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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9513#0071

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Heidelberger

Meuesle Nachrichien

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156

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Schriftleituna: Hauvtstraße 23 Fernsvrecher»S.»A. 7351—53.

Drenstag, 7. Iulr

Hauvtgeschästsstelle Hauptstraße 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53.

Zweigstelle: Haspelgasse 1.

1936

bieiiordMng der ArdeitsWMse.

Zahlcn, die die Rcichsanstalt für Arbeit-vermitt-
tia,?» Arbcitsloscnversichcrunq über den Veschäs-
m^Sgrad der dcutschen Wirtschast im Iahr 1935 ver-
icrr, >/ch t)at, geben zusammen mit den erganzcnden Zif-
Cg .Aer Kranken-Versicherung ein sehr ersreulichcs Bild.
isl -stteine autzergewöhnliche Leistung, datz es gelungen
zii' s, 6 Millionen Menschen wieder in Lohn und Brot
sai-^^^ngen. Nur die Planmätzigkeit des Arbeitsein-
^rsr? die zielbewußte Konjunkturpolitik konnten dies
x'tlchc Crgebnis zeitigcn, dessen günstige Auswirkun-
^lbr auf allen Gebicten unseres öfsenrlichen Lebens seit
»erm ^ in steigendem Umfang bemcrkbar machcn. Wir
aus dazu nur aus die steigenden Steuereinnahmen,
^ersta Entlastung der koinmuiialen Haushalte, ans die
esseruna der Laae unserer sozialen Versicherungs-

ung der Lage unserer sozialen Versicherungs
^ nicht zuleht aber darauf, datz dre moralische
»ls i ^ l>er Nation heute doch grundlegend anders rst
? den schlimmen Iahren des völligen Niederbruchs.
Ü ausgezeichneten Darstellung hat nun dicscr
Vifts ?^r Präsident der Rcichsanstalt, Dr. Syrup, das
Derr, ^ bisherigen Cntwicklung bestätigt und durch den
h e a ^rnes Ausblicks auf die künstige Cntwicklung
Jiit-'. beitsmarkts in Deutschland vervollständrgt.
ilah^Nant an seinen Fcststellungen ist zunächst die Än-
llebe^' wir uns noch im Laufe dieses Iahres dem
schiL,9ang von einem wciteren konjunkturpolitischen Auf-
ers,e„ ?.äur endgültigen Konsolidierung nähcrn. Auf den
^lick kann es dabei bedenklich anmuten, datz Dr.
ber "uter gewiffen Vorbehalten die Durchschnittszahl
^-rwerbsiosen in Deutschland für die kommcndcn
iL^.also nach gelungencr Konsolidicrung, auf etwa
d'oy ,trllionen Köpse schäht, wobei er eine Mindestzifser
^eser'r, Millroncn angibt. Die weitere Aufgliederung
sichl,: 3ahlen aber, die auch für seine Vorschläge hin°
lostnie künftigen Gestaltung der gesamtcn Crwerbs-
airtz", rsorge von Vedcutung ist, crgibt doch ein etwas
itz Vild. Ctwa ein Drittel der Durchschnittszahl
ivrw 7 Auffaffung von Dr. Snrup auf das Konto der
tere-7» " Bcwegung am Arbertsmarkt zu sehcn, cin wei-
Krzr. Drittel wären hiernach die beschränkt arbeitssähigen
»ichl einschlictzlich des Pcrsonenkrcises, der übcrhaupt
<ür cine gereglte Crwcrbstätigkeit in Frage
arh.sü- hnd nur das letzte Drittel würde die an sich völl
al!g"<-sähigen rmd arbeitswilligen Personen umfaffen, die
sitztz verschiedcnsten Gründcn schwer rmterzubringen

w man stch erinncrt, dah die deutsche Wirtschaft

wer « ^Üten Vorkriegsjahren bei guter Konjunktur im-
dest^ch mit cincr sogcnanntcn Rcservearmec von min-
wer,n ^06 090 bis l Million Menschen rechncte, und
send. "'nn wciter bedenkt, dah damals noch hunderttau-
üon Familien erwerbsfähiger Menschen über ein
»nch 'chandes Vermögen versügten, bas ihre Cxistenz
tzeiii. "bne einc gereglte wirtschaftliche Tätigkcit sicher-
denw' vcrlicren die Durchschnittszahlen des Präsi-
e? ern'k ^-^^7-anstalt ihrc crschrcckcnde Wirkung. Denn
arohäwt sjch gawz klar, datz die heutigen Zifsern zum sehr
flg^ <rcilc auf die Vcrmögenszcrstörung durch die I n-
n zurückzusühren sind, wic man andcrerscits aus
^Nir s, ^cststcllungcn die zuversichtliche .hoffinmg ableitcn
sch,-: oatz es eincr normalfunktioniercndcn dcutschen Wirt-
gep ' 'tets gelingen wird, für ihre Crwcrbslosen zu sor-

B o diesen Crkenntniflen beruhen zum Teil auch die
stal..7läge, die Dr. Svrup für die künftige Ge-
9 der Arbeitslosenhilfe macht. Wenn er für alle

äkbeii^l'v vi-r Lrroeirsioienyiise macyr. Lvenn er fur aue
ähigen Crwerbslosen die generclle Cinführung dcr
sn ft./"9keitsprüsung sordert, sö bcsindct er sich damit
r 7sn cv»^snstimmimg mit der gesamtcn deutschen öffent-
Mev s >cinung. Älle diesc arbeitsfähigcn Crwerbsloscn
vStz T^tien Vorschlägen entsprechend künftig „rm Fall
itiitzt T^adürftigkeit" von der Ncichsanstalt unter-
Ü'äß aft ^'e sogcnannte Krisenfürsorge soll demge-
daw, „ ,ZN Wegfall kommen. Diese Neuördnung würde
üÜtz,, ^irlich auch zur Folge haben, datz die stnter-
^ichl?9 durch die Reichsanstalt künstrg zeitlich
°er der ys 9 renztist. Km abcr den Versicherungscharak-
hdktev äeitzloscnversicherung im Prinzip ausrechtzucr-
oereii^ t Dr. Syrup anhcim, den Crwerbslosen, die
!^bev Zür einen längeren Zeitraum Deiträge geleistet
äffigtöii Anterstützimg fiir die erste Zeit rhrer Ärbeits-
^rr kon>^"7 ohne Bcdürftigkcitsprüsung zn gewähren.
^Nryv. <!»lunalen Fürsorge würde dann ledrglich dre
k ^igen A beschränkt oder überhaupt nicht mehr erwerbs-
ein. -"censchen imterstellt werden. wovon obne 5lwei-

eiii§ ^cnschen unterstellt werden, wovon ohne Zwei-
ew-. "tlastnna der komnnmalen Ctats rn erwartcn ist.

^ ersoi^ iein. Dic Amschaltung mutz ja ohnehin, wcnn
vo Dcrücksichtigung der mannigfachstcn Mo-

M dtz ^tzvmmcn werden, vor allem in dcr hinsicht,
„Z>rtze de^n ^ dcr Reichsanftalt rn sehr erhcblichcm
i^ehe^ c Arbeitsbcschafsung zuflietzen. Auf lange Sicht
d°^ nichi fiihrcn dic Vorscbläge Dr. Snrnps zwcifel-
9esa«,?Nr zu ciner Vcrbilligung und Vcreinfachung
dciz Arbeitsloscnhilfe, sonbern sind auch aecig-
^°Nii,n,i„,^k dcr wirtschafilickien Konsolidrerima nnd dcs
^ "'ausglelchs fbrdcrn.

Die MttttlWliKMrellZ tagt lvte-tt

Iie Derhlmdlmgeii m R»»tU.

Erklärung zu Englands Gcgenvorschlägen.

Montreux, 6. Iuli. Die Mserengenkonferenz ist
nach zehntägiger Ilntcrbrcchung am Montag nachmittag
wiederum zu einer Vollsitzung zusammengetreten. Nach-
dcm der rumänische Delegierte Contescu als Vor-
sitzender des technischen Ausschuffes über die in der Zwi-
schenzeit geleistete Arbeit berichtet hatte, teilte dcr Kon-
ferenzpräsident mit, daß die englische Abordnung
einen Abkommensentwurf zur Abänderung des
türkischcn Cntwurss vom 22. Iuni eingereicht habe.

Der englische Delegrerte Lord Stanley erklärte
hierzu, datz dcr cnglischc Cntwurf keinen ncuen Vor-
schlag bcdeute. Cr sei das Crgebnis ciner Llm-
gestaltung des türkischen Abkommcnsentwufes unter
Verücksichtlgung der Punkte, über die auf dcr Konfcrenz
eine vorläusige Cinignng erzielt worden sci. Die Kon-
ferenz beschlotz nach längerem Meinungsaustausch, den
Text im Zusammcnhalt mit dcm türkischcn Cntwurf z u
p r ü f e n.

hierarif wurden die Artikel 1 bis 6, die sich auf die
aucki früher unbestritten gewesene Frage der Durchfahrt
derhandclsschiffe inFricdenszerten be-
ziehen, durchgesprochcn und im wescntlichen angcnommen.
Die nächste Sitzung der Konfcrcnz findet Dienstag vor-
mittag statt.

Cine Meinungsverschiedenheit, die unter
den Konferenzteilnehniern zutage getreten ist, aber in der
Montagssitzung noch keine Rolle gespielt hat, bezieht sich
aus drc Amständc, nntcr denen cine Nenregelung in Krast
treten soll. Nach türkischer Aussasiung würde die Zustim-
mung dcr gegenwürtig auf der Konferenz vertretenen
Mächte genügen, während die englische Abordnung aus
dre Bctciliguna Italiens Wert leat. Dezüalich
eincr Teilnahme Italiens an den Arbciten der Meer-
engenkonferenz wurde am Montaa abend bekannt, datz
die italrenische Reaieruna beschloffen habc, kerne Ab-
ordnunq nach Montreux zu entsenben. Obwohl
ein Grund für diese Absage osfiziell nicht angcgebsn
wurde, nimmt man doch an, datz sie auf das Fortbestehen
der von Cngland mit den Mittelmeerländern abgeschlos-
senen Hrlfclcistungsabkommen zurückzuführen sei.

Sie eiilische» Geicmrschliize.

Freie Durchsahrt sür Kriegsschissc.

Montreux, 6. Iuli. Dic englische Abordnung
auf der Mcerengen-Konfcrenz hat eine „N cusassun g"
des türkischen Äbkommensentwurfes vom 22. Iuni vor-
gelegt. Diese Neusaffung hat rn den entscheidenden

Aalten tvill nM tetlmhmen.

Vestimmungen, vor allem hinsichtlich des Durchsahrtrech-
tes für Kriegsschiffc und des Krästcverhältniflcs der Flot-
ten im Schwarzen Meer den Charakter eines Gegenvor-
jchlages.

Danach soll die internationale Mecrcngen-Kommls-
sion zur Ucberwachung der neuen Durchsahrtsbcstimmun-
gen bcibchaltcn wcrden. Die Durchfahrt von
Kriegsschifsen mrt Ausnahme der Anterseeboote
soll nach Artikcl 9 des englischen Gegenentwurfcs sür
alle Länder, ob ste Aferstaaten des Schwarzen Mee-
res sind odcr nicht, vollständig srei scin. Die Vcschrän-
kung der Nicht-Üferstaaten auf Höflichkeitsbesuche, wie
sie der türkische Cntwurs vorsah, soll dcmnach wcgsallen.

Dcr englische Cntwurf stellt für die Durchsahrt durch
die Dardancllen und für den

Ausenthalt srcmdcr Kricgsschisse im Schwarzcn
Meer

je einc besondere Höchstgrenze aus. Artikel ll sieht
vor, daß die Höchsttonnage aller ausländischer Seestreit-
kräste, die auf der Durchfahrt durch die Meerngen begrif-
fen sind, jeweils nicht grötzer sein darf als die hälste der
Gesamttonnage der tatsächlich aktivcn türkischcn Flott bzw.
lö üOO Tonnen, wenn dic Hälfte der im Dicnst stchendcn
türkischcn Flotte diese Zahl nicht errcicht. In die Höchst-
zahl sollen diejenigen Schiffe der llferstaaten oder Nicht-
Üserstaaten nicht einbegrissen werden, die, ohne sich auf
dcr Durchsahrt zu bcfinden, mit Gcnchmigung der Türkci
einen türkischen Hafen der Meerenge besüchen. — Durch
diese Bestimmungen soll eine Seestrertmacht von rrgend-
welcher Tonnage oder Zusammensetzung in keiner Weise
verhindcrt wcrden, auf Cinladung dcr türkischen Rcgre-
rung einem türkischen Hafen einen Besuch abzustatten.
Iedoch soll daber Bedingung sern, datz diese Strertkräste
nach Veendigung des Äesuchs die Meerengen auf dem
gleichen Wege, den sie auf der Cinsahrt benuht haben,
wicder verlaffen. (Artikcl 14.)

Für dcn Aufenthalt von Kriegsschiffen von
Nicht-fiferstaaten im Schwarzen Meer
wird sür Friedenszeiten eine normale Höchsttonnage von
30 000 Tonnen festgeseht.

Die Höchstgrenzc kann bis zu 4S V00 Tonnen er-
höht werden,

wcnn in einem gegebencn Augenblick die Tonnage des
stärksten Uferstaatcs des Schwarzen Mceres um mehr als
10 v. H. grötzer ist als die Tonnage dcr Schwarze-Meer-
Flottc der Sowjetunion. Hierüber sollen in eincm Ar:-
hang, den die englische Abordnung sich vorzulegen vorbe-
hält, besondere BestrmMungen getroffen werden.

Crn einzclncr Nichtuferstaat soll im Schwarzcn Mcer
immer nur höchstens dreiviertel dcr nach den vorqenann-
ten Bestimmungen zulässigen Höchtonnage untcrhalten,
jedoch ist eine Äusnahme für den Fall vorgeschen, datz
eine dieser Mächte zu humanitären Zwecken Seestreitkräfte

Das englifKögWüfche MilltörA-k-mmev.

ErhMWt zusrftMMr u« AegWIen?

London, 7. Iuli, (Cig. Funkmeldung.) Nach Mcl-
dungen aus Kairo ist der militärische Teil der
englisch-ägyptischsn Verhandlungen nahezu ab-
geschlossen. Der neue Vertrag wird wahrscheinlich
noch vor Cnde des Sommers in London unterzeichnet.

Cine der bemerkenswertesten Maßnahmen, so meldet
die „Trmes", bestche darin, dah die Verteidigung
Aegyptens und des Suezkanals gegen auslän-
dische Angrisse lehten Cndes von Aegypten selber
und nicht mehr von Cngland übernommen werdsn wird.
In der Kebergangszeit, d. h. bis zu dem Zeitpunkt, an
dem die ägyptischen Strertkräfte die Verteidigung selbst
übernehmen können, werde die britische Garnison bestehen
bleibcn; ihr Hauptsih werde jedoch mcht mehr in Kairo,
sondern in der Wüstcnstadt Ismaiha sein. Nur das
Hauptquarticr wcrdc in Kairo verbleiben. Gleichzcitig
mit der Vcrstärkung dcr Lgyptischen Strcitkräftc solle die
britrschc Garnison vcrringcrt wcrdcn. Die in Acgypten
stationierten britischen Luftstreitkräftc würden erhöht und
in Alcxandricn Heer- und Marinetruppen stationiert. Die
ägyptische Regierung werde sich ihrerseits verpflichten,
gute Stratzcn zu bauen und gegebcnenfalls dic schnclle Ve-

ins Schwarze Meer entsenden will. In dicsem Fall kann
sie ihre Flottenbestände im Schwarzen Meer bis auf
10 000 Tonnen erhöhen.

f

förderung der brrtischen Streitkräste von Ismaiha nach
anderen Teilen Aegyptens zu ermöglichen.

„Daily Mail" greift die Regierung wegen ihrer
verschiedenen Zugestündnisse an Aegypten an, das
anscheinend bereit sei, in diesem krrtischen Augenblick die
strategische Stellung Cnglands im Mittelmecr zu ge-
sährdcn. Das Kabrnett habc sich über die Ratschläge
der milrtärischen Berater hinweggeseht und wolle über
die Zurückziehung eines Terles der britischen Truppen
aus Aegypten vcrhandcln. Als Gegenleistung sei Aegyp-
ten bereit, ein Angriffs- und Vertcidigungsbündnis mit
Cngland abzuschließen und zu versprechen, kcinc für Cng-
land nachteiligen Vcrträge mit anderen Nationen einzu-
gehen. Die Zurückziehung der Truppen aus Kairo wcrde
wahrscheinlich erst nach ernigcn Iahrcn vollzogen wcrden,
nachdcm Aegppten Kascrnen sür die Anterbringung von
15 000 Mann britischer Truppcn in der Suezkanalzone
zur Verfügung gestellt haben wcrde. Die ägvptischc Ar-
mee wcrdc uni 8000 Ofsizierc und Mannschaften verstärkt,
imd ihrc Waffen und ihrc Ausrüstung wcrdc sie aus Cng-
land beziehen. Angesichts dss Vcschluffes der Räu-
muug Kairos mützten dic cnglischen Militärsachvcr-
ständigen cine neuc Strategie sür den mittlcrcn Osten aus-
arbeiten. Cin gratzer Tcil dcr zurzcit in Kairo statio-
nierten britischen Strcitkräftc werdc nach Palästina
gcbracht werdcn.

stch . - -

Nach Artikcl 16 dss englischsn Cntwurss sollen drs
gleichcn Durchfahrts- und Ausenthaltsbestimmungen
auch sür den Kricgssall gclten, wcnn die Türkei
neutral blcibt. Icdoch sollen diese Bcstimmungen
nicht aus eine kriegsührende Macht zum Schaden ihrsr
Rechtc als Kriegführcndcr anwendbar sein. Die Rechte
und Pflichten der Türkei als neutrale Macht sollen ihr
auch nicht die Vefugnrs geben, irgend erne Matznahms
zu trcsfen, dis geeignet wäre, die Durchsahrt und die
Schisfahrt in den Meerengen zu behindern. Vielmehr
müsien deren Gewäffer, wenn in Kriegszeiten die Tür-
kei neutral ist, ebenso vollständig frei bleiben wis
in Friedenszeiten. (Artikel 16).

So wie der türkische sieht auch der englische Cnt-
wurf vor, datz

dic Regelung der Durchsahrt
in das Crmessen der türkischen Regierung
gcstellt wird, wcnn die Türkei in Kriegszeiten zu
dcn Kricgsührcndcn gehört. (Artikcl l7.) Cbenso grbt
der cnglische Cntwurf der türkischen Regierung das
Recht, dio Destimmungen dieses Artikels anzuwendsn»
wcnn sie sich als im Zustand drohcnder Kriegsgefahr be-
findlich bctrachten sollte. Das Vcrfahren, das bckannt-
lich im ersten Abschnitt dcr Konfercnz zu Crörtcrungen
Anlatz gcgebcn hatte, will der cnglische Cntwurf in die-
sem Fall so rcgcln, datz die türkische Regicrung den
llnterzcichnermächtcn des Abkommens sowic dem Völker-
bundsrat erne Mittcilung zugehen lüßt. Die von dcr
Türkei daraushin getroffcnen Matznahmen sollen jedoch
wieder aufgehoben werden, wenn der Völkerbunds-
rat mit Zweidrlttelmehrhert entscheidet, datz sie nrcht ge-
rechtfertigt scien. (Artikel 18.)

Das absolute Verbot

des Aebersliegcns der Mcerengenzone
im türkischen Cntwurf ist im englrschen Cntwurf ab-
gemildsrt.

Artikel 20 erkcnnt an, datz die Türkei hinsichtlich des
Rechtcs zur Regelung dss fiebcrfliegens ihres Gcbietes
und ihrer Hohcitsgewäffer durch Zivil- und Militär-
lustfahrzeuge auf dem gleichen Futz wie jede andere
R?acht stehe und datz sie von Rcchts wegen volle Frciheit
zur Anlegunq von Verbotszonen besihe. Icdoch soll sich
die Tiirkei vcrpflichtcn, im Rahmcn-. der diesbezüglichsn
türkischen Regelung die notwendigen Crleichterun-
gen zu gcwähren, um dcn stehcnden Verkchr von Z i -
villuftfahrzeugen ohne Rücksicht auf ihre Her-
kunst oder lhre Nationalität zwischen Curopa und Äsie«
einerseits und zwischen dem Mrttelländischcn Meer und
dem Schwarzcn Mecr andcrcrscrts zu ermöglrchen.

Artikel 23 besagt schließlich, daß durch keine Bestrm-
mung drescs Abkommcns dre Rechte und Pslichtcn beein-
trächtigt werden sollen, die sich sür die Türkei oder für
eincn andcren finterzeichner aus der Völkerbunds-
sahung erbeben.

Die Schlutzbcstimmungen regeln ausführlich die Gel-
tungsdauer einschlreßlich der Kündigung oder Abände-
rung dcs Abkommens.

Leftemich hebl das ötarwerdat aaf.

Wien, 6. Iuli. Dcr Präsidcnt der Oesterrei-
chischen Sport- und Turnfront tcilt mit:

In Anbetracht der bevorstehenden Olympischen Sprele
in Berlin, an denen österreichische Mannschaftcn tcilneh-
men werden, und in Anbetracht des ilmstandes, datz die
in letzter Zcit wiederholt stattgcfundenen sportlichen De-
gegnungen zwischen österreichischen und deutschcn Sport-
lern den in den Sportkreisen herrschenden sportkamerad-
schaftlichcn Geist bewiesen haben, hat der Oberste Sport-
führer Crnst Rüdrger Fürst Starhemberg die Aushe-
bung des rm vorigen Iahre erlaffenen Startver-
botesversügt.

Die Genchmigung für die cinzclnen Starts österrei-
chischer Sportler in Deutschland ist aber deffen ungeach-
tet bei der Führung der Oesterreichischen Sport- und
Turnfront in jedcm cinzelnen Fall einzuholcn.

— In Frankrcich kündigt Hcnrn dc Kcrillis eine
Anfragc an dcn Luftfahrtminister Pierre Cot wegen
Acberlassung militärischer Pläne an die
s o w j e t r u s s i s ch e Armee an.

l , Grciser klaqte an.

("ld'iiciex ^olkekbundsrat hat Danziqs -senatspräsidenl Greiser mit einer impnlsiven Rede Stellunq zu den
' (r„-^9en gcnoinmen unü betannllicki die Abbctufung des Danziger Bölkerbundstommissars Lester qe-

'd q Zechi^-siler Bilv wurde nach der Rede im Wandelgang des Völkerbundspalastes ausgenommen. Von links
9. y- -^er Flugkapitän üer Danziger Delegation, Landgerichtsdirettor W o h l e r , G r e i s e r . Dr. G r o tz-
'e Gattin Greisers und Staatsrat Dr. Boetger, der Leiter der auswärtigen Abteilurrg

des Senats. (Pressephotvo, K.)

Rcichskricgcrtag 1936

Den Höhepunkt des Reichskriegertages in Kaffel bildete der grotze Aufmarsch der 200 000 alten
Soldaten auf der Karlswicse. Hier marschiert eine Abteilung ehemaliger Schuhtruppler am Bun-
dessührer OLerst a. D. Reinhardt vorbei. (Preisevhoto. L4
 
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