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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger

Neuefte Nachrichten

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Samstag, 5. Dezember

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Zweigstelle: Haspelgaffe 1.

198«

Emva M SiheideiW.

j ^ach Meldungen Pariser Zeitungen kämpfen
zo ȟd um Madrid auf der Seite der spanischen
, olschewisten bereits weit über 20000
!>.?vjetrussische Soldaten. Es sind nur
Teil Freiwillige. In der Hauptsache handelt
^ stch um geschlossene Regimenter,
von Moskau aus auf den spanischen Kriegs-
o^vplah kommandiert worden sind. Mit
j "eren Worten: Sowjetrußland führt
^ SPanien Krieg. Es führt Krieg, ohne
^ o eine Kriegserklärung erfolgt ist. And während
? Truppen- und die Munitionstransporte von
d^ietrußland aus längst unterwegs waren —
ta i die Dardanellen und das Mittelmeer —,
in London der treuherzige Nichtein-
> ch ung sau s s ch u ß und der sowjetrussische
e?"reter, der Votschafter Maiski, riß seinen
d' "vd bis hinten zum Hemdkragenknopf auf, um
evr .s Klage zu führen, daß angeblich einige
Unl ^ische Mächte die Nationalisten in Spanien
ei» ^Eühten. Diese Anschuldigung war natürlich
sywjetrussische Lüge und sollte lediglich als
<>v>vrwand dafür dienen, daß nunmehr von
wp^Eau aus die Rote Front in Spanien nicht
stiib ^j'nlich, sondern im vollen Tageslicht unter-
werden konnte. Der Nichteinmischungsaus-
^ London besteht noch immer. Er hält auch
^ ü^rhin Sihungen ab. 5lnd der Vertreter
süb l ^Evußlands nimmt an den Sihungen dieses
st^jhaften Ausschusses immer mit dem lebhafte-
Jniereffe teil, während das Land, das er ver-
Prinzip der sogenannten Nichtein-
q. >chung m der Weise

veranschaulicht, daß es
tz,.vppen und Munition nach Spanien
jrachtei und Krieg führt.
tz, 3n Cngland hat man in den lehten Mo-
sick " ^ getan, als ob das, was in Spanien vor
U 8ehh eigentlich nur die Spanier allein berühre.
Äa^t mit einigem nachlässigen Vedauern die
gezuckt und hat mit einer auffallenden
py von den furchtbaren Greueln Notiz ge°
keZ .2", -ie m der Geschichte des spanischen Vol-
vtz. ^nst als unauslöschliche europäische Schande
etz oSchnet stehen werden. Inzwischen ist auch der
ke^llche Außenminister Eden nicht von der Er°
pj."chis verschont worden, daß das, was in Spa-
und in Katalonien sich abspielt, auch die an°
htz/n Mächte zu interessieren hat. Am Dienstag
is, .^den im englischen Unterhaus mitgeteilt: „Cs
Herstemal in der jüngeren Geschichte, daß ein
sch ^Serkriegin Europa in einen europäi-
q^?» Krieg zu münden droht." Das ist durch-
keine !lebertreibung, sondern leider eine
d rheit, die freilich dem englischen Außen-
h ''üer einige Wochen zu sPät gcdämmert ist.
Cden sollte sich schon jeht darauf vorbereiten,
England in allerkürzester Zeit vor die
8e°^rage gestellt wird, ob es sich für oder
den Bolschewismus entscheidet.
tj. Sngland wird dann eine ganz eindeu-
kz^ Antwort geben müsien. Inzwischen
d>iffb . der englische Außenminister Eden sich Ge-
darüber verschaffen, w o eigentlich die
ki?'te zu suchen sind, die aus einem Bürger-
^kjT in Spanien einen europäischen
^ g entfesieln wollen.

^iv sowjetrussische Volkskommisiar Lit-
8ev ° w - Fjnkelstein, der vor einigen Ta-
dex „Chrengottlosen" ernannt worden ist und

,/t echtjüdischem Schmonzes diese
angenommen hat, die ihn vor aller Welt
schev und ihn eigentlich aus jeder europär-
^emeinschaft ausschließen müßte — dieser
3üh"wsnte Litwinow-Finkelstein hat seit einem
derk,j„7.w These von dem „unteilbaren Frieden
Ty^sidet unv weist. dast dies. aus dem

und

,,o, . man weiß, daß dies,

russischen in eine Kultursprache überseht,
^rj anderes heißt als „unteilbarer
Das Ziel, das in Moskau verkündet
^ u ist, jst ein Angriffskrieg, der ganz
>chy °da in Flammen sehen soll, um den V o l-
Uqh ? > snrus in allen Ländern zu verwirklichen.
>>>chjKrieg, den Sowjetrußland will, wird
teh jdurch yjuy osfjzielle Kriegserklärung eingelei-
tzx ' nderu er beginnt mit einem !leberfall.
"Tex hUsit so^ wie Stalin es verkündet hat:
"> q H ^ieg wird nicht erklärt, sondern g e -


. v„,^iesen Krieg hat Sowjetrußland seit 1924
'eit ,/dereitet. Für diesen Angriffskrieg haben
elleg owöls Juhren Uber siebzig Waffenfabriken
^q»chi^iesert, was man zu einem Ueberfall
^hntn,'r wusende vvn Flugzeugen und Tanrs,
§eivei,uwnde von Geschühen und Maschinen-
Ze lov^' Die Tschechoslowakei hält für
k l n??krusstschen Vombengeschwader zahlreiche
°»rch ^ p.l ähe bereit und Fr <rnkreich hat sich
Militärbündnis den Machthabern in
Djg Drohungen, die

a unterworfen.

^»der V der Kommunistischen Partei des Lemn-
Nen öirks, Stanow, vor einigen Tagen
vl^Neu^^ dlachbarländer Finnland, Estland und
Serichtet hat, und die gewattigen Flug-
^^eis/x gen an der finnischen Grenze lasien keinen
^Nteil« °arüb.>""7

'keio, '^"^aaer, wie män in Moskau
uren Frieden" vorstellt. Die

sich den
englische

Der Apvell m öas -euftche Serz.

Zeber opsert am..Zag ber Rationalen Eolibarität!

Mreteli!

Deutsches Volk, hils dir selbstl
Vor zwei Monaten, am 6. Oktober, hat der Füh-
rer in der Deutschlandhalle in Berlin mit einer großen
Proklamation das Winterhilfswerk 1936/37 er-
össnet. In seiner Rede hat der Führer an das unsicht-
bare Opfer des unbekannten SA.-Mannes erinnert und
erklärt, es sei die Aufgabe des Nationalsozialismus, das
deutsche Volk zu wirklichen Nationalsozia-
listen zu erziehen und zu lebendigem Vekenntnis
und zu lebendigem Handeln zu bewegen. Die Devise
des Winterhilfswerks laute nicht: „Gib den Armen!",
sondern sie laute: Deutsches Volk, hils dir
selbst I

Das deutsche Volk hat diese Worte des Führers ver-
nommen. Das deutsche Volk wird sich selbst helsen. In
drei Winterhilfswerken hat das deutsche Volk über
eine Milliarde Mark aufgebracht: eine gewaltige
Summe, zusammengeflossen aus großen und kleinsten Ve-
trägen. Cine Riesensumme, ausgebracht aus freiwilligcn
Spendcn, zusammengetragen aus dem Geist einer leben-
digen Volksgemeinschaft, geopfert und gcgeben mit dem

Willen, zu helfen und die Not aus den Stuben armer
Volksgenosien zu bannen. Und an diesem Werk der Hilfe
sollen ünd müsien alle ihren Anteil haben. Das ganze
Volk tritt an. Ieder hilst mit. Ieder Berüssstand
steht in der großen Kampfsront gegen^Hunger und Kälte.

Der heutige 5. Dezember ist der Tag der Natio-
nalen Solidarität. An dicsem Tag treten alle die-
jenigen in die Reihen der Helfer, die auf einem besonde-
ren Posten stehen in der Partei, im Staat, in der Ver-
waltung, in der Industrie. im Handel, in der Prcsie. in
Kunst und Wiffenschaft. Die Reichsleiter, die Gauleiter,
die Minister, die höheren Beamten, die Industrieleiter.
die Männer der Feder, die Schauspieler und Sänger, die
Maler, die Dichter und die Vildhauer — sie stehen heute
in allen Städten des Reiches auf den Straßen mit den
Sammelbüchsen. Sie appellieren an den Opfergeist
des Volkes. Sie wollen mithelfen an dem gro-
ßen Werk des wahren Sozialismus und der völkischen
Kameradschaft.

Wir wisscn es: immer wird es auf diescr Wclt Not
geben. Aber es ist wichtig, daß gegen die Not des Lebens
auch immer die Hilse bcreit steht. Ilnd wenn in andern
Ländern die Menschen in Haß und politischcm Fanatis-
mus sich Straßenschlachten liefern, so zeigen die
Straßcn des neuen Dsutschland ein anderes Bild. Die
„Stratzenkänipfe" bei uns sind, wie der Heutige Tag wie-
der zeigen wird, Kämpfe gegen die Not des Le-

Die heutige Ausgabe unseres Blattes umfaßt mN
den beiden Unterhaltungsbeilagen „Die Heimat" und
„Die Feierstunde" insgesamt 28 Sciten.

Me Parile sSr -citte.

Zum Tag der nationalen Solidarität.

„Wer sein Volk liebt, beweist es durch national-
sozialistische Tatbereitschaft."

Reichs- und preußischer Minister des Innern Frick.

bens und Vilder einer Volksgemeinschaft, wie
sie kein Land der Crde in ähnlicher Weise zeigen kann.
Der heutige 5. Dezember ist ein Tag der großen Tat.
llnd seinen letzten Sinn hat der Dichter Hermann
Llaudius ausgesprochen, als er die Worte schrieb:
„Dein Volk: das ist die Cwigkeit.

Du selbst bist nur cin Stücklein Zeit.

Drum fasie deines Lcbens Sinn
klnd gib dich deinem Volke hin
und gib dich gern und sei bereit
und fühl dein Stücklein Cwigkeit."

Hermann Vagusche.

Irankreich wlinscht Verstün-igung mitSeuWland

Zur Berteldigung Englands «nd Belglens berelt. - Lre« zum Sowjrlvakt.

Wege d» srmzösischen AntzemoliM

Eine Nede des Außenministers Delbos.

Paris, 4. Dezbr. Die französische Kammer stand
am Freitag nachmittag im Zeichen dergroßenaußen-
politischea Aussprache. Schon lange vor Be-
ginn der Sihung waren die Tribünen bis auf den lehtcn
Platz gefüllt. In der Diplomatenloge waren zaylreichc
Vertreter ausländischer Mächte anwesend.

Als erster Interpellant bestteg der kommunistische
Abgeordncte Pöri, der außenpolitische Schriftleiter der
kommunistischen „Humanitö", die Tribüne. Pöri beschäs-
tigte sich in längeren Ausführungen in ganz einseitiger
Form mit den Vorgängen in Spanien und for-
derte die Regicrung auf, die Initiative aus intcr-
nationalem Gebiet zu ergreifen, um die regelrechten Be-
ziehungen zum roten Spanien wiederherzustellen.
Wenn sie dies nicht tue, wsrde sie später Cntschei-
dungen von viel größerer Tragweite zu treffen
haben. Cr schloß seine Aussührungen mit der nochmaligen
Aufsorderung, die Nichteinmischungspolstik auszugeben
und dem roten Spanien die notwcndigen Waff« n
zu liefern.

Seine Ausführungeri, die häufig auf der äußerstcn
Linken durch Beifall ünterbrochen wurden, stteßen bei
allen anderen Abgeordneten aus tiefstes Schweigen.
Man stellte nur mit einiger üeberraschung fest, daß Mi-
nisterpräsident Blum dem Redner zustimmend zu-
nickte und fich sogar eine gewisie Zurückhaltung aufer-
legen mußte, run nicht auf Veifall zu klatschen.

Der ehemalige Finanzminister Paul Reynand
stellte sest, daß Frankreich die Nichteinmischungspolitik
gegenüber Spanien fortsehen müsie. Frankreich dürfe
leine Politik der schlechten Laune Ireiben.
Der Redner zergliedsrte dann die Lage Frankreichs vom
Standpunkt der militärischen Sicherheit und kam zu dem
Schluß,

daß Frankreich vor der Frage stehe, entweder ein
allgemeines Abkommen mit Deutschland zu schlie-
ßen oder einer Crweiterung des französisch-sowjet-
russischen Bündniffes aus militärischem Gebiet zu-
zustimmen.

Die gegenwärtige französische Regierung könne aber weder
das eine noch das andere, weil sie nich 1 srei sei. Ver-
handlunaen mit Deutschland würden bei den sranzö-
sischen Linksparteien eine außerordentlich starke
Reaktion auslösen. Andererseits werde die öffentliche
Meinung in Frankreich niemals zugeben, daß eins Rs-
gierung, die von den Kommunisten unterstützt werde und
von den kommunisttschen Stimmen lebt. diese.Politik
mit Moskau betreibt, denn die Sowjets und die
Dritte Internationale seien Moskau.

Zum Schluß regte Reynaud an, die Regierung möge
auf die Unterstühung der Kommunisten verzichten und
die Mehrheitsgrundlage nach rechts verlagern.

Nach den Aussührungen Reynauds, die von rechts
bis zu den Radikalsozialisten mit aroßem Beifall aufge»
men worden sind, trat kurz nach 17 Uhr eine Sihungs-
pause ein.

Nach Wiederaufnahme der Sihung der Kammer
sprach der rechtssiehende Abcjeordnete Düpont, der die
Politik der Regierung heftlg angrifs. weil sie zu sehr
unter kommunistischem Cinfluß stehe. Cr warf der Regie-

rung vor, Frankreich mit anderen Ländern ver-
ärgert zu haben.

Aus die Creigniffe in Spamen eingehend, zählte der
Redner unter größer Erregung der äußersten Linken in
langer Reihenfölge die furchtbaren Greueltaten
der Roten aüf. Die Fortsehung dieser Politik, er-
klärte Dupont, werde unwcigerlich zum Krieg sühren.

Unter lebhaftem Beifall der Sozialdemokratcn und
der Linken nahm dann

Autzenniillister DelSos

das Wort. Cr führte aus, cine große Unruhe be-
stehe in Curopa, und die derzeitige Lage fordere von der
Regierung eine Politik der Vorsicht und der Kalt-
blütigkeit. Frankreich sei klug genug, keinen Ge-
waltakt zu begehen. Cs sei aber auch stark genug.
um sich zu verteidigen. Frankreichs Handeln gehe immer
mehr Hand in Hand mit dem anderer Länder. Cng-
land stehs hierbei an erster Stelle. Noch nie seien die
sranzösisch-englischen Veziehungen so herzlich gewesen wie
augenblicklich. Die französisch-englische Freundschaft sei
der Grundstein für den europäischen Frieden. Sie
sei es erstens durch den Grundsatz, auf dem sie beruhe,
zweitens durch die Macht, die diese beiden Länder dar-
stellten. Man kenne die Worte, die der englische Außen-
minister erst kürzlich im llnterhaus gesprochen habe.

Cbenso wi« Cngland werde auch Frankreich
sein« ganze Streitmacht zn Land, zu Was-
ser und in der Lnft fürdie Verteidigung
Englands zur Versügung stellen, falls es unher-
ausgefordert angegrisse» würde. Dies gleich« gelte
für Velgien.

Frankreich und Belgien seien sich einig darin, den
Wert des Locarno-Abkommens zu bestättgen, und sie sor-
derten Deutfchland auf, hinsichtlich des neuen West-
paktes in dieses Neh von Garantien in derselben Cigen-
schaft und mit denselben Versicherungen einzutreten.
Wenn auch augenblicklich einige geringe Meinungsver-
schiedenheiten zwischen Belgien und Frankreich bestün-
den, seien die gemeinsamen Interesien doch stark genug,
um ste aus der Welt zu schaffen.

Außenminister Delbos kam dann auf Roosevelts
Rede in Vueuos-Aires zu sprechen.

Sr erwähnte anschließend, sich selbst dazu beglück-
wünschend, Frankreichs Freundschaft mit dcr
Klernen Cntente. Frankreich bemühe sich, so sagte
er, den Wirtschaftsaustausch mit dicsen Ländern zu för-
dern. um auf diese Weise die politischen Bande zu ver-
stärken.

Auf die Beziehungen zu Sowjetrußland ein-
gehend. sagte der Außsnminister, wir haben dsnsclben
freundschaftlichen Wunsch, unsere guten Veziehungen
mit Sowjetrußland ausrechtzuerhalten. diesem
grohen Land, das ebenso wie wir mit dem Werk des
Dölkerbunds verbunden ist.

Die Kampagne, die gegen den französisch-sow-
jetrussischen Pakt gerichtet wurde, becinträchtigt
»icht unsere herzliche Treue zum Vertrag vom Mai
1935, ebensowenig wie zu dem vom November 1932.

Sie belgische Militäriirlige.

Auch im Senat angenommen.

Vrüssel, 4. Dezbr. Der Senat hat am Frei-
tag die von der Kammer verabschiedete Militärvorlag«
mit 122 gegen 19 Stimmen bei zehn Stimmenthaltungen
angenommen.

Vor der Abstimmung hiclt der Ministcrpräsidcnt
van Zerland eine Rede, in der er u. a. ankündigte,
daß die Regierung noch vor Weihnachten dem Parlament
einen Gesctzentwürs unterbrciten wcrde, der den Forde-
rungcn der Flamen auf völlige Gleichberech-
tigung ihrer Sprache in dcr Armee durch Schaf-
fung eigener flämischer Regimsnter, durch Ausbildung der
Offiziere und Anteroffiziere in den beiden Landesspra-
chen, durch die Zweisprachigkeit der Militärbildungs-
anstalten und durch andere Maßnahmen Rechnung tragen
solls. Cr betonte, daß die Militärvorlage im Rahmen
der allgemeinen Polittk der Regierung liegs. Diese Po-
litik sei die der Änabhängigkeit und des Gleich-
g e w i ch t s.

Das ist ein F r i e d e n s p ak t, mit dem wir ver»
bunden bleiben und dem die politischen Leidenschaf-
te« weder seinen Lharakter noch seinen Wert neh-
men können.

Polen, ein Freund und Verbündeter, gehe mit
Frankreich in allen Fragen zusammen, die in Curopa die
Sicherheit beider Länder angingen.

Dieser Aeberblick, so sührte Delbos weiter aus, be-
weise, daß Frankreich keinen Rückschritt gemacht
habe und weit davon entfernt sei, isoliert dazustehen, son-
dern stolz die Vilanz seiner Sympathien und Freund-
schaften ziehen könne. Die Wirksamkeit der franzö-
sischen Methode sei auf der Konferenz von Montreux für
die Regelung der Meerengenfrage bewiesen
worden. (!) Dis Politik Frankreichs wie Cnglands werde
auch fernerhin den Völkerbund zur Grundlage haben.
Die rechtliche Organisierung des Friedens sei
die Vorbedingung für ihre Veibehaltung.

Cs sei unmöglich, sich nicht darüber klar zu werden,
daß man durch die gewaltiqe Aufrüstung der
Völker Konflikten ünd dem Ruin entgegentreibe. Im
Geist der Treue zum Völkerbund habe Frankreich sein«
Initiattven ergriffen und werde auch fortfahren, die Vor-
beugungsmaßnahmen gegen den Krieg zu verstärken und
die Verpflichtungen genauer sestzulegen, die den Völker-
bundsmitgliedern obliegen. Cs werde einen Plan für
die Rüstungseinschränkung vorschlagen, der die Veröffent-
lichung der Heeresausgaben und die Beschränkung der
Luftstreitkräste vorsehe. Frankreich verzweifle nicht an
einem universellen Aufbau des Friedens.

Die Beziehungen zwischen Frankreich und Ita-
lien seien. wie man zugeben müsie. getrübt. Die Mei-
nungsverschiedenheiten hätten ihren Grund in dem Wunsch
Frankreichs, seiner Pslicht gegenüber dem Völkerbund
treu zu bleiben. Warum solle man auch von einem gro-
ßcn Land wie Frankreich Initiative vcrlangen, die man
nicht von andern fordern, und die es nicht ergreifen
könne, ohne sich selbst herabzusehen?

Auf die französisch-dcutschen Veziehungen ein-
gehcnd, erklärte der Außenminister, daß nichts für
die Veruhigung Europas notwendiger sei,
als eine deutsch-sranzösische Annähe-

Zeitung „Observer" schrieb dieser Tage, wenn es
Moskau gelänge, Spanien festen Fuß zu fassen,
werde jedes andere Land in Mittel- und West-
europa in Gefahr geraten und Frankreich
würde der nächste Schauplah der kommu-
nistischen Taten werden. Luropa steht am
Scheideweg- M i t oder gegen den Bol-
schewismus? Das ist -ie Frage, auf die jedes
Volk eine ganz unzweideutige Antwort geben
muß. Diese Antwort nnrd entscheiden, welches
Volk zum Widerstand bereit ist und welches
Volk sich unterwixft und sich damit selbst
zum !1ntergang verurteilt.

E) ermann Vagusche.

Kleine Meldungen.

V ch»» berüchtige Volschewistenhäuptling Dimitrofs
befindet sich, wie der Pariser „Matin" meldet, auf dem
Weg nach Varcelona, wo er angeblich die Möglich-
keit prüseu soll, ob eine Verlcgung des politischcn Sekre-
tariats dcr Kommunistischcn Internationale von Moskau
nach Katalonien möglich sei. Auf der Reise nach Varce-
lona hielt Dimitrosf sich 24 Stunden in Paris auf, wo er
-wei Sonderbeauftraqte der Kommunistischen Internatio-
nale empsing.

I" Vei den Veratungen über das Presiegeseh kam es
am Donnerstag in der französischen Kammer zu hestigen

Zusammenstößen.

" Das über 7VV Mann starke japanisch« Lan-
vungskorpg, tzag unter dem Kommando des Oberstleut-
nants Takeda am Donnerstaq früh in Tsingtau
gelandet worden war, ist troh schärfsten chinestschen Pro-
testes bishar nicht zurückgezogen worde«.

r u n g.

Physiologisch sei sie möglich, denn Frankreich «nd Deutsch-
land hätten aus den Schlachtfeldern gelernt, stch zu schätzen.
Politisch gebe es keine Grenzfrage, die sie vonein-
ander trenne. aber um sich vsrstündigen zu könncn,
müsie man Reibungen verhindern. Das einzige Hin-
dernis für eine Annäherung sei, so behauptete Delbos,
die „einseitige" Aushebung von Berlkä-
gen.

Frankreich suche einen Boden der Verstäudi-
aung auf wirtschaftlichem Gebiet und in einem neuen
Westpakt. Cs verstehe die Sorgen Deutschlands, aber
Deutschland müsie auch Verständnis sür die Sorgen
Frankreichs aufbrinqen. Frankreich wünjche auf-
richtig den Abschluß eines Abkommens, das die ungeheure
Gefahr der Vlockpolitik abwende, die Frwrkreich energsich
 
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