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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger

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Nr. 228

Druck unü Bertag von Frieürrch Schutze ui Heidelberg.
Schristleituna: Hauptstraße 23 Fernsprecher-S.-A. 7351—53.

Dienstag. 29. September

Hauptgeschästsstelle Hauptstraße 23. Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgaffe 1.

1936

Nnkende Währunzen.

Die Abwertung des französische n F r an-
ken hat Nachfolger gesunden. Erst die Schweiz, dann
sehr stark zögernd Holland und nun vielleicht in ir-
gend einer Form auch Rom und Prag. Bei Frankreich
gab die in den vergangenen Monaten durchgesührte
Wirtschafts- und Sozialpolitik den letzten Anstoh zu
dieser Masznahme. die das Kabinett Mum noch vor
kurzem für unmöglich erklärte. Die französische
Regierung hat aus Rüäsicht aus ihre Dolksfrontan-
hänger und nicht zuletzt zur Beruhigung der Kommu-
nisten Lohnerhöhungen bei gleichzeilig verkürzter Ar-
beitszeit vorgenommen und dadurch Preissteigerungen
und Deränderungen des Geldwertes hervorgerufen, die
eine auherordentliche starke Kapital- und Goldflucht
verursachten. Die daraus entstandene Nervosität und
die Tatsache, dah die englische und amerikanische Wäh-
rung seit der vor einigen Jahren erfolgten Abwertung
billiger sind als der Franken, drückten berart auf di«
Entschlüsse der Regierung Dlum, dah sie nun den
Schritt tun muhte, den sie beim Antritt der
Regierungsgeschäfte klar und deutlich als verwerf-
lich abgeschworen Hatte. Die Schweiz und Hol-
land mit ihrer internationalen Finanzverflechtung
konnten gegenüber dem Dollar und Pfund ihren hohen
Geld- und Preisstand noch mit Mühe durchhalten, ob-
gleich in Holland eine Gruppe seit langem für Abwer-
tung eintrat: aber weil nun auch der französische Fran-
ken hinzukommt, kapitulieren sie. So werden ihre Wa-
ren im internationalen Handel wieder billiger, und sür
die Schweiz kommt die Rechnung auf Steigerung des
Fremdenverkehrs hinzu, wenn bei unverändert bleiben-
den Hotelpreisen usw. die Kauskraft der bei ihnen rei-
senden Engländer und Amerikaner durch die Schwei-
zerfrankenabwertung wieder gröher wird als bisher.
Jtalien hätte im wesentlichen die gleichen Gründe,
die es zur Nbwertung oder ähnlichem veranlassen könn-
ten.

Für Deutschland liegen die Verhältnisse we-
sentlich anders. Linsere Wirtschafts- und Finanzverhält-
nisse stnd in Ordnung. und eine Abwertung
komnit wie von unterrichteter Seite sosort betont
wurde. b'ei uns nicht in Frage. Jm Auhenhan-
bel wird sich natürlich der billiger werdende sremde
Geldpreis durch stärkere Konkurrenz der sranzösischen,
holländischen und schweizer Waren bemerkbar machen,
aber andererseits ist das Shstem der Gegengeschäste
in unserm Auhenhandel schon so groh geworden, dah
wir damit manches ausgleichen können. Das Reichs»
bankdirektorium ist im Zusammenhang mit dsn Wäh-
rungsbeschlüssen auf Mittwoch einberufen worden, doch
wird ausdrücklich betont, dah eine Abwertung bei uns
überhaupt nicht zur Debatte steht. Die Devölkerung
kann beruhigt sein: der Schachtsche neue Plan, der seit
zwei Jahren schon svwieso die Einfuhr stärkstens ein-
geschränkt hat, und unsere Devisenvvrschriften geben uns
eine wesentlich gröhere Unabhängigkeit von den finan-
ziellen Ereignissen im Ausland und schützen uns auch
vor Zufälligkeiten. Wir sehen das schon aus einem
sehr empfindlichen Stimmungsbarometer, nämlich aus
der Borse, die bei uns noch am gestrigen Montag
f e st war und normal funktivnierte, während die bei der
Abwertung beteiligten Länder zumeist ihre Börsen vor-
sichtshalber für einige Tage schlossen und in Amerika
nervöse Börsen zu verzeichnen waren. Jnsbesonder«
brauchen wir, wenn wir aus Llrsachen hinweisen wol-
len. nur die Llnterschiede zwischen der französischen
und der deutschen Wirtfchaftspolitik hervorheben: dort
unsichere und von falschen vvlkswirtschaftlichen Dorstel-
lungen ausgehende Mahnahmen aus rein parteipoli-
tischen Gründen, bei uns Stabilität in Lohn- und Preis-
fragen, Ausrichtung der ganzen Dolkswirtschaft auf die
Gesamtheit des Dolkes. Das französische Dorgehen hat
nun schliehlich zu dem vom Kabinett Dlum ungewoll-
ten Schritt der Abwertung geführt, stellt zum erstenmal
die französischen Parlamente vor eine vollendete Tat-
sache, auf die sie aus auhen- und innenpolitischen Grün-
den kaum nein sagen können, und kann vielleicht frü-
her oder später zum Sturz der Regierung Dlum füh-
ren. Das kann besonders dann geschehen, wenn etwa
in Frankreich gröhere Preiserhöhungen eintreten, die
die Wirkung der Frankenabwertung aus-
heben würden. Wenn Blum aus der gleitenden Lohn-
skala 'bestanden hätte, wären solche Folgen sast selbst-
verständlich gewcsen, doch hat er gestern abend seinen
Antrag auf Einsührung einer gleitenden Lohnskala in-
folge starler Gegnerschaft zurückgezogen.

Der Derlauf der K a m m e r d e b a t t e, die den
ganzen Nachmittag und Abend, ja selbst die ganze Nacht
und noch heute früh andauerte, zeigt die Schwierigkei-
ten, vor der öie französische Regierung steht. Anderer-
seits wird das harteMuh die Abgeordneten zwin-
gen, doch ja zu sagen, selbst wenn sie eigentlich nein
sagen möchten. Die Stärke der unerbittlichen Oppo-
sition zeigen aber die Zahlen: 343 Abgeordnete stimm-
ten bei den ersten Abstimmungen, die aber
schon grundlegend über das Schicksal der Borlage ent-
scheiden, für die Annahme, während die hohe Zahl
von 252 Abgeordneten dagegen stimmte. Wenn nicht
noch etwas bcsonderes eintritt, werden also Blum und
seine Regierungsmitglieder einen knappen Sieg ver-
zeichnen. Aber wie wird nun die Zukunft sich für die
Regierung Blum gestalten? Sehr aussichtsreich ist sie
nicht!

Llns in Deutschland gehen diese sicherlich kommen-
den innerpvlitischen Schwierigkeiten Frankreichs wenig
an. Bei uns in Deutschland ist alles in Ordnung !

— Aus Dorschlag dcs italicnischcn Regierungschess
hat der König von Ztalien Reichsministcr Dr. Frank
dic höchste italienische Auszeichnung, das Grohkreuz des
Mauritiusordens verliehen. Hauptamtsleiter Dr.
Drcsler wurde zum Großoffizier der Krone von Ita-
lien ernannt.

— Der italicnische Propagandaminister Gino Alsieri
traf am Sonntag zum Kongreß der Schnftsteller und
Komponistcn auf dcm Anhalter Bahnhof ein. Zu seiner
Vegrüßung hatte sich dcr italienische Geschäftsträger und
Dr. Willis vom Reichspropagandaministerium ein-
Lefunden.

Keme Sorge «m -as SaMverben!

Mahnung der Reichsregierung an Erzeuger und Saussrauen.

AuMhrullgen des ReichseknährungsnllUlsters.

Ieweilige Amstcllung durch Ernährungslage nötig.

Verlin, 29. September. Der „Völkische Vcobachter"
verössentlicht am Dienstag grundsätzliche Aussührungen
des Reichsernährungsministers R. Walther Darrö zur
Crnährungslage, in dcnen es u. a. heißt:

Cin neues Wirtschaftsjahr beginnt. Wic
zeigt sich uns die ernährungswirtschaftliche Lage? Was
erwarten Führer und Volk als selbstverständliche Pflicht-
crfüllung? In jedem landwirtschaftlichen Vetrieb muß
hcute jede einzelne Maßnahme auf das Gesamtwohl ein-
gestellt sein. Richtunggebend sind hierfür neben den Zie-,
len der Crzeugungsschlacht vor allem die Anweisungsn
und Anordmmgen dcr Marktordnungsorgane. Ieht
kommt alles darauf an, daß die deutsche Landwirt-
schast ihreCrzeugnisse inständigemre-
gelmäßigem Fluß und zu den festgesetzten Preisen
an denMarktbringt. Gewiffenhafte und pünkt-
liche Crfüllung der vorgeschriebenen Ablieferungspflich-
ten ist cine der dringlichen Forderungen der Volks-
ernährung.

Vaucrn und Landwirte, die gsgen diese
Vorschriften dcr Marktordnungsverbände ver-
stoßen, schädigen das deutsche Volk. Gewiffenlos
gegenüber dem Gesamtwohl des Volkes handeln auch
jcne — wenn es auch nur Ausnahmeerscheinungen sind —
die als Crzeuger, Vertciler oder Verarbciter a»s Ge-
winnsucht höhere Preise fordcrn, als nach den geltenden
Vorschristen zuläffig ist.

Ich betone mit nachdrücklichcm Ernst: Diese Pslicht-
vergcffcnen wird der Staat in Zukunst hart anpackcn, um
die Volksgemeinschaft zu schützcn und um zu verhindcrn,
daß Einzelne das Ansehen und die Arbeit ganzcr Be-
rufsstände zu untergraben versuchen.

Deutschlands Lage ist nicht leicht. Nur bei gewif -
senhaftsr Mitarbeit jedes Einzelnen kön-
nen wir dic ims gcstcllten, für unser Volk lcb^nswich-
tigen Aufgabcn mcistcrn. Dcr nationalsozialistische Staat
hat getrcü seinem bei' dcr Machtübernahme gegebcnen
Versprechen die deutsche Landwirtschaft vor dem drohen-
dcn völligen Zusammenbruch gcrettet und die wirtschaft-
liche Lagc der deutschen Landwirtschaft entscheidend vcr-
beffert. Die Preise der landwirtschastlichen Crzeug-
niffe sind aus ihrem die Crzeugung lähmSnden Tiefstand
heraus und wieder an dcn allgemeinen Prcisstand unserer
Volkswirtschaft herangesührt worden.

Diese Leistungen von Staat und Volkswirt-
schaft verpflichtendie Landwirtschaft, mit
besonderem Cifer den gekennzeichneten Anforderungen

nachzukommen, und ich darf es hier aussprechen: Die
Landwirtschaft wird in tiesSr Dankbarkeit und im Ve-
wußtsein ihrer hohen Verantwortung wie immer geschlos-
sen zur Stclle scin.

Dank dcr Crfolge der Crzeugungsschlacht ist die
Crnährung unseres Volkes heute schon
zu 80 bis 85 v. H. (1927 waren es nach den Verech-
nungen des Instituts sür Konjunkturforschung nur
65 v. H.) aus eigenerCrzeugung gesichert.
15 bis 20 v. H. unseres Vedarfs an Nahrungsmitteln
müffen aber auch heute noch aus dem Ausland ein-
geführt werdcn.

Wir können bei iwrmalen Crnten aus eigener Er-
zeugung decken den Vedars an

Vrot und Mehl . . zu 100 v. H.
Speisekartoffeln . . zu 100 v. h.

Zucker.zu 100 v. H.

Frischmilch . . . . zu 100 v. h.

Vei Gemüse und Fleisch erzcugen wir jedoch
nur etwa 90 bis 94 v. H. im Inland.

Bei Cicrn und Molkereierzeugnissen
beträgt die Selbstversorgung etwa 80 bis 85 v. H. und
bei Fetten sogar nur 50 bis 55 v. H.

Deutschlands Ausfuhr an Industrieerzeugniffcn
stößt im Ausland auf große Schwierigkeiten. Wir
können deshalb den klmfang unserer Ausfuhr nicht be-
liebig erweitern. Den Crlös aus unserer Ausfuhr brau-
chen wir aber nicht nur zur Beschaffung der und im In- -
land fehlenden Lebensmittel, sondern in crster Linie auch
sür die Veschaffung von Rohstoffen.

Verzicht aus dic Einsuhr von Nohstofsen zugunsten
einer verstärktcn Lebensmitteleinsuhr würde bedeuten,
datz Millionen dcutscher Volksgenossen wicder in das
Elend der Arbeitslosigkeit zurückgestotzcn werden.

Das mutz aber unter allen Umständen verhindert
werden. Daraus geht hervor, datz einzelne Cr-
zeugnrsse, bei denen wir heute noch nicht unsercn
ganzen Bedarf selbst erzeugen, einmal knapp wer-
den können. Das deutsche Volk wird lieber vorüber-
gchend etwas wcnigcr Fctt oder etwas weniger Flcisch
oder weniger Cier effen, als der Geitzel der Arbeitslosig-
keit in Deutschland neuen Raum zu gewähren.

Die Reichsregierung erwartet deshalb von dcr deut-
schen Haussrau, datz sie diese gelegentlich austretenden
Mängel an einzelnen Lcbensmitteln mit Verständnis auf-
nimmt und durch geschicktes Ausweichcn zu ande-
ren reichlicher vorhandenen Nahrungsmitteln
ausgleicht.

Cs braucht niemand Sorge zu haben, datz er nicht
satt werden wird.

Das geringe Opser, das wir dem Aufbau eines star-
ken Rciches in Freiheit und klnabhängigkeit hier bringen,
ist nur ein Opfer anBequemlichkeit. Cs geht
uns um Deutschlands gesicherte Zukunst. Darum sage»
wir dic Dinge wie sie sind und wie sic nicht anders seiu
können in dem stolzen Wissen, daß das deutsche Volk sich
seiner Verantwortung vor der Geschichte bewußt ist.

4-

Die Darlegungen dcs Rcichsbauernführers zeigen,
aus welchcm Geist heraus die Problcme betrachtet wer-
den müffcn Cs geht nicht an, bloß den Blick aus das
Nächste zu wersen und darüber unzusrieden zu sein, wenn
man einmal ctiva nicht die Fleischsorte auf den Tisch
stellen kann, die man sich gerade wünscht. Die gewaltige
Krastanspannung, mit der^der Nationalsozialismus die
Nation cincr ncucn deutschcn Zukunft entgegenführt, ver-
lanat ändere Maßstäbe, als diejenigen des kleinsten
egoistischen Intereffes. Der kleine Verzicht, den
wir dann und wann auf uns nehmen, indem wir eine
„liebgcwordcne" Speise durch eine andere ersetzen, wird
tausendmal aufgewogen durch die Tatsache, daß wir
dadurch mithelfen, einen schasfenden Volksgcnoffen in
Arbcit zu crhalten.

Die nationalsozialistische Staatsführung lenkt
Deutschland nach den großen Gesetzen seiner Lebcnsnot-
wendigkeiten innerhalb Curopas und der Welt. Soll der
dcutsche Schafsende in Arbeit und Brot bleiben, so muß
ihm durch Veschaffung der notwendigen
Rohstoffe ermöglicht werden, Crzeugniffe sür den Cx-
port herzustellen, die seinen Lebensunterhalt sichern. klnd
dieser deutsche Arbciter hat sclbst schon große Opser ge-
tragen, indem er dabei mitwirkte,' der deutschen Land-
wirtschaft, der zweiten großen Säule der deutschen Wirt-
schaft nebcn der Industrie, die Preise zu sichcrn, die ihr
nach Iahren eines beispiellosen Preisverfalls die Cxi-
stenz von NL'uem garantiertcn. Nationalsozialistische
Disziplin war also zu Opfcrn bereit, die den Volks-
genoffen dem llntcrgang entriffen.

Dcshalb ist es selbstverständlich, wenn dcr Minister
weiterhin Disziplin verlangt und Prcissteigerern
harte Strafe androht, die solche Opser vcrgeblich werden
ließen und das einmal Crreichte durch ihren Ciqennutz
zu zerstören drohcn. Die nationalsozialistische Staats-
führung und mit ihr dcr Reichsnährstand tun das Ihrige,
um Knapphciten der Versorgung bei einigen Produkten
abzuschwächen. Die Verordnung, die wir an anderer
Stelle veröffentlichen, die die Herabsetzüng der Sahne-
Crzcugung und dcs Fettgehalts für Käse sestseht, um
die Produktion an Buttcr zu stcigcrn, ist ein ncuer Ve-
weis sür dicscs Vemühen, das jcder Volksgenoffe durch
sein eigenes Verhalten unterstühen muß.

Die Hausfrau besonders hat bei CrnLhrungs-
umstellungen, wie sie manchmal nötig sein werden,, eine
Aufgabe, der sie mit freudigcm Vcmühcn gerecht werden
wird und die sie von neuem hineinstellt in die vorderste
Front dcs deutschcn Aufbaukampfes. -f-

Dle Mtvrrtmig m der fmnKMen Kammer.

Sttzung sett Mvntag mvrgen btö Stenstag vvrmtttag.

öcherfe A«Me «e» rechtr.

Erste Wstimmungen dcuten aus Annahme.

Paris, 28. September. Die französische Kammer
trat am Montag vormittag zu ihrer außerordentlichen
Sitzung zusammen.

Däs Haus trat in die sofortige Diskuffion ein. Der
unabhängige radikale Abgeordncte Colombe bezeich-
nete die Maßnahmen der Regicrung als einen Wäh-
rungs-Staatsstreich. Sclbst wenn die Abwer-
tung nötig war, dann habe die Opposition kein Vertrauen
in die gegenwärtige Regierung, um diese Abwertung
durchzuführcn.

Warnungen von rechts.

Daranf bestieg der bckannte rechtsgerichtcte Mge-
ordnete Marin die Tribüne. Cr bezeichnete die Re-
gierungsvorlage als I m p r o v i sa t i o n. Der Wort-
laut des Gesetzes seinicht sorgfältig ausgearbei-
tet; man müffe wcnigstens eincn vcrnünftlgen Wortlaut
herstellen! Dic Regierung habe im übrigcn gar nicht das
Ansehen, um die Abwertung des Franken erfolgreich
durchzuführen. Die Annahme Vieser Vorlage würde
einen allgemeinen Zusammenbruch einleiten. Ins-
besondere bezweifelte der Abgeordnete den Wcrt der ge-
meinsamen französisch-cnglisch.amerikanischen Crklärung.
Frankreich habe keinerlei seste Versprechun-
gen crhalten.

Marin beantragtc, die Rcgierungsvorlage an den
Finanzausschuß zur Äcbcrprüfung zurückzuwcisen.

Der Antrag Marin wurde mit 365 gegen 248
Stimmeii abgelehnt.

Die Sihung wurde dann auf 16 Ahr vcrtagt.

Nach Wiederaufnahme der Sihung in der Kammer
um 16 Uhr crgriff als erstcr Redncr dcr radikalsozialisti-
sche Abgeordncte und srühcre Finanzministcr Vonnet
das Wort. Cr kritisierte im Naincri seiner Par-
tei nicht nur die Regierungsvorlage, sondern auch die
hisherige Wirtschasts- und Sozialpolitik der Volkssront-
regierung.

Dcr nächste Redncr war der Rcchtsabgcordnete Paul
Repnaud, der ehemalige Finanzminister und große
Vorkämpfer für die Frankenabwertung.

Nach einer kurzen Unterbrechung der Sitzung bestieg

Finanzministcr Vincent-Auriol
die Tribüne. Der Finanzminister verteidigte seine bis-
herigen Finanz- und Währungsansichten mit der Ve-
hauptung, daß er immer für eine intcrnationale Rege-
lung des Wirtschasts- und Währungsproblcms eingctre-
tcn' sei. Die Regicrnng habe auf inncrpolitischcm Ge-
bict ihre Politik der w i r t s ch a f t l i ch e n Auf-
richtung fortgeseht und auf internationalem Gebiet
sich sür eine allgemeine Regclung eingeseht. Die Regie-
rung sei aber in den lehten Monaten gezwungen ge-
wesen, für die Landesverteidigung neue.

umsangreiche Kredite z« fordern. Cs sei
falsch, daß das Land vor einer Katastrophs gestanden
habe, weshalb sich die Regierung zur Abwertung habe
entschließen müffen. Die Vemühungen der Regierung
seien von der Sorge um die nationale Ordnung und den
intcrnationalen Frieden beseelt gewesen. In dicsem Geist
sei die französische Regierung in Verhandlungen mit
der englischen und der amerikanischen Regierung einge-
treten. Dcr Finanzminister erklärte weiter, daß die i n-
ternationalcn Verhandlungen auf allc
Länder, die an dem französisch-englisch-amerikanischen
Abkommen teilnchmen wollen, ausgedehnt würdcn. Cs
handle sich um eine bedeutsame und notwendige inter-
nationale Zusammenarbeit. Von dieser Zusammenarbeit
erwarte er schr vicl.

Jm Berlaus der Nachtsihung sprach zunächst
der Abgeordnete der unabhängigen Linken Fernand
Laurent, der behauptete, die Regierung sehe sich
durch Haushaltsschwierigkeiten zur Fran-
kenaöwertung gezwungen.

Der Finanzminister Bincent-Auriol unter-
brach den Sprecher und warf ihm vor, dgh politische
Leidenschaften und Borurteile seine Worte diktierten.
(Deifall links, Öärm auf der Rechten.)

Laurent erklärt erneut, dah die Anmöglichkeit,
einen ausgeglichenen Haushalt vorzuweisen, der Re-
gierung bie Frankenentwertung auferlege. Es sei kin-
disch, die Entwertung, die für has Land ein LI n -
glück sei, als diplomatischen Erfolg aus-
legen zu wollen. Die von der Aegierung vorgenom-
mene Entwertungsoperation laufe Gefahr, wirkungs-
los zu werden und sie sei sicher eine Lkngerechtigkeit.

Der Abgeordnete Thellier, der ehemalige Land»
wirtschaftsminister, griff die gesamte Politik und insbe-
svndere die Ahwertungspolitik der Regierung an und
verlangte die Beibehaltung des Zollschutzes.

*

Die erslen neun Artikel angeuommeu.

Mit 343 gegen 252 Stimmen.

Nach Ausftihrungen dcs Kommunisten Duclos wurde die
allgemeine Aussprache geschlossen. Mit
344 gegen 246 Stimmen wurde der Eintritt in die Tages-
ordnung beschloffen. Artikel 1 der Vorlage, der
den Grundsatz der Abwertung enthält, wurde
mit 343 gegen 252 Stimmen angenommen.

Zum Artikel 2 brachte der rcchtsgerichtete Abgeord-
nete Marin einen Crgänzungsantrag ein, nach
dem der ncue Goldwert des Franksn durch das Parla-
ment festgeseht werden konnte. Der Finanzminister
erklärte, daß die Rechte des Parlaments gewahrt blie-

ben. Das Geseh sehe lediglich eine Höchst- und eine Mii»-
destgrenze vor, innerhalb deren die Stabilisierung statt-
finden werde.

Mit 349 gegen 210 Stimmen wurde der Antrag
Marins abgelehnt und der Artikel 2 in dem
Wortlaut der Regierungsvorlage angenommen.

Zu Artikel 3 brachte wiederum Marin einen Cr-
gänzungsantrag ein, wonach in den drei Mona-
ten, die auf die Festschung dcs ncucn Goldwertes des

Franken folgen, die Goldprägung beschleunigt aus-
genommen wcrden müffc, um das Gold wicder in Am-
lauf zu bringcn. Marin erklärte, der Skandal müffe ab-
gcstellt werden, daß nur „Reiche" Gold kausen könnten.

Sie entschieiicn das Schicksal des Frankcn.

Der französiichc Wirtschastsminister Svinaffe (links),
Lson Blum lMitte) und der Finanzminister
Auriol nach der entscheidenden Sitzung im Elysees,
in der die Abwertung des srranken beschloffen wurde,
die so verhängnisvolle Wirkungen baben sollte.

(Associated Preß. Kck
 
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