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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger

»albmonatlich t ??" «m. (emschl. 27 Rp,g. Tragerlohn,

"»onallich,-^ Hm -slnich,. Tragerlohn,. Bei ü-n Abholstellen
m°na,Iich z.2o . balbmonatlich l.- Rm. Durch di- Post bezogen
Vestellgeiü. Dsr"'»-^>l. vostbefördernngsgebiihren, unü Z8 Rpfg.
» llvlg n,»o0öagspreiL ist ooraus zahlbar. Ltnzslnummer
^uipruch aul am Lrscheinen oerhindert, besteht kein

^bbesteyunaen Erscheint wochentäglich 11 Uhr.

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244 I Druck unv Beriag von Krievrich Schulze in Heidelberg.

Schriftleiiung: Haupistraße 23 Fernsprecher-S.-A. 7351—53.

Samstag, 17. Oktober

Hauvigeschäsisstelle Haupistraße 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53. A «O«
Zweigstelle: Haspelgasse 1. L SOll»

Grspmgte Nsseln.

polli i dvede, die am Mittwoch König Leo -
da si- ^^Sischen Ministerrat gehalten hat, ist,
Neut^i^.^"^driickkehrzu einer echten
s ^ i * i ä t ankündigt, von geradezu

d?üchi!^",^Edeutung.

zu

von

König Leopold

ge-

aussckli^ont, daß es das Ziel sein müsse, eine
und er belgische Politik zu verfolgen
schlolsdn hmzugefügt: „Diese Politik muß ent°
keiten . - abzielen, uns aus den Streitig-
Cs Nachbarn h e ra u s z u h a l t e n "

^ handelt sick b-i divsv> ^ ^

u>gs

nicht

sich bei dieser Rede des belgischen Kö-
etwa um die Aeußerung einer persön-

Hchen 0>v> . " »«» <^e»»»:e»»g v>»v>

t e n cst>sondern um eine vom gesam
sch e i »i st e r r a t bereits beschlossene Cnt-
Crsta,» Und man kann sich ungefähr das

pörunv Cnttäuschung und auch die Em°

belajjck ^"E^n, die dieser unerwartete Veschluß der
hat. Regierung in Paris hervorgerufen
grob ^ ^ Cmpöru^g ist besonders deswegen so
«Uch .^7' n>ie man in diesem Fall glauben darf,
eiux ^ weil die französische Regierung vor
>st. "ndete Tatsache gestellt worden
nicht p,-u öelgische Regierung hat ihre Absichten
Ehrerbi>ni französischen Außenministerium
Vortzp-^ dorgetragen oder sich in diplomatische
Veu>„I??^dlungen eingelasien, sondern sie hat im
gesabf ^lem ihrer Selbständigkeit einen Cntschluß
deui sw erwartet, daß er dem Frie-

^eitervs P^steuropa nühlich und für Velgiens
s Schiäsgt segensreich sein wird.

schluk'b ö^gische Regierung hat mit diesem Ve-
«bleb Ech zu erkennen gegeben, daß sie es
Abeu^' ^ Politik gefährlicher

k!".dem '

er mitzumachen, wie sie Frankreich
r u L f'" ^ilitärbündnis mit Sowjet-
gelejt»??d, troh vielfacher Warnungen, ein-
Sickp Belgien denkt nicht mehr daran, seine
Etvv^ rveit mit der Sicherheit eines andern
zu verbinden, desien unruhige Außenpoli

aats

tik so ,

drinav» »"d sehr peinliche Aeberraschungen
weiterl,3n Vrüsiel ist man es auch müde, sich
Koiub;„ außenpolitischen Experimenten und
fruckii öu beteiligen, die sich bisher als
gerad».""^ und für die Befriedung Europas
hat tz„» schädlich erwiesen haben. Belgien
für di? Art Politik genug. Es bedankt sich
seiu d„^"."""lung, eine Figur in dem Spiel zu
der Dr.s, ^ Moskau von den jüdischen Strategen
„Uuser ^??iution planvoll entworfen worden ist.
seinex c>/^"stärsystem," so sagte König Leopold in
habeu , e, "kann nur die e i n z i g e A u f g a b e
EvMm-» ..^or einem Krieg, von wo er auch
Truud '"öge, zu bewahren." Das ist der
^eui ^^.wegen Velgien zu der Politik der
'W Jal,/^ li t zurückzukehren wünscht, die es
Albert i ^o39 begann und die im Iahr 1906 König
TLerk»-,.' öEeß. Iahrzehntelang ist Velgien das
Uud der französischen Außenpolitik gewesen

wie

dies>

wird man es niemals vergesien,
Senschmer und wie kostspielig

e " i m w e r uno ivie r o si

^undschaft mit Frankreich war.

^echse?? ^llte eigentlich in Paris über den Kurs-
Un^'w^ belgischen Politil ' '

»no u>o„ r Politik nicht so erstaunt sein

Uistun^," st vor allem die Fansaren der Ent-
^latt Etwas dämpfen. Wenn ein Pariser
?nn,over.!!?ttwr „flagranten Verlehung des Lo-
Nruern spricht, so darf man daran er-

^Uudni/ust.Frankreich selbst durch sein
Süßer K>"stE Moskau diesen Locarnovertrag
deres geseht hat. 5lnd wenn ein an°

^ereZ ^

b^haupte^P? Vlatt im Tonfall tiefster Kränkung
, Ngsbru^ belgischer Iurist werde diesen Ver-

, Uri man ^or ber Welt rechtfertigen können, so
teu <r. beiläufig sagen, daß bas Verhal -
>beuso 00^^? krejchs das Vorgehen Velgiens
oer Besck/^^ertigt hat, wie vor einigen Monaten
^beiulanv ^ Deutschlands, seine Hoheit
§'°ukreick »u erklären, erst durch
Uwrdeu sit öeranlaßt und dami

stulität^ÄUckkehr Velgiens zur unbedingten Neu
, öeutet nickt nur eine unausfüllbare

seine Hoheitsrechte im
das Verhalten
damit gerechtfertigt

,ü^- s-'eutet nicht .....---

^,cherhe>!s?sw mtthsam aufgebauten französischen
^ bs <, g '^Ust^m, sondern sie bedeutet auch eine
beit. an die Politik der kollektiven Sicher-
kv ^ststiaun» ^beutet ferner neue Ausgaben für die
„chtuna d?- »s^stunzösischen Rordgrenze, Umge-
^ellescht, Aufmarsch- und Verteidigungsplans,
r?ud, da ^ustritt Velgiens aus dem Völker-
llandsve^e.. uls neutrale Macht nicht die Vei-
A»»_.AEung erfüllen kann, die im Fall
Aibt. -r,-: E- öegen einen Mitgliedsstaat sich
ä.E.uderuna ^^"Ereich sind jedenfalls durch die
D'nge dö»s,s/' politischen Kurses in Velgien viele
äusischeu bwblematisch geworden. Die fran-
*uöglichkej°» ^"ungen haben alle Verständigungs-
Ü " 3 enutii' , b^r Führer ihnen geboten hat,
/strch dje s- Pelasien. Sie haben, unbelehrt
^wderum div^'??^^ uud Crfahrungen der Zeit,
^inkreis»» ststb verbrauchten Zauberkünste
?^uden ve,-s„Ädpvlitik gegen Deutschland anzu-
gekomwd» ^?b sie sind dabei bis nach Mos-
^ scheint eck» ist für die Franzosen, wie

^ladt. ' ^ unem-eichbare und geheimnisvolle

Äermann Vagusche.

Gcheime Möchte regieren Zeankreich.

..Das Exvmlmnt BIum muß etn elendes oder tragjsches Ende nehmen!'

L«r m der BolllsskM-Regimilg!

Manifest des nationalen Frankreichs.

Paris, 16. Okiober. Gegen diesogenannte
V 0 l k s f r 0 n ir e g i e r u n g ist von dcr naiional einge-
ftellien sranzösischen Prcsse einFeldzug grotzcn
Stils eingeleiiet worden. Drcihundcrt Zeitungen und
Zeitschristen habcn am Freitag gemcinsam einen Aus-
rus an das Land vcröffcntlichh in dem mit dcr vier-
monatigen Regierungstätigkcii des Kabinctis Leon
Vlum in schärsster Weise abgerechnet wird. Die Le-
ser dieser Zeitungen werden aufgefordert, für dic
grötztmögliche Verbreitung dieses geschicht-
lichen Dokuments zu sorgcn, das den vcrheerenden Ein-
sluß des Kommnnismus rücksichtslos brandmarkt.

Der Aufruf beginnt mit d«r Feststellung, datz die
Wähler bei den letzten Parlamentswahlen in keiner
Weise eine rote Mehrheit ans Ruder hätten brin-
gen wollen. Die Volksfrontregierung, die
sich am 6. Iuni dem Parlament vorgestellt habe, sei in
Wirklichkeit eine sozialistische Regierung in
Gesangenschaft der Kommunisten. Cine amiliche
Flugschrist der Kommunistischen Pariei stelle ausdrücklich
fest, datz „Volksfrontregrerung" eins Regierung bedeuie,
die der kommunistischen Partei Frankreichs alle nur denk-
baren Agitations- und Organisationsmöglichksiten gebe.
Wie die Tatsachen beweisen, sei tatsächlich die R e-
gierungsgcwalt indiehände gehei-
mer Mächte geglitten, die die Sowjetisie-
rung Frankreichs vorbereitcn.

Die Streiks seicn der Vcweis dafür, datz die Regie-
rung Vlum völlig die Gewalt über die Maffen
verl 0 ren habe. Der Geist des Ausstands mache
sich in den Fabriken, Werkstätten und Vüros bemerkbar.
Die Volksfrontregierung sei eine Regierung
ohne jede Autoritüt, ohne Mut und cin Spielball
der Ereignissc.

Der Aufruf führt im einzelncn die Folgen der So-
zialgesetzgebung auf, spricht von der geopferten Land-
wirtschast, die dem kommunistisch angehauchten Ge-
treidemarkt auf Gnad« und Ungnade ausgelieferi sei, von
dcm Finanzwahnsinn, dem Woribruch der
Regierung bezüglich der Franken-Abweriung
und schließlich von der Anfähigkeii der Regicrung
auf außenpolitischem Gebiet. Die auswärtige, links-
gerichtete Politik habe einen Keil zwischen Frank-
reich und Italien getrieben und laffe Frankrcich der
„deutschen Gcsahr" gcgenübcr allein.

Das Cxperiment Vlum seiverurteilt,
denn die Volkssrontregierung habe den Frieden im In-
nern, den allgemeinen Wohlstand, die Crhaltung des
Franken, die diplomaiische Cnispannung in Curopa ver-
sprochen. ünd was habe die zustandegebrachi? Die
Vernichiung der nationalen Wirtschoft,
die SpaliungFrankreichs in zwei feindliche
Lager, ein Anwachsen des kommunistischen Geschwürs,
Lebensieuerung, Siurz des Franken, und verstärkie
Kriegsgefahr.

„ Franzosen," schließt der Aufruf, „nichis wird bes-

Die hcutige Ausgabe unseres Blattes umfatzt mtt
den beiden Unterhaltungsbcilagen „Die Heimat" und
„Die Feierstunde" insgesamt 22 Seiten.

ser, solange Leuie am Ruder srnd, die sür die Sowje-
iisierung des Landes ofsen oder versteckt einireten.

Das Cxperiment Vlum muß eines Tages ein
elendes odcr tragisches Ende nehmen.

Aus dicse Gelegcnheit warict nnr die kommunisti-
sche Partei, um dcn Generalstreik zu ver-
künden und ihre Dikiaiur zu errichicn mii den Schrek-
ken und Schcußlichkeitcn im Gcfolge wie einst in Sowjet-
rußland, in Ungarn, in Iialien und heute in Spanien, wo
die Volksfroniwahlen zwangsläusig eine blutige Ka-
tastrophe heraufbeschworen haben.

Für uns ist die Gefa-Hr die gleiche. Franzosen ohne
Untcrschied eurer Meinung, schart euch zum Schutz der
französischen Zivilisation zusanimen und tretet hinter die
Männer und Gruppen, die dcm persidesten und gesähr-
lichsten Feind der Zivilisation, dcm Kommunismus,
den Kampf bis auss Messer geschworen habenl"
H-

Das Manifest beweist, daß auch in Frankreich
die Kräste des Widerstandes gcgen dcn Kommunis-
mus sich regen. Das Dokument aleicht eincm Mahn-
ruf in zwölfter Stunde. Cs ist anzunehmen, datz
auf der Gegcnseite dieser Angrifs nichi unbeaniworiei
bleibi. Frankreich steht vor inneren Au-einandersetzun-
gen, die von grötzisr Vedeuiunq sein werden. Wir haben
— und das ist die große Leistung unseres Führers —
diesen inneren Kampf hinter uns. X

znmkMmid dll dtWKeKmSmWI.

W«5 tim?

Die Pariser Ministerbesprschung über die Red«
des belgischen Königs.

Paris, 16. Oktober. Am Donnerstag abend sand
zwischen Ministerpräsident Vlum, Außenminister Del -
bos und Kriegsminister Daladier eine längere
Vesprechung statt. An ihr nahmen auch, wie jctzt
bekannt wird, der sranzösische Generaliffimus, General
Gamelin, und der Generalsekretär dss sranzösischen
Außenministers, Leger, teil.

Außenminister Delb 0 s hatte am Freiiag mit dem
tschechoslowakischcn Gesandien eine Unierredung über die
poliiische Amstellung Velgiens.

Im Lauf des Freitagnachmittags empsing der Ge-
neralsekretär des französischen Außenministeriums den
englischen Geschäftsträger. Auch dieser Be-
such bezog fich auf die Rede des Königs Le 0 p 0 ld
von Belgien.

Keine franzöfische R-ote an Velgien.

Paris, 16. Oktober. In einer halbamtlichen Er-
klärung wird die in Paris allgemein verbreiiete Auffas-
sung, datz die französtsch« Regierung eine Noie an die
belgisch« Regierung vorbereiie, als nichi zutref-
fsnd bezeichnei. Vorläufig werde kein derartiges
Schriftstück bearbeitet. Statt deflen feien zwischen
beiden Regierungen Besprechungen auf diplomati-
schem Weg aufgenommen worden, durch die man nähe-
ren Ausschlutz über gewiffe Crklärungen des Königs
der Velgier erlangen möchte. Diese Vesprechungen wür-
den in der Hauptsache durch Vermittlung des sranzösi-
schen Botschafters in Brüffel geführt.

Der Londoner sranzösische Votschaster wieder bei Cden.

London, 17. Oktober. Der französische Botschaster
Corbin, der in den letzten Tagen mehrfach das eng-
lilche auswärtige Amt aussuchie, statteie am Freiiag dem
englischen Autzenminister C den erneut einen Vefuch ab.

Edkil i«üi>sA Ailslilmft.

Weitere Crläuterungen erbeten.

ll«»»genedM Wahrheite».

Den Franzosen ins Stammbuch.

Rom, 16. Oktober. Zu den einschncidenden Bs-
schlüssen des belgischen Ministcrrats nimmt
als erste römische Zeitung das Mittagsblatt „Tevere" in
seinem Leitartiksl Stellüng. Das Blatt sieht in den
Beschlüffen eincn neuenCrfolg der gesunden
Realpolitik, wie sie jungen Völkcrn entspreche.
Nicht der Völkerbundspakt habe damit einen
Stotz erhalten, wie die sranzösische Preffe klage, son-
dern in erster Linie dis traditionelle sranzö-
sische P 0 litik, die stets die ständige M 0 bilisie -
rung Curopas, wenn nicht sogar der ganzen Welt,
zum Schutz der Sichcrheit Frankreich- sordere.
Glcichgültig, ob Radikale oder Sozialisten am Ruder
seisu, stets behsrrsche die französtschs Politik die Aeber-
zeuqung, ganz Curopa sei v e r p s l i ch t e t, F r a n k-
rerch gegen jede auch noch so eingebildete Gefahr zu
schützen.

Nachdem es Frankreich im Weltkrieg gelungen sei,
die meisten Völker der Welt für sich zu mobilrsteren,
hege es auch weiterhin die Hosfnung, diese autzerordent-
liche Versicherungspolice sttllschweigend aus un-
begrenzie Aeit hinaus verlänaern zu können. Die
„neue Neuiraliiäi" Belaiens befreie Velgien von den
Fefleln einer poliiischen Abhängigkeit von
Frankreich und dementsprechend auch von Cngland, und
mache es zum wahren Herren seines Geschicks. Velgien
habe erkanni, welch wenig beneidenswerie Rolle ihm zu-
falle in dem Drama, das Frankreich aus der Vühne
Curopas aufzuführen gedenke, und es habe drese
Rolle abgelehnt. Das Leben Belgiens sei weder
das Leben des Völkerbundspaktes noch das der euro-
päischcn Geschichte nach französischer Auffaffung, sondern
bostehs nach den Worten von König Leopold „in einer
ausschliehlich und vollkommen belgischen Politik .

Der Sioß, den der Völkerbundshakt erhalts, ireffe
ihn nur insofern, als er der konservativen Geschichtsauf-
faffung eines starren Cgoismus der sogenannten
Demokraiien enistamme. Das wahre Opfer der
belgischen Cntschließungen sei jedoch die ungeschicht-
liche, unmenschliche Ausfassung, die F r ank-
reich Curopa in vLrschiedenen Formen äufzwingen
wolle, stets aber mit dem gleichen Zicl, auf diese Wctze
die aktiven Kräfte der lebendigen Kultur zugunsten
einer kleinmütigen Minderheit mit Beschlag z» be-
legen.

Belgic»? St»»dM«ht.

Einige Ratschläge an die Pariser Adreffe.

Vrüffel, 16. Oktober. Auch die heute vorliegenden
Kommentare derbelgischenPresse zuderRede
Königs Leopold laffen erkenncn, datz die Grund-
tendenz seincr Lrklärungen von der übergrotzen Mchr-
heit der öfsentlichen Meinung gebilligt wrrd.

Cin offiziöser Kommentär in der Zcitung „20.
Sibcle" versolgt osfenbar den Zweck, die Mitzstimmung
in Frankreich zu beschwichtigen. Das Blatt schreibt, die
durch die Crklärung des Königs dargclegte Politik un-
terscheide sich keineswegs von der bisher in der belgischen
Autzenpolitik eingehaltenen Linie, aber sie lege die Ve-
tonung angesichts der herrschenden Amstände auf be-
stimmte Pünkte. Cs wäre eine Täuschung, wenn man
laube, in dieser Crklärung irgcnd eine Ünfreund-
ichkeit gegenüber Fränkreich entdecken zu können.
Frankreich müsse sich im Gegenteil über die Cntschloffen-
heit Velgiens freuen, die Vcrtcidigungskrast des
Landes zu stürken.

Der außenpolitische Mitarbeiter des Blattes stelli
fest, datz die Mehrheii in der Weli die Rede des
belgischen Königs günstig aufgenommen habe. Paris
folqe allerdings dieser allgemeinen Cinstellung nichi. Die
maßgebenden französischen Kreise HLtten sich trotz der
Warnungen der bslgischen Minister und der Vertteter
Belgiens im Ausland durch die Creigniffe überraschen
laffen. Das sttste eine Verwirrung inden Köpfen.
Die Kommeniare der französischen Preffe lietzen Kali-
blüttqkeii vermiffsn. Frankreich werde allerdings
infolg« der entschiedenen unabhängigen Haliung
Velgiens gezwungen sein, seine iniernationale Poli-
ttk zu revidieren. Wenn die Franzosen sich jeder
Ferndseligkeit gegcnüber Velgien enihalien
wollten, dann werde (in den Trostworien des belgischen
Vlattes klingi es wie Hohn und Ironie) die Freundschäst
zwischen bei den Ländern noch für lange Iahre blühen.
Andernfalls würden sie das traurigs Schicksal der fran-
zösisch-polnischen Beziehungen erfahren.

„Libre Äelgique" schreibt in einem kurzcn Kommen-
tar von der „unwürdigen Spiache der Pariser Preffe".
Das Vlati wendet sich vor allen Dingen gegen die Be-
hauptung, datz die Rede des Königs einer einseiii-
gen und unzuläffigen Annullierung allcr inter-
nationalcn Abmachüngen gleichkomme, die Vclgien seii
zwanzig Iahrcn uniärschriebcn habe. Nichts sei falscher
als das. Delgien bleibe seinen Verpflichiungen treu,
namentlich denen des Völkcrbundspaktes. Wenn
es über neue Abmachungcn verhandle, werde cs aber
prüfen, ob es neue Verpflichtungen übernchmen
könne.

London, 16. Okiober. Wie von zuständiger Seiie
miigeieili wird, hat Autzenminister Cden den belgischen
Botschaster Cartier deMarchienne um wsitere E r-
läuterungen zu gcwiffen Punkten der Rede Kö-
nig Lsopolds von Belgien gebeten. Crst wenn diese
zusätzlichen Erläuterungen in London eingegangen seien,
werde Cngland in der Lage sein, der belgischen Regierung
seine Ansicht zu der neuen belgischsn Stellungnahme
hinstchtlich der westeuropäischen Sicherheit
mitzuteilen.

Inzwischen wird von amtlicher englischer Seite zu-
gegcben, daß die Rede des belgischen Königs grötzte
lleberraschung London hervorgerufen habe. In
London habe man keine Ahnunq davon qehabt, daß
Velgien seine Politik in dieser Weise verkündsn werde.

Diese amtliche Auslaffunq steht im Widerspruch S»
den bisherigen Preflekommentaren, in denen qesagt
wurds, datz die britische Regierung schon seit einiger Zeit
auf einen derartigen Kurswechsel Velgiens gesätzt ge-
wssen sei.

»

Eine außerordentlich« Parlamentstagung in Velgien.

Vrüffel, l^- Oktober. Der Ministerrat hat sich in
seiner Sitzung am Freitaq endgültig für die Cinberu -
funq einer äußerordentlichen Parlamentstagunq
ausgesprochen, in der der Gesetzentwurf über das neue
Militärstatut behandelt werden soll.

Die Tagung wird voraussichtlich am 27. Oktober be-
ginnen und sich wahrscheinlich bis zur Cröffnung des or-
dentlichen Tagungsabschnittes im November hinziehen.

Hilserofe der Men.

Siegreicher Vormarsch der Nationalisten in Aragonien
und Toledo.

Vurgos, 17. Oktober. (Cig. Funkmeldung ) An der
Arag 0 n-F r 0 nt im Gebirge Ierra de Alcubierre kam
es zu eincm schweren Gefecht, bei dcm die Mar.
k i st e n, völlig geschlagen, sich in wilder Flucht zu-
rückziehen mutzten. Sie ließcn 6V Tote zurück, haupt-
sächlich Franzosen und Sowjetrussen. (!) Auch
mehrere Frauen waren unter den Toten.

Der Freitag ist für die roten Flieger sehr
verlustreich gswesen. Bei Talavera de la Reina
wurden drei, an der Cordoba-Front zwei und bei Ma-
laga ein marxistischer Flieger abgeschossen.

An der Toledo-Front eroberten die Natio-
nalisten eine stark befestigte Feldstellung der Marxisten
und erbeuteten zahlreiches Kriegsmaterial. Die Verluste
der Roten betragen 8 0 Tote.

Der rote Kriegskommiffar an der Asturienfront hat
nach Madrid gefunkt, daß dieLage sehrernst sei.
Die Stellungen seien nicht zu halten, wcnn die Bombar-
dierungen durch die nationalisttschen Flieger andauerten.
Der gleiche rote Sender funkte auch nach Frankreich
dringende Hilfsrufe nach Sanitätsmaterial.

Nur noch wenige Kilometer vor Cscorial.

Paris, 16. Oktober. Der Sender Sevilla meldeie
am Freitag vormittag u. a., datz sich die Cinnabme
von Aldea del Dresno und Villa del Prado durch na-
tionalistische Truppen bestätige. Die «streitkräste
Molas hütten Robledo zwischen Madrid und Avila be-
setzt und stünden nur noch wenige Kilometer vor
C s c 0 r i a l.

Der Scnder Teneriffa funkte, daß die Bahn-
linie Madrid-Valencia vollständig unter-
brochen sei.

Sowjetruflische Flugzcuge und Flugzeugführer.

St. Iean de Luz, 16. Oktobcr. In Vilbao trafen
am Donnerstag dreitzig sowjetrussische Flug-
zeugführer und mehrcre Flugmaschinen ein.
Die Anwesenheit sowjetruffischer Staatsangehöriger im
roten Vilbao wird nicht im geringsten verschleicrt. Man
veröffentlicht im Gegenteil in den dortigen Zeitungen
täglich eine umfangrciche Liste rnffischer Namen, um die
Sowjetrnssen vom Eintreffen sofort zu unterrichten.

— Autzenminister Veck traf am Freitag von Paris
kommend wicder in Warschau cin. Von Verlin ab wurde
er von Votschafter Lipski begleitct. ^ ^ .

— Der kanadisch« Ministerpräsident Mackenz>-King
ist in Cngland zu einem Besuch eingetrosfen.
 
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