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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger

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^195

Druck und Berlag von Friebrich Schulzem Heidelberg.
Schristleitung: Hauptstraße 23 Fernsprecher-S.-A. 7351—53.

Freitag, 21. August

Hauptgeschäftsstelle Hauptstraße 23, Fernsprecher-S.-A 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgasie 1.

1936

Ier rote Mord.

schliinmer lauten die Mcldungcn aus Spa-
^ Schreckensregiment der Linken. Cin mit
^hoit Vhantasie ausgestattctcr Stratzenpöbel wie-
dort diesen Tagen die Vlutorgien, die überall

°»rt g.- . ^msen rr.ac
>ür wcrdcn, wo der Bolschewismus seine Zeit

zich^Eommen - i - . , .

Nach Parole der Moskauer Drahb
Spanicn das seit langem unter der

schwelende Feuer empor. Während sich ein
lt gegen Terror und Llntergang ausbäumt,

?m> ^ ihren Atem an.

' mar es nur ein gcwisies Intcresie für die
^aqe -,„,"9 der spanischen Angelcgenheit. Die folgenden
^hraer^- "M jcdoch, daß die Vedcutung des spanischen
ginq ^wgcs weit über dcn engcren Rahmen hinaus-
^tleid auch Angehörige srcmder Nationcn in

-ft gezogcn wurden. Hcute läßt ein vor
iiber Erstarrtcs Curopa Preffe- und Funkberichte
heitea j^^^ehen, und stündlich steigern sich die Gemein-
^^mkciten und Fcighciten, die vom Volschc-
Airgaa ^''hbt werden. Geiselmorde — Kindern die

stsrg _ausgestochen — Schändung von Ordensschwe-

gase gekreuzigt und mit Vcnzin übergosicn — Gifb

»ie ^ationalistcn — Gefangene mit Dynamit in

s«N -...-^^esprengt — auf Schisscn versenkt — zu Hau-
^erich<^""?.engcschosien — so heißen die Schlagzeilen der
^kidis^, ^ "ber dcn Bürgcrkrieg in Spanien meldcn.
^kercha kschewistische Menschen verbrannten Anders-

^atsasss" revenvigem Leib, — man muß sich diese
^Ae rmmcr wieder vor Augen halten!

^hanica R u ß l a n d s asskzielle Beteiligung in

^kqvn«" Ems ist bisher der Oessentlichkeit weniger
^efebls ^ewesen, bis es jetzt durch die sowjetrussischen
»Ttz, vor allem durch die Rundsunkanwcisung

^Urde Priester" jedermann osfenbar

gieruns, ^ es ist natürlich nicht Sowjetrußlands Re-
cn"' k>ie da tätig ist, sondern es sind immer, so sagt
Honih^ivürfe hin die Moskauer Rcgicrung, „nur die

x» .—» , dic ja mit der Regierung idcntisch sind.
ber ss^.aktive Mithilfe dcr Komintern bci
Koa,j7,an>sche» Volkssront wurde bcreits auf dcm lehten
u>alz jMrakongrcß in Moskau beschlosien. Schon da-
" k>ie erstcn Goldsendungen an den spanischen
^>lliy, '"^ährcr Diaz gemacht, und mit hilsc diescr

vom Februar zu>
der revolutionären

stans! o»cn kam der Volksfrontsieg
En.sch' . Tainit war die erste Phase
m>cklung in Spanien erreicht.

rwcite chuchs unmittclbar daraus hcraus.
^ascrreicht wcrdcn durch eine genügende
^nnk ,c>»5 S der Kommunistcn. Schon

»Sss ^ - — - - -

.. - ,- Sie

crreicht werdcn durch eine genügende Ve-
, g der K om m u n i st c n. Schon bcim Auf-
Vt cv, " hattc Moskau Wasscn nach Spanien gclie-
Aie " wurde diese untcrirdische Tätigkcit verstärkt.
Mqdyj>"h^t sehte sich die Komintern nichl dirckt mit
ligNcj., . w Verbindung. Zu diesem Zweck hatte man
die kommunistische Organisation der Mopr
^Nge^ Zn a ti o n a le Rote Hilse) gcschaffen, die in
die aiw' 'ehungcn zur 2. Internationale stcht. Sie und
n q i. ^te Organisation, Mejrabpom (I n t e r n a t i'o-
8Ung "knbeiterhilfe) schten alle Mittel in Vewe-
8ültig "w dic spanischcn Arbcitcr für die kommcnde, end-
bildejs -^b.olution zu bewafsncn und militürisch auszu-
Nerql Mittcn in dicsc Arbeit ficl die Crhcbung Ge-
-.»rancos.

?krqßb, dem Dorsih von Vucharin befaßte sich in
schen sine Sitzung dcr Komintern mit dcn spani-
3e»tr ^'8nisicn. Sie bcschloß, die Komintcrn-
ziern^/nle Paris mit dcr Durchführung der Finan-

len^8 dcs spanischen Widerstandes gcgcn die Re'bcl

^°Uii

det^teten

seit ge-


euen. In dieser Zentrale arbeitete
3eit der Straßenkampf-Spezialist
n t, der die in Paris und Frankreich ansässigen,
unn ^ spunischen Kommunisten militärisch ausbil-
^ckssnet dann auf besonderen Dampfern schwer be-
Echlst? chach Spanien zurückbeförderte. Für den lehten
Etgl/n der militärischen Ausbildung sorgten zwei
dingg , hffiziere der Roten Armee. Um aller-
schwz^.^we internationalen Verwicklungen herauszube-
bbets^n, haben diese beiden Offiziere die Grenze nicht
8ekeh„ ttten, sondern sind in Zivil nach Paris zurück-
krf^ ' Dagegen stnd die berüchtigten Bürger-
bl„tia, >"strukteure Veria, bekannt aus den
der Kaukasuskämpfen, Klimow vom Geheimdienst
kntern und Tikonow, aus den mandschurischen
kuinps.?, bckannt, mit andern „Lehrern der Straßen-
^niversitäten" in Paris nach Spanien gegangen,
D«r, skmow in der Gegcnd v5n San Eebastian,
^eitrtr ^«rcclona und Tikonow in Madrid aktiv

ein jst außer Dürgcrkriegsspezialist glcichzeitig

der e>„wer Freund und Mitarbciter dcs Vorsihenden
slangks ernationalcn Gottlosenverbändc Iaro-
verschj . 3n seincnr Auftrag und in Vcrbindung mit dcn
losrnAbenen Landcsvcrbän'den wurden in Spanicn Gott-
ield, ^ees geschafsen, die dcn Vernichtungs-
lichrrOLS qegcn Klöstcr und Kirchen mit unbeschrcib-
hat i, wrausamkcit sührcn. Die Regierung in Madrid
stisch.^eitz alle Funktionen an die örtlichen anarchi-
leq ^ Revolutionskomitces abgcgeben, die den Vcfeh-
3eq v' Rtadrid nicht gehorchen, sondcrn dic Anwcisun-
störnnO^ russischcn Sowjctagcntcn mit beispiclloser Zcr-
"Sswut ausführen.

Paris diescr aktiven Veihilse hat die Komintern
der ""ch für die sinanzielle Unterstühung
wied^anischcn Volkssrontisten Sorge getragen. Cs ist
R)gh.,8ult bckannt gcworden, daß 'Goldtransporte von
Ausq-'h Uqch Paris gingen. Dicse Goldmcngen sind im
stairiw^ ber spanischcn Notenbank nicht aufgcführt. Sie
^o>v? ""ch nicht aus Spanicn, sondern ans der
beftz^tz > r t u n i on. Sie wurdcn zucrst nach Madrid
^Uq „„„ dort mit spanischen Regicrungsflug-

ersghU Uach Paris gebracht zu wcrdcn, damit man nicht
die ^loll, daß für dic umfangreichcn Wafsenkäuse,
Versj.h brankreich gctätigt wcrden, russischcs Geld zur
trole„8ung stehr. Äußerdcm erhicltcn die russischen Pe-
8envm^8entcn Rabavol und Wassileff Auftrag, die cin-
der MUienen Gcldcr sür russischc Oelliescrungen
stellc„ ""utern Paris für Spanicn zur Versügung zu

in ^e F^ührer der Komintcrn allerdings
Taktif in Sichcrheit, denn es war noch immer
bciter ,ber russischcn Rcvolutionäre, die vcrhchten Ar-
h>n er?s" k'rn Straßenkampf zu jagcn, um so nach außen
ullein öu können, daß Spanicr dic Rcvolution
Döeite^?^ken, Rußland zeige nur seine „Sympathie".

si^.wun man die Heuchclei nicht treiben.
io hat ^ie Sowjctrußland im Fall Spanien arbeitet,
der„ - seine Wühlarbeit auch in anderen Län-
"eben ^ang. In Skandinavicn wirkt Trohki, und
^roz^ Tschechoslowakei soll nach den Plänen
Anqr «un auch O e st e r r cich immcr mehr zu cincr
bar on "s's des Bolschewismus gegen Mittcleuropa,
Vesterr»!^. 8°gen Deutschland. ausgebaut werden. Von
schewls»!^ ausgehend, über Ungarn, soll dann der Bol-
wus i„ Valkanländcr getragen werden. Aus

DEer Einspruch in Madrib.

Eeine BereAigung auch im Ausiand voll anerkannt.

Zu den blutigen Kämpfen
in Nordostspanien.

Eine Uebersichtskarte zu den
Kämpfen um San Sebastian
und Jrun, die zu den erbit-
tertsten des spanischen Bür-
gerkriegs zählen. Eingezeich-
net sind die einzelnen Forts,
die im Mittelpunkt der
Kämpfe stehen.

(Graphische Werkstätten, K.)


M-cüMO

Schmser deutscher Proteft.

Wegen Durchsuchung des Dampfers „Kamcrun".

Die deutsche Regierung hat alsbald nach Cin-
tresfen der Nachrichten übcr dcn von dcr spanischcn Re°
gierung geschasscnen Zwischensall mit dcm Dampfer
„Kamcrun" ihrcm Geschäftsträgcr in Madrid telcgraphisch
Weisung gegeben, unverzüglich in schärfstcr Form ge°
gen das v ö l k e r r e ch ts w i d r i g e Vcrhalten
der. spanischen Kriegsschifse Vorstcllungen zu erhe-
bcn und dabei zum Ausdruck zu bringen, daß die deutschc
Regierung die spanische Rcgierung für alle Folgen
verantwortlich machen wird, die sich aus der Wie-
derholung ähnlicher Vorfälle ergeben könnten.

Der deutsche Geschäftsträger ist zugleich angewicsen
worden, die spanische Regicrung davon in Kcnntnis zu
sehen, daß die deutschen Kriegsschisse Ve-
sehl erhalten haben, die deutschen Schifse vor ähn-
lichen völkerrechtswidrigen Uebergrissen außerhalb der
spanischen Hohcitszone mit allen Mitteln zu
s ch ü tz e n.

EioeMMiig.

Verlin, 20. August. Der Vefchlshabcr der Linien-
schiffe, dem die zur Hilseleistung in die spanischcn Ge-
wäsier entsandten deutschen Seestrcitkräste untcrstellt
sind, hat an den Chef der spanischen Regie-
rungsflotte aus Grund des Vorgehcns gcgenübcr
dcm dcutschen Dampfer „Kamcrun" folgendes Tele-
gramm gerichtet:

„Nachdem ebcn erst dcr Rechtsbruch gcgcnüber
Sevilla durch „Almirante Valdez" beigelegt ist, hat
Kreuzer „Libcrtad" gcstcrn Nachmittag dcn Damp-
ser „Kamerun" außcrhalb der spanischcn Hohcits-
gewäsier aitf frcier See bcschosien, ins Kielwasier
gezwungen und durch bewasfnete Soldaten unter-
suchen lasien. Dieses Verhalten gcgcnübcr eincm
deutschen Dampfer ist ein Verbrcchcn gegen das
Recht frcier Schifsahrt in offcner Sce. Ich bin
nicht gcwillt, solchc Gcwaltakte zu dnldcn. Ich habc
mcine Seestrcitkräfte angcwicsen, jedsm unbe-
rechtigten Gewaltakt Ihrer Schiffe
mit Gewalt entgegenzutreten."

Kein Kriegsmaterial an Vord der „Kamerun".
Verlin, 20. August. In der Angclegenhcit dcs deut-
schen Dampfers „Kamerun", der, wie berichtct,
außerhalb der Dreimeilcngrenze von spanischen Regie-
rungskriegsschifscn angchaltcn und durchsucht wurde,
wird crgänzcnd mitgctcilt, daß dcr Dampscr kcincr-
lei Krregsmaterial an Vord hatte und daß seine
Papiere vollständig in Ordnung warcn.

Ablösung der deutschen Seestreitkräste.

Berlin, 20. August. llnter Führung des Vefehls-
habers der Aufklärungsstreitkräfte, Konteradmiral Vöhm
auf Kreuzer „Nürnberg", sind am 20. August aus Kiel
und Wilhelmshaven zur Ablösung der bisher in Spa-
nien besindlichen Seestreitkräfte ausgelaufen: Pan-
zerschiff „Admiral Graf Spee", die Kreuzer „Nürnberg"
und „Leipzig", die vierte Torpedobootsflottille mit dcn
Torpedobooten „Greif" und „Falke", und von der drit-
ten Torpedobootsslotille die Torpedoboote „Iaguar" und
»Wolf". _

.Demscher Proteft iii RMd dmchtilft."

So sagt die englische Presie.

wäsier einzumischen, dann werden die dcutschcn Kriegs-
schisse in spanischcn Gewässcrn wahrscheinlich praktischc
Maßnahmcn gegen die betrofsenen Schisfe ergi'eifcn und
sie als Piratcn behandeln. llntcr ähnlichen
llmständen würde Cngland sclbst wahrscheinlich das-
selbe Vorgchcn cinschlagen.

Dic Stcllungnahme der „Times" vcrrät das Be-
mühen, sich aus kcincn Fall gegcn eine dcr beiden Mächte
in Spanien fcstzulegen. Das Vlatt befaßt sich im
wesentlichcn überhaupt nicht mit dem gegebenen Tat-
sachenbestand, nämlich die widerrechtliche Anhaltung der
„Kamcrun". Sie bchandclt ihn als „Zufall", der nicht
dazu führcn dürfe, die grundsähliche Politik der Nicht-
einmischung zu verwischen. Die Bcmühungen um die
Herstcllnng einer gcmcinsamcn Nichtcinmischungspolitik
behielten ihre Vedeutung.

Das Rothermsre-Matt „Daily Mail" dagegen
schreibt, der „Kamerun"-Zwischcnfall habe endgültig bc-
wiescn, was schon lange osfeNsichtlich gewesen sei,' daß
nämlich die seltsame Mischung von Roten, Sozialisten
und Anarchistcn in Madrid die Zügel der Regie-
rung nicht mchr wirklich in der Hand habe.
Die Militürgruppc könne von unwiffendcn und mit Vor-
urtcilcn crfülltcn Lcuten nicht mchr als „aufständisch"
bczeichnct wcrdcn. Die sogen. Madridcr Rcgicrung sci
nichts als cinc mördcrischc'Anarchie, und es sei zw'cifcl-
haft, ob ihrc Strcitkrästc übcrhanpt eincn Anspruch auf
dic Rcchtc dcr kriegführcnden Partci hättcn, da stc
größtentcils nicht von verantwortlichen Offizieren be-
fchligt scicn.

„Daily Cxprcß schrcibt in eincm Lcitaufsah, H it-
ler habe dcr Madrider Regierung erklärt „Hände weg
von dcn dcutschen Schissen". Der Führer habe nich't
die Absicht, irgcndjemand im gegenwärtigen Augen-
blick zu beunruhigen. Obwohl cr an die Madri-
der Regicrung eine scharfc Warnung gcrichtet habe, der
sie Folgc leistcn solltc, habe er allc dcutschcn Schiffe an-
gcwicscn, sich von dcn spanischcn Häscn scrnzuhaltcn,
ivcnn cs sich nicht um die Aufnahmc von deutschen Flücht-
lingcn handle. Fcrner erklärc die dcutschc Regicrung,
datz sich die Warnung auch auf die Schifse der Militär-
gruppe und nicht nur auf dicjenigcn dcr Marxisten be-
ziehe. Kcin deutscher Regierungschef hätte etwas ande-
res tun könncn. Wenn'die spansschcn Marxisten oder
auch die spanischen Nationalisten britischs Schiffe auf
hoher See aushalten und durchsuchen würden, dann
müfle von der britischen Regierung erwartet wer-
den, daß ste nicht mehrnndnicht weniger
tue, als der Führer getan habe, nämlich zu erklä-
ren: „Hände weg von unseren Schiffen."

Pariscr Vlätter zum deutschen Protest.

Paris, 21. August. (Cigcne Funkmeldung.) Die
Blättcr bcschäftigen sich am Frcitag morgen mit den
möglichcn d i p l o m a t i s ch e n Folgen, die die wi-
der'rcchtlichc Durchsuchung dcs dcutschcn Dampfers „Ka-
mcrun" aus hohcr See durch spanischc Kricgsschissc nach
sich zichcn könnte. „Pctit Parisicn" meint, dicser er-
neute Zwischcnsall habe bcrcits cinen sehr ernstcn Cha-
raktcr angenommcn. Cr zcige, wie wcit die Creignisie in
Spanicn bcrcits Curopa in Mitlcidcnschast gczogcn
hättcn. Dcutschland habc abcr durch seine Ankün-
digung bci der spanischcn Rcgierung, diese in ctwa ähn-
lichcn Fällen für alle ctwaigen Folgcn verantwortlich zu
machen, erneut gezeigt, daß cs den Zwischensall
sclbst nicht noch vcrgrößern wolle und
keinc Vergeltungsmaßnahmcn ergrcifen werde. Die deut-
sche Rcgierung'habe sich damit zufriedcn gcgcben, bei
einer Wiederholung solchcr Vcrletzungcn des internatio-
nalen Rechtes der spanischcn Regierüng ernste Folgen
anzukündc». Cs sei zu hoffcn, daß man in Madrid so-
bald wie möglich Verlin gegenübcr eine beruhigende Auf-
klärung geben werde. Der Zwischenfall abcr könne trotz-
dcm ncuc Schwicrigkciten und cine neuc Verzöge-
rung sür de.n Abschluß des Nichtcinmischungs-
paktes nach sich zichen.

„Matin" schrcibt, man habe in Verlin am Donners-
tag abcnd eine gewisie Müßigung scststcllcn können.
Cs sci anzunchmen, daß das Rcich sich sür den Augen-
blick mit scinem Protest in Madrid und mit der Drohung
dcs dculschcn Flottcnchcfs an dcn Kommandanten dcr
spanischcn Regicrungsslotte bcgnügcn werde. Veides
aber sei dazu angctän, jedcn Zwciscl darüber auszuschal-
ten, daß Deutschland eine Wiederholung derartiger
Zwischcnsälle nicht dulden wcrdc.

„Sceräuberhastes Vcrhalten der Madridrr
Marine".

Rom, 20. August. Die dcutsche Cmpörung
übcr die Bcschicßüng und Durchsuchung dcs Flüchtlings-
dampsers „Kamerun" kommt in dlr römischen Mit-
tagpresse am Donnerstag voll zur Geltung und fin-
det'uncingeschränktes Verständnis. „Tevcre" stellt
scinen Bcricht untcr die mchrspaltigc Aebcrschrist „See-
räuberhaftes Verhalten dcr Madridcr Marine". Das
Vlatt hebt als erschwcrcnden Uinstand hervor, daß sich
der Vorfall auherhalb der spanischen Gepäsier ereignet
habe. Die Mittagsausgabe des halbamtlichen „Giornals
d'Italia" betont unter ausführlicher Wiedergabe deut-
scher Zcitungsstimmcn, .daß diese gewalttätige Handlung
eine Vergewaltigung jedes internatio-
nalen Rechtes sei und in den deutschen politischen
Kreisen ebcnso scharfe wie berechtigte Verurteilung finde.

MftlaM imgelmire Wliins.

London, 21. August. (Cig- Funkmeldung.) Der
scharse deutscheProtest in Madrid wegen des
„Kamerun"-Zwischcnsalles wird von amtlichen eng-
lischen Kreisen als durchaus berechtigt aner-
kannt. In London wird dabei betont, daß die Verech-
tigung des Anspruchs der marxistischen Vchörden auf eine
Vlockade gewisier Küstenbezirke, die sich in dcn Händcn
der Militärgruppe befinden, bisher nicht erwicsen sei,
umsoweniger, als die Partcien dcs spanischen Vürger-
kriegs auch von der Madrider Regierung bisher nicht
offiziell als Kriegfllhrende anerkannt sind.

Der Flottenberichterstatter des der englischen Re-
gierung nahestehcnden „Daily Telegraph" kennzeichnet
die Lage wie folgt: Deutschland ist in seinem Rccht, in-
dem es bei der Madrider Regierung energisch wegcn der
Kamerun-Angelegenheit protestiert hat. Durch die Delä-
stigung des dcutschen Schiffes in sieben Meilcn Cntfcr-
nüng von der spanischcn Küste haben die Rcgicrungs-
kriegsschiffe einen flagranten Vruch des Vol-
kerrechts begangen. Wenn es zu irgend cincm wci-
teren Versuch spanischer Kricgsschiffe kommen sollte, stch
in deutsche Schiffahrt außerhalb der territorialen Ge-

einwandfreien Verichten geht eindeutig hervor, daß^dic
Wiener Sowjetgesandtschast unter dcm Schutz rhrer
Cxterritorialität die österrcichjschcn Koinniunistcn mit
Direktiven und Gcld aus Moskau versicht und gn der
Durchführung kvmmunistischcr Aktionen in Ocstcrrcich und
seinen Nachbarländcrn maßgebend betciligt ist-

Die Sowjetgesandtschaft i» Aruguay war die

Komintern-Zenträle Moskaus fgr Südamcrika. Die

Wiener Sowjetgesandtschaft ist dic Hauptzcntrale dcr

Komintern für die Länder Oesterrcich, Dcutschland, Un-
garn, Italien und den Valkan. Unterstüht in fciner
revolutionären Arbeit wird der Sowjetgesandte Lorenz
in erster Linie von sciuem Legationsrat, dem 3uden
Podolski, einem „bewährten" Komintern-Agenten. Die
Tatsache wird inimcr wcniger bcstrittcn: jede diploma-
tische Sowjetvertrctung in einem Lande — cine ver-
kappte Kominternzentrale. Wie lange noch werden stch
das die betrofsenen Staaten bieten lasien?

Nehmen wir dazu noch die riesige Rüftung

-Mßw alS stde andere Amm der We».
Nie BedrahW der Welt.

Durch den Ossensivcharakter dcs Rnsienhccrcs.

Moskau, 20. August. Nachdem die Sowjetrcgierung
erst in der vergangencn Woche durch ihren Veschluß, das
Aushebungsaltcr von 21 aus 19 Iahre herabzusctzcn, den
Willcn zu einer ungcheucrlichen Ausrüstung bekundct
hat, sand am Dienstag in der ganzen Sowjetunion ein
sogenannter „Tag der Aviatik" statt, der cbcnsalls aus-
schließlich im Zcichen der militärischen Rüstungen stand.
Der Sowjetbcvölkcrung wurde an dicsem Tag dic kri e-
gerische Macht der Sowjetluftflotte vorge-
sührt, und die Preffe bcgleitctc dicse Veranstaltungen
mit Kommcntaren, in dcnen immcr wicdcr die Notwcndig-
keit neuer Rüstungcn hervorgehoben wurde, „um den
Frieden der Welt gegen die saschistischcn Ruhestörcr zu
verteidigen". Dcn Flugvorsührungcn in Moskau wohn-
ten u. a. auch eine Abordnung sranzösischer

Sowjctrußlands, seine Crhöhung des Friedens-
hceres auf zwei Millioncn Mann sür 1936/37, scine Ka-
sernenbauten in Westrußland, die ungcheure Verstärkung
der Luftwafse cinschließlich Fallschirmabteilungen, die
dauernde Vcrbcsierung dcr Motorisierung dcs Heeres,
die artilleristische Modcrnisierung, so sehcn wir, daß
Rußland sich rüstct, nicht nur an vcrcinzeltcn Stellcn
das Crbe anzutrcten, sondern den Dolschewismus mit
Feucr, Mord nnd Schwcrt in dcr Welt auszubrciten.
Cs sieht seine Saat ausgehen und glaubt bestimmter als
je zuvor, in der Weltrevolution die große Crnte
haltcn zu können. Wenü sie kommt, dann soll scin modcr-
nes Heer auch anderwärts schncll eingreifcn und den
Rest vcs Amsturzes besorgcn könncn.

Wir habcn den Volschewismus durchschaut und
wisien aus Crfahrung scine Zicle. Wcrden es auch die
anderen crkcnnen? Werden sic vor allcm rcchtzeitig
Maßnahmcn dagegen treffen? Die Gefahr ist größer
denn je! ^

" - AuSgerüslrl mil mMraften Mfttela.

Flugzeugindustrieller und Flugzcugkonstruk-
tcure bei. Die Franzosen sollcn sich dabci schr lobend
über die sowjetrusiischen Rüstungcn in dcr Lust ausge-
sprochen haben.

Vcide Maßnahmen, die Hcrabsetzung dcs Dienst-
altsrs beim Militär und der Flugtag, stellen Crscheinun-
gcn eincs u»d dcssclbcn Geistcs, dcr Crhöhung der
sowjctrusiischcn O s f c n s i v r ü st u n g e n mit allen
Mitteln dar. 'Die partciamtliche „Prawda" schrcibt
dazu, die Rote Armcc stclle heute schon cinc Macht dar,
die jede andcrc Kricgsmacht dcr Wclt übcrtrcffe. In dcr
Tat ist die von Kricqskonimissar Woroschilow gcfordcrte
Militarisicrung dcr Psychc dcr Sowjctbevölkcrung schon
außcrordcntlich wcit sortgcschrittcn. Durch dic im Vor-
mhr durchgcführte Hecrcsrcsorm bcstcht die Rote
Armee hcutc schon beinahe zu vicrFünstel
aus langdicnendcn Soldaten. Die Stärke
dcr Armce wird durch dic Hcrabsctzung dcs Cinberu-
fungsaltcrs in den nächstcn vicr Iahren bis auf 50 Pro-
zcnt crtzöht und crrcicht damit eine Cffektivstärke
von r u n d z w ei Ntillionen Mann. An aus-
gcbildctcn Rcscrvcn bcsitzt dic Rotc Armee nach den
neuestcn Angabcn 10,5 bis ll Millioncn Mann, nicht
gcrcchtnct dic .zahircichcii Sowjctbürgcr männlichcn und
wciblichcn Gcichlcchts, die durch dcn Ossoaviachim
ausgcbildct wurdcn. Diesc Organisation zählt gcgcnwär-
tiq übcr 13 Riillioncn Mann. Sic hat im Laus dcr lctz-
tcn drei Iahre 700 000 Schühcn, 500 000 Flugabwehr-
0.00 Fallschirmabsprinqcr, 900 000 Fahrer,
140 000 Glcitslicgcr ausgebildct. Sic besitzt 1500 Flicger-
schulen 72 Ossizicrsschülcn, 2500 Kavallcristcnvcrbände
usw. usw.

Der sowjetrussische Militärhaushalt beträgt
14,7 Milliarden Rubel, cin Vetrag, dcr dcm gesamten
französtschen Staatshaushalt entspricht. Kürzlich rühmte
sich die Sowjetpresie, daß die Note Armee auf dcm
Gcbiet dcr Motorisierung alle anderen
Armeenweit hintersichgelassen habe. Sie
versügt hcute übcr mindcstcns 4700 einsatzbercite Flug-
zcuge, etwa 8000 Kampfwagcn und ungcfähr 7000 Ge-
schütze aller Kaliber, sowie übcr 800 Minenwerfer und
32 000 leichte und schwere Maschinengewehre. Diafe
 
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