt geworden sei, daß der Sabbath
schon begonnen habe. Den Sonntag habe er zu einem
Ausflug zur Schatzalp benuht, am Montag habe er ein
Kino bcsucht.

Mord am jüdischen ..GlNstag".

Aeber den Hergang des Attentats sagt der
Angeklagte, daß er dcn Dienstag für seine Tat
gewählt habe, weil dieser nach jüdischcr' Auffaffung ein
besonderer Glückstag sei (!) Im Arbeitsziiiimer,
in das er von Frau Gustloff geführt worden sei, habe er
den Revolver, den er in der rechten Manteltasche
trug, en 1 sichert. llebcr das Telephongespräch Gust-
loffs hat Frankfurter nach Anklage nicht weniger als

BM zmmosm unk W«o« Sowsclrussen in Svanlm.

L°Ndn

Kab i^". ^ez. Botschafter von Ribbentrop
^itzung dcs Hauptausschusses des Londoncr
?^Ochungsausschusses am Mittwoch folgende
^tsttNjslR ^ ^^ öur Frage der Freiwilligen im

.T" Bnrgerkrieg ab:

E^bar„,, Regierung der internationalen Ver-

ü i>er N ich te in m i s chu n g in Spa-
^urde ste von dem ernsten Wnnsch ge-
!>°rr Prinzip der Nichteinmischnng m der Praxis
, *ten. wirksam wie nur möglich zu ge-

^ ihrex ^"^olgedessen schlng meine Regierung bereits
Note vom 17. August vor, Maßuahmen
Freiwilligen zu tref-
später erneut mit unserer

Erklünmg RibbentrepS im RlchteinmMungsauMnß.

der indirckten Einmischung angrei-

^ierspii. wurde

. °tst„ "3 don dem italienischen Vertreter aufge-
i ^de,' daß wir hiermit jedoch in den ver-

ge-

^bj habe„"^""^en des Unterkomitees Erfolg

^iicke^ ddaher meine Ueberraschung aus-
* l si i' diese Frage die ihr gebührende Beachtung
Es ./ sindet.

"»>t "llgemcin bckaunt, datz seit eincr langen
^ität sü ""u Freiwilligen verschicdener Natio-
^ic Rotcn kämpfcn. Jch möchte heute nur
> ^ ii„ j,' cin Parlamentsmitglied am 1. Dezem-
"haus erllärt hat, datz lediglich dic Jn-
h* dix ausländischcr Freiwilli-

j?^n, ^'""wnalen Truppen daran verhindert
? iiche^. "drj^ z„ erobern. Dicse Fcststcllung
^»ge„. ' winerzeit Jhrcr Aufmcrksamkcit nicht ent-

^°,chrichte„
^Ucrhi.,

Soy,

^itze ^»8>erung kämpfen.

letruff,

aus zuverläffigen Qucllen besagen
datz 25 000 Franzosen und ctwa 35 000

en gegcnwärtig in den Reihen der

q "Nzose„ französische Zeitung berichtet, daß 500
tx d«r ^^00 Deckoffiziere und 100 Marineossiziere
" fdaiiisch ° ^ iet „ nion die Flotte der sogenann-
be ^irser q" '^egierung bemannon werden.

, "Nd ,'0"ftro„> oou Freiwilligen aus vielen Län-
hpSer Z^j?'°"ders aus S o w j e t r u ß l a n d ist seit
>>i ' ^ohlbckannt, ohne daß jemand vcrsucht

^ßngj, ^ äu protestieren oder Abwehr-
Ucber„" Oorzuschlagcn.

bn„ ei„„ '°wstimmttng mit der von meiner Regie-
""d „«'"'"wenen Haltung, unterstützt Deutschland
>>d h«s ^ Appell des britischen Außenministers
jj.h dem Zustrom von Freiwilligen

z,°^^Un„ Einhali zu gebieten. Wenn meine
i^»8 gech»^>n Appell ihre volle Unterstüt-
8orderu„ ' derbindet ste aber hiermit die logi-

"A, daß das Komitee nunmehr das Ge-

samtproblem
fen möge.

Die Frage der finanziellen Unterstüt-
zung z. B. ist meiner Auffassung nach ebenso
reif zur Behandlung wie die Frage des Zu-
stroms von Freiwilligen.

Zum Kriegführen braucht man in erster Linie Geld.

Wenn man in Sowjrtrutzland Lohnab-
züge zur Unterstützung Spaniens durchführt
und wenn ausgedchnte öffentliche Sammlungen
und ähnliche Aktionen dort unternommen »verden, so
ist das meiner Meinung nach eine ebenso nnchtige
Form der Einmischung wie die Stellung von
Waffen und Mcnschen.

Falls man dcr Freiwilligcnfrage die Priorität zu-
crkennt, so hege ich dic Bcfürchtung, datz cinige Rcgie-
rungen lange Zcit mit dcr stillschweigcndcn Billigung
dieses Komitces eine der wirksamsten Formen der Ein-
mischung sortsetzen wcrden. Aus diescn Grün-
dcn möchte ich betonen, datz nicht wieder halbe
Arbeit getan wcrden dars, indcm man nur die
Freiwilligenfrage behandelt, während die übrigcn
Fragen wicdcr auf die lange Bank gcschobcn
werden.

Anschließend gab der Sowjetvertreter eine
überaus langatmige Crklärung ab, die nur insofern be-
inerkcnswert war, als sie däs Geständnis enthielt,
daß die Sowjctrcgicrung vor etwasiebcnWo-
chen, als von Seiten Dsntschlands und Italiens be-
rcits die Frage dcr mittelbaren Cinmischung aufgewor-
fen wurde, dic Zeit noch nicht sür gekommcn hiclt, um
irgcnd eine Cntscheidung über diese Frage zu trefscii. Cr
begründete diesen Standpunkt damit, daß er die Frage
der Stellung von Freiwilligen, dcr Geldsammlungcn, dcr
Preffepropäganda als schr umfaffende und „delikate"
Probleme hinstellte, zumal der Au-schuß ja nicht einmal
in der Lage gcwescn sei, irgendctwas gcgen die ungcsch-
liche Wasfenäusfuhr nach Spanien zü unternehmen.
Wenn die Sowjetregierung sich jeht dcnnoch bcreit er-
kläre, den Vorschlag anzunehmen, die Vollmachtcn
des Ausschuffes auf die mittelbare Cinmischung auszu-
dehnen, dann sei dies in erster Linie aus die Tatsache
zurückzuführen, daß die Fraqe der Crrichtung einer
Kontrolle über die Waffen- und Munitionseinfuhr
endlich auf eine mehr oder weniger feste Grundlage
qestellt worden sei. Der Sowjetvertreter bestritt
Vorhandenscin sowjctruffischen Militürs in Spanien. (!)
Cr verteidiqte die sogenannte Internationale Vrigade
und schloß, er hofse, däß der Ausfchuß in der Frage der
Freiwilligen in naher Zukunst „einige praktische Crgeb-
niffe" erzielen werde.

— 171 Schisfe der amerikanischen Reserve-Handels-
niarine sollen in Trockendeck gehcn, um aus ihre Vcr-
wendbarkcit als Marinehilssschifse untersucht zu werdcn.

— Dcr britische Votschafter in Rom hatte eine ncue
Anterredung mit dem italtenischen Autzenminister
C i a u o.

Keiiie EmmWiili iii SMoIeii!

Gemeinschaftliche cnglisch-französische Vorschläge.

London, 9. Dezember. Das englische Außenamt gab
Mittwochabend folgende amtliche Crklärung aus:

„Die französische und die englische Regierung find in
der vergangcnen Woche in cinen Meinungsaus-
1 ausch über die Lage eingetreten, wie sie aus der V er-
längerung des Vürgerkriegs in Spanien ent.
standen ist, und über dieGesahrensür deneuro-
päischen Frieden, die darin liegen.

Nachdem fie zu einer Uebereinstimmung ihrer Ansich-
ten in dieser Richtung gelangt waren, haben sie die
deutsche, die italienische, portugiesische und sowjetrus-
fische Negicrung in der lehten Woche durch ihre diplo-
matischen Vertreter bci dicscn Rcgicrungcn ausgcsordert,
mit ihnen zusammen ihre völlige Entschieden-
heit zu bctonen, völlig auf jede mittelbare oder unmit-
tclbare Handlung zu verzichten, die in irgend-
einer Form daraus gerichtet sein könnte, fremde Cin -
mischung in diesen Konflikt zu bringen, und als Folgc
davon ihren Vertretern in dem Londoner Nichtein-
mischungsausschuß geeignete Anweisungen zu gebcn mit
dem Ziel, eine völlig wirksame Kontrolle zu
schassen. Durch den gleichen Kanal haben beide Regie-
rungen weiter die oben genannten vicr Regierungen cr-
sucht, mit ihnen zusammen im Gcist der Menschlichkeit
sich zu bemühen, dcm bewassneten Konslikt in
Spanien durch ein Vermittlungsangebot ein
Ende zu sehen, durch das Spanien die Möglichkeit ge-
geben würde, scinem nationalen Wollen Ausdruck
zu geben."

Die Vorschläge der englischen und der französischcn
Regierung werderi zurzeit in Verlin von den zuständigen
Stellen geprüft.

Mordiiii als Kriegslieserlint.

Sicben sowjetruffisckjc Frachtschiffe angehalten. —
100 Geschützc erbeutet.

Rom, 9. Dez. Nach übcrcinstimmendcn Meldun-
gen dcr römischen Abendprcsfe aus Gibraltar stnd
sieben sowjetrussische Frachtschiffc
innerhalb dcr spanifchen Hohcitszone am Montag von
nationalen spanischcn Kriegsschiffen angehalten
und gezwungcn worden, nationale Häfen an-
zulaufcn. Einer der Dampfcr suhr unter englischer
Flagge, aber mit kommunistischcr Besatzung.
Unter dem auf diesem Dampfer erbcuteten reichcn
Kriegsmatcrial befanden sich, der italicnischen Prcsse
zufolge, auch 100 Geschütze, die, wie die Ladun-
gen dcr übrigen sechs Schiffe, als Kriegsbeute bctrach-
tet tvcrden.

iiie Bersmmiiuigsrlihe.

Vom 15. Dczember bis 15. Ianuar.

Verlin, 9. Dezember. Der Reichspropagandaleiter
der NSDAP., Reichsminister Dr. Goebbels gibt
bekannt:

Mit Rücksicht aufdie Weihnachtszeit ordne
ich hiermit eine allgcmeine Versammlungs»
ruhe für die Zcit vom 15. Dezcmber bis 15. Ianuar
1937 an.

Diese Ruhepause betrifst alle öffentlichen Versamm-
lungen und Kundgebungen. Nicht eingeschloffen stnd die
Weihnachtsfeiern der NSDAP., ihrer Gliederungen und
angeschloffenen Verbände, sowie die Filmvorführungen
der Amtsleitung Film der Reichspropagandaleitung.

(gez.) Dr. Goebbels,
Reichspropagandaleitsr der NSDAP.

drei v^rschiedene Darstellungen gegeben. Als Gustlosf in
das Zimmer trat, habe er (Frankfurter) sofort die
Waffe aus ihn gerichtet und abgedrückt, die aber
zunächst versagte. Gustlofs habe ein verständnisloses
Gestcht gcmacht und sei auf ihn zugekommen.

Er (Frankfurter) sei rechts um den Tisch herum-
gcgangen und habe dann drei oder vier Schüffe ab-
gegeben. Gustlosf sei ohne ein Wort oder
einen Schrei zusammengesunken.

Frankfurter hörte die Schreie Frau Gustlofss
und bedrohte die ihm entgegenkommenden Leute auf sei-
ner Flucht mit der Wafse.

Frankfurtcr habc nach scincr Darstcllung zunächst
Selbstmord begehen wollen, aber nicht den Mut da-
zu aufbringen kömicu. Cr habe dann die Polizei ange-
rufen und stch schließlich selbst gestellt.

Aus Franksutters Vorleben.

Die Anklage, deren Verlesung etwa eine Stunde
in Anspruch nimmt, befaßt sich dann mit dem Bericht des
Bezirksarzles und mit dem medizinisch-anatomischcn Gut-
achten. Ucber dre Person des Angeklagten herßt es wei-
ter, daß cr cincr jüdischen Fa »riiie cntstammt, dre
ursprünglich in Deutschland lcbts, spätcr aber nach
Wien, 'Vosnren und Kroatien übersiedelte. In seiner
Iugend sei David Frankfurter mehrere Male erkrankt
und auch opericrt wordcn.

Aeber das Vorleben sagt die Anklageschrift, daß
sich Franksürter als Zwarrzigjährrger in Leipzig, ent-
gegen dem Willen seiner Cltern, dem medizinischen Stu-
diüm zuwandte. 1931 siedelte er nach Frankfurt über und
frel hrer rm Herbst 1932 in der Prüfung durch. Cr sollte
die Prüfung im Iuni 1933 wiederholen, ging aber nach
Vern und sctzte dort seine Studien fort. Seinen Cltern
hat er mehrfach in bewußter Täuschung geschrieben,
daß er das erste und auch die Zwischenexamrna bcstanden
habe. In lehter Zert hat er sein Studium vollkom-
men vernachlässigt. Dasür saß er schon morgens
rm Kaffeehaus, besuchte Sportkrerse urrd vcrbrachte einen
Teil serner Abcnde in Kinos, nachdcm er am Tag 30 bis
40 Zigaretten geraucht hatte. Cnde 1935 erklärte Frank-
furker scincn Vekannten, daß er rm Februar sern Cxa-
men ablcgen wolle. Nach dcr Anklage sei er von drescm
Zertpunkt an immer sehr niedergeschlagcn gewesen und
habe Vie Idee cines Sclbstmordcs mit sich herumgetragen.

Franksurtcr habe von der Existenz Gustlosss
erst aus den Zeitungen ersahren. Er habe
Gustloss nrcht gekannt, nie gcsehen und auch nrcht
schristlich mit ihn vcrkchrt.

Den Wohnsih habe er aus Zeitungsnotizen, die
Adreffe dem Telefonbuch entnommen. Den endgül-
tigen Cntschluß zur Crmordung Gustlosss
habe er erst 14 Tage oder drei Wochen vor der Tat ge-
faßt. Crst habe er Sclbstmord verüben wollcn, nachher
habe er daran gedacht, sich in diesem Zusammenharrg
durch die Crschreßung ernes Nationalsozialisten a m
deutschenSystem zu rächen. Die bewußten
Mordpläne Franksurters gehen nach der An-
klage aus erner schriftlichcn Festlegung hervor, dre Frank-
furter auf dem Kartonstück eirrer Zigarettenschachtel am
Tag vor der Tat niedergeschrieben hat. Nach der Tat
habe ihm der Mut zu dem Selbstmord gefehlt. Die Ge-
rechtigkeit der zu erwartenden Sühne habe er ohne wei-
tcrcs empfunden und anerkannt.

Die Persönlichkeit des Ermordeten.

Abschließend befaßt stch die Anklagcschrift mrt der
Persönkichkeit WilhelmGustloffs, des Opfers
des Mordanschlages. In den Ausführungen heißt es, daß
bisher noch nie derVeweissür.handlungen
Gustlosfs erbracht worden sei, die die Sicherheit
des Landes gefährdct oder sonstwre mit den
schweizerischen Gcsehen in Widerspruch gestanden
hätten.

Nach de» Akten wrrd von Gustloff gesagt, daß es
sich um cine idealistisch veranlagte Per-
sönlichkeit handcle, die bestrcbt sei, die
Schweizcr Gesehe zu respektieren und
sich den Weisungen der zuständigen Behörden zu
unterziehen.

Dis Anklage schließt mit der Feststcllung des psy-
chiatrischen Gutachters, wonach irgcndwclche Anhalts-
punkte für das Bestehen einer geistrgen Crkrankung
Franksurters im Sinn einer Geisteskrankheit oder
Psychose nicht gegeben sind. Der Tüter Frankfurter sei
kein geisteskranker Mensch und seine Tat
könne irrcht mrt krankhaftcn Zcichen der Psyche, die eine
Verantwortungslosigkert des Täters bedinge, in Zusam-
menhang gebrächt werden.

Der Strasantrag: 18 Iahre Zuchthaus.

Am Schluß der Anklagerede kommt der Ankläger
zum Strasantrag, nach dcm David Frankfurter
des Mordes, begangen an Wilhelm Gustloff, schul-
dig zu erklären sei. Er sei dafür mit 18 Iahren
Zuchthaus unter Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte
 
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