Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9513#0174

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Seite 2

Fernsprecher-S.-A. 7351—53.

^Heidelberger Reueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger"

Dorrnerstag, 16. Iuli 1936

Nr. 164

Das unruhige Epanien.

Dwlustreiche ZusanmeuftW.

Vier Faschisten erschosicn. neun verletzt.

Madrid. 15. Zuli. Wie erst jeht bckannt wird, wur-
den bei der Schießerei, die nach derVeerdigung
des monarchistischen Abgeordneten Lalvo
Sotelo am Dienstagabend im Stadtzentrum statt-
fand, drei Faschisten getötet und sechs zum
Teil erheblich verletzt. Nach den Vegräbnis-
seierlichkeiten hatte sich ein Kundgebungszug gebildct,
desien Teilnehmer beim Vorübersahren der Polizeiautos
Hochrufe auf Spanien ausbrachten und im Sprechchor
riefen: „Spanien Ia! Rutzland Nein!" Die Poli-
zisten, bei denen es sich um dieselbc Beamtengattung
handelt, deren Angehörige den Mord an Calvo Sotelo
begangen haben, fatzten diese Rufe als Heraussorderung
aus, sprangen aus den Autos und feuerten, wie
Augenzeugen berichten, ohne irgendeine vorherige Aus°
sorderung blindlings in die Menschen-
menge. Am Mittwochvormittag fanden in San Se-
bastian unter starker Veteiligung der Vevölkerung
zum Gedsnken des ermordeten monarchistischen Abgeord-
neten Calvo Sotelo in den hiesigen Kirchen Trauer-
gottesdienste statt. Nach Veendigung der Feiern
bildete sich aus den Teilnehmern ein saschistischer De-

monstrationszug, der von Marxisten beschos-
sen wurde. Cin Faschist ist dabei getötet und drei
andere stnd lebensgefährlich verleht worden.

Der Alarmzuftand verlängert.

Madrid, 15. Iuli. Die ständige Kommission des
spanischen Landtages hat am Mittwoch^mit 13 Stimmen
der Vertreter dcr Volksfront gegen 5 Stimmcn der Ver-
treter der Rechtsparteien und bei Stimmenthaltung des
früheren Ministerpräsidenten Portela Valladares (Zen-
trum) den Alarmzustand im Land um einen
Monat verlängert. Der Führer der Katholischen
Volksaktion, Gil Robles, erklärte die Regierung in
einer hcstigen Rcde sür schuldig an dcn unhalt-
baren innerpölitischen Zuständen, die sin Spanien herr-
schen, und machte die von der Volkssront betrsebene
Politik verantwortlich für dcn Mord an Calvo Sotelo.
Die Aussprache, die zwischen den Abgeordneten
über die innerpolitische Lage stattfand, soll sich in außer-
ordentlich heftigen Formen abgespielt haben.

Rechtsparteien verlasien das Parlament.

Madrid, 15. Iuli. Am Mittwoch verlas der mon-
archistische Abgeordncte Graf Vallellano in der
Sihung des ständigen parlamentarischen Ausschusies eine
Note, in der die monarchistischen Abgeordneten des na-
tionalen Blocks, das sind die Traditionalisten und die
Mitglieder der spanischen Crnsuerungsbewegung, auf
Grund der jüngsten Creignisie ihren 'endg'ültigen
Auszug aus demParlament erklären.

Irmkreich sür Drei-MWe-Kiüsere«z.

Eine Meldung des „Oeuvre".

Paris, 16. Iuli. (Eigene Funkmsldung.) Die
außenpolitische Mitarbeiterin des „Oeuvre" will ersah-
ren haben, daß die französische Regierung
ihren Botschafter in London nach dem wenig erfolg-
reichen Schritt vom Mittwoch beaustragt habe, bei
seiner heutigen Anterredung mit dem britischen Autzen-
minister darauf hinzuweisen, datz, wsnn sich die britische
Regierung nicht demnächst zur Veteiligung an der Vrüs-
seler Koriferenz entschlietzsn könne, man doch zum min-
desten eine Dreier-Vesprechung abhalten
inöge, die in einer französischen Küstenstadt, möglicher-
weise in Voulogne-sur-Mer, stattfinden könne. Das
Ziel und die Bedeutung einer solchen Desprechung wür-
den sehr visl geringer sein, da es sich lediglich darum
handeln würde, die Lage zu prüfen und sich über ein
Programm sür eine spätere Konserenz der Locarno-
Mächts auszusprechen.

Dertagung der Vrüffeler Locarno-Konscrenz?

London, 16. Iuli. (Cigene Funkmeldung.) Die
britische Regierung scheint gegenüber den sran-
zösischen Geqenvorstellungen an dem Standpunkt festzu-
halten, daß die geplante Locarno-Konserenz in
Vrüssel aufgeschoben werden solle. Der bri-
tische Äotschafter in Paris ist in diesem Sinn am Mitt-
woch erncut an den französischen Ministerpräsidenten
Vlum herangetreten. Reuter betont, datz Grotzbritan-
nien eine spätere Konferenz, an der auch
Deutschland und Italien teilnehmen wür-
den, vorziehe. Cine solche würde übrigens im Cinklang
mit der kürzlichen Crklärunq Baldwins stehen, daß Vc-
mühungen gemacht werden sollen, Deutschland und
Frankreich zusammenzubringen. Die belgische Re-
gierung teile die britische Ansicht. Der diplomati-
sche Korrespondent der „Morninqpost" bstont, datz die
britische Regierung eine wcitere Drei-Mächte-Konserenz
für überflüsiig halte.

„Grotzes Elend in der Sowjetumou.

Aeutzerung des ehemaligen Geschäftsträgers von
llruguay in Moskau.

Montevideo, 14. Iuli. Der Konsul Larlos
Massanes, der beim Abbruch der diplomatischen Be-
ziehungen zwischen Äruguay und der Sowjetunion im
Dezember vorigen Iahres als Geschäftsträger die Ge-
schäste der Aruguayischen Gesandtschaft tn
Moskau wahrnahm, ist dieser Tage nach Montevideo
zurückgekehrt. Das Archiv der Gesandtschaft ist in Mos-
kau in der Obhut der amerikanischen Votschaft verblie-
ben. In einer kurzen Anterredunq hat Konsul Masianes
der Zeitung „La Manana" scme Cindrücke vom
„Sowjetparadies" geschildert und dabei hervorgehoben,
datz in der Sowjetunion großes Clend herrschc^
Manans äutzerte sich weiter,, datz Stalin „absolut
herrsche wie früher die Zaren, so datz man sagen konne,
die Rusien hätten nur ihre Herrscher gewechselt. Der
kommunistische Triumph sei in Wahrheit eine plumpe
Lüge Die Dolschewisten erlebten ein Fiasko. Sie
brüchtsn in der Sowjetunion durchaus die gleichen Thco-
rien zur Anwendung, dic auch an den übrigen Ländern
anqewandt würden, obgleich nach den bolschewistiscben
Thsoretikcrn die Revolution ja gerade deshalb gemacht
worden sei, um jene Theorien auszuschalten.

Wettere Meldungen.

Für deutsch-englische Verständigung.

London, 15. Iuli. Die An gl o - G e r ma n - F e l-
lowship veranstaltete am Dienstag abend m emem
großen Londoner Hotel ein Cssen, an dem zahlreichs
führende englische Persönlichkeiten aus Polittk und
Wirtschaft teilnahmen. Nach einer Rede des fruheren
enqlischen Votichafters in Rom, Sm Lord Rennell
os Rodd nahm der bekannte englsiche Politiker Lord
^othian das Wort, wobei er englische Schritte for-
derte die der Ankündigunq des Führers, einen 25i-chri-

gen Frieden zu schlietzen, entgegenkämen. Auch zur
Kriegsschuidfrage äußerte sich Lord Lothian, wo-
bei er die einseitige Kriegsschuldthese verurteilte. Cr
verlangte weiterhin die Revision überalterter Verträge
durch den Völkerbund. Die englische Regierung müsie
auf das verhängnisvolle System' ultimativer Nöten ge-
genüber Deutschland verzichtcn. Der Präsident der Bri-
tish Legion, Generalmajor Sir Frederik Maurice,
wies aüf die freundschaftlichen Beziehungen deutscher und
englischer Frontkämpser hin. Der deütsche Gast des
Abcnds, Herzog von Vraunschweig, betonte
cbenfalls die guten Veziehungen zwischen den ehemaligsn
Kämpfern des Weltkrieges, die der englische König ein-
geleitet habc. Abschließend dankte der deutsche Botschafts-
rat Fürst Vismarck für die positiven Aeußerungen,
die der Abend gebracht habe.

Noch immer Fabrikbesehungen in Frankreich.

Paris, 16. Iuli. (Cigene Funkmeldung.) Der
französischs Innenminister hatte am Mittwoch eine
Vesprechung mit dem Generalsekretär und den Füh-
rern des marxistischen Gewerkschaftsverbandes,
um sie auf die unhaltbaren Zustände hinzuweisen, die fich
aus der noch immer andauernden Vefetzunq von Vetrie-
ben ergeben, und sie aufzufordern, dafür Sorge zu tra-
gen, datz alle noch beschten Werke qeräumt werden und
sich Neubcsehungen nicht ercignen. Der marxistische Ge-
werkschaftsverband veröffentlichte daraufhin eine C r -
klärung, in der er sich bereit erklärt, der Auf-
forderunq des Innenministers Folge zuleisten un-
ter dcr Äedingung, datz sofort Verhandlungen über die
Lösung noch bestehender Streitfragen aufgenommen wür-
den und datz auch die Arbeitgcber aufgefordert werden,
sich an den Geist und den Buchstaben übernommener Ver-
pslichtungen zu halten. In Dünkirchen haben am
Mittwoch sogar die Polizeibeamten das Rat-
haus besetzt, um ihrsn Gchaltsforderunqen Nachdruck
zu verleihen.

Sowjetrusiischer Fliegerbesuch in Prag.

Prag, 15. Iuli. Der Kommandant des sow-
jstrussischsn Militärflugwesens, Armee-
general Alknis, ist am Mittwöchnachmittag in Ve-
gleitung mehrerer höherer Fliegerofftziere mit einem
grotzen'visrmotorigen Flugzeug in Crwiderung des vor-
jährigen Moskauer Vesuchs des tfchechischen Militär-
sluqwesens auf dem Prager Militärslug-
platz eingetrofsen.

Tschechoslowakische Rüstungsanleihe für Rumänien.

Paris, 15. Iuli. Die rumänische Preffe bringt am
Mittwoch die Nachricht von der in Prag erfolgten ilnter-
zeichnung eines Anleihevertraqes zwifchen
Rumänien und derTschechoflowakei. Da-
nach erhält Rumänien von der Tschechoslowakei einen
Kredit von insgesamt 290 Millionen Tschschenkronen,
der teils zur Vezahlung von Aufträgen an die
tschechoslowakische Rü st u n g s i n d u st r i e, teils
zur Deckung der Kosten eines strategischen Dahnbaues,
der die kürzeste Verbindung zwischen Rumänien und
der Tschechoslowakei herstellcn soll, vcrwendet werden
wird.

Villigung der Politik Titulescus.

Bukarest, 16. Iuli. Im Ministcrrat, der am Mitt-
woch tagte, erstattete Außenminister Titulescu einen
zweistündigen Vericht über sämtliche dring-
lichen internationalen Fragen. Darauf nahm der Mi-
nisterrat folqende Cntschlietzung an: „Der Mi-
nisterrat nimmt den vom Autzenminister Titulescu erstat-
teten Vericht einmütig zur Kenntnis. Cr billigt un-
eingeschränkt Titulescus auswärtige Politik.
Der Ministerrat spricht bei dieser Gelegenheit Titu-
lescu seine tiefe Dankbarkeit für das vollbrachte Werk
aus und gibt seincm unsingeschränkten Vertrauen zur
Vollendung seiner Aufgabe Äusdruck."

— In Warschau wurde am 11. Zuli ein Aeberein-
kommen zwischsn Danzig und Polen unterzeichnet, mit
dem der Danziger Cisenbahnprozetz eine befriedigende
Regelung gefunden hat.

DeMer Miier»ehr in öwanieriha.

(Von unserm Berichterstatter.)

(Dr. F.) Buenos Aires, Anfang Juli 1936.

Ob die Welt „schöner mit jedem Tag" wird. wie es
einst der alte Uhland meinte. darüber kann man schuetzlich
verschiedener Meinung sein. Datz sie indessen taglich
enger u.nd Ueiner wird, scheint gewitz. Dre Wunderwerke
der modernen Technik haben die Kontinente einander
nähergerückt. Der Rundfunk trägt die menschliche «timme
fast in Gedankenschnelle um den Erdball, Fernsprecher und
Fernschreiber mit und ohne Draht verbinden die ent-
legensten Gegenden der Welt. das Fernsehproblem ist gs-
löst, seine Entwicklung wird noch ungeahnte Moglichkeiten
bieten und Luftschiff und Flugzeug überwmden Raum
und Zeit mit einer Geschwindigkeit, die immer aufs neue
die Bewunderung herausfordert. Noch heute ist in
Argentinien die Erinnerung lebendig an das Er-
eignis, das vor genau zwei Jahren, am 30. Juni 1934,
den Bewohnern seiner Hauptstadt unvergessenes Erlebnis
wurde: der Besuch des deutschen LuftschiffeS „Graf Zep-
pelin" in Buenos Aires.

Es war der erste und leider bisher einzige Besuch des
Luftriesen in der La-Plata-Metropole, und der Wunsch
nach Wiederholung wird oft gehört. Denn in Argentinien
hält man mit der ehrlichen Begeisterung über dieses
Wunderwerk deutscher Technik nicht zurück, autzerdem ist
ja auch das Jnteresse an einer schnellen und zuverlässigen
Verbindung mit Europa durchaus begreiflich-

Dieses Jnteresse zeigt sich auch in der lebhaften Anteil-
nahme an der Entwicklung des Flugzeugverkehrs im all-
gemeinen und des deutschen Flugzeugverkehrs mit und in
Südamerika im besonderen. Wer hätte es wohl vor zehn
Jahren für möglich gehalten. datz ein Brief in nur
mehr als drei Tagen von Buenos Aires ins
Herz Europas gelangen kann? Brauchen doch die schnell-
sten Ozeandampfer heute noch fast drei Wochen dazu, um
die rund 13 000 Kilometer zu überwinden. die die moder-
nen deutschen Flugzeuge jetzt in 40 Stunden -7 ,in vier-
zig Stunden! — zurücklegen. Deutsche Piloten
mit deutschen Maschinen sind es, die diese
staunenswerte Leistung vollbringen! Das darf uns mit
dankbarem Stolz erfüllen.

Das Condor-Shndikat, die „Syndicato Con-

amerikanische Tochtergesellschaft der Deut-
schen Luft-Hansa, hat in zielbewutzter, zäher Auf-
bauarbeit und unter Ueberwindung zahireicher und nicht
unerheblicher Schwierigkeiten das grotzartige Verkehrsnetz
geschaffen, das heute fast alle Länder des südamerikani-
schen Kontinents auf dem Luftwege schnellstens und mit
staunenswerter Sicherheit und Pünktlichkeit mit Europa
verbindet. Jn BrasiIien wurde der Anfang gemacht.
Von Brasilien ausgehend, ist e i n s ü d a m e r i k a n i -
scher Staat nach dem anderen in dieses Netz
eingesponnen worden. Von Bel^m do Para an der Mün-
dung des Amazonenstromes führt das Streckennetz mit
zahlreichen Zwischenstationen über Bahia nach Rio de
Janeiro, Montevideo, Buenos Aires und über die 7000
Meter hohe Kordillere nach Santiago de Chile, von der
brasilianischen Millionenstadt Sao Paula über die un-
endlichen Wald- und Sumpfgebiete von Matto Grosso zur
bolivianischen Grenze bei Corumba, wo der gleichfalls
deutschorientierte Llohd Aero Boliviano den
Umschlag nach Bolivien hinein vornimmt, während die
Condor-Maschinen nach Norden eine weitere Eroberung
des verkehrsarmen brasilianischen Gsbietes, vorläufig bis
Cuhaba, der Hauptstadt van Matto Grosso, betreiben. Das
gesamte Streckennetz umfatzt, wie ein Blick auf die Kärte
zeigt, ungefähr 10 000 Kilometer, deren regelmätzige Be-
fliegung ein dicht beschickter Flugplan vorsieht. Minde-
ftens einmal wöchentlich in beiden Richtungen wird die
Gesamtstrecke beflogen: zahlreiche Zwischenstrecken über
Tausende von Kilometern mutzten hingegen schon längst
verdichtet werden, und ihr stets zunehmender Verkchr
drängt zu weiterem Einsatz. So fliegen die Condor-Ma-
schinen beispielsweise zwischen Rio de Janeiro und Porto
Alegre dreimal, zwischen Rio und Natal sowie auf der
Matto-Grosso-Strecke zweimal wöchentlich, und zwischen
Rio und Buenos Aires ist in den Wochen mit Zeppelin-
verkehr, also vierzehntägig, der Einsatz von Sondermaschi-
nen erforderlich, um den Verkehr zu bewältigen.

Denn das Condor-Shndikat hat für den deutschen
Transozeanflugpostdienst und den Zeppelindienst den An-
schlutzdienst in Südamerika übernommen und befördert
Pasiagiere und Post aus Chile und den nördlichen An-
schlutzländern der Westküste, aus Argentinien und Para-
guay, aus Uruguah, Bolivien, Brasilien und seinen Nach-
barstaaten zu den Sammelplätzen und Ausfalltoren des
dor Limitada", wie der offizielle Name lautet, die süd-
südamerikanischen Luftweges nach Europa: nach Natal für

Das Rtucsle vom Tag.

Stllkdorimeldukg der Lusischiffe.

„Stuttgart" für die Hauptreisezeit in die Nordameri^
sahrten einstellen.

Hamburg, 16. Iuli. (Cig. Funkmeldung.) Wie die
Deutsche Seewarte mitteilt, stand das von Nordamerika
kommende Luftschisf „Hindenburg" heute Donners-
tag 7 Uhr MCZ. 1300 Kilometer östlich von Neufund-
land. Das heimkehrende Luftschiff „Graf Zeppelin"
hatte um 6 llhr den halben Weg zwischsn Rio de Ia-
neiro und Vahia zurückgelegt.

Innsbruck, 15. Iuli. Zwei österreichische DerasÜ^ ,
und zwar das bekanntc Mitglied der lehten dcuM,
Nanga-Parbat-Bergfahrt 1934, Crwin Schneid:
aus Hall in Tirol, und ssin Begleiter, der junge Sa
burger Awerzger, haben — wie aus Peru 'gernll?.,
wird — vor kurzem zum erstcnmal den 5749
hohsn Gipfel Chambara in den Weitzen Kordillcr°'
bestiegen.

Der VDM. hilft bei der Crnte.

Verlin, 15. Iuli. Die Reichsreferentin des DDM.,
Trude Bürkner, hat zur Tcilnahme am Mä-
dellanddienst aufgerufcn. Gleichzeitig ist in
einsr amtlichen Verfüqung mitgeteilt wordcn, datz dic
landwirtschaftliche Tätigkeit der Mädel als Crsatz für die
Arbeitsdienstpflicht angesehen wird. Diese landwirt-
schaftliche Tätigkeit mutz allerdings nachweislich vor dem
1. Oktober 1937 geleistet werden, und zwar mindestens
neun Monate lang in einem freien landwirtschaftlichen
Arbcitsverhältnis, in der Landhilfe odsr in einem land-
wirtschaftlichen llmschulungslager des VDM. llm die-
jenigen Mädel, die noch nie vörher in der Landwirtschaft
tätig waren, aus den Landdienst vorzuberei-
ten, hat die Reichsanstalt qemeinsam mit dem VDM
achtwöchige landwirtschaftliche llmschulungslager
einqerichtet. Die Mädel müsien sich verpflichten, ein
Iahr auf dem Lande zu bleiben. Die Reichsanstalt zahlt
für diese llmschulungslager einen täqlichen Förderungs-
satz für jedss Mädel.

Danziger Hitler-Iugcnd im Park von Sanflouci.

Verlin, 15. Iuli. An historischer Stätte erreichts am
Mittwochvormittag der Berliner Befuch von 2000
Danziqer Hitlerjungen,in Potsdam seinen
weihevollen Höhspunkt. Zwischen'dem Neuen Palais und
der Reichsführerschuls des Deutschen Arbeitsdienstes im
Park von Sansiouci ivaren die 1500 Danziger Pimpfe
und die 500 Hitlerjungen aufmarschiert.

Ausverkaufte llebersee-Dampser.

Verlin, 15. Iuli. Der hsrannahende Termin dsr
Olympischen Spiele macht sich auch bereits im über-
seeischen Reiseverkehr bemerkbar, vor allem im Schiffs-
verkshr zwischen Nordamerika und Curopa. Die
deutschen Dampfer sind seit einiger Zeit restlos
ausverkauft. Der Norddeutsche Lloyd wird des-
halb zu den bisher zwischen Vremen und Newyork ver-
kehrsnden Schnelldampfern „Vremen", „Curopa", „Lo-
lumbus" und „Berlin" ab l. September den Dampfer

Englische Arbeiterpartei gegen die Kommunifiest-
London, 16. Juli. (Eigene Funkmeldung.)
Landesausschuß der englischen Arb^'
terpartei hat am Downerstag eine Erkläruna ^ -
öffentlicht, in der die kommunistische Partei EntzlaE
und diekommunistische Jnternationale aufs schärftte ^
gegriffen werden. Die Erklärung richtet sich in E
Lini« gegen die Versuche der Kommunisten, eine
heitsfront" mit der Arbeiterpartei zu bilden. Die ^
fahrung zeige, dätz der Kommunismus VerwirrUE
Uneinigkeit und Zersetzung schaffe. Daher könne
keine Gemeinsamkeit zwischen den britiM
Arbeiterführern und dem Kommunismus geben.

Kriegsqericht in Alüsts Abeba. ,

Aifists Abeba, 16. Iuli. (Cigene Funkmeld»u4
Am Mittwoch fand zum erstenmal auf einem ö ffrU'
lichen Plah eine Sitzung dss italienischen S^,
derkriegsgerichts ftatt, durch das drei ErL,
geborene zum Tod verurteilt wurden.
weitersr Angeklagter wurde - freigesprochen. Die
richtung der zum Tod Verurteilten wurde sofort A
zogen. Die Angeklagten waren geständig, nack» Äd^
Abeba gekommen zu sein, um unter der Hand Waffen
Munition zur Fortfehung des Kampfes gegen die 2.
liener aufzukanfen. Die Änklage wurde durch einen ^
neral vertreten, der bereits mit Graziani den lybWf,
Ifeldzug mitgemacht hatte. Cr betonte, datz die ItaliA,
bisher hätten Milde walten laffen, aber auch anu'7
vorgehen könnten, wenn dis Gegner dies durchaus
ten. Die dreistündige Gerichtsverhandlung machte
die tausendköpfige Menge, die ihr beiwohnte, sichtbat>
Cindruck. In Zukunft sollen täglich öffentliche Gsrickf',
verhandlungen stattfinden. Vesonderes Intsresie
dabei voraussichtlich das Verfahren gegen die Teich^
mer des kürzlich erfolgten Angriffs aus die Bahnü^
Addis Abeba—Dschibuti finden. Zum abschrecksnden
sptel sollen auch dieHinrichtungen in Zuki'"
öffentlich erfolgen.

Der Prozcft gegen dic Frnnzistnner.

Zwei weiiere Verurteilungen.

8 Koblenz, 15. Iuli. Am Mittwoch standen wiedsr
zwei Angeklagte in dem großen Sittlichkeitsprozeß gegen
die Franziskänerbrüder vor der Dritten Grotzcn Straf-
kammer in Koblenz, und zwar die Klosterbrüder Cms-
ran und Candidus.

Vruder Cmeran wurde 1905 in Kempten bei
Vingen geborcn. Cr erlernts ein Handwerk, machte die
Gesellenprüfung und fühlte sich plöhlich zum Ordensmann
berufen. Cr war beim Cintritt in das Kloster 18 Iahre
alt. Schon nach wenigen Monaten lietz er fich mit Vru-
der Theodor in unzüchtige Handlungen ein. Nach ein-
jährigem Aufenthalt nahm dsr Vruder auf Veranlasiung
seiner Cltern wieder seine Handwsrkertätigkeit im bür-
gerlichen Leben auf. Auf einen Brief des berüchtigten
Bruders Linus ging der Angeklagte wieder in das Klo-
ster in Voppard. Auch in Darmstadt gab er eine
„Gastrolle", wo er mit dem Bruder Mktorian wider-
natürlich verkehrte. 1928 trat der Angeklagte wegen
einer unglücklichen Liebe wisder als Vruder Cmeran in
das Kloster Waldbreitbach ein und unterhielt mit
den Brüdern Hubertus, Achatius, Iordan, Constantin
und Wiewald widernatürlichen Verkehr. Seinem Trei-
ben sehte er fchließlich dadurch die Krone auf, daß er sich
anzwei schwachsinnigsnZöglingen ver-
qing. Ciner dieser Zöglinge sagt als Zeuqe, daß er
sich gegen die unsittlichen Angriffe des Vruders Cmeran
gewehrt habs. Der Generalobere habe auf seine An-
zeige nur gesagt: „Die Vrüder tun so was nicht!" Wie
der Zögling weiter sagt, habe er daraufhin auf der Sta-
tion Krach geschlagcn. Das habe zur Folge gchabt, dah
man ihm eine „Päckung" verordnet habe.

Dcr Anklagevertreter ging mit dem Angeklagten
scharf ins Gericht und wies insbesondere auf die cin-
wandfrei erwiesene moralische Schuld der Ordensgescll-
schaft hin. Cntgegen der Auffasiung des Staatsanwalts
hielt das Gericht die Crziehereigenschaft des Angeklagten
nicht für gegeben und verurteilte ihn zu drei
Iahren und sechs Monaten Gefängnis.

Der zweite Angeklagte, Vruder Candidus,
der mit 21 Iahren ins Klostcr singetreten ist, wurde
1908 in Oberhausen geboren. Vor seinem Cintritt ins
Kloster war er als kaufmännischer Angestellter beschäf-
tigt. Cin halbes Iahr nach seinem Cintritt in die
Waldbreitbacher Klosterniederlaffung fiel er dem Druder
Wiewald zum Opfer. Später verging er sich an mehreren
Anstaltszöglingen. Hier fchränkte der Angeklagte in einem
Fall seine früheren Aussagen wcsentlich ein. Ciner der
Zöglinge wird als Zeuge vernommen und erzählt, datz er
1933 aus Waldbreitbäch ausgsrückt sei, sich aus eigene
Füße gestellt und geheiratet habe. Der Zeuge sagt aus,
daß Vruder Cmeran Annäherungsversuche gemacht habe,
er habe sich aber diese Dinge nicht gefallen lasien und
abgewehrt. Cin zweiter Zögling, der ganz bestimmte
Aussagen macht, gibt die Verfehlungen ohne weiterss zu.
Das Gericht verurteilte den Angeklagten wsgen fort-
gesetzter widernatürlicher llnzucht zu einer Gsfäng-
nisstrafe vondreieinhalbIahren.

die Transozeanflugzeüge, nach Recife für die beiden Zep-
peline. Und umgekehrt übernimmt es Pasiagiere und Past
in Natal oder in Recife und bringt sie bis in die entfern-
testen Gegenden des Kontinents.

Geflogen wird fast ausschlietzlich mrt der m 0 der -
nen deutschen Verkehrsgrohinaschine, der
dreimotorigen Junkers Ju 52 für siebzehn Paffagiere,
deren längst vertrauter Anblick täglich neu für deutsche
Luftgeltung wirbt, wenn das Dröhnen ihrer Motore, im-
mer und immer wieder -ungeteilte Freude und Bewunde»
rung weckend, Fortschritt und neues Leben früher un-
erschlossener oder abseits liegender Wirtschaftszonen ver-
kündet.

Und sie erfreuen sich wirklich allgemeiner, uneinge-
schränkter Beliebtheit, die Condor-Maschinen. Dazu tra-
gen in erster Linie ihre aneriennenswerte und freimütig
anevkannte Sicherheit und Püuktlichkeit bei.
Man darf ohne Uebertreibung vom Condor^Shndikat sagen,
datz es seinen umfassenden Luftdienst mit einer geradezu
eisenbahnähnlichsn Pünktlichkeit durchführt, trotz Nachtflug,
schlechter Wetterlagen, Stürmen und Nebel, und dies mit
einer Selbstverständlichkeit, die beim Fehlen jeder mavkt-
schreierischen Reklame es dem Püblikul gar nicht zum Be-
wußtsein kommen läßt, datz der sehnlichst erwartete und
pünktlich in drei Tagen von Berlin nach Buenos Aires
beförderte Brief auf seinem 13 000 Kilometer langen Weg
Schwierigkeiten zu überwinden hatte, denen nur deutscher
Jndustriefleiß mit Hochleistungsflugzeugen, deutscher Or-
ganisationsgeist mit erftklassigen Badenanlagen und deut-
sche Meisterflieger mit Millionenflugkilometer-Erfahrung
gewachsen sind. Gegen schärfste internationale Konkurrenz
hat das Condor-SYndikat in täglichem Euisatz seiner gan-
zen Organisation die deutsche Luftgeltung auf vorgeschabe-
nem Posten fern der Heimat in fremden Ländern zu ver-
teidigen, und es verdient mit Recht hervorgehoben zu wer-
den, datz trotz des in den letzten Jahren von der aus-
ländifchen Wettbewerbern eingesetzten Maschi-
nenmaterials modernster Art die deutschen Maschinen des
Condor-Shndikats im Wettkampf um die grötzte Regel-
mäßigkeit, ungestörte Flugdurchführung und pünktliche
Einhaltung der Flugzeiten unbestritten den ersten Rang
einnehmen.

Die deutschen Hochleistungen in Südamerika auf dem
Gebiet des Luftverkehrs dürsen jeden Deutschen mst
Freude, Stolz und Dankbarkeit erfüllen.

Ieutsches Reich.

Gesandter von Papen in Verlin.

Wien, 15. Iuli. Der deutsche Gesandte vou
Pen hat sich Dienstag abend zur Vesprechung der ^
dem llebereinkommen Deutschland-Oesterreich zusaniM^
hängenden Cinzelfragen nach Derlin begeben. Ansch^
ßend wird sr auf Cinladung des Führers^
Reichskanzlers in dessen Vegleitung an
Vayreuther Festspielen teilnehmen.

Dr. Lehnich, PrLsident der Internationalen Filov
kammer. ^

Verlin, 15. Iuli. Durch den einstimmigen BesE,i
des Cxekutivkomitees der Internationalen ' Filmkanrs" j,
wurde der Präsident der Reichsfilmkammer Staatsnn")
ster a. D. Proseffor Dr. Oswald Lehnich
Präsidentsn der I n t e r n a t i 0 n a l e n Fik^l
kammer gewählt.

Kleine Meldungen

— Di« sranzösische Regierung plant im Anschlust
die Schafsung der bezahlten llrlaubszeit nunmehr
die Freizeit der französischen Arbester- und AnÄH»
tenschast staatlich zu organisieren. Wie aus dem
Soir" ersichtlich wird, beabsichtigt die französischc
rung die Freizeitgestaltung im wesentlichen nach ^
Mustsr Deutschlands durchzuführen. Das Vlatt betA
datz die deutsche Organisation „Kraft durch Freude" "'
Reisebüro des Volkes geworden ist.

— Englischer MilitSrbcsuch in Rutzland. ZuM
stenmal soit der bolschcwistischen Revolution wird
britannien eine militärische Abordnung nach SowQ,
rustland entsenden. Clne Gruppe hoher englischer ^.j,
fiziere wird den großen Manövern der Rotcn Ärmee ^
wohnen, die in der Gegend von Moskau zwischen l7. »
23. September stattfinden.

bsi-

Rach eincm Vericht aus Ierusalcm hat die
tische Geheimpolizei festgestellt, daß die Aufsta'^j,
bewegung in Palästina zum großen Teil von
kau geschürt wird.

Der euglische Krieasminister hat den Chesingeiö,^
der Flotte Vizeadmiral Sir Harold Brown zum >7^
nera I d i rektor sür die Munit i 0nse
gung in Grotzbritannien ernannt

kunst und Mfsenschast.

fVerleihung dcs französischen Romanpreises.j "u

Prix du Roman in Höhe von fünftausend F r a »s §
wurde Georges Bernanos für sein „Tagebuch e>>,,
Landpfarrers" verliehen. Der Preisträger, bekannter ^
manschriftsteller und Journalist, ist am 20. Februar jst
in Paris geboren und zog die Aufmerksamkeit der Oefbä,,
lichkeit durch seinen ersten Roman „Unter der Sonne
tans" auf sich. Bisher hat er sich dem Studium est^>'
merkwürdiger Fälle gewidmet, in denen mhstische
gänge und höllische Dinge eine Rolle spielten und iöa',,,!
legenheit baten, seine Gabe pshchologischer und reas^, >
scher Durchdringung zu entfalten. Zu seinen E'

Werken gehören: Eine Nacht,
Furcht der Wohlgesinnten.

Die Freude, Die


Grgßmarkkhnlle Hmdschnhsheim.

Preise für Kilo: Walderdbeeren 77: Kir^s-
1. Sorte 30—36, 2. Sorte 20—29: Lauerkirschen 30^jZ

schen 26—35: Pfirsische'äs W-P7, L) 20^27: 'NprE'
42: Rhabarber l: Kopfsalat 1—6: Kohlrabi 2: BuEä
nen 8—11- Stangenbohnen 25—28: Wirsing 3—4, ''ch
kraut 4: Rotkraut 6—7: Schlangengurken 20—26.
suhr gut. Bohnen mittlere Nachfrage. Rhabarber m
Nachfrage. Nächste Versteigerung heute 10 und 1" j

öeullge Verlmer Vorbörse. j

Nach dem sehr stillen Verlauf der gestrigen FraÄS->
ter Abendbörse war auch im heutigen vorbörslichen 1
verkehr nur äutzerst aeringe Umsatztätig k,e
beobachten. Gleichvohl dürfte man für die bevorittzM,
Börse mit emer anhaltend f r e u n d l i ch e n Gru>,> a>,j
denz rechnen. Es hat den Anschein, als ob sich dm
teresse unter dem Eindruck Les ZeichnungsersolK, iG
neuen Reichsanleihe in stärkerem Matz dem MaÄ Ls
sestverzinslichen Papiere zuwendei, zumal man boUM,
in absehbarer Zeit mit einer Lockerung der Em>> ,,'-G
sperre gerechnet werden kann. Kurse waren nom
zu hören. Jm internaiionalen Devisenverkehr s !
Pfund mit 12,47 etwas fester. Der Dollar stellte >>V
nnverändert 2,48. Von den Galdvaluten bröckelte de»
den leicht ab.

Velkerbericht des Reichswetterdienl^

Ausgabeort Stuttgart. — Ausgegcben um 10.30 l /
Boraussichtlichc Witteruug für Baden, Württembc^

Hohenzollern bis Freitag abend. ^j,s!
Allmählich abflauende, um West schwankende , siö»!
vielfach au'sheiternd, höchstens noch vereinzelte Rem
tagsüber.wieder etwas wärmer.
 
Annotationen