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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger

Hleueste Nachrichlen

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Trägsrlohnl. Vel d-n Äbholstellen
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^r. 259

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Mittwoch, 4. November

Hauptgeschäftsstelle Hauptstraße 23, Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgaffe 1.

1936

Die merikmW Wahl.

Wirtschastliche Auswirkungen.
ist cincm Wahlkampf von beispiclloser Hcftigkeit

^ ."le Entscheidung des amcrikanischen Volkes zugunsten
s bishcrigcn Präsidentcn, des Demokraten Franklin

- "Hsevelt gefallcn, dor damit sür weitere vier Iahre

bat Haus" in Washington herrschcn wird. Cr

7 r uber dcn republikanischen Gegenkandidaten, Lan -

Zesiegt, obwohl die Börse, 'die amerikanische Ge-
^.^i'swelt, die Vanken, die Großindustrie, aber auch die
Nev Gcschäftsleute und vor allcm die Rentner Geg-
müiVt- "sevclts waren, wcil er der Privatwirtschaft zu
gewordcn war. Hatten doch die amcrikanischen
d^wwagnaten ihrcn Arbcitern erklärt, sie würdcn nach
dei t- ^"e Lohncrhöhung vornchmcn, wobei unzwci-

- darauf hingcwiescn wurde, man sehe dicse vcr-
wrochene Lohncrhöhung als Belohnung dafür an, dah die
>"rahlarbeitcr für dcn Gcgcnkandidaten Roscvclts, Lan-

a N, stimmcn würdcn.

„ 3m Iahr 1932 hatts Roscvelt Hoover besiegt,
von 39,8 Millioncn abgegebencn Stimmcn
t-s'" -O^llionen, dcr republikanische Gcgcnkandidat Hoo-
nur 15.8 Millioncn Stimmcn. Rooscvelt gilt in dcn
„ ^sten der amcrikanischen Arbcitcr und Farmcr, in dcn
^rcyen der klcincn Angcstcllten als dcr Rctter aus jcncr
sck ? - die im Oktober 1929 über die amcrikanischc Wirt-
wvr.- hereinbrach. Roosevclt hat mit dcm Cinsatz gc-
24 Wsw Arbeitsbeschasfungsmaßnahmen, für die nahezu
iardcn Dollar ausgewendet wurden, durch ruck-
ev Cinsetzunq dcr Macht dcs Staates die schlimm-
b crolgcn dcr Krisis bcscitigt. Die Zahl der Ar-
ertslosen, dic 1929 bis auf 20 Millioncn
ilewachsen war, ist um etwa dic Hälste zurückgc-
v ngen. Da die Cinzclstaatcn und die Städtc sast durch-
arnk, - "kcrott waren.« griff dic Vundcsregicrung mit
Augrgcn Antcrstützungsmaßnahmcn ein.
v^.^^bciden hauptpscilcr dcr Wirtschaftspolitik Roosc-
ba,a "w NRA. (Gcsctz übcr dcn nationalcn Wiederauf-
""b die AAA. (Gesch über die Ncuordnung der
ri^.bwlrtschast) wurdcn sreilich durch de» Obcrstcn Ge-
erkla^t ^ bcr Vcrcinigtcn Staatcn sür „vcrsaffungswidrig"
laffen ' - .^ber Rosevclt hat sich dadurch nicht abhalten
ken ' sozialcs Programm durchzufüh-
die öl ^wmcr wieder hat er — auch im Wahlkampf —
^^werikaner davor gcwarnt, an die Wiederkchr einer
s'ür " Prosperitüt" zu glauben, immer wicdcr ist er
listiki^ Erschung dcr rein individualistischen und libera-
n t l^cn amcrikani'chen Wirtschaftsaussaffunq durch einc
si-ff^- '"schastliche Lenkung und Beaus-
" ng der Wirtschaft eingctretcn. Cr hat
t»na d wieder 500 Millionen Dollar zur Besic-

sastte ""3? ber Farmer eingeseht. Das von ihm ver-
dunn "andwirtschaftsgeseh strebt die Vermei-

a». landwirtschaftlichen Ueberproduktion

üenoni ^b^g^bicte sollen aus der Landwirtschaft hcraus-
Äraün wcrdcn, frcilich nicht mehr durch gesehllche
Niackn»bwen, sondcrn auf dem Wcg freiwilliger Ab-
^l>"62n mit dcn Landwirtcn.

ProanL Ehlkampf hat Rooscvelt eine Rcihe sozialer
s> ö h„ wpunktc vcrsochtcn. So vor allcm die Cr-
beffer- ber Kauskraft der Bevölkerung durch eine
baß nn?7'-"Eommcnsvertcilung; wobei er daräuf hinwies,
b^n von ?wwor der nationale Reichtum stch in den Hän-
Ner ixg. ^"is 2 Prozent der Vcvölkcrung befinde. Fer-
ger ^ooscvelt dasür ein, daß die Iugcndlichen län-
altsrcn . stsmarkt ferngehalten werden und daß den
schcidön ss'-^oncn durch ein Altersrentensystem ein Aus-
weiterer bem Arbeitsprozeß ermöglicht wird. Cin
ber wöcki-„^??^^wmpunkt Rosevelts ist die Herabsctzung
^usamml,! ' '^^" Arbcitszeit in der Industrie, ferner die
Zeiten «in ^ 3?" Reserven durch die Gesellschaften, um in
iu könncn . b^assion ncue Arbeitsprojekte sinanziercn
^»lvatwirti^?" Gegncr Landon ist ein Anfänger dcr
2r tritt fffr "'b' bes privatwirtschaftlichen Kapitalismus,
brsreqieri.n Zurückdrängung der Cingrisfe der Vun-
!1 n a e n. bie Rechte der Cinzelstaaten ein.
^EanischZ, ^ 5 bleibt die künftige Cntwicklung der ame-
lehten Mnn ? " d e l s p o l i t i k. Roosevelt hat in den
warkt an rine gewiffe Rückwendung zum Welt-

^Uommen wue der bisherigen Abschließungspolitik vor-
egurt, dm maßgebenden Mitarbeiter haben er-

Aauwolle nä^se für amerikanische Agrarprodukte, so für
bwgen davon ?Hwalz, aber auch für Industriefabrikate
?werikanisch^ "b, ob die ausländischen Märkte diese
?el wurde vn« Meugniffe aufnehmen. Der Außenhan-
!!?N" b»eiw.,?< os.evclt als das „Lebensblut der Na-
uhlleßnna wld Roosevelt erklärte auch, die Aus-
?? b, weil di^-Ä'bischcr Waren verbicte sich schon des-
d'^tion N.I.. »^^inigtcn Staatcn eine Gläubiger-
d?" Doll? ?uslandsguthaben von 12 Mill'iar-
N?^un gsbind„It wwn. Das hat freilich Roosevelt nicht
^gcnübcr nci,!>' b"» einigcn Monaten Deutschland

s°i"
de:

ssn/ wancherl?- >?°Hbolitische Maßnahmen anzuordncn.
db°s Ozeans^?-^'^?? spv?chen dafür, daß man jcn-

in'"n? bie VenH»- >"usu,eyen vegmnt, day oie Landcr,
Amcrika ,,„?'?Sten Staatcn ihren Markt vcrschließcn,
ink ^eicht wird n- Allcrnotwcndigste einkaufcn können.
v b,se^plnncs Auswirkung dcs neuen deutschcn Vier-

nach de„ b?e zukünftige amerikanische Handels-
- " ^eite dcr Vermmft bcelnfluffen.

Al-Mriise des Madrider Ecnders.

Aufruse an die roten Milizen.
ä?ubrids . Rovbr. Der Sender von

^ ufrufz g," ^ gunzen Montag über dringende
^usgesordert w ^ ^ e n M i l i z c n, deren Mitglieder
^"iusiude,, ^U' s'ch unverzüglich in den Ministcrien
^ ° " t eiuqcte?,. sür den Abmarsch an die
d- Besondcrs . "^ben.

^ ^beufalls di ^^^nend für die Lage der Stadt ist
bestimmt» Sender verbrcitete Aufforderung

u ^ähe d/s ^-'lungen, sich sofort in ein Kloster in
sck^ ru schli-s, " ^tughasens Getafe zu begeben. Dar-
in der bie nationalistischen Truppen sich

eini^te die «>„ " ^ühe der Stadt besinden.

bcwcist^ei'n^m augenblickliche Lage selbst

Är^t k'ber wörtl?^^"/^^ 'brer Zcitung „Mundo
^Usainw^wsM dcnn vi»S"lst wird: „Wir müffen viel
Ä'Wzieht, jst s" Gesahr, die sich über Madrid
^on^ "erlautet S r o ß."

lUez??K die Ortsch'aft-r?nationalen Truppen
^adrrd errungcn "" bar Landstraße A

a d

^vingende
^"?amanca

am

Landstraße Aran-

°me für

wurde in der
die dortigen Ver-

2nsch^^'!?w eincr ? < > on gesciert. Daran

ff>en beteillgt. lermeldung, mindestens 50 000

PriWent Rvvsevelt wte-ergewM.

Aberlegener Sieg über den republikanischen Kandibaten Lanbon.

Gemllige Mehrheil.

Von 531 Wahlmännern rund 4Vü sür Roosevelt.

Newyork, 4. Novbr. (Cig. Funkmcldung.) Die
Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staa-
ten hat mit einem überlegenen Sieg des bisheri-
gen Präsidenten Franklin D. Roosevelt (der der
Demokratischen Partci angehört) geendet. Nach den leh-
ten Meldungcn erhielt Roosevclt über 480 Wahlmänner-
stimmen. Da bci insgesamt 531 Wahlmännern die Mchr-
heit 266 bcträgt, so ist der bisherige Präsident
aus weitcre vier Iahre wiedergewählt.

Der Kandidat der Republikanischen Partei, Lan-
d o n, siegte mit nur 81 Wahlmännrn in den Staaten:
Maine, Maffachusetts, Ncbraska, Newhampshire, Rhode-
Island, Vermont, Kalifornien, Montana, Idaho und
Minnesota.

Im Staat Newyork führt Roosevelt sogar in
den sonst stark republikanischen Landgebicten. In der
Stadt Newyork hat er einen Vorsprung von nahzu 3:1.
Dagegen erhielt der Präsident im Vezirk Hydpark, wo
sein Sommersth liegt, nur 1057 Stimmen gegenüber 1233
Stimmcn sür Landon.

Auf dem Times-Square in Newyork drängten sich am
Disnstag um 23 Ahr (Newyorker Zeit) nach einer
Schühung der Polizei etwa eine halbe Million
Menschen, die die lehten Wahlberichte mit ungeheu-
rem Beifall aufnahmen.

Die Wahlbeteiligung war ungewöhnlich
st a r k.

Der zrWe Wahlsieg Amcritlis.

Newyork im Fieber.

Newyork, 4. November. (Cigene Funkmeldung.)
Gegen Mittcrnacht drängten stchüber eine halbe
MillionMenschen im Vergnügnngsviertel Netv-
yorks vom Vroadway und der Achten Avenus bis zur
Fünften Avcnüe. Auf dem Times-Square stauen sich die
Menschenmaffen, die nur von bcrittenen Polizisten und
zahlreichen Tonfilmapparatcn und Lautsprecheranlagen
überragt werden. Menschen aus allen Schichten der
Millionenstadt erwarten in fiebcrhafter Spannung die

Wahlergebnisse, und die Unherhaltung dreht sich nur um
Roosevelts „Crdrutsch", wie die Amerikaner einen gro-
ßen Wahlsieg bezeichnen.

Cin Crfolg des bisherigen Präsidenten ist zwar
von den Meisten erwartet wordsn, trotzdcm kam ein der-
artig durchschlagender Crfolg völlig über-
raschen. Crwartungsvoll starrt die Menge auf die
laufenden Lichtbänder an den Kinos und Theatern,
die teilweise in Wolkenkraherhöhe angebracht sind, und
die dcn von Minute zu Minute größeren Sieg
Roosevelts verkünden, was mit begeisterten Iubel-
rufen aufgenommcn wird. In der Fünften Avcnue hat
man an dem gewaltigen Gcbäude der Rockefeller-Radio-
City eine ricsige Landkarte dcr Vcreinigtcn Staatcn an-
gebracht, auf der alle Staaten, die Roosevelt ihre
Stimms gegeben haben, grün auflcuchten, währcnd die
Staaten, in denen Landon siegte, in rotem Licht er-

scheinen. Schon um Mitternacht ist diese Landkarte fast
vollständig grün. Nur ein kleiner roter Zipfel rm Ge-
biet der nördlichen Ncucngland-Staaten erinnert an die
Kandidatur der schwergeschlagenen republikanischen
Partei.

Nach den zuleht eingegangenen Wahlergebniffen
wird die demokratische Mehrheit im Kongreß vielleicht
noch diejcnige von 1934 übcrtreffen. Roosevelt
vcrfügt bereits über mehr Stimmen als im Iahr 1932
im Wahlkampf gegen Hoover, wo es nicht nur um den
damals noch unerprobten neuen Kurs, sondern auch um
die Abschaffung der Prohibition ging.

Obwohl aus mchreren Staaten die Wahlergebniffe
einzelner ländlichsr Vezirke noch nicht vorliegen, sührte
Präsident Roosevelt uml Uhr morgens Newyorker
Zeit (7 Uhr MEZ.) in 45 von 48 Staaten der ilnion.
Besonders in den dicht besiedelten hoch industrialisterten

Rooscvelt im Kreise sciner Familie. (Graphische Werkstätten, K.)

Köntg E-uarbs ersir Zhronrede.

FeiklMe Eröffnung deS enMKen Rarlaments. - Für Netrteöung Europas und Weffpakt.

London, 3. November. Die Cröffnung der
neuen Parlamentstagung durch König Cdu-
ard VIII. im Oberhaus erfolgte am Dienstag in dem
bei dieser Gelegenheit üblichen prunkvollen Rahmen. Kö-
mg C'duard fuhr wegen des strömenden Regens ohne das
seit zwei Generationen geübte Zeremoniell im Auto zum
Oberhaus.

Außer den Lords und den weiblichen Oberhausmit-
gliedern in ihren pelzverbrämten Roben und prächtigen
Kleidern war das gesamte diplomatische Korps, darunter
auch der deutsche Botschafter von Nibbentrop an-
wesend. Der König trug unter seinem purpurfarbcnen
und goldvcrzierten Samtmantel die Admiralsuni-
form. Da der König noch ungekrönt ist, trug er
während der Zeremonie nicht die Krone, sondern den Ad-
miralshut, Als er in feierlicher Prozeffion das Ober-
haus betrat, wurdcn die Reichskrone, das Staatsszeptcr
und dcr Reichsapfcl vor ihm hergetragen. Da König
Lduard unverheiratct ist, stand zum crstenmal seit langcr
Zcit nur ein einziger Thronseffel auf der Cmpore.

Nachdem der „schwarze H-rold" die ftnterhausmit-
aliedsr und die nicht dem Oberhaus angehörenden Mini-
ster herbeigerufcn hatte, verlas der König zunächst das
protestantische G l a u b e n s b e k e n n t n i s und
verpflichtcte' sich, nachdcm er eine purpursarbene Vibel
geküßt hatte, die Gebote einzuhaltcn, die die protestanti-
sche Thronfolge erfordern.

N/s L^lirorrrs^s «ks« IkvrirM«.

Der König verlas hierrauf die Thronrede.
In dieser Rede wurden erneut die bereits bekannten
Richtlinien der englischen Politik dargelegt, Der
König betonte, daß die britische Regicrung ihre Politik
auf die Mitgliedschaft beim Völkerbund stütze, daß
sie jedoch Vorschläge zu einer Reform des Völkerbun-
des bereits in Genf eingereicht habe.

Die Vefriedung Europas soll von Cng-
land niit allen Mitteln gefördert und es soll auf
einen Westpakt hingearbeitet werden.

Die Flottenabniachungen zwischen Amerika,
Frankreich »nd Cngland sollen nach der Thronrede
Grundlage einer internationalen Flottenvereinbarung
bilden.

Der König legte Nachdruck darauf, daß die britischc
Regierung die politische Lage im Fcrnen Osten
mit Sorge verfolge. Dort sei Friede und Ruhe wcscnt-
lich für wichtige Interessen des britischen Volkes. Cr
hoffe auf eine friedliche Lösung zwischen China
und Iapan.

Weiter hekannte stch der König zu dem Gcdanken des
Nichteinmischungsabkommens in Spanien.
Den Vündnisvertrag zwischen Aegypten und Cngland
hofft er noch vor Cndo des Iahres ratifizieren zu können.

Im Mai nächsten Iahres soll anlätzlich der Krö-'

nungsfeierlichkeiten eine britische Reichs-
konferenz stattfinden. Im Anschluß an die Krönungs-
feierlichkeiten will der König zur Kaiserkrönung
nach Indien reisen. Crwähnt wnrden in der
Thronrede auch die geplante Neuregelung der Verfas-
sung in Indien. Zur Palästinafrage teilte der
König mit, daß die königliche llntersuchungskommiffion
noch in dieser Woch« ausreisen wird.

Die britisch« Aufrüstung soll nach d«r Thronrede
mit Sußerster Tatkraft vorwärts getrieben werden,
und zwar sowohl der Verteidigung des Cmpires
willen als auch zur Innehaltung der internatio-
nalen Verpflichtungen Englands.

Gleichzeitig bekannte sich der cnglische König jedoch zur
Förderung einer allgemeinen internationalen Befriedung,
durch die eine Vegrenzung der Rüstungs-
ausgaben möglich wäre.

Schließlich wandts sich König Cduard innerpoliti-
schen Problemen zu, unter denen auch die Frag« der
Bergbauabgaben wiedcr auftauchte. Wesentlich ist
die Ankündigung einer Gesetzesvorlage zur Sl-
cherung der innerenRuhe und Ordnung.
Die bestehenden Gesehe seien abänderungsbedürftig. In
dem neuen Gesetz soll jedoch der Rede- und Versamm-
lungsfreiheit nicht Abbruch getan werden.

Nr« rr» ttrrksrL«««

Nach kurzer Vertagung trat das Anterhaus wie-
der zusammen, um die Dankadresse an den Kö-
nig cntgcgenzunchmen. Sie wurde zum erstenmal l» dcr
Geschichte 'des englischen Parlaments von eincr F r a u,
nämlich der konservativen Abgeordnetin Miß Hors -
b r u g h, eingebracht. Das englische Volk sei außerordent-
lich bemüht, dcn Fricden zu wahren, nnd danke der Re-
gierung, daß sie es vor kriegcrischcn Verwicklungcn be-
wahrt habe. Knter großem Beifall erklärte sie, das eng-
lisch« Volk wolle in Zukunft nicht mehr darunter leiden,
datz seine Streitkräste nicht genügend stark gerüstet
seien. Cngland müsse stark sein.

Der nätionale Labour-Abgeordncte Harold Nichol-
son sprach zunächst über die Notwendigkeit, den englischen
Elendsgebieten Hilfe zu bringen. In der Außenpolitik
hätten sich, so führte der Redner u. a. wciter aus, im leh-
ten Iahr die Veziehungcn zu den anderen europäischcn
Staaten beträchtlich gebesiert. Das deutsche Volk
hab« den Cngländern in den letzten Monaten ein Maß
der Sympäthie und Freundschast gezeigt, das
jeden ermutigen müsse, der cine Vercinbarung zwischen
dem dcutschen und dem englischen Volk zu frcundschaft-
licheu und gleichcn Vedingungen wünsche.

Der Opposttionsführer Attlee erklärte, daß die
Thronrede zahlreiche wichtige Problem« uner-
örtert qelassen habe. Sie sci über die Frage der Ar-
beitslosigkeit und der Antercrnährung hinweggegangen,
obwohl es in Cngland zur Zcit 114 Millionen' Ärbcits-
lose und 414 Millionen unterernährte Menschen qebe.

Anschließend sprach Ministerprästdent Bakdwin.

Cr kündiate u. a. an, daß am Donncrstag cinc allgemeine
außenpolitische Aussprache stattfinden werde.
Cine Regierungserklärung über Palästina werde
lcichfalls am Donnerstag abgegcben. Baldwin äußerte
i dieser Gelcgenheit scine Vefriedigung übcr die Veffe-
rung der dortigen Lage, die nunmehr die Lntsendung der
königlichen Kommission gestatte.

Cin großer Teil der weiteren Valdwin-Rede war
dann eine Wiederholung der bereits in der Thronrede «m»
gekündigten Maßnahmen.

Nrs M«««r»r««F»s rrr» EZdsrlr«««.

Gleichzeitig mit der Debatte im UnterHaus fand auch
eine außenpolitische Aussprache im Oberhaus
statt.

Lord Snell (Laboür-Party) erklärte, daß die Lage
im Fernen Osten ungewöhnlich unbefriedigend
sei. Cs gehe nicht an, daß man cinfach China und Ia-
pan sich selbst überlaste. Auch in Spanien sei die Lage
keineswcgs befriedigcnd. Dcr Ncdner vcrlangte dann,
daß die politischen Gefangenen in Indien
freigelassen werden sollten und forderte Maßnah-
men gegen die Propaganda der cnglischen Faschisten.

Lord Halifax, 'der Lordstegelbewahrer, antwortete
für die Rcgicrung. Cr betonte, daß die britische Rcgie-
rung stärksten Anteil an den Vorgängen im Fernen Osten
nehme und wandte sich dann schars gegen das Gerede von
einem kommcnden Kricg. Cs sei zstzugeben, daß die in-
ternationale Lage schwierig sei, aber sie sei keineswegs
verzweifelt.

Der Lordstegelbewahrcr wandte sich dann der Lage
im Mittelmeer zu und erklärte, daß es nach eng-
lischer Ansicht niemals irgendwelche englisch-italienische
Meinungsverschiedenhciten gegeben habe. Die Schwie-
rigkciten, dic sich ergcben hätten, rührten allgcmein da-
her, daß Großbritannien versucht habe, loyal seine inter-
nationalen Vcrpflichtungen zu ersüllen. Soweit es Cng-
land bctreffe, sei es jederzcit bercit, dic volle Freund-
schaf t m itItalicn wiedcr aufzunehmcn, die traditio-
nell zwischcn beidcn Ländcrn bcstehe. Cs bringe keinen
Nuhcn, wenn darüber gestritten werde, weffen Intereffen
wichtiger seien, weil man darüber endlos streiten könnte.
Die Geschichte beider Länder zeige, daß die Intereffen
nicht auseinandergingcn, sondern stch ergänzten. Das
größte gemeinsame Intereffe beider Länder bestehe in der
Crhaltu ng des-Friedens.

Zur Frage der Völkerbundsreform über-
gehend- «rklärte der Rcdner, der Fchlschlag des Völker-
bunds habe bcwicsen, daß die Methodsn der Anwendung
dcr Völkerbundssahnng eine Revision erforderten,
damit die Satzung den Tatsachen entspreche, Tatsachen,
die außerordentlich verschiedcn seicn von denen, die die
Schöpfcr der Sahung vorausgesehcn hütten.

Der Lordsicgclbewahrer 'erklärte weiter, die Frag«
der Prüsung eines Munition-sminlsteriums
würde in dcr kommenden Aussprache behandelt werde^.
Cs gebe keinen Widerspruch zwischcn einer Völkerbunds«
Politik und ciner Politik der Aufrüskung.

Das Oberhaus vertagte stch, nachdem Halifax noch
angekündigt hatte, daß am 17. November auf Veranlas»
sung der Arbeiteropposition eine Aussprachs über die
Verteidigungsfrag« stattfinden werde.
 
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