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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger

Mueste Nachrichten

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167

Druck und Berlag von Friedrich Schulze m Heidelberg.
Schristleituna: Hauvtstraße 23 Fernsvrecher-S.-A. 7351—53.

Montag, 20. Iuli

Hauptgeschästsstelle Hauptstraße 23, Fernsprecher-S.-A- 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgasse 1.

1936

>vijh^oskau laht nicht nur die Komintcrn unterridisch
um den Weg nach Europa zu finden, Mo-kau be-
I ^ »uch der grotzen Politik, um das Ziel zu errei-
t unverrückbar feststeht; die Weltrevoluion. In
hat die großs Politik einen Gcwinn buchen
kickt.?'.dem sich, wenn die französische Presie gut unter-
lich.' sti, ein neuer Gewinn anschlietzt. Cs wird nam-
Paris gemeldet, daß es Moskau gelungen sei, die
rhss-^"llowakische Negierung zu veranlasicn, den Räte-
dgz ' °en Weg in das Donaugcbiet freizumachen. Um
^hn ^^^eichen, ist in technischer Hinsicht nur eine Cisen-
T x o chutwendig, die allerdings über rumänisches
e t sührcn muß, da Räterutzland und Tschechoslo-
»N "'cht Grenznachbarn sind. Rumänien, wobei wohl
dstr^ ?rescu zu denken ist, hat eingcwilligt, daß Moskau
bghnr das alte Vuchcnland, die Vukowina, cine Cisen-
»Sst ^utze bauen kann, die dic tschcchoslowakischen Vah-
dcn räterussischen Bahncn vcrbindet. Das wird
eist .sranzösischcn Presie so bestimmt gemeldet, daß
ihr°is„ nicht gut möglich ist, zumal die sranzösische
nusdrücklich hinzufügt, datz es sich dabei um einen
chdug dcr großen Politik handelt.

dicse großc Politik, wie diese Taktik Moskaus
isirn.^ cinmal bekommen wird, wird hcute weder in
eistg?. Uoch rn Paris untersucht, da allcs offcnbar darauf
Cz^ut ist, einen diplomatischen — „Crfolg" zu erzielen.
lügc^- uichts genüht, datz dcr Völkerbund eine Nicder-
istc-, ^'ustecken mutzte, weil er wenig überlegt mit Straf-
!s«stz chuuen gegen Italien vorging. ein Verfahren übri-
b«st ' "us rn p«r Hauptsache von Moskau in Genf betrie-
^i«h?ocden ist. Wenigstens war es Litwinow, der immer
Gens eintrat, die Strafmaßnahmcn gegcn Ita-
verhängen und zu verschärfcn, wobci es indesien
Uh ä, wcnig ausmachte, gleichzeitig auf Schleichwegen
üeh^wlien Crdöl zu vcrkaufen. Moskau hat bishsr ver-
ststch w. versucht, in den Donauraum einzudringen, also
Hsth Anteilbarkeit des Friedens für den Donauraum
Mittxleuropa gewährleisten zu helfen. Wenn
d«r (ä" daute ;ine Cisenbahnverbindung mit
dstH ^ ! ch e ch o s l o w a k ei sucht und findet, so gcschicht
dosj-wcht deshalb, um die wirtschastlichen und handels-
hsti "chcn Veziehungen zu verdichten, sondern deshalb,
>ststz,?w Sinn von militärtechnischcn Vündnisien die
'wolitischon Gegensühe im Donauraum zu vcrschärfen.
oskau spielt ein hohes Spiel, ein Spiel, das
Estx Mc>s „„d lcichtfcrtig ist, ein Spiel, das dic Völker
lei^ OLa s zugrunde richtcn soll. Moskau hat
bi« jO Veistand allcn Völkcrn angcbotcn und anfgedrängt,
Nich/Mndwie glauben, di« Kriegsbeute von 1919 allein
wjsk. v^rtcidigen zu können, oder die sonst nicht guten Ge-
b«y "°sind,'oder die sonst etwas auf dem Kerbholz ha-
lt«ä. ^w.skau hat mit disser Taktik dsn Crfolg von Mon-
9isth cvziclt. einen Crfolg übrigcns, der Curopa nicht
' und Vefriedung, sondern neue Unruhe schafst.
^«is^^det die Vahnstrecke durch das Vuchcnland einen
^üstk * Verpflichtung, dcr in dem berüchtigten Vei-
vertrag vörgeschcn ist? Die Tatsache, datz
berw.ou in der Tschechöslowakci räterussische Flie-
st>i^"ppen untcrgcbracht hat, wird nicht mchr bestritten,
vnh üine Sache bezeichnet, die in dem aufgsregten
dstst.vusgcwühlten Curopa weiter kcine Veachtung ver-
üstj, Moskau seht sich an den Meercngen fest, wenn
SstryMUächst nur zu dem Zweck, das Mißtrauen zwischen
di« o, öchen Völkern immer weiter zu steiqern. Das ist
dstlstjMnpolitische Taktik Mtzskaus, dem sich die inner-
k«iZchv Taktik der Komintern anschlietzt. In Frank-
<rciz,?..uat diese inncrpolitische Taktik immcrhin einen be-
»och "chün Crfolg erzielt, wenn sich dieser Crfolg auch
Ch v'cht so ausgewirkt hat, wie in dcm nnqlücklichen
"ich^vien, das drauf und dran ist, sich selbst zu ver-
stvy-v' Die Komintern läßt in Frankreich die Volks-
iu «rk i?rschieren, wobei es nicht ohne Reiz wäre, einmal
ds« ^Mven, was in den Geheimberichten aus Paris über
ichrs^ovlgkeit der Moskauer Agenten in Frankkreich ge-
"wen wird.

k«jch^u England kann di« Komintern den in Frank-
Ärh.^vzielten Crsolg noch nicht buchen, denn die englische
^rn n partei ist mcht sozialiftisch odsr marxistisch, son-
Äst h-iwht die Dinge nüchtern und rein gewerkschastlich.
test „7, Arbeiterpartet ist auch die Komintern herangetre-
'Uitt-i? eine Cinheitssront zu bilden, allerdings nicht un-
iüstd sondern mittelbar durch die Leute, die in Cng-
vlststi-i r kommunistische Partei bilden. Was die Kom-
Süsta^? .in Cngland auf Moskauer Vefehl in der Ver-
h«st 9<prtt geleistet haben, das ist besonders bei dem gro-
iich „ ^vgarbeiteraufstand im Iahr 1926 mehr als deut-
bstt dw'Zden. Die Komintern hat inzwischen zugelernt,
iu kvnin,^uktik verbesiert, um nicht wieder in die Gefahr
kst ,„ uwn, nicht nur entlarvt sondern auch hinausgewor-
<828 - werden. Das ist nämlich dcr Komintcrn im Iahr
^tcn c, Gngland zugestoßen, als die englische Regierung,
^testi Uucnrninistcr damals Winston Churchill war, fest-
vicht- 9atte, daß die amtlichen Vcrtretungcn Moskaus
^tjhs.uuderes seien als Vrutstätten der bolschcwistischen
^ill sj^'t. Aber die englische A r b e i t c r p a r t e i
M, ö,in"icht von Moskau ins Dchlepptau nehmen las-
Mc>„. " vor allem nach den bösen Crfahrungen, die in
„istd„„o'ch und Spanien gemacht worden stnd, keine Ver-
"ch j„ vlit dcn englischen Kommunistcn. Moskau gibt
'Ussij^ Z.uswirkung dcr Arbeitstcilung zwischen der räte-
Ü!'vter„ diegierung sowie der 3. Internationale der Ko-
?.'e V»s,^'var allc Mühe, in dcn Ländcrn Westeuropas
j'schcn -^rsür «ine Verbindung zunächst mit der rätcrus-
stvst j„ eä'utik, sodann mit dem Teufclswerk der Komin-
, Cnai^ ^indung zu bringen; aber diese Vorarbeit ist
svstt (ärNd bisher noch nicht gclungen. Cine Cinheits-
„ichest H >chen der englischen Arbeiterpartei und den en^-
^chtz Nlinunisten, wobci diese Kommunistcn so gut wie
^cht sA" vestellen habcn, würde der Komintern zwar schon
° ver «z>o^o'n die Arbeiterpartei wciß wohl auch, datz,
Micn c>s onlintern dcn klcincn Finger reicht, bald dcn
Mss«„ und alles was daran hängt wird geben

cs^icht^'o Cinheitsfront pfeift die Komintern, dcnn was
„,iN kr o svll, ist vor allcm die m a ch t p o l i t is ch e
a!?n,uz orsung jener Staaten, die den Kommu-
^>ese Volschewismus zu Voden geschlagen haben.

si^kisch oaten bilden im mitteleuropäischcn Raum geo-

Moskaus Vormllrslh.

Ä «stss.^sehen cin Nebencinander, das nicht nur zufäl
oi"vopc> c n ist. Solange dieser Vlock besteht, wirdt
?!>ch sein^" ^pser des Bolschewismus, wcshalb Moskau
^9>tet Anctriffskraft gcgen^diescn Vlock ge-

s,-vso d,,,', Vie Bahnstrecke durch däs Vuchenland gehört
"Itssr^.av wie der Versuch, auch in Cngland eine Cin-
den Imperialismus herzustellen. Und



"vgs gemeldete Versöhnung zwischen
und Trohki wirkt sich vielleicht mit in ähn-

Daris ^votpreiserhöhung in Frankreich.

"v 22. er„s! k9. Iuli. Der Vrotpreis in Frankreich r

vlerdew Hukimes das Kilo, d. h! von 61 auj

MMiniW«,» i» Sraalrn.

Gegen ben MarBmus. - KabineNSumbildung;u verscharster LmkspMk.

Was geht mr?

Unüberstchtliche Lagc durch Nachrichtensperre.

Madrid, 19. Juli. Es steht fest, datz das Mili-
tär in Spanien und in Spanisch-Marokko einen Auf-
stand gegen die marxistisch eingestcllte Regierung unter-
nommen hat. Die Führcr dieses Militärputschcs wcr-
dcn zum Teil als Monarchisten bczeichnct, stnd abcr
mindestens wohl rechtsgesinnte Leute und auf keinen
Fall Anhänger dcr jetzt von dcn Sozialisten und Kom-
munistcn in Spanicn eingesührten Terrormethodcn.

Diese in Nordafrika ausgebrochene Militärrevolte
verbreitete sich dann im Lauf des Samstag auch auf die
spanische Halbinsel. Ebenso wurdcn davon
die Kanarischen Jnseln und die Ballearen erfatzt. Die
Aufstäitdischcn hatten besonders großen Ersolg anschei-
nend in Barcclona, dann aber auch in Saragossa, Bur-
gos und Valladolid. Die Regierung erklärt, sie
werde mit allen Mitteln gegen den Aufstand vor-
gehen, Sturmgarden und Zivilgard« wiirden mit den
marxistischen Schutzverbändon gemeinsam marschieren.
Daraus geht hervor, datz die Syndikalisten und Sozia-
listen zur Niederdrückung der Revolte mit herangezo-
gen und bewafsnet wurdcn. Auch sonst schcint
man die Arbeitermassen zum Teil bewaffnet zu haben.

Anch in Spaniens Hauptstadt ist es insolge der
herrschenden Nachrichtensperre schwer, sich ein
Bild der Lage zu machen. Im Lauf des Sams-
tags hat jedenfalls die Regierung im Madrider Rnnd-
funk mehrsach die. Erklärung an die Bevölkerung wie-
derholt, daß sich die Radiosender im Besih
der A u f st ä n d i sche n befinden, daß die von dort
verbreiteten Nachrichtem falsch seien und nur den Aweck
hätten, unter der Bevölkernng Panikstimmung zu schas-
fen. Während in der bereits am Samstag gemeldeten
Erklärung von dem Sender Ceuta die Rede war,
also einem Platz in Marokko, wird jetzt in diesem Zu-
sammenhang die spanische Hafenstadt Cadiz ge-
nannt. Auih die von diesem Sender gebrachten Mcl-
dungen über eine Verschisfung aufständi-
scher Truppen «ach der Halbinsel werden
von Regierungsseite als nicht den Tatsachen entspre-
chend bezeichnet, im Gegenteil seien regierungstreue
Truppenabteilungen von der Halbinsel auf dcm Weg
nach dem Aufstandsgebiet, um dort den Frieden wieder
lserznstellcn. Der frühere Minister und jetzige Führer
der Rechtspartei in Valencia, Lucia, habe, so wird wci-
ter erklärt, in einem Telegramm an die Regierung
dieser seine Unterstützimg gegen die Rebellen verspro-
chen. Diese Tatsachc sei als ein gutes Zeichen für die
Ablehnung zu werten, die der Ausstand im Land find«.

In Sevilla habe sich ein Teil der Garnison, etwa
700 Mann, erhoben. Der General Queipo del
Llano habe ohne Cinverständnis der Regierung den
Kriegszustand erklärt und sei abgesetzt worden. Die
Ruhe werde jedoch bald wieder hergestellt sein, da be-
reits ein regierungstreues Rsgiment mit dem Ruf: „Cs
lebe die Republik!" in Sevilla einmarschiert sei. Äuch
die Polizei sowie ein Tcil der Zivilbcvölkerung hättcn
sich spontan hinter die Regierung gestellt. Aus privater
Quelle verlautet, datz in Sevilla Schietzereien zwi-
den den Aufständischen und der Polizei stattgefunden ha-
ben, datz jedoch über die Anzahl der Opfer keine Cinzel-
heiten vorliegen. Die Crstürmung des Sende-
bauses und des Polizeipräsidiums in Sevilla ist den
Aufständischen nicht gelungen.

Durch Rundsunk wurde einDekret verkündet, durch
das sämtliche aufständischen Truppenabtcilungen mit so-
fortiger Wrrkung aufgelöst und die a u f st ä n d i s ch e n
Soldaten entlassen werden. Durch ein weiteres
Dekret wurden der Divisionsgeneral Virgili Tabanellas
sowie der General Franco, der Kommandeur der Streit-
kräfte auf den Kanarischen Inseln, als abgesetzt erklärt.
Der Chsf der Luststreitkräfte General Munez el

Prado, der in der Nacht zum Samstag im Flugzeug
nach Nordafrika gestartet war, um das Kommando über
die Afrika-Truppen zu übernehmen, konnte nicht landen.

Der Zivilgouverneur in Las Palmas teilte mit,
datz die Crhebung noch nicht niedergeschlagen sei. Das
Regierungsgebäude sei von der Polizei und der Miliz
mit einem Kordon umgeben, um es gegen einen Uebersall
der Aufständischen zu schühen. In Las Palmas sei der
Generalstreik erklärt worden und in den Stratzen sänden
Schießcreien statt.

Der Chef der Polizeistreitkräste teilt mit, datz die ge-
samte Guardia civil mit ihren Mannschaften und
Führern sich hinter die Regierung stellen.

Cin außerordentlich starkes Aufgebot an schwerbewaff-
neter marxistischer Miliz patrouilliert in den Straßen,
hält Straßcnbahncn und Autos an, untersucht die Insas-
sen, und fragt, ob sie Genosien seien. An mehreren Sel-
len der Stadt hat es Schietzereien gegeben, die in der
Hauptsache auf die Nervosität der Ärbeiter-Miliz zurück-
zuführen sein dürften, deren Mitglieder ohne Pardon auf
Äutos schießen, die nicht sofort äuf Anrus halten.

In Cadiz soll das Regierungsgebäude, das sich in
den Händen dsr Aufständischsn befand, von dcn der Re-
gierung treuen Ilebersallkommandos der Polizei wicder
zurückerobert worden sein. Auch in Melilla daucrn die
Kämpfe an. Bei der Crstürmung des Telephongcbäudes
soll es mchrere Tote und Verwundete gegeben häben.

In Madrid chationierte Bombenflugzeuge
habcn dcn Befehl erhalen, am Sonntag morgen näch Nord-
asrika zu starten und die aufständischcn Garnisonen mit
Vomben zu belegen. Die in Tetuan liegenden Tercics
haben sich els Stundens päter als die Garnison Melilla
erhoben. Auf dcr Cisenbabnstrecke Sevilla—Madrid sind,
wie aus zuvcrlässiger Quelle verlautet, die Gleise zum
Teil aufgerisien worden, um Truppentransporte nach der
Hauptstadt zu unterbinden. Von Ästurien sind starke Ab-
teilungen bewaffneter Minenarbeiter nach Valladolid ab-
kommändiert worden, um gegen die aufständischen Truppen
eingeseht zu werden.

Varcelona soll vollständig in den Händen des
Militärs sein. Ieglicher Verkehr ist unterbunden.

Zweiml RegieriiWMechsel.

Erst Kabinett Varrio, dann Giral.

Madrid, 19. Iuli. In den srühen Morgenstunden
des Sonntag wurde überraschend bekanntgegeben, datz der
bisherige Ministerpräsident Casares Quiroga, der
Innenminister Moles und drei weitere Mini-
ster zurückgetreten seien.

Der bisherige Landtagspräsident Martinez Varrio
(republikanische Union) hat bereits ein neues Kabi-
nett gebildet. Der Regierungswechsel sei im Einver-
ständnis mit den Gruppen der marxistischen Volkssront
vorgenommen worden und bezwecken, der Regierung durch
Hinzuziehung einiger nationalrepublikanischcr Minister,
die den Rechtsparteien genehm sind, größere Autorität zu
verschaffen.

Diese Aenderung smch aber nicht den Bei-
fall der Masseu, denn bald daraus wurde folgen-
des gemeldet:

Wie in einer Rundfunkerklärung der spanische« Re-
gierung mitgeteilt wird, ist eine neue Aeuderung in
der Vesehung des erst Sonntag früh 4 5lhr gebildete« Ka-
binetts ersolgt. Das Ministerpräsidium und das Ma-
rineministerium hat Iosö Giral, das Innenministerium
General Pozas übernommen.

SnltdKonstttnz am 2L Wi.

Der endiiltige Terms?

Vrüffel, 18. Iuli. Nach einer Meldung der Delgi-
schen Telcgraphenagentur wird die Konferenz der
Vertreter Cnglands, Frankreichs und Velgiens am
Mittwoch, 22. Iuli in London stattsinden.

*

Die Vorbesprechungen zur Dreierkonferenz.

London, 18. Iuli. Zu der 5l n t e r r e d u n g, die
Autzenmimstcr Cden am Samstag mit dem französischcn
Botschafter hatte, verlautet, datz Cörbin über die Cntschci-
dung der französtschen Regierung zugunsten der Drei-
Locarnomächte- Vesprechung in London berichtet habe.
Der Termin werde jedoch nicht vor Montag bekannt-
gegeben werdcn. Diese Verzögcrung sei darauf zurückzu-
sühren, datz die Antwort Belgrens noch ausstehe. Cs sei
Grund zur Annahme vorhanden, daß auf dcr Tagung nur
in formaler Weise Cntscheidungen zur Kenntnis genommcn
würden, die durch diplomatische Besprechungen herbeige-
führt worden seien. Allem Anschein nach habe die bel-
gische Regierung schon während der Besprechungen der
lehten Woche mit dem britischen Standpunkt übereinge-
stimmt.

Eme MtfertiWg Edeiis.

Englands Interesien müsien gewahrt blciben.

London, 18. Iuli. ,In einer Nede in Bidford-on-
Avon nahm Autzenminister Cden zu der Cntscheidung
der Rcgierung übcr die Sanktionen Stellung.

Für alle in Genf vertretenen Regie-
rungen sci es nicht nur unwillkommen, sondern autzer-
ordcntlich schmerzlich gewesen, sich einer solchen Lage
gcgenüberzuschen, aber in Warhcit habe man nicht
äüsweichen können. Während der ganzcn kritischen
Periode, durch die Curopa gcgangen sei, habe die Re-
gierung ständig ein Ziel verfolgt, nämlich alles in Cng-
iands Macht Stehende zu tun, um die in Curopa herr-
schende Ungewitzheit und Spannung zu beseiti-
gen. Natürlich könne Cngland diese Crgebnisse nicht
imr durch seine eigeneu Demühungen erziele«. Cbenso

klar sei, daß Cngland gewillt sei, herzlich und auf der
Grundlage voller Gleichheit mit jeder Nation
zusammenzuarbeiten, die dasselbe Ziel
habe.

Darin liege die Crklärung für jede Phase der briti-
schen Politik seit den Creigniffen des 7. März und der
Wiedcrbesehung der Rheiniande. Trotz der Schwicrig-
keiten habe Cngland versucht, aus diesen Creignisien
Möglichkeiten für einen neuen Zeitabschnitt «uro-
Päischer Zusammenarbeit auf der Grundlage
voller Gleichheit zu schaffen. Dieser Geist sei es gewesen,
der für jeden wcitercn Schritt dcr britischcn Pölitik in
den Tagen maßgebend gewesen sei, die dem 7. März solg-
ten, und in diesem Geist arbeite Cngland auch heute.
Man möge das Vertrauen haben, datz Cngland sein Ve-
stes tun wcrde, jede sich bictende Gelegenhcit für eine
kollektive Bemühung zur Herbcisührung ciner
dauernden Besserung im Zustand Curopas zu
sördern.

Niemand dürfe sich aber, weil Cngland so leiden-
schaftlich dcn Frieden wünsche, cinbildcn, daß dabci eine
Gelegcnheit geboten sci, um Cngland zu veranlasicn,
unmittclbare und lebcnswichtige britische In-
teressen als Preis für diesen Frieden aufzugeben.
Mehr als cinmal sei klargestellt worden, daß es ge-
wisseTeile inCuropa gebe, in dencn Cngland
in der Gegenwart wie schon seit vielcn Iahrhunderten
ein besonderes Interesse habe und wo es ver-
pflichtet sei, gewisie Vürgschaften aufrecht zu erhaltcn.

Man lebe in einer geographisch zu kleinen Gemein-
schaft, als datz eine solche Haltung möglich wäre, selbst
wcnn Cngland das wünschen solltc. Cs sei dahcr natür-
lich, datz die Regierung aufrichtig jeden Schritt be-
grüße, der zu einer Vefrie^ung der internationa-
len Besorgnisie in irgcnd eincm Ä.eil Curopas führe. Das
sei die Vedeutung dcr Cntwicklung der lehten Zeit in
Oesterreich , die von der Regierung begrützt wor-
den sci. Das lehte Zicl sei ei» gesestigtes und in Frie-
den lebcndes Curopa, das untcr Änwcndung des Völker-
bundssystems voll zusammenarbeite. Cr sei sich weit
besier als einige seiner Kritiker der ungeheueren Schwie-
rigkeiten bewutzt, die gegenwärtig in dieser Beziehung
vor ihnen lägen. Aber es bestehö (ein Grund, warum
wan nicht an dem Ziel festhalten s-Ite.

Der Davispokal-Interzonenkamps Deutschland—Austr«»-
lien steht nach dem ersten Tag 1:1. v. Cramm schlug
Quist, und Henkel unterlag Crawford.

Vcim Motorrad-Rennen „Rund um Schotten" fuhr
Steinbach auf DKW. Tagesbestzeit. Hans Winkler
verunglückte durch Sturz tödlich.

Vei den deutschen Rudermeisterschasten in Grünau ev-
rang Schäfer (Dresden) im Einer seinen fünfzigsten
Sieg. Den Doppclzweicr gcwannen Kaidel/Pirsch,
den Zwcier ohne Steuermann Eichhorn/Strautz vom
Mannheimer RC. und dcn Vierer mit Steuermam»
Rcnngemeinschast „Amicitia" Mannheim-Ludwigs»
hasener RV., den Achter NG. Winking Verlin.

Die deutschen Kanumeisterschaften brachten meist Ha»>
burger Siege.

Vei den deutschen Schwimm-Mcisterschaften in Halbev-
stadt gab es vorwiegend Favoritensiege.

Der Heidelbcrger Turnverein beteiligte sich mit Crfokg
am Frankenwarte Turnfest in Würzburg.

BerWrster Kinivs mc« rechls.

Das Volk wird bewafsnet.

Paris, 20. Iuli. Wie Havas aus Madrid mel-
det, soll die Zusammcnsetzung der neuen Rcgierung
Giral im wesentlichen der des Kabinetts Quiroga ent»
sprechcn. Sie bedeute eine Verschärsung des
Kampfes gegcn rechts. Der neue Innenminister
General der Miliz Pozas habe am Sonntag nachmittag
die Parteien der Dolksfront durch Rundsunk zur engeu
Zusammenarbeit mit der neuen Regierung ausgerusen.
Das Volk werde weiter bewafsnet werden. lleberall
sollen Arbeitermilizen gcbildet wcrden und mit
den regierungstreuen Truppen eng zusammenarbciten.

Die Gerüchtc, wonach die Truppen von Lagranno
und Segovia auf Madrid marschierten, seien salsch. Auch
in Varcclona, Ciadad Real und Puertollano sei die Ord-
nung wicderhergestellt. 6000 asturische Vergarbeiter seie»
am Sonntag abend in Madrid zur Anterstützung der Re-
gierung eingetrofsen.

Die „Libertv" weist daraus hin, datz die schwie-
rige Lage der Regierung in Spanien sich in erster
Linie daraus ergebe, daß die Madrider Negierung sich
nicht der Armee bedienen könne. Sie habe wohl mch-
rere Generäle abgeseht, aber den Velagerungszustand zu
erklären wage sie nicht, da sonst die Machtbesugmsie in
die Händc der Militärs übergehen und sich dann die Re-
gierung sclbst richten könnte. Durch den Aufrus des Ex-
tremistcnführers Largo Caballcro, der dic Arbciter zuu»
Generalstreik ausgesordert habe, sei das Lhaos iu
ga»rz Spanien noch größer geworden.

Ersolg der AisftSiidische«?

Zur Lag« in Spanisch-Marokko.

Paris, 20. Iuli. lleber die Aufstandsbewegung i,
Spanisch-Marokko liegen in Paris widersprcchende Nach»
richten vor. Der Sonderberichterstatter der Agent«
Havas berichtet, daß Tanger vom übrigen Ma-
rokko isoliert sei. Man schätze die Zahl der ausstän-
dischen Truppen aus etwa 18 500. Die internationale
Vrücke von Tanger sei gesperrt. Unbestätigten Gerüchten
zusolge besinde sich der Obcrbefehlshaber der spanischen
Truppen in Marokko in der Hand dcr Aufständischen.
Ueberall fänden hartnäckige Kämpfe statt.

Der Sonderberichterstatter des „Matin" meldet, daß
die Aufständischcn in vier Fünstcln des Gebietes
Herr der Lage seien. Zwei Gcneräle der Regicrungstrup-
pen, darunter der Bcsehlshaber des Flugzcugstühpunktes
von Nador, seicn erschossen worden. Es bestätigt fich,
daß General Franco, der Vruder des bekannten spa-
nischen Fliegers, die Seele der Aufstandsbewegung sei.

Wie aus Viarrih verlautet, ift der Führer der
spanischen Nechtsopposition, Gil Robles, am Samstag
abend dort eingetrosfen.

Fremdenlegionäre auf Seiten der Ausständischen.

Paris, 19. Iuli. Havas meldet aus Gibraltar, daß
2000 Mann der spanischen Fremdenlegion sich den
Ausständischen in Marokko angeschlossen haben
sollcn.

Tr>Mlill»id»U >>> Clidiz »nd Algeeirlis?

Kricgsschisfe schlictzen sich dem Ausstand an.

Paris, 19. Iuli. „Paris Soir" berichtet aus
Gibraltar, daß ein Teil der a u f stä n d i s.ch e n ma-
rokkanischen Truppen am Sonntag vormittag
in Cadiz gelandet und unverzüglich in Richtung
Sevilla abmarschicrt sei, um sich mit den dortigen Trup-
pen zum Anmarsch aufMadrid zu vereinigen.
Cin weiterer Truppcntransport, beglcitet von einem Zer-
störer, sei von Ceuta kommend, inAlgeciras ge-
landet.

Das gleiche Vlat meldet aus Rabat, daß drei der
uach Melilla entsandtcn regierungstreueu
Kriegsschiffe zu den Aufständischen über-
gegangen seien. Cin viertes Schiff sei auf der Reede
von Larache erschienen und habe sofort mit den aufstän-
dischen Truppen Verbindung aufqenommen. General
Fr»uo« lelte voa Melilla aus den Aufstand. Die
 
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