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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Herdelberger

Illeuesle Nackrickien

»^bmonEL ? l-inschU 27 Rpsg. Trägerlohn»

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Schristleituna: Hauvtstraße 23 ssernsvrecher-S.-A. 7351—53.

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Samstag» 10. Oklober

Hauptgeschäftsstelle Hauvtstraße 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53. < oos

Fweigstelle: Sasvelgasie 1. L sOO

Hiiser Vekehmg.

Prc-s^^- Stvei Wvchen irrt durch die deutsche
sickt k ^ sEsamer Mann. Wir haben sein E>e-
uns öwar niemals gesehen und doch ist es

Nau " - ^ unbekannt. Denn wenn wir uns ge-
hvlt wir sind diesem Typ schon wieder-

gtz^,/9egnet. Es ist ein höchst merkwürdiger Zeit-
er ° tind wir brauchen ihn nicht zu fragen, wer
Ha? ^ demaskiert sich selbst: „Mein Name ist
-e. Jch weih von nichts!"

Sbars ^ Hase? Hase ist der Mann der grohen
-^ivn Hase: das ist der Mann, der jeden

uiae s l-eutsche Reichsmark und einige Pfen-

^ustisck spart jeden Monat dieses phan-

gest„^ -^frmögen, weil er, wie er verschämt ein-
da^ " i n e Zeitung li e st und damit zugibt.
ten ^ skinem eigenen kümmerlichen Geistesschat-
Er sp^^^ verschläft. Hase ist ein Thp für sich.
außtzrk .^"ßerhalb der Zeit und er lebt auch
ihn a E-er Volksgemeinschaft. Was rings um
DtensÄ^^^' tvas ein Volk von siebzig Millionen
Das in " ^rlebt und bewegt: ihn stört es nicht.
liegt ß gleichgültig. Das läht ihn kalt. Hase
und auf dem Kanapee der Weltgeschichte

uao i>-/> -aus dem Kanapee »v.
wesenti^^ Leben unterscheidet sich nicht sehr
Stein- - dem Leben, wie es die Menschen der
ankäw " ödführt haben mögen. Wenn es auf Hase
Erfjn^' ^ötte Iohann Gutenberg sich nicht um die
chen zi"^ Buchdruckerkunst zu bemühen brau-
seinöü i^ tst ein wahres Glück für Hase und
tests ^ s ch^u, dah wenigstens das Pulver be-
pvj!.-s^>unden worden ist. Wenn man mit diesem
dem Hinterwäldler spricht, erklärt er uns, in-
»Dko ^ unter dem Hutrand trübselig anschaut:

ln Rame ist Hase. 2ch weih von nichts!"
w i»- bas uiuh man ihm glauben : Hase weih
». tlich nichts. Er hat alle Anschlüsse im Leben

k^paht

der ^d kommt immer zu spät. Er ist überall
Hw-,"hte. -ttud er ist deshalb auch überall der
>st k e ist eine komische Figur. 2lein, er
e s/ "i ° Eomische. sondern eine höchsttraurige
dxxt t- Er macht den Eindruck eines Mannes,
9estie,i Handgepäck vom Mond herunter-

Hoso -umt und wirklich nicht weih, wo der
stelle * ^nd der Hund begraben liegt. Man

Veick aol tvlgendes vor: es ist uns im Deutschen
ten Anv atle politischen Parteien auszurot-

Rikk-n uvch einige Kommunisten in den

um dicso i-c^"' genügt die politische Flit-Spritze,
gebli Jnsekten zu betäuben. Aebrig

etwas^ ^ allein Herr Hase, der von nichts
er nick>i - "ud von nichts etwas wissen will, weil
-Nan n lvunscht, dah man sein Stilleben stört. 2lber
lisch-^l Herrn Hase schliehlich doch in seiner idyl-
^eliebt» aufgestöbert. And wenn er das

zu Hasenpanier ergreifen wollte, es wäre nun
ieden nationalsozialistische Staat hat

Aiemnni, erfaht und eingevrdnet.

dvller 2 ueht mehr isoliert, sondern alles ist plan-
^esetzen i mmenschluß und jeder muß sich den
schaft . ,"er lebendig gewachsenen Volksgemein-
3 e in - "^liedern, die zugleich eine Schicksals-
^inschaft ist.

ten, tvürde zum Beispiel Herr Hase antwor-
dah man ihn fragen würde, wie es kommt,
Ehmbvl dieser Schicksalsgemeinschaft) 68
rairm v^^ ^^utsche Menschen auf einem Flächen-
bretzj . on 469 000 Quadratkilometer zusammenge-
Brstxa urüssen, während der Lebensraum des
^uuzns ^ ^Mllivnen Quadratkilometer und der des
Die 2- ^n 12 Millivnen Quadratkilometer umfaht.
2ch weik ivürde lauten: „Mein 2lame ist Hase.
!che uichts!" Weiß Hase, was das deut-

^istet n "öilfswerk in den ersten drei Sahren ge-
^isten ?ud was es im kommenden Winter zu
d)aZ i^ lHlvssen ist? Weih er, was Moskau plant,
Und geschmiedet wird, was zwischen Paris

im Berhandlungen schwebt und was

t.

^Uando»s lener grohen und beispiellvsen 2lus
Eiden ^ stehen, in der die Kräfte der posi -
^zialig-,„^u^3estaltung (nämlich der Rational-
ichewis»,,,^ . negativen Kräfte des Bol-
^ejß dav» uiederzuzwingen haben? 2lein, Hase
istren Vrp,i^ "ichts. Er hat an dieser Zeit und an
den Seeio ^?^u keinen 2lnteil. Er weih nichts von
stalten unv^öchien, Lie das deutsche Schicksal ge-
^^stiminun ^>^'8 ^uch nichts von der Lebens-
der keine v .^"seres Vvlkes. And wie sollte Hase,
Dresse sicb stest, wissen, dah die 2lufgabe der

^^iten ^unn erschöpft, Bachrichten zu ver-

die poIjz - ^ daß ihre letzte und höchste Missivn
ichen Bolfos Willensbildung des deut-
EUden kann ist eine 2lufgabe, die niemals

(chuft 0."^° jeden Tag mit der ganzen Leiden-
- ->° « w--d-n mutz'

degreifj .disher davvn nichts. 2lber nun

chus er nock,^ "^stch> was er nachzuholen und
ivlange p» iernen hat. Memand kann sich,

utzne sei„- ' vus dieser Welt zurückziehen,

d^u der aroke/^^^^^^ Su verletzen. die im Do-
^Usig suckt INi^Esgemeinschaft Halt und Nah-
°le Tianale -» ?.Evn dem Leben zu dienen und
^un wir alle sinv°""' die der Tag uns zuträgt.
^u. Kinder unserer^Zeit^ stvhen mö-

Hermanu Bagusche.

SeftmeiA Wekrverbände aufgelöft.

Keine Umbilbung bes Kabinetts SchusKnigg.

Äks Ende dcs Heinintschnzes.

Cin Veschlutz des Ministerrats. »

Wien, 10. Oktober. (Cigene Funkmeldung.) Der
Ministerrat, der am Freitag um 17 Uhr zusammengetre-
ten war, um die durch die Spaltungsbewegung
im Heimatschuh geschaffene Lage zu prüsen, hat am
Samstag früh im Veisein dcs Vundespräsidenten M i k-
las beschloffen, alle Wehrverbände auszu-
lösen. Damit hat dcr Heimatschutz ausgehört,
zu bestehen.

Dem Ministerrat, der die durch die Spaltungs-
bewcgung im Heimatschuh geschassene Lage zu prüfen
hatte, lag die Forderung Starhemüergs vor,
die im Mai geschassene Frontmiliz als einzigen
freiwilligen Wafscnträger aus ihn zu vereidigen. Nach
zahlrcichcn dramatischen Wendungen hat die Regicrung,
wie bereits erwähnt, alle Wehrverbände auf-
zulösen beschloffen, nachdem die Dersuche, mit Star-
hemberg zu einer Cinigung zu gelangen, ge-
scheitert waren.

Personalveränderungen im Kabinett
wurden nicht vorgenommen.

Der Anterrichtsminister Dr. Pernter, Finanz-
minister Dr. Drarler, der Vizekanzler Vaar -
Varenfels haben demissioniert und wurden
vom Vundespräsidenten wiederum mit ihren Aem-
ternbetraut. Es wird ausdrücklich sestgestellt, dah
sie nunmehr keinerlei Vindungcn zu irgcnd-
welchen Derbänden mehr habcn.

Ferner hat der Ministerrat eine Neuformie-
rung des Frontmilizgesehes beschloffen.

Bundeskanzler Dr. Schuschnigg, der ursprüng-
lich schon am Freitag abcnd abrcisen wollte, hat sich um
8 Uhr morgens im Flugzeug zu ven Trauerfeierlichkei-

ten für den ungarischcn Ministcrpräsidenten Gömbös
nach Vudapest begeben.

»

Durch den Veschlutz des Ministerrats ist nunmehr
die durch den Ausschluß Major Fey's aus dem Heimat-
schuh durch Starhemberg entstandene innenpoliti-
sche Spannung eincr Lösung zugeführt wordcn, die wohl
keiner der bsiden Streiteiiden erwartet hatte. Der
Heimatschutz hatte sich ja einst als bcdeutender Faktor
der Unterstühung für das österreichische Regicrungs-
system gezeigt. Mit dem vor einigen Monate'n ersolg--
tcn Ausscheiden Starhembergs aus dcr Regierung
Schuschnigg zeigten sich jedoch schon Differenzcii, die
nun durch die Äuflösung des Heimatschutzes auch für den
Autzenstehcnden dcutlich wurden. Daß auch i n n e r -
halb des ehemaligen Heimatschutzes schwere Krisen
bestanden, beweisen die Crklärungen, die Major
Fey am vcrgangenen Mittwoch in einer Prcffckonfercnz
abgab. (Fcy war in den Auseinanderschungen der leh-
tcn Zeit in so starkem 2>latz der angreifendc Teil, datz
die Schweigsamkeit der offiziellen Heimwehrsührung des
Fürsten Starhembsrg den unpartciischcn Veobachter
zumindesten erstaunen' lietz.) Major Fey bchauptete in
dieser Preffekonfcrenz, datz Starhemberg die
Hauptschuld am Niedergang des Heimat-
sck-utzes seit 1"9Z5 trage. Seine Llncntschlosienheit
und Untätigkeit habc die Mitglieder vcrschiedener Lan-
desgruppen wicderholt schon ziir Forderung vcranlatzt,
dasi an dic Spitze des Heimatschutzes ein Dirck-
torium treten solle, das aus Major Fey, Dr.
Steidle und Neustädter-Stürmer bestehen
müffe. Dem Fürsten Starhemberg sci, so sagt Fey wei-
t-w von zahlreichcn Gliedcrungcii das Mitztraucn aus-
gesprochen wordcn, wührend nian Fey trotz seiney bis
dahin eingchaltenen politischen Rescrve im Scptcmber
d. Is. zum Wiencr Landesführer des Heimat-
scbuhes gewählt habe. Da diese Wahl nach al-
len Vorschriften des Gesstzes qeschehen sei, gebe es kei-
nen anderen leaalen Führer des Wrener Heimatschutzes
als ihn (Fey) selbst, während alle an dem sogenannten
Führerrat bcteiligten Pcrsonen von Starhemberg ab-
hingcn und deshalb in ihrer Willensäußerung gcbunden
seien. Sie hütten darum auch gegcn die Weisungen

Die hcutigc Ausgabe unferes Blattes umfaßt mtt
dcn bciden Untcrhaltungsbcilagen „Die Heimat" und
„Die Feierstunde" insgesamt 22 Seiten.

ihrer Landssgruppen sür den Ausschlutz von Fey gs-
stimmt. Fey bckannte stch entgegcn dcr Starhemberg-
scben Richtung dcs unbedingten Diktatcs zu einem
autoritüre'n Prinzip, bei dem der Führer sich
des Vertraucns seincr Gesolgschaft vcrsichcrn müffe. Die
Gcgenüutzerungcn der Starhcmbcrg.Gruppe konntcn
demgegcnüber wenig übcrzeugen, so datz es ganz ofsen-
bar wurde, datz hier eine ehemals zentrale Gruppe der
österreichischen Vaterländischen Front ihre gan^e po-
litische Bedeutung verloren hat. Die Tat-
sache, daß die Auslösung des Heimatschutzes kei-
uerlei Aenderungen innerhalb der Rcgierung
brachte, zeigt ebenfalls an, datz dic einstmals von Star-
hemberg vsrtretenen Vestrebungen sür die innere Cnt-
wicklung Oesterrcichs nun nicht mehr vicl zu bedcuten
haben.

Kewe Mdrsrsiit in Englmid.

Ein Veschluß dcr Konfcrcnz der Arbeiterpartei.

London, 9. Oktbr. Die arbeiterpartei»
licheKonserenzin Edinburg lchnte am Freitag vor-
mittag einen Antrag auf Schassung einer englischen
Dolkssront mit überwältigender Mehrheit ab. Ge-
gen eine Volkssront wurden 1805V00 Stimmen, dafür
4Z5VV0 Stimmen abgegcbcn.

Die Antragsteller hatten ihre Cntschlietzung haupt-
süchlich damit begründet, daß sich dcr Faschismus
zusehends in Curopa ausbreiie und daher von allen Or-
ganisationen gemeinsam bekämpft werden müffe.
(!) Gcgen den Antrag wurde vom Vollzugsausschutz gel-
tcnd gcmacht, daß eine Zusammenarbeit mit den
Kommunistennichtin Frage komme

Meskaus Anfchuldigungen widrrlegt.

Der Nichteinmischungsausschuß bei der Arbeit.

London, 10. Oktbr Der internationale Nicht-
einmischungsausschutz trat am Freitag vormittag
unter dem Dorsitz von Lord Plymouth im Foreign
Osfice zusammen.

Der Ausschuß beschäftigte sich mit der spanischen
Note und mit dcn s o w j e t r u s s i s ch c n Veschul-
digungen über angeblich Verlehungen dcs Nicht-
einmischungspaktes. Der sowjetrusstsche Geschäftsträger
Kagan wohnte der Sitzung bei.

Ueber die Sihung wurde um Mitternacht ein« amt-
lich« Mitteilung veröffsntlicht, iu der es heißt, es habe
allgemein Ilebereinstimmung geherrscht, datz es im
allgemeinsn Intereffe dringend notwendig sei, die ein-
gegangenen Klagen auf das sorgfältigste zu prüfen und
die Prüfung mit der grötztmöglichen Geschwindigkeit
durchzuführen.

Der Ausschutz, so heitzt es weiter, nahm davon Kennt-
nis, daß der Vorsihende im Cinklang mit den Verfah-
rensbestimmungen diese Dokumente den Regierungen
Deutschlands, Italiens und Portugals
mitteilen wird, mit der Bitte, schriftliche Crklärungen
hierzu abzugeben, die es dem Ausschuß ermöglichcn wür-
den, die Tatsachen festzustellen.

Nachdem der itallenische Dertreter energisch
jeden einzelnen Punkt der gegen Italien gerichteten An-
schuldigungen widerlegt und zurückgewiesen
hatte, erklärte'er, datz alle diese Veschuldigungen ganz
phantastisch seien und jeder irgendwie gearteten Ve-
gründung entbehrten. Das würde leicht durch die Ant-
wort erwiesen wcrden, die die italienische Rcgierung in
angemeffener Zeit erteilen werde.

Dcr deutsche und der portugiesische Ver-
treter machten Shnliche Vorbehalte inbezug aus die
Stellungnahme ihrer Negierungen.

-r-S ä>-kL»---M.

Dem Ausschutz lag ferner ein vom 6. Oktobcr datier-
ter Vrief des Vertreters der Sowjetunion vor, der
die portugiesische Negierung der Derletzung des Ab-
kommens beschuldigt und den VorschlKg macht, datz ein
Antersuchungsausschuß an die spanisch-portugiesische
Grenze zur Prüfung der Lage entsandt werden soll. Der
portugiestsche Vertreter erklärte, datz er nicht imstande sei,
an einer Aussprache über diese Angelegenheit ohne Anwei-
sungen von semer Regierung, der er das fragliche Doku-
ment übermittelt habe, teilzunehmen. Hierauf verlietz
der portugiesische Vertreter die Sitzung.

Bei der Wiederaufnahme der Ausschutzberatungen um
16 Khr erklärte der Vorsttzende, er sei von dem portugie-
stschen Vertreter unterrichtet worden, datz das Derlaffen
der Sihung ni ch t als eine Absicht seiner Regierung aus-
gelegt werden dürfte, sich von den Arbeiten des Ausschus-
ses z u r ü ckz u z i e h e n. Im Cinklang mit den Verfah-
rensbestimmungen wird dcr Vorsitzende die Klage sofort
dem portugiesischen Dertreter zuleiten. Der Äusschutz
cntschicd, daß es vor dcm Cingang eincr Antwort verfrüht
sein würde, den Vorschlag auf Crnennung eines Anter-
suchungsausschuffcs zu erörtern.

Ferner lag dem Ausschutz der bekannte Brief des
Vcrtreters der Sowjetunion vor.

Der Dertreter Italiens protcftierte schars
gegen die Methoden der Sowjetregierung
und teilte dem Ausschuß mit, datz seine Regicrung cs a b-
lehne, irgcndeine V c r a n t wo r t u n g für irgendwelche
Ereignisse zu übcrnehmen, die dann entstehen könn-
ten, wenn das Abkommen durch die einseitige Cnt°
scheidung eincs der Mitgliedstaaten annulliert

werde, eines Staates, dcr allein di« volle Ver-
antwortung für die Folgen diescr Aktion zu tra-
gcn haben würde.

Der deutsche Vertreter vertrat die Ansicht,
daß die Mitteilung des sowjetrussischen Verlreters nicht
in den Zuständigkeitsbereich des Ausschufles salle, da sie
sich nicht an die niedergclegtcn Verfahrcnsvorschriften
halte und als ein rein politischer Schritt ange-
sehen wcrden müffe.

Im Verlauf seiner Antwort wies der Vertreter
der Sowjetunion die BeschuldiguNgen des italie-
nischen Vertreters zurück und bcstand darauf, datz es not-
wendig sei, Matznahmen zur Cinstellung der
Vertragsverlehungen, die in seinem Brief vom 7. Okto-
ber erwähnt worden seien, zu treffen.

Im Hinblick auf die Tatsache, datz dem Ausschutz bei
dieser Gelegenheit keine konkreten Vorschläge
vorlagen, konnte hinsichtlich der Crklärung des Vertre-
ters dsr Sowjetunion kein Schritt unternom-
mon werden; gcwisie Vertreter deutcten jedoch an, daß
fle von ihren Negierungen weitere Anweisungen
zu erhalten wünschten. In Uebereinstimmung mit einer
von dem Änterausschutz gemachten Cmpfehlung kamen die
Vertretcr übcrein, ihre Regierungen zu ersuchen, dem
Ausschutz zusähliche Informationen hinsichtlich dcr Ve-
handlimg solchcr für Spanien bestimmtcn Wafsen-
und Kriegsmateriallieferungcn zur Ver-
fügung zu stellen, die den Teil der Ladung eines Damp-
fers bildcten, der den Hafen cines Landes anlaufc, das
dcn Vertrag unterzeichnet habe.

Cinschließlich der Voriiüttagssihung dauerten die
Veratungen am-D>rcitag nahezu sieben Stunden.
Gegcn Äbcnd wurde einc etwa halbstündigs Pause ein-
gelegt, während der die Ausschutzmitglieder das Konse-
renzzimmer jcdoch nicht verlietzen.

»

Die Absicht der sowjetrussischcn Regierung ist dcut-
lich erkcnnbar. Aufgrund von gefälschten Doku-
menten, die als Ä n k l a g e m a t e r i a l benuht wor-
den sind, versucht die Moskäucr Rcgierung, sich von der
Vtrpflichtung dcr Nichteinmischung m Spanien
loszulösen, um die Möglichkeit zu häben, die roten
Milizen in Spanicn mit Waffcn und Kriegsmaterial zu
versorgcn. Das ist der cigentliche Zweck des Vorstotzes
im Nichtcinmischungsausschuß. Das Spicl Moskaus ist
längst erkannt.

Der sowjetrussische Vorstoß ein taktisches Manöver.

London, 10 Oktbr. (Cig. Funkmeldung.) Für die
englische Morgenpreffc ist die beinahs siebenstündige
Sihung des Nichteinmischungsausschuffes das Thema
des Tagcs. Bcsondcrs der italicnische Gcgen-
stoß hät allgemein tiefen Cindruck gemacht. Da die
Sitzung erst um Mittcrnacht fchlotz, haben die Zcitungen
noch keine Gelegsnheit gehabt, von sich aus Stellung zu
nehmen. Aufmächung imd Ueberschriftcn laffen jedoch
dentlich crkenncn, dätz die sowjetrussischen Ar-
gumente ihren Cindruck auf die Oeffentlichkeit völ-
lig verfehlt haben. Nach wie vor sieht die Preffe
in dem sowjetrussischen Vorstoß nichts anderes als ein
taktisches Manöver, das nicht dazu anqetan sei,
die Zusainmenarbcit der Völker odcr gar die Ärbeit des
Ausschuffes zu fördern.

— Ministcrpräsident Generaloberst Göring, der Ver-
treter des Führers und Rcichskanzlers bei dcr Bei-
sehung des Ministerpräsidenten Gömbös, traf Freitag
abend in Budapest ein.

— Der britische Ministerpräsident Valdwin wird
am kommendcn Montag seine Amtsgeschäfte in vollem
Umfange wieder ausnchmen. Als Zeitpunkt für die
nächste Kabinettssihung ist der kommende Mittwoch st,
Aussicht genommen.

Ministerpräsident Gömbös
in dcr Heimat.

Die sterblichen Ueberreste
des ungarischen Minister-
präsidenten sind im Kuppel-
saal des Budapester Parla-
ments aufgebahrt worden.

(Weltbild, K.)
 
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