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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Freitag, 25. September

Hauptgeschästsstelle Hauptstraße 23, Fernjprecher-S.-A. 7351—53.

1936

Die Noten Mnen Staudümme.

Sm öen Bommsch der Rattonalen ausruhaNen.

Ser Km?s «m Aledi.

Verzweislungsakt der Marxisten in Toledo.

Paris, 24. September. Aus Madrid wird ein Ver
i s l u n g s a k t gcmcldct, der den auf Toledo mar-
lAierendcn nationalistischen Mteilungcn den Weg ver
sost. Am Mittwoch abend haben die roten Streit
^iiste die Schleusen der Stauwerke des Flusses
iberchc, dcr in den Tajo mündet, geösfnet. Ilnter
^chterlichem Getöse stürzten die zehnMillionen
"Ummeter Wasser in das drei Kilometcr un-
^halh von Talavcra liegende Tal, wo die Nationali-

lien

umfangreiches Kriegsmaterial, vor allem Geschühe,

^iamniengezogcn hatten.

.. Nach der Madrider Mcldung hat man bisher über

Wirkung dieser fast sadistisch anmutenden Matz-
ahmen noch keine Nachricht. Doch hoffen die Ro-
E"' ihre Gegner ersäuft zu haben.

Privatmeldungen besagen, datz die Wassermassen das
pirationsgebiet der nationalistischcn Streitkräfte, die in
.. chtung auf Madrid oder Toledo marschicrcn, wcithin
^arslutet haben. Vesonders vernichtend, so
^hauptet Madrid, seien die Wasser bei Talavcra, Santa
mlla, Quismondo und Maqueda gewesen. Die rasenden
^uten hätten einige Stotztrupps der Aague-Kolonncn,
estehend aus Fremdenlegionären und Mauren, sowic
'hre Ausrüstungsgegenstände und Munition sortge-
lchwemmt. Dcr Plan zur Ocffnung der Schleuse ist be-
reits Mittwoch vormittag in einem Kabinettsrat be-
lch^offen worden, wurde aber noch geheim gehaltcn, da
Lngenieure erst untersuchcn sollten, ob er zu einem Crfolg
luhren merde. Nachdem die Ingenieure die Frage ge-
^uft und günstig darüber nach Madrid berichtet hatten,
urde die Durchführunq befohlen. Vorher bezogen die
cgwrungstruppen, die auf diesem Abschnitt opcrieren,
^chgelegene Stellungen.

Die nationalen Truppcn stehcn vor denToren
un Toledo. Wie weit ihnen nun die Ueberfchwem-
uuingen Hindernifls bereiten, mutz abgewartet werden-

RNlritt des sfmischk« PrWmie«.

Varrio wird Azanas Vertreter.

Paris, 24. September. Der Sendcr Sevilla berich-
et, dah der Präsidcnt der spanischen Republik Azana
lu>n Amt niedergelegt habe. Cr wcrde interimistisch
un Martinez Varrio vcrtreten.

rr rote Fl«gze«i>e abieschiffe«.

Die Veute von süns Tagen.

Saint Iean de Luz, 24. Septcmber. Nach einer von
Militärkommandantur von Burgos bekanntgegebenen
ltteilung soll es den nationalen Truppen gelungen
im Lauf der vergangenen fünf Tage 22 Flug-
^ugx dzr Roten abzuschiehen, während die
iationalen im gleichen Zeitabschnitt nur zwei Apparate
°°"oren hätten.

Aus der gleichen Quelle verlautet, daß die in
" iedo eingeschloffenen nationalen Truppen am MM-
°ch eine» Ausfall gemacht und eine Abteilung roter
^"Nenarbeiter in die Flucht geschlagen hätten.

^ Die nationalen Truppen sollcn den von den Roten
ark befestigten Ort Ituz an der nach Santandcr füh-
^uden Landstratze eingenommen und dabei eine
^ößere Menge Munition und Dynamit erbeutet haben.

späterer Gegcnangriff der Noten sei abgewiesen und
^>e Stellung der Nationalen in Ituz durch Nachschub von
^uuppen befestiat wordcn.

Zu den Kämpfen bei Toledo berichtet der
^undfunksender Vurgos, daß die marxistischen Milizcn
^sucht hättcn, die Vorhutftcllungcn der nationalen
^ruppeu anzugreisen. Die Artillerie der Nationalen
hätte jedoch die Marxisten durch lebhastes Feuer zuriick-
^drängt. Die Roten sollen 70 Tote zurückgelaffen
haben.

*

Die Lage in Madrid wird immer schwieriger.
Liffabon, 25. September. In seiner Rundsunk-
^usprache am Donnerstag abend im Sender Sevilla er-
^ärte General deLlano.die Nationalisten hätten
^u> Donncrstaa Cordoba sowie kleinere Ortschasten
°°seht. DieLage inMadrid wcrde täg ! ich
schwieriger. Der Militärgouverneur von Madrid
hube die Anweisung gegebcn, die Waffervorräte zu er-
^äuzen, damit cin Abschneiden der Wafferzusuhr durch die
g^ationalisten wirkungslos werde. Gensral de Llano sor-
zum lehtenmal alle Spanier im Ausland auf, sich
öUr Nettung des Vaterlandcs zur Verfügung zu stellen.

Die Rotcn vor Hucsca zurückgcdrängt.

Iean de Luz, 25. September. Der vor weniqen Ta-
^u ersolgtcn Cinnahme einer von den Roten besetzten
bprenanstalt in d-r Nähe von Huesca ist jetzt die Cin-
Uahms eines noch wciter von der Stadt entsernt gelege-
^u Schlofles und nach einem neuen Aussall die Bcsahuna
Ortcs Tierzo gelungcn. Die rote Front um
^Uesca ist nunmehr an mchreren Stellcn zurückae-
^ängt und gesprenat, so datz vie unmittelbare
^sahr einer völligen Cinkreisung der Stadt durch die
oten nicht mchr besteht.

Rile Milize« i» denlschen Hiiuser».

Im Heim der Deutschen Schule und der DAF.

Madrid, 24. September. In das Heim der
Dsutschen Arbeitsfront und in die Deutsche
Schule in Madrid drangen rote Milizen gewaltsam
ein, durchsuchten sämtliche Rüume und entwendeten auch
die Akten.

Hiergegen hat der deutsche Geschäftsträger

in Madrid schärfste Verwahrung eingelegt, die Rückgabe
der gestohlenen Sachen sowie Garantie für wirksamen
Schuh deutschen Cigentums gefordert.

Der Staatssekretär dss Außcnministeriums hat dar-
aufhin wiedcrholt sein Vedauern ausgcsprochcn, wo-
bei er bestritt, daß die Haussuchungen von den Behörden
veranlatzt worden seien. Außerdem sicherte er erneut den
Schutz deutschen Cigentums sowie die Vsrhaftung der
Schuldigen zu.

Der stllsame MlkertmiMeWuß.

Sle ganze Wel« lsl verivunderl.

Die Ge«ser Ko«iödie.

Der Völkcrbund als Versager.

Das eigentliche Thema der gegenwürtigen Tagung
des Völkerbundes sollte ursprünglich die Völker-
bundsreform sein. Man mußte es jcdoch mal wieder zu-
rückstellen, und die Geschichte des „Völkerbundes" ist um
eine Ausschiebung reichcr, doch picsmal betrisst sie das
cigene Dasein dicser Cinrichtung, denn die zahllosen an-
deren Aufschiebungcn gingcn auf Kosten der Außenstehen-
den, die die Zugehörigkeit zum Bund besatzen und den-
noch ausgeschaltet waren, die zusehsn mußten, wie eine
kleine Clique die quälenden Fragcn Curopas dadurch
löste, datz sie vertagte oder die Veratung verschob...

Gegründet wurde dieser Vund angeblich als ein ge-
rechtes Organ der zugehörigen Völker. Wann aber raffte
er sich auf zu einer einzigen gercchten Tat? Man kaiin
den langen Raum der vergangenen Iahre überblicken, sich
an die endlosen Dcbattcn dcr Abrüstungskonferenz erin-
ncrn, an dcn ckiiiesisch-japanischen Streit, an den Kricg
in der grünen Hölle dcs Gran Chaco (von den drängen-
dcn Problcmen Deutschlands gar nicht zu sprechenh —
gibt es nur eine der grotzen politischen Fragcn, die
der Völkerbund überhaupt ernsthaft angefatzt
hätte? And nun hat der Völkerbund in seiner lehten Cnt-
fcheidung ein neues Veispiel für die politische Instinkt-
losigkcit seiner Leiter. Anstatt mit ehrlichen Auqen die
natürlichen politischen Notwendigkeitcn der Völksr zu be-
achten und ihnen entsprechcnd zu handeln, laffen sich die
Delcgicrten von roten und rötlichen Menschheitsideolo-
gien die Augeii verhängcn und tappen daiin hinter
d e w s k r u p e l l o s e st c n „ W e l t b c g l ü ck e r n " wic
eine blinde tzerde her, sind nichts als Werkzeuge
für deren dunkle Intereffen. So ist die gegenwärtige Ver-
wirrung in Genf, dieser Vörstotz gegen Italicn auch
nichts anderes als eine Machenschaft des Bolschewisten
Litwinow, der alle Möglichkeiten ausnüht, die ihm helfen,
die Cinheit Curopas zu untergraben. Cr spricht mit
Salbung vom Weltfrieden, aber die Weltrevolution ist
gemcint...

Für den, der dieses hinterlistige Spiel erkannt hat,
ist der Völkerbund zum Totcngräber des wahrcn
Friedens geworden und seine Handlungen sind nur
eine grotze Kette von Gefahrenquellen für die Welt.
Deutschland, das seine ofsene und unbedingte Be-
reitschast zur fricdlichen Zusammenarbeit ost gcnug be-
tont und durch seine Taten bewiesen hat, lchnt es ab, sich
in ein« so schwächliche und willcnlose Atmosphäre hinein-
ziehen zu laffen, wie sie den Völkerbund heute in Gens
umgibt. Wir können warten bis die Besinnung kommt!

Aaliens Haltnng uvnachgieSig.

London, 25. September. Wie der französische Korre-
spondent des „Daily Telegraph" berichtet, fanden gestern
zwischen Mussolini und den divlomatischen
Vertretern Frankreichs und Cnglands in
Rom Unterredungen statt. Der Duce habe hierbei
cin „u n n a ch g i e b i g e s und zurückhaltcndes Wescn"
an den Tag gelegt. In halbamtlichen Kreisen in Rom

wird erklärt, daß Muffolini der Ansicht sei, datz nicht
Italien, sondern die französische und die britische Regie-
rung in Genf einen Schlag erlitten hättcn. Allgemcin
glaübe man, datz Italien den Völkerbund nicht verlaffen
werde, abex die Zusammenarbeit mit Genf in
jeder Form ablehnen werde. Das könne bedeuten,
datz die italienischen Veamten aus dem Völkerbundssekrc-
tariat zurückgezogen werden.

Wahl der Vizcpräsidenten in Gcns.

Genf, 24. September. Die Völkerbundsversammlung
wählte am Donncrstag nachmittag ihre sechs Vize-
präsidenten. Von 51 abqegebcnen Stimmen er-
hiclten Frankrei-ch 49, Cngland 47, Iugosla-
wien 44, Kanada 39, die Sowjetunion 35 und
Italien 32 Stimmen.

Die damit verbundene Sympathiekundgebung für das
abwesende Italien hat hier grotzen Cindruck gemacht.
Sie beruht auf einer Vercinbarung aller derjcnigen Län-
der, die den ffestrigen Veschluh über die Zulaffung der
abeffinischen Vertrcter für bedenklich haltcn, auch wenn
sie aus dem einen oder anderen Grund für ihn stimmten.

Msliaus T»rl>er«sch«ff sese« Geus.

Vlätterstimmen zum Völkerbundsbeschlutz.

Verlin, 25. Sept. Zum Völkcrbundsbeschlutz, die
Vevollmächtigung der abessinischcn Abordnung für Genf
anzuerkennenf schreibt der „Völkische Beobachter"
u. g.: Cs sind noch keine zwei Iahre her, seitdcm Lit-
winow - Finkelst-ein seinen Plah am Genfer Rats-
tisch einnehmen konnte, und schon haben die Völkerbunds-
diplomaten Gelegenheit, sich ernsthastere Gedanken über
dcn zweifelhasten Wert des neuen rotcn Ratsbruders zu
machen, als dies in der ersten Diplomatenfreude für das
ncue Vundesmitglied geschah. Die Kahe zcigt plöhlich
ihre Krallen. „Und der Iude, der bisher in scheinheiliger
Liebenswürdigkeit den Curopäer spielte, osfenbart seine
Abneigung gegen jeden Versuch, die europäische Politik
durch gemeiüsame Vemühungen in befriedctc Vahnen zu
lcnken.' Dieser Haß war allein die Triebfedcr des geschick-
ten Störungsfeldzuges der Moskauer, mit dem sie das
Rezept des Genoffen Krassin, die Feinde des Bolschewis-
mus gegeneinander zu hehen, ausgezeichnet befolgt haben.

Der „Verliner Lokalanzeig e r" sp'richt von
ciner bolschewistischen Intrige grotzcn' Ausmatzcs und
einem Querschutz mitten in das nach neuen Friedensmög-
lichkeitcn Ausschau haltende Curopa hinein. Cs sci eben
das bleibende große Ziel der kommunistischcn Intcrnatio-
nale, jcde Gelegenheit zur Zwietracht, zur
Vrandstistung auszunuhen.

„llm selbst der Schiedsrichter in einem sich selbst zer-
fleischenden Curopa zu sein", so erklärt der „Angriff",
„hat Litwinow die Mobilisierung der 39 in Gcnf er-
folgreich durchgesührt. Dies tat er um so lieber, als seine
fpanischen Gefinnungsgenoffen bald in dieselbe Lage
kommen können." Wenn das Spiel so weitergehe, dann
werden ihm andere und wichtige folgen, die die Münsche
der Sowjets nach einer ewigen Ünruhe in Curopa er-
füllen werden.

„Der Vcschlutz," so schreibt die Verliner „ Börsen-

Vom Alcazar von Tol-^o, dem herrlichen alten spanischen Bauwerk, ist nach der Sprengung durch die
Roten nur noch ein Trümmerfeld geblieben, das von den letzten am Leben gebliebenen Nationalisten
immer noch gegen die grotze Uebermacht der Roten verteidigt wird. (Weltbild, K.)

Dic Trümmer des Alcazar.

Abiuerlung Ses Mnlle»?

Diskonterhöhung in Frankreich.

Die Vank von Frankreich erhöhte ihren
Diskontsahauf 5 Prozent. Dieser Beschluß
ist zwcifellos auf die in Vörsen-Kreisen grotze Nervosität
auslösende unklare finanzielle Lage zurückzu-
führen, die sich bereits in einem nicht unbeträchtlichen
Goldabflutz bemerkbar gemacht hat.

Finanzminister Vincent Auriol hat bereits mit Mi-
nistcrpräsident Vlum hierübcr beratcn und angckündigt,
datz er dem Finanzausschutz der Kammer baldigst Auf-
schlutz über die von der Regierung in Aussicht genomme-
ncn Maßnahmen zur Vcrmcidung einer Finanzkrise
geben wcrden.

Nach dem Wochenausweis der Bank von Frankreich
ergibt sich ein Gold- und Silberabslutz von
insgcfamt 840 Millionen Franken. Die Nervosität der
Bö'rsc, die dic Regicrung in kürzester Zcit zu durchgrei-
fenden Maßnahmen nicht nur auf finanztechnischem, son-
dern viellcicht auch auf währungspolitischem
Gebiet veranlaffen wird, wird damit hinreichend be-
gründet.

Wie in London verlautct, wird sich die britische
Regicrung mit einer Abwertung des französi-
schen Franken abfindcn. Paris soll hicrvon bereits
unterrichtet worden sein. Diese Tatsache soll die Folgs
von Verhandlungen zwischcn englischen und französischen
Sachverständigen sein. Allerdings habe sich Cngland
für den Fall der systematischen Abwerjung des französi-
schen Franken seine volle H a n d lü n g s f r eihe it
vorbehalten, seinen Außenhandel und andere in Mitlei-
denschaft gezogene britische Intereffen dadurch zu schühen,
daß es selbst denWert des englischenPfun-
des neu reguliert. In englischen Finanzkreisen
hält man es bercits für zicmlich sichcr, daß entweder
noch indieser Woche odcr aber spätcstens in der
nächsten Frankreich den Franken abwerten und
ein Goldaussuhrverbot verhängen werde. Damit dürfte
der Weg der französischen Valuta allmählich in den Ster-
lingblock hineinführen.

z e i t u n g ", „hat eine völlige Verwirrung in der
curopäischcn Politik angerichtet. Sowjctrutzland hat, in-
dcm es mit Hilfe all der kleinen Mächte die Schattcn von
Addis Abeba heraufbeschwor, zunächst dcm Faschismus
einen Streich spielen wollcn. Darübcr hinaus aber war
cs der Sinn diefcr ungewöhnlich plumpcn Intrige, das
Zusammenqehen und die in Aussicht gcnommene Konfe-
rcnz der Westmächte zu torpedieren. In diesem Sinn
war dcr Schuß lehtcn Cndes gcgen Cngland gerichtet.
Dicscsmal haben die Lcitcr der sowjetruffischcn Politik
auch ihren bestcn Freunden gegcnübcr die Maske fallen
laffen."

,Ge«ser P«rzeldü«m."

Stimmen der englischen Presse.

London, 24. Sept. Auch die Londoner Abend-
blätter, soweit sie Konservative Ansichten vertreten,
ironisieren die Entscheidung des Völkerbunds, die abes»
sinische Vertretung in Gens anzuerkennen. Llnter der
äleberschrift „P u r z e l b ä u m e" schreibt die „Evening
Aews", datz Moskau jetzt den Dölkerbund unter seine
schützenden Schwingen genommen habe, wobei es dem
Llrteil der Lefer überlassen bleiben müsse, ob dies im
Jnteresse des Friedens her Welt geschehe. Der Völker»
bund habe sich durch diese Entscheidung nur noch l ä >>
cherlicher gemacht. Wen die Götter verderberr
wollten, den schlugen sie mit Blindheit. Anstatt den
Dölkerbund mit Anstand und Würde sterben zu lassen,
fahre Moskau fort, als ein Wolf in Schasskleiöern die
Genfer Einrichtung zu beherrschen.

Der „Evening Standard" nennt die Dorgänge in
Genf eine Tragikomödie. Der gestrige Tag habe end»
gültig einen Trennungsstrich zwischen der Welt
der Wirklichkeit und der Welt des Dölker»
hunds gezogen. Es sei jetzt völlig gleichgültig, ob
Jtalien an den Völkerbunhsversammlungen tejlnehme
oder nicht. Es sei nicht Jtalien, das aufgehört habe,
eine Aolle zu spielen, sondern her Völkerbund. Wie

Ein zufricdenes Lächcln

umspielt die Lippen des Herrn Litwinow beim Ver-
lassen des Völkevbunöpalastes — man arbeitete hier
ganz nach seinem Wunsch. (Preffe-Bild-Zentrale, K.)
 
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