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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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„Heidelberger Neuefte Nachrrchten"

„Heidelberger Anzeiger

Dienstag, 29. September 19Z6

Nr. 2 28


/ «)>) 1"

Mit Z5l gegen 2Zl Stimmen wurde auch dieser Antrag
abgelehnt.

Daraus wurden dieArtikelZbisd nachein-
ander angenommen. — Die Sitzung dauert an.

RemErMmgMWr.

Die Negierung muß aus die gleitcnde Lohnskala
verzichten.

Paris, 29. Septsmber. (Cig. Funkmcldung.) Die
Kammersitzung, die am Montag vormittag begann, war
Dienstag srüh noch nicht beendet.

Nach Annahme derArtikellObis 13 des
zweiten Abschnitts, der die Mahnahmen über die V e.
schlagnahme von Gold und gegen die Speku-
lation enthält, gab der Kammerpräsident bekannt, daß
aus Vorschlag einiger Abgeordneter der Volksfront die
nächsten Artikel der Regierungsvorlagc, die ursprünglich
die Vestimmungen über die gleitendeLohnskala
enthielten, durch einen neuenWortlaut er-
seht werden sollen. Danach soll die Regierung bis zum
31. Dezember 1938 bevollmächtigt werden, aus dem Ver-
ordnungsweg Maßnahmen zur Verhinderung der
Preissteigerung und zur Wahrung der Kaufkraft
des Franken zu tressen.

Hisraus erklärte Ministerpräfident Dlum u. a., die
Kammer könnte die Regierung stürzen,
aber die vollendete Tatsache derAbwertung nicht
mehr ändern. Die Wahlen vom 6. Mai hätten die
Deslationspolitik verurteM.

Die Regierung habs versucht, die französische Wirt-
schast anzukurbeln und sich mit einem Ausruf an das ge-
hortete Kapital gewandt, ohne jedoch Crfolg zu haben.
Immerhin hätten sich Ende August Anzeichen sür eine
Belebung der Wirtschaft geltend gemacht. Diese Cntwick-
lung sei aber untsrbrochon worden, da gewisse aus-
wärtige Creignisse das Land mit Sorgen er-
füllt haben. Vlum nannte in diesem Zusammenhang die
Creigniffs in Spanien, die Cinführung der zweijäh-
rigen Dienstzeit in Deutschland, die Notwen-
digkeit eines verstärkien Rüstungsprogramms in
Frankrsich und die Verbreitung einer Angstpsychose
in Frankreich. Alles diss habe dis normale Cntwicklung
gestört. Der Druck auf denFranken habe sich er-
neut verstärkt, und der, Goldabsluß habe einen alar-
misrenden Charakter angenommen.

Cbenso wie der Finanzminister in seinen Ausfüh-
rungen am Montag nachmittag, bestritt Minister-
präsident Vlum in diesem Zusammenhang auf das Ve-
stimmteste, daß die Abwertung etwa ersolgt
wäre, weil das Schahamt keine Mittel mehr zur
Verfügung gehabt habe. Leon Vlum wics die von meh-
reren Rednern erhobene Veschuldigung zurück, daß in der
Politik dsr Regierung Widersprllche festzustellen seien.
Cs sei Pflicht der Regierung gewesen, beizeiten die
notwsndigsn Maßnahmen vorzubereitsn, um
gegebenensalls die Frankenabwertung unter
möglichst geringen Opfern vollzichen zu kön-
nen. Die Regierung habe versucht, alles zu tun, um diese
Operation zu vsrmeidsn.

Die Bedeutung des Abkommens mit Cngland und
Amerika bestehs.in der Verständigung der drei Länder
übsr ihre Friedensaktion. Dis glückliche Durchführung
diesss Äbkommcns habe jedoch den inneren Frieden in
Frankreich zur Voraussetzung. Die Ordnung in
Frankreich dürfe nicht gestört werden.
Die Regierung sei daher entschloffen, die öffentliche Ord-
nung zu schühen aegsn jedes Anterfangsn, das die Sou-
veränität des Volkes oder dis republrkanischsn Cinrich-
tungen beeinträchtigen würde.

Dis F ab r i k b c s e tz u n g en ohne Cntscheidung der
vsrantwortlichen Arbeiterorgane dürften nicht zur
Gewohnhsit werden. Die Vesehungen dsr Fa-
briken dürften und würden nicht andaucrn. Das Ver-
trauen der Arbeiterschaft in dis Regierung der Volks-
sront werde es dieser ersparen, andere Mittel in An-
wendung zu bringcn als die der Versöhnung und Der-
mittlung.

Cin Zwischenruf eines rechtsgerichteten W-
geordneten bezeichnete den Ministerprüsidenten als Herz
des Gewerkschaftsführers Iuhaux, was ihm einen Ord-
nungsruf des Kammerpräsidenten einbrachte.

Der Ministcrpräsidcnt sehts dann die Gründs aus-
einander, dis eine Aenderung des Wortlauts der Ar-

kunsl und Wlssenschast.

sllrausführung von Vurtes Schauspiel .Mensch mit
uns".f Im Rahmsn der Gaukulturwoche fand in
Karlsruhe am gcstrigen Montag, dem Tag des
Theaters, die llraufführung des neuen Schauspiels von
Hermann Vurte „Mensch mit uns" statt. Gau-
leiter und Reichsstatthalter Robert Wagner nahm
zusammen mit vielen führenden Persönlichkeiten aus
Partei, Staat und Wehrmacht an disssr Aufsührung teil,
die eine Umgsstaltung des Siegfriedsstoffes brachte, eine
Neuwsrtung der Heldengsstalt und zugleich ein rcligiöses
Dekenntnis des Dichters. Wir wcrden auf die Auffüh-
rung in der morgigen Ausgabe eingehend zu sprechen
kommen.

sSiegfried Wagner-Ehrung in der neuen Vayreuther
Festhalle.f In Vayreuth gab am Sonntag abcnd
in Anwesenhct von Frau Winnisred Wagner, Minister-
präsident Siegbert, (Zauleiter Wächtler ünd der musik-
liebenden Vevölkcrung der Wagncrstadt das versam-
mclte Fcstspiel-Orcheftcr unter der Stabführung von
Staatsrat Tietjen und unter Vcteiligung bekannter Fest-
spiel-Solisten einen Konzcrtabend zu Chren
SisgfriedWagners, in der am Vortag ein-
geweihten neuen Ludwig-Siegbert-Festhalle.
Zum Vorirag gclangten ausgewählte Stücke aus dem
tondichterischen Schaffen Siegsried Wagners.

sGcheimrat 'Proscffor Dr. Leo Grach,s dcr früherc
Ordinarius der Physik an der Münchener Universität,
beging am 26. September seinen 80. Gcburtstag. Als
Sohn des Historikers Proscffor Dr. Heinrich Graeh, zu
Brcslau geborcn, habilitierte sich Grach in München,
wurde dort 1891 als Nachfolger von Narr ao. Profes-
sor und 1900 Ordinarius sür Physik. Weltbekannt sind
seine Werke „Die Clektrizität und ihre Anwendungen",
das in 2Z Auflagsn erschien, und „Die Atomtheorie".

sProfeffor Dr. H. Krelleri von der Rcchts- und
Wirtschastswiffenschaftlichen Fakultät der Aniversität
Tübingen erhielt einen Ruf an die Universität
Leipzig. Krellers Arbeitsgebiete sind insbesondere
antike Rechtsgeschichte und Arbeitsrecht.

sDas Eberhard-Ludwig.Gymnasium in Stuttgart.f
das auch von dem Dichtsr 'Cduard Mörike, dem Philo-
sophen Hegel und dem Verleger Cotta besucht worden
ist, seiert in diesen Tagen scin 2Z0jäbriges Vcstshen.

sAm zweiten Tag der Grabbe-Woche in Detmoldf
fand am Montagabend im Lippeschsn Landestheater die
Festaufführung des Stadttheaters Bochum mit „N a-
poleon oder di« hundert Tage" unter dem
Intendanten Saladin Schmitt statt. Landeskulturwart
F. Schmidt (Münster) gab den Inhalt eines Danktele-
gramms des Führers aus das Treuegelöbnis der Ta-
gungstsilnehmer bekannt.

sAuszeichnung sür einen deutschen Oricntalistcn.f
Dem Tübinger Orientalisten Christian Rempis wurde
von dcm Obcrsten Rat des iranischen Kultusministeriums
sür seine Aebersehung der Dierzeiler des perstschen Dich-
ters Omar Lhaijam die zwcitc Klaffe des Ordcns
Clmi für Wisscnschast verlichen. Omar
Chajjam, dcr von 1070—1123 lcbte, war ein bedeuten-
der iranischer Mathematiker und Astronom und zuglcich
ocr geseierte Dichter von Sinngedichtcn, deffen Ruhm
durch seine etwa scchshundert Vierzeilcr bis ins Abend-
lanr gedrungen ist.

tikel 14 und folgende erforderlich machen. In seiner bis-
herigen Fassung (gleitende Lvhnskala erwecke
Artikel 14 den Cindruck, als werde ' die Frankenabwer-
tung eine Preissteigerung hervorrufen. Theoretisch dürfte
die Frankenabwertung nur auf Preise der Cinfuhr-
waren zurückwirkcrü Die Rcgierung sci mit der von

den Abgeordneten der Volksfront vorgeschlagenen neuen
Fäffung einverstanden, die ihr eine Waffe zur Vekämp-
fung der Preissteigerung in die Hand gebe.

Der abgeänderte Artikel 14 wurde darauf-
hin von der Kammer angenommen.

Die Sihung dauert an.


HillSOjsche RegimWttliliir«»!.

Warnung vor Preistreiberei und Hamstern.

Den Haag, 28. September. Der holländische Mi-
nisterpräsident teilte in einer mit größter Span-
nung erwarteten Rundfunkrede am Montagfrüh
mit, daß sich die holländische Regierung gezwungen sehe,
den Gulden abzuwerten. Cin Gesehcsvorschlag über die
Schaffung eines Währungsausgleichsfonds
von 300 Millionen Gulden, wie cr in den meisten Staa-
ten, die abgewcrtet hätten, gleichfalls bestche, sei dem
Parlament bcreits zugeleitct worden.

Der Ministerpräsident betonte nachdrücklich, daß die
holländische Regierung mit schwerem Herzen zur
Aufgabe dcs Goldstandards geschritten sei.
Sie sei jedoch zu diesem Schritt gezwungen worden, da
sonst die Gesahr nahegelegcn hätte, daß der Gulden zum
Spielball der internationalen Spekulation geworden
wäre. Cine weitere Aufrechterhaltunq des Goldstandards
hätte die rigorose Anwendunq der Diskontschraube nach
sich ziehen müffen, was der Wirtschaft neue schwsre Op-
fer auferlegt hätte.

Crst der Cntschluß der Schweizer Regierung, den
Frankcn abzuwerten, habe Holland veranlaßt, ein Glci-
ches zu tun. Cr rschns damit, daß eins gewisse Preis-
steigerung der ausländischen Güter ein-
treten werde. Dies gslte jedoch nicht hinsichtlich der in-
ländischen Waren. Cr fordere die holländische Bevölke-
rung auf, ruhig zu bleiben, dann werde auch dieser
schwere Schock übsrwundcn werden können. Nachdrücklich
warnte der Ministsrpräsident vor Hamstern und
unberechtigter Preistreiberei. Die Regierung
werde jedem Preiswucher mit allen ihr zur Versüqung
stehenden Mitteln aufs Strengste entgegcntreten. Äebcr
dieHöhe derAbwertuna könnten vorläusig noch
ksine Mittcilungen gemacht werdcn.

»Mittltte Lösllng" ill der Schweiz.

Vern, 28. September. Die Crklärung, die der
Bundesrat der am Montag nachmittag Msammen-
getretenen Vundesversammlunq über die Abwertung mit-
teilte, lehnt sich eng an die Äusführungen an, die Vun-
despräsident Meyer bereits am Sonntag mittaq machts.
Der Vundesrat erklärt, daß eins sosortiqe und endgül-
tige Vindung an das Gold im Hinblick äus die Ungeklärt-
heit der Währungsmaßnahmen der weltwirtschaftlich
maßgebenden Länder nicht angszeigt erscheine. Auf der
anderen Seite könne auch nicht bedingungsloser Anschluß
an das englische Pfund befürwortet werden, die die
Stabilität dieser WLHrung noch nicht endgültig gesichsrt
sei. Cs wurde deshalb eine mittlere Lösung ge-
sucht, die unter Vermeidung einer endgül-
tigen Stabilisierung doch «ine klare Richt-
linie für die künstige Währungspolitik ergibt. Wenn
im Vundesratsbeschluß von einer 2lbwertung von unge-
fähr 30 Prozent gesprochen wird, so ist daniit auch eine
Anglcichung der Schweizer Währung an die bciden
Weltwührungen Pfund und Dollar beabsichtiqt. Ir-
gendwelche weiteren Mahnahmen, ctwa zur Cinschrän-
kung und lleberwachung dcs Gold- und Devisenverkehrs
seiest nicht ergriffen wörden.

Italienische Vörse geschloffen.

Mailand, 28. September. Durch eincn Crlaß wur-
den sömtliche italienischen Vörsen für die Zeit
vom 28. bis 30. September geschlosssn.

Cs gchen Gerüchte um, daß auch Italien ab-
werten wolle, doch wird demgegenüber halbamtlich er-

klärt, daß Italien zwar Maßnahmen trefsen werde, aber
wohl solche anderer Art. (Aehnliche Meldungen, die
noch unbestimmt sind, liegen aus drag vor. Rumä-
nien dagegen erklärte ebenso wie Bulgarien, daß
es nicht abwerten werde.)

Auch Lettland wertet ab.

Niga, 28. September. Die lettische Regierung be-
schloß die Wisderanpaffunq des Lat an dasPfund
Sterlinq, und zwar auf der Basis des Wechselkur-
sss von 19Z1 (vor der Abwertung des Psundes), also
von damals 25,22 Lat für ein Psstnd Sterling. Das be-
deutet bei einer Notierung von 14,87 Lat sür ein Pa-
pierpfund Cnde letzter Woche eine Abwertung von
rund 40 Prozent.

Polen behält dcn Zlotykurs aufrccht.

Warschau, 27. September. Zur Abwertung des sran-
zösischsn Franken bemerkt die halbamtliche Nachrichten-
agentur „Iskra", aus die polnischen Valutaverhältniffe
könne dieFrankensendung keinen Cinsluß
haben. Die sinanzielle Lags Polens sei in der letzten Zeit
durch das Anwachsen des Goldvorrates in dsr Bank von
Polen und durch die Beruhiqung des privaten Geld- und
Krsditmarktes infolge des Glerchgewichts des Staats-
haushalts gefestigt worden. Die polnische Rsgierung
ftehe weiterhin mit aller Cntschiedcnheit auf dem Stand-
punkt, den bisherigen Zloty-Kurs aufrechtzu-
e r h a l t c n.

MlM«tt Aügtlss Ms dlis Psmld.

Sensationelle Mitteilungen des amerikanischen
Finanzministers.

Washington, 26. Septcmber. Finanzminister Mor-
genthau teilte in einer Sonder-Preffekonferenz mit,
daß die sowjetrussische Staatsbank nach dem
Äbschluß des Äbwertungsabkommens zwischsn den Ver-
einigten Staaten, England und Frankreich 1 Million
PfundSterlingauf denMarkt geworfen
habe, umdie Währungsstabilisierunq zu
verhindern. Der Erfolg dieses Manövers sei der
gestrige KurssturzdesPfundes von 202 auf 491
gegenüber dem Dollar gewesen. Morgenthau erklärte wei-
ter, daß er den Stabilisierungsfonds der Vereinigten
Staaten dazu benutzt hcrbe, um die auf den Markt gewor-
fenen Goldpfunde aufzukaufen, um so ein weite »
res Abgleiten des Pfundes zu verhindern.

Der Finanzminister stellt fest, daß das sowietrussische
Vorge'hen der einzige Fall sei, datz eine Regierung,
eine Bank oder eine Einzelperson versucht habe, auf künst-
lichem Weg den ausländischen Geldmarkt in den Vereinig-
ten Staaten zu beeinflussen. Er hoffe, datz dies nicht
wieder vorkomme und datz kein Land mehr den Versuch
machen werde, unangemessene Valuta vorteile
zu erlangen, um hierdurch das Bestreben nach Stabi -
lisierung der Wirtschaftsverhältnisse zu behin-
dern. Er werdc den Stäbilisierungsfonds bis zum
äutzersten benutzen, um Francs, Dollar und Pfund zu
stäbilisieren.

Staatssekretär Hull sprach die Ueberzeugung aus,
datz die angestrebte Stabilisierung die grundlegende Srho-
lung der amerikanischen Wirtschaft fördern werde.

*

Die Sowjetregierung sqgt in einer Er-
klärung hierzu, es habe sich nicht um eine politische,
sondern um eine rein geschäfiliche Maßnahme
der Staatsbank gehandelt. Die Tatsache felbst stellt sie
nicht in Abrede.

Srrlstte öer AlrazarSelben nicht lehr groß.

BMge A««MtMeMimg tn MaW?

Me PtttMer des Miizlir.

Wie sie befreit wurden.

Paris, 28. Scptember. Ueber die Cinnahme der
Stadt Toledo und die Vefreiung der Kadettcn des Alca-
zar burch r>ie nationalen Truppsn msldet der Havas-
Sonderberichterstatter aus Toledo u. a.:

Die Spihe der nationalen Streit-
kräfte erschien am Sonntagmittag unmittelbar vor der
Stadt. Der Kommandant Muzzim überstisg als Crster
mit etwa 20 Mann dcn Mauerring. Um 13.30 llhr war
nach hcftigen Straßenkämpfen dic Stadtmittc erreicht.

Äls die im Alcazar eingeschloffenen Kadetten
das Herannahsn ihrer Vesreier bemcrkten, machten sie
einen Ausfall. Die Herstellung der Verbindung
zwischen den Truppen Francos und dcn Kadcttcn löstc
einen Freudentaumel aus. Die Anisormen zer-
riffen, die Gesichter hohlwangig, so kamcn die tapfercn
Verteidiger des Alcazar aus den Trümmern der Festung.
Sogar die Verwundeten schleppten sich
ins Freie und riefen ohne Anterlaß: „Cs lebe Spa-
nien!" Die ebenfalls aus den Gewölben besreiten
Frauen knietsn nieder, bekreuzigten sich und weintsn
vor Freude.

Die Stadt, in der sich zahlreiche Wafsenfabriken
besinden, selbst soll nicht sehr beschädigt ssin
mit Ausnahme des Alcazar und der Amgegend der
Kathedrale, die absr selbst nicht gelitten hat.

Das Gros der nationalisttschen Truppen zieht am
Montag in Toledo ein.

Die roten Truppen hatten kurz vor demCin-
treffen der Nationalisten noch einmal versucht,
den Alcazar durch neue Sprcngungen zu erobern.
Dis Sprengungen hatten aber weit wcniger Wirkung
auf die Belagerten, als man angenommen hattc, denn
als etwa sünshundert Mann gleich darauf zum Angriff
gegen die Ruinen vorgingen, empfing sie abermals hcf-
tiges Fcuer der Vertcidigcr, die zum Teil durch die
Sprengunqcn sogar befseres Schußscld erhalten
hatten. Die Belagsrer entzündeten dann große Crdöl-
menqen. die sie vorher in Löcher nnd' Gcwölberäume
des Älcazars von außen hineingcpumpt hatten, doch
feuerten die Velagerten trotz der ungeheuren Hihe und
der schwarzen Rauchwolken aus ihren versteckten Ma-
schinengcwehrnestern wciter. Der Alcazar war so nicht
zu nehmen angesichts der unerfchütterlichen Verteidigung
durch die Kadcttcn!

Rudols Hetz an die Alcllzsrtzelden.

Ein Glückwunschtelegramm.

München, 28, September. Der Stellvertreter des
Führers, Rudolf Heß, hat namcns der Partei an die
Helden des Alcazar und ihre Vefreier solgendes Tele-
gramm gefandt: „Die nationalsozialistifche Partei

Deutschlands sendet den Helden dcs Alcazar und ihren
Besreiern die herzlichsten Glückwünsche. Rudols H e ß."

öechzeWmidllt befreit.

Die Roten geben Niederlage in Toledo zu.

St. Iean de Luz, 29. September. Die Cinnahme
von Toledo beginnt bereits ihre Nückwirkun-
gen auf die Gesamthaltung der roten Machthaber aus-
zuüben. In einer besonderen Regierungserklä-
rung, die durch den Madrider Sender verbreitet wor-
den ist, geben dieRoten zum crstenmal ihre große
Riederlage in Toledo zu. Allerdings listz sich dieser
Mißerfolg der roten Milizen unmöglich der Madrider
Bevölkerung verbergcn. Die Ansicherheit der Macht-
haber der jpanischen Hauptstadt ergtbt sich auch aus dem
seltsamen Dementi, das dcr Inncnminister — wie berich-

tet — öffentlich im Rundfunksender verlesen hat und aus
dem man erfährt, daß einTeil der rotenNe-
gierungsmitglieder Madrid verlassen
h a t. Sie seien allerdings nicht, wie gewiffe Gerüchte
behaupteten, geflohen — so erklärte der Innenminister
—, sondern sie seien nur an dis verschiedenen Fronten
gereist, um den Widerstand der roten Milizen gegen den
immer stärker werdsnden Druck der nationalen Truppen
zu organisieren.

Aeber dic Cinnahme Toledos werden weiter-
hin weitere Cinzelheiten bekannt. Wie dis natio-
nalen Rundfunksender mittcilen, sind die Truppen des
Gencrals Varela nach einem wohlüberlegten strategischen
Plan vorgegangen. Sie hatten die Stadt völlig umstellt.
Als dann die Fremdenlegionäre zum entscheidenden An-
griff gegen Toledo vorgingsn, fanden fie bei ihrer Auf-
klärungsarbeit nur noch verhältnismäßig schwachs Kräfte
der Roten vor, deren Widerstand schnell ge-
brochen werden konnte.

Die Zahl dcr aus dem Alcazar Befreiten be-
trägt 1600, darunter 850 Kämpfcr, und zwar 500 Ange-
hörigs der Gendarmerie, 150 Offiziere und Kadetten und
200 nationale Freiwillige. Die übrigen 750 waren An-
gehörige der Kämpfer.

Die Verliiste im Mlizar.

80 Tote und 500 Verletzte.

Paris, 29. September. (Cigene Funkmeldung.) Di«
Verluste der Verteidiger des Alcazar sind,
wie ein Sonderberichterstattcr der Agentur Havas aus
Toledo meldet, verhältnismäßig gering. Wäh-
rend ihrer zweimonatigen Velagerung hätten sie 8 0
Tote und ZOOVerletzte gehabt. Die Regis- §
rungstruppen bätten 6000 Granaten, Kaliber 7,5 Zenti.
meter, und 4000 Granaten, Kaliber 15,5 Zentimeter, dar-
unter auch Gasgranaten auf dcn Alcazar abgeschoffen,
außerdem seien drei Minsn von 3000 Kilogramm zur
Explosion gebracht worden. Während der Velagerung
seien zwei Kinder im Alcazar geboren worden.

Amrchifteiirkgilliiilg iii Madrid?

Marsch auf Madrid wird beschleunigt.

Paris, 29. September. (Cigcne Funkmcldung.)
Wieder einmal ist das Gerücht vom Rücktritt Aza-
nas. des Präsidentcn der spanischen Republik, in !lm-
lauf. Der Sender Tcnerisfa gibt cs wieder mit der Ve-
merkung, daß die Anarchisten in Madrid sich an-
schickten, die Regierung zu übernehmen, um
de» Vormarsch des Senerals Franco zum Stehen zu
bringen.

Franco habe erklärt, daß er jeht mit größtmöglichster
Schnelligkeit aus Madrid marschieren werde.

Glliichte Aer Mimfterftiicht.

Inncnminister gibt Abreise einiger Kabinetts-
mitglieder zu.

Paris, 28. Septamber. In ciner Rundsunkansprachc
wandte stch der Inncnminister der Madrrder Regierung
am Montagabend gegen die in der Stadt umlaufenden
Gerüchte, die von einer beabsichtigtcn Flucht des Kabi-

Die StSrde d« Reichsarbeitsdieistes.

Ein Erlaß des Führers.

Verlin, 29. Septembcr. Im Reichsgefetzblatt vom
28. Septembcr 1936 wird einCrlaß desFührers
und Reichskanzlers über die Dauer der Dienstzeit
des Reichsarbeitsdienstes und die Stärke des Reichs-
arbeitsdienstes und des Arbeitsdienstes für die weibliche
Iugend vom 26. September veröffentlicht. Danach be-
trägt in Crgänzung des Reichsarbeitsdienstgesetzes vom
26. Iuni 1935 die Dienstzeit im Reichsarbeitsdienst
für alle arbeitsdienstfähigen Wehrpflichtigen ein hal-
bes Iahr.

Die Stärke des Reichsarbeitsdienstes ist inner-
halb der Zeit vom Oktober 1936 bis Anfang Oktober
1937 auf 230 000 Mann (einschließlich Stammpersonal),
in der Zeit bis Ansang Oktober 1938 auf 275 000 Mann
(sinschließlich Stammpersonal), in der Zeit bis Anfang
Oktober 1939 auf 300 000 Mann (einschließlich Stamm-
personal) zu erhöhen.

Der vorläufig noch auf freiwilligem Cin-
tritt beruhende Arbeitsdienst für die w «ibliche Iu -
gend soll planmäßig zur Vorbereitung dsr Arbeitsdisnst-
Pflicht weiter entwickelt werden. Die Stärke des Ar-
beitsdienstes für die weibliche Iugsnd ist in der Zeit vom
April 1937 bis März 1938 auf 25 000 Arbcitsmaiden
(einschließlich Stammpersonal) zu erhöhen.

netts aus Madrid wiffen wollen. Zu der Abreise einiger
Minister in dis östlichen Provinzen erklärte der Innen-
minister, daß diese bald wisder nach der Hauptstadt zu-
rückkehren würden und daß über ihr Reiseziel und ihre
gesührten Besprechungen wsgen der Wichtigkeit nichts
bskanntgegeben wsrden dürfe.

*

Angrisf der Roten aus Toledo zurückgeschlagen.

Paris, 29. September. (Cigene Funkmeldung.)
Rots Truppen habsn am Montag, wie Havas aus
Toledo msldet, auf die Stadt sinen wilden An-
grifs unternommsn. Dis Marxisten sind jedoch unter
schwsren Vsrlusten zurückgsschlagen worden.

Die Bttsimi-eii des Völkttbmldes.

Der dänischc Außcnminister spricht.

Genf, 28. Sept. Jm Verlaus der Völkerbundsver-
sammlung trat, nachdem in einer früheren Sitzung
der sranzösischc Außenminister in der üblichcn
Form die französtsche Stellungnahme dargelegt und
die bekannten Klagen (auch gegen Deutschland) vorge-
bracht hatte, der dänische Außenminister
Munch für die Z u s a m me n a r b e i t der euro-
päischen Staaten in der gleichen internationalen Or-
ganisation ein. Wenn die geplanten Verhandlun-
gen der Westmächte zum Ziel führten, würden
der Rat und dann die Versammlung die Folgen zu prü-
fen haben, die sich daraus für den Völkerbund ergeben.
Jm Fall eines Scheiterns der Verhandlungen werde es
notwendig sein, daß der Rat im Namen des Völker-
bunds trotz aller Schwierigkeiten noch einmal eine
Anstrengung unternehme, um eine Verständigung her-
beizuführen.

Hinsichtlich der Abrüstung stellte der Redncr
fest, daß ein ernstes Hindernis für die Rüstungsl en-
zung durch die Lösung der Gleichbere^ti-
gungsfrage weggefallen sei. Seit 1920 habe eine
Schwierigkeit alle anderen beherrscht: einige Staaten
hätten hartnäckig an der durch die Friedensverträge
geschaffene Ungleichheit der Rüstungen sestgehalten,
während andere ebenso entschieden Gleichheit verlang-
ten. Das sei der wirkliche Grund für den Mißcrfolg
des Völkerbunds gewesen. Der dänische Außenmini-
ster setzte sich züm Schluß stark für die moralische
Abrüstung ein, die keine Utopie bleibe, wenn die
geistigen Führer der Nationen für Etntracht und Zu-
fammenarbeit wirkten.

f klsnciox

Der GPN-C-cs «dlleseKt!

Wechsel im Jnnrnkommissariat.

Moskau, 28. September. Amtlich wird eine Verord-
nung des Präsidiums des zentralen Vollzugsausschusses
bekanntgegeben, nach der der bisherige Leiter im
Jnnenkommissariat, der vormaligen GPU.,
Iagoda, sowie der Volkskommiffar für Post und Tele-
graphie Rhkow ihrer Aemter entsetzt werden.
Jogoda wird an Stelle von Rhkow zum Volkskommiffar
für Post und Telegraphie bestimmt, während an seiner
Stelle zum Jnnenkommissar und Chef der GPU. der bis»
herige Parteisekretär Jeschow ernannt wird.

Der neue GPU.-Cbef und Jnnenkommiffar Ieschow
ist als einer der nächsten und engsten Mitarbeiter StalinS
bekannt. Aus Arbeiterkreisen hervorgegangen, war er be-
reits 1929 stellvertretender Landwirtschaftskommiffar und
wurde anschließend zum Mitglied des zentralen Vollzugs-
ausschusses und sodann zum Vorsitzenden des Partei-
kontrollausschnsses ernannt. Er gehört dem Politbüro
sowie sämtlichen führenden Jnstanzen der Partei und des
ItaateS an und genießt den Ruf, ein rücksichtsloser Ver-
fechter der Stalinschen palitischen Linie zu sein.

Französisch-englische Konserenzpläne.

Paris, 29. September. (Cigene Funkmeldung.)
„Ccho de Parts", „Oeuvre" und andere Blätter mslden
aus Genf, datz ein französisch -snglischer Vorschlag zur
Veseitigung dcr Zollkontingente und der
Währungskontrolle vvrbercitet werde. Nach
dem „Oeuvre" wird Ministerpräsident Dlum Cnde der
Woche in Gens den Zusammentritt einer Konferenz
in Vasel vorschlagen. Der Außcnpolitiker des „Ccho
de Paris" glaubt zu wiffcn, datz Eden und Delbos der
Völkcrbundsversammlung einen solchen Cntschließungs-
«ntwurf unterbreiten werdsn. Vereits jetzt dürften mit
London, Paris und Washington entsprechende Verhand-
siingen' gcführt werden.

^kfttschtt Reich.

Reichsmiu.ster Dr. Goebbels reiste am Montag wie-
dsr gemeinsam mit seiner Vattin und feiner Begleitung
in 2Ithen ab. Der Mschied war sehr herzlich. Er
nahm in Saloniki eine Zwischenlandung vor, um die
dortige deutsche Kolonie zu begrühen. Eine mehrstün-
dige Zwischenlandung in Budapest fvlgte
dann, wo der Minister vom ungarischen Kultusminister
Homan empfangen wurde. Dr. Goebbels besuchte u.
a- die deutsche Schule, wo sich die deutsche Kolonie voll"
zählig eingefunden hatte. Kurz nach 16 Llhr erfolgte
dann der Weiterflug und gegen 19.30 Llhr traf ö«r
Reichsminister auf dem Flugplatz Tempelhof wtcöcr
ein.

Anläßlich der Hundertjahrfeier der Kaiserswerther
Diakoniffenanstalt hat der Führer und Reichskanzlsr
folgendes Tclegramm gcsandt: „Dcn Teilnehnwrn an
der Feier des hundertjähriaen Vestchcns der Kaiscrswe^
ther Diakoniffenanstalt dankc ich sür die mir telearaphllch
übermittelten Grüßc, die ich mit meinen besten Wünichen
sür eine weiteres ersolgreiches Wirken im Dienst der
Nüchstenliebe herzlich erwidere. Adols Hitler."
 
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