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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger

Reueste Nachrichten

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159 I Druck unü Beriag von Frleürich Schuize in Heidelberg.

Schriftleituna: Hauvtstratze 23 Fernl'vrecher-S.-A. 7351—53.

Freitag, 10. Iuli

Hauvtgeschüftsstelle Hauptstraße 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Aweigstelle: Haspelgasse 1.

1936

SWnische Selistverbrennnng.

S» Tagen hat Spanien elfpolitischcMorde

den Neuynen. Der Umfang dicscs schonungslosen, von
kri' ^"lschewistcn ipanischer Art angczettclten Dürger-
ist nicht sestzustellen, da die spanische Prcffe ent-
sw,5 ""ter Zensur steht oder selbst als Linksprcffe alle
dj. ^angcn über Mordtatcn politischer Art untcrdrückt,
" ihrer Anhänger beschönigt und alles Ucbcl „den
^ktlonären" zuschreibt.

der - ist es richtig, datz die spanischcn Rcgierungen
Igv.'suheren Zeit unter dem wcitreichenden Cinslutz des
v^oiischcn Klcrus standen, daß die Mönch- und Nonnen-
desg? "nd der Klerus der Kirchen umfangreiche Ländereien
stjUyen. Hinzu kam dcr Großgrundbesih, dcr zum Tcil
umfangreichen Latifnndicn vernachlüssigte. Aber die
xist ^parteien, die freimaurcrischcn Radikalen, die Mar-
Tka » dse Kommunisten, die in Spanien und auch in
x>.?u'reich Morgcnluft wittcrn, und durch moskowitischc
di-j ^ Ueranlaßt wurden, das Chaos anzurichten, scrner
A^u Spanien nach romanischcr Art schr stark vertrctcncn
^ urchistcn und Syndikalisten haben doch die Rcaktion
Uw, r früheren Zustände als Revolution überspannt,
llss^.w brcnnt durch blutige Dürgerkriege Spanien

Hj.^hlich aus, dcr wirtschastliche Zerfall schreitct fort,
diill, "^rizen sind in Unordnung, die Staatsautorität ist
Ucschwnndcn, die Landarbeiterschaft hat sich mit der
h^Ustricarbcitcrschaft gcwaltsamen Aufstandsversuchcn
kv, det, und dcr Hexenkessel ist da, von Mos-
»rk> - l8 naden, durch Moskaus Schuld, durch die Vor-

llfi-^il Robles, der Leiter der Katholischen Volks-
»Un ' ^r hatte auf darlamcntsauflösung in der Hoss-
>vlird llvdrungen, bei den Wahlen der Sieger zu sein. Cr
°in ev hofsnungslos geschlagcn. Die Folge war zunächst
bj. ^ücktritt dcs Stäatspräsidcntcn Zamorra »nd durch
tz^.. "ationalvcrsammlimg am 12. Mai die Wabl des bis-
bjMen Ministerpräsidenten Manuel Azana Diaz.der
Dj-Ü5 >>u Vordergrund dcs politischcn Kampscs stand.
L? ^-atsache, datz Äzana als einzigcr Kandidat dcr im
dev r?vaffcr des Kommunismus und Anarchismus segcln-
llg?. Wanischcn Linksfront unter dem Gesang dcr Iäter-
h "vnaic und der katalonischeSeparatistenbnmne gcwählt
yMe, jjest von vornherein vermuten, datz er entweder
die Absicht odcr nicht die Kraft hatte, den lchtcn

ty. ^'un gegen den Kommunismus zu bilden. Seine Wahl
r ^de demgemätz als ein ausgesprochcncr Sieg der
K,?.olutionüren Linken gcfeiert, Kirchen und
V°"cr wurden angezündet, mitzliebige Anhänger der
llvD^front ermordet. Cs kam z» zahlreichcn Streiks
sn° Putschvcrsuchen, die ganz Spanien in Vürgerkriegs-

shung verschtcn, und dabei waren sich nach berühmtcm
yisUtter die Linksparteien untereinander uncins. Im spa-
l.D^n Marxismus rangen eine gemätzigtere nnd eine
sch?ualcre Richtung erbittert und unter den üblichcn Ve-
^nnipfangen miteinander, bis der linke Flügel unter
T 'no Cäballcro auf einem Kongretz der gemätzigtercn
h-NPpe Pricto nnterlag. Aber Caballero, der offcn er-
> batte, Spanien miissc nach bolschewistischcm Muster
s.Mnisiert werdcn, d. h- in Anarchie stürzen, hatte nach
, er Nicdcrlage die gemätzigtcrcn Marxistcn beschul-
^'9t, da^ Wahlergebnis qcsälscht zu haben,
h^die „endgültige Befreiung der Arbeiterklaffc" zu ver-

t-i, Die Kommunisten und die Anarcho-Syndikalistcn zet-
mittlerweile Putsch auf Putsch an, die Vernichtung
L^.Kirchcn und Klöstern schritt fort, sinnlose Strciks und
v.'dleßaraien erfolgtcn, und dabci lagen sich alle Links-
b-"ppen in den Häaren unter der Devise der K—H, also
? Volkssrontparole Anios Harmanos Prolctarios, d. h.
v.^einjgt Cuch, proletarische Drüder". Dieser Kampf
. heneinander im Zeichen der proletarischen Cinigkeit und
Wn die Rcchtsfrontler hat den Präsidenten Azana in
tzVcher Ruhe gelassen. Cr tat nichts, um die Demokratie
^Zvchtzuerhalten; er lietz überall das roteFeuer die noch
D?d»ndenen Rechte der spanischen Wohlfahrt verzehren,
HL? sest, Ministerprästdent Quiroga, der ohne Sozial-
t^nkraten, die keine Verantwortung übernehmen woll-
s^zvegiert, tut trotzdem alles, mn dre marxistischen Ge-
z« besorgen.

j. Anfang Iuli kam es zn einem lebhasten Wortgefecht

tz. pev spanischen Cortes wegen der Zustände anf dem
hj?p. wo Volksfrontbürgermeister und Gemeindebeamten

Nur jeden, der ihnen nicht genchm ist, ins Gcfängnis
j^ü, sondcrn der Anarchie und den politischen Morden
Änhänger Vorschub leisten. Dcr Landwirtschasts-
zZMer Ruiz Funes aber bestritt die Feststellungen, be-
tz^inete die Arbcitgcber auf dem Land als die allein
^uldigen und sehte bezeichnenderweise hinzu, daß die
^Meriing ihren Kurs, das hcißt dcn Kurs ins
o s, sortsehen würde. An dcn Creigniffen auf dcm
sjjj?o, nw es toll zugeht, trügen dic früheren antimarxi-
sei o Rcgicrungcn die allcinige Schuld. Dabei ist die-
lljs, "andwirtschaftsmiinster weder Marxist noch Kommu-
HD. sondern ein Vürgerlich-Radikaler! stnter solchen
hDständen bcschränkte sich der Führcr dcr Volksaktion
häsUuf, die oppositioncllcn Abgcordnetcn am Auszug aus
^ Tortes zu hindcrn.

s» Inzwischen bricht Spanien viclleicht auseinander. In
sjSMcn sand eine separatistische Abstimmung
die unter den üblichen Vorwürfen der Wahlfälschung
einem Sieg der abtrenmmgslustigen Marxisten ge°
hat. Nach Katalonien mit Varelona, das bcreits
dj- ein Staat ist, der Madrid nicht gehorcht, jcht auch
uh Rordwcstcckc des Rciches! Die spanischcn Zuständc
werden in Frankreich und in Velqien von
tz >> Kommnnisten und Marxisten als Sieg ihrcr
Ulii und als nacbahmenswertes Veispiel zusämmcn

> Moskau gckcnnzeichnct.

Üb- ^ 'st Tatsache, daß dcr Marxismus in jeder Form
4uv ^ Rotmord und Wirtschaftszerrüttung, Clend und
ijj^Dr im Gefolge hat, und deffcn mag sich ein Marxist

Umschimiitt! i« L-imi?

Tj, Nanking, 9. Iuli. Der in Nanking eingetrossene
txjD der ersten Kwantung-Armee, General Auehanmu,
>0« ^er Regierung Tschiangkaischcks mit, daß Kan-
tjÄ in jeder Hinsicht dcn Wünschen der Zen-
>iz ° ' r e g i e r u n g loyal .gehorchen werde. Ge-
t^°> Duehanmu übcrbrachte dicse Mitteilung als Lei-
»j, oer nach Nanking entsandteii „Vefriedimgsabord-
Gencral Lhcnchitang und andcre Militärführcr
tjjstons wurden telegraphisch ausgefordert, die
kj'egerischen Dorbereitungen gegen Nan-
^"9 einzustellen, damit ein Vürgerkriea vermie-
gr? werde. Diese Dorgänge erregten in Nanking das
ih°stte Aufsehen. Es wird allgemein von einem plöhli-
hj^Amschwung derLage gesprochen. Man ver-
§st>-datz über diese Cntwicklung ein Cinvernehmen
l>ehe " den Generalen Yuehanmu und Chcnchitang be-

sch (Ob diese Vorqänqc tatsächlich mit einem Am-
5., u»g bcr Kanton-Politik alcichbedcutend sind, ist zur
eiu nichr abzuschcn. Die Nachrichten übten jedoch

günstige Wirkung aus den Kanton-Dollar aus,
"yrend die Kwangsi-Währung fällt.)

Englanbs MtttelMllMe vmlngett

Aber sie bleibt doch stürker, als vor -em Abeiiinien-KoKflitt.

Meder Znedeiirdieiift.

Zurückführung aus dcn normalen Stand.

London, 9. Iuli. Wie wir crfahren, hat dis britische
Regierung die Abstcht, die britische Mittelmeerflotte um-
gehend auf dcu normalen Zustand zurückzuführen.

Dies bcsagt, datz der Zustand dcr Mobilisicrung auf-
gehoben und dcr normale Friedensdicnst wicdcr durchge-
führt wird. Cs wird hervorgehoben, datz dies in der
Hauptsache im Intereffe der Mannschaften und Offiziere,
die im mobilen Zustand einen sehr harten Dienst gehabt
haben, liege. Zugleich wird eine gewisse Vermin-
derung in der Stärke der Mittelmeerflotte erfolgen.

H-

Die Flottensrage im Unterhaus.

London, 9. Iuli. Im llnterhaus stellte der Abge-
ordnete Mander (liberal) an dcn Crsten Seelord die
Frage, wann er beabsichtige, die britische Flotte aus
dem Mittelmeer zurückzuziehen.

Sir Samuel Hoare antwortete, es bestünde nicht
die Absicht, die britische Flotte aus dem Mittclmcer zu-
riickzuziehen, aber es sei bcabsichtigt, in sehr naher Zu-
kunft diejenigenEinheiten zu entlassen,
die vorübergehend aus den Heimatgewäffern und
andcren Ileberseestationcn entsandt wordcn scien.

Mandcr fragte hier ironisch, für welchcn genaucn
Zweck die Flotte im Mittclmeer gehalten werde, da die
Regierung doch nicht die Absicht häbe, irgend eines ihrer
Schiffe zü „riskieren". Peter Macdonald (konserva-
tiv) sragte darauf, ob die britische Flotte nicht schon
über dreihimdcrt Iahre im Mittelmeer sei.

Daraushin erhob sich Hoarc und sagte, er könnc
dem Abgeordneten versichern, datz die britische Flotte
wahrscheinlich noch wcitere drei Iahr-
hunderte imMittclmeer bleiben werde. (Bei-
fall der Regierungsmehrheit.)

Der Crste Lord der Admiralität hat mit dieser Mit-
teilung im Antcrhaus bestätigt, daß die britische Flotte
im Mittelmeer auf einen normalen Zu-
stand zurückgeführt wcrdcn soll, wie bercits kurz
anaedcutet wurdc. Diese Matznahme bedeutet, dah im
Lauf dsr nächsten Wochsn einige der vor Alexandrien
imd Malta liegenden Schiffe in die englischen Hcimat-
häfen, nach Gibraltar sowie nach Neusceländ und Austra-
lien und Ostasien zurückkehren werdcn. Die nach Rück-
kehr dieser Cinheiten im Mittelmeer verbleibende Flotte
wird jedoch voraussichtlich stärker sein, als die bri-
tische Flotte csvordcm Ausbruch des abcs-
sinischcn Feldzuges war. Die gesamten Cin-
richtungen für die Anterbringunq und Verpflegung einer
grötzeren Flotte bleiben jedoch erhalten, so datz es unter
Amständen leicht sein wird, die Flotte wieder im Mit-
telmccr zusammenzuziehen, falls dies erforderlich wcr-
dcn soll. Die von Hoarc angekündigte „Demobilisic-
rung" der Flotte habe lediglich den Zweck, den Ve-
sahüngen den ihnen zustehenden Urlaub zukommen zu
laffen.

Montreux, 9. Iuli. Unter Zurückstellung des Arti-
kels 16, über den noch keine Cinigung erzielt ist, hat die
Meerengen-Konferenz am Donncrstag vormittag die V e-
ratung des englischenCntwurfs fortgesetzt.
Vei den wichtigen Vestimmungen ergaben sich Mei-
nungsverschiedenheiten, besonders hinsichtlich
der Cinschaltung des Völkerbundes im Fall einer nach
Meinung dcr Türkei bestehenden Kriegsgefahr und hin-
sichtlich der Vcibehaltung der Meerengcnkommission. Die
Frage der Völkerbundsbefugniffe wurde aus japanischen
Antrag vertagt, da der japanische Vertretcr noch nicht
im Besih endgültiger Anweisungen war. Inzwischen soll
der Technische Ausschuß auf Grund von sowjetrusstschen
und rumänischen Anregungen eine Formel ausarbciten.

Vezüglich der Meerengenkommission wurde das tür-
kische Vcrlangen nach Aushebung von den Bglkanstaaten
unterstützt. Es wird von ciner Kompromitzlösung
gesprochen, die darin bestehen würde, datz entweder die
konsularischen odcr die diplomatischen Vertreter der Un-
terzeichnerstaaten die bisherigen Ausgaben der Meerengen-
kommission überiichmen würden.

Die nächste Sihung findet Donnerstag nachmittag

statt.

Eiu russischer ZiisWiitW.

Englischer Dertretcr dagcgen, Rumänicn dasür.

Montreux, 9- Iuli. Vei der Veratung des Arti-
kels ZZ des englischen Cntwurses, wonach die Völker-
bundsverpslichtüngen der Unterzeichner unberührt blciben
sollen, hat die Abordnung der Sowjetunion
cinen Zusatzantrag gcstellt, der das ganzc Pro-
blem der Durchfahrt sowsetruffischer Schifse zum Zweck
der Ausführung eincs militärischcn regiona-
len Abkommens von ncuem ausrollt. In diesem Zu-
sahantrag zvjrd in Hinsicht auf den franco-sowjetruffi-
schen Veistandspakt erklärt, datz die Vestimmungen des
Abkommens in keiner Weise die Aufgaben des Völker-
bundes, die Sicherheit der Nationcn wirksam zu ge-
währleisten, beeinträchtigen dürfe. Cs dürfe daher auch
die Durchfahrt durch die Mccrcngen für Kriegs-
schiffc nicht behindert werden, wenn sie auf
Grund von Hilfcleistungsverpslichtungen
ersolge, die der eine odcr anderc Unterzeichnerstaat durch
Zusätzvereinbarung zum Völkcrbundspakt übernommcn
habe oder noch übernehmen werde.

In der Nachmittagssihung der Konferenz wurde
dieser Antrag von dem enalischen Vertre-
ter bekämpft. Der rumänische Autzenministsr Ti-

Beginii der Rottenoerringernnii.

Andere Matznahmen bleiben bestehen.

London, 10. Iuli. (Cigene Funkmcldung.) Der
Beschlutz, dis englischen Flottenverstärkungen äus dem
Mittelmeer zurückzuziehen, wird sofort in die
Tah umgeseht werden. Die Kreuzer „Neander"
und „Cornwall" kehren bereits im Lauf des hentigen
Tages nach Cngland zurück. Ferner werden in nächster
Zeit u. a. folgende Schisse, die während des Abeffinien-
Streitfalles iüs Mittelmeer entsandt wordcn waren, zu-
rückgezogen werden: der neue australische Kreuzer „Sid-
ney", der Kreuzer „Suffex" (australisches Geschwader),
der Minenlcgcr „Adventurc" sowic vier Aerstörcr und
vier U-Voote von der Chinastation, der Kreuzer „Achil-
les" (Neuseeland), die Kreuzer „Ajax" und „Cxeter"
(Westindien).

Wie die Regicrung bereits angekündigt hat, wird
die britische Flotte im Mittelmeer nach der Zurück-
ziehung dieser Schiffe immer noch etwas stär-
ker sei als vor dem Abcffinicn-Strcitsall. Die Schlacht-
schifse „Hood" und „Repulse" wcrdcn der Mittclmcer-
flotte ständig zugeteilt.

In amtlichen englischen Kreisen wurde am Donners-
tag erklärt, datz dietzeimatflotte imNotfall
stets sür die erneute Verstärkung der Mittelmeereinhei-
ten verfügbar sein werde. Die Fahrtdauer sür die
Kriegsschiffe von Cngland nach Gibraltar betrage 48
Stundcn. Fcrner wird darauf hingewicsen, daß die in
den britischcn Mittelmeerstützpunkten für die Knter-
bringung zusählicher Schiffe getroffenen
Vorkehrungen ständiger Ratur sein werden.

Der diplomatische Reuterkorrespondent schreibt, daß
die Frage dcr Flottenzurückziehimg bcrcits in den kürz-
lichen ilnterredungcn des italicnischcn Votschafters
Grandi mit dem Foreign Ossice besprochen worden sei.
Iedoch sei von irgend einem Kuhhandel mit Italicn keine
Rede. Die Vorbereitungen fllr die Verringerung der
Mittelmeerslotte seien schon vor einigen Wochen getrof-
fen worden.

Paris ift erstent.

Wer Vedenken über die Mittelmeerabkommen.

Paris, 10. Iuli. Die Ankündigung des Cntschluffes
der englischcn Regierung, einen Teil der Flotte
aus dem Mittelmeer zurückzuziehen, ist in
Pariser politischen Kreisen mit Genugtuung auf-
genommen worden. Man crwartet dävon eine Cnt-
spannung dcr Lage. Cs/wird jedoch in hicsigen Kreisen
bctont, datz die römische Regierung übcr die Crklä-
rungen überrascht gcwcsen sei, die dcr englische
Autzeiiminister am 18. Iuni vor dem Llnterhaus und an-
schließend noch einmal in Genf gemacht habe und in de-
nen er betonte, datz die Abkommen, die anlätzlich dss
italienisch-abeffinischen Krieges von Cngland getrofsen
worden seien, im Fall eines italienischen Angriffs im
Mittclmeer Üntcrstühung zu findcn, troh der Aufhebung
der Sühnematznahmen weiterbeftchen blicbcn. Dic
französische Regierung häbe in London und
in Rom amtlich wissen laffen, dätz sie die Abkommen, die
sie im Zusammenhang mit dem Abeffinien-Strcitfall ge-
trofsen habe und die sich auf die gegenseitige Unter-

tulescu richtete darauf gegen die englischs Politik den
Vorwurf, datz fie die rsgionalcn Päkte in Gens befür-
worte und in Montreux äblehne.

Eine tördische WarnnW.

„Die Türkei mutz dic Meerengcn beherrschen!"

Istanbul, 10. Iuli. (Cig. Funkmeldung.) Cin Leit-
artikel der Zsitung „Cümhuriyet", der, wie in unterrich-
teten Kreisen bchauptet wird, auf Gedankengänge
des Staatspräsidenten selbst zurückgeht, befaßt
sich mit der Meerengen-Konserenz.

Cs hcitzt darin: Wcnn die Türkei so loyal ge-
wesen ist, ihre völlige Wehrfreiheit auf dem Weg inter-
nationaler Verhandlungen anzustreben, so dars dies nicht
mit naiver Gutgläubigkeit verwechselt werden. Die Tür-
kei verfolgt aufmerksam das Spiel, das jetzt in Montreux
vor sich geht. Die Ansicht des türkischen Volkes ist sol-
gende: Die Mecrengen bedeuten die Unabhängigkcit der
Türkei. Der Türke mutz alleiniger, unbe-
schränkter Veherrscher dieser Meerengen sein.
Der Türke denkt nicht daran, diese wirtschaftlich wichtige
Wafferstraßen dcm internationalen Handel zu verschlietzcn;
der Türke will abcr, datz scine loyale Haltung von dcn
anderen Staaten anerkannt wird und datz seinen berechtig-
ten Ansprüchen auf Sicherheit gcnügt wird. Wenn jeder
andere das Recht zu haben glaubt, die Meerengen zu
durchfahren, wie es ihm beliebt, wenn jeder andere also
meint, die Türen des türkischen Hauses nach Velieben ge-
brauchen zu könncn, so wird die Meercngcnsrage schr
rasch eine Lösung finden. Dann wird nämlich dcr Türke
erklären: „Die Türen meines Hauses sind verschloffen. Ich
öffnc sie, wem ich will und wic ich will. Die Macht, sie zu
schlietzen und zu öffnen, besitze ich."

Diese erneutc, von höchster Stelle ausgehende War-
nung, die Konserenz in Montreux wegen des englisch-
sowjetrusstschen Gegensatzes nicht länger hinauszuzögern,
hat in dcr türkischcn Oefscntlichkcit größten Widcrhall ge-
funden. Man erwartet eine einseitige Willenscrklärung
der Türkei, gesolgt von praktischen Matznahmen, wenn
nicht binnen kurzcm in Montrcux eine die Türkci bcfrie-
digendc Lösung crziclt wird. Ministerpräsidcnt Ismed
Inü m ü hattc einc mchrstündigc Untcrrcdung in Istanbul
mit dcm Staatspräsidenten Attatürk, woraus der Mi-
nisterpräsident nach Ankara zurückreiste, um eincn Mini-
sterrat zu leiten, der vom frühen Morgen bis in die
späten Abendstunden dauerte und sich mit dem Schicksal
der Konferenz in Montreux befatzte.

Beschlcnnigtek Anttcnbnn i» Enzlnnd.

Alle Kriegsschisfe sechs Monate srüher sertig.

London, 9. Iuli. Die Veröffcntlichung der Rach.
tragshaushalte für die Flotte findet in der gesamten
cnglischen Preffe starke Veachtung. Die von Sir Samusl
Hoare im Anterhaus vorgelegten Nachforderungen er-
möglichen eine bedeutende Veschleunigung des
Flottenbauprogramms, das, wie in amtliche»
Kreiscn versichert wird, weitcr beschlcunigt werden könne,
„falls cine derartige Beschleunigung eine beruhigende
Wirkung auf Curopa ausübcn könnte". Die Admirali«
tät habe feststellen können, datz es möglich sei, die gs-
planten Schifse sehr viel schneller als ursprünglich an-
genommen, zu bauen. Cin Ausschutz berät zur Zeit, ob
autzer den bisher vorgesehenen beiden Schlachtschiffe»
noch weitere Schlachtschisfe in Auftrag gegebcn wcrde«
sollen. Wis es heißt, sei zur Zeit geplant, vier Schlacht-
schiffe zu modernisieren, während weitere drei bereits
in den Docks einem Ambau unterzogen würden. —
In Zusammenhang hicrmit wird in Marinekreisen volle
Vefriedigung über die Art und Weise ausgedrückt, in der
Deutschland seine Verpslichtungen aus dem eng»
lisch-deutschen Flottenvertrag vom vorigen Iahr er-
sülle.

stühung qegen einen möglichen Angreifer laut Para-
graph Z des Artikels 16 des Völkerbundspaktes bezogen,
als hinfällig betrachtet, nachdem der Völker-
bundsrat die Aufhebung der Sühnemaßnahmen beschlos-
sen habe. Die französische Regierung, so betont man in
politischen Kresicn, stehc auf dem Standpunkt, daß der
einstimmig gcfatzte Veschlutz der Mitgliedsstaaten dcs
Völkerbundes auch die Aushebung aller Abkommen nach
sich ziehe, die zur Durchführung der Sühnematznahme»
getroffen worden seien. Im entgegengesehten Fall könns
man sich nicht vorstellen, wann die Mittelmeerabkommen,
die eine Folge der Anwcndung des Artikels l6 gewesen
seien, überhaupt ausgehoben werden könntcn.

Italien sordert ROebung der ASlnachungen.

Römische Vlätterstimmen zur Erklärung Valdwins.

Rom, 9. Iuli. Das halbamtliche „Giornale d'Italia"
ist der Meinung, datz man mit den „symptomatischen
Crklärungen" Äaldwins dic M i t t e l m e c r a b k o m -
menCnglands infolgc dcr Aufhebung dcr Sanktionen
als autoniatisch verfallen betrachten könne. Cs sei
osfensichtlich, daß nach dem Widerruf der Sanktionen auch
jeder Anlatz eines italienischen Gegenstoßes und damit
auch dcr Abwehr eincr italicnischen Drohung verschwun-
den sei. Italien nehme von diesen Crklärungen Kenntnis,
warte aber vorcrst ab, ob sie auch in grcifbare Tatsachen
umgeseht werden würden. Die politische Cinstellung Ita-
lieiis könne sich nur nach Tatsachen richten. Das sei, so
schreibt das Vlatt, im vorlicgenden Fall besondcrs auch
deswegen angebracht, weil die sraglichcn Flottenabmachun-
gen eine durch nichts gerechtfertigte italienfeindliche Ten-
denz hätten, die im Widerspruch zur traditionellen italie-
nisch-englischen Freundschaft im Mittelmeer und zu den
Freundschaftsverträgen Italiens mit Frankreich, Griechen-
land und der Türkei stehe. Uebcrdics wurde dadurch auch
das System des Gleichgewichtes im Mittelmeer zu Ungun-
sten Italiens gestört.

Die „Tribuna" erklärt, die Flottenabmachungen Cng-
lands hätten praktisch den Wert eincr Mobilmachung aller
grotzen und kleinen Mittelmeerstaaten und stellten die
fchlimmste Gefahr für den allgcmeinen Frieden dar.
Diese provisorische Politik sei höchst gefährlich und müffe
schnellstcns liquidiert werdcn, um in cinen ncucn, möglichst
endgültigen Abschnitt einzutrcten. Italicn werde dazu
einen wcrtvollcn Veitrag lcistcn könncn, zuerst abcr müffe
das Gelände von den Trümmern freigemacht werden.

Die Frage der Ilnterstützungspakte.

London, 10. Iuli. (Cig. Funkmeldung.) In den
Morgenblüttern werden auch 'die Pariser Berichte hervor-
gehoben, wonach Frankreich den Regierungen Cng-
lands und Italiens mitgcteilt hat, datz angcsichts der
Aufhebung der Sühncmatznahmen dcr französisch-englische
ilnterstühungspakt im Mittelmeer nach sranzö-
sischer Ansicht nicht mehr gültig sei. Reuter meldet
aus Gens, es sei wahrscheinlich, daß die anderen Mittel-
meermächte, die ebenfalls Unterstühungsabmachungen mit
Cngland abgeschloffen hätten, dem Beispiel Frankreichs
folgen und diese Abmachungcn kündigcn wcrden. Der
diplomatische Korrespondent der „Times" sagt, die Flot-
tcnändcrung habe nichts mit den gcgcnwärtigen Meer-
engenverhandlungen in Montreux zu tün. Von vicl größe-

»er ermor^ete Mai»r ?oe»teM.

Unter den von abessinischen Kreischärlern ermordeten
italienischen Fiiegeroffizieren befindet sich auch Ma-
jor Locate.IIi, der aktiver Offizier dcr italienischen
Lüftwaffe uuch oiner der ersten Ozeanflieger im Jahr
1924 war. (Weltdrld. L)

EmIW-mlMifte «M»ISde I» Montnur

AIukSm fteftt slch aus dte russtsche Sette.

Nene Meiinnzsnttschiedendeite«.

Die Fortsehung der Veratungen.
 
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