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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger

Reueste Mackrichten

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^"hendsn Monai direkt bsim Vsrlag eingersichi werden.

den

Eeideldecgec Nnzeigec / i^eidelbecgec Seilung N?»

2n ganz Nocdostbaden oecdceitete Tage^zeitung.

Nnzeigen allec Nct baden guten Lcsolg.

Drucl und Äerlag von tsriedrich Schulze in Heidelberg.
Schristleitunc,: Hauvtstraße 23 ffermvrecher-S.-A. 7351—53.

Dienstag, 1. September

Hauvtgelchästsstelle

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Hauvtstraße 23, Fernlvrecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Hasvelgasse 1.

1936

^ ,h°ben

WerikMslhe Meitervartei?

daß in den Vereinigtcn Staaten
Mkg?'Ä"schcm Vorbild neben dcn Konservativen (Repu-
und den Liberalen (Demokraten) allmählich eine
Party zu entstehen beginnt. Cin Iahrhundert
sich die amerikanischen Industriearbciter als
. und Mitglieder des sogenannten Mittel-
- ist E, ^ gefühlt, und die Bildung einer eigcnen Par-
mUen gar nicht in den Sinn gekommen. Noch vor
n- 3ahren gab cs ein Klassenbewusztscin in dicsem
dch ^"cht; denn jcder konnte sich ein Auto leisten, an
Aes^.^und sahren, die gleichen Kinos besuchen wie die
^chlils- *Ecn; gr konnte seine Kinder auf die hohe
Uch v, ^>cken, und übcrhaupt bcstand ja Amerikck eigcnt-
>^r sius eincr ganz brciten Mittelschicht mit mehr
, sten ^iger gleichcn Bcdürfnisien und glcichcn Möglich-
i^ersck^ ^dfricdigung dieser Bedürfnisie, eincr kl'cincn
- der ganz Armen (insbcsondcre in den Süd-

stffer ' ""icr dcn Pachtfarmcrn der Tabakscldcr) und
^chch kleineren Obcrschicht ganz Reicher, zu dcncn
st>lihdlsicht neidisch, sondern bcwundcrnd hinaussah. Be-
iu denn jeder hatte die gleichc Möglichkeit, rcich

!>esdis .°2N (das bildete er sich jedenfalls cin) und nicht
I°lg, denn Rcichtum ist hicr glcichbedeutcnd mit Cr-
°zi^i"bd Armut odcr Arbeitslosigkcit galten nicht als
whiixh - Anglück, sondern als Schande, an dcr man pcr-
llbes 11chuld war. Gewist gab es Gewerkschasten,
bestanden aus gelcrnten, auf ihre Kunst stolzen

-öh^^tkern, die einen ihren Leistungen cntsprcchcnden
stsch^" Lohn beanspruchten. Nie stre'bten sie nach poli-
i^den A^cht, sondern begnügten sich damit, in den cin-
stützey ^ahlbezirken diejenigcn Kandidaten zu untcr-
°de>- ' die sich ihren Problemen aufgcschlosien zeigten
stch il^iesen hatten. Nur cinmal, 1924, erwärmtcn sie
^bitev Eincn Präsidcntschastsanwärtcr, dcn alten, be-
^gllnis Ea Follctte, der dcnn auch ohnc Mittel und ohne
stvileii (^Eion "ur insolge der Arbeitcrstimmen sünf Mil-
sth -j, ^timmcn auf sich vercinigte. Die Arbcitcr stimm-
stüste , obwohl sie wusttcn, datz er keine Aussichtcn
8Ung^ä»wählt zu werdcn, lediglich aus idealen Crwä-

D?

k^ur i«E hat sich jcht wescntlich geändert. Cs gibt
stehe» "Uner noch keine Arbciterpartci, abcr sie ist im Cnt-
st°>len k>, ^ schwere Wirtschaftskrise von 1929 die Mil-
,.stler (L^beiter auf die Stratzc warf. der Zusammenbruch
sien, ??parkasien mit den Crsparnisien dcr Arbeiterfami-
^en ^ ncucrwachte Hossnung insolge der Rooscvelt-
^Ung >7°sthgcbung für Kontrolle dcr Industrie und Bcsie-
?tbey^ Lage dcr Arbeitcr, dcr erbittcrte Widcrstand der
°?it- r gcgcn diese Geschgcbung und gegen dcn Ar-
d, ster? I * ^ " d Roosevelt, das Iubelgcschrci der
k°°vsew/- als das Obcrste Bundpsgericht ein

'UUg^^tsches Reformgcseh nach dem a-'^eren sür vcrsas-
/'steiiil, ig erklärte, all das zusammen hat in den ties
üen,e>wtcn Arbeitnchmcrn allmühlich das Klassen-

^ii/^tscin sowie die Acberzeugung geweckt, dah
ste ik^ °u politischen Kamps aktiv eingrcifen müffen, wenn

^itj^-'stre Stellung als Mitgliedcr des bürgerlichen
T stwldes erhalten wollen.

^cigtz^Kaldemokratische, marxistische, kommunistische Cr-
st'es^.sivn spielcn hicrbei auch jcht noch keine (odcr keine
strvz U'chc) Rollc, dcnn die Zahl der Kommunisten ist
Nstd/jUul in Amerika immcr noch recht gering; vielmehr
Aieb.1 sich um rein k a p i ta l i st i s ch e Ziele, um
M hj,"urcihung in die grotze Schicht der Vürgerlichen
d st^ is> : Sparguthabcn und vielleicht einem Cigcnhcim.
°er tz-j','hre Cinstcllung zurzeit. Von der Cntwicklung
?sts d"^>ten Iahre wird es abhängen, ob die Arbeiter
tz vng. 'u bllrgerlichen in das radikale
Veg-!uvrdcn. Vorläusia, das hcißt in Vczug auf die
^stUbjdst h ri g e n Wahlen, vcrzichten sie auf eigcne
^gitztz'stlen und aus ein eigenes Programm. Aber sie
U bereits, sich darum zu kümmern, wer im Novem-
Uird UPTicg im Kampf ums Weitze Haus davontragen
v'U r-tz ur wenige Arbeiter oder Gewerkschaften sehen in
Ustetz Lublikanischen Kandidaten Landon einen geeig-
Üssche cp^rtreter ihrer Interesien; weder das rcpublika-
i. Itev - rteiproqramm noch Landons Annahinc-Rede ent-

iilitztz. s rrg — -


rgendwelche Versprechungen, ja nicht einmal ver-
k ' -Lo^olles Cingehen aus soziale Probleme, vielmehr
M henteil brüske Ablehnung zentraler Fürsorge für
?iotz?u Nationales Problem darstellende Arbeitertum.

.'sthelt andererseits hat durch die Tat erwiesen,
steitctz , oie sozialen Verhältnisie und das Los der Ar-
s'Tvtzj Ostsiern will; er hat gegen die Arbeitaeber und die
Ar ki? gekämpft, und er hat in seiner Ännahmc-Rede
l-edetz"urf gegen die „wirtschaftlichcn Royalistcn" vom
.sthl tz^ogen. Kcin Wundcr daher, datz die Mehr-
rrisi vex Arbeiter für seine Wiederwahl ein-

>>ch

sogar eine „A r b e i t e r l i g a" gebildet,
erste Tagung abhielt. Cs war eine ein-

, Cto P Tagung. Vertreten waren Gewerkschaften allcr
^^stfsko- u, sowohl vicle der sogenannten „horizontalcn"
,sts>rj.tz udischcn Gcwerkschaften wie alle „vcrtikalen" in-
.U Gewcrkschaftsverbänds. Iohn Lewis, der
ehrgeizige Fllhrer der vertikalen Verbände,

kVegtztzP" Gewerkschaftsverbände.
d ° lveb^E' ehrgeizige Fllhrer d>
m ein " Uon William Grecn, dem Vorsihcnden dcr bis
- etz^Lvn Vercinigung amerikanischer Gewcrkschaften
sstNg ,ebcllcn" hinausgeworfen wurden, hatte »ie Füh-
l, stchif"d die Arbeitcr solgten ihm auss Wort. Sie
°e>te, , u, wenn er schimpftc, siie jubeltcn, wenn cr ju-
M Eeb' ^st bctctcn, als er sür Roosevclts Sieg cin kur-
d ^se p sprach. Cs war eine eindrucksvolle Tagung.
°?U k«^?ute sehcn in Roosevclt den Crlöscr, und sic wer-

!llr5r

!°u

ditz Su Wahlarbeit bis zur Crschlaffung leisten; nicht

To^stuwkratischc Partei, nicht sür den Vizepräsihen-
sj.°Ucr, sondcrn nur für Roosevelt. Llnd es schcint,
k ststdibben hcute noch „zweifelhaften" Staaten ihrem
s/lgetzst^ zum Sieg vcrhclfcn werdcn. Nach den bis-
!?U itz . Probeabstimmungen hat Rosevclt 28 Staaten
stlstzi?str hand; in dcn andcren 20 hat Landon einc teil-
»Zv knappe Mehrhehit, datz durch intensive Arbeit

5 Uc>, rnappe Mcyryeylt, oag ouea- „irenyve Lirocir
»,st- Arbciterliga ihm manchc entriffen werdcn dürs-
?ls tz,f.°°sevclts Wahlsicg erscheint dahcr auch hcute noch
'uie tz Uchert' selbst wcnn Presie, Rundsunk, Großindu-
pstSetz ° die Dcmagoacn Lemkc, Townsend und Coughlin
VU. j, 'vn in dcr schärfstcn Wcise agiticren. Cs mag
!>-°U g-U stinige Gewcrkschasten insolgc der Spaltunq zwi-
ö'cht tzsststen und Lcwis sür Landon stimmen werdcn, um
?sth dc« ^Anhänger von Lewis zu gcltcn. Cs mag sein,
,edc,tz y.Jnslationist Lemke zusammcn mit -Lownscnd, der
sistichj wrgcr über 60 Iahrs monatlick 200 Dollar vcr-
er dj'.st^d dem politisierenden kathol. -kriestcr Coughlin,
U'srftz Würde scincs Gcwandes mit in die Wagschale
°stlt tzi,,'stnn, mchrcrc Millionen Stimmen von Roosc-

^rb^/vhdctztz fxsh daß vicscr Wahlkamps von dcn
"esetztzstrn entschicden wird. Nach amcrikanischer Uebcr-
!.eu. cÄ darf kein Prüsidcnt mchr als acht Iahre regic-
Uch z.- voscvclt mutz also 1940 abtrcten, und dann wird
..eitcr ?en, °b es den Dcmokraten gelungcn ist, dic Ar-
Achc 9U lhre Reihcn einzuqlicdern, oder ob cine pvli-
^ststivktz, °ur Party in den Vereinigten Staaten aus den
^lplatz tritt.

Hchwtres GrubenunsM in Bochnm.

28 ?otc -urch Schlagwetterexplosion. - 2« Berletzte.

Ser mtliche Bericht.

Llntersuchung sofort eingeleitet.

V 0 chum, 31. August. Gegen 12 Uhr ereignete sich
heute auf der Z e ch e P r ä s iden t im Flöz „Dicke Vank"
auf der 9. Sohle, zweite westliche Abteilung, eine Schlag-
wetter-Cxplosion, die bisher 20 Todesopser fordcrte.
Drei Mann wcrden noch vermitzt. Mit ihrcm Tod
mutz gerechnet wcrden. 2V Vergleute sind verleht, von
denen drei im Vergmannsheil in Vochum bereits ver-
schieden. Eine Erhöhung der Gesamlzahl dcr Opser
ist nicht zu crwarten.

Die Vergbchörde hat unter Leitung von Verghaupt-
mann Polster und unter Vcteiligung von Vertretern der
Reichsbetriebsgemcinschast Vergbau und des Leiters der
Grubenrettungsstclle in Csien die Ilnglücksstelle befahren.
Dic Ausräumungsarbciten sind sofort aufgenommen wor-
den. Ueber die Zündungsursache des Schlagwetters lätzt
sich vor Veendigung dieser Arbeit noch nichts seststellen.

Sofort nach Vckanntwerdcn dcs Anglücks fanden sich
die Vertrctcr der Deutschen Arbcitsfront, dcr Verg-
behörde und der Polizeipräsident von Vochum auf der
Schachtanlage ein. Zur Ilntersuchung des Anglücks und
zu den Bergungsarbeiten fuhren die Betricbsführung der
Zeche Vereinigte Präsident, weiterhin Verghauptmann
Polster, Oberbergrat Keiser und ein Vertreter der Deut-
schen Arbeitsfroiit in die Grube.

Dcr Reichsleiter dcr Deutschen Arbcitssront Dr.
Ley hat an die Betriebsführung der Schachtanlage das
nachstehende Telegramm gerichtet: Vetriebsführung
Schachtanlage „Vereinigte Prüsidcnt", Bochum. Tief er-
schüttcrt über das mir soeben gemeldete schwere Ilnglück
auf Ihrcr Schachtanlage bitte ich Sie, dcn Hiritcrblicbe-
nen und Verlehten meine aufrichtige Anteilnahme zum
Ausdruck zu bringen. Ich habe die zuständigen Dienst-
stellen der Deutschen Arheitsfront angewiesen, sofort
Hilfsmatznahmen durchzusühren und wsrde am Dienstag
selbst bei den Opfern und deren Hinterbliebenen sein.

gez. Dr. Robert Ley.

Tiefes Mitgcfühl erfüllt uns alle. Cin grausames
Geschick raffte 26 blühende Menschenleben dahin und stieß
viele Familien in Trauer und Sorge. Die Arbeit unter
Tage, das schwcre Wirken des Äergmanns kenncn wir
alle als eines der gcfährlichsten, doch gibt das Ausmatz
dieses furchtbaren Ünglücks von neuem einen crschüttcrn-
den Cindruck von der Gefährdung des Lebcns, untcr der
nnsere Volksgenoffen unten auf den Sohlen der Schächte
fchaffen, dje Männer, untsr denen die wahren Helden der
Ärbeit zu finden sind. Als Opfer ihrer Arbeit für
das Ganze sind diese 26 Tapferen gefallen, ihre Kame-
raden und das ganze deutsche Volk verneigen sich vor ihren
Vahren in ehrcnder Vewunderung. Der Gcmcinschasts-
wille des neuen Deutschland wird die Hinterbliebenen vor
Not bewahren und das Mitgefühl aller Volksgenosien
wird ihncn ein Trost in diesen schweren Stunden scin.

Am rlGMsschacht.

Die Stätte des Todes.

Vochum, 31. August. Cinem Vericht der „Rhein.
Westf. Ztq." entnchmen wir folgendes:

Im Zechenhof warten die Krankenwagen auf eine
traurige Last. An diesem späten Nachmittag hat man

die lehten Toten und Verlehten herausgetragen,
— 17 liegen in der Halle aufgebahrt, drei starben im
Bergmannsheil, und drei Tote liegen noch unten, 900
Meter unter der Crde. Zwei Schwervergiftete blieben
in der Obhut der Aerzte, die mit Sauerstosf einen langen
Kampf um das schwache Leben führen.

Verghauptmann Polster, der kurz nach Vekannt-
werden des Unglücks eingefahren war, kommt wieder zu-
tage. Cr hat dic ersten'Fcststellungen an dcr Anglücks-
stelle gemacht. „Cs handelt sich," beantwortet er unsere
Frage, „um eine Schlagwetterexplosion ohne
Kohlenstaub. Die Cxplosion blieb örtlich begrenzt.
Der Umfang der Katastrophe ist daraus zu erklären, datz
der betroffene Ort besonders stark belegt war.
Die Stelle, die in den üblichen Zwischenräumen aus schla-
gende Wetter geprüft worden ist, hat stets einen norma-
len Gehalt an Gasen ergeben, ja, sie galt, richtiger gefagt,
als besondersschlagwetterarm. Vielleicht ist
ein plöhlicher stärkerer Cinbruch von schlagenden Wettern
erfolgt. Wie sie sich entzündeten, ist noch ein Rätsel, das
vertiest wird durch die Tatsache, daß die Velegschaft elek-
trischc Lampen bei sich führtc, und datz an dcr Ünglücks-
stelle nicht gcschoffen wurde. Die Cxplosion blicb, wie
gcsagt, örtlich bcschränkt. Die Stichflammen und
die 'Drandgase sind dann in die Vaue hineingeschla-
gen. Daher sind die Toten zum Teil verbrannt, zum Teil
erstickt. Die unmittelbare Unglücksstelle konnte noch nicht
befahren wcrdcn. Hicr licgeii auch die Vcrmitzten. Cs
sind Veamte der Vergbehörde unten, die Aufräumungs-
arbeiten überwachen und sich bemühen, an Ort und Stelle
Anhaltspunkte für die Anglücksursache zu finden."

Andere Veamte, die den Unglücksstollen befahren ha-
ben, berichten von ihren Wahrnehmungen. Sie haben er-
schütternde Vilder gesehen. Die Vergleute, die von den
Flammen erreicht ivurden, haben nicht lange zu leiden

Vrände in der Stadt.

An der Front vor Irun, 1. Septbr. (Vom Sonder-
berichterstatter des DNV.) Am Dienstag um
7.30 Uhr hat die B o m ba r di e r u n g der Stadt Irun
durch die Nationalcn bcgonnen.

Sechs Flugzeuge übersliegen den Ort in einer
Höhe von etwa 2000 Metern und bewersen ihn in Ab-
ständen von sünf bis zehn Minutcn mit mittleren und
schweren Vomben. Riesige Rauchsäulen im Gebiet
der Marxisten zeigen die Einschläge an. Das alte Fort
San Marcial, hinter dem sich die Marxisten besonders
stark verschanzt haben, wird von dcn Maschinen mit Vom-
ben belegt. Unheimlich schallt das Ccho der Explosionen
vielfältig aus den Vergen zurück.

Nach der ersten Ueberraschung grisf auch die Artil-
leriederMarxisten ein, die zusammen mit Maschi-
nengewehren das Feuer gegen die Flieger eröffnet hat.

brauchen. Sie sind in der Sekunde des Unglücks ausge-
löscht worden. Andere haben ruhig dagesesien. Sie atzen
ihre Vutterbrote, als das Anglück hereinbrach. Dann sind
die Brandgase gekommen und haben sie betäubt, sie haben
es gar nicht wahrgenommen. Denn nichts an ihrer Hal-
tung verriet Crregung oder Schreck. Sie hiclten noch
ihre Brots und ihre Kasfeeslaschen in der Hand.

Die Traqik des Zufalls wolltc es, datz zahlreiche der
betroffenen Kumpel an diesem Montag zum ersten»-
malseit langerZeitwieder einfuhren,
denn eben zu dieser Zeit war die Velegschaft verstärkt
wordcn.

Am frühen Abend waren alle Verunglückten
bis auf die drei Vermißten über Tage gebracht. Man
wird die lehten Toten in dcr Nacht oder Morgen bergen
können, denn die Aufräumungsarbeiten an dcr furchtbar
zugerichteten Unfallstelle nehmen natürlich einige Aeit in
Anspruch.

*

Die Namen der Opfer.

Die Namen der bish»r geborqencn Opfer sind:
Steiger Wilhelm Pampus, Hauer Wilhclm Peller,
Hauer Heinrich Vöttner, Hauer Albert Vrand,
Schleppcr Gustav Wittcck, Hauer Wilhelm Crl-
bruch, Schloffer Franz Grosse, Hauer Conr. Riese,
Haucr Iohann Volland, Hauer Franz Vannen-
berg, Lehrhauer Sottke, Hauer Karl Schroer,
Hauer Heinrich Mertens, Hauer Wilhelm Vusch-
mann, Hauer Paul Vialojan, Hauer Otto Henke,
Alfred Blcnkle.

Cin beispielslose Heldentat vollbrachte der Hauer
Henke, der aus der Suche nach seinem vermitzten Kamera-
den anscheinend von Gasen überrascht wurde und den Tod
sand, während sein Kamerad gerettet werden konnte.

ohne allerdings bis jcht irgend einen Ersolg erzielt zu
haben.

Die Artilleric der Nationalisten ist eben.
salls in Tätigkcit getreten. Die beschietzt die Stellungen
der Roten vor dem Fort von San Marcial. Die meisten
der auf Irun geworfenen Vomben, innerhalb der ersten
halben Stundc etwa 15, liegen am Westrand der Stadt.

Die nationalen Flugzeuge bemühen sich augenblicklich,
die Bomben nicht zu nahe an die sranzösische Grenze zu
werfen. Visher sind drei häuser getrosfcn wordcn, cines
brcnnt.

Bishcr 6500 Volkssront-Flüchtlinge aus Irun.

Paris, 1. September. Die Vlätter beziffern dis
Zahl dsr aus Irun in tzendaye eingetrofsenen spanischen
Volksfrontflüchtlinge auf bereits 6500.

Genkrlil de Llm ilber die L«ge.

Die Maxisten verwenden Dum-Dum-Geschosie.

Liffäbon, 1. September. (Cigene Funkmeldung.) In
seiner Rundsunkerklärung über den Sender Sevilla führte
General QueipodeLlano am Montaq abend
u. a. aus, daß es den nationalistischen Streitkrästen in
der Provinz Oviedo gelungen sei, verschiedcne An-
griffe der roten Miliz zurückzuschlagcn.

Madrid sei erneut von Flugzeugen der Militär-
gruppe mit Vomben belegt worden. Das Ziel des
Vombenangriffs seien vor allem das Kriegsministerium,
das Innenministerium und der Nordbahnhof gewesen.
Der General hob hervor, daß die systematisch durch-

Deiitsche Mschaft «o« Aadrid verlezt.

Ieht in der Küstenstadt Alicante.

Verlin, 31. August. Amtlich wird mitgeteilt:
Nachdem die Angchörigen der dcutschen Kolonie in
Madrid, deren Sichcrhcit durch die Entwicklung der dor-
tigen Zustände aus das schwerste bedroht war, während
der lehtcn Wochcn nach dcr Heimat zurückbcfördcrt wor-
dcn sind, ist nunmehr auch die deutsche Votschast
von Madrid verlegt und bis auf weiteres in der Kü-
stcnstadt Alicante eingerichtet worden. Diese Maß-
nahme hat sich als notwcndig erwiesen, da die Madrider
Regierung troh wiederholter dringendcr Vorstellungen
des deutschen Geschäststrägers der Votschaft ausreichcn-
dcn Schuh versagt hat.

*

Man wird diesen Veschluß angesichts der schwierigcn
Lage in Madrid und dcr bcsondcren Verhältnisic, unter
denen die dcutsche Votschaft stand, überall verstchen und
sür s e l b st v e r st ä » d l i ch halten. Wcnn die spanische
Rcgicrung nicht mchr in der Lage ist, den Schuh einer
diplomatischen Dertrctung^ zu^ verbürgen, kann auch sie
sich nicht wundern, daß dicse Vertretung auswandert, wie
es vor ihrschonzahlreiche andcrc gctan habcn.
Rote Miliz, dic in lchtcr Zcit den „Schuh" dcr deutschen
Votschaft bildcte, ist wohl nicht der richtigc Garant sür
die Sicherheit der Botschastsangehörigen und der Bot-
schastseinrichtungen. Sie abzulöscn und durch regulär«
Polizei zu ersehen, dazu abcr sah sich die Regicrung
autzerstande angcsichts ihrer Machtlosigkeit gegen-
über der Anarchie, deren Hauptinstrument die Rote Mi-
lizZst' IlRi dw deutsche Votschaft den Weg zur
K ü lt^e, wo ste in dcr deutschcn Flotte cine Stühc sür
dcn Fall findet, datz sie ihrer bedars.

Wie gut unsere Wiedcrherstellung dcr Wehrfreiheit

nun auch die Cntsendung deutscher Kriegs-
sch > lfe in die spanischcn Gewüffer 'für unscr Änsehen
in der Welt gewcsen ist, daraus hat gerade gestern erst
Minister Gocbbcls in scincr Ansprache an dic Mitglie-
der der deutschen Kolonie in Venedig hingewiescn. Festes
Auftreten ist nötig und wichtig. Was wäre wohl mit
uiycren vielen Deütschen in Spanien gcschchcn, so fragte
mit Rccht Dr. Goebbcls, wcnn sie nicht dcn Schutz der
deutschen Flotte gehabt hättenl

Bild rechts:

Der Führer besichtigt
Die Parteitagbauten.

Bei seinem Besuch in Nürn-
berg besichtiate der Füh-
rer in Begleitung von Nu-
dolf Heß (links) und Dr.
Ley (rechts) die neuen
grotzen Bauten auf dem
Aufmarschgclnnde.

(Scherl Bildcrdienst, K.)
Bild u n t e n:

Dr. Gocbbcls in Benedig
bcgcistcrt cmpfangen.
Reichsminister Dr. Goebbels
ist ziim Vesuch der Biennale-
Kunstansstelliing anf dem
Flilglmfen von Benedig ein-
getroffen, wo ihm ein begei-
sterter Empfang bercitet
wurdc. ReichSministcr Dr.
Goebbels bcim Abschreitcn
der Front der Ehrenforma-
tionen der faschistischcn Ver-
bände und der Ebrenkom-
vanie. Nebcn Dr. Goebbels
dcr italienifche Propaganda-
miniüer Alficri.

(Pressc-Bild-Zentrale, K.

Sk Bomdardllnmg zmas bat bkgmam

Am DtenStag mvkgen «m 7'4 M.

Artillerie md Rieger greise« a«
 
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