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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Herdelberger

Reueste Nachrichten

Emon-Mck k ^ i-inschl. 27 Rpsg. Trägcrlohn,

inonailiL» m'" Rm. s«in,chl. rräg-rlohn>. Be, d-n !Ibi,c>l,I-ll-n
iNllnailickLsnu^' ^bmanatlich I.-Rm. Durch die Post b-zog-n
A-stellaeid ^ ' 0ostbsförd-run,szebni,r-n> und 28 Rpsg.

>!> Nnic, ' r!> I b-zugspr-is ist voraus zahldar kinzslnummer
^Nivru» n.., am rr ch-in-n oerhinderl. b-st-h, kein

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Nr. 258

Druck uns Äeriaa von sfrieSrlch Schulze m Heidelbera.
Schristleituno: Hauvtstraße 23 Fernsvrecher-S.-A. 7351—53.

Dienstag. 3. November

HauvtgeschLstsstelle Hauptstraße 23. Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgaffe 1.

1936

He«te wiihlt Merikii.

Zwischen Roosevelt und Landon.

Dienstag nach dem ersten Montag im
Schaltjahres ist ein Wah'ltag
lika 7P. o»»»g filr die Vereinigten Staatcn von Ame-
^räiiü'"''" doch an diesem Tag die amerikanischen
Reib- !,oentschaftswahlen und nebcnher noch eine
statt anderen Wahlen in den Dereinigten Staaten
^en kennt die amcrikanische Verfaffung die direk-

vieln>'kÜc " Am heutigen 3. Novcmber wcrden

3an»ÜÜ^Wahlmänner gewählt, die im
4U m:>k, Washinqton den neucn Präsidentcn
bsarünh»? h"ben. Diese Form der Wahl ist qeschichtlich
gros-xr Zrr k, Zeit, in der die Durchsührung so

Aan i>»,rT°^ben aus ungcheure Schwierigkeitcn stieß, war
bedienon bcr Cinrichtung der Wahlmänner -u

!v m»nü jenem seltsamen Konservativismus. der

"lan Dtück des amerikanischen Lebens anhaftet. hat

byste», s, »>ehr als zwei Iahrhunderten eingeführte
Diensinn So kommt es, daß die Ürwahlen am

bas on!,ir.o°!^bcr entscheiden, wcr im nächstcn Iahr in
^ciße haus einzichen soll.

tu dein n-k^E.Wahlkamps von beispielloser Heftigkeit,
Niokratl , n ^ Prüsidcnt Roosevelt (ein De-

Zetreten n ? Rcpublikaner Landon gcgcnllbsr»
ber die Cntscheidung mehr als offen. Iede

kicherer ^artcien behauptet, daß ihr Kandidat als
beiden ^^3°! bas Rennen machen werde, und jedc der
stände» jikucht diese Vehauptungen in den Um-
Uns. diü ä,- "^u, bke sür ihren Kandidatcn sprechcn. Für
"»r stb,n m """ fern die amcrikanische Vetriebsamkcit
kichere es daher nicht einsach. eine einigcrmaßen

als Sion» °^kage zu machcn. Als 1932 Roosevelt
">it bem Wahlkamps hervorging, da stand

^olk boü!Gewißheit scst, daß das ämerikanische
kage o>ü„» '""^'3°" Prästdenten Hoover eine Ab-
bieser werde. Immerhin überraschte es, daß

berejnin'» . ' »och Millioncn Stimmen aus sich
lionen Äi E°""e, wührend Roosevclt mit 22,8 Mil-
?^wirts^ük!"!"0" bas Rennen machte. Hoover hatte ab-
lhin Cr hatte in der Krise veriaat. Die van

hatte in der Krise versagt. Die von

??herordentiÄb ewige „Prosperity" (Vlütezeit) war
^urnier, die als gewesen und die amerikanischen

^ie"e»^lty bctroffen wurden,

Aederlage bcreitct.
a>n Mal licgen die Dingo anders. Amorika stcht

bielleistu"!!k °'»cs K o n j u n k t st r a u f s ch w u n g s, ist
kagcn n öu eincm gutcn Stück darin. Die einen
kkt sii'r kRooscvclt, die anderen troh Roosevclt. Cs
iu entkck^ü. einsachen Mann aus der Straße nicht leicht
bicht i!> *e'cht hat. Cs kommt abcr auch gar-

!k!uu >M'b/^"k an. wer recht hat, sondern darauf, wem
^Utschri,,, ülaubt, daß er rccht habe. Und so hängt die
le»»t»j- ?o» Dlngcn ab. dic sich einer exakten Cr-
büroz Cs ist bezeichnend. daß die Wahl-

^inunen r"kl»>»1» Kandldatcn für sich drci Fünftel der
!°3en bann man mit Bestimmtheit

Sast'swablka>»»s im dicsjährigen Prüsident-

^uhlt wcrden dürste^ °'uer knappen Mchrhcit ge-

amerikanischen Kreisen glaubt
Me'n z» dij/s"L? e» Sieg Roosevelts vorher-
2?.. Prozcni »ü' ,iau rechnet damit, daß Roosevclt etlva
„uhrcnd c> „''I abgegcbcnen Stimmen erreichcn wird,
?^ät und bil'i-k" wlt 48 Prozent rns Hintertrcffcn
I.Drozcnt i,>i<", >gen Kandidaten sich in die restlichcn
?-k"mmu»!> Eff-n. Dem scheint die Probe-
steitschrj-^ x>iA,äu widorsprechen. die die Newyorkcr
^Uen klaren"«!»"^p- Digest" vcranstaltct hat. Sie hat
^sechnet unb Republikancrs Landon heraus-

^'.die Stin,n,!!!?^.du'»it gewiß nicht unerheblich dazu
bsreiz -. 'en fur Landon zu vermehren. Aber der
nur »uk b?" Abstimmung Beteiligenden war
^Geder di- cn» ?^»^kk? Bevölkerungsschichten beschränkt.
Een Teilen stsü!5^?'se tm Westen noch die Arbeiter in
O"ugen beteili»!"^^"^ haben stch an den Probeabstim-
m>? bte mcisto»' »!"!! .?erade in diesen Kreisen hat Roose-
>>,uugsergeb-jss ^nhanger. Eine Korrektur des Abstim-
^ooseve-lts ist >,.^ber Newyorker Zeitschrift zugunsten
s/?Üch, dast »nbcdingt erforderlich und es ist

Z! weitere vi-e Korrektur ausreicht. um Roosevelt
d<Ü?uten zu sten»» an die Spitze der Vereinigten
^ uubegren'tev "<ch>?"'orika ist noch immer das Land
'^en Möglichkeiten.

g. Washinq^^ ^^Ee Tag vor der Wahl.

^ug vor don Dn/iril. k^.oubr. Am Montag, dem letzten
K>. ?kition"Üoentschaftswahlcn, veranstalteten alle
d->»»"b.9ebun»„ "eien noch einmal große
on Nicht»,bcnon die Vertreter der verschie-
Ci»r?!?wmpunkta ?cm amerikanischcn Volk nochmals ihre
I,''kwll»»g ..Uor Augen führten und ihre ablehncnde

bsi ir?^ vcrsol"?m den lehtcn vicr Iahren durch

- Ist bo»,.'len T)olit>7 I>> k»»'',>»>-,»» r,,>kt^» cr>»-

dem Zusammenbruch der
haben denn auch Hoovcr

uigA?,Parb

'te. -lU'd'

Go ailt Rooscvclt sür dic rcviibli-

k°i»e «zEs?. ürcift de» k-Ü- darstclltc. Der Inslatiomst
kchr-ik^^ bthcorie ^'3°» Prüsidenten an, weil er aus
Tvmr ? aller Scs».ik"""^"U3 der Notenpreffe und Ab-
4lan k?n d wcndct r>ä5" ^ uicht eingegangcn ist. Dr.
^wcri^"'" 2ttter«rc»-ch ffegen Noosevelt, wcil er seinen
k°zial!n"^ von übo/k»"u 200 Dollar monatlich an alle
beschmw^o Prüsidentk^ Iahren nicht bcachtet hat. Der
kes«?b Rvm-üvel/^^skandidat Norman Thomas
"'kchen »nd deswc» ^ kapitalistischen System

°rklü«a?^eiterkreis7»?"?^ das Cl-nd in den amcrika-
^oiivtt»^'' koinmunMsü'chb bchoben habe. Schließlich
pubiikü,','^"^ von Rc»,^.^"ubidat für den Postcn dcs

s s 'kaiwr L a n d o » Ä", Robert Minor, dcr Rc-

die K>»n"''"'ben aber ^war um jeden Preis b e -

o-'Ü"'')ktische PartcÜ'Ü^" K a t a st r o p h e für
^osk»,! t t weawürko wcnn ste ihre Stimmen an
Iti„„Ü"'?3cnt die Dumm^'^"'^ '""kke> k° ködert dcr
^NindnÜ-^pb für diü'"-""'"' burch eine möglichst hohe
"Arbcit,!!-'" k"r dcn AÜs-Eowmunistischen Kandidaten der
^ Un^> 'ULIU einer stnrke-n nmeriknniseken

Oer , .^_ _

?>iei,sw5 ! konen unb v e r d ä ch t i gb e k a nn-

!e>n Müü von der DÜÜn '?oprfach Vorbcstrasten bis
bauer» lwm Di-se ^rouzer in Gewahrsam qenommcn
, 3» Vefolgubchuhhaft" soll bis M'ttwoch an-
j ^ "er Polizei ^ Anordnung begann die

^erb?,'-k^ zia die ^"tag morgen eine umfang-
ten crst^^ch^"pswinkel ^f""k "iko Spelunken und als
b>e wic Man erwariÜt"!!"^» Häuscr nnd Gaststät-

Eausend kür den Walm ^"rch biese Maßnahme, für

N ün>De°Mte verstärtt ^ P°lizci um mehrere
Drästdent?nükkchreitunqen ist' daß Gewalttätigkei-

"Üdentenwahl verhiwertwew^"^"^" ^»3 der

Das Echo -er Re-e MuWiuis.

Zn Lvnbon und Wriö Beiorgnis um ben Etatus nno.

Der Weg z«m mihre» Rieden.

In Uebereinstimmung mit dem Programm
des Führers.

Die großeRede Mussolinis in Mailand
hat in ihren sorgsam überlegten Formulierungen zu dcr
Gesamtheit der zwischenstäatlichcn europüischcn Pro-
blcme wesentlich dazu bcigetragcn, übcr wichtigste Punkte
der nächstcn Zukunftscntwicklung Klarheit zu schasfcn
und jencr Vcrncbelung entgegciizuwirkcn, dic von sran-
zösischcr, abcr auch von sowjetruffischer Seite durch
Schlagworte wie „Kollcktive Sicherheit" und „Unteilbar-
keit dcs Friedcns" systematisch betrieben wurde, um hin-
tcr eincr teils abgestandenen, überlebten politischcn Vor-
stellunq unmittelbare wcltrcvolutionäre Ausfaffungen zu
verbergen. Sie kommt zur rechten Zcit, um in dcr eng -
lischen Oeffentlichkeit, die insbesondere seit dem
Ciano-Vosuch in Borlin Zweisel an dem Allheilmittel der
Kollektivität zu hcgen anfängt, diese Cntwicklung zum
nüchternen realpolitischen Denken zu fördern. Diss um
so mehr, als dcr Ton den der italicnische Rcgierungs-
chef gegenübcr Cngland angeschlagen hat, bei aller Cnt-
schicdenheit und allcm Sclbstbcwußtsein den Willen zu
ehrlicher und sriedlicher Verständigung erkennen
läßt.

War in der französtschen Oeffentlichkeit schon in
Verfolg der Berliner Vercinbarungen Cianos der Crn-
druck vorherrschend, daß die Möglichkeitcn, sich in den
großon europäischen Fragen durchzusetzen, Frank-
reich immer mehr zuglinsten Deutschlands aus der
Hand glittcn,so wird durch die wcitgehcnde grund-
sähliche ilebereinstimmimg zwischen Verlin nnd Rom, die
auch die Muffolini-Rode erkennen läßt, diese Vorstcllung
noch vcrstürkt. Die Absage des italicnischcn Staats-
mannes an die kollektive Sicherheit ist so cin-
dcutig und so wohl fundiert, die Charakterisierung des
„unteilbaren Friedens" als ständige Gcfahr des „unteil-
baren Krieges" so schlagcnd, daß Frankrcich in dieser
Beziehung äuch nichts mehr von der salbadernden Anter-
stühlmg Litwinows erwarten kann.

Cs sind neue und andereGrundsähe, die
Mussolini für eine systematische Vefriedung Curopas in
weitgehendcr Aebereinstimmunq mit dcn Auffaffungen der
deutschen Politik ausstellt. Die ausgefahrenen Gleise der
Völkerbundspolitik, in denen die Rüder lüir laufen, ohne
das Gesährt von der Stelle brinqen zu können, die Vor-
stellungen von einer unabänderlichen Crstarrung Curopas
in den Fcffeln dcr Parisor Vorortverträge, die Erklärun-
gen eines stupiden Antirevisionismus zum hoiligen
Grundsah sür die Ordnung der Völker, das allss stnd
Dinge, über die man nun endlich hinwegkommen muß,
wenn man wirklich aus der unerträglichen stickigon in
eine sreiere und gesundere Atmosphäre gelangen will.
Diese Aussassungen stnd der Stoff, aus dem die 2(chse
Verlin/Ro'm geschmiedet ist, eine Achse, von der

Mussolini fcstgestellt hat, daß sich um sie sehr wohl und
sehr nühlich die Pvlitik aller europäischen Staaten, so-
fern sie gutcn Willens sind, bewegen kann, freilich nicht
die Politik jenes bewußt internationalcn Störenfriedcs,
des Bolschewismus, dem er mit ebcnsolcher Deut-
lichkcit den Kampf angcsagt hat, wie das von deutscher
Seite geschah.

Der italienische Staatsmann hat ähnlich, wie es der
Führer in seiner großen außenpolitischen Rede vom
7. März getan hat, eingroßzügiges Programm
wirklicher Befriedungsmögl.ichkeiten für
Curopa entwickelt, ein Programm, das kühn, das auch in
dem einen oder anderen Punkte für einzelne Vorstellun-
gcn schmerzhast sein mag, dcffcn Chrlichkeit und Aufrich-
tigkcit seine Heilkrast aber untcrstreicht.

Me-UM Hallimg I» Londöli.

Für den Status quo im Mittelmeer.

London, 2. Novbr In einer Meldung des diploma-
tischen Reuterkorrespondenten wivd die Annahme bestä-
tigt, daß die britische Regierung vorerst nicht
geneigt ist, auf den von Mussolini in seiner Mai-
länder Rede gemachten Vorschlag eines Mittelmeer-
pakts einzugehen. Das einzige Intereffe Cnglands im
Mittelmeer bestehe darin, den Status quo (also den
gegenwärtigen Zustand) aufrechtzuerhalten. Diese
Auffaffung bedeute keinerlei Vedrohung Italiens, es sei
denn, daß Italien die Absicht habe, den Status quo zu
ändern. In britischen Kreisen zeige sich daher der
Wunsch, die italienischen Intereffen, soweit sie auf Gegen-
seitigkeit beruhten, anzuerkenncn. Man glaubt aber nicht,
daß ein zweiseitiges odcr auch ein mchrseitiges Abkom-
men diesem Zweck dienlich wäre. Man hält es in White-
hall sür befler, nicht an schlasende Dinge zu rühren, dcnn
man befürchtet, daß die Aushandlung weiterer Pakte im
Mittelmeer alle möglichen alten Wunden öffnen und da-
mit die Sache des Friedens schädigcn könnte.

Der Korespondent bestätigt auch, daß Cngland zur-
zeit an eine förmliche Anerkennung des Kaiser-
reichs Abessinien nicht denke. Cs müffe jcdoch dar-
aus hingewiejen werden, dah die italienische Croberung
bereits in gewiffem Sinn „praktisch" anerkannt worden
soi, indem die britische Gesandtschaft in Addis Abeba
dis diplomatischen Veziehungen mit dem Vizekönig Mar-
schall Grazian-i aufgonommen habe. Die encrgische
Ablehnunq der Abrüstunq und dcr Völkcrbundsidcale
durch Muffolmi werde in London bedauert, wenn
man auch offen zugebe, daß diese Ideale gegenwärtig nicht
von großer praktischer Vedeutung scien.

Dtt krllk Sch«ß lwf Madrid.

Ser Kamiis «m die HWtftM.

Im Feuer der nationalistischen Artillerie.
Talavera delaReina,3. Novbr. (Cigene
Funkmeldung.) Am Montag um 5 Ilhr nachmittags
MCZ. wurde von der bei Pärla stehenden Vatterie des
Oberstleutnants Tella der erste Schuß aus Madrid
abgefeuert. _

Bor de» Tore« »o» Madrid.

Umbildung der Madrider „Negierung".

Paris, 3. Novbr. (Cig. Funkmeldung.) Nach den
in Paris von den verschiedenen Fronten vorliegenden
Meldungen haben die Truppen Gcneral Francos auch
am Montag ihren siegreichen Vormarsch
sortgcsetzt. Sie besandcn sich in den Mittagsstunden
vor den Toren von Madrid, das den ganzen Tag
über den Besuch nationaler Flugzeuge crhielt.

In Madrid sclbst halten es die roten Machthaber
nicht mehr für nötig, der Vevölkerung die wahre Lage zu
verheimlichen. I» einer Vekanntmachung, die am Mon-
tag abend verösfentlicht wurde, wird zugegeben, daß sich
die nationalen Truppa» »ur noch wenige Kilo-
meter von der Hauptstadt entfcrnt befinden. Der Zen-
tralausschuß der Kommunistischen Partei sorderte alle
Mitglieder und auch die übrige männliche Vevölkcrung
auf, einen letzten Versuch zu machen, um Madrid
von dem immer stärker werdenden Druck der nationalen
Truppen zu bcfreien. si)

Die Umbildung der Madrider „Regierunq" ist
inzwischen vollzogen worden. „Ministcrprüsidcnt" Largo
Caballero ist im Anit geblieben. Cs sind jedoch vier

Mitglieder der marxistischen Gewerkschaft, und zwar
Carcia Oliver als Iustizminister, Ican Perro als
Industrie- und Handelsminister, Iean Lopez als Ver-
kehrsminister und Frau Montsey als Gcsundhcits-
minister in das neue Kabinett eingezogen. Lehtere ver-
tritt die iberisch-anarchistische Vereimgung. Das Luft-
fahrt-, Innen- und Finanzministerium ist nicht neu beseht
worden.

Der rote Präsident Azana wurde aufgcfordert, von
Barcelona nach Madrd zurückzukehren, was ihm bei den
gsgenwärtigen Zuständen allerdings schwer fallen dürfte.

Im Frontabschnitt von Illescas stellte sich eine
ganze Kompagnie Soldaten unter Führung
eines Unterofsiziers den nationalen Vorposten. Die Leute
stammten aus Valencia und waren von den Roten zur
Verteidigung der Hauptstadt gezwungen worden. Sie
hatten die allgemeine Verwirrung bei don Roten Mili-
zen dazu benutzt, zu den nationalen Truppsn überzugehen
und zcigen große Freude, daß ihncn ihr Unternehmen qe-
glückt war. Die Soldatcn berichtetcn, daß die Panik-
stimmung in Madrid durch die immcr bedrohlicher
werdende Äähe der nationalen Truppen ständig zu-
n e h m e.

Cin rotes Flugzeug, das cinen Luftangriff a,ff
Talavera versuchte, wärde von nationalen Iagdflicgern
verfolgt und bei Alcorcon abgeschossen.

Äuch vom Frontabschnitt Siguenza wird von einem
neuen erfolgreichen Vormarsch der nationalen
Truppen berichtct. Cs gclang, die Ortschaft Baidcs an
der Vahnstrecke Madrid-Saragossa cizunchmcn, sowie die
Orte Negredo und Torrcmochä de Iadrcque und die An-
höhen am Fluß Dulce zu besetzen.

Wieder 15 Hinrichtungen.

Paris, 3. Novbr. (Cig. Funkmeldung.) Das so°
genannte „Volksgericht" von Guadalajara hat am Mon-
tag wiederum fünfzehn Personen wegen angcb-
licher Veteiligung an der nationalen Erhebung zum Tod >
verurtcilt und sofort hingerichtet.

Vor eiier ErklSrmig Ede«r.

Eingehende Prüfung ist vorher notwendig.

London, 2. Novbr. An amtlicher Stelle wird jede
Aeußerung zu der großen Rede Mussolinis i«
Mailand abgelehnt. Cs wird nicht abgcstritten, daß es
sich um eine Rede von außerordentlicher und grundsätz-
licher Vedeutung handle, es wird jedoch darauf ver-
wiesen, daß die Rede erst einer eingehendenlleber-
prüfung bedürfe. Zweifellos werde Außenminister
Cden in der nächsten Sihung des englischcn Parlaments
zu dieser Rede Stellung nehmpn.

Pariser Besirg»Iffe.

„Ein Hindernis sür kommcnde Verhandlungen."

Paris, 2. Novbr. Die Pariser Presse fucht
eifrig nach Momenten in der Muffolinirede, di« geeignet
sind, ihre Vesorgnisse etwas zu beschwichtigen. So HLlt
man sich an die Tatsache, daß wohl deutsch-italienische
Protokolle unterschrieben wordcn seien, betont
jedoch, daß erst ein Vertrag die echte Vindung und
Vcrpflichtung darstelle. Man beeilt sich auch mit der Cr-
klärung, daß die italienische Politik sich noch mit dieser
Rede 'Muflolinis alle Wcge offen gehalten habe. Die
Rede bedeute keine endgültige Fcstlequng. Man ist in
Paris zwar enttäuscht, daß die Aufsorderung Mus-
solinis zu einem Mittelmeerpakt sich vornchmlich an Cng-
land richtetc und ist demgsgenübcr der Ansicht, daß alle
Mittelmcerlünder an eincm solchcn Pakt interessicrt seien.
Ilnvcrmindert blcibt auch dcr Grad der Sorge, die man in
Paris um die Crhaltung des Status quö nach dieser
Rede dcs Duce empfindct. Man crinnert an Tendenzen
der rumünischen Politik, die einer Annüherung an Italien
galten. Solange Muffolini jedoch den ungarischen Re-
visionismus untcrstühe, wcrde die Lage sehr schwie-
rig bleiben. In dcm Freundschaftsangeböt an Südsla-
wien wird ein Vcrsuch des Duce erblickt, dis Cinheit
der Kleinen Cntente zu stören. Dieser Versuch und
die ganze Haltung gegcnüber dcn Mitteleuropa-Proble-
men bedeute ein schweres Hindernis sür kom-
mende Verhandlungen.

Der Duce vor seiner Rede.

Der Duce »»?) seinem
Eintreffen in Mailand, wo
er seine grohe Progamma-
tische Rede hielt. Er wurde
von der Bevölkerung jnbelnd
begrüßt.

(Scherl Bilderdierfft, K.)

AusreWig i» Prag.

Die tschechische Preflc ist unzufrieden.

Prag, 2. Novbr. Dic Mailänder Rede Musso»
linis hat in Prag großes Aufsehen erregt, was sich in
der tschechischen Preffe klar widcrspiegelt. So sagt das
Abcndblatt dcr tschechischcn nationalen und sozialistischen
Partci, „Ceske Slowo", es sei behauptet worden, daß
Muflolini in seiner Rcde Curopa die Friedens-
palme reichen werde. Cr sei jedoch mit dem Selbst-
bewußtsein des Croberers aufaetreten. Cr habe den
Sieg Italiens über den Völkerbund unid die Sank-
tionsstaatcn proklamiert und alles verworfen, was
bisher als unantastbare Grundlage der gesamteuropäischcn
Sicherheit angesehen worden sei. Cr habe das To -
desurteil über den Völkerbund und übcr dis
Gleichderechtigung der Völker ausgesprochen. Cr habe
ferner die Abrüstungsbestrebungen und die These von der
kollektiven Sicherheit und der Ilnteilbarkeit des Frie-
dens abgelehnt. Schließlich habe er noch eine Grenz-
rsvisian zugunsten 1lngarns verlangt. Nur an Grotz-
britannien sei ein direktes Friedensangebot gerichtet wor-
den, während alle anderen europäischen Stäaten auf die
Notwendigkeit einer loyalen Zusammenarbeit um die
Achse Verlin-Rom verwiesen worden seien.

. . Das tschcchisch-sozialistische „Pravo Lidu" bezeichnet
die Rede Muflolinis als Gefährdung des Frie-
oens. (I) Sein Freundschaftsangebot an Südslawien sei
der Versuch einer Torpedierung der Kleinen
Entente. Seins Revistonsdrohungen würden jedoch
den nur noch sesteren Zusammenschluß der Kleinen Cn-
tente zur Folge häben.

Die tschcchische Rechtsprefle ist etwas zurückhaltender.
3" wird das »u Iugoslawien gemachte

Freundschaftsangebot als eine Sensation bezeichnet.

Gege» falsche A»sleW«l>e».

Dic norditalienische Prcffe zur Muffolini-Rede.

Mailand, 2 Novcmber. Die offiziösc Mailänder
Zeitung „Popolo d'Italia" schrcibt zu der R e d e des
Duce, dieneueDiplomatie desFaschis-
mus bestehe darin, die Völkcr und ihre Regierungen
vorklareCntschlüsse oyne Ilmschweife und Vor-
oehalte zu stcllcn. Musfolini habc Curopa dic großen
Wcge zu eincm wahren Frieden gewicsen, dcr auf
Naren Verhältniffen und nicht aiff nebclhaften juristischen
GPlhfindrgkeiten beruhe. Cngland habe der Duce die
endgültige Lösung der Mittelmecrfraqe
angebotcn. Die Italicner wünschcn, so schreibt die Zei-
tuna zum Schluß, daß die verantwortlichen Leiter der
englischcn Politik dieses Angcbot nicht übcrhören.

. Der Turiner „Stampa" behandelt die Rede Muflo-
Ums zunächst vom inncrpolitischcn Standpunkt aus und
- -5?!' baß Richtlinien für das neue Iahr der
faschfftffchcn Zcitrechiiung ausgesprochcn revolutio-
nar seien. Der revolutionäre Marsch gehe mit aller
«chnelligkcit in der gltthcnden Atmosphäre der gefahr-
vollsten intcrnationalen Unbckanntcn vor sich. Krieqe-
vtsche Kraft und soziale Gcrechtigkeit scien
oie beiden untrennbaren Angelpunkte der neüen faschistt-
schcn Wirklichkeit. Die Außcnpolitik dcs Faschismus
Uege auf der Cbene dcs Imperiums. Der Teil der
R-dc Mussolinrs, der sich auf das Mittelmecr be-
Stehe, sei kcine Prahlerei und keine Drohung.
ocachdem Abessinicn unwiderruflich italienisch
geworden sei, körme Italien mit freier Stirn die Zweck-
inäßigkeit eincr offenen, raschcn und vollständigcn Zu-
fammenarbeit auf der Grundlage der Anerken-
n u n g der gcgenseitigen Intercffen darlegcn. Cine im-
Periale Großmacht könne nur einc Politik der Ge-
9 cns citigkcit treiben. Diese psychologische Voraus-
ichung müsie in London vcrstandcn wcrdcn, wcnn man
nicht eine bcreits so riskante Lage crschweren woll«. Die
Zeitung stcllt weiter fcst, daß die tragischenEr-
eignisse in Spanien dcn Crnst der bolschewisti-
schcn Gesahr für Curopa aufgezeigt haben. Deutschland
und Italicn seien sosort entschlosscn gewcscn, dem gemein-
samcn Feind die Sttrn zu bieten. Die italienisch-
dcutsche Freundschaft scklicße. weitergespannte
Abkommen nicht aus. Curopa niüsse zu einem Minde st-

maß von Cinigkeit >md Z u sa m m e na r b e i t
gebracht werden. In dresem Wiederaiffbauwerk sei
 
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