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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger

MonatUch 2.20 Rm. («inschl. 27 Rpfg. TrLg«rlohn>
i.IO Rm. («inschl. Irägerlohni. Bs> den Abholstellen

E.BBMLSZM «-Id»Ib-rg-r Rizeigec 7r>N , «-ld-Id-rg-r Seitung

?'Kehg^^0 Rm. (einchl. l)ostbefSrdernngsg«bnhren> nnd SS Rpfg.
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202

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Samstag, 29. August

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1936

,.F«Ni

TriMph der GPll.

Junl Drozcst acacn die Sinowictistc

Prozctz gcgcn die Sinowjctistcn.

'u>ia,e ^»9» lang dauerte der sclbst in der sowjet-
Ei» , Prozctzgcschichte ^ einzigartig dastehende

rusfjj-iun,

ZMche

'-"wjew-

Prozctz. Die Verbrechen, die den

l-ch '

Sn ^»G'klagten zur'^Last gclegt wurden, sind kaum
Bildung eincs „konterrcvolutionärcn" untcr-
bossP,o..Pntrums zu Tcrroraktcn auf die Führer der
kiz >»j> >»kichen Partei, in dcm sich die Anhängcr Troh-
ikndcn "en Sinowjews und Kamcnjcws zusammcngc-
»N Kiro Anstiftung und Organisation des Mordcs
nrge»>?w, dcm srühercn Lcitcr dcr Lcningradcr Partei-
o» und intimstcn Mitarbciter Stalins, Attcn-
Wifsch ocreitungcn gegcn Stalin, Woroschilow, Kagano-
l»Ndesu^^^^nikidse, Shdanow, Postyschcw, Kossior,
^^steim>/:^^rische Vcrbindungen mit dcm „Faschismus",
irsgg ^Vch diirchgcführte br.arnung dicser Absichten durch
Und cr? ,7-tgcbenheitsbetcuerungcn gegcnüber dcr Partei
al>n usw.

der A'e ^onstruktion dieser Iustizgroteskean Hand
log^uielhcitcn der Vcrnehmung darzustellcn, wäre vcr-
leyi ^Cs würde abcr gcwih cin ganzcs Vuch ausfül-
schey cizdw bcschranken un's dcshalb darauf, aus dcm sri-
dlexe , kcrial der Veobachtungen heraus die Hauptkom-
bej »,»» umrcißcn, die dcm Prozetz zugrundclicgen. Da-
bj« )u untcrschcidcn: 1. das Anklagcmaterial gegcn
tzehZ^ "Wjcw-Gruppe, 2. dcr Komplex Trotzki, 3. die an°
^vnivle ^"mplcxe. Es ist anzunchmen, dah im ersten
s^chen il. r Grundstock an wirklichen „Vcrbrcchen" zu
die g-'u- datz hier das Korn Wahrheit, auf dem sich
Ein»^!"kkonstruktion des Prozesscs ausbaut, licgt.
Äiitari, . k ^ kv und Kamcnjew, beidcs die ältcsten
skischen Lcnins und Mitbegründcr dcr bolschcwi-
b r >, < , artei, wurden von Stalin im Iahr 1925
ihrz» ä,k. bciseitegeschobcn, nachdcm cr sich
»on,j,»7^brend der Zcit dcs Triumvirates (Stalin-Si-
^dim.n ^ricnjcw) nach dcm Tod Lenins zuerst zur Cr-
wnrdon ..^.rohkis bcdicnt hatte. Cinige Iahrc später
Ehgh " ikc nach dcn üblichcn Reuebckenntniffen wicdcr in
F»».,> krufgenommen, jcdoch nicht mchr zu
schejnfi^^kk Sugelaffen. Cs ist durchaus

leitenden

Iä>ej»f.^"" vugcillffcn. crs lfi vuiafaus nicht unwahr-
hin c> kch- datz diesc bcidcn chrgeizigen Iudcn, die immcr-
kr>iln kkre lang als Mitglicdcr dcs „Politbüros" im Zen-
dta».orr politischcn Machtstcllung dcs bolschcwistischcn
den^Meffen hatten, in dicscn^Iahrcn (scit 1930) sich
Nelan^bk darübcr zcrbrachcn, wie sie wiedcr zur Macht
k»sl,e- "»könntcn. Daß sic im „vcrtrautcn Krcis", sogar,
kk»cb ^kkberc nach dcm endgültigen Sicg dcs Stalinkurses,
TexP bcr Kollcktivierungsschlacht, die Möglichkcit von
ErsL„?akten crörtcrtcn, maq gcwiß auch noch qlaubhaft
ffkanen. Abcr man nahm das nicht wichtig.

^ipg skel am l. Dezember 1934 dcr Schutz auf
kicfer Dcr Mörder, ein halbwahnsinniger Cifersüch-
w»r,' °cffen srühcre Frau die Gelicbte Kirows gcworden
. c'r cinige hundcrt andere wurden sofort erschoffcn.
kerljch. » Zorn des Kremls und scincs Herrn war fürch-
- » 9y ^ richtctc sich vor allem auch gegen die GPA, die
lUch/oid »jch^ h»tte vcrhindcrn können. Die GPll
»c'Ut »un, sozusagcn um ihre Dascinsberechtigung er-
!»»d bewcisen, nach politischcn Opsern und
„Tcrrn .»»ter dcn „Sinowjewistcn" aus Grund ihrcr
dokist.o»gcspräche". Sinowjcw, Kamcnjcw, Bakajcw, Icw-
ksf !?. und andcre wnrden im Ianuar 1935 verhaf-
schloss.„'b bekannten sich in eincm Prozeß, der hintcr ge-
kisch jj-"^kl Türcn in Lcningrad gcsührt wurde, als „mora-
dc» die Crmordung Kirows vcrantwortlich" und wur-
halb^c> kangjsjhrigen Gcfängnisstrafcn verurtcilt. Andcrt-
icivjs.i^b»» dauerte cs noch, bis die inhaftierten „Sinow-
bmrtun „ sowcit warcn, anstclle dcr „moralischen Verant-
"^i»!,, - bie konkrete Anstistung des Mordes an Kirow
Mstchcn".

K o ih»k den Sinowjew-Komplex baut sich der Trohki-
»isch. b l e x g»s ^nter den Angcklagten satzcn die noto-
Eoj, ^rohkjsten Smirnow, Mratschkowski, Dreizer und
bef>nh,?»n. Z„ni Teil schon seit llber drei Iahren in
»v>y„ P' „gestanden" auch diese mit Ausnahme S
bcne N . uugebliche, übrigens schr fragwürdig geblie-
kbkc>», . »bindung mit den Sinowjewisten ein. Da es dem
dey s k^dvch aus Gründen, die nachhcr noch erwähnt wer-
»lit ^^N- ganz besonders um eine effektvolle Abrechnung
te» AOhki zn tun war, genügten die Aussagen der ech-
beitst^,' ° tzkisten, so gründlich man diese auch bear-
iibrs» "»bte, nicht, und es blieb kein anderes Mittel mehr
!chtz„ »ks auf der Anklagebank ncben diesen noch „fal-
rei»e ^»vtzkisten auftretcn zu laffcn, Strohmänner und
dgz s Ptovokatcure. So bot diescr cinzigartige Prozetz
kk»d ^>k»nc Schauspicl, daß auf derselbcn Bank Ängcklagte
^k»em e>nbhkatcurc saßcn, cine Tatsachc, die nicht von

Hast

Smir-

Älber^'Nzigen ausländischen Veobachtcr bestritten wurde!
^atko« ^acrmann, Frih David und die Namensvettcrn
kate>>-" bnd Moiffes Lurje spiclten die Rolle der Provo-
ei»em^r ff» spiclten sie aber mit cincm lleberciser und
de» bcmcrkenswcrten Mitteilungsdrang, daß über
^kvejfej k'.^kk ksinn ihres Auftretens kein Mensch im

war.

dic „Gest 2 ndniss e" der Dunkelmänner und
»>eite"k?k^ure unter dcn Angeklagtcn wurde jedoch cin
iibe^^? Suwegegebracht: dieVernichtung aller
»er'.tzaupt'iioch bcstehcnder Reste srühe-
rer »n? positioneller Gruppen, sämtlicher srllhe-
»er, »icllcicht noch gcgcnwärtigcr, heimlichcr und offe-
krgimes kkkikiiger oder starrköpfiger Feinde des Stalin-
'kschen ä- unffofangen von den bereits vcrhafteten noto-
iibrj,,' ^rohkistcn Sokolnikow »nd Scrcbrjakow bis zu dcn
ie»)P » srühcrcn „Rcchtcn". Der Prozeß der Sinow-
»»deri"" "kkrd so zum cfscktvollen Abschlutz dcr Ausein-

tentzksrhungcn und Kämpfc innerhalb dcr Partci wäh
se»» ichten Iahrzchnts. Hundcrte, vielleicht Tau-
Bss»!, »on Verhaftungen im Land beglciten ihn,
Cs w( ^ng, Intrige und Verrat fciern wiedcr Orgien.
be» mit ciserncm Vcscn ausgekehrt, und übrigblei

svlll

»n allein die echten „Stalinisten".

E r jj^iiegt die Frage nahc, wclches die eigcntlichcn

°e»

habe^kkpunkt

sind, die zum Prozetz gesührt und die auch
nkt dieses abstoßenden Iustizdramas bedingt
kcheibP Es sind hicr äutzcrc und inncrc Gründe zu untcr-
k»rs Zunächst handelt es sich wohl für den Stalrn-
!vl»?bum, dic Cinheit dcr Partcisührung und die ab-
>i» ^ herrschaftvcs „Politbüros" mit Sta-

z» stE oer Spihe im Zentralkomitce erneut untcr Vewci?
der .^n. Zwar soll die „Sowjetdemokratie" eine Losung
i'ge»^ !°pn»anda in dcm auf dicser Tonleitcr so fcinfüh-
Nerh»,?»bopäischcn Wcstcn scin, „Sowjetdemokratie" in-
kvolle» . der Stalinschcn Partci abcr vcrwirklichen zu
P fft »i» Staats- und Kapitalvcrbrcchen!

3ahr -k'» kommen die inncren Gründe einer in diesem
k»ssii> "Eastrophalen Crnte, die für die zcntral-
H»Na?E Gebicte die sichere Aussicht auf cincn furchtbarcn
pblitjk PNter bringt. das Vcrsagen dcr Lohn- und Prcis-
»ubejs' ^ Versagen dcr Stahilisierung des Sowjet-
hinejnf, ffch wisder einmal in eine weitere Inflation
8»»q" °kvegt, das Versagen der „Stachanow-Vewe-
an den meisten Fronten. Der Prozetz der Sinow-

ErMnung -er R«n-fnnkaMM«ng.

Rebe von Sr. Goebbels über LeWng und Aufgabe des Rundfunks.

Dcr Rmdstmk ift fiir «fte d«.

Zugleich ist er staatspolitisches Crziehungsmittel.

Verlin, 28. August. Die 13. große deutsche
Rundfunk-Ausstellung Verlin 1936, eine Schau
technischer Wuiider und Crfindungen, ist am Freitag vor-
mittag in Gegenwart von Mitgliedern der Reichs-,
Staats- und stüdtischen Behörden, sowie der Partei, von
ausländischen Diplomaten und von Vertretern aus Han-
del und Industrie, Kunst und Wiffenschaft durch den
Reichsminister für Volksausklärung und Propaganda
Dr. Goebbcls feierlich crösfnet worden.

Dcn fcierlichcn Akt leitete cin Fanfarenmarsch auf
das Pauscnzcichen „Freut Cuch des Lebens" cin. Dann
wnrde bas „Festliche Vorspiel zu einer nationalsoziali-
stischcn Fcier" von Karl Chringcr durch das großc Funk-
orchcster des Deutschlandscndcrs vorgetragen.

Die Vegrüßungsansprache hielt der Staatskommiffar
der Hauptstädt Berlin Dr. Lippert, ber nach Vegrü-
ßungsworten die Verdienste des Reichsministers Pr.
Goebbels um das Zustandekommen auch dieser Ausstel-
lung hervorhob. Auch die 13. große deutsche Rundfunk-
ausstellung werde in ihrem innerstcn Wesen und in ihrciii
äußeren Vilde wieder eine Werbung für Deutschland scin.

Der zweite Redner zur Cröffnungsfeier Dr. Goerz,
der Leiter dcr Fachgruppe Rnndfunk der Wirtschafts-
gruppe Clektroindustrie, gedachte einleitend ebenfalls der
Vrandkatastrophe im vorigen Iahr und beleuchtete dann
den ungcheuren Aufstieg der gesamtcn deutschen Nund-
sunkwirtschaft, sowie der Crfolge des Volkssenders.

Reichsministcr Dr. Goeb-els.

der dann sprach, erteilte zuerst jenen Propheten eine
deutlichc Absage, dic bei der Machtergreifung des Na-
tionalsozialismu's cinen völligcn Zusamincnbruch Deutsch-
lands in kurzer Frist vorausgcsagt hattcn. Die damals
nicht müde wurden, schwarz zu schcn und zu schmähen,
hicltcn heute die immer wicderkehrendc Reihe national-
sozialistischer Crfolge für geradszu selbstverständlich.
Tauche abcr irgendwo ein Hindernis auf, dann sei bci
diesen Kritikern das Gcsamtwerk des nationalsozia-
listischcn Aufbaues schnell vergeffen und man sebe nur
noch die entstandene Schwierigkeit.

Es tue daher gut, sich hin und wicder auf bestimm-
ten Spezialgebieten einen Generalüberblick zahlen-
mätzigcr Crsolge zu verschafsen, um an ihnen zu er-
kenneu, wie klein und bedcutungslos gelegentliche
Nückschlägc seien,

die hier und da im Verlauf eincr Cntwicklung immer wie-
der verzeichnct werden müßten.

Am deutschcn Rundfunk, der sich heute zum vier-
tenmal in eincr großen Gssamtschau dem nationalsoziali-
stischen Deutschland zeige, könne man das besonders deut-
lich erkennen. Cr habe in dem hinter uns liegenden Rund-

Dr. Goebbels an der clektrischen Orqel.

Ein Bild von der Eröffnung der Großen Rundfunkausstelluna am Kaiserdamm in Berlin. Dr. Goeb-
bels während des Rundganges durch die Ausstellung an der oon Prof. Vierliiig erbanten elektrischen
Großtonorgel. (Pressephoto, K.)

funkjahr allein mit seinem Olympia-Weltsender
eine Leistung vollbracht, die einzigartig in
der Wclt dastehe. „Allein in 28 Sprachcn wurde vom
Olympia-Wcltsender gescndet, 140 Sprecher gelangten
zum Cinsah, von denen 70 von ausländischen Nationen
nach Verlin gesandt worden waren. In den 16 Tagen
der Olympischen Spiele kamen über 3000 Berichte zur
Sonbung. Davon gingen 500 über die deutschen und
250" über die ausländischen Sender. Allein 10 000
Sck illplatten wurden in den Hauptsprachen der Welt

ai.ixinomnien.

Die Zaht der deutschen Nundfunkteilnehmer sei in
den hinter uns liegenden Iahren wieder um sast eine
Million von 6 516 732 auf 7 404 144 erhöht worden.

Damit marschiere Deutschland inbezug auf die
Höhe der Rundsunkteilnehmer mit England an
zweiter Stelle.

Das außerordentliche Anwachsen der Vesucherzahl der
Rundfunk-Ausstellungen in Verlin von 114 000 Menschen
im Iahr 1933 auf 480 000 Mcnschen im Iahr 1935 be-
weise das erhöhte Interefle am deutschsn Rundfunk, das
auch nicht ohne Cinfluß auf dsn Absatz von Rundfunk-
empsängern geblieben sei.

Im Rundfunkgeschästsjahr 1932/33 seien 1340 000
Geräte, im vorigcn Rundfunkgeschäftsjahr 1 939 000
und in diesem Iahr bis zum 30. Iuni schon 1 300 000 a d-
geseht worden. Hierbei ist zu bcrücksichtigen, datz das
Hauptgeschäft erst in den kommenden Wintermonaten
einscht. Von zwei Millionen Volksempfängern
„VC 301" seien bereits 1944 886 verkauft.

Die Zahl der im deutschcn Rundfunk angestell-
ten Personen sei von 2019 Festangcstcllten im Ia-
nuar 1933 auf 3166 im Iahr 1935 und 3395 bis zum
30. Iuni d. Is. gestiegen. Während im Rundsunkjahr
1932/33 260 000 Mitwirkungen zu vcrzeichnen wa-
ren, sciei» cs im Iahre 1935/36 650 000 Mitivirkungen
gcwcsen. Auch, gemeflen am vorigen Rundfunkjahr, sei
bereits wicder eine Steigerung um 180 000 Mitwirkun-
gen zu verzcichnen.

Während — wie Reichsminister Dr. Goebbels be-
tonte — früher für Honorare und Sendegebüh-
ren jährlich 9,5 Millionen ausgeworfen wurden, stehen
heute für den glcichen Zweck 17 Millioncn zur Verfügung.
Reichsminister Dr. Gocbbels gab serner bekannt, daß

auch die Leistungen dcs für die Verbindung des
gesamten Auslandsdeutschtums mit der gcsämten

SrftMiis ftrr MpkiMMsttmr.

Nir 1« um ein Nerkel, siir 1M um die Kilste.

EI» »e»er Seseft

Lrforderlich zur Durchführung der graßen
Reichsausgaben.

Berlin, 28. August. Die Reichsregierung hat soeben
ei« Geseh verabschiedet, wonach die KörperschastS-
steuer sür das Iahr 1936 um ein Viertel und ab
1937 um die HSlste der bisherigen SStze erhöht
wird.

Um die Vorauszahlungen, die noch in die-
sem Iahr zu entrichten sind, der voraussichtlich endgiilti-
gen Iahressteuerschuld für 1936 anzupaffen, erhöhen
stch die am 10. September 1936 und am 10. Dezember
1936 fällig werdenden Vorauszahlungen je um die
H 2 l f t e.

Mit Rücksicht auf die kurze Frist, die zwischen der
Veröfsentlichung des Gesetzes und dem Vorauszaylungs-
zeitpunkt vom 10. September 1936 liegt, wird ein
Säumniszuschlag nicht erhoben, wenn der
Betrag, um den die Vorauszahlung auf den 10. Septem-
ber 1936 durch das neue Geseh erhöht ist, bis zum 24.
September 1936 entrichtet wird. Die Ver-
günstigung gilt nicht für den Fall des Vorauszahlungs-
betrages, der nach den bisherigen gesehlichen Vorschriften
bis zum 10. September 1936 zu entrichten gewesen wäre.

Die Crhöhung der Körperschaftssteuer ist — so heitzt
es in der Begründung des Veschluffes — fiskalisch be-
dingt, allgemeinpolitisch notwendig und -steucrpolitisch ge-
rechtsertigt.

Das Steueraufkommen hat sich in den letzten drei

Iahren in Verbindung mit den umfaffenden ArbeitS-
beschaffunqsmaßnahmen der Reichsregierung und der
starken Wirtschäftsbelsbung durchaus günstig ent-
wickelt. Die laufenden Steuereinnahmen haben den
Voranschlag übersttegen. Die Aufgaben desRei-
ches zur Äbdeckung von Fehlbeträgen frühererIahre, zur
Abdeckung der Vorbelastungen aus den verschiedenen Ar-
beitsbeschaffungsmaßnahmen und zur Durchftihrung der
rotzen nationälpolitischen Aufgaben, die durch däs Le-
ensrecht der Nation bedingt sind, erfordern jedoch
grotze Mittel.

Das sinanzpolitische Ziel der Reichsregierung ist,
die Deckung dieser Ausgaben aus eine völlig ge-
sicherte Grundlage zu stellen.

Diesem erstrebten Ziel, die laufenden Aufgaben zu decken
und sicherzustellen, das in den vergangenen Iahren für
die Ctats der Länder und Gemeinden bereits in weitestem
Ilmsang erreicht worden ist, dient in Verbindung mit der
allgemeinen Cntwicklung des Steuerauskommens die jeht
beschloffene Steuererhöhung.

Konnte dieses Ziel endgültig nur durch eine Lasten-
erhöhung erreicht werden, so kam es daraus an, die so-
zial gerechteste und wirtschastlich zweck-
mätzigste Form der Mshrbelastung zu sinden. Diese
Form war in der Crhöhung der Körperschafts-
steuer zu erblicken.

Dis Körperschaftssteuer ist die Cinkommensteuer der
Kapitalgesellschaften, der Personenvereinigungcn und
Vermögcnsmassen, insbcsondere atso der Ak-
tiengesellschaften und der Gesetlschaften
m. b. H. Diese Cinkommenssteuer der Körperschasten be-
stimmt sich nach den Vorschriften des Körpsrschaftssteuer-
gesetzes und betrug bishsr 20 Prozent. Demgegen-
über ist die Cinkommenssteuer der natürlichen Per-
sonen, die sich nach den Vorschriften des Cinkomtncns-
steuergesehes bestimmt, bis zu 50Prozent ge-

jewisten ist von diesem Vlickpunkt aus geschen nur eine
Cinleitung zu den für das Land unerhört schweren Mo-
naten des kommenden Winters, ähnlich wie das Vor-
gehen gegen die sogenannten ukrainischen Nationalisten im
Iahr 1932 Austaki und Anzcichen der ukrainischen Hun-
gerkatastrophe von 1932/1933 war.

Die äußeren Gründe, die vor allem auch den Zeit-
punkt dcs Prozeffcs bestimmt haben mögen, hcftcn sich in
erster Linie an den Nameu Trohki. So zwetfelhast die
Rolle Trohkis in den lehten Iahren gewesen sein mag,
— der Kreml mutz sehr triftige Gründe gehabt haben, um
mit diesem Prozetz zugleich auch Trohki sozusagen im Ab-
wcsenheitsverfahrcn zu verurteilen. Trohki, als „Mör-
dcr", als „Faschisten" (!), als „Feind des Sozialismus",
als räudigen Hund" zu entlarven, das war die Ausgabe,
die die Regie des Prozefles Angeklagten wie Provokateu-
ren gestells hatte, ihn zu „entlarve n" vor den Augen
„der Werktätigen der Sowjetunion und der ganzen Wslt".
Weshalb dieser Cifer, diese Eile? Besürchtet man i«

Moskau, datz es gerade in diesem Augenblick dem Troh-
kismus gelingen könnte, sich auf dis Plattform einer vier-
ten Internationale? — vielleicht über den spanischen Vür-
gerkrieg — zu schwingen? Oder hat man es deshalb so
eilig, sich von Trohki zu distanzieren, um etwa früher be-
stehende Verbindungen essektvoll abzuschwören?

Der große Gcwinner dicscr jüngstcn sowjetrus-
sischen Iustizkomödie ist jcdoch zweifellos — die poli-
tische Polizei, dic GPll. Sie hat ihr Vergehen,
den Kirowmord nicht verhindsrt zu haben, durch die zer-
knirschten „Geständniffe" der „Konterrevolutionäre" ge-
sühnt. Sie darf sich deffen rühmsn, Dutzende von „Mord-
anschlägen" auf Stalin, aus Woroschilow, Kaganowitsch
und andcre Sowjetgewaltigen verhütet und abgcwandt zu
haben. ilnd wenn heute nach der Äernichtung äller frühe-
ren Oppositionen die Kremlgewaltigen ruhigeren Herzens
regieren können, so gebührt der Triumph aus diesem
Prozetz der Oppositionsaespenster und der Provokateure
uneingeschränkt der GPÄ-

staffelt. Insolgedcffen sind schon beim Steuersatz die
Körperschasten gegcnüber den natürlichen Personen b e-
günitigt. Däiiebcn zahlen die natürlichen Personen
noch Bllrgersteuer und Kirchensteuer.

Auch bei den offenen Handelsgesellschaften, dere« V«.
sellschafter persönlich (uneingeschränkt) hästen, und de»
Komanditgesellschaften, bei denen ebcnsalls ein Teil der
Gesellschaster persönlich haftet, unterliegt — ebenso wie
beim vinzelkaufmann — der gesamte Gewinn den geftaf-
felten Steuersähen der Cinkommensstcuer.

Daraus ergibt sich auch den offenen handelsgesell-
schasten und den Komanditgesellschasten gegenüber
die Bcgünstigung der in anonymer Form besind-
lichen Kapitälgesellschaften.

Cs ist zwar nicht zu verkennen, datz die Besteuerung der
Körperschasten zu einer doppelten Äelastung sührt. Diese
tritt cin, wcnn der Gewinn, dcr bei dcr Kapitalgesellschaft
bereits besteuert ist, an die Gswinnberechtigten ausge-
schüttet wird und dann bei dsn Cmpsängcrn der Cinkom-
menssteuer unterliegt. Tatsächlich sammeln jedoch viele
Kapitalgesellschasten in cincr Zeit des Wirt-
schaftsaufschwungs eineu sehr erhcblichen Teil ihrer
Gcwinne an. Sic schütten sie zu eincm großen Teil
nicht aus. Nicht ausgeschüttetcGewinne wcrden jedoch nur
durch den einheitlichen Steuersatz von 20 Prozent er-
satzt. Vei Cinzelkaufleuten, offenen Handclsgesellschaften
und Kommanditgescllschaften werdcn die Gewinne, und
zwar auch die nicht ausgcschütteten, rcstlos durch dcn Cin-
kommenssteuertarif erfatzt, b.'r bis zu 50 Prozent gestaf-
felt ist. Diese Tatsache verleitet Cinzelkaufleute, osfene
Handelsgesellschaften und Kommanditgesellschasten immer
mehr zu dem Gedanken, ihre Gesellschaft in eine G. m. b.
H. oder A, G. umzuwandeln. Solche stmwandlungsbe-
strebungen laufen jcdoch dcn Grundsähen des National-
sozialismus zuwider.

Der Anreiz, aus Steuercrsparnisgründen die
Form der anonymen Gesellschast zu wäblen, soll
durch die Erhöhung der Körperschastssteuer sehr er-
heblich abgcschwächt werden.

Die Form der Kapitalgcsellschast und damit die Form
der Anonymität und die Ausschlietzung der personlichen
Haftung der Gesellschaftter soll nur in den wenigen
Sällen gewählt werden, in denen sie aus volkswirtschäst-
lichen Gründen gerechtfertigt ist.

Di« meisten Kapitalgesellschaften gehö-
ren zu denjenigen stntcrnehmen, die in der lehten Heit
bedeutende Gewinne erzielt haben, dis sich viel-
fach auch noch im Steigen befinden. Das zeigt sich zum
Teil auch in dcr Crhöhung von Vezügen, die sich in vie-
len Fällen nach der Höhe des Gewinns bestimmen.

Die Crhöhung der Körperschaftssteuer wird in Ver-
bindung mit den zur Vermeidung einer ungesunden Divi-
dendenpolitik getrosfenen Matznahmen einer uner-
wünschten Cntwicklung der Aktenkurse
entgegenwirken.

Die Maßnahme dient mithin der Wiederher-
stellung steuerlicher Gleichmätzigkeit. Sie
widerspricht nicht den Velangen der dcutschen Volks-
wirtschaft, und sie ist notwendig, um die Crfüllung der
grotzen dem Reich obliegenden Aufgaben finanziell zu
sicher«.
 
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