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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger

Meueste Nachrichlen

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Nr. 30S

Druck und Äerlag von Frieorich Schulzein Heidelberg.
Schristleituna: Kauvtstrake 23 Fernsvrecher-S.-A. 7331—53.

Donnerstag, 31. Dezember

Hauvtgeschästsstelle Hauptstraße 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgasse 1.

1936

Erel

Erlebte Geschichte und gestaltetes Schicksal —
das ist für Deutschland dieVilanzdesIah-
ses, das heute seinem Ende sich zuneigt. Ader es
ist fast unmöglich, dieses eine Iahr herauszuheben
aus der Lpoche, die am 30. Ianuar 1933 begann.
Denn was im Zeitraum dieser vier Iahre gejchah,
was in diesen vier Iahren geplant und g e -
i e i st s t wurde, das bildet eine untrennbare
Cinheit und ist die Erfüllung eines Pro-
gramms, dessen einzelne Etappen die Welt mit
wachsendem Staunen und oft mit neidvoller Ve-
wunderung miterlebte. Als Adolf Hitleram
30. Ianuar 1933 sein Werk begann, verkündete er,
während sein Vlick über das deutsche Trümmer-
seld schweifte, Len ersten Merjahresplan und er
bezeichnete als die ersten Aufgaben, die erfüllt wer-
den müßten, die Rettung des deutschen Bauern
und die Anterbringung der sechs Millionen Ar-
beitslosen, die damals qls Armee des Llends die
keineswegs stummen Ankläger waren gegen ein
System, das sich viel zu spüt zu seinem Dankrott
bekannte. Der Vestand des deutschen Vauerntums
lst (durch das Crbhofgesetz und die Marktrege-
lung) gesichert. Von den Arbeitslosen sind über
fünf Millionen wieder in die Betriebe zurück-
gewandert. Sie haben nicht nur Arbeit und Vrot
gefunden, sondern sie haben auch die Lrfahrung
gemacht, daß erst die Arbeit dem Menschen Wert
Verleiht und ihn adelt. Es ist gewiß nicht not-
wendig, das große innerpolitische Reformwerk,
das in vier Iahren durchgeführt wurde, in allen
leinen Cinzelheiten nochmals darzustellen: die
^suflösung der Parteien, die Eingliederung der
wzelnen Verufsstände, die Arbeitsbeschaffung, die
^onsolidierung der Anleihen, das Lrziehungswerk
her deutschen Iugend, das große Sozialwerk der
Winterhilfe, der Vau der Reichsautobahnen, die
Reuordnung des kulturellen und künstlerischen Le-
bens und viele andere Probleme, die eigentlich so
ganz nebenher gelöst wurden. Wir erlebten all-
jährlich die großen Kundgebungen des 1. Mai und
des Erntedankfestes auf dem Bückeberg. And wir
waren Zeugen der Reichsparteitage, auf denen der
Führer in jedem Iahr die neuen Ziele verkündete
und dem politischen Willen der Nation die Rich-
tung wies.

In diesen vier Iahren haben sich noch mehr
Dinge ereignet, die niemals vergessen werden kön-
nen, weil sie im Vuch der Geschichte verzeichnet
wurden. Die Rückgliederung des Saargebiets im
brühjahr 1935, die Erklärung der Wehrfreiheit
nm 16. März 1935, die Vesetzung des Rheinlan-
bes am 7. März 1936, der Aufbau der deutschen
^Vehrmacht, ferner das deutsch-englische Flotten-
nbkommen, die deutsch-italienische Verständigung,
deutsch-japanische Abkommen — welch eine
^ülle positiver Leistungen, die wir der Führung
^üies Mannes verdanken, der mit hellseherischem
^kick die Notwendigkeit der Stunde erkannte und
°en Mut hatte, den Augenblick zu nutzen. Es wax
gigantischer Kampf, den Adolf Hitler für die
s^reiheit und für das Recht des deut-
ichen Volkes geführt hat. Aber sein Auge
^uh über die Grenzen Deutschlands hinaus. „Ich
^erde einmal," so erklärte Adolf Hitler am
. - März d. I. vor dem Neichstag, „von der Ge-
ichichte die Vestätigung beanspruchen kön-
üen, daß ich in keiner Stunde meines Handelns
das d e u ts ch e V o l k die Pflichten vergessen
babe, die ich und die wir alle der Aufrechterhaltung
?er europäischen Kultur und Zivili-
!^tion gegenüber zu tragen schuldig sind." In-
oe»n er für Deutschland handelte, handelte er
?Ugleich für Europa, weil er die großen politi-
jchen und kulturellen Zusammenhänge sieht, aus
?/Nen das Schicksal unseres Kontinents sich ge-
staltet.

In jener geschichtlichen Stunde, als der Führer
7. März d. I- den Locarnovertrag für
^ koschen erklärte, nachdem Frankreich sich
/üi Sowjetrußland vertraglich verbunden
VOe, erfuhr die Oeffentlichkeit, wie o f t bereits
Avrschlä^e, die die deutsche Regierung zur
^sriedung der Welt den Nlächten unterbreitet
ohne Antwort blieben. Der Führer hat
Wan erinnert, daß er dem Vorschlag einer Rü -
zUngsbegren-zung, die ein Heer von
"0 oyo Mann vorsah, zugestimmt habe. And es
°f8ab sich dann, daß die Verfasser, die offenbar
.we ablehnende Antwort erwartet hatten, plötzlich
^en eigenen Vorschlag preisgaben, weil ihnen
^mutlich ein Heer von 200 000 Mann nicht groß
^nug erschien. Adolf Hitler schlug, um die Idee
v. retten, Heere von je 300 000 Mann vor. Auch
^er Vorschlag wurde abgelehnt. Es wurden

-darm von deutscher Seite noch andere Vor-
schläge unterbreitet. „Es ist," so sagte der Führer
in seiner Rede vom 7. März d. I., „k e in ein -
ziger dieser Vorschläge wirklich berücksich-
tigt worden." Die deutsche Negierüng hat, um
noch ein Veispiel zu erwähnen, den Vorschlag

Phot. C. v. König, Heidclberg.

eines Luftpakts gemacht, wobei selbstverständ-
lich für die drei Mächte Deutschland, Frankreich
und Cngland die gleiche Stärke zugrundegelegt
wurde. Der Crfolg war zunächst die Mißach -
tung dieses Vorschlags durch die französische
Regierung. And kurz darauf wurden wir durch

ktnssr «r» «Ire L«k«»Lk

Von Franz Schauwecker.

Die uralte Sage von dem Vogel Phönix, dcr
aus der Asche der Vergangenheit neu ersteht, begreift den
tiefen Sinn vom Vergehen nnd Werden allcs Geschehens
in sich. Sie gehört, wie allc Sagen, der Kindheit des
menschlichen Denkens und Fühlens an. Hier sind sich di«
von Legenden ersüllten Frühzeiten der Völker und die
Spiele der Kinder nahe vcrwandt, Vorzeit und Kindheit
berühren einander; das Volk und der einzelne Msnsch
in ihm gehen in cinander über und bilden eine gcschlos-
sene Cinhcit, die nicht mehr zu sprengen ist.

Im Verfolg des geschichtlichen Lebens schen wir
iinmer wieder in den bedeutsamen Zeitwenden der Revo-
lutionen und Neuordnungen cinen Beginn, der aus
einem Cnde entsteht, und 'gewahre» mittcn in den Trüm-
luern einer erledigten Welt schon die Grundmauern eines
neuen Bauwerks. Die Formcn zerfallen, aber der
Sinn bleibt; die äußerlichen Crscheinungcn der Konvcn-
tion zerbröckeln und lösen sich wie eine abgestorbene Haut,
aber die groste llebcrlicferung der alten Gcschlcchter, das
Crbe des Vlutes bleibt und schafft sich seine neue eigene
Form.

Das Crbe wird nicht zerstört. Cs kann verschleudert,
vergesien und vertan werden, aber es ist immer da, wenn
auch oft genug nur im Verborgenen. Cs meldet sich an,
es verlangt neue Arbcit, neue Gcschlechter, und es steigt
aus der Äsche dcs Gewesenen wis dcr Vogel Phönix der
alten Sage.

Wsnn wir zurückblicken, sehen wir immer, daß der
neue Aufstieq eines lebcnskräftigcn Volkes aus den zer-
lchlagenen Stätten einer abgcschloffenen Zeit begann.
Das, was sich zuerst als Todeskrampf darstellcn mochte,
zeigt sich als die Geburtsnot einer neuen Zeit.

" Wir kennen den Aufstieg Brandenburgs, das einmal
aewisiermaßen nur Lieferant tüchtiger Truppen sür an-
dere Bölker und Zwecke war. Wir entsinncn uns jenes
glänzendcn brandcnburgischen Ausstieges zur preußischen
Macht, die sich gegenüber dem zerfallenden deutschen Kai-
serreich selbstherrlich den Schimmer des Königtums ver-

lich, unter Friedrich II. zu unerhörter Macht empor-
stieg und dann wie in einem Todeskrampf untcr den
Schlägen Napoleons >n Asche zu sinken schien, bis aus
den Freiheitskriegen ein Aufstieg begann, der eine neue
Zukunft vcrbürgte.

Cs war in Deutschland immer so, daß sich die ge-
schichtliche Cntwicklung in schwcren Crschütterungen voll-
zog, da Frankreich und Cngland ein viel größercs Be-
harrungsvermögen und eine vicl sichercre Stctigkeit zeig-
ten. In Deutschland aber erklang immer wieder das
Schicksalskommando: Beginnt von vorn! Immer
wieder gchorchte 'der Dcutsche diescm Ruf, mochte er
nun im Mittelaltcr die Ostmark besiedeln oder nach dem
dreißigjährigen Krieq an die zerstörten Stätten seiner
Dörscr und Städte ziehen oder nach dcm Weltkricg und
den Vcrwirrungen der Inflation wiedcr an die Neu-
ordnung der Dinge gehen.

Wir se(ber haben es als geschloffenes Volk erlebt,
daß sich im Weltkrieg, wo schließlich alles zugrundc zu
gehen schien, diese bewegende Kraft troh mangelnder Füh-
rung in der trostlosesten Verlaffenheit überall bis zum
lehten Soldaten auswirkte und daß hier dcr nicht umzu-
bringende Cwige Deutsche zwischen Sterbendcn und
Verwundstcn ohne Lohn, ohnc Dank, ohne persönlichen
Ruhm, abseits in der graucn Dämmerung des verlorcnen
Postcns seine Pflicht tat, ungewiß, wic das Cnde würde,
und daß er gerade dadurch das Veispiel für die nach ihm
Kommenden gab. Gerade dies enthält eine außcrordent-
liche Veruhigung und vermittelt ernen qroßen Glau-
ben an dieZukunft eines Volkes, dcm soIche
Männer entstammen.

Der Deutsche ist kein Wesen, das stetig in sich
beharrt, sondcrn es verlangt ihn danach, sich immer wie-
der aus sich selbst zu erneuern. Das geschieht nicht
aus der Sucht nach Neuerung, sondern es entspringt un-
screm Drang zum Wandel und dem Reichtum
der uns gegebenen M ö g l i ch k e i t e n. Cs ist die
Fü 1 le, die die Kraft sichtbar bestätigt.

die Mitteilung überrascht, daß Frankreich
und Sowjetrußland einVündnis ab-
geschlossen hatten. In dem Memorandum,
das im März d. I. die deutsche Reichsregierung
den Signatarmächten des Locarnopaktes über-
reichen ließ, wird festgestellt: „Es ist unbestritten,
daß der sranzösifch-sowjetrussische Vertrag sich
ausschließlich gegen Deutschland richtet."
Mit diesem Sowjetpakt war eine völlig neue
Lage geschaffen worden. Denn plötzlich erschien
S o w j e t r u ß l a n d auf Ler europäifchen
Vühne. In dem Rheinpakt vön Locarno
hatten sich Deutschland, Frankreich und Velgien
verpflichtet, für alle Zukunft auf die Anwen-
dung vonGewalt zu verzichten und
Cngland, sowie Italien hatten sich bereiterklärt,
die strenge Cinhaltung dieses Rheinpakts von Lo-
carno zu überwachen. In dem Augenblick, als die
französifche Regierung die freundschaftlichen An-
gebote Deutschlands unter Verlehung des Lo°
carnopakts damit beantwortete, daß sie ein Mi-
litärbündnis mit Sowjetrußland abschloß,
hatte der Locarnopakt seinen Sinn verloren
und Deutschland hatte jeine Handlungs-
fr e i h e i t zurückgewonnen.

Welchen Sinn französisch-russische Pakte ha-
ben, wissen wir noch aus jener Zeit, als Poin-
cars, Iswolski und Sasonow über diese Erde
wandelten und ihre Fäden spannen. And was
cin Vündnis mit den Sowjets bedeutet, das
ist uns kein Geheimnis, weil wir die Ziele des
Volschewismus kenuen. Trotz dieses offensichtlich
feindseligen Paktes hat der Führer in jener
Stunde, als er die deutsche Oberhoheit über
die bis dahin entmilitarisierte Rheinlandzöne ver-
kündete, der französischen Regierung ein neues
Angebot gemacht. Cr schlug einen Nicht -
angrifsspakt zwischen Deutschland, Frank-
reich und Velgien vor, dessen Dauer vorerst
25 Iahre betragen und der von England und Ita-
lien als Garantiemächten mitunterzeichnet werden
sollte. Zugleich bot der Führer einen Luftpakt
an, der die Gefahr plötzlicher Luftangrisse aus-
schließen sollte. Auch diese Vorschläge blieben
ohne Antwort. Paris schwieg. And man
darf wohl, wenn alle Vorschläge und Friedens-
angebote nur stumme Ablehnung finden, die
Frage stellen: Was will Frankreich?

Was Deutschland will, könnte die Welt
allmählich begrif,e'n haben. Unser Ziel ist der
Aufbau der Nation auf allen Gebieten des
Lebens und die wehrhafte Sicherung der
friedlichen Arbeit unseres Volkes. Wäh-
rend andere Länder von Anruheü und Streiks er-
schüttert werden, ist Deutschland in dieser
Welt des Anfriedens — und das ist wie ein weit-
leuchtendes Symbol — eine friedliche In-
s e l. Was andere Völker nicht vermochten,
uns istes gelungen: den Frieden im
Innernzu verwirklichen. Und wir wün-
schen, daß er auch nach außen gesichert bleibt.
Deshalb sind wir auf der Wacht ^egen die An-
griffsgefahr, die von Moskau droht. Deshalb
sind wir gerüstet, weil wir jeden Ueberfall dieser
internationalen Vrandstifter mit brutalster Ge-
walt niederschlagen werden. And nur dies —
nämlich dieSicherungdes Friedens und
die Abwehr des bolschewistischen Vanditen-
tums — war der Grund für das Abkommen,
das zwischen Deutschland und Iapan abgeschlos-
sen wurde, weil üllr im Licht des Friedens das
Glück der Völker gedeiht.

N«» L««r N«««r».

Der zweite Vierjahresplan stellt
das deutsche Volk vor neue und große Aufgaben.
Es handelt sich darum, die Rohstosfe, die wir
nicht oder nicht in genügender Menge besitzen,
durch den Erfindungsgeist unserer Physiker und
Chemiker zu beschaffen und die Crnährung unseres
Volkes auf breiterer Grundlage zu sichern. Wir
sind ein Volk von 67 Millionen Menschen. Und
diese 67 Millionen Menschen beanspruchen für
sich nicht me hr, aber auch nicht weniger
Lebensrecht als ein Engländer oder ein Franzose.
Und es wäre sehr vorteilhaft, wenn man in jenen
Ländern und auch anderswo rechtzeitig über diese
Tatsache nachdenken wollte. Wir verlangen
nichts Anmögliches. Wir verlangen nur
unser Daseinsrecht. Aber dies verlangen
wir unerbittlich: wir 67 Millionen deutfchs
Menschen. And wir wünschen dieses Ziel mit
friedlichen Mitteln zu erreichen: die Siche-
rung des Lebens unseres Volkes. Das ist der
Wunsch und der Wille des Führers. Der Wille
des Führers — das ist das Gesetz der Nation.

Hermann Vagusche.
 
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