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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger

Neueste Nachrichten

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Dienstag, 1. Dezember

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1936

Die bolsKewWW KriegsgeM.

Mwinow-Mkelftetn lügt unb provozlett.

. Mehr ift allgemeine Pfticht.

Das Spiel Moskaus.

Rom, 30. Novbr. In Fortsehung seiner Polemik
den russischen Außenkommiffar Litwinow-Fin-
^^stein weist der Direktor des „Giornale d'Italia"
?? Montag nochmals die gegen Italien gerichteten Ver-
chtigungen seiner Spanien-Politik zurück und verlctngt
" Litwinow-Finkelstein die sofortige Vekanntgabe
I^iner Anterlagen.

, Giornale d'Italia" sagt dabei, weun Litwinow-Fin-
Mein dieser Forderung nicht nachkomme, so heiße das
daß seine Angaben erfunden seien, wa-
^ute schyn feststehe.

seien,

Litwinow-Finkelstein treibe

also

provokatorische Politik, mit der die eigentlichen dü-

ein«

steren Ziele verschleiert werden sollcn. In Wirk-
, chteit liegen die aggressiven Absichten bei Sowjetruß-
/tnd. Das genaue dokumentarische Material, das das
^tbamtliche „Giornale d'Italia" übr die Vorgänge in
. panien veröffentlicht habe, liesere den Beweis, daß man
't Moskau die Völkcr in zwei Lager teilen wolle, und
Spanien für die erste Aktion auserkoren worden sei.

Die angebliche Friedenspolitik Litwinow-Finkel-
steins sei eine klare Kriegspolitik,

sich das auch aus dem Moskauer Vericht des
"^emps" vom 28. November ergebe, wonach ein sowjet-
.ttssischsr Ofsizier beim Crscheinen Dtalins aus dem Sow-
^Ekongretz klipp und klar erklärte: „Die Rote Armee
^de nicht nur verhindern, daß der saschistischc A n-
°^tss aus sowjetrussischen Voden getragen werde, sie
't'orde vielmehr ihrerseits marschieren, um ihn
^"s scinem eigenen Voden zu schlagen."

. Diese typischen Worte seien, so betont das Vlatt,
^ beste Kommentar für dis großen Rüstungen

dp

"wjetrußlands, das seinen heftigen Cxpansions-

.ttwg ebensosehr in der äußeren Mongolei wie mit

^Wen Drohungen gegenüber den kleinen baltischcn Staa-
^ Lettland, Cstland und Finnland offenbare.
> tesem neuen sowjetrussischen Imperialismus werde der
rckinantel des „unteilbaren Friedens" umgehängt.

Die kommunistische Osfensive mache die Abwehr zu
einer allgemeinen Pflicht,

"d Litwinow-Finkelstein sollte nicht vergeffen, daß im-
neuc sowjetrussische Transport- und Munitionsschifse
die spanischen Rotcn zuweilen sogar unter Miß-
^tsluch der englischenFlagge den Weg ins
"ttelmeer und n«»ch Spanien nehmen.

Jn dem glcichen Artikel heißt es, daß, wcnn Litwi-
ow.Zinkclstcin heute die Stimme gegen die antikommuni-
tsche Vewegung und die entsprechende Verständi-
." g zwischen Verlin und Rom bzw. zwischen Ver-
.'t, und Tokio erhebe, so müffe sestgestellt werden, daß
Antikommunismus eine defensive Bewegung sei,
^ nicht gegen Sowjetrußland, sondern gegen den K o m-
. .ttnismus und damit gegen die Komintern gerichtet
Die Moskauer Regierung habe immer behauptet,
t der Komintern nichts gemein zu haben. Der unüber-

öie I» Schühengräbe,, in Madrid.

beim Ausheben von Schübengräben in der
"«e der Puerta del Sol. (Associated Preß, K.j

legte Protest Litwinow-Finkelsteins verrate aber einen
inneren Zusammenhang zwischen den beiden
Stellen, den man bis jetzt vergcbens durch cin Spiel mit
Worten habe verschleiern wollen.

*

„Dem ersten Meister des mörderischen Feuers."

Warschau, 30. Novbr. Rach einer Moskauer Meldung,
die über Reval nach Warschau gelangt ist, übergab eine
Abordnung aus den Munitionsfabriken in Tula während
des 8. Sowjet-Kongrefles das neueste Modell eines
Sowjetmaschinengewehrs. Das Maschinen-
gewehr soll Stalin mit folgenden Wortcn gewidmet
sein: „Dem ersten Mcister des mördetzischen
Feuers." Stalin habe sich bei der Abordnung für die
Erhöhung der Waffen- und Munitionserzeugung be-
dankt."

Me Mte geiftige Gesli-r.

Cin Hirtenbries des Crzbischofs von Edinburgh.

London, 30. Novbr. In einem Hirtenbrief,
der am Sonntag in allen römisch-katholischen Kirchen der
Crzdiözese von St. Andrew und Cdinburgh vcrlesen
wurde, nennt der Crzbischof Macdonald den Kom-
munismus die größte geistige, moralische
und soziale Gefahr, der die Welt heute gegenüber-
stehe. Wo auch immer der Kommunismus sein anmaßen-
des Haupt erhebe, blcibe eine gräßliche Spur der Ge-
walttätigkeiten, des Blutvergießens und
des Frevels zurück. Diese Macht behaupte sich durch
eine Tyrannei, die angesichts ihrer Rechtslofigkeit
und Rücksichtslosigkeit in der Geschichte nicht ihresgleichen
sinde. Die unaussprechlichcn Greuel, die den Ausstieg
der kommunistischen Macht in Rußland begleitet hätten,
und die schrecklichen Verbrechen, die während der
letzten Monate von der roten Revolution in Spanien
begangen worden seien, seien lediglich die Durchsührung
des kommunistischen Plans, der, wenn dte richtige Stunde

komme, aufjedes Land der Welt angewandt wer-
den würde. Cs könne wahrlich gesagt werden, daß sich
in der Geschichte niemals zuvor eine solche schwarze
Flut des Uebels über die Welt ergoffen habe, wic
sie sich jetzt von Moskau aus verbreite.

Mrllm MW mch iii Indien.

Eine Erklärung des llnterstaatssekretärs Vutler.

London, 30. November. Am Montag gab der 5ln-
terstaatssekretür für Indien, Butler, im Untcrhaus
eine Crklärung über die Kämpfe an der indischen
Nordwestgrenze ab.

Cr teilte mit, daß die Grenzstämme den
Wunsch geäußert hättcn, daß britische Truppen einen
Demonstrationsmarsch durch die fraglichen Gc-
biete veranstaltcten, da sie dcm Treiben des die Un-
ruhen verursachenden Fakirs sonst nicht Cinhalt ge-
bieten könnten. Ilm die regierungstreuen Cingeborenen
zu stürkcn, sei dieser Marsch beschloffen worden, dem
manche Stämme ernsten Widerstand cntgcgengesctzi hät-
te». Verluste seien wegcn der Gcländcschwierigkeitcn
unvermeidlich gewesen. Während der dreitägigen
Operationen seien 19 Offiziere und Mannschaften
getötet und 119 verwundet wordcn.

Butler bestätigte dann noch auf Ansrage, daß dis
Stammesangehörigen, die die Anruhen ver-
ursachten, nicht aus dem hritischen Teil des Gebiets,
sondern aus den angrenzende Bezirken kämen.

Außerordentlich bemerkenswcrt ist in diesem Zusam-
mcnhang ein Artikel der „Evcning News", in dcm be-
tont wird, daß auch bei diesen Unruhen Moskau
seineHand imSpiel gehabt habe. Durch den
Fakir von Impi habe Moskau verbreiten laffen, daß die
Engländererledigt seien und daß man ibnen
gctrost trohen könne. Ieht stehe die indische Re-
gierung vor der Notwendigkeit, eine schwierige und kost-
spielrge Strafexpedition zu organisieren, um das
britische Ansehen an der Grenze und jenseits der Grenze
wiederherzustellen.

SeWt Kltmvlk In unk «m Ratkld.

Ekstlmtlcht naltonale Luftangrlssr.

Front vor Madrid, 1. Dezbr. (Cig. Funk-
meldung.) An der Madrider Front kam es am
Montag zu heftigen Kämpsen um die westlich von
der Hauptstadt gelegene Ortschast Pozuelo de Alarcon.
Nachdcm während dcs Vormittags die nationale Artille-
rie die seindlichen Stellungen unter Feuer gehalten hatte,
erschienen gegen 14 Uhr fünf nationale Bombenflie-
ger in Vegleitung einer Iagdstassel. Bei herrlich klarcm
Wetter warfen die Flugzeuge aus etwa 800 Meter Höhe
unbehindert ihre Vombenlast ab, die beim Feind be-
trächtlichen Schaden und riesige Verwirrung verur-
sachte.

Etwa eine Stunde später, nachdem die nationalen
Flieger bereits wieder sort waren, erschienen zwei rote
Vo mb er, die ungesähr an der gleichen Stelle die natio-
nalen Stellungen bombardierten. Da fie jedoch auher-
ordentlich hoch flogen, war der von ihnen angerichtcte
Schadcn nur gering.

Ungcachtct der Gesechtstätigkcit bei Pozuelo grissen
die nationalen Truppen am Montag auch die Madri-
der Innenstadt von der Universitätsstadt ausgehcnd
erneut an. Nationale Artillerie bcschoß vor allcm dic
Gcgcnd um die Montana-Kascrne. Im Park der Casa
de Campo hat sich xü, regclrechtcr Stellungskrieg
entwickelt. Die Volschcwisten wehren sich verzweiselt und
bringen immer neue Verstärkungen heran, doch müffcn sie
sast täglich vor den unaushaltsam vordringendcn nationa-
len Truppcn einc mehr odcr wcniger große Strecke zu-

rückweichen.

Don der Arragon-Front.

Solomanca, p Dezbr. (Cig. Funkmcldung.) Nach
hier eingetropcncn Gcrüchten belegtcn die nationalcn
Flugzeuge am Montag an dcr A r r a g o n - F r o n t

Kem GeheiWertrag mit 3apan!

Eden über das dcutsch-japanische Abkonnncn.
xondon, 30. Noobr. Außenminister Cden gab am
Montag >m Antcrhaus auf Vcfragen einc Crklärung übcr
das d e u t s ch - j a p a n i s ch e Abkommen ab. Cden
sührte aus:

„Der Wortlaut des am 25. Novembcr in Ver -
lin von dcn Vertrctcrn der deutschcn und japanischen
Regicrung unterzcichactcn Abkommcns ist dcn bri-
tischen Votschastcrn in Vcrlin und Tokio von den Außen-
niiiiistern der bciden Länder kurz vor dcr Vcröfsentlichung
mitgeteilt worden. hierbei versicherte dcr deutsche Außen-
minister dcm britischen Votschastcr, daß irgcndcin mili-
tärisches odcr ein anderesVündnis zwischen
Deutschland und Iapan nicht vorhanden sci. Der
japanijche Außenministcr crklärte, daß überhaupi
kein Geheimvertrag bestche. Ich habe keine Mit"
teilung darüber, daß Italien schon ein ähnliches Ab-
kommen mit Iapan abgeschlossen hat. Was die Haltung
der britischcn Regierung angeht, jo ist im Unter.

die feindlichen Stellungen bei Fuendetodos und Alcu-
bierre, sowie die Straße von Villamayor nach Farlete
ersolgreich mit Bomben.

ötratze mch ötralle.

General Qucipo de Llano über nationale Erfolge.

Liffabon, 1. Dezbr. (Cig. Funkmcldung.) In seiner
Rundsunkansprache über den Sender Sevilla meldete Ge-
nsral Queipo de Llano am Montag abend neue
nationale Crfolge an der Viscaya-Front, wo meh-
rere strategisch wichtige Punkte besetzt werden konnten.
Gegenangrisfe der Bolschewisten in der Nähe von
Bilbao und bei Villarea (Provinz Alava) wurden mit
großen Verlusten für die Roten zurückgeschlagen.
In Asturien meldeten sich 228 ileberläufer bei den na'tio-
nalen Truppen.

Der VormarschanderFront vonMadrid
geht, wie der General weiter erklärte, zwar langsam je-
doch unaushaltsam vorwärts. Straße nach
Strahe wird von den nationalen Truppen in erbitterten
Kämpsen den Roten entriffen. Zum Schluß sciner An-
sprache forderte der General die vermögende Zivilbevöl-
kerung auf, die Familien der an der Front Kämpfenden
mit allen Mitteln zu untcrstühen.

Drei sWjetriisslsche DiWstt «ersendt.

Vei der Veschießung von Lartagena.

London, 30. Novbr. Gcneral Queipo de
Llano teilte am Montag über den Rundfunksendcr von
Scvilla mit, daß bei der Veschießung von Lartagcna drei
sowjetrussische Dampser versenkt worden
seien, von denen einer eine Granatladung an Vord gehabt
habe.

haus bekannt, daß die Regicrung ausdrücklich jede
T e n d e n z einer Teilung der Welt in verschiedene
Lager besondcrs auf idcologischer Grundlage ablehnt.
Die Politik der britischen Rsgierung besteht weiter darin,
alles in unserer Macht Stehcnde zu tun, um freund-
schaftliche Veziehungen zwischen allen Nationen
zu fördern."

Kleine Meldungen.

— Das englisch« Wafsentransportverbot gilt, wie
Außenminister Cdsn erklärte, nicht für portugiestsche
Säfen.

— Die Crösfnungssitzung der italienischen Kammer
am Montag stand völlig im Zcichen der Feier dcs , ta -
lienischen Sieges in Ostafrika.

— Präsident Roosevelt ist am Montaq kurz nach
18 Uhr (MCZ.) an Bord dcs amerikanischen Kreuzers
„Indlanapolis" in Buenos Aires eingetroffen. Cr wurde
äo>n argentinischen Staatspräsidenten cmpsangen. Der
Ankunftstag Roosevelts wurde zum Feiertag crklart.

— Ein Militäraufstand in Quito, der Hauptstadt
des südamerikanischen Staates Ccuador, wurde von
regierungstreuen Kräften n i e d e r g e s ch 1 a g e n. Die
Aufstandsbcwegung sorderte 29 Tote und 69 Verletzte.

,Tag ller Mtiiiililleil öolidaritSt."

In diescm Iahr am Samstag, den 5. Dezember.

Verlin, 30 Novbr. Der „Tag der uationa«
len Solidarität" findet in diesem Iahr am SamS»
tag, den S. Dezember, statt. Wie bisher werden auch in
diesem Iahr wiederum die sührenden und bekannten Per-
sönlichkeiten aus Partei, Staat, Kunst und Wiffenschaft
für das Winterhilsswcrk sammeln. Die Sammlung wird
in den Nachmittagsstunden des 5. Dezember durchgcsührt.

Der „Tag der nationalen Solidarität" 1935 erbrachte
fast 4,1 Millionen Reichsmark zugunsten des Winterhilss-
werks. Cr muß auch in diesem Iahr ein voller Crfolg
werden.

Der kommende Samstag, der Tag dernatio»
nalen Solidarität, der dritte der bisherigen
Winterhilfswerks, hat eine besondere Aufgabe: von der
Wirklichkeit des Gemeinschaftsgedankens im neuen
Reich ein hervorragendes Beispiel durch eine Tat zu ge-
ben. Ist das WHW. eine große Schule der Crziehung
zur Do l k s g e m e i'n s ch a s t,so ist der Tag der natio-
nalen Solidarität eines ihrer eindrucksvollsten sichtbaren
Zeugniffe. Denn in diesen Stunden kommen die sühren-
den Männer aus Partei und Staat, der Vehörden, der
Ilnternchmungen, der Kunst, der Preffe auf die Straße
und werden Helfer des WHW. Mit ihren Worten
werden sie um jeden Groschen werben.

So wird wiederum die Gemeinschaft enger werden
durch cine gute Tat des Gemeinschaftswillens und somit
ein wsiterer Sinn des Tages sich erfüllen. Der andere
aber, die sachliche Leistung, darf nicht zurück-
stchen, und zu ihr können wir alle durch unsere Spends
beitragen. Wir wollen uns nicht beschämen laffen von
denen, die sich bereitwillig in die Reihe der Kämpfenden
gegen die Not stellen. Damit können wir die gleiche Ka-
meradschast der Hilfe beweisen wie jene

Vom Kunstrichter zum Kunstdiener.

Auf der dritten Tagung des Reichskultursenats hat
Ministerialrat Alfred-Ingemar Berndt am Samstag
das Thema „Vom Kunstrichter zum Kunstdiener" behan-
delt und er hat in einem vielbeachteten geschichtlichen Ab-
riß darauf hingewiesen, daß Kunstkritik eigentlich erst scit
150 Iahren besteht. Gottsched und Lessing waren es, die
mit ihren kritischen Vetrachtungen zu Kunstsragen des
Tages das Urteil ihrer Zeitgenossen schärften. Aber all-
mählich entwickelte sich die Kunstkritik, anstatt der Kunst
zu diencn, zu einer- eigenen Kunstfor m. Und nun
geschah folgendes: der Iude witterte hier eine groß-
artige Gelegenheit, seinen zersehenden Geist zu produzie-
ren und seine Machtsucht zu befriedigen. Cs begann bei
Heinrich Heine und Ludwig Vörne (Baruch) und es
endete im Iahr 1933 bei Alfred Kerr, dem Typ des jü-
dischen Literaten, der an seiner eigeuen Selbstbespiegelung
und Citelkeit zum Asfen wurde. Noch zwei darf man
nicht vergeffen: den Iuden Siegfried Iacobsohn,
der um die Iahrhundertwende mit kaum zwanzig Iahren
als Thcaterkritikcr der „Welt am Montag" begänn, dann
die Schaubühne gründcte, aus dcr später die linksradikals
„Weltbühne" sich entwickelte. Diesem zwanzigjährigen
Burschen machte es damals ein sadistisches Vergnügen,
Theaterleiter und Künstler an jedem Montag „abzu-
schlachten": nicht, wcil sein künstlerisches Gewiffcn ihn
zur Kritik zwang, sondern weil er die Aufmerksamkeit
auf sich lenken wollte. Dann kam, als er die Geschichte
Verlins als Theaterstadt schrieb, jene peinliche Affäre, in
der Siegfried Iacobsohn (von Alsred Gold) als Plagia-
tor entlarvt wurde. Der Onkel dicses Kritikcrs war der
Lustspieldichter Oskar Vlumenthal, der früher gleichsalls
Thcaterkritiker war und der „blutige Oskar" hieß, wobei
es sich ergab, daß — vielleicht aus einer alten Familien-
feindschaft — Siegfried seinen Onkel Oskar hestig angrisf
und seine Lustspiele, z. V. „Das Theaterdors", in Grund
und Voden verdonnerte. Als Iacobsohn wegeu seines
geistigen Diebstahls sür alle rechtlich Denkcnden erledigt
schien, erstand ihm plöhlich in Maximilian Har-
den, dem Herausgeber der „Zukunft", ein mächtiger Be»
schützer. Als einige Iahre nach der Iahrhundertwende
hermann Sudermann wegcn der Verrohung
der Theaterkritik öfsentlich Klage führte, schrieb
Maximilian Harden (1903) sein Pamphlet „Kampfgenoffe
Sudermann", ein intereflantes Zeitdokument, das uns
verrät,»in welchem Machtgefühl die jüdische Kunstkritik
sich dünkelte. Wcr schricb in Verlin in dcr Hauptsache
Kunstkritik? Iuden! Und die Theaterdirektoren, In-
tendanien, Regiffeure und Schauspieler waren gleichfalls
Iuden. Nichtjuden wurden garnicht zugelaflen.
Ilnd wenn es ihnen dennoch gelang, auszutreten, wurden
sie von den jüdischen Kritikern als „Nichtskönncr" verur-
teilt, verhöhnt oder übersehen.

Nicht immer ist die Kritik — wir erinncrn nur an
Richard Wagner und an Bruckner — eine ge-
rechte Richterin oder eine Deuterin der Kunst gewesen.
Kritik ist nicht um ihrcr sclbst willcn da, sondcrn die Auf-
gabe des Kunstschriftlciters ist es in Zukunft, Mittler
zu sein zwischen Künstler und Vott und in den breitesten
Schichtcn unsercs Dolkes das Verständnis zu wccken für
den Sinn der Kunst, damit sie das Leben des Cinzelnen
bereichert und ihm die deutsche Seele und das geistige und
künstlerische Dcutschland ossenbart. 4-

Anleihe aus Vertrauen.

Im Iahr 1936 wurden die Anfänge gcmacht, um die
kurzfristige Verschuldung des Rcichcs zu kon-
solidieren. Cinschließlich dcr Anleihe dcr Dcutschen
Reichsbahn wurdcn bis jcht 3,4 Milliardcn kurzfristigcr
Verpflichtungcn umgcwandclt. Nunmchr bcgibt das Rcich
500 Millionen Reichsmark neue Anleihe,
von denen bis jeht 100 Millioncn Reichsmark scstgezeich-
net wurden. Die Anleihe ist mit den gleichen Vorzügen
der früheren ausgestattet, die Zeichnungsfrist läuft vom
20. November bis 5. Dezember 1936.

Das Reich versolgt damit dcn Zweck, die freien Gel-
der gewiffermaßen „abzuschöpsen", d. h. für seine Zwecke
zu verwenden, und es kann das umsomehr, als infolge dcs
Aufblühens dcr dcutschcn Wirtschaft die Vetriebs-
überschüsse und dic Sparanlagen gestiegen
sind und dcr Geldmarkt übcraus flüssig ist. Die Zahlungs-
srist ist, wie bei srühcrcn Anleihcn, weit gcstcckt wordcn.
Am 11. Dezembcr sind nämlich 10 Prozcnt, am 7. Ianuar
1937 40 Prozent und der Rcst von je 35 Prozent am
20. Ianuar bzw. 18. Februar 1937 einzuzahlen. Die A n-
leihe wird umso mehr ein sicherer Crfolg- als
bisher schon eine starke Rachfrage nach rediskontisrbaren
Anlagen zu verzeichnen war. llntcr anderem staht der
Amlauf an Solawechscln nach dem Ausweis der Deut-
schcn Golddiskontbank von 30 Millionen Mark auf 4yg
Millionen. Die Sparkaffenstatistiken weisen c,n uberaus
günstiges Vild auf, die freien Gcldbetrage Yaben sich tz^r
ällcm auch dem Psandbricfmarkt zugewandt, am deutlich-
 
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