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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Keidelberger

Neueste Nachrichien

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Ar. 218

Druck una Lerla» oon Frleürich Schulze m Heiüelberg.
SÄristleituna: Hauptitratze 23 lsernsvrecher-I .A. 7351-53.

Donnerstag, 17. September

tzauvtgeschästsstelle Hauvtstraße 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgasse 1.

19SK

Me PrGlirgcr Tag«W.

Die Wege der Kleinen Entente.

Ilnter dcn üblichen Vegleitcrscheinungen und mit
^inem großen Schaugeprüge sind die drei Außenminister
°er Kleinen C n t c n t e - S t a a t c n am 13. und 14.
Aeptember zur diesmaligen Tagung ihres „Ständigen
-^ates" in der Donaustadt Preßburg zusammengctre-
i°n. Vom Valkon herunter sprachen die Minister zu einer
?roßen Menge über die B r ü d e r l i ch k e i 1, die unter
chnen und ihren Staaten herrsche. Als sreilich am
Tchluß des fcierlichen Fcsteflens ein Kurzschluß die
riektrischen Kronleuchter erlöschen ließ und kleine Kerz-
chrn den Abgang zu weiteren Festlichkeiten beleuchteten,
^urde die Äbsperrung durch die Polizei so dicht, daß
rine gewifle Vesorgnis deutlich zutage trat. Besorgnis
^or wem? Ctwa vor den der Tschcchoslowakei auch „brü-
oerlich verbundenen" Bolschewisten, die am Abschluß der
^sesjährigen großen tschechoslowakischen Herbstmanövcr
Telesondrähtc durchschnitten und so den Ablauf der
"uflitärischen Uebungen in Frage stellten?

Cine gewifle Besorgnis kann man in^ der Tat auch
uus dem amtlichen Communiqu6 llber die Tagung heraus-
'°sen. Cs sei zwar wünschenswert, heißt es dort, daß die
uinstigen Wcstvcrhandlungen dis allgemcine
Äriedenssichcrheit vcrstärken, aber bestimm-
wifle man nicht. Infolgedeflen müfle die Kleine
Entente alles tun, um ihre inneren Kräste auszugestal-
^n und sich noch sester zusammenzuschlietzen. Letzteres
Nat man bcreits auf allen ihren Konferenzcn gehört. Da
Zusammcnschluß der drei Staatcn nach den halbjäh-
s'gen Communiquös seit 16 Iahren immer „inniger und
Pster" wird, scheint ein kaum noch zu verbeflernder Zu-
stand herbeigesührt worden zu sein; so sollte man wenig-
siens glauben. Aber, etwas diplomatisch verklausuliert,
sindet'man doch in dem Communiqus cinen Sah, der den
Itzzelncn Staaten immer noch schr viel freie Ha n d
^aßt. Cs soll danach nämlich „jcdcr einzelne ihrer Staa-
^n auch wciterhin dic Freihcit haben, mit jcncn
^taaten eng zusammen zu arbeitcn, denen geacnübcr be-
^its besonders gutc Vczichungen bestehen." In dic klare
^Proche dcs Alltags übersetzt/bcdeutet das eincrseits, daß
Tschechyslbwakei auf ihrem Bündnis mit
«owjetrußland beharrcn darf, obzwar Iugo-
ilawien nach wie vor nicht verpflichtct wird, auch nur
Normalc Bezichnngcn zu diescm Staat aufzunchmcn. Und
andererscits, daß, wenigstens nach dem Wunsche der
Tschechoslowakei z. B. mit dem Dcutschen Reich
Pakt-Vcrhandlungen nur gemeinsam ausgenommen wer-
dcn können, wcil ja mit diesem noch nicht „bereits" eng
äusammengearbeitet wird. Selbstverständlich wird dabei
Mstlich vcrmieden, Sowjetrußland oder das Deutschs
^ejch ade'r auch Polen mit Namen zu nennen, obzwar es
T'eder klar ist, daß Iugoslawien und Rumänien mit
?Plen „bereits" zusammenwirken, während es zünächst
:^i der Tichechoslowakei noch ein W u n s ch bleibt. Auch

^Ugarn wird nicht genannt, obzwar es dcutlich ge-
Is'arnt wird, ctwa auch seincrseits die allgcmeine mili-
j?kische Dienstpflicht cinzuführcn. Denn die Kleine
^Utente habe bereits Maßnahmcn beschloflen, die dann
°">trcten sollcn, wcnn „neucrliche Verlehungcn" inter-
^atiorialer Verpsiichtungen vorkommen solltcn. Allcr-
°>Ugs wird diescr Satz in einigcn politischen Krcisen auch
?is eine Drohung gegenüber cincr etwaigcn Habs-
/Urger-Restauration aufgcfaßt. So ist es wie gcwohnlich
u'.ichtigcr, fcstzustellen, was in dem Commumqus
Uicht stcht, als was ausgesprochen wird. Kein Zweisel,
Vß man sich eine „Ganzheit", als wclche dic Kleine
^utente doch bewertet werden will, noch geschloflener vor-
"cllen kann.

In eincm Punkt allerdings ist die Sprache des Com-
^Unjqutzs osscn und klar: nämlich gegenüber Oester-
s^ich, dem bittere Vorwürfe gemacht werden, daß es
°urch seine Militärdienstpflicht die Friedcns-
Uistimmungen von Saint Germain verletzt habe, ohne
uorher oder auch wenigstens nachher mit den Vertrags-
Nrtnern Fühlung zu nehmen. Dabei wird ihm die
2;llrkei als gutcs Veispiel vor Augen geführt, deflen
Avrgehen >n Montreux bewiesen habe, datz man über die
slenderung von Vertragsvcrpslichtungen auch gemein-
?m eine Lösung finden könne. Mt dieser Unfreund-
"chksit Oesterreich gegenüber steht die Versicherung nicht
8a»z zm Cinklang, daß die Kleine Cntente nicht nur ihre
^genen wirtschaftlichen Beziehungen ausbauen, sondern
?uch dem Hodza-Plan diese auch „mit den übrigen Län-
°?rn des Donauraumes" vertiefen wolle. Von dem
'tAreundschaftspakt" mit Oesterreich, von dem noch bei
^chuschniggs Besuch in Prag so vicl die Rede war, hört
u>an allcrdings nichts mehr.

, Man milß zugeben, daß die Kleine Cntente
,?tsächlich allc Anstrengungen macht, wirtschaftlich
Nr alle drei Staaten eine Art Autarkie herzustellen.
xinsach ist es nicht, die Durchführung dieser Seitc der
?odza-Pläne wird denn auch von einer Wirtschasts-
!«gung der Kleinen Cntcnte auf die andere hinausgcscho-
Cs ist schwer, die Natur der Dinge und ihren
''atürlichcn Ablauf zu ändern. Cs ist zwar mit Hilse
?°n hundert Absperrmaßnahmcn gelungcn, der sudeten-
Uutschen Industrie cinen großen Teil ihres natürlichen
Mahgcbietes, nämlich das D e u t s ch e Reich, zu neh-
Zen und die Wirtschastsbeziehungen zwischen der
^-schcchoslowakei und ihrem nördlichen Nachbarn aus ein
"Wgljchst geringes Maß herabzudrücken. Die Zerstö-
Ung dicscr naturgegcbenen Zusammcnarbeit sollte den
^genseitigen Cinfluß^hcrabmindcrn, den man in Prag
Uüz ungerechtfertigterweise immer so sehr sürchtet. Cs
'u aber mit der schönsten Planwirtjchaft viel schwieriger,
"°ue Wirtschaftsbeziehungen aufzubauen, für die die Vor-
„Ussehungen durch die natürlichen Verhältniffe nicht ge-
Kbcn erscheincn. Man kann die Leiter der Klcinen
^Utente nicht davon abhalten, auch solche Wege zu gehen.
iö^Zahlt werden müffen sie allerdings mit wrrtschaftlicher
wt, Clcnd und Arbcitslosigkeit. . .

Die Klcine Cntcnte ist aber auch einen Schritt aus

>hr — - i ,.

d

i-'vm Rahmen herausgetrcten, indem sie fur kunstige Ve-
jprechungen der Westmächte schon hrute lhre cior-
°rung anmeldet, daß die von ihr crwartcte Siche-
^Ug hcs Friedens nicht auf dem Westen beschränkt
rPwen dürfe. Man müffe sich mit der Friedens-
''cherung auch im Ostcn beschäftige", so sagt^das
.cUtlichc Communiqus, sonst komme nur wicder emc Teil-
>. ipua zustandc. Regionalpakte scheiurtz Klei-
^u Cntente ein gceignetes Mittel, auch f"v Mittel-
^ropa, zu sein. Im Zusammcnhang mit der Andcutung
^»u tschechischer Seite, Paktverhandlungen "»t dem
7?°utschen Reich würde die Klcine Cntente nur
M Ganzes ausnehmen, scheint dies also eine Abschwä-
^Uug dcr in den letzten Vcnesch-Rcden zum Ausdruck ge-
, Uimenen Vereitwilligkeit der Tschechoslowakei zu bedcu-
entsprechend dcn Angeboten dcs Führers auch mit
>, ?> Dcutschen Rcich einen zwciscitigcn Nichtangrifss-
sUkt zz, schlicßen. Die Diplomatcnsprache ist allerdings
z uielseitig, daß eine solche Vermutung nicht ohne Vor-
. Ualt aufgestcllt werden kann. Trifft sie jedoch zu, so
^u man wiederum nur sagen, daß man weder der Tschs-

8m NormaM auf Ma-rl-.

Etwa 20«vov Mann nationaler Äuppen zum Angriff bereit.

Weiter »oriojirts.

Der Halbkreis um Madrid wird immer enger.

Paris, 16. September. Die Truppen derNa-
tionalisten rücken immer näher auf Madrid zu. Cs
verlautet, daß annähernd 200 000 Mann natio-
naler Truppcn zum Angriss aus Madrid angeseht werden
könncn.

Der Sonderberichterstatter des Liflaboner Vlattes
„Diario de Noticias" meldet wsitere Fort-
schritte der Nationalisten in Richtung Madrid.
So seisn die Orte Casar de Cscalona und Lanzanita,
letzterer in der Sierra de Gredos, beseht worden. Die
Cntfernung der nationalcn Südarmee von
Madrid betrage demnach 87 Kilometer. Der Halb-
kreis um die tzauptstadt schließt sich immer enger.

ZnRichlWMsTM«.

Weitere Ersolge der Nationalisten. — Die rote Flotte
kampsmüde.

Liflabon, 17. Septcmber. (Cig. Funkmeldung.) In
seiner Rundfunkansprache über den Sender von Sevilla
teilte Gcneral Qucipo de Llano am Mittwoch abend
u. a. mit, daß die Kampflage für die nationalistischen
Streitkräfte sehr g ü n st i g stehe. General Mola be-
sinde sich bereits in der Nähe von Oviedo. Im Gebiet
von Domosierra sei es gelungen, der roten Miliz zwei
Mörser und zahlreiche Gewehre samt Munition abzuneh-
men. Vei Talavera sei eine rote Kolonne ver-
nichtend geschlagen worden. Sie habe 133 Tote
und zahlreiches Kriegsmaterial verloren. Der Vor-
marsch in der Richtung auf Toledo mache rasche
Fortschritte. Flugzeuge der Nationalisten haben
die den Alcazar von Toledo belagernden roten Streit-
kräfte erfolgreich mit Vomben belegt.

General Queipo de Liano teilte u. a. noch mit,
datz sich die Reste der im Besitz der Roten verbliebenen
Flotte in Malaga vereinigt hätten und bereit zuflein
schisnen, sich zu e r g e b e n. Die Besatzungen wollten dsn
Kamps nicht weiter fortführen in dsr Ueberzeugung, daß

sie von der Madrider Regierung getäuscht worden
scien.

Der Sender Teneriffa gab in der Nacht zum Don-
nerstag bekannt, datz die N a t i o n a l i st e n an der
Südfront bis Santa Olalla vorgerückt seien. Aus
der Hauptstadt träsen dauernd neue marxistische Verstär-
kungen an dcr Front cin. Das Gerllcht lause noch immer
um, daß die Regierung Caballero die Absicht
habe, nach Valencia überzusiedcln. Dic marxistischen
Milizen sollen jedoch gegen disse Uebersiedlung sein. Dis
persönliche Schuhgarde des Präsidenten Azana und des
Ministerpräsidenten Caballero sei fast verdoppelt worden.

*

Rundfunkscnder San Sebastian wieder in Vetrieb.

Paris, 16. Scptembcr. Der Rundsunksender
San Sebastian ist, wie der Sender Sevilla mitteilte,
wieder hergestellt worden und habe am Montag zum
erstenmal Nachrichten ausgesandt. Wie der Sender Se-
villa weiter meldet, besanden sich unter den Marxisten,
die die Stadt San Sebastian verteidigten, auch 4 5
Franzosen und 18 Italiener.

öchwienOeilen dei den Rnten.

Es sehlt an Wassen, vor allem an Artillerie.

Hcndaye, 16. September. Nach der Cinnahme
San Sebastians durch die nationalistischen Truppen
haben die Roten ihr Hauptquartier einstweilen nach
Zumaya verlegt. Cs ist jedoch anzunehmen, daß es
bald wieder weiter zurückverlsgt wird; denn die natio-
nalistischen Truppen rücken vorsichtig, aber unaufhaltsam
vor.

Am Dienstagabend lag die Front etwa auf der
Linie Orio-Regil.

Es verlautet, daß an der ganzen Viskaya-Küste
mit Ausnahme von Vilbao und Santander
der Einfluß d e r A n a r ch i st e n in den lehten
Tagen außerordcntlich nachgelassen hat.

Die barbarische Zerstörung der baskischen Stadt
Irun ist trotz strengstcr Zensur allmählich in dsr Ve-
völkerung bekanntgeworden.

In den meisten Ortschaften habsn dic baskischen
Separatisten die Macht, anderswo vie Sozialisten

EiU KMsmiz iii Me».

Vor einer Zusammenkunst der Außenminist«
Italiens, Oesterreichs und Ungarns.

Rom, 16. September. Vei den llnterredungen, die
der österreichische Staatssckretär Dr. Schmidt «it
Mussolini und dem Grasen Ciano hatte, wurd«
mit voller Zustimmung der ungarischen Rcgierung be-
schloflen, demnächst in Aebereinstimmung mit den Rö-
mischen Protokollen eine Zusammenkunft der
Außcnministcr Italiens, Oesterreichs und Angarns nach
Wien einzuberusen.

*

Die Vesprechungen Dr. Schmidts in Rom.

Rom, 16. September. Am Dienstag abend sand eine
zweistllndige Llntcrredung zwischen dem italienischen
Außenminister Gras Ciäno und dem österreichischen
Staatssekretär des Aeußern Dr. Schmidt statt.

Am Mittwoch morgen stattete der österreichische
Staatssekretär in Vegleitung von Votschaftsrat Zim-
mermann von der österrcichischen Gesandtschaft am
Heiligen Stuhl dem Kardinalstaatssekretär Pacelli
einen länqeren Besuch ab. Anschlicßend wurde Staats-
sekretär Cchmidt im Castel Gandolfo vom Papst emp-
sangen.

Staatssekrctär Dr. Schmidt gab am Mittwoch abend
zu Chren des italienischen Außenministers Graf Ciano
ein Cflen. Im Lauf des Nachmittags empfing er rn sei-
nem Hotel den Besuch des Grafcn Ciano und des
italienischen llnterstaatssckretärs im Außenamt Ba-
stianini. Am Donnerstag vormittag wird der öster-
rsichische Staatssekretär über Venedig die Rückreise
nach Wien antrcten.

und Kommunisten. Selbst diese sollen, entgsgen den For-
derungen der Anarchisten, übereingekommen sein, keine
Gefangenen mchr zu töten.

Dis Zahl der Streitkräfte, die den Roten
im nordspanischen Küstenrevier zur Derfügung fteht, wird
auf etwa 4 0 0 0 0 geschäht. Cs fehlt jedoch an Wafsen,
vor allem än Maschinengewehren und Artillerie.

Anter den in letztcr Zeit eingetrosfenen Wassen.
sendungcn sür die Roten sollen fich viele Sen-
dungcn tschechoslowakischer Herkunft
besinden.

Zragsdie an -er Küste Wands.

ZranzsrijKes ExVedjtioassKLfs verniKtet. - Etlva W §vte.

Kopenhagen, 16. September. Das Grönlandamt er-
hielt Mittwoch abend vom Sender Scaresby-Sund
(Grönland) einen Funkspruch, wonach das sranzösische
Expeditionsschiss „Pourquoi pas" am Mitt.
woch während eines schweren Sturmes an der Küste von
Island völlig zerstört wurde, wobei die ge-
samte Besahung mit Ausnahme eines einzigen
Teilnehmers ertrunken ist.

Nach den lehten Verichten sind 21 Leichen an
Land gespült worden, darunter die des Dr. Lhar.
cot. Von der gesamten Vesatzung, die nach Angaben
des französischen Konsulats etwa 40 Mann stark war, ist
nur ein einzigcs Mitglied naniens Eugcnc Gouidec
mit dem Leben davongekommen.

Gouidec gab über den Hergang der Katastrophe
folgende Darstellüng:

Wcgen des Sturmcs machte das Schifs eine halbe
Wendunq bei Reykjanes und wollte im Hafen von Reyk-
javik Zusiucht suchen. Cs verlor jedoch den richtigen Kurs
und strandete morgens um 5.30 llhr, Rettungsboote konn-
ten nicht ausgesetzt werden, das das Meer zu aufgewühlt
war und die Wogen das Deck überspülten und zu allem
Anglück auch noch der Dampfkeflel explodierte. Die Be-
sahung legte Rettungsgürtel an und Mann sür Mann
wurde vom Meer verschlungen.

Das dänische Marineinspektionsschiff „Hvidbjoer-
nen" teilt mit, daß die Analücksstelle an den Klippen vor
dem Borgarfjord bei Reykjavik liegt, Dort befindet, fich
außer dem genannten Inspektionsschiff auch das Inspek-
tionsschiff „Aegir". Das Motorschiss aus Akranses hat
vergeblich unter den Trümmern des sranzöstschen Schif-
fes nach Ilebcrlebenden gesucht. Die Katastrophe ercignete
sich während eines Südweststurmes.

Der Einmarsch in San Sebastian.

Das erste Bikd von dem Einzuq der nationalen Truppen in San S e b a st i a n, deflen Bevölkernng, vom
roten Alpdruck befreit, erleichtert aufatmete. (Associated, K.)

Die Stimmung unter den roten Truppen ist nach den
lehtcn schweren Niederlagen bei Irun und San Se-
bastian und nach der planlosen Rückzugsbewegung außer-
ordentlich gedrückt. Außerdem ist die Verpflegung
schr unzurcichend.

In San Scbastian ist Oberstleutnant Vigon zum
Militärkommandanten ernannt worden. Die
Geschäfte des Zivilgouverneurs werden von dem frühe-
ren Iournalisten Bustamente wahrgenommen. Der
Vaske Mendizabal ist zum Marinekommandanten
ernannt worden. Sofort nachdem die ncuen Vehörden
ihre Acmter übernommeii hattcn, wurden die Leichen
der 80 von den Roten erschoflenen Geiseln aus de«
Maffengräbern ausgegraden, damit sie wllrdia be-
stattet werden können. Am Dienstag ist bereits di«
crste rechtsgerichtete Zeitung wieder erschienen. Telsphon
und Telegraph stnd wieder in Vetrieb. Cs wird auch
schon anderWiederherstellung der Cisen-
bahn San Sebastian — Pamplona — Burgos ge-
arbeitet.

Meder hmdett Mensche« erWrdü.

Anarchistische Schreckcnsherrschast in Santander.

Hendaye, 16. September. Flüchtlinge, die aus
Santander kommen, berichten, daß am Montag dort dis
Anarchisten alle öfsentlichen Gebäude besetzt
und die Polizei und die Iustiz übernommen
haben. In der Stadt gibt es kein Vrot mehr. Wie
in Vilbao, sind dort Lebensmittelkarten eingeführt wor-
den und die Vevölkerung hat ihre Rundfunkapparate ab-
liefern müffen. Der Zivilgouverneur ist völlig
machtlos. Die Anarchisten haben gegen zwei sozia-
listische Abgeordnete, die der Volkssrontleitung
angehörten, Haftbefehl erlaflen. (!) Der eine Ab-
geordnete ist verhaftet worden; der andere konnte ent-
kommen.

In den lchten Tagen hat wieder eine große Anzahl
von Verhaftungen stattgefunden. Auch die Erschie-
ßungen durch Sondcrkommandos dauern an. Iede
Racht hört man das Gewehr. und Maschinengewehrfeuer
der roten Mordkommandos. Im Hafen liegt
ein kleiner Frachtdampser, aus dcm 800 Geiseln ein-
gckerkert sind. Aeber dic Erschicßungen, die vor eini-
gcn Wochen auf der Lcuchtturmhöhe erfolgten, wobei die
Leichen über di« Felsen hinab ins Mecr stürz-
ten, wird bekannt, daß allein an dicser Stelle 100
Personen hingemordet worden sind.

In den letzten Tagen sind zahlreiche Angehörige der
faschistischen 3 u g e n d v e r b L n d e aus der Am-
gebung von Santander verhaftet und ins Gefängnis
geworfen worden. Man hat ihnen die Crschießung
angedroht.

choslowakei noch der Kleinen Cntente Ratschläge erteilen
kann, oder gar sie daran hindern kann zu tun, was sie
will. Allerdings wird man gewöhnlichen Sterblichen
nur schwer klar machen können, warum man einfache
Dinge solcher Art derart komplizieren muß, daß der wün-
schenswerte Crfolg wiederum in Frage gestellt erscheint.
Gcrade anläßlich 'der Preßburger Koiiferenz konnte man
in tschechischen Zeitungen lesen, daß die Klcine Cntcnte
unter ksinen Amständen Kriegsschauplatz „bei dem Zu-
sammenstoß zweier Kolofle" werden wolle. Das ist
schließlich begreislich. Man sei auch, so hieß es vorher,

bereit, nach allen Seiten „aus jede möglichc Art" zu ver-
bürgen, daß man niemals einen Angreifer unterstühen
wolle. Cs ist nicht ganz verständlich, warum man, wenn
das wirklich die Prager Ansicht ist, das einfachste nicht
will, was sofort zu diesem Ziel getan werden könnte.

Man wird es später scststcllen können, ob die dies-
jahrige Tagung der Staatsmänner der Kleincn Cntente
i" Preßburg unter solchen Amständen als ein Fortschritt
aus der Vahn zur Befriedung Curopas und zur Crzie-
lung eines wirklichsn Friedens bezeichnet werden kann.

*

Neuer Luftangriss aus die Madrider Ministerie«.

Hendaye, 16. September. Nach hier vorliegsnde»
Meldungcn sind in Madrid die Ministerien erneut
von Flugzeugen der Nationalisten mit Vomben be-
legt wordcn.

Der Rundfunksender La Coruna meldet, daß die
Tvuppen der Nationalisten im Lauf dcs Dienstags
chre Stellungen im Tal des Tietar westlich vön
Madrid um etwa 20 Kilometer qeqen dis spanisch« Hauvt-
stadt v o r g e s ch o b s n habe».
 
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