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„Heidelberger Neueste Nachrichten" — ^Heidelberger Anzeiger"
Dienstag, 14. Iuli 1936
Nr. 162
schüht werden sollen. Keine Doktrin und keine Idee
verdiene anerkannt zu werden, wenn ihre Träger nicht
einmal vor dcm Leben der Vürger Halt machten.
Die Regierung verspreche, alles zutun,umdie
Verbrecker odcr die Anstifter, gleich welcher po-
litischen Richtung sic angehören, zur Sühne heranzu-
ziehen. Sie werde serner für die Ausklärung der bei°
dcn Mordtatcn schleunigst sorgcn und habe aus diesem
Grund zwck Sonderrichter eingeseht. In Madrid und in
andsrcn spanischen Provinzen seien bereits zahlreiche
Verhaftungen vorgenommen und viele Partci-
heime geschlossen worden.
Die Regierung wcrde einen Ausruf crlassen, in
dem schwereStrafen für politische Verbrechen an-
gekündigt werden und die Vevölkerung ausgefordert wer-
den soll, das Friedenswerk der Regierung in diesen
schweren Stunden zu unterstühen, damit die umstürzleri-
jchcn Elemcnte nicht die Obcrhand gewinnen.
Forderung nach Auflösung der Rechtsvcrbände.
Madrid, lZ. Iuli. In einer Versammlung, die die
kommuniftische Landtagsfraktion anläßlich
der Ermordung Calvo Sotelos' abgehalten hat, wurde
beschlossen, die Regicrung aufzufordern, sämtliche poli-
tischen Gruppen der Rechten, darunter die
Katholische Volksaktion, dercn Iugcndorganisationcn,
die Traditionslisten und die spanische Crneuerungsbewe-
gung aufzulösen und die diesen Gruppen nahe-
stehenden Parteisn zu verbieten.
Verhastung von Polizcibeamtcn.
Madrid, 13. Iuli. Zn Zusammenhang mit dem
Mord an dem monarchistischen Führer Calvö Sotelo sind
mehrsre P o l i z e ib e a m t e verhastet wor-
den, darunter der Lenker des Polizeiautos, mit dcm
der monarchistische Abgeordnete aus seincr Wohnunq ab-
geholt wordsn war und in dem sich der Mord abgespielt
hat. Ferner sind zwei Polizeibeamte verhaftet worden,
die in der lehten Nacht vor der Wohnung dss Crmor-
deten Wachtdienst hatten. Der Landtagspräsident hat
sämtlichs Parteiführer zu einer Vesprechung qebeten, um
über die durch die füngsten Crcignifle geschaffene inner-
politischs Lage zu verhandeln.
IeMer Reich.
Das Arontkümvsettreffen ln Ber-un.
Imtscht Äkiichrum «m SefMnmdMmal.
Die Mmist der FroMSmvser.
Ernennungen im Staatsdienst. Kommiffarisch sind
mit dsr Verwaltung folgender Stellen beauftragt wor-
den: Ministerialrat von Keudell vom Reichsmini-
sterium für Volksaufklärung und Dropaganda mit der
des Regierungspräsidenten von Marienwerder, Dvlizei-
präsident Pfeffer von Salomon in Kaffel mit der des
Regierungspräsidenten in Wiesbaden. Regierungspräsi-
dent Friedrich in Königsberg wurde in den Ruhe-
stand versetzt. Regierungsvizepräsident Dr. Hoff-
mann in Marienwerder ist vertretungsweise mit der
Verwaltung der Stelle des Regierungspräsidenten in
Königsberg beaustragt worden.
Me ReichstWng des Lehrerlmdes.
Die Ergebniffe des Schluhtages.
Vayreuth, 13. Iuli. Für die in Vayrsuth ver-
sammelten Crzieher und Crzieherinnen war
der Montag dcr Haupttag ihres Reichstreffens.
Zunächst bcgründete Reichsstudentenbundführer D e-
richsweiler sein Crscheinen auf dcr Tagung mit der
Notwendigkeit eines Gedankenaustausches aller mit Cr-
ziehungsfragcn betrauten Organisationen und erläutcrte
dann die Äufgaben dcs Nationalsozialistischen Deutschen
Studentenbundes dahin, die studentische Iugend aus
ihrer einzigen kastenmäßigen Abgeschloffenheit herauszu-
sühren. Cinsügung jedes Studeriten in eine der Gliede-
rungen der Bewegung und der Zusammenschluß in Ka-
meradschasten scien die Doraussetzungen sür diese neue
Studcntenerziehung. Der RS. Studentenbund wolle
eine Ausleseorganisation der deutschen Stu-
dcntenschast und damit bswußt eine zahlenmähige Min-
derheit, aber eine starke Kampftrupps sein.
Anschließend sprach Proseffor Dr. Krieck (Hsi-
delberg) über nationalsozialistische Crziehung und
Crziehungswiffenschaft. Alle Gliederungen der Partei
seien auf dem Crziehungsgedanken aufgebaut. Zur Her-
antragung dcr Crkenntnis an den deutschen Menschen be-
darf es in erster Linie einer deutschen Haltung
desCrziehers zu einem unauslöschlichen Bestand-
teil der nationalsozialistischen Weltanschauung."
Zm Mittelpunkt der Taqung standen die Ausführun-
gen von Dr. Groß, des Leiters des Raflepolitischsn
Amtes Cs sei ersorderlich, so erklärte er, aus der Fülle
historischer und naturwiffenschaftlicher Tatsachen das-
jenige an die Iugend heranzubringcn, was sie zur Cr-
füllung ihrer Zukunftsaufgaben uncrläßlich brauche. Da-
zu gehöre die Crkenntnis unscrer bevölkcrungspolitischen
Lage und der Tatsachc, daß dic Gesamtzahl des Volkes
immer noch abnimmt. Dies müffc mit allen Mitteln be-
hoben werden.
Abschließend gab auch Gauleiter Wächtler noch
einige wichtige programmatische Crklärungen zur Lr-
ziehungssrage. Mit dem Ausmarsch der Fahnen fand
die machtvolle Vanreuther Tagung ihren Ausklang.
Kleine Meldungen
— Gras Volpi, der Leiter der gewerblichen Wirt-
schaftsorganisation Italiens, ist in Verlin angekom-
men, um mit den Spihen der dsutschen Wirtschasts-
organisation in Verbindung zu treten.
— Das englische Parlament wird am 31. Iuli in die
Sommerferien gehen. Als Zeitpunkt des Wicder-
zusammentritts ist vörläusig der 27. Oktober festgesetzt
worden. Wie schon seit einigen Tagen üblich, wird bei
der Vertagung ausdrüMch erklärt werden, daß beide
Häuser schon früher einberufen wsrden können, wenn es
die Regierung für notwendig hält.
herzliche Vegrüßung der deutschen Teilnehmer.
Verdun, 12. Iuli. Zur zwanzigjährigcn Wiederkehr
des blutigen Ringens um Vcrdun versammelten sich am
Sonntag abend aus der Höhe von Douau-
mont Frontkämpferabordnungen vieler Länder, die
am Weltkrieg teilgenommen haben, zu einer großen
Kundgcbung, um einem. bewegten Appell in Gcgenwart
einer Million vor Vcrdun gesallencr Kämpscr der Frie-
denssehnsucht dcr Völker Ausdruck zu geben. Aus
Frankrcich kamen 20000 Frontkämpser. In der er-
stcn Reihe dcr ausländischcn Abordnungen stcht
Deutschland mit 500 Frontkämpfern untcr Führung
des Crstürmers von Douaumont, Hauptmann von Äran-
dis. Ihnen gilt die besondere Crwartung der Franzo-
sen: denn „was wLre Vcrdun ohne die Deutschen!" wie
vor einigen Tagcn bei cincr Vorbesprechung der Der-
duncr Kundgcbung der Sprecher cines Pariscr Mini-
steriums aus die Frage sagte, ob Deutsche teilnehmen.
Währcnd dic französischcn Frontkämpfcr auf der
„Heiligcn Straße", die währcnd des Kampses um Ver-
dun die geistige Verbindungsstraße nach dem Hinterland
war, heranmarschierten, näherte sich der Sunderzug
mit den 5 00 deutschen Verdunkämpfern.
Kurz nach 16 Llhr lief der Zug auf dem Vahnhof ein.
Cine Gruppe von in Paris ansäffigen Deutschen begrüßte
die Kämpfcr. Weiter hatten sich Führer französischcr
Frontkämpscrvcrbände zur Bcgrüßung eingefunden. Äls
vie dcutschcn Frontkämpfcr in Viererreihen, mit der
Hakenkreuzfahne an der Spitze, den Vahnhos verließen,
wurden ste von der französischen Bevölkerunq und der
italienischen Frontkämpferabordnung, die «inige Minu-
ten früher eingetroffcn war, mit herzlichen Zu-
rufen bsgrüßt. Äutobuffe brachten die deutschs Ab-
ordnuna ins Ouartier, eine vor der Stadt gelegenen
Textilfabrik. Auch während der Fahrt ins Quartier wa-
ren die Deutschen immer wicder Gegenstand herzlicher
Kundgebungen. So wurdsn ihnen auf der Straße viel-
fach Vlumen zugeworsen.
Die französischen Frontkämpfer brachten dann die
in 2paris entzündete Fackel auf den Militärfriedhof
von Verdun, wo vor einem Krcuz drei weitcre Fackeln
angebracht wurden, dis von eincr Kriegerwitwe, einev
Krisgerwaise und einem Schwerkriegsbeschädigten ent-
zündet wurden. Französischs Soldatsn halten Wache vor
den Fackeln, die bei sinkender Nacht nach dsm Totemnal
von Douaumont gebrackt werden.
Dn Pilnerm iiach DmiMMMl.
Verdun, 13. Iuli. Als am Sonntagabend die Däm-
merung übcr die Höhen um Verdun zog, begann die
große Pilgersahrt nach Douaümont. Cine
Gruppe von 20 Äutobuffen nahm die deutschen Teilneh-
mer vor dem Portal ihres Quartiers in Cmpfang. Von
der Tllattform erstcn Wagens wchte die Hakenkrcuz-
fahne. In langsamer Fahrt ging cs zunächst durch die
Stadt Vcrdun. Die französischen Frontkämpfer und die
Vevölkcrung, die den Weg säumten, begrühtcn die Deut-
schen wiederum mit besonderer Herzlichkeit. Manche von
ihnen machten sich in der Aufgeschloffenheit des Tages
den deutschcn Gruß zu eigen ünd riesen mit erhobencm
Arm „Heil den Deutschen , „Cs lsbe der Frieden".
An dem Militärsriedhof von Verdun vorbei geht es
hinauf auf die Höhe von Tavannes und zum Na-
tionalfriedhof von Douaumont. Cinige
Kilometer vom Zicl entfernt wcrdcn die Wagen ver-
laffen. Nun bcginnt ein erschütternder schweigender Gang
über die Schlöchtsclder. Die deutsche Mordnung mar-
schicrt in gcschloffencr Ordnung in Vicrerrcihcn. In-
zwischen ist es Nacht geworden. Kein Wort stört das
Schweigen, das übcr den Höhcn lastet, aus der eine Mil-
lion Dcutsche und Franzosen ruhen. Dor und hintcr den
Deutschen marschieren Franzosen, — Landleute, Hand-
werker, Arbelter, kleine Angestellte, Sinnbild der namen-
losen Frontkämpfer.
Wir sind v'or dem Nationalfriedhof von
Douaumont angelangt. Auf der Höhe das Veinhaus, da-
vor sanst zum Tal abfallend die Gräberselder. In
der Mitte ein breiter Rasenstreifen, der den ausländi-
schen Äbordnungen für dsn Aufmarsch vorbehalten ist.
Die sranzösischcü Frontkämpfer nchmsn zu beiden Seiten
Aufstellung, seder Mann vor eincm Grab.
Iedes Grab trägt das gleiche wcißs Kreuz. Iedes Grab
trägt als einzigcn Schmuck rotc Rosen.
Während Bach'sche Melodien aus der Iohannes-
Passion durch die Nacht klingen, marschiert die deut-
sche Abordnung auf das Feld. Ihnen als den tap-
seren Gegncrn ist dcr Chrenplatz in der Mittc des Ra-
sens unmittelbar vor dem Turm vorbehaltcn. Hoch flat-
tert die Hakcnkreuzsahne im Wind. Fcsten Schrittes
marsckiercn die Dcutschcn langsam bcrgan.
Vor der Cstrade zeigcn dic Fahncn die Front-
kämvser an, die aus vielen Ländern gekom-
men sind.
Äeethovens Croica leitet zu dem Höhepunkt der
Feier über. Die Stimme eines Sprechers berust die
Totcn. Cin Kanonenschuß donnert durch die Nacht.- Alle
Scheinwerfcr und alle Lichtcr erlöschen. Cine Minute
des Schweigens, die allein den Toten gehört. Aus
der Fcrne das Hornsignal „Feuer einstellcn!" Von den
Ccken des Ricscnfricdhofes antwortet das glciche Signal.
Cin zwsiter Kanonenschuß. Die Schcinnierfer flammen
wieder auf. und nun hallt über dic ergrisfene Menge das
Friedensgelöbnis:'
„Weil diejenigen, dis hier und anderwärts liegen.
in den Frieden der Toten eingetreten find, nur um den
Friedcn der Lebendigen zu begründen, und weil es uns
unheilig wäre, künftighin zuzulaffen, was die Toten ver-
abscheut haben, deswegen schwören wir, dsn Frieden, den
.wir ihrem Opfsr verdanken, zu bewahren und zu wollen."
Aus allen Kehlcn antwortet es, „Jch schwöre".
Während jetzt die franzöfischen Frontkämpfer auf
den Gräbern, vor denen die stehen, dic je eine Blume
niederlegen, tragen zwei deutsche Verdun-
kämpfer einen Riesenlorbeerkranz, mit der
Hakenkreuzschleife geschmückt, auf die Estrade und le-
gen ihn nieder. Dann marschieren die Deutschen un-
ter den achtungsvollen Blicken ihrer französischen Ka-
meraden langsäm die Stufen zum Beinhaus hin-
auf, dessen erleuchtcten Altar ste im Vorbeimarsch mit
erhobenem Arm grüßen. Sie grützen damit die namen-
losen Kämpfer, dereu Gebeine hicr in Massenkammern
beigesetzt sind, sie grützen damit alle Toten des Welt-
kriegs.
Die Friedcnskundgebung auf den Schlachtseldern
von Verdun ist beendet. In gleicher langer Kolonne
erfolgt der Marsch abwärts.
Sas Gist lioi» »»riiiien Zineig".
Ein neuer Feind: das Element Thallium.
Man hat bisher in der Oessentlichkeit nicht viel vom
Thallium gehört. Die wenigsten Menschen kannten
das Clement überhaupt dem Namen nach. Nun hat es
sich eine traurige Verühmtheit erworben. Cs wurde in
einem G e r ich t s v c r s a h r e n crwähnt. Cine Frau war
angeklagt, mehrere Menschen mit Thallium vergiftet
zu haben.
Auch die Wiffenschast kennt das Thallium erst scit
75 Iahren. Damals wurde es von Lrookes entdeckt und
auch gleich getaust. Die wörtliche Uebersetzung des grie-
chischen Namens bedeutct „grüner Zweig". Das
Clement kommt verhältnismäßig selten vor, und es wird
auch dementsprechend sclten von ihm Gebrauch gemacht.
Cs kann daher nicht wundernchmen, daß im Mainzer
Giftmordfall eine Reihe von Aerzten zunächst gar nicht
auf den Gedankcn kam, daß die Opfer mit Thallium um-
gebracht seien Man glaubte es ansänglich mit dem Miß-
brauch von Alkohol und Nikotin zu tun zu haben, als
man die weitgehende Zerstörung des Nervensystems der
betrosfenen Menschen wahrnahm.
Immerhin steht der Fall nicht einzig da. So bcrich-
tcte unlängst in einer deutschcn Fachzeitschrift H.
Kolodziej (Szopienice) über eine ähnliche Vegeben-
heit. Da waren in ein polnisches Hüttenlazarett und in
das Gemeindelazarett sünf Mitglieder einer Familie mit
Magenbeschwcrden, Pulsbeschleunigung, schweren Stö-
rungen dsr Muskeln und Nerven, besonders an Fingern
und Zehen eingeliefert worden. Der Zustand der Leiden-
den verschlimmerte sich. Innerhalb einer Woche starben
vier von den füvf Kranken. Äm Leben blieb nur ein
MLdchsn von neunzehn Iahren, das Monate lang schwer
öarniederlag.
Cs fiel nicht leicht, die Ursache der Crkrankungen
festzustellen. Awar dachte man gleich an Vergiftung. Zu-
erst wollte man Mutterkorn dafür verantwortlich
machsn. Dann ergab sich als zweisellos, daß die Tat mit
Thallium ausgesührt war. Man sand es in d-n Schüs-
seln, die beim Vrotbacken verwendet werden. stnd so kam
man auf die Vsrmutung, daß der Täter das Gift in
Brot gemengt hätte Größere Mengen des ge-
sährlichen Clementes fanden sich in der Wohnung eines
Mitbewohners des Hauses. Cs lag nahe, ihn der Täter-
schast zu beschuldigen. . ^ ^ . - -
Mit Rccht wird nun gesordert, daß man das
Thalliumaus dem sreien Verkehr ent-
ferne. Vor allcm gilt das von den Cnthaarungsmit-
teln. Gewiß war die gesährliche Natur dcs Clements
noch nicht genau genug gckannt, als man es zur Schön-
heitspflege heranzog. Von all dcn Acrzten, die die Opser
von Mäinz behandelt hatten, war nur ein einziger auf
die richtige Spur gekommen. Immerhin kannte 'er das
Thallium als Gift nur aus der Literatur, und so wagte
er es nicht, sogleich den surchtbaren Verdacht zu äuße'rn.
vr. D. ll. L..
kunst und Wissenschafk.
sNeubau einer chirurgischen Anivcrsitätsklinik in
Hamburg.j Im Zug des Äusbaues dcr medizinischen
Fakultät der Hansischen Universität genehmigte der Ham-
burger Staat die Inangrisfnahme eincs Neubaues
der chirurgischen Aniversitätsklinik in Cppendorf. Der
Vaukostcn-Voranschlag nach bercits vorliegcnden Cnt-
würssn beträgt vier Millionen Mark.
sDie dcutschcn Ornithologen tagcn in Bonn.j Jn
den Tagen vom 21. bis 25. Juli trifft sich in Bonn
die Deutsche ornithologische Gesell-
schaft, um hier ihre 54. Jahreshauptversammlung
abzuhalten. Aus dem Jahresbericht der Gesellschaft
geht hervor, datz ihr heute 674 Mitgliedcr angehöreu.
Der Bericht enthält weiter zahlreiche Vorträge von
großer Bedeutung, die den Vorzug haben, so volks-
tümlich gehalten zu werden, datz sie jeder Laie ver-
stshen kann. Auf der Mitgliederversammlung werden
Vorträge gehalten ünd ein Film aus der Schorf-
heide wird vorgeführt. Am nächsten Tage wird über
eine Expeditionsreise nach Osttibet berichtet. Nach-
mittags werden die Tagungsteilnehmer don Kölner
Zoo besichtigen und die beiden letzten Tage zu Exkur-
sionen in die Eifel benutzen.
sGeorg Greim 70 Iahre alt.s Der em. Profeffor sür
physikalische Geographie Dr. phil. Georg Greim voll-
endet am 15, Iüli das sicbzigste Lebensjahr. Der Ge-
lehrte, der aus Offenbach stammt, habilitierte sich 1891 an
der Technischen Hochschule in Darmstadt, wo er we-
nige Iahre darauf einen Lehrauftrag für Geographie
cinschlicßlich der physikalischen Geographie erhiclt. Von
1900 bis 1920 war cr Leiter des meteorologi-
sche.n Dicnstes in Hessen, dem ein Teil seiner
wiffcnschaftlichcn Ärbeiten galt. 1920 folgte er einem
Ruf als Ordinarius an die Aniversität München,
wo er bis zu seinsr Cmeritierung 1933 lehrte. Äußer
Arbciten zur dcutschen und östsrrcichischen Länderkunde
schrieb Greim ein Buch über Italien, das ins Spanische
übersetzt wurdc.
sKarl von Marr -ß.j Jn Alünchen ist im Alter
von 78 Jahren Geheimrat Karl vonMarr, der
Die Totenehrii«-.
Mit wehender hakenkreuzsahne durch di« Stadt.
Kranzniederlegung durch Hauptmann von BrandiS.
Verdun, 13. Iuli. Verdun und die dort vsrsammel-
ten Zehntausende Frontkämpfer waren am Montag mit-
tag Zeuge einer einzigartigen Kundgebung. Cin Zug
französischer Militärlastwagen, Soldaten mit
Stahlhelm am Steuer, besetzt mit der deutschen
Frontkämpferabordnung, durchfuhr die Stra-
ßen der Festung Verdun zu einer stillen Gedenkscier an
dem berühmten Totenmal inmitten der Stadt an dsr
Maasbrücke. Hoch flatterte von dem ersten Wagen die
Hakenkreuzfahne im Wind.
In langsamem Zug ging es durch die dicht um-
säumtcn Straßen der Stadt. Vor der Fahne
cntblößten sich alle Häupter. Das Militär grüßte. In
der NLHs dss Totenmals hielten die Wagen an. Cinige
knappe Kommandos eines alten Verduner Frontofsi-
ziers ertönten, und die Deutschen standen in muster-
gültiger Marschordnung in Viererreihen.
Dann marschierten sie im Gleichschritt zum Denk-
m a l. Dort wurde Aufstellung genommen, die Fahne
drei Meter vor der Front. In weitem Bogen umspann-
spannten die stanzösischen Frontkämpfer die Stätte,
französische Generale und hohe Ofsiziere am Fuß des
Denkmals.
Langsamen Schrittes tritt Hauptmann von
Vrandis, der Crstürmer des Forts Douaumont, an
die Stufen des Dcnkmals und legt einen großen Lor-
beerkranz mit der Hakenkreuzschleife nieder. Die
Hände der deutschen Kämpfer find zum deutschen
Gruß erhoben, alle Häupter sind entblößt. Cine Mi-
nute des Schweigens. Leise stimmten die Frontkämpfer
das Lied vom gütcn Kameraden an, alle Deutschen fallcn
cin. Dis Fahns ist gessnkt. Wieder ein paar knappe
Komandoworte, die Deutscken niarschieren ab. Aber nach
wenigen Schritten schon dringen ihnen von allen
Seite« sranzösische Frontkgmpfer ent
gegen. Feuchten Äuges schüttem sie den Dsutschcn
stummer Crgrifsenheit die Hand.
Diese im Programm nicht vorgesehene Totenchrung
durch die deutschcn Kameradcn hat in Verdun tiefeff
Cindruck gemacht. Während des Krieges haben dic
Deutschen sich als mannhafte Gcgner dic uncingesckränkrc
Achtung der Franzosen erworbm. Daß die Fricdeno-
arbeit des Drittcn Reiches untcr den Frontkämpfcrn
Adolf Hitlers jetzt ebenfalls die Achtung der Franzostn
zu erringen bcginnt, dasür war die spontane Kundgcbunä
am Totenmal von Verdun ein symbolischcr Vcweis. Die'
ses Vewußtsein bringt die deutiche Frontkämpfcraborm
nung, die durch ihre Haltung einen ticfen Eindruck sst>
macht hat, nach Deutschland heim.
Die Absahri der Deiitscheii.
Nachdem die deutsche Frontkämpferab-
ordnung am Totenmal der Stadt Vcrdun ihrc"
Kranz niedergelegt hatte, versammelten sich die Leiter
sämtlicher Abordnungcn im Nathaus von Verdun ffi
einem offiziellen Cmpsang.
Der Äürgermeister von Verdun hieß dst
Frontkämpfergäste aus allen Teilen der Welt mit wa»
men Worten' willkommen. Der Anterpräfekt von
Verdun und der französische P e n s i o n s m i n i st e r
gaben in kurzen Ansprachen den Gefühlen aller in Ve»
dun versammclten Frontkämpfer Ausdruck, indem sie von
dem gegenseitigen Verstehen über Gräber und Grenzen
hinweg sprachen. Die Lciter der «inzelnen Abord'
nungen antworteten, als Crster der Führer der deut-
schen Abordnung, Hauptmann von Vrandis, der in
knappen Wortcn erklärte: „Wir wollen, wie Adolf Hitler
es verkündet hat, ausrichtig den ehrenvollsn Frieden unb
n,it den andercn Völkern wie gute Nachbarn eines HaU'
ses zusammcnleben." Anschließend wurde den Leitcrn
der Äbordnungen die Silberne Verdun-Pla'
kette überreicht.
Nach eincm gemeinsamen Mahl, das die Leiter al'
ler Abordnungen kameradschaftlich vsreinigte, fuhren
Hauptmann von Vrandis und der französisäst
Frontkämpferführer Pff ch o t mit einigen deutschcn Ka'
meraden hinaus vor die WLlle Verduns, um auf dein
deutschen Kriegerstiedhof Ville Devant Chaumant ge-
meinsam im Namen der deutschen und französischeN
Frontkämpfer einen Kranz niederzulegsn.
Am srühen Nachmitatg rüstete man zum Aufbruck
Sonderzug auf Sonderzug verließ Verdun. Die Deut'
schen suchten ihre Wagen auf, aber Hauptmann von
Brandis konntc noch nicht einstcigen. Äm Cinqang des
Vahnhoss wurde er von eincr starken Gruppe srühcret
Soldaten des französischen Infanterie-Regiments 95 er>
wartet, jenes Regiments, das bei dem Sturm au>
Douaumont unter Hauptmann von Vrandis Kommando
das französische Fori besetzt gehaltcn hatte. Sie wolltcn
ihrem siegrsichen Gegner von 1916 die
Hand drücken. Cs war ein ergreifender Augenblick-
wie in strömendem Regen zwischen Gleisen und Güter-
schuppen französische Poilus und der Crstürmer vo»
Douaumont mit tränenfcuchten Augen einander gegeU'
übsrstanden.
Das Kommando „Cinsteigen" unterbrach dst
letzten Anterhaltungcn zwiscken dcn deutschcn VerduN'
kämpfern, die aus den Fenstern lehnten und ihren fraN'
zösischen und italienischen Kameraden, die unter Führung
von Pichot zum Abschied erschienen waren. Lanqsain
setzte sichderZug inDewcgung. 500 Arme rcck'
ten sich zum deutschen Gruß. Franzosen und Italicnet
winkten, und der Zug nahm seinen Weg ostwärts durck
die Schluchten zwischen den Forts von Verdun hin'
durch.
AltK -le Mtttelmllrpakte ette-lgt?
Lkglan- -eutet -Le Aushebung an, Grlechenlan- stettt sle schon sest.
Eine Erkliirung Valluvins.
Aushebung der Mittelmeerabkomnie« möglich.
London, 13. Iuli. Ministerpräsident Valdwin
erklärte am Montag im Llnterhaus auf Anstage hin, nach
Meinung der britischen Regierung bestehe kein Grund
dafür, daß der beschleunigte Abschluß einer neuen
Meerengenkonvention irgendwie durch die ein-
seitigen und vorläufigen Versichsrungen beeinträch-
tigt zu werden brauche, dis seinerzeit von der Regie-
rung an gewisse Mittelmeermächte ge-
geben worden seien.
Griechenland kündigt de« Pakt.
London, 14. Iuli. (Lig. Funkmeldung.) Zu den
Mittelmeerabmachungen mit Griechsn-
land, der Türkei und Südslawien bemerkt Reu-
ter, es müffe daran erinnert werdcn, daß diese jeht nicht
mehr zweiseitiger, sondern einseitiger Natur seien, da
Cngland den einseitigen Veschluß gefaßt habe, sie weiter
aufrecht zu erhalten. Wenn diese Länder nunmehr
die britische Verpflichtung beendigen wollten, dann
werde sich Cngland seiner Unterstühungspflicht als ent-
bunden betrachten. Der griechische Gesandte habe
am Montag im Foreign Office vorgesprochen und, wie
verlautet, mitgeteilt, daß sein Land die stnterstühungs-
abmachungen ebenso wie Frankreich als nicht mehr in
Krast befindlich betrachte.
frühere Prästdent der Akademie der Bildenden Künste
und Ehrenmitglied des Künstlerhausvereins, desscn
Vorstand er lange war, gestorben. Marr, am 14.
Februar 1858 in Milwaukee geboren, kam schon in
frühen Jahren nach Deutschland und besuchte hier die
Akademien in Weimar, Berlin und München. Aus
dem Gebiet der Malerei, der sich Karl von Marr
später zuwandte, war er ersolgreich tätig, und auf
vielen Ausstellungen war er mit bedeutenden Arbeiten
vertreten.
sDic Bayreuthcr Bühnenfestspielcj werden am 19.
Iult mit der Oper „Lohengrin" eröffnet, der am
20. Juli „Parsifal" und am 21. wieder „Lohen-
grin" folgen. Diesen beiden Werken schlietzen sich am
23., 24., 25. und 27. Juli die vier Aufführungen des
„Ring des Nibelungen" an. Am 29. Juli
folgt dic zweite Aufführung des „Parsifal", und mit
der drittcn „Lohengrin"-Aufführung wird der erste
Spielabschnitt am 30. Juli becndet. Die Festspiele
ruhen dann in der Zeit der 11. Olhmpischeu Spiele
und beginnen wieder am 18. August mit dcr dritten
„Parsifal"-Aufführung, der am 19. August wieder
„Lohengrin" folgt. Am 21., 22., 23. und 25. August
gehen zum zweiten Mal die vier Werke des „Ring"
in Szene, denen noch jc zwei Aufführungen von
„Parsifal" am 27. nnd 30. August, und „Lohengrin"
am 28. und 31. August folgen. Jnsgesamt bringt das
Programm der Festspiele neben der zweimaligon Auf-
führung des „Ring des Nibelungen" fünf „Parsisal"-
und sechs „Lohengrin"-Aufführungen.
sEin Kulturfilm vom Buch.j Das National Vook
Council in Cngland hat vor kurzem beschloffen, wie das
Buchhändler-Vörsenblatt mitteilt, einen Kultur-
film vom Buch herstcllen zu laffen, zu dsm die Vor-
arbciten in Verbindung mit Vertrctern aller Jweigs des
Vuchgewerbes bereits in Angriff genommen sind, eine
Sammlung zur Kostendeckung hat 300 Pfund Sterling
(etwa 3700 Mark) von 26 mcist großen Verlagsfirmen
crgeben. Der Duchsilm wird nicht für cin oder mehrcre
Büchcr wcrben, sondern soll dem Publikum durch Cin-
fachheit der Crklürung, vcrbunden mit künstlerischer Wir-
kung die ganze geschichtliche Cntwicklung und Herstellung
des Vuchcs vor Augen führen.
sAntikes Stadion bei Pompeji entdcckt?j Bei
Pompeji soll unter Asche und Lavalagen
eine riesigc Stadionanlage entdeckt worden
sein, dic von einer hohcn Mauer umgeben ist. Nach
den bisherigen, noch unbestätigten Angaben befindet
sich in der Mitte cin Schwimmhecken; das Stadion sei
das größte der Antike, das bisher bekannt ist.
Die MeereiilieMiiiisereiiz.
Cin« Erklärung des türkischen Außenministers.
Montreux, 13. Iuli. In der Vormittagssihung dy(
Meerengenkonserenz gab der türkische Außenminiitsk
Rüschtü Aras am Montag eine längere Crkläruns
über die von dem rumänischen Vertreter aufgeworsev^
Frage dsr Wirkung des zu schließenden neuen Abkoiv'
mens gegenüber den Mitunterzeichnern ab. Cr sührte
darin aus, daß das neue Abkommen eine allgt'
meine Vedeutung haben werde, daß es deshalb ' ' '
n i <
dc«
daß
dew
ent'
angebracht sei, ss für die llnterzeichnung oder
Beitritt anderer Mächte offen zu laffen,
aber die Türkei sich vorbehalte, 'nötigenfalls mit
jenigen Ländern, die ihr genehm seien, über
sprechende Abmachungen im Rahmen der geltenden Nege'
lung zu vcrhandeln.
In Konferenzkreisen wird angenommen, daß
fich diese Crklärung vor allem ausItalienb-'
ziehe, mit deffen Vsteiligung an der Konferenz di§
Türkei nicht mehr rschne.
Gibt England nach?
Montreux, 13. Iuli. Zur Vorbercitung der cnt'
schcidenden Sihungen der Mcerengen-Konferenz habe»
am Montaq nachmittag die Vesprechungen zwischen dcö
Hauptdelegiertcn wieder eingescht. Vei cinem Cmpsang-
den dsr Staatsrat des Kantons Waadt den KonserenL
teilnehmern im Schloß Chillon gab, hatte Litwinon*
eine längere llnterredung mit dem aus London ch'
rückgekehrten englischen Delegisrten RendcO'
Später verhandelt'c Paul-Voncour, der am Nachmittaa
aus Paris hier wicder eintraf, mit dem türkischen nnc
dcm ruffischcn Außenminister. Wic man hört, cnthaltcn
die ncuen Richtlinien des englischcn Kabinctts ein vöu>'
ges Nachgebcn in dcr Frage der Durchfab»^
russischcr Kriegsschiffe in Fricdcnszcitcn: b>ct'
für soll keine quantitative oder qualitative DeschränkuNö
vorgesehen sein. Für dcn Artikcl über die Crfttlluno vhn
Völkcrbundsvcrpflichtungen und regionalcn V-'^
standspaktcn schlägt Cngland cine Kompromiß
sormel vor, dic in ruffischcn und französischen Krcii^
mit großsr Zurückhaltung aufgenommen wird. Immcr
hin werden die Aussichten sür einen positiven
der Konferenz am Montaq günstigcr beurteil
her.
Abichl»/
als b>ö'
Schweres ErdbeSen iv Chile.
Die Stadt Taltal schwer geschädigt.
Santiago d« Lhile, 14. Iuli. (Cigcne Funkmcldung^
Cin schweres Crdbeben. das eine Flutwelle im GefcO^
hatte, hat in einer Breite von 600 Kilomcter am M»"'
tag das nordchilenische Küstengebiet he>>"'
gesucht. Der Mittelpunkt des Vebens lag in der
fenstadt Taltal, wo sast sämtliche Hüuscr mehr
wenigsr schwer beschüdigt wurden. .
Schweren Schaden hat das Crdbeben, das ^
Minuten dauerte, auch in der Stadt Copiaco b
gerichtet. Ob auch das Hintcrland in Mitleidcnscb»,
gezogen worden ist, konnte noch nicht festgestcllt wcrd^'
da sämtliche Drahtverbindungen zerstört sind und
die Eisenbahnen dsn Derkehr einstellcn mußten.
hsgt jedoch für das Innere der Provinz Antofagasto -
Atacama, wo in dsn Kupfsrminen Hunderts z,,
Arbeitern beschästigt sind, die schwersten Vefü»"
tungen. ,
lleber die Zahl dcr Menschcnopser, die das 23<>b
gefordert hat, liegen Angaben noch nicht vor.
VeglcituL
— König Voris von Bulgarien ist in
seines Feldadjutanten in Vencdiq eingetroffen und
sich nach einem kurzen Aufenthalt mit dcr Vahn
Pisa begeben, von wo aus er seine Reise nach I..p,
Rossore sortsetzen wird. (San Roffore ist ein
lingsaufenthalt des italienischen Königs.) ock
— England prägt Goldmünzen. SchatzkaÄ^,
Neville Lhamberlain 'crklärte, daß anläßljch der
nung Cduards VIII. im nächsten Iahr Goldmii» '
zu besonderenPreisen herausgegeben we»b
die von jsdem Intereffenten erworben werden können-
Fernsprecher-S.-A. 7Z51—53.
„Heidelberger Neueste Nachrichten" — ^Heidelberger Anzeiger"
Dienstag, 14. Iuli 1936
Nr. 162
schüht werden sollen. Keine Doktrin und keine Idee
verdiene anerkannt zu werden, wenn ihre Träger nicht
einmal vor dcm Leben der Vürger Halt machten.
Die Regierung verspreche, alles zutun,umdie
Verbrecker odcr die Anstifter, gleich welcher po-
litischen Richtung sic angehören, zur Sühne heranzu-
ziehen. Sie werde serner für die Ausklärung der bei°
dcn Mordtatcn schleunigst sorgcn und habe aus diesem
Grund zwck Sonderrichter eingeseht. In Madrid und in
andsrcn spanischen Provinzen seien bereits zahlreiche
Verhaftungen vorgenommen und viele Partci-
heime geschlossen worden.
Die Regierung wcrde einen Ausruf crlassen, in
dem schwereStrafen für politische Verbrechen an-
gekündigt werden und die Vevölkerung ausgefordert wer-
den soll, das Friedenswerk der Regierung in diesen
schweren Stunden zu unterstühen, damit die umstürzleri-
jchcn Elemcnte nicht die Obcrhand gewinnen.
Forderung nach Auflösung der Rechtsvcrbände.
Madrid, lZ. Iuli. In einer Versammlung, die die
kommuniftische Landtagsfraktion anläßlich
der Ermordung Calvo Sotelos' abgehalten hat, wurde
beschlossen, die Regicrung aufzufordern, sämtliche poli-
tischen Gruppen der Rechten, darunter die
Katholische Volksaktion, dercn Iugcndorganisationcn,
die Traditionslisten und die spanische Crneuerungsbewe-
gung aufzulösen und die diesen Gruppen nahe-
stehenden Parteisn zu verbieten.
Verhastung von Polizcibeamtcn.
Madrid, 13. Iuli. Zn Zusammenhang mit dem
Mord an dem monarchistischen Führer Calvö Sotelo sind
mehrsre P o l i z e ib e a m t e verhastet wor-
den, darunter der Lenker des Polizeiautos, mit dcm
der monarchistische Abgeordnete aus seincr Wohnunq ab-
geholt wordsn war und in dem sich der Mord abgespielt
hat. Ferner sind zwei Polizeibeamte verhaftet worden,
die in der lehten Nacht vor der Wohnung dss Crmor-
deten Wachtdienst hatten. Der Landtagspräsident hat
sämtlichs Parteiführer zu einer Vesprechung qebeten, um
über die durch die füngsten Crcignifle geschaffene inner-
politischs Lage zu verhandeln.
IeMer Reich.
Das Arontkümvsettreffen ln Ber-un.
Imtscht Äkiichrum «m SefMnmdMmal.
Die Mmist der FroMSmvser.
Ernennungen im Staatsdienst. Kommiffarisch sind
mit dsr Verwaltung folgender Stellen beauftragt wor-
den: Ministerialrat von Keudell vom Reichsmini-
sterium für Volksaufklärung und Dropaganda mit der
des Regierungspräsidenten von Marienwerder, Dvlizei-
präsident Pfeffer von Salomon in Kaffel mit der des
Regierungspräsidenten in Wiesbaden. Regierungspräsi-
dent Friedrich in Königsberg wurde in den Ruhe-
stand versetzt. Regierungsvizepräsident Dr. Hoff-
mann in Marienwerder ist vertretungsweise mit der
Verwaltung der Stelle des Regierungspräsidenten in
Königsberg beaustragt worden.
Me ReichstWng des Lehrerlmdes.
Die Ergebniffe des Schluhtages.
Vayreuth, 13. Iuli. Für die in Vayrsuth ver-
sammelten Crzieher und Crzieherinnen war
der Montag dcr Haupttag ihres Reichstreffens.
Zunächst bcgründete Reichsstudentenbundführer D e-
richsweiler sein Crscheinen auf dcr Tagung mit der
Notwendigkeit eines Gedankenaustausches aller mit Cr-
ziehungsfragcn betrauten Organisationen und erläutcrte
dann die Äufgaben dcs Nationalsozialistischen Deutschen
Studentenbundes dahin, die studentische Iugend aus
ihrer einzigen kastenmäßigen Abgeschloffenheit herauszu-
sühren. Cinsügung jedes Studeriten in eine der Gliede-
rungen der Bewegung und der Zusammenschluß in Ka-
meradschasten scien die Doraussetzungen sür diese neue
Studcntenerziehung. Der RS. Studentenbund wolle
eine Ausleseorganisation der deutschen Stu-
dcntenschast und damit bswußt eine zahlenmähige Min-
derheit, aber eine starke Kampftrupps sein.
Anschließend sprach Proseffor Dr. Krieck (Hsi-
delberg) über nationalsozialistische Crziehung und
Crziehungswiffenschaft. Alle Gliederungen der Partei
seien auf dem Crziehungsgedanken aufgebaut. Zur Her-
antragung dcr Crkenntnis an den deutschen Menschen be-
darf es in erster Linie einer deutschen Haltung
desCrziehers zu einem unauslöschlichen Bestand-
teil der nationalsozialistischen Weltanschauung."
Zm Mittelpunkt der Taqung standen die Ausführun-
gen von Dr. Groß, des Leiters des Raflepolitischsn
Amtes Cs sei ersorderlich, so erklärte er, aus der Fülle
historischer und naturwiffenschaftlicher Tatsachen das-
jenige an die Iugend heranzubringcn, was sie zur Cr-
füllung ihrer Zukunftsaufgaben uncrläßlich brauche. Da-
zu gehöre die Crkenntnis unscrer bevölkcrungspolitischen
Lage und der Tatsachc, daß dic Gesamtzahl des Volkes
immer noch abnimmt. Dies müffc mit allen Mitteln be-
hoben werden.
Abschließend gab auch Gauleiter Wächtler noch
einige wichtige programmatische Crklärungen zur Lr-
ziehungssrage. Mit dem Ausmarsch der Fahnen fand
die machtvolle Vanreuther Tagung ihren Ausklang.
Kleine Meldungen
— Gras Volpi, der Leiter der gewerblichen Wirt-
schaftsorganisation Italiens, ist in Verlin angekom-
men, um mit den Spihen der dsutschen Wirtschasts-
organisation in Verbindung zu treten.
— Das englische Parlament wird am 31. Iuli in die
Sommerferien gehen. Als Zeitpunkt des Wicder-
zusammentritts ist vörläusig der 27. Oktober festgesetzt
worden. Wie schon seit einigen Tagen üblich, wird bei
der Vertagung ausdrüMch erklärt werden, daß beide
Häuser schon früher einberufen wsrden können, wenn es
die Regierung für notwendig hält.
herzliche Vegrüßung der deutschen Teilnehmer.
Verdun, 12. Iuli. Zur zwanzigjährigcn Wiederkehr
des blutigen Ringens um Vcrdun versammelten sich am
Sonntag abend aus der Höhe von Douau-
mont Frontkämpferabordnungen vieler Länder, die
am Weltkrieg teilgenommen haben, zu einer großen
Kundgcbung, um einem. bewegten Appell in Gcgenwart
einer Million vor Vcrdun gesallencr Kämpscr der Frie-
denssehnsucht dcr Völker Ausdruck zu geben. Aus
Frankrcich kamen 20000 Frontkämpser. In der er-
stcn Reihe dcr ausländischcn Abordnungen stcht
Deutschland mit 500 Frontkämpfern untcr Führung
des Crstürmers von Douaumont, Hauptmann von Äran-
dis. Ihnen gilt die besondere Crwartung der Franzo-
sen: denn „was wLre Vcrdun ohne die Deutschen!" wie
vor einigen Tagcn bei cincr Vorbesprechung der Der-
duncr Kundgcbung der Sprecher cines Pariscr Mini-
steriums aus die Frage sagte, ob Deutsche teilnehmen.
Währcnd dic französischcn Frontkämpfcr auf der
„Heiligcn Straße", die währcnd des Kampses um Ver-
dun die geistige Verbindungsstraße nach dem Hinterland
war, heranmarschierten, näherte sich der Sunderzug
mit den 5 00 deutschen Verdunkämpfern.
Kurz nach 16 Llhr lief der Zug auf dem Vahnhof ein.
Cine Gruppe von in Paris ansäffigen Deutschen begrüßte
die Kämpfcr. Weiter hatten sich Führer französischcr
Frontkämpscrvcrbände zur Bcgrüßung eingefunden. Äls
vie dcutschcn Frontkämpfcr in Viererreihen, mit der
Hakenkreuzfahne an der Spitze, den Vahnhos verließen,
wurden ste von der französischen Bevölkerunq und der
italienischen Frontkämpferabordnung, die «inige Minu-
ten früher eingetroffcn war, mit herzlichen Zu-
rufen bsgrüßt. Äutobuffe brachten die deutschs Ab-
ordnuna ins Ouartier, eine vor der Stadt gelegenen
Textilfabrik. Auch während der Fahrt ins Quartier wa-
ren die Deutschen immer wicder Gegenstand herzlicher
Kundgebungen. So wurdsn ihnen auf der Straße viel-
fach Vlumen zugeworsen.
Die französischen Frontkämpfer brachten dann die
in 2paris entzündete Fackel auf den Militärfriedhof
von Verdun, wo vor einem Krcuz drei weitcre Fackeln
angebracht wurden, dis von eincr Kriegerwitwe, einev
Krisgerwaise und einem Schwerkriegsbeschädigten ent-
zündet wurden. Französischs Soldatsn halten Wache vor
den Fackeln, die bei sinkender Nacht nach dsm Totemnal
von Douaumont gebrackt werden.
Dn Pilnerm iiach DmiMMMl.
Verdun, 13. Iuli. Als am Sonntagabend die Däm-
merung übcr die Höhen um Verdun zog, begann die
große Pilgersahrt nach Douaümont. Cine
Gruppe von 20 Äutobuffen nahm die deutschen Teilneh-
mer vor dem Portal ihres Quartiers in Cmpfang. Von
der Tllattform erstcn Wagens wchte die Hakenkrcuz-
fahne. In langsamer Fahrt ging cs zunächst durch die
Stadt Vcrdun. Die französischen Frontkämpfer und die
Vevölkcrung, die den Weg säumten, begrühtcn die Deut-
schen wiederum mit besonderer Herzlichkeit. Manche von
ihnen machten sich in der Aufgeschloffenheit des Tages
den deutschcn Gruß zu eigen ünd riesen mit erhobencm
Arm „Heil den Deutschen , „Cs lsbe der Frieden".
An dem Militärsriedhof von Verdun vorbei geht es
hinauf auf die Höhe von Tavannes und zum Na-
tionalfriedhof von Douaumont. Cinige
Kilometer vom Zicl entfernt wcrdcn die Wagen ver-
laffen. Nun bcginnt ein erschütternder schweigender Gang
über die Schlöchtsclder. Die deutsche Mordnung mar-
schicrt in gcschloffencr Ordnung in Vicrerrcihcn. In-
zwischen ist es Nacht geworden. Kein Wort stört das
Schweigen, das übcr den Höhcn lastet, aus der eine Mil-
lion Dcutsche und Franzosen ruhen. Dor und hintcr den
Deutschen marschieren Franzosen, — Landleute, Hand-
werker, Arbelter, kleine Angestellte, Sinnbild der namen-
losen Frontkämpfer.
Wir sind v'or dem Nationalfriedhof von
Douaumont angelangt. Auf der Höhe das Veinhaus, da-
vor sanst zum Tal abfallend die Gräberselder. In
der Mitte ein breiter Rasenstreifen, der den ausländi-
schen Äbordnungen für dsn Aufmarsch vorbehalten ist.
Die sranzösischcü Frontkämpfer nchmsn zu beiden Seiten
Aufstellung, seder Mann vor eincm Grab.
Iedes Grab trägt das gleiche wcißs Kreuz. Iedes Grab
trägt als einzigcn Schmuck rotc Rosen.
Während Bach'sche Melodien aus der Iohannes-
Passion durch die Nacht klingen, marschiert die deut-
sche Abordnung auf das Feld. Ihnen als den tap-
seren Gegncrn ist dcr Chrenplatz in der Mittc des Ra-
sens unmittelbar vor dem Turm vorbehaltcn. Hoch flat-
tert die Hakcnkreuzsahne im Wind. Fcsten Schrittes
marsckiercn die Dcutschcn langsam bcrgan.
Vor der Cstrade zeigcn dic Fahncn die Front-
kämvser an, die aus vielen Ländern gekom-
men sind.
Äeethovens Croica leitet zu dem Höhepunkt der
Feier über. Die Stimme eines Sprechers berust die
Totcn. Cin Kanonenschuß donnert durch die Nacht.- Alle
Scheinwerfcr und alle Lichtcr erlöschen. Cine Minute
des Schweigens, die allein den Toten gehört. Aus
der Fcrne das Hornsignal „Feuer einstellcn!" Von den
Ccken des Ricscnfricdhofes antwortet das glciche Signal.
Cin zwsiter Kanonenschuß. Die Schcinnierfer flammen
wieder auf. und nun hallt über dic ergrisfene Menge das
Friedensgelöbnis:'
„Weil diejenigen, dis hier und anderwärts liegen.
in den Frieden der Toten eingetreten find, nur um den
Friedcn der Lebendigen zu begründen, und weil es uns
unheilig wäre, künftighin zuzulaffen, was die Toten ver-
abscheut haben, deswegen schwören wir, dsn Frieden, den
.wir ihrem Opfsr verdanken, zu bewahren und zu wollen."
Aus allen Kehlcn antwortet es, „Jch schwöre".
Während jetzt die franzöfischen Frontkämpfer auf
den Gräbern, vor denen die stehen, dic je eine Blume
niederlegen, tragen zwei deutsche Verdun-
kämpfer einen Riesenlorbeerkranz, mit der
Hakenkreuzschleife geschmückt, auf die Estrade und le-
gen ihn nieder. Dann marschieren die Deutschen un-
ter den achtungsvollen Blicken ihrer französischen Ka-
meraden langsäm die Stufen zum Beinhaus hin-
auf, dessen erleuchtcten Altar ste im Vorbeimarsch mit
erhobenem Arm grüßen. Sie grützen damit die namen-
losen Kämpfer, dereu Gebeine hicr in Massenkammern
beigesetzt sind, sie grützen damit alle Toten des Welt-
kriegs.
Die Friedcnskundgebung auf den Schlachtseldern
von Verdun ist beendet. In gleicher langer Kolonne
erfolgt der Marsch abwärts.
Sas Gist lioi» »»riiiien Zineig".
Ein neuer Feind: das Element Thallium.
Man hat bisher in der Oessentlichkeit nicht viel vom
Thallium gehört. Die wenigsten Menschen kannten
das Clement überhaupt dem Namen nach. Nun hat es
sich eine traurige Verühmtheit erworben. Cs wurde in
einem G e r ich t s v c r s a h r e n crwähnt. Cine Frau war
angeklagt, mehrere Menschen mit Thallium vergiftet
zu haben.
Auch die Wiffenschast kennt das Thallium erst scit
75 Iahren. Damals wurde es von Lrookes entdeckt und
auch gleich getaust. Die wörtliche Uebersetzung des grie-
chischen Namens bedeutct „grüner Zweig". Das
Clement kommt verhältnismäßig selten vor, und es wird
auch dementsprechend sclten von ihm Gebrauch gemacht.
Cs kann daher nicht wundernchmen, daß im Mainzer
Giftmordfall eine Reihe von Aerzten zunächst gar nicht
auf den Gedankcn kam, daß die Opfer mit Thallium um-
gebracht seien Man glaubte es ansänglich mit dem Miß-
brauch von Alkohol und Nikotin zu tun zu haben, als
man die weitgehende Zerstörung des Nervensystems der
betrosfenen Menschen wahrnahm.
Immerhin steht der Fall nicht einzig da. So bcrich-
tcte unlängst in einer deutschcn Fachzeitschrift H.
Kolodziej (Szopienice) über eine ähnliche Vegeben-
heit. Da waren in ein polnisches Hüttenlazarett und in
das Gemeindelazarett sünf Mitglieder einer Familie mit
Magenbeschwcrden, Pulsbeschleunigung, schweren Stö-
rungen dsr Muskeln und Nerven, besonders an Fingern
und Zehen eingeliefert worden. Der Zustand der Leiden-
den verschlimmerte sich. Innerhalb einer Woche starben
vier von den füvf Kranken. Äm Leben blieb nur ein
MLdchsn von neunzehn Iahren, das Monate lang schwer
öarniederlag.
Cs fiel nicht leicht, die Ursache der Crkrankungen
festzustellen. Awar dachte man gleich an Vergiftung. Zu-
erst wollte man Mutterkorn dafür verantwortlich
machsn. Dann ergab sich als zweisellos, daß die Tat mit
Thallium ausgesührt war. Man sand es in d-n Schüs-
seln, die beim Vrotbacken verwendet werden. stnd so kam
man auf die Vsrmutung, daß der Täter das Gift in
Brot gemengt hätte Größere Mengen des ge-
sährlichen Clementes fanden sich in der Wohnung eines
Mitbewohners des Hauses. Cs lag nahe, ihn der Täter-
schast zu beschuldigen. . ^ ^ . - -
Mit Rccht wird nun gesordert, daß man das
Thalliumaus dem sreien Verkehr ent-
ferne. Vor allcm gilt das von den Cnthaarungsmit-
teln. Gewiß war die gesährliche Natur dcs Clements
noch nicht genau genug gckannt, als man es zur Schön-
heitspflege heranzog. Von all dcn Acrzten, die die Opser
von Mäinz behandelt hatten, war nur ein einziger auf
die richtige Spur gekommen. Immerhin kannte 'er das
Thallium als Gift nur aus der Literatur, und so wagte
er es nicht, sogleich den surchtbaren Verdacht zu äuße'rn.
vr. D. ll. L..
kunst und Wissenschafk.
sNeubau einer chirurgischen Anivcrsitätsklinik in
Hamburg.j Im Zug des Äusbaues dcr medizinischen
Fakultät der Hansischen Universität genehmigte der Ham-
burger Staat die Inangrisfnahme eincs Neubaues
der chirurgischen Aniversitätsklinik in Cppendorf. Der
Vaukostcn-Voranschlag nach bercits vorliegcnden Cnt-
würssn beträgt vier Millionen Mark.
sDie dcutschcn Ornithologen tagcn in Bonn.j Jn
den Tagen vom 21. bis 25. Juli trifft sich in Bonn
die Deutsche ornithologische Gesell-
schaft, um hier ihre 54. Jahreshauptversammlung
abzuhalten. Aus dem Jahresbericht der Gesellschaft
geht hervor, datz ihr heute 674 Mitgliedcr angehöreu.
Der Bericht enthält weiter zahlreiche Vorträge von
großer Bedeutung, die den Vorzug haben, so volks-
tümlich gehalten zu werden, datz sie jeder Laie ver-
stshen kann. Auf der Mitgliederversammlung werden
Vorträge gehalten ünd ein Film aus der Schorf-
heide wird vorgeführt. Am nächsten Tage wird über
eine Expeditionsreise nach Osttibet berichtet. Nach-
mittags werden die Tagungsteilnehmer don Kölner
Zoo besichtigen und die beiden letzten Tage zu Exkur-
sionen in die Eifel benutzen.
sGeorg Greim 70 Iahre alt.s Der em. Profeffor sür
physikalische Geographie Dr. phil. Georg Greim voll-
endet am 15, Iüli das sicbzigste Lebensjahr. Der Ge-
lehrte, der aus Offenbach stammt, habilitierte sich 1891 an
der Technischen Hochschule in Darmstadt, wo er we-
nige Iahre darauf einen Lehrauftrag für Geographie
cinschlicßlich der physikalischen Geographie erhiclt. Von
1900 bis 1920 war cr Leiter des meteorologi-
sche.n Dicnstes in Hessen, dem ein Teil seiner
wiffcnschaftlichcn Ärbeiten galt. 1920 folgte er einem
Ruf als Ordinarius an die Aniversität München,
wo er bis zu seinsr Cmeritierung 1933 lehrte. Äußer
Arbciten zur dcutschen und östsrrcichischen Länderkunde
schrieb Greim ein Buch über Italien, das ins Spanische
übersetzt wurdc.
sKarl von Marr -ß.j Jn Alünchen ist im Alter
von 78 Jahren Geheimrat Karl vonMarr, der
Die Totenehrii«-.
Mit wehender hakenkreuzsahne durch di« Stadt.
Kranzniederlegung durch Hauptmann von BrandiS.
Verdun, 13. Iuli. Verdun und die dort vsrsammel-
ten Zehntausende Frontkämpfer waren am Montag mit-
tag Zeuge einer einzigartigen Kundgebung. Cin Zug
französischer Militärlastwagen, Soldaten mit
Stahlhelm am Steuer, besetzt mit der deutschen
Frontkämpferabordnung, durchfuhr die Stra-
ßen der Festung Verdun zu einer stillen Gedenkscier an
dem berühmten Totenmal inmitten der Stadt an dsr
Maasbrücke. Hoch flatterte von dem ersten Wagen die
Hakenkreuzfahne im Wind.
In langsamem Zug ging es durch die dicht um-
säumtcn Straßen der Stadt. Vor der Fahne
cntblößten sich alle Häupter. Das Militär grüßte. In
der NLHs dss Totenmals hielten die Wagen an. Cinige
knappe Kommandos eines alten Verduner Frontofsi-
ziers ertönten, und die Deutschen standen in muster-
gültiger Marschordnung in Viererreihen.
Dann marschierten sie im Gleichschritt zum Denk-
m a l. Dort wurde Aufstellung genommen, die Fahne
drei Meter vor der Front. In weitem Bogen umspann-
spannten die stanzösischen Frontkämpfer die Stätte,
französische Generale und hohe Ofsiziere am Fuß des
Denkmals.
Langsamen Schrittes tritt Hauptmann von
Vrandis, der Crstürmer des Forts Douaumont, an
die Stufen des Dcnkmals und legt einen großen Lor-
beerkranz mit der Hakenkreuzschleife nieder. Die
Hände der deutschen Kämpfer find zum deutschen
Gruß erhoben, alle Häupter sind entblößt. Cine Mi-
nute des Schweigens. Leise stimmten die Frontkämpfer
das Lied vom gütcn Kameraden an, alle Deutschen fallcn
cin. Dis Fahns ist gessnkt. Wieder ein paar knappe
Komandoworte, die Deutscken niarschieren ab. Aber nach
wenigen Schritten schon dringen ihnen von allen
Seite« sranzösische Frontkgmpfer ent
gegen. Feuchten Äuges schüttem sie den Dsutschcn
stummer Crgrifsenheit die Hand.
Diese im Programm nicht vorgesehene Totenchrung
durch die deutschcn Kameradcn hat in Verdun tiefeff
Cindruck gemacht. Während des Krieges haben dic
Deutschen sich als mannhafte Gcgner dic uncingesckränkrc
Achtung der Franzosen erworbm. Daß die Fricdeno-
arbeit des Drittcn Reiches untcr den Frontkämpfcrn
Adolf Hitlers jetzt ebenfalls die Achtung der Franzostn
zu erringen bcginnt, dasür war die spontane Kundgcbunä
am Totenmal von Verdun ein symbolischcr Vcweis. Die'
ses Vewußtsein bringt die deutiche Frontkämpfcraborm
nung, die durch ihre Haltung einen ticfen Eindruck sst>
macht hat, nach Deutschland heim.
Die Absahri der Deiitscheii.
Nachdem die deutsche Frontkämpferab-
ordnung am Totenmal der Stadt Vcrdun ihrc"
Kranz niedergelegt hatte, versammelten sich die Leiter
sämtlicher Abordnungcn im Nathaus von Verdun ffi
einem offiziellen Cmpsang.
Der Äürgermeister von Verdun hieß dst
Frontkämpfergäste aus allen Teilen der Welt mit wa»
men Worten' willkommen. Der Anterpräfekt von
Verdun und der französische P e n s i o n s m i n i st e r
gaben in kurzen Ansprachen den Gefühlen aller in Ve»
dun versammclten Frontkämpfer Ausdruck, indem sie von
dem gegenseitigen Verstehen über Gräber und Grenzen
hinweg sprachen. Die Lciter der «inzelnen Abord'
nungen antworteten, als Crster der Führer der deut-
schen Abordnung, Hauptmann von Vrandis, der in
knappen Wortcn erklärte: „Wir wollen, wie Adolf Hitler
es verkündet hat, ausrichtig den ehrenvollsn Frieden unb
n,it den andercn Völkern wie gute Nachbarn eines HaU'
ses zusammcnleben." Anschließend wurde den Leitcrn
der Äbordnungen die Silberne Verdun-Pla'
kette überreicht.
Nach eincm gemeinsamen Mahl, das die Leiter al'
ler Abordnungen kameradschaftlich vsreinigte, fuhren
Hauptmann von Vrandis und der französisäst
Frontkämpferführer Pff ch o t mit einigen deutschcn Ka'
meraden hinaus vor die WLlle Verduns, um auf dein
deutschen Kriegerstiedhof Ville Devant Chaumant ge-
meinsam im Namen der deutschen und französischeN
Frontkämpfer einen Kranz niederzulegsn.
Am srühen Nachmitatg rüstete man zum Aufbruck
Sonderzug auf Sonderzug verließ Verdun. Die Deut'
schen suchten ihre Wagen auf, aber Hauptmann von
Brandis konntc noch nicht einstcigen. Äm Cinqang des
Vahnhoss wurde er von eincr starken Gruppe srühcret
Soldaten des französischen Infanterie-Regiments 95 er>
wartet, jenes Regiments, das bei dem Sturm au>
Douaumont unter Hauptmann von Vrandis Kommando
das französische Fori besetzt gehaltcn hatte. Sie wolltcn
ihrem siegrsichen Gegner von 1916 die
Hand drücken. Cs war ein ergreifender Augenblick-
wie in strömendem Regen zwischen Gleisen und Güter-
schuppen französische Poilus und der Crstürmer vo»
Douaumont mit tränenfcuchten Augen einander gegeU'
übsrstanden.
Das Kommando „Cinsteigen" unterbrach dst
letzten Anterhaltungcn zwiscken dcn deutschcn VerduN'
kämpfern, die aus den Fenstern lehnten und ihren fraN'
zösischen und italienischen Kameraden, die unter Führung
von Pichot zum Abschied erschienen waren. Lanqsain
setzte sichderZug inDewcgung. 500 Arme rcck'
ten sich zum deutschen Gruß. Franzosen und Italicnet
winkten, und der Zug nahm seinen Weg ostwärts durck
die Schluchten zwischen den Forts von Verdun hin'
durch.
AltK -le Mtttelmllrpakte ette-lgt?
Lkglan- -eutet -Le Aushebung an, Grlechenlan- stettt sle schon sest.
Eine Erkliirung Valluvins.
Aushebung der Mittelmeerabkomnie« möglich.
London, 13. Iuli. Ministerpräsident Valdwin
erklärte am Montag im Llnterhaus auf Anstage hin, nach
Meinung der britischen Regierung bestehe kein Grund
dafür, daß der beschleunigte Abschluß einer neuen
Meerengenkonvention irgendwie durch die ein-
seitigen und vorläufigen Versichsrungen beeinträch-
tigt zu werden brauche, dis seinerzeit von der Regie-
rung an gewisse Mittelmeermächte ge-
geben worden seien.
Griechenland kündigt de« Pakt.
London, 14. Iuli. (Lig. Funkmeldung.) Zu den
Mittelmeerabmachungen mit Griechsn-
land, der Türkei und Südslawien bemerkt Reu-
ter, es müffe daran erinnert werdcn, daß diese jeht nicht
mehr zweiseitiger, sondern einseitiger Natur seien, da
Cngland den einseitigen Veschluß gefaßt habe, sie weiter
aufrecht zu erhalten. Wenn diese Länder nunmehr
die britische Verpflichtung beendigen wollten, dann
werde sich Cngland seiner Unterstühungspflicht als ent-
bunden betrachten. Der griechische Gesandte habe
am Montag im Foreign Office vorgesprochen und, wie
verlautet, mitgeteilt, daß sein Land die stnterstühungs-
abmachungen ebenso wie Frankreich als nicht mehr in
Krast befindlich betrachte.
frühere Prästdent der Akademie der Bildenden Künste
und Ehrenmitglied des Künstlerhausvereins, desscn
Vorstand er lange war, gestorben. Marr, am 14.
Februar 1858 in Milwaukee geboren, kam schon in
frühen Jahren nach Deutschland und besuchte hier die
Akademien in Weimar, Berlin und München. Aus
dem Gebiet der Malerei, der sich Karl von Marr
später zuwandte, war er ersolgreich tätig, und auf
vielen Ausstellungen war er mit bedeutenden Arbeiten
vertreten.
sDic Bayreuthcr Bühnenfestspielcj werden am 19.
Iult mit der Oper „Lohengrin" eröffnet, der am
20. Juli „Parsifal" und am 21. wieder „Lohen-
grin" folgen. Diesen beiden Werken schlietzen sich am
23., 24., 25. und 27. Juli die vier Aufführungen des
„Ring des Nibelungen" an. Am 29. Juli
folgt dic zweite Aufführung des „Parsifal", und mit
der drittcn „Lohengrin"-Aufführung wird der erste
Spielabschnitt am 30. Juli becndet. Die Festspiele
ruhen dann in der Zeit der 11. Olhmpischeu Spiele
und beginnen wieder am 18. August mit dcr dritten
„Parsifal"-Aufführung, der am 19. August wieder
„Lohengrin" folgt. Am 21., 22., 23. und 25. August
gehen zum zweiten Mal die vier Werke des „Ring"
in Szene, denen noch jc zwei Aufführungen von
„Parsifal" am 27. nnd 30. August, und „Lohengrin"
am 28. und 31. August folgen. Jnsgesamt bringt das
Programm der Festspiele neben der zweimaligon Auf-
führung des „Ring des Nibelungen" fünf „Parsisal"-
und sechs „Lohengrin"-Aufführungen.
sEin Kulturfilm vom Buch.j Das National Vook
Council in Cngland hat vor kurzem beschloffen, wie das
Buchhändler-Vörsenblatt mitteilt, einen Kultur-
film vom Buch herstcllen zu laffen, zu dsm die Vor-
arbciten in Verbindung mit Vertrctern aller Jweigs des
Vuchgewerbes bereits in Angriff genommen sind, eine
Sammlung zur Kostendeckung hat 300 Pfund Sterling
(etwa 3700 Mark) von 26 mcist großen Verlagsfirmen
crgeben. Der Duchsilm wird nicht für cin oder mehrcre
Büchcr wcrben, sondern soll dem Publikum durch Cin-
fachheit der Crklürung, vcrbunden mit künstlerischer Wir-
kung die ganze geschichtliche Cntwicklung und Herstellung
des Vuchcs vor Augen führen.
sAntikes Stadion bei Pompeji entdcckt?j Bei
Pompeji soll unter Asche und Lavalagen
eine riesigc Stadionanlage entdeckt worden
sein, dic von einer hohcn Mauer umgeben ist. Nach
den bisherigen, noch unbestätigten Angaben befindet
sich in der Mitte cin Schwimmhecken; das Stadion sei
das größte der Antike, das bisher bekannt ist.
Die MeereiilieMiiiisereiiz.
Cin« Erklärung des türkischen Außenministers.
Montreux, 13. Iuli. In der Vormittagssihung dy(
Meerengenkonserenz gab der türkische Außenminiitsk
Rüschtü Aras am Montag eine längere Crkläruns
über die von dem rumänischen Vertreter aufgeworsev^
Frage dsr Wirkung des zu schließenden neuen Abkoiv'
mens gegenüber den Mitunterzeichnern ab. Cr sührte
darin aus, daß das neue Abkommen eine allgt'
meine Vedeutung haben werde, daß es deshalb ' ' '
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daß
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angebracht sei, ss für die llnterzeichnung oder
Beitritt anderer Mächte offen zu laffen,
aber die Türkei sich vorbehalte, 'nötigenfalls mit
jenigen Ländern, die ihr genehm seien, über
sprechende Abmachungen im Rahmen der geltenden Nege'
lung zu vcrhandeln.
In Konferenzkreisen wird angenommen, daß
fich diese Crklärung vor allem ausItalienb-'
ziehe, mit deffen Vsteiligung an der Konferenz di§
Türkei nicht mehr rschne.
Gibt England nach?
Montreux, 13. Iuli. Zur Vorbercitung der cnt'
schcidenden Sihungen der Mcerengen-Konferenz habe»
am Montaq nachmittag die Vesprechungen zwischen dcö
Hauptdelegiertcn wieder eingescht. Vei cinem Cmpsang-
den dsr Staatsrat des Kantons Waadt den KonserenL
teilnehmern im Schloß Chillon gab, hatte Litwinon*
eine längere llnterredung mit dem aus London ch'
rückgekehrten englischen Delegisrten RendcO'
Später verhandelt'c Paul-Voncour, der am Nachmittaa
aus Paris hier wicder eintraf, mit dem türkischen nnc
dcm ruffischcn Außenminister. Wic man hört, cnthaltcn
die ncuen Richtlinien des englischcn Kabinctts ein vöu>'
ges Nachgebcn in dcr Frage der Durchfab»^
russischcr Kriegsschiffe in Fricdcnszcitcn: b>ct'
für soll keine quantitative oder qualitative DeschränkuNö
vorgesehen sein. Für dcn Artikcl über die Crfttlluno vhn
Völkcrbundsvcrpflichtungen und regionalcn V-'^
standspaktcn schlägt Cngland cine Kompromiß
sormel vor, dic in ruffischcn und französischen Krcii^
mit großsr Zurückhaltung aufgenommen wird. Immcr
hin werden die Aussichten sür einen positiven
der Konferenz am Montaq günstigcr beurteil
her.
Abichl»/
als b>ö'
Schweres ErdbeSen iv Chile.
Die Stadt Taltal schwer geschädigt.
Santiago d« Lhile, 14. Iuli. (Cigcne Funkmcldung^
Cin schweres Crdbeben. das eine Flutwelle im GefcO^
hatte, hat in einer Breite von 600 Kilomcter am M»"'
tag das nordchilenische Küstengebiet he>>"'
gesucht. Der Mittelpunkt des Vebens lag in der
fenstadt Taltal, wo sast sämtliche Hüuscr mehr
wenigsr schwer beschüdigt wurden. .
Schweren Schaden hat das Crdbeben, das ^
Minuten dauerte, auch in der Stadt Copiaco b
gerichtet. Ob auch das Hintcrland in Mitleidcnscb»,
gezogen worden ist, konnte noch nicht festgestcllt wcrd^'
da sämtliche Drahtverbindungen zerstört sind und
die Eisenbahnen dsn Derkehr einstellcn mußten.
hsgt jedoch für das Innere der Provinz Antofagasto -
Atacama, wo in dsn Kupfsrminen Hunderts z,,
Arbeitern beschästigt sind, die schwersten Vefü»"
tungen. ,
lleber die Zahl dcr Menschcnopser, die das 23<>b
gefordert hat, liegen Angaben noch nicht vor.
VeglcituL
— König Voris von Bulgarien ist in
seines Feldadjutanten in Vencdiq eingetroffen und
sich nach einem kurzen Aufenthalt mit dcr Vahn
Pisa begeben, von wo aus er seine Reise nach I..p,
Rossore sortsetzen wird. (San Roffore ist ein
lingsaufenthalt des italienischen Königs.) ock
— England prägt Goldmünzen. SchatzkaÄ^,
Neville Lhamberlain 'crklärte, daß anläßljch der
nung Cduards VIII. im nächsten Iahr Goldmii» '
zu besonderenPreisen herausgegeben we»b
die von jsdem Intereffenten erworben werden können-