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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Nr. 286

Druck unv Berlaa von Frrevrich Schulze in Heidelberg.
Schriftleitunci: Hauptstraße 23 Fernsvrecher-S.-A. 7351—53.

Montag, 7. Dezember

Hauptgeschäftsstelle Hauptstraße 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgasse 1.

1936

Wt Milllonen Matt.

Ir. GreMeli' IM.

»Eine Schlacht auf dem Feld der Volksgemeinschast
gcwonnenN

Verlin, 6. Dezember. Reichsminister Dr. Goeb-
° ^ ls veröfsentlicht folgende Crklärung:

„Angesichts des einzigartigen Ergebnis-
>es der diesjährigen Sammlung am „Tag der nationalen
Eolidarität" ist es mir ein Vedürsnis, ällen daran Betci-
ÜAten, den ungezählten bekannten und unbekannten
^ammlern, aber auch den vielen Millionen Spendern
^rlichcn nnd ausrichtigen Dank zu sagen. Die deutsche
^tion hat sich bei dieser Großaktion des Winter-
hilssmerkes sür die Armen und Notleidenden in dicsem
zu einer Art sozialer Volksabstimmung
iusammengeschlossen. In friedlichen Opferwillen haben
^ir Deutschen eineSchlacht aus demFeldder
^olksgemeinschaft gewonnen. Zugleich aber
^är dieser Sammeltag seinem Sinn und Zweck gcmäß
^ demonstratives Vekenntnis aller im ös-
^ntlichen Leben stehenden deutschen Männer und Frauen

jenem großen Heer unbekannter Sammler,
ie durch ihr unermüdliches, stilles Wirken das Winter-
"lisDwerk zur größten sozialen Einrichtung der Gegen-
^nrt gemacht haben. Sie seien dcshalb besonders in die-
'en Dank miteingeschloflen.

, Der 5. Dezember 1936 ist damit ein Markstein
^ sozialistischen Ausbauwerk des Führers gcwordcn.
^illionen Kinder der vo.m Winterhilfswerk betreuten
^olksgcnoffen, denen wir am 2l. Dezember eine be-
ivndere Weihnachtssreude bereiten wollen,
^rden mit glänzenden Augen und glücklichem Herzen der!
^tion ihren Dank sür den am 5. Dezember bcwiesencn
"bserwillen abstatten."

*

Die Spende des Führcrs am Tag der nationalen
Solidarität.

Berlin, 5. Dezember. Im Anschluß an die Strahen-
^vimlung sand sich eine Anzahl von Künstlerinnen und
iinstlern von Vühne und Film beim Führer in der
^ichskanzlei ein. Der Führer gab jedem einzelnen der
'immler einen größeren Vetrag in die Sammclbüchse.

Das Sammelergebliis -er emzelllen Gaue.

ian»D^ Crgcbnifle in den einzelnen Gaucn Dcutsch-
verglichen mit dcn Crgebniflen der Iahre 1934
° 1935 zeigen folgenden Stand:
e., Gau

tz^den .

tz„^>sche Ostmark

Berlin, 6. Dez. Das Reichsministerium sür Bolksauf-
klärung und Propaganda gibt bekannt:

Das Ergebnis der diesjährigen Sammlung am
„Tag der nationalen Solidarität" im ganzen Reich
beträgt 5 363 267.51 RM.

Im Bergleich dazu betrug das Ergebnis des Iahres 1935
4084813.49 RM. und das des Iahres 1934 4021000 RM.
Gegenüber dem Ergebnis des Iahres 1935 bedeutet das
Ergebnis des „Tages der nationalen Solidarität" 1936 also
eine SLeigerung um 1278 454.02 RM. oder um 31,2 v. H.

^-Merssburg

ÄAssaü'.'

ZdlÄ'Trter .

L°i"'Aachen

»eburg-Anhalt
Är^n/Franken . .

Müu1"burg.Lübeck
vs. ?ch-'Oberbayern

:::::

tzAesien .

Tch^wig.tzolstein

LjDben .

Tbü^""-'Draunsch.

°'"-Cms


^E'°n°SUd
^ü^emberg .

1934

1935

1936

148

000

141 500,—

196

599,27

110

000

94 228,—

125

000.-

300

000

319 193,21

517

660.54

104

000

119 633,17

168

136.76

46

000

55 149,06

66

066.87

50

000

88 172,19

138

791,02

89

000

69 977,03

92

777.31

54

000

103 351,50

182

966.10

220

000

185 000,—

212

993,43

50

000

43 827,76

67

414,65

102

000

120 000,—

123219,24

77

000

67 265,27

90

849,98

180

000

175 000 —

191

171.40

165

000

167 975,57

187

792,59

48

000

44 682,35

53

790,07

90

000

110 582,17

161

760,23

123

000

150 000,—

225

151,22

136

ooo

175 000 —

282

680)02

134

000

89 378,86

89

861.76

144

000

III 702,57

124

733,28

61

000

94 687,73

95

287,72

284

000

293 486,97

380

434,69

232

000

250 000,—

237

777,94

221

000

204 000,—

283

OOO^—

85

000

67 912,—

120

708,98

107

000

100 576,39

125

035,91

159

000

117 427,81

134

648,45

76

000

119132 —

147

356,27

127

000

117 736,03

116

151,39

99

000

101 235,58

114

151,14

200

000

187 000,—

310

000 —

P21

000

4 084 813,49

5 363

267,51

t- ^ Die große Sammelaktion am Tag der na-
baz^" Solidarität hat mit einem Crgebnis geendct,
ein ^ichsminister Dr. Goebbels in seiner Crklärung
H " gewonnenen Schlacht aus dem Feld der
^öemeinschaft gleichscht. Wie aus den Zifsern her-
sj^ 9eht, jjhertrifft das dicsjührige Crgebnis in Höhe von
IX S.Z6 Millionen Mark das lchtjährige Crgebnis um
Millionen Mark. In allen Städtcn und Ortschasten
sche ^^'ch^^ hatten sich am vcrgangencn Samstag deut-
Fh. Münner und Fraucn für das große Hilfswerk des
sechc eingeseht und das d e u t s ch e V o l k hat durch
es „.^pferbereitschast von n«rem gezetgt, datz
>vc '' voller Kraft für das nationalsozialistische Aufbau-
b«s ^Cken will und daß es entschloffen ist, im Sinn
bekn ^bhrers Hunger und Kälte im deutschen Volk zu
ü^'bpsen. Während anderswo Streiks die Völker be-
wtz^'öen, während in anderen Ländern Banken gestürmt
weil oas Vertrauen in die Sicherheit der Wäh-
öersttzrt ist, während in Spanicn ein Vürgerkrieg
«z zerspaltet und heimsucht, ist Dcutschland, wie

>m». ^ichsminister Dr. Gocbbels einmal gesagt hat, in-

der Vrandung „eine friedliche Insel
' bs, der in Deutschland gesührt wird, ist

Der

ein

i" Deutschland gesührt wird, .,.

5. D ^egen die soziale Not. Und die Schlacht, die am
C i^beinber geschlagen wurde, ist ein großartiger
Ztib 9 des Gedankens der V o l k s g e m e i n s ch a f t.
- und Volk sind eins: das hat der S. Dezember der

Welt wieder einmal in eindrucksvollster Weise vor Augen
gcführt.

MssenandkW z« den Smnielbnchsc».

Tag der nationalcn Solidarität in Verlin.

Verlin, 5. Dezember. Zum drittenmal gab das
deutsche Volk am Tag der Nationalen Soli-
darität wieder das einzigartige Beispiel wahrer
Kameradschaft und echtcn Gemeinschafts-
sinns, wie wir es in den beiden Vorjahren schon er-
lebten.

Auch dieses Mal wieder hatten fich alle führen-
den Männer von Partei und Staat, der Äirtschaft,
der Kunst, dcr Wiflenschaft und der Prefle eingerciht in
das Mimonenheer der unbekannten Sammler. Ilm die
sührenden Köpse des neuen Deutschland scharte sich in
Begeisterung und bcrcltwilligster Gebesreudigkeit das
ganze deutsche Volk. In dieser Opferbereitschaft kam
zugleich überzeugend der Dank an dsn Führer
zum Ausdruck, daß er durch die Arbcitsschlacht und die
Wehrhastmachung dcm deutschcn Volk ein hoffnungs-
frohes Weihnachtsfest bcschert hat.

In der Rcichshauptstadt sammelten fast älle Män-
ner der Neichsregierung und der Reichsleitung der
NSDAP. Hier sammclten die bekanntesten Männer und
Frauen des Sports, von Vühne und Film. Auf dem
Hermann-Platz in Neukölln, wo der Stellvertreter des
Führers Rudolf Heß, zunächst sammelte, herrschte

schon vor der angesehtcn Zeit riesiger Verkehr. Che
Rudolf Heß sich einen Standort aussuchen konnte, war er
umringt und man sah nichts als ein wogendcs Mecr
hochgereckter tzände der zghllosen Spender. SA. mußte
schließlich eine Gafle sreimachen, durch die die Volks-
genoflen an ihm vorbeigcleitet wurden. Bald waren die
erste, eine zweite und mchr Vüchsen gefüllt. Anschlie-
ßcnd begab sich Rudols Heß zum „Beußelkietz" in
Moabit, einem von der Vewegung einst besonders hart
umkämpften Plah. Auch hier wurde der Stellvertreter
des Führers von hcrzlicher Begeisterung und Frcigebig-
keit der Volksgenossen empfangen.

Ministerpräfident Hermänn Göring sammclte
am Cingang zur Paflage Anter den Lindcn. Zu Tau-
senden stand hier die Menge, um ihm ihr Scherslcin in
die Vüchse zu tun, die diesmal wieder aus einer großen
Holztruhe bestand. Der Ministerpräsident, den sein
Ädjutant, Oberst Bodenschah, begleitete, konnte cine
„reiche Crnte" einheimsen. Währcnd zweier Stunden
zogen alt und jung aus allen Schichten der Vevölkerung
an ihm vorüber, ihre kleinen und großen Gabcn kpen-
dend. Herzliches Händeschütteln gab es, als der italieni-
sche Botschafter mit scincr Gattin an die Sammelbüchse
herantrat. Gegen 18 Ilhr begab sich der Ministerpräsi-
dent nach dem Alexanderplah und weiter zum Wcdding,
wo cr schon von Tausenden erwartet wurde. Gcgen
19 Uhr fuhr der Ministerpräsident dann unter den sttir-
mischen Heilrufen der Wartenden, die ihr Scherflein
nicht mehr losgeworden waren, in das Stadtinnere zu-
rück, um die großen Vcrliner Hotels noch einmal mit
seiner Sammelbüchse aufzusuchen.

ZVsttLrsks« vvrrr

Fußball-Vezirksklaffe: St. Ilgen — 05 Heidelberg 2 : L
Kickers Walldürn — SV. Sandhausen 4 :1. FV. Vg
Weinheim — VsB. Wiesloch 0:2. FG. Kirchheim
— Eberbach 2 :1.

Vadische Fußball-Gauliga: VsR. Mannheim — SV.
Waldhof 1:1. I. FL. Psorzheim — VsV. Mühl-
burg 5 : 2 (abgebrochen).

Hockey: Vrandcnburg und Niedersachsen im Silberschild-
spiel. HTV. 46 siegt in Darmstadt 7 : v.

Vadische Handball-Gauliga: SV. Waldhof — TV. Rot
9 :3. TV. 62 Wcinheim — SC. Freiburg 9 :6.
TV. Seckenheim — VfR. Mannheim 4 :4. TSV. Of-
tersheim — TSV. Nußloch 4:11.

Frankreich gewann den Hallentenniskampf gegen Däne-
mark 5 : v.

Fortuna Düfleldorf wurde westdeutscher Rugbymeister.

Weißensee 96 qualifizierte sich für die Endrunde um die
deutsche Wafferballmeisterschast.

Für den vorauszusehenden Maflenandrang an der
Sammelstelle des Reichsministers Dr. Goebbels, der
auch diesmal wiedsr am Hotel Adlon Anter den Linden
die Spenden entgegennahm, hatte man wieder die be-
währte Verkehrsregelung des Vorjahres eingerichtet.
Die Spender kamen nur vom Vrandenburger Tor her
durch einen von SS.-Männern freigehaltenen Cngpaß
an den „Doktor" heran. Schon um 15 Ilhr hatte sich
auf dem Pariser Plah eine größer und größer werdende
Menge von Gcbesreudigcn versammelt, die möglichst die
Crsten sein wollten. Llnaufhörlich zog Stunde um
Stunde der Strom hilfsbereiter Volksgenoffen an Dr.
Goebbels vorüber, alt und jung, Väter und Mütter,
Männer der Parteigliederungen und der Wchrmacht,
Kriegsbeschädigte, Veamte, Aüslandsdeutsche und auch
sehr vicle Ausländer — eine einzige nicht abreißende
Kctte von Menschen, die mit frohem Herzen ihr Opser
darbrachten. Gegen 19 Ilhr erschien auch das kleine Töch-
terchen Helga des Ministers und nahm selbst die Sam-
mclbüchse in die Hand. Frau Magda Goebbels
sammelte auf dem Potsdamcr Plah. Zu ihr konnte
man erst durch ein doppeltes Spalier von SA.-Män-
nern gelangen. Auf dem Alexanderplah waltete Frau
Cmnii Göring ihrcs Amtes und auch zu ihr gelangte
der Spender erst durch ein Polizeispalier. Wie in den
Vorjahren erschicn Dr. Schacht in den Vormittags-
stunden wieder mit der Sammelbüchse an der Vcrliner
Börse. In seiner Vegleitung befandcn flch u. a.
Staatsrat Reinhart, der Reichsbankvizepräsident,
dcr Reichskommiflar bei der Vörse und vicle andere
Persönlichkeiten.

Der Reichsorganisationsleitsr der NSDAP. Dr.
Ley sammelte in Wuppertal, wo er einst vier
Schuljahre verlebt hat. Cine riesige Menschenmenge be-
grüßre Dr. Ley und spendcte in die zwei staatlichen Vüch-
sen. Der Reichsführer SS. »nd Chef der deutschen Poli-
zei Himmler stellte sich in Wiesbaden an dis
Spihe der Sammler. Auch während seiner Sammeltätig-
keit war er von opferfreudigen Spendern dicht umlagert.

Was wird aus -rr Regierung Blam?

Epaimng ber AMfroat. - M KommimMen enlhalten si» ber Abstimmmg.

Sffene Krise.

Nach der Aussprache.

Paris, 6. Dezember. Die große außenpolitifche
Aussprache in der Kammer wurde am Samstag
abend (wic an anderer Stelle eingehend berichtet wird)
mit einem Vertrauensvotumfür die Regie-
rung Vlum abgeschloffen. 35V Stimmen waren für,
171 Stimmcn gegcn das Vertraucnsvotum, wobei be-
merkcnswert ist, daß die 72 Kommunisten sich der
Stimme enthielten und damit zum erstenmal eine
Spaltung unter den Parteien der Volkssront
sich zeigte. In der Aussprache hatte der Kommunist
Duclos sich in einer längeren Erklärung gegen die
Regierungspolitik gewandt. Damit ist es innerhalb der
Volksfrontregierung nunmehr zu einer ofsenen
Krise gekommen.

Ernste Warnung Blnms an die Kommunisten.

Noch während der Abstimmung wurde in einer
Sihung der Parteifreunde Leon Blums beschloflen, daß
Ministerpräsident Blum zurücktreten solle, da die Hal-
tung der kommunistischen Fraktion als ein unmißver-
ständliches Mißtrauensvotum aufzufaflen sei. Im
Anschluß daran fand eine MiNisterbesprechung statt, über
deren Crgebnis Leon Blum der Preffe eine Crklärung
abgab, in der es heißt:

„Obwohl die K o m m u n i sti sch e Partei nicht
gegen die Vertrauenstagesordnung gestimmt hat, bleibt
die Frage sür meine Kollegen und für mich offen, ob der
abstchtlich aggrefliv gehaltene Wortlaut, in dem der
kommunistische Sprecher Duclos die Stimmenthaltung
seiner Freunde begründete, es uns nicht ' unmöglich
machen würde, unsere Ausgabe fortzusehen. Wir haben
einmütig beschloflen, in derRegierungzublei-
ben. Was uns bestimmt hat, ist die Tatsache, daß eine
unter solchen Umständen und in einem so ernsten Augcn-
blick ausbrechende Krise weder in Frankreich noch im
Ausland verstanden werden würde und daß sich die öf-
fentliche Meinung beunruhigen müßte. Diese Krise
würde in die Volksfront !lnruhe tragen und die Mög-
lichkeit mit sich bringen, datz dasLand geschwächt
und die sozialen Reformen, die in der Durchfüh-
rung begriffen stnd oder vorbereitet werden, gefähr-
det werden.

Ich lege Wert daraus, an das zu erinnern, was ich
von der Kammertribüne aus der Kommunistischen Partei

zugerufen habe. Es handelt fich nicht darum, eine augen-
blickliche Schwierigkeit zu überwinden, sondern darum, sie
derart zu lösen, daß künstig das gemeinsame Han-
deln unter vertrauensvollen, loyalen Vedingungen fort-
gesetzt werden kann. Diese Frage bleibt ausgeworsen.
Die nächste Zukunst wird zeigen, wie die Kom-
munistische Partei diese Frage zulösen gedenkt."

Verhnndlnngen hinter hen Knliffe«.

Noch keine Klärung.

Paris, 7. Dezember. (Cig. Funkmeldung.) Der
Sonntag hat, wie dies zu erwarten stand, noch keine
Klärung der innerpolitischen Lage gebracht. Die So-
zialisten haben bisher keinerlei Besprechungen ihrer süh-
renden Organisationen angeseht. Die Verhandlunaen
werden vielmehr hinter den Kulissen gefüyrt.
Aus kommunistischcr Seite scheint man vorläufig dic
gleiche Taktik zu versolgen. Cs scheint jcdoch nicht aus-
geschloflen, daß der heutige Montag eine Neuorien-
tierung derKrise nach der cinen oder anderen
Richtung hin mit sich bringt.

Für die Rcgierung Vlum wird cs sich darum
handeln, zu prüfen, ob eine weitere Arbeit der

Volksfront unter ihrer Leitung möglich ist. In sonst
gur unterrichteten Kreisen erklärt man, daß in aller
Kürze ein Kabinettsrat zusammentreten werde, um sich
eingehend mit dieser Frage zu beschäftigen.

Cinige Abgeordnete und Senatoren äußern sich im
„Iour" über die Lage, wie sis durch die Stimmenthal-
tung der Kommunisten geschasfen worden ist.

Der unabhängige radikale Abgeordnete Montigny
ist der Ansicht, daß sich in den Reihen der Volksfront
zumindest eine moralische Spaltung vollzogen
habe, die rhr die Dynamik nehme.

Auch der rechtsgerichtete Senator Hachette hält
ein Auseinandersallen der Volksfront für unver-
msidltch. Cs handle sich nur noch um eine Frage von
Tagen.

4-

Die Pariser Presse stellt die Krise, in der
das Kabinett Vlum sich besindet, in den Mittelpunkt
ihrer Betrachtungen. Dte Rechtsprefle sieht den Vruch
der Dolksfront bereits als vollzogen an. So spricht das
„Oeuvre" von eincr tatsächlichen „Kriegserklärung" der
Kommunistcn an Leon Vlum. Der „Figaro" erklürt, So-
zialisten und Kommunistcn lebtcn bereits in einer
Scheidung. Die Kommunisten suchen ihr Vcrhalten
> während der Abstimmung durch nachträgliche Crklärungen
j abzuschnmchen und zu verschleiern.

Konsnl Frnnz Innsen f.

Der frühere Stellvertreter Wikhelm Gustlosss.

Verlin, 6. Dezembcr. Der Ortsgruppenleiter Davos
der Auslandsorganisation der NSDAP-, Franz
Iansen, ift in der Nacht zum Sonntag nach kurzem
Krankcnlager an Lungenentzündung gestorben.

Iansen war vor dem Verbot der Landesgruppcnlei-
tung in der Schweiz der S t e l l v c r t r e t c r dcs er-
mordeten Landesgruppenleiters Wilhelm Gust-
lofs, zu deffen engstem Freundeskreis er zählte. Vor
einigen Wochen war er zum deutschen Konsul in
Davos ernannt wordcn. Seit Kricgsende lebte er in dcr
Schwciz, zunächst in St. Gallcn und später in Davos,
nachdem er sich ein Lungenleiden als Soldat im Feld zu-
gezogen hatte. Sein Töd muß um so schmerzlicher emp-
fundcn werden, als er ciniqe Tage vor dem Prozcß gegcn
den jüdischsn Mörder Gustlosss, David Frankfurtcr, er-
folgte. Denn gerade Iansen hütte sein Zeugnis sür das
gesehestreue Vcrhalten Wilhelm Gustloffs ablegen kön-
nen. Noch vor zwei Wochen war er in Chur, um in sei-
ner Cigenschast als Konsul durch seine Mitwirkung die
Vertretung deutscher Intereflen in dem Prozeß zu sichern.
Cine Lungenentzündung, die ihn im Anschluß an diese
Reise aufs Krankenbett wars, hatte seinen Tod zur Folge.
Iansen hinterlätzt Frau und zwei Kinder.

Aus Anlaß des Todcs des Ortsgruppenleiters Ian-
sen-Davos sandte der Stellvertreter des Führers Ru-
dolf Hetz an Frau Iansen ein Veileidstelegramm.

Der Leitcr der Auslandsorganisation, Gaulciter
Vohle, sandte an Frau Iansen solgendes Telegramm:

„Ties erschüttert über das plöhliche Ableben unseres
gutcn Kameraden und trcuen Gefolgsmannes seines Füh-
rcrs übermittle ich Ihnen, liebe Frau Ianscn, das ticfst
empfundene Mitgcfühl der ganzen Auslandsorganisation.

Ihr Crnst Bohl e."

*

Die Veisehung Iansens findet am Dienstag mit-
tag in Davos statt.

Boller Ersolg der Reichsanlcihe.

Ein sehr gutes Crgebnis zu erwarten.

Verlin, 6. Dezember. Aus ciner Amfrage des DHD.
über die Zeichnungen zur Reichsanleihe,
deren Frist bekanntlich mit dem 5. Dezember ablics, er-
gibt sich, daß sich besondcrs an den beiden lehten Tagcn
die Zeichnungen in recht erfreulichcm Maß ge-
steigert habcn. Ueber die endgültigcn Zahle» läßt sich
im Augenblick noch nichts sagen. Es kann jedoch auf
Grund des günstigen Zcichnungsverlaufcs mit einem
sehr guten Ergebnis dcr Reichsanleihe gerechnet
werden.
 
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