Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9513#0967

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heidelberger

Neueste Mackrichten

^ p s «>MonatUch 2.20 Rm. («inschl. 27 Rpig. Träg-rlokn»
Rm. «einschl Träg-Aohn). B-i d«n Abholst-ll«n
Nion5!„I holbmonatlich l.— Rm. Durch di- Post b-zog-n

Postb-fSrd-rungrg-bühr-nt und ZS Rpfg.

>» Rok5^d-zugspr-is ist -oraus zahlbar. Einz-lnumm-r
llniv„I5 >"! 3-siun» am Er!chein-n o-rhind-rt, b-st-ht k-in

Abb-tün. »> Entschadigllng. Ersch-int wochentägllch 1l Uhr.

, unng-n MU!!-N bis spät-stens LS. d-L Monats fiir d«n
_^genden Mona> drrekt beim Verlaq eingereichr werden.



Esidelbscgec Nrlzeigec ^ Oeidelbecgec Zeitung

2n ganz Nocdostbaden oecbceitete Lageszeitung.

Nnzeigen allec Rct kaben guten Lcfolg.

Anzeigenpreis: 6 Rpfg. für Lie 22 ww breite Millimeterzeile t

5 Rpfg. für »Kleine Anzeigen", die nicht der Wirtschaftswerbung
dienen, für Stellenanzeigen, Schiffahrtsanzeigen, Derlegeranzeigen.
Preis für Textanzeigen: 30 Rpfg. für die 79 lnrn breite
Millimeterzeile. Nachlässe nach Malstaffel 1 und 11 oder
Mengenstaffel 8. g. Zt. ist Anzeigen - Preisliste 5 gültig. Trfül-
lungsort und Gerichtsstand ist Heidelberg. Geschäftszeit 8—18 Uhr.
Postfcheckkonto Ludwigshafen 7221. Für Nückgabe nicht verlangter
Schriftsiücke.wird keine Gewähr geleistet.

Zweigstelle: Haspelgaffe 1.

TevSenzeli «nd Menntniffe.

die Unterredung zwischen Cden und
Sl>>b„ gelegentlich der Durchreise des englischen

die- ""unistcrs nach Genf in Paris stattfand, haben sich
Aes^, > cn Gesprächspartner im grohen und ganzen aus°
ichA'^rgcn. Nur der französische Ministerpräsident hat
a^ffirch einige Andeutunqen über die erörterten Themcn
- oh»e dabei freitich Cinzelheiten zu berühren.
offt.j >?ndcre ist er allen Fragen über den Charakter des
selbstvcrständlich festgestelltcn Cinvernehmens aus°
erfährt man lediglich, daß der französische
Ni^werpräsident sich mit seinem Gast über „die allge-
dunds ^3e" und „über die Tagesordnung der Völker-

„aHo versammlung" unterhalten habe. Unter dem Kapitel

keq -weine Lage" sind dann offenbar auch einige Gedan-
auZgdie Vorbereitung der Füns-Mächte-Konferenz
Ee« - worden, die der engltsche Außenminister so-
Aug M seiner Note an die beteiligten Regierungen in
genommen hat.

Hivtit ^ Rad der Zeit hat sich im Lauf der lehten zwölf
Ea>u s gedreht. Vor kam mehr als einem Iahr

öekö« . wegen derabessinischen Affäre zu den
Beschlüffcn in Genf, die für den Völkerbund so
tutjT^üuisvoll waren. Die Autoritüt der Genser Insti-
seit^? hfft sich durch die salsche Politik des Völkerbundes
ist fficht verbeffert, im Gegcnteil, das Anschen Genfs
eiu/?.ü überall auf den Nullpünkt gesunken. Gerade jeht
Dei?"man dort die Anwesenhcit der abcssinischcn
Ueu E.^un als eins geradezu peinliche Betonung dcr eige-
Ueh 5ls?derlage und möchte sich mit den üblichcn verloge-
deu aus der Verlegenhcit helfen. Sicher wer-

zur und Vlum auch darüber qesprochen haben. Denn
Uud ^rederhcrstellung einer Atmosphäre wirklicher Ruhe
r e.^^^n Vertrauens in Westeuropa gchört die Be-
kuud ^""9 der Halbheiten ünd Unklarheiten
Uuug den Völkerbund nicht wenigcr als die Ancrken-
de„ „ dentschen Lebensnotwendigkciten, wie sie in
^j^P'hwdenen großen diplvmatischen Dokumenten des
si»d"^ während der lctzten Monate sestgclegt worden
Uud' cp, . schcint uns nun, daß man sich zwar in London
»ber ^uris um Crkenntniffe dieser Art bemüht, daß man
euif^^u scinem wirklichen Crfolg doch nach wie vor weit

ez ^us soll es beispielsweise hcißsn, wcnn Blum meint,
„keinerlei Grund vor, weshalb dis Fünf-
ander?/^Konferenz nicht durch die Hinzuziehung
einew Mächte erweitert werden solle", sobald sie zu
der s^öu"stigen Crgebnis gelangt sei. Natürlich denkt
s<t>ließi?Msche Ministerpräsident hierbei so qut wie aus-
dwischen^L" den andcrcn Partner des Militärbündniffcs
Uur ciwnE^ und Moskau, und er beweist damit
Politik nnn wchr, daß Frankrcich auf die Ziele eincr

Unheilnno^/chtcn will, die sich in den lehten Iahren so
klwg, sür Curopa ausgcwirkt hat. Auch in Cngland
^üüd,,!^önliche Tendenzen an, die sich freilich nicht aus
3cbo„" !?^M^chrungcn, sondern aus dem Dedürsnis er-
seil„» .Üch sur künftige Entwicklungen in andcren Welt-
G rn den Rücken srei zu haltcn. - Für die curopäische
^sMnwart lausen die Motive freilich in ihrcm praktischen
bss " auf das glciche Crgcbnis hcraus; die Crledigung
E uächstliegenden Aufgaben der europäischcn
y,Z>h>nächte wird dadurch nur crschwert. Und der Pesst-
Z.-.wus, den die englische Ocsfcntlichkeit in der lehten
ist wnsichtlich der Wcstpaktkonferenz zur Schau trug,
. kcuw,?us die natürlichste Weisc durch den Mangel an Cr-
' üud "s die tatsächliche Sachlage, ihre Crforderniffe
Möglichkeiten zu erklären.

u,el,Pw/i autoritativster dcutscher Seite ist seit
^genu - swem halben Iahr bei jeder sich bietenden Gs-
immer wieder zum Ausdruck gckommen, daß
bgx^wland zu eincr ncuen srci abgcschloffcnen Vercin-
tzyMö zwischen den fttnf Partücrn des erloschcnen
der i^W'^ertrages bereit sei. Cs war bisher nicht Schuld
die P^chsregierung, daß seit dem Mürz dieses Iahres
T>en„ ..rterungen darüber nicht vorangekommen sind.
Pr? die deutsche Auffaflung von den aktuellen politischen
b^Flemen des europäischen Westens ist so bekannt, daß
dz. chrlichem Verhandlungswillen auf
Ver^oeren Seite längst ein neues und besseres
Ueu^sagsinstrument hätte zustandckommen kön-
tjn' Auch jetzt ist der deutsche Standpunkt völlig eindeu-
, Deutschland verlangt nichts weiter, als daß die
kält, Ekonferenz in allen wesentlichen Cinzelheiten sorg

vorbereitet wird und daß man eine Verquickunq von
uutz owwen, die weder politischen noch regional mrtein-
'Äa» etwas zu tun haben, aus das peinlichste vermeidet.
jg o, wie Llond George und Ward Price haben das
a >,, M. crkannt. Cs wäre sehr zu wünschen, daß auch dis
keuw - englische Politik sich zu dieser Cr-
kei»„ 's dgx europäischcn Gegebenheiten und Notwendig-
durchringt.

M HitlkrjinW» i« Rm.

Herzlicher Cmpfang.

Um ^om, 21. Scpt. Die italienische Hauptstadt bereitete
l e' v°nntag mittag dcn 452 reichsdeutschenHit-
lungen eincn überaus herzlichen Cmpfang.
tzg. Schon lange vor Ankunft des Zuges hatte sich am
den?"Zos eine 'große Menschenmcnge eingesunden. Auf
8l„i. Bahnsteig hatte eine Formation der Valilla
Z^wllung genommen. Zur Begrüßunq der ^deutschen

d,

"c« 5„waren'die Führer dcr römischen Balilla, Vertrctcr
fch Duce und des Crziehungsministcriums und die römi-
Hc? HI- und VdM-Gruppcn mit Vertretcrn der beidcn
der stcn, der Krcis- und Ortsgruppcnlcitung sowie
"lonie erschienen. Die Anfahrt des Zugcs ersolgte
^rommelwirbcl der Valilla, in den sich starkes
s y swcklatschen und Heilrufe aufHitler und M u s-
>Nc„ L i mengtcn. Nach der offizicllcn Vegrüßung nah.
steli Valilla, HI und VdM auf dcm Vahnhofsplah Auf-
der weqcn des ungcwöhnlichen Andrangs des
wll.'kums für dcn Verkehr vollständig gesperrt worden
d°. ' Später marschicrten die Hitlerjungen, gesührt von
ziv Balilla, mit klingendcm Spicl zu ihren Quartieren,
dp.' Schulgebäuden. Die vorzügliche Haltung
cw. Entlerjunqcn erreqte lebhaftc Vewundcrung, dcr die
dr„"8« immer wiedcr' durch Veifall und Hochrufe Aus-

^ verlich.

^lchsjuqendführer Valdur von Schirach und
^watssekretä'r Ricci trasen im Lauf des Sonntags rn
vw ein.

Kleine Meldungen

tio„ ^ Antraa aus Verbot dcr kommunistischen Organisa-
dew " 'n der' Schweiz stellte Altbundesrat M u s v . der
serü„!Me" Nationalrat als Mitglied der katholrsch.kon-
«M 8'"?" Partei anqehört,. Der Bundcsrat hat Üch
sei„?r-itag länqer mit diescr Angelegenhert bcfaßt. Uebcr
Di^»,^°sptechunqen wird jedoch nrchts bekanntgcgebsn.
sin^^"rcgunq von Vundcsrat Musn rst von ernrgen trcr-
par.öe" Nationalräten und Mitgliedern dcr Baucrn-

Der katholische Vischos Noll in Amerrka hat den

bskan"". M'ws antikommunistischc n F e l d 1" 9 ° s
^anntgegeben. der sich über das ganze Land erstrecken

Llklch George m» Wers Frlebenswllle

..EnMch-beiitsche Bereikbamngen würden den Welttneden garantieren."

DwtWM ift c»Ondsremdlich.

„Englands Fragebogen dagegen war kleinlich
und undiplomatisch."

London, 21. September. Die liberale „News
Chronrcle" veröffentlicht in großer Aufmachung erne
Unterredung ihres Mitarbeiters A. I. Cum-
mings mit dem früheren englischen Ministerpräsidenten
Lloyd George über deffen Cindrücke in Deutschland.
Cummings schreibt einlcrtend, daß Lloyd George seinen
Vesuch außerordcntlich genoffen habe. Seine Besprechun-
gcn mit Hitler, für dcn er osfensichtlich erne ehr-
liche Vewunderung habe, hätten ihm große
Freuds berertet. Lloyd George habe sich in der Unter-
redung mit dem Mut und de'r Offcnheit ausgedrückt, die
man stets von ihm erwarte. Cr sei von seinem Gegen-
stand erfüllt und vertrete voller dleberzeugung seine Cin-
drücke von dcm neuen Deutschland.

Cummings stellte zunächst folgende Frage an
Lloyd George:

„Ich habs den Cindruck, daß Sie Deutschland nrcht
als eine Gefahr sür den Frieden Curopas be-
trachten."

„Das hängt davon ab, wie Deutschland behandelt
wird. Wenn es angegrifsen und sein Gebiet
überfallen wird, wie rm Iahr 1923 durch Poincare,
dann wird es nicht friedsertig unter den Peitschenhieben
niederkaucrn. Wenn Sie wollen, können Sie diese neue
Stellungnahme der Selbstverteidigung und
der Selbstachtung eine Gefahr für den Frieden
nennen."

„Der sozialistische Minrsterpräsident Vlum," fuhr
Lloyd George fort, „hat Millionen vollausgebildeter und
bcwaffneter Soldaten hinter sich. Ich möchte Ihnsn mcine
ofsene Mcinung sagcn: Ich bin weder ein Faschist, noch
ern Kommunist. Ich ging als ern Liberaler nach Deutsch-
land. Ich betrachte Dcutschland durch libcrale Augen und
ich bin als Liberaler zurückgekommen. Aber Libe-
r a.l e, die fich weigern, den Tatsachen rns Ge -
sicht zu schen, sind derFluch des Liberalismus. Wenn
wir den Frieden unter den Nationen wollen, dann müs-
sen wir es als eine unzweifelhasts Tatsache hinnehmen,
daß dre mersten Länder Curopas von Diktato-
ren regiert werden. Cs gidt zwer Arten von Drkta-
toren. Der eine rst dsr Hsrrscher, der festseht, wie ein
Land am bestcn reqrert wsrdsn kann, der andcre rst der,
jenige, der sich anmaßt, einem anderen Land zu diktieren.

wie es regiert werden sollte. Das Lehtere ist nrcht Lr-
beralismus. Cs ist ernfach Frechheit."

Auf dre Frage, ob Lloyd George an dre „Gefahr des
deutschen Militarismus" glaube, antwortete
dieser u. a.:

„Merne Antwort ist dre, daß Deutschland nrcht
denWunsch hat, irgend ein Land in Curopa
anzugreifen und datz Hitler sür die Verteidi-
gung rüstet und nrcht für dcn Anqrifs.^

Cs folgte die Frage: „Wrll Hrtler nicht Sowjet-
rußland bekümpfen?"

„Nein. Cr hat eincn sanatrschen Hah gegen den
Bolschewismus, und er hat rn jahrelanger Propaganda
eine antikommunrstische Front in Deutschland geschaffen,
aber lächerlich ist die Vehauptung, daß er nach Mos-
kau marschieren wolle oder daß er die Ukraine begehre."

Lloyd George suhr damr fort: „Hitler hat
große Dinge für seinLandgetan. Crist
ohne Zweifel ern großer Führer. Cr hat eine bemerkens-
werte Asnderung in den Arbeitsbedingungen
der Männer undFrauen hsrbeigeführt. Dar-
über kann übcrhaupt kein Zweifel bcstehcn, Hitler ist eine
dynamische Persönlrchkeit. Die Schwäche der Demokrätie
hat Italien zum autoritativen Staat gemacht. Das lln-
vermögen der deutschen dcmokratischen Partcien, rhre
Möglrchkeiten wirksam auszunuhen, und die Tatsachc,
daß sie Dcutschland auf dcn ticfsten Punkt herabgebracht
haben, machte dieRevolution Hitlers oder eine
ändere Revolution unvermeidbar.

Deutschland hat in einer Stunde großer nationaler
Not zwischen der Crnigkeit und der „Frerhert" entschei-
den müffen. CshatdieCinrgkeit gewählt und
betrachtet sie rmmsr als die einzige Möglrchkeit. Ich bin
überzeugt, daß angesichts der feindseligen Nationen, von
denen Deutschland umgeben rst, die gewaltige Mehrheit
aller Klaffen eine RLckkehr zu den alten Partsikämpfen
verabscheut."

Lloyd Gcorge ging sodann zu den deutsch-eng-
lhschen Beziehungen über und erklärte:

„Hitler hat einc trcse Vewunderung für das
britische Volk,die von den deutschen Volksgenos-
sen getcilt wird. Ihr Wunsch nach Freundschast mit uns
ist unbestreitbar und wrrklich. Immer wieder sagten Deut-
sche zu mir: „Wir haben nur cinen Streit mit England

gchabt. Wir diirfen niemals einen zweiten
Streit mehr haben. Hitler wünscht unsere Freund-
schast."

„Was ist Hitlers Gegenforderung?", fragte Cum-
mings. Lloyd George antwortete u. a.:

„Cr verlangt keine Gegenleistungen
und hat niemals eine verlangt, es sei denn die Gleich-
berechtigung sür sein großes Land. Der englische
Fragsbogen an Deutschland hätte niemals ab-
gesandtwerden dürfen. Wir haben such Frank-
reich und Italicn kerne Fragen vorgelegt, warum dann
Deutschland? Dre Franzosen und Italiener sind viel
nrehr gerüstet als die Deutschen. Cs waren alles Fragen,
die auf der Konferenz selbst hätten gestsllt werden sol-
len. Sre rechtfertigten den Verdacht, daß
wir nicht einmal jeht Deutschland als gleich-
berechtrgt bshandelten. Wir stellten Fragen, als ob
wir Streitparteien in eincm kleinen Winkelprozeß wären.
Cs waren kleinliche Fragen und nicht hoheDiplo-
mati e."

Die abschließende Frage Cummings lautete: „Wenn
nach Ihrer Ansicht Deutschland keine Gefahr für den
Friedsn Curopas oder Cnglands ist, welches ist
dann die Gefahr, qegen die ganz uropa auf-
rüstet und gegen die Cngland nrit Ünterstühung aller
Parteien aufrüstet?"

Diese Frage veranlaßte Lloyd George zu einem vsr-
zweifelten Händeringen. Cr erklärte:

„Das ist Wahnsinn. Wir können mit Deutsch-
land zuDereinbarungen kommen, die nicht un-
ehrenhaft für uns sein werdcn und die nicht nur den Frie-
den zwischcn Deutschland und Frankreich, sondern den
Weltfrieden herstellcn.

Ich bin für den Frieden in Europa. Wir werden
ihn nicht erhalten, wcnn wir daraus bestchen, daß andere
Länder ihre Regierungsformen unserer Aussaffung anpas-
sen, bevor wir zu irgendeiner Vereinbarung mit ihnen
kommen. Sie miiffen das Recht habcn, ihre eige-
nen inneren Problemeaufihre eigene Weise
auszusechten.

Dil große HrrbMum imserer WrhrmM.

Zwei Armeekorvs In kriegsmäßtser Berwendung.

3« k!«m Sediel«l-0 S»M»!w«icm.

Vorgeplänkel am Montag.

Vad Nauhcim, 21. September. (Vom Sonderbericht-
erstatter des DNB.) Der erste Tag der großen Herbst-
übungen im Gebiet um den Vogelsberg brachte noch keine
größeren Kampfhandlungen.

Die „kriegführenden" Parteien, die in
der Frühe des Montag zunächst ihre Aufklärungsabtei-
lungen in das llebmrgsgebiet entsandten, waren selbstver-
ftün'dlich über die Stellunq und die Vewegungen des Geg-
ners, seine Stärke mrd Bewaffnung völlig im Unklaren.
Das alles galt es zunächst einmal zu erkunden. Die
Schwierrgkeit der Ausgabe, sowohl der im eigenen Land
kämpfenden „Blauen" als auch der „ feindliches G e-
biet" betretenden roten Partsi wuchs durch das
außerordentlrch zerklüftete, stark bewaldcte, von vielen
Senken durchzogene und wegarme Gebiet, das nur wenige
Höhen aufweist, die einen größeren Cinblrck in das Ge-
lände gestatten.

Hinzu kommt cndlich die g r o st e Ausdehnung
des als Operationsbasis vorgesheenen Raumes, dic etwa
130 Quadratkilometer betraqen bürftc. Cs leuchtet ern,
daß in einem derartiq qestaltcteir Gelände bei einem Geg-

ner, über deffen Stürke, Bewaffnung, Marschrrchtung und
Veweqlichkeit nichts bekannt ist, die Ftthrer vor anßer-
wöhnliche Aufqaben qestellt werdcn, die schnelle Cnt -
schlüsse, ge'wandte Vcfehlsgebung und rasche Anpas-
su»g an die 'entstehende Laae crsordcr».

Auch von der Truppe wcrden bei der völlig
kriegsmüßigen Durchsührung der Uebung un-
gewöhnliche Leistmrgen verlangt, und es braucht nicht be-
tont zu werden, datz von beiden Seiten alles getan wor-
den ist, was die Abstcht des Gegners, sich über die Stärke
und die Bewegungen dcr anderen Seite zu unterrichten,
durchkreuzen könnte.

Bside Parteien haben zunächst versucht, den Gegner
durch Aufklärungsabteilungen festzustellen.
Dabei konnte in den frühen Morgenstunden Lustaufklä-
rung so gut wie gar nicht eingeseht werden, da Boden -
nebel und wenig klare Sicht dies verhinderten. Um so
eifriger waren nrotorisierte und berittene
Spähtrupps an der Arbeit. War der Gegnsr er-
mittelt, dann galt es dre wenigen Punkte des Geländss
zu sichern, die eine gute Wetterentwicklung dss Vormar-
sches oder die beffere Stellung zu gewährleisten verspre-
chen. Von dcn zmrächst crrcichten Prmkten aus wurden
dann dre Aufklärungsabteilungcn weiter vorgctricben und
das Gros immer unter entsprechender Srcherung nachgezo-
gen. Aus den Crgcbniffen dieser Ausklürunqsardeit imd

Zur groswn Hcrbstübung des Gruppcnkommanbos II

Sesien baben unter Teilnahme zweier Armeekorps uwö ,m Beisein des irnhrers die grotzen Herost-
inanover Les Gruppenkommandos II begonnen, die großten deutchen Manover nach dem Krieg. — Lerchtes
Gekchiib wird in Stcllung gcbracht. Ein Bildvon den diesjährigen Uebungen des IX. Armeekorps das ber
dem grotzen Herbstmanöver die blaue Partei stellt. lWeltbild, K.)

den Feststellungen, die bei der ersten Feindberührung ge-
macht wurden.'wird sich hie weitere Lage gestalten, über
die am Abend des ersten Tages noch nichts gcsagt wer-
den kann.

Bis zum Abend waren die Aebungen von schön-
stem Herbstwetter begünstrgt. Dann kam ein
schweres llnwetter 'mit äußerordentlich heftigen
Regengüffen auf, das aber erfreulicherweise rasch vorüber-
zog.

Die Anteilnahme derVevölkerung des
llebungsgebietes ist ungeheuer groß. Keine Stadt, kein
Dorf ünd kein Flecken, dcr nicht im reichsten Flaggcn-
schmuck prangt. Girlanden schlingen sich an den Häu-
ssrfronten entläng, Spruchbänder heißen die junge deut-
sche Wehrmacht ivrllkommen, und es ist bewegend, zu
sehen, wie selbst rn den landschaftlich überaus schönen,
aber weniq ertragreichen Gcgenden die einfachsten Häus-
chen mit Feldblumen und Papierfähnchen zu Chren der
Träger unserer Wehr geschmückt sind.

Die Truppen, die zum Teil schon schwere
llcbunqstage hintcr sich habcn, machcn cinen ganz vor-
züglrche' n Cindruck. Vraungebrannt ziehen sie mit
heitercn Scherzrufen vorbei. llnd an den Straßcn stehen
die Vewohncr dieses herrlichcn Fleckens dcutscher Crde,
um ihnen Crfrischungen anzubietcn.

Der Führer im Manövergelände.

Fulda, 21. September. Am crsten Tag der großen
Herbstmanövcr bcsrchtigts der Führer und Oberste Ve-
fehlshaber der Wehrmacht an zahlreichcn Punktcn des
Manövergeländes die Truppen bei ihrcm Vor-
marsch aus dcn Ausqanqsstellungen. In allcn Dörfern
und Ortschasten, durch dre dcr Führer kam, wurden rhm
von der Vevölkcrung bcgeisterte Kundgebun-
gen »uteil.

ffsmm «,

kvlckkamsw

7/ li'vvrslttenseb-

klsonffsim

Ä.« lieüdrsnn



I riecjenM




.Ai.5

bietten


siiiaa



M



msmr

Einc llclicrsichtskarte des Mnnövcrgcblcts.

Tie Uebunqen iinden im Ranm Aicbnffenburg—
Meiningen—Bebra—Treysa—Bad Nauheim statt.

(Graphische Werkstätten, K.)
 
Annotationen