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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Herdelberger


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Freitag, 17. Fuli

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stweigstelle: Haspelgasie 1.

1936

Kxrsmechsel o-er Maskerade?

^on einem Sonderberichterstatter.

(Va.) Genf, den 15. Iuli 1936.

Hej^E ^^^ste wenigen bckannt gewesen sein, daß es im
eiste G ^ „Arbeiterparadieses" scit Iahren so ctwas wie
r», k s. ? m m i s s i o n sür Revision der sowjet-
ietrj,i,>chen Versassung gibt. Wenn nicht Sow-
mit großcm Tamtam eincn neuen Versas-
so hZ., 'nurs dcr stauncnden Mitwclt dargebotcn hätte,
der „ tein Mcnsch mehr davon gesprochcn. Cin Teil
kussj^n Versasiungsresorm gcht auch die zahlrcichcn
dero^s'chrn Minderhciten an, die hicr in Genf
loh d »m Hilfe und Schutz slchen. Unter andercm
eigc s^^!-hrn scin, das „unabhängigc Gcorgicn" als
^ären Rcpublik im Verband der Sowjctunion zu er-
jeden Tendenz dcr Krcmlgewaltigcn ist hier für
schejn u»d der Pfcrdcfuß kommt sosort zum Vor-
' wenn man etwas in dcr Vergangcnheit nachgräbt.
lo wir die Geschichte Rußlands zurückblättern,

scine wir schen, daß Rußland immcr versucht hat,
Mtio ^ckst zu erwcitern. Cs war hierbci ganz gleich-
Betrus, ^?uclchcn Mittcln es Zuflucht nahm. Gcwalt,
3, -Läuschung, Verrat — das sind die Mcthoden,
^acki" dic Zarcn ihr Reich vcrgrößerten und zu
"icht^ ""d Ansehen kamcn. Wo die Ruffen mit Gcwalt
ün. ^ uusrichten konntcn, da wandten sie List und Tücke
den 'hur es mit dcr Ukraine, so vcrsuhren sie mit
Aier„osaken und vor allcn Dingen mit den Geor-
cs n./I' Cs vcrdicnt dcshalb fcstgchalten zu werden, daß
zwisst>.d Rußland war, das das sriedliche Cinvcrnehmcn
den s^, ucn Völkcrn störte und Fcindschaft und Unfrie-
^ehaiiru' ^vnncn wir das schon vom altcn Zarenrußland
haupti.n ' sn hat die Wclt die Wahrhcit dicser Ve-
ietruf>,M"°r fünfzchn Iahren selbst mitcrlebt, als Sow-
Vertr/"o nntcr Mißachtung der fcicrlichst cingegangenen
'NeuchiE das völkcrrechtlich gleichbcrcchtigte Gcorgien
sind „Ms ü-bcrsicl und es mit Waffengewalt besetzte.
llkraiu "nr Gcorgien crfuhr dieses traurige Schicksal:
teilen u ' Kosakcn, Weißruthcnen und Mohammcdaner
Terrvr Los. Die Bolschcwiken haben Gcwalt und

sand g„^nm Mittler zwischcn dicsen Völkcrn und Ruß-
'reien ph.ncht, "nd hautc noch hcrrscht in diesen chcmals
^Usckie^ndcrn bas rusiischc Vajonctt und der ruflische
'si' alias rotc Okkupationstruppc.

^lig erwähnte Aktion Moskaus erweckt beim ersten
no r usOn Anschein, als ob Rußland bestrebt sei,
Georul la Vezichungcn -wischcn Rußland und
lteli^n bzw. anderen nicht'- n Staatcn herzu-
werdeu"l Cs braucht nicht rs unterstrichen zu

^siyzk!!' oaß dis nichtrusiischcn ..oncn dicsen Vcrsuch
lich NZ srcudig begrüßen wllrdcn, wenn er wirklich ehr-
borsichsi^wt würe, abcr die Crfahrung lehrt dicse Lcute,

- Nnug li zu scin und das Moskauer Projekt mit Ilcbcr-
wlauo äu prüfcn. Cincs ist aber von vornhcrein klar:
akraiug o'.e sowjetrusiischen Vesatzungstruppen in der
Rordko'.'n Gcorgien, Ascrbaidschan, Turkcstan und
Nieinte yAhs stationiert sind, wird jede noch so gut ge-
Natiouys lsi'cht Moskaus cinscitig sein und die intcr-
Besiorun ^age Georgiens und anderer Länder keine
lann uyT ersahrcn. Dcnn cine sriedliche Vcrständigung
kern erzf s^ischcn zwci glcichberechtigten Döl-
Partes^u" lnerden; eins „Verständigung", die von einer
lage, ays? anderen diktiert wird, entbehrt dcr Grund-
ker "i der ebcn die Veziehungen der zivilisierten Völ-
siebaut s^lh dem heutigcn internationalcn Rccht — aus-
Unr Mn^^ben müffcn! In diescm Fall aber sehen wir
Diktai das diktiert; der Gegcnpartner muß dieses
Vln« h?hmcn, ob er es will oder nicht.
slscheu Rußland seine Herrschaft über die nichtrus-
uat die - zu erhalten und zu verstärken sucht, das
"N^Uen« vor einem Iahr gesehen. Durch den
Es das u„ , nrs, den Moskau eingeschlagen hat, will
ll^viuusn ^ Vertrauen seiner Völker wieder zurück-
^eduuas«,' ,^bs sucht krampfhaft und mit aller Usber-
kes un, »nsl' das seelische Vermögen des rusiischen Vol-
Ualeu zu sammeln; es appelliert an seinen natio-
"u ieinc sc'nkt, an seine Geisteskultur und insbesondere
"U lcj^. Derrschastsgelüste über die anderen Völker, und
. »sickw" Zahrzehnten gepredigte sogenannte „mes-
mtivncu ^8»ltmission. Als Köder hiersür müsien Insti-
o'l >m czT Nor allem die Armee — herhalten, die seiner-
»«l>eu „„„ ,>nen und für den Aweck der Revolution ins
Uvch py.s "s^n worden sind. Was die Volschewiki gestern
,'Ugeben lgten, das graben sie heute andächtig aus und
l '' ^teu^ci'E dem Schein der Heiligkeit und Göttlich-
-u Galcs- ^hnle wcrden aus der geistigen und materiel-
.. Diss^ des Volkcs hervorgezerrt...

licheg Schauspiel ist für uns nichts Neues. Cin
/levolw-' "Nationales Crwachen" folgte scinerzeit der
llscht. M»Ü--^onins. Hcute genügt ader dieses Mittcl
rl°»»schafi i.nn muß gerüstet 'sein.' Cs will abcr auch seine
xchnfft e^ ^ber andere Vötter nicht aufgcbcn, deshalb

r gleich-

neue Taktik und es er-
Revo-
un-

Bmitelter AnWag auf G-uar- >1111.

Zm letzten Augenbtick abgewenbet. - Ser Ater festgenommen.

Lrügerische Illusion de
qroLs L Vündnisfähigkeit. Moskau
vo' Hvffnungen auf diese
'»l>og o n >hm dreselben Crsol
K?.^liche K.hal s-incrzeit der .....

sPostc -v>cnste gelcistet, indcm er die oppositionellen
!> "> Rsv^sj'schon Völkcr der rusiischen (bolschcwisti-
, °Ualen y^lntion dienstbar machtc »nd dadurch den na-
D>e o,p?Vungen einzelner Völker den Boden ent-
, Nchtc» 'vnnl schwankendcn und die marxistisch durch-
erwisi^onte habcn sich damals leider als sehr zahl-
m>8 " in ^n. dcshalb konnte die bolschewistische Revo-
I,,? SUri!«,!', "nd siegen. Die demoralisierte, geschlagene
Ä»n x,sn«"'?nde rusiische Armee leistete dicscr Rcvo-
as?^ocken- s,o»b>enste und tauchte das Land i» Vlut und
n, ^digw yEj. Klaffenantagonismus und der von Marx
v b Da« ,?"»l!crkricg aber brach dem Land das Rück-
s.^s'hlvunds^'ov damals. Heute sind alle diese Faktoren
»O'.ucht »»>?' bas nationale Bewußtsein der Völker ist
nno°"alsn beshalb umschmeichclt auch Moskau den
olwggi " uusi>schcn Instinkt, deshalb versucht es, die
^lbsr TjOrgangenhcit zu mobilisicren.
lck>^n daa vergebliches Mühen, nach unserer Ansicht!
»/°U länör» hcutc Moskau zu operiercn bcginnt, ist
ni^eu. -a!!,^"lllgemeingut der untcrdrückten Völker gc-
di- u>ehx » o r g i e n von heute beispielsweise ist
Nni-bolksrsi-.'^ lZeoraicn vom Iahr 1918; es kcnnt hcute
a»k Uale am tzenden Kräfte und die marxistisch-intcr-

Ea >,»k ^ltanschauung nicht mehr, es dcnkt hcute
asn lwht bs». w ln scincm nationalcn Kampse gestählt.
Unk wgensn ntzd kennt nur eincn Gegner — den ein-
d»>, hle a>-nr,^^ss!ÜH°n Feind. Die große Vergangenheit
!>ck- bie A»>„ " Persönlichkeiten seiner Geschichte feiern
Unü ber s>i, Otstchung; ste sind die Hoffnung und Zuvcr-
^^bend^''kämpfenden Nationen. Die Toten
bs>? lanwk-»' b>s Vcrgangenhcit und die Gcqenwart,
U>i- ber Vttli^nle für die Zukunft und Größe und Frci-
t? - "vrauss'Ot Rußlands, und wir gchen nicht fehl, wenn
8eV" wstd lwn- daß dicser Versuch Moskaus schei-
^"übex ,,'i^honn es seine Methoden dicsen Völkern
Dasi gründlich revidicrt.

:n »ov ^skau nicht daran denkt, seinen Völkern

Aus Cngland kommt die aussehenerregende Meldung
von einem Attentat auf den jungen englischen König.
Cs ist erfreulicherweise abgewendet worden, und alle
rcchtlich Dcnkcndcn in der Welt werden froh darüber
sein, daß solch eine scheußliche Tat nicht zu Cnde geführt
werden konnte und daß ernste Verwicklungen, die viel-
lcicht dadurch in Cngland cntstanden wären, vermicdcn
werden. Die Cinzclheiten, vor allcm aber der Grund zur
Tat sind noch nicht völlig aufgeklärt. Ohne Zweifel han-
delt es sich um politische Motive, wcnn auch
vislleicht etwas unklare, doch kann es sehr gnt sein, daß
die anscheinend vom Täter beabsichtigte Darlcgung, es
habe sich nicht um ein Attentat, sondern lediglich um eine
öfsentliche Demonstration handeln sollen, nichts weiter
als eine Ausrede ist, die er nach dem Mißlingen seines
Plans vorbringt. Weitere Klärung wird ja hoffentlich
der Fortgang der llntersuchung bringen. Auf jeden Fall
schließt sich ganz Deutschland von Herzen dem Vorgehen
des Führers an, der wohl als einer der ersten dem König
seinen Glückwunsch zu dem Mißlingen des Planes zu-
gehen ließ.

M Tat im HOeMrk.

Der Täter sofort festgehalten.

London, 16. Iuli. Als König Eduard VIII. am
Donnerstag nach einer Fahnenparade dcn Hydepark
verließ und gerade durch dcn Marmortorbogen geritten
war, ereignete sich ein Zwischenfall. Ein Mann von
ungefähr 40 Iahren durchbrach die Polizeikette und ver-
suchte, einen Gegenstand nach dem König zu werse». Er
wurde, wic Augenzeugen berichtcn, von einer Frau am
Handgelenk gesaßt, wobei ein Rev 0 lver auf die
Straße fiel.

Nach Verichten anderer Augcnzeugen soll er den Re-
volver in der Richtung auf das Pferd des Königs ge-
worsen haben, Der König setzte seinen Ritt jedoch
ohne Anterbrechung sort. Wicder andere Augenzeugen
berichten, daß sosort ein Polizeiofsizier von seinem Pferd
sprang und den Attentäter festnahm. Der Mann wurde
dann aus die nächste Polizciwache gebracht. Der Weiter-
ritt des Königs verlies ohne Zwischensälle.

Nach einem Vericht von Scotland Pard drängte sich,
als der König nach einer Fahnenparade gerade den
Hydcpark verließ, cin Mann plötzlich durch die Menge
nach vorn. Ueber den weiteren Hergang der Tat ist nur
soviel bekannt, daß ein mit fünf Schüsien geladener Re-
volver zwischen dcm König und die ihm folgende Truppe

zur Crde fiel, ohne daß vorher ein Schuß abgefeuert
wurde. Wie Prcß Aflociation mcldet, handelt es sich bei
dem Attentäter im Hydepark um einen Cnglänver.

Der Mer ei» öchotte.

Der Iournalist George Andres Mc. Mahon.

London, 16. Iuli. Wie in den Abendstunden bekannt
gegcben wird, ist der wcgc» dcs versuchten Anschlages aus
König Cduard verhastete George Andres Mc.
Mahon von Veruf Iournalist. Mc. Mahon ist
ein Schotte, der seit vielen Iahren in London lebt
u»d 34 Iahre alt ist.

Die Spätausgaben der Londoner Abendblätter ver-
öffentlichen weitere Augenzeugenberichte über den
Anschlag, die jcdoch in verschiedenen Cinzclheiten von-
einander abweichen.

Nach einem Vericht soll der Täter von den Llmstehen-
den niedergestoßen worden sein, bevor er von serner
Wasfe habe Gsbrauch machen können. Im Sturz sei der
Rsvolver aus seiner Hand auf die Straße gsfallen, wo
ihn cin Polizist aufgenommen habe. Der ganze Zwischen-
fall sei in wenigen Sekunden vorüber gewesen. Wüh-
rend des Handgemenges habe sich der König einige
Augenblicke umgesehen. Die ihm solgenden berittenen
Gardesoldaten hatten in diesem Augenblick begonnen aus-
zuschwärmen, als ob sie den König hätten decken wollen.
Doch habe hierfür keine Notwend'igkeit bestanden. Der
Mann sei von der Polizei abgeführt worden, bevor sich
die meisten Zuschauer darüber klar gewesen seien, was
eigentlich geschehen wäre.

Die VernehMNg des Tiiters.

Sir Iohn Simon berichtet im Anterhaus.

London, 16. Iuli. Allgemein wird die Kaltblü-
tigkeit des Königs bewundert, der nur einige
Sekunden lanq den Kopf wandte. Dagegen bemächtigte
stch der Menschenmenge eine große Crregung, als die
Gefahr erkannt wurde und em Polizist schrie: „Haltet
den Mann, haltet den Mann!" Wenigs Augenblicke
spüter wurds der Täter von drei Polizisten und sinem
Inspektor abgeführt. Der Zwischsnfall truq sich in un-
inittelbarer Rähe des Vuckingham-Palastes am Welling-
ton-Torbogen zu.

Der Täter, George Andrew Mah 0 n bshauptet, im
Westen Londons zu wohncn. Cr wurde unter
Ausschluß der Oesfentlichkeit am Nachmittag vor dem
Londoncr Polizeigerichtshof Doewstreet vernommcn.
Auf der Fahrt zur Polizerstation bestritt Mahon ge»
genüber den ihn begleitenden Polizeioffizieren, daß er
ernstlich dicAbsicht gehabt habe, ein Atten-
tat auf dcn König zu verübe'n, vielmehr habe er ledig-
lich protestieren wollen. Der Zwischenfall sei die
Schuld des Iinienministers Sir Iohn Simon, dem er
gestern abend geschrieben und den er hsute vormittag an-
'gerufen habe.

Bei der Ankunft erkundigte sich der Ge-

Aufn.: Deutsche Presse-Bild-Zcntrale.

fangene, ob der König verletzt worden sei. In
der Verhandlung wurde als erster Zeuge ein Polizei-
inspektor vernonime». Cr hat bei dem Ängeklagten einen
Revolver mit sünf Kammern gefunden, von denen vier
geladen waren, außerdem zwei weitere Streifen scharfe
Munition. einen Briefumschlag, eine Postkarte mit dem
Vild des Königs, und ein Cxemplar der hcutigen Aus-
gabs des „Doiily Telegraph". Der Inspektor wieder-
holte die Aussage des Täters, der zum Schluß den
Wunsch geäußert habe, sich mit seinem Rechtsanwalt
in Verbindung zu setzcn. Der Vorsitzende des Gcrichts
ordnets hierauf eine achttägige Ilntersuchungshaft an.
Die Anklage gegen Mahon lautet dahin, daß er sich im
Vesitz eincs Rcvolvers befundcn habe mit der Äbsicht,
Leben zu gefährden.

Sre«dt iiber d»s Ritzlmge».

Die britische Preffe nach dem Attentat.

London, 17. Iuli. (Cig. Funkmeldung.) Aus allen
Teilen Großbritanniens trasen am Donners-
tag Votschaften ein, in denen die Freude über
das Mißglücken des Anschlags auf König Cduard zum
Ausdruck kommt. Auch aus zahlrcichen ausländischen
Staaten wurden dem König Glückivünsche übermittelt.
In den Morqenblättern wird besonders auch das Tele-
gramm des Führers an König Cduard hervorgehoben.
In der kanadischen Provinz Ontario sind für den kom-

Englwit wünWt keine Noüblldimg.

Eim Radnung m» Srmllrew
Borbcreitende Drei - RWe-K»«sere»z?

-."»a Unk cv t , ISIIISN ^viiern

»aitsn ai-l" schenken. geht aus seinem sonstigen
enweutrg hervor. Cs ist lediglich ein Ma'nö-

SpSter Fünfmächtebesprechung einschließlich Deutschland.

London, 16. Iuli. Der diplomatische Korrespondent
des Reuterdüros faßt die mit der beabsichtigten soge-
nannteu Locarnokonserenz zusammenhängenden Probleme
wie folgt zusammen:

„Nach der heutigen Kabinettssitzung blieb
der Zeitpunkt, die Tagesordnung und die Zusammen-
setzung der ursprünglich für den 22. Iuli in Aussicht ge-
nommenen Locarnokonferenz nach wie vor offen. Cs wird
die Ansicht vertreten, daß die geplante Konferenz aus-
schließlich dem Ziel gelten soll, eine euro-
päische Regelung herbeizusühren. Nach britischer
Auffaffung kann dies am besten durch eine Fünsmächte-
konferenz zu einem späteren Zeitpunkt, vielleicht Ansang
September, geschchen.

Falls jedoch Frankreich der Meinung ist,
daß eine Dreimächtekonferenz wesentlich wäre,
um den Weg für die Vrüsieler Zusammcnkunft sür einen
späteren Zeitpunkt zu bahnen, dann würde Cngland mit
sich reden lasien. Cngland ist jedoch nicht be-
reit, an einer Dreimächtekonferenz tcilzunehmen, die
einzig und allein dem Zweck gilt, das Scheitern der in
dcm Weißbuch erwähnten Versöhnungsbe-

mühunge« zu verzeichne« und keine Hofinung anf die
Verwirklichung einer europäischeu Regelung zu lasien.
In London wird nachdrücklich die Meinung vertreten,
daß die Kousolidierung eines westeuro-
päischen, ans Frankreich, Belgie« und Cng-
land bestshenden Bl 0 cks, dem ein mitteleuropäischer
Block aus Deutschland nnd Italien gegemlberstehen
würde, der Sache des Friedens keinen Dienst
leisten ivürde."

Reuter schließt mit der Feststellung, daß diese An-
sichten, wie verlautet, den Botschaftern Velgiens und
Frankreichs am Donnerstagnachmittag mitgeteilt worden
sind.

4-

In französischen diplomatischen Krei-
sen erklärt man am Donnerstagnachmittag, das nach
ciner halbamtlichcn Mitteilung aus London die britische
Rcgierung bercit sein soll, an einer vorbereitenden
Konserenz am 22. Iuli in Brüffel zusammen mit
Frankreich und Velgien teilzunehmen. Diese vorberei-
tende Konferenz würde lediglich dazu bestimmt scin, das
Programm einer spüteren Konferenz der
sünf Mächte auszuarbeiten. Die sranzösische
Regicrung, so verlautc weiter, warte die amtliche Mit-
teilung dieses Beschluffes ab und wird erst anschließend
dazu Stellung nehmen. Wie verlautet, dürste sich jedoch
die sranzösische Regierung mit einem derartigen Beschluß
einverstanden erklären.

ver, um im Ausland die unbequemen Predigcr für die
Gcrechtigkeit Gcorgicn gegenüber zum Schweigen zu
bringen. Moskau braucht diese Veruhigungspille
für seine Genfer Freunde, um ihre Hilfe fü'r andere,
schwierigere Lagen zu gewinnen.

Der Kaukasus war von jeher in den Beziehungen
zwischen der Türkei und Rußland das Zünglein an der
Waage. Allein, das srühere Vild hat sich sehr stark ver-
ändert. In Ost, Süd und West des ruffischen Riesen-
reiches sind nationale Vewegungcn in Vormarsch, denn
fast 60 Millionen nichtruffische Völker fordern Recht »nd
Freihcit. Cs muß ein Ausweg gefunden werden aus die-
sem Dilemma. Niemand wünscht dort eine bewaffnete
Auseinandersetzung, weil niemand weiß, wo der einmal
ausgebrochene Vrand eingedämmt werden könnte. Mos-
kau muß seins „guten Absichten" durch die Cntfernung
der ruffischcn Truppen aus de» nichtrusiischcn Ländern
dokumentieren. Wenn es heute der Welt neue Maßnah-
men Georgien gegenüber verkündet, so ist es seine vor-
dringliche Pflicht, zuerst die Besatzungstruppen aus die-
sem Land herauszuziehen. Georgien besiht genügend
Kräfte zur Selbstverteidigung. Mit einseitigen Hand-
lungen hat noch niemand das Vündnis und die Ver-
ständigung der Völker entschieden, und auch in Zukunft
wird es niemand vermögen.

PMscher Rord in RiniSnie».

Vukarcst, 16. Iuli. Mihai Stelescu, ein ehe-
maliger Führer der Cisernen Garde, ist am Donnerstag
hier unter aufsehenerregenden Umständen ermordet
worden. Zweisellos ist der Tat politischer Charakter
beizumssie». Stclescu hatte seinerzeit eine führende Rolle
in der Cisernen Garde gespielt. Später trennte er sich
von dem Führer der Cisernen Garde Codreanu und ver-
suchte eine eigene Bewequng ins Leben zu rufen. Nen-
ncnswcrten Crfolg errcichte er nicht. Zwischen der Ciser-
»en Garde, der Rachfolgepartei „Alles für das Land"
und der Gruppe Stelescüs bestand erbitterte Gegner-
schaft. Stelescu wurde von der Cisernen Garde als Ver-
räter angesehen. Cine Gruppe von etwalOjun-
gen Leuten drang in das Vukarester Krankenhaus
ein, in dem Stclescü in Behandlung war. Sie qelang-
ten bis in sein Zimmer und begannen sofort mit dem
Ruf „Tod dem Verräter" auf Stelescu zu schießen. Im
ganzen wurden 20 Schüsse abgegeben. Ste-
lescu war auf der Stelle tot. Die Tätcr stcllten sich
selbst den Vehörden und wurden sofort in Haft genom-
mcn. Angeblich soll bereits festgestellt sein, daß fie Mit-
glieder der Cisernen Garde stnd.

Pnriser ötininie» z»r Lm«r«o-R»sc.

Wünfcht Frankreich Hinzuziehung Sowjetrußlandsk

Paris, 17. Iuli. (Ligene Funkmeldung.) Obwohk
man in Paris mit der Haltung der englischen Regis-
rung in der Frage der geplanten Dreier-Konferenz in
VrÜsiel oder Voulogne-sur-Mer nicht zufrieden ist,
versucht man, guteMienezumbösenSpiel zu
machen und schlietzt sich, wenn auch nur zögernd, der
englischen Forderung an, wonach die Zusammenkunst
nur einen vorbereitenden Charakter haben
und gewisiermaßen als Cinführung für eine spätere Kon-
ferenz dienen soll, deren Rahmcn noch nicht festgelegt ist,
an der jedoch auf alle Fälls Deutschland und Italien
teilnehmcn sollen.

Der Außenpolitikcr des „Ccho de Paris", Per-
tinax, wcist darauf hin, daß das cnglischc Ka-
binett die Verhandluügen mit Deutschland nicht als
gescheitert betrachte, sondern im Gegenteil neue
Schritte unternehmen wolle, um Deutschland
wieder an den Verhandlungstisch zu sühren.
Man dürfe hoffcn, daß dic kommcnde Konfercnz i» einem
so weiten Rahmen als möglich stattsinde. Denn eine
ausgesprochene Locarno-Konferenz habe nur dann Sinn,
wenn es sich darum handle, das internationale Gesetz in
der ehemals entmilitarisierten Rheinlandzone wie-
dcr herzustcllcn. Da in dieser Frage das Spicl aber vcr-
lorcn sei, sei es bcsier, den gesamtcn deutschen
Fragenkomplex sowohl >m Osten wie im We-
sten zu bchandeln.

Die außenpolitische Mitarbeiterin des „Oeuvre"
stcllt mit »»vcrhohlencm Aergcr fcst, daß Cngland
zwar bereit sei, an einer Dreier-Konferenz teilzuneh-
men, daß aber Frankreich dcr englischen Abneigung Rech-
nung tragen müsie, sich augenblicklich in Gegensatz zu
Deütschloind zu stellcn. Anstatt die ärgerliche Vergangen-
hcit zu prüscn, um daraus politischc Schlußfolgeruugcn
zu ziehcn, wcrde man in Brüsiel »ach Möglichkei-
ten suchen, Italien und Deutschland an den
Verhandlungstisch zu führen. Was dis französi-
sche Regierung aber nicht wünsche, sei eine Konferenz zu
Füns. Französtscherseits wünsche man vielmehr eine
noch mehr erweiterte Konferenz, denn die
zu behandelnden Fragen gingen übsr den Rahmen Lo-
carnos hinaus. Cs handle sich »m das gesamte curo-
päischc System, den» Deutschland und Italien würden
sicherlich die Frage einsr Reform des Völkerbnndes aus-
werfen, und dies genüge allein, um die Anwesenheit
Sowjetrußlands notwendig zu machen. (!)

Zur englischen Politik.

London, 17. Iuli. (Cigene Funkmeldung.) Die
„Times" nicint, das Versahrc», das vom Kabinett an-
scheinend beschlosien worden sei, dürfte den europäischen
Verhandlungen einen neuen Äuftrieb geben und zu ihrer
schrittweisen Crweiterung führen, bis sie sämtliche Punkte
umfaßten, die in dem ursprünglichen Friedensvorschlag
Hitlers enthalten seien. Cin neuer Vertrag müffe
ausgehandelt werden, um an die Stelle des alten zu tre-
ten, und er werde sich dieiesmal ohne Zweifel besonders
auf die Luft erstrecken müffen, ebenso wie auf jeden
Angriffsakt zu Land, wis es der Führer vor-
geschkagen habe. Von diesem Anfangspunkt aus sollte es
leichter sein, eine umsasiende Crörterung der meisten un-
geregelten Probleme Curopas zu erzielen, was troh aller
Cnttäusuchngen der letzten visr Monate immer uoch das
Ziel der brstischeu Reoierung sti.
 
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