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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Fernsprecher-S.^l, 7351—53.

stsm Crfolq begleitet sew, und datz sie der Verstän-
mgung und friedlichen Zusammenarbeit der Völker die-
nen möqen. Adolf Hitler."

Reichsleiter Dr. Ley

dankte anschlietzend für das ihm erwiesene qrotze Der-
trauen und sprach dem bisheriqen Präsidenten, G. T.
Kirby, in herzlichen Worten den Dank aus für die um-
fangreiche Arbeit, die er in den lehtcn vier Iahren seit
den Freizeitbesprechunqen bei den Olympischen Spielen
in Los Anqeles für das Freizeit- und Crholunqswerk der
Dölker qeleistet habe.

Dann fuhr Dr. Ley fort: Die Art, in der wir in
Hamburq mehr als sünsziq Nationen in dem
einen Glauben zusammenqeführt haben, für das Wohl
ihrer Volksanqehöriqen zu sorqen, scheint uns dre beste
Methode zu sein, um unter den Völkern das qeqenseitiqe
Verstehen zu wecken und die Achtunq eines Volkes vor
dsm anderen zum Wohle des Friedens zu qewährleisten.
Nur wsnn jedes Volk stolz ist auf seine Ciqenart, auf
seine Leistunq und seine Raffc, nur dann hat jedes Volk
auch Achtunq vor den übriqen Nationen der Crde.
(Brausender Veifall.)

Dr. Ley hob erneut hervor, dah es Deutschland völ-
liq fern lieqe, anderen Völkern seine Idee und seine
Weltanschauunq auszudrängen. Im Geqenteil, für
Deutschland bedeutet es das Schönste, auch im Ausland
seinen Friedenswillen bestätiqt zu erhalten. Ein Volk,
das wie wir mit unseren KdF.-Schiffen die Freude hin-
austräqt in die Welt, kann den Krieq nicht wollen. Denn
der Krieq bedeutet Vernichtunq.

Wir aber, so erklärte Dr. Ley, unter dem stürmi-
schen Beifall der ausländischen Deleqierten, wollen den
Frieden!

Dr. Ley hieh nochmals alle Vertreter und Teilneh-
mer des Auslandes im Namen der NSG. „Krast durch
' Freuds" auf dem Konqretz in Hamburq willkommen.

Wenn wir unseren ausländischen Gästen unsere
Crfolge vor Augen führen, dann nicht aus kleberheb-
lichkeit. Wir zeigen ihnen, so rief Dr. Ley unter dem
lebhaften Beifall aus, unscr neues Deutschland so, wie
eine Muttsr ihren Nachbarn ihr Kind zeiqt! Wir sind
ein bsscheidencs, fleißiqes und arbeitsames Volk, aber ein
Volk ,das stolz ist auf seine Leistunqen. Wir freuen uns,
daß unsere Nachbarn zu uns kommen, um sich mit uns zu
sreuen! (Crneute stürmische Zustimmunqskundqebunqen.)

Dann schilderte Dr. Ley die Cindrücke ausländischer
Dsutschlandbesucher, die ihm noch vor weniqen Taqen im
Gespräch mit enqlischen Gästen übermittelt worden seien.
Was diese ausländischen Vesucher am meisten in Deutsch-
land beeindruckt habe, das seien die frohenMen-
schen, die lachenden Gesichter, dis man über-
all in Deutschland sehe.

Dr. Ley schlotz: Wir kennen ein Land, fast ein Dech-
stsl der Crde, in dem das Volk das Lachsn verlernt hat,
und wenn man uns heute saqt: „Vei euch in Deutschland
lachen die Menschen!", so ist das sür uns der stärkste
Crsolq und dis qrößte Freude! And das dan-
ken wir Adolf tzitler, unserem Führer!"

Als der Präsident des Weltkonqreffes qeendet hatte,
«rscholl minutenlanqer, beqeisterter Veifall.

Eiilmiiliges Bekennlnis zvm Frieden.

Nach der Ansprache dss Präsidenten des Weltkon-
qrefles, Rcichsleiter Dr. Ley, beqrützte Reichsstatthal-
ter Kaufmann die Teilnehmcr des Konqreffes. Cr
drückte dcn Wunsch aus, datz disser Konqretz dazu bei-
tragen möqe, die Völker einander näher zu brinqen.

Sodann erqrisf dcr Präsident des Internationalen
Olympischen Komitecs, Graf de Vaillet-La-
tour. das Wort. Wir haben immer, so sagte er, mit
Intercffe dic Fortschritte Ihres Werkes verfolqt, das
eine so sichtliche Crqänzunq des unseren bildet. Seine
Bedsutunq ist qrötzer denn je, da die Laqe des Arbeiters
mit der Herabsetzunq der Arbeitsstunden und mit dem
bszahlten Arlaub das Problem der Anwendunq dieser
Freizeit schafft. Der Präsident behandelte im weitercn
Verlauf seiner Ansprache vor allem den Sport als
Grundlage sür Crholunq und Freizeit.

Stürmisch beqrützt betrat hierauf Staatssckretär a.
D. Dr. Lewald, der «Präsident des Orqanisations-
komitees für die Clfte Olympiade, das Rednerpodium.
Anter der unermüdlichen Führunq von Dr. Ley, so saqte
er, ist die deutsche Freizeitbewequnq „Kraft durch
Freude" in einem Matz entwickelt worden, das weit über
das hinausqeht, was von den qrötzten Optimisten je an-
qenommsn worden sei. Möqe dieser Konqretz densslben
Grad des Crfolqes erreichen, den wir mit den Olympi-
schen Spiclen zü qewinnen hoffen.

Im Anschlutz an die Rede von Dr. Lewald nahmen
dann die unzähliqen Vertreter der verschiedenen am
Konaretz teilnehmcnden Nationen das Wort zu Veqrü-
ßunasansprachen. Die einzelnen Deleqierten wurden von
den Teilnehmcrn stürmisch beqrüht. Stärkster Iubel setzte
cin als der Vertreter Oesterreichs, Sektionsrat Dr.
Keller, die Grütze der österreichischen Bundesreqie-
runq übcrbrachte. In der Crkenntnis der Wichtiqkeit
der zu behandclnden Probleme beqrütze die österreichische
Rsqierung diesen Konqreß und wünsche ihm qrotzen
Crsolq.

Äber auch den Vertretcrn der übriqen Nationen, die
die Grütze ihrer Länder übcrbrachten, wurde ein beqei-
stsrter Cmpfanq zuteil. Aus allen Ansvrachen qinq das
einmütiqe Bekenntnis zum Frieden der Völker
untereinander hervor.

Nach Beendiqunq der Deqrützunqsansprachen erqriff
als letzter Redner noch einmal ReichslSiter Dr. Ley
das Wort und dankte den Vertretern der fremden Na-
tionen für ihre freundlichen Worte. Er lietz sein Schlutz-
wort ausklinqen in ein beqeistcrt aufqenommenes drei-
fachcs Sieq-yeil auf die Staatsoberhäupter der am
Weltkonqretz teilnehmenden Mächte.

Damit hatte die Cröffnungssitzunq des Konqreffes
ihren Abschluß qefunden.

,§>erdelberger Neueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger"

Freitag, 24. Iuli 1936

Nr. 171

Sie Einnliiimk Radrids bcvorftebkat.

Me DMssrm-Nhrer sliehcn.

General del Llano meldet . . .

Paris, 24. Iuli. (Cig. Funkmeldung.) Nach
einer Havasmeldung aus Sevilla hat das jhauptquartier
dcs Gencral Queipo del Llano mitgetcilt, die Kolonne
des Generals Mola, die nach Madrid marschiere,
habe die von der Madrider Linksreqierung ausgesandten
M i l i z t r u p p e n. die sich dem Vormarsch entgegen-
stellten, in der Nähe von Somosierra zurückgewor-
fen. Die Einnahme von Madrid sei unmit-
telbar bevorstehend. Die Führer der Volks-
sront mußten bereits aus der spanischen hauptstadt im
Kraftwagen entfliehen und ihre Gesinnungsgenoflen
im Stich laffen.

Der Rundfunksender Sevilla dementiert anschlietzend
alle durch die Sender von Varcelona und Madrid ver-
breiteten Meldungen.

Cadiz i« den HänÄen der Militärbewequng.

Paris, 24. Juli. (Eigene Funkmeldung.) Der
„Figaro" meldet aus Cadiz, daß Cadiz wieder in
den Händen der Militärbewegung sei. Der im
Hafen liegende spanische Regierungskreuzer habe sich er-
geben müffen. Die gesamte Besatzung sei wegen
Bkeuterei und Ermordung ihrer Offiziere erschossen
worden. Drei weitere Regierungsschiffe seien durch
Fliegerbomben stark beschädigt.

Zwei spanische Generäle angeblich erschossen.

Paris, 24. Juli. (Eigene Funkmeldung.) Nach
einer aus Perpignan stammenden Meldung des „Ami
du Peuple" sollen di« beiden Generäle Godet und
Batet in Barcelona standrechtlich erschossen
worden sein.

Godet war der Führer der Erhebung auf den Ba-
learen und in Barcelona, Batet war der Lhef des Mi-
litärkabinetts des Präsidenten der Republik, der im
Jahr 1934 die Proklamatiou des Staates Katalonien in
Barcelona verhinderte.

Büro der DAF und die Deutsche Schule in Varcelona
geplündert.

Varcelona. 23. Iuli. Die Militärgruppe ist
in Varcelona durch bewaffnete Volschcwisten zurück-
geschlagen worden. Die Regierungstruppen sind nach
Saragossa abtransportiert worden, um dort einge-
setzt zu werden. Die Polizei und die Guardia civil,
durch tagelange Veanspruchung abgekämpft, sind nicht
mehr völlig in der Lage, die Ordnung ausrecht zu erhal-
ten, sodaß sich die VerhLltniffe zugespitzt haben. So ist es
zu Plünderungen und Bränden in Kirchen, mit
Ausnahme der deutschen, sowie der Kathedrale, gekom-
men; auch sind Danden in das Büro der Deutschen
Arbeitsfront und in die Deutsche Schule ein-
gedrungen, haben diese zum Teil ausgeräumt, zum
Teil die Cinrichtungen zerstört. ileber Verluste an
Menschenleben innerhalb der reichsdeutschen Kolonie lie-
gen jcdoch keine Nachrichten vor.

Unterstützt Frankreich die spanische Regierung?

Hendaye, 23. Juli. Jn den nationalgesinnten spa-
nischen Kreisen herrscht eine unbeschreibliche Erre-
gung über die angeblich von der sranzösischen Presse
als Tatsache gemeldete Bereitschaft der französi-
schen Regierung, der Madrider Regierung durch Lie -
ferung von Kriegsflugzeugen und Ge-
schützen zu Hilse zü kommen. Man tst hier der Mei-
nung, daß Frankreich sich mit einer solchen Parteinahme
zum ausführenden Arm Moskaus mache
und damii die inievnationalen Gepflogenheiten auss
Schwerste verletze.

Der rechtsstehende Abgeordnete Dommange hat
in der Kammer angekündigt, datz er die Regierung zu
befragen wünschc, ob sie der spanischen Regierung
Waffen und Kriegsmaterial zur Dersügung
gestellt habe und wenn ja, ausgrund welcher Unter -
stützungsabkommen.

Amerikanischer Staatsangehöriger in Varcelona erschoffen.

Washington, 24. Iuli. Das amcrikanische Konsulat
in Varcelona mcldet, daß ein Auto, mit einer amerika-
nischen Flagge versehen, an der Stadtgrenze beschos-
sen und in Brand geseht worden sei. Hierbei sei, so-
weit bisher bekannt, ein Insasse getötet worden.

Den lehten Verichten aus San Sebastian zufolqe ist
der amerikanische Votschafter Bowers in seinem 8 Ki-
lometer von San Ssbastian entfernt gelegenen Sommer-
sih ohne jegliche Verbindung mit der Stadt. Alle ameri-
kanischen Staatsangehörigen in San Sebastian sollen sich
in Sicherheit besinden.

»R-emgol!>" ii, Bmirciith.

Der Veginn des Ring-Zyklus.

Am Donnerstaq beqann im Rahmen dcr Vayreuther
Festspiele die erste Äufführung des Zvklus „Ring
des Nibelungcn" mit „Rheingold". Vei der
Ausfahrt bot sich die fahnengeschmücktc Stadt nach cinem
Regentaq wieder im Sonnenschcin dar. Der Füher
wohnte auch dieser Vorstellunq bei. Von den sührenden
Persönlichkeiten des Staatcs und dcr Partei sah man
unter den Festspielgästen die Reichsminister General-
oberst Görinq, Dr. Goebbcls und Dr. Schacht, ferner
den bayerischen Ministerpräsidenten Siebert und den
bayerischen Staatsminister Adolf Waqner, den Reichs-
sportsührer von Tschammer und Osten, den Votschaster
von Ribbcntrop, und SA.-Gruppenführer Prinz Auqust
Wilhelm von Prcutzcn. Der Führer nahm, wie an den
Vortagen, in der Mittelloge zwischen Frau Winifred
Waaner und Frau Magda Goebbels Platz.

Die bis ins lehte durchgearbeitete und in allen Tei-
len ausqewogene Aussührunq stand unter der musikali-
schen Leitunq Wilhelm F u r t w ä n q l e r s, der bie
Vorzüqe des Konzertdirigenten mit dcm dramatischen
Impuis des Theatermeisters verband. Anter dsn Sän-
qcrn raqten Rudolf Bockelmann (Wotan) und Mar-
qarsthe Kloss (Fricka) durch ihre darstellerisch und
stimmlich vollkommen abqcrundeten Leistunqen hervor.
Ncbcn ihnen bewährten sich die Lharakterisierunqskunst
von Robert Burg (Alberich), Fritz Wolsf (Loqe)
und Crich Zimmermann (Mime). Änter den Licht-
alben fand besonders Donner in Iaro Prohaska
einen stimmlich machtvollen Vertreter. Aber auch der
Froh Martin Kremsrs und die Freia von Liselotte
Ammermann hielten sich in dem durch Bayreuther
Ansprüche bezoqenen Rahmen. Ivar Andresen und
Ioses von Manowarda waren die beiden Riesen.
Das Rheintöchtertsrzett wurde von Käthe Heiders-
bach, Ruth Verglund und Llfriede Marher qe-
iunqen. In der kurzen Szene dcr Crda siel Inqer K a -
r <- n auf, die ihr erstes Austrstsn in Bayrsuth mit Ehren
bestand. ^ ^

Am szeniscken Vild des „Rhemqold war un Ver-
qlsich zum letzten Festspieljahr nichts qcändsrt worden.
Lie Ausstattunq von Lmil Preetorius stellt eine
abqeschloffsne Leistunq dar, die dem Anspruch der Ge-
qenwart an das Vüh'nenbild ebenso gerecht wrrd wie den
Vorschriften Wagners. Von licbevoller Werktrsue lietz
sich auch Heinz Lictjenals Reg'ffeur bei der Crneue-
runq seiner srüheren Leistunq und d«r Cinordnunq dcr
neuen Sänger in das „Rhcinqold"-Cnsemble^ ^^Een.

Die pausenlose Aufsührunq sand am Schlutz herz-
lichen Veifaü-

kunsk und Wlssenschaft.

sEin Grabbe-Denkmal für Detmold.s Zur 100. Wie-
derkehr des Todestages des qrotzen deutschen Dramatikers
Lhristian Dictrich Grabbe am 12. September plant
scine Vaterstadt Detmold neben der Veranstaltung der
qrotzen Grabbe-Festwoche dic Crrichtung eines Grabbe-
Denkmals. Mit der Ausführung eines Lntwurfs
wurde dr Vildhauer Schramm beauftragt.

sDie Erössnung des Ernst-Morih-Arndt-Museums
aus Rügen.j In Garh auf Rügen, unweit von Crnst
Moritz 'Arndts Geburtsort Groß-Schoritz, ersteht das
neus Heimatmuseum, das vorwieqend dem Gedächt-
nis von Crnst Morih Arndt qewidmet ist. Das Museum,
das im Obergeschoß über eine reiche Vücherei verfüqen
wird, soll schon stn Oktober bezuqssertiq sein und eröfsnet
werdcn.

sVon dcn deutschen Hochschulen.s Der Direktor dcr
Medizinischen Äniverfitäts-Poliklinik, Dr. Paul Mo-
rawitz in Leipziq, ist im Alter von 57 Iahren qestor-
bcn. Proseffor Morawitz hat sich sachliterarisch bcson-
ders auf dem Gebiet der Crkrankunqen des Vlutes und
des Kreislauss sowie der Verdauungsorqane betätigt. —
Dr. Ludwig Prandil, Vorsihender der Gesellschaft
für angewandte Mathematik und Mechanik und Ordina-
rius an der Anivcrsität Götting.en, sowie Direktor
des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Strömunqsforschunq,
ist von der Aniversität Lambridqe zum Chrendok-
t o r ernannt worden. — Der Lhefarzt der chirurqischen
Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Lübeck,
Proseffor Dr. Iohann Karl Lehmann, ist als Nach-
folger des tödlich verunqlückten Profeffors von Gaza nach
Rostock berusen und zum Dirsktor dsr Lhirurqischcn
llnivcrsitätsklinik dortselbst ernannt worden.

Kleine Notizen.

klnweit von Lells ist von der Deutschen Iägsr-
schaft eine wiffenschaftliche Forschungsstation errichtet
worden, deren Aufqabe es ist, Verteilunq, Drut
und Wanderunq unserer deutschen und der durch-
ziehenden nordischen Cnten zu klären. Cs sollcn in
qrößerem 5lmsanq Cnten qesangen uno oann mit Rinqen
der Voqelwarte Heqeland berinqt wreder freiqelaffen
werden.

In der ersten Iuliwoche 1937 ftndet anlätzlich der
Taqung der Weimarer Shakcspcare-Gesellschast eine
Sbak'espeare-Festwoche statt. Zur Aufsührunq
qelanqen die Römsrdramen Shakespeares, und zwar „Ti-
tus Ändonicus", „Iulius Läsar", „Antonius und Lleo-
patra" und „Coriolan".

Amerikanische Kriegsschifse sind nach Spanien
unterwegs.

Erlebnisse der roten Arbeitersportler in Varcelona.

Paris, 24. Iuli. Von den französischen Damp-
fern die die Arbeitersportler aus Barcelona ab-
geholt haben, werdcn die ersten Berichte über die
Schreckenstaqe in dcr katalanischen Hauptstadt ge-
sunkt. Drei Tage lang hätten sich die Arbeitersportler
in den Kellern ihrer Hotels aufgehalten, da die Schietze-
reien kein Cnde nahmen. Leberismittelknappheit sei cin-
getreten, die durch Plünderungen noch verschärft
worden sei. Bei einem kurzen Ausflug in die Stadt hät-
ten die französischen Arbeiter große Verwüstungen, bren-
nende Klöster, Kirchen u. a. sestgestellt. Sie seien dabei
zwischen kämpfende Parteien geraten und ins Feuer ge-
kommen, das zwei Franzossn schwer verletzt habe. Der
Widerstand dsr Militärgruppe dauere noch an. Man
zähle in Barcelona bereits mehralslOOOTote und
eine ungleich höhere Zahl von Verlehten.

Pariser Berichte aus Spanien.

PariS, 23. Juli. Ein Vertreter des „Jntransigeant"
ist in zwölf Stunden von Paris nach Madrid und zurück

geftogen, urn Bilder von der Lage zu beschaffen. - ,
Blatt verösfentlicht heute ganze Seiten von Photos ov
den Madrider Kampftagen. Es berichtet, daß bei oer
Montana-Kaserne 116 Osfiziere und LOOJunS
f a s ch i st e n mit Maschinengewehren erschosfen ntz
ins Massengrab geworfen worden seien.
auf dem Madrider Flugplatz vorhandenen Flugzeuge o^
Militärs seien alte Modelle. Die Volksfröntflieger o(
nutzten daher zur Bombardierung ihrer Gegner ?.!^
schnelleren Verkehrsflugzeuge, die statt der Fahrgal^
Bomben mit sich sührten. .

Reisende, die an der französischen Grenze.o^
Perpigan eingetroffen sind, erklären, daß in den Strab^"
von Barcelona noch Leichcn herumliegen.

„Jntransigeant" berichtet, daß in einer Madrider K«
serne 116 Ofsiziere und 200 I u n g f a s ch i st e?
mit Maschinengewehren erschossen und in ein 2"a>
sengrab geworfen worden seien.

Nach einer Meldung aus Gibraltar sollen >'"7
1OO0O Einwohner von Malaga in der Nachbarschaft„Ä
Lächerheit gebracht haben. General Franco habe ot"
Mann der spanischen Fr emdenleg ion nach AlS^'
ciras befördert, um gegen Malaga vorzudringen, das aw
geblich von 20 000 Mann Regierungstruppen gehalte»
werde.

Die deutsckie Kolonie in Tanger wohlauf.

Berlin, 23. Juli. Wie wir erfahren, hat das deutsA
Konsulat in Tanger Mittwoch abend nach Berlin bericw
tet, daß in Tanger Ruhe herrscht und di°
deutsche Kolonie sich wohlaus befindet.

Da^

Tmult im Mer-m.

„Innenminister Simon ist ein Lügner!"

London, 23. Iuli. In der Sihung des Änter-
hauses kam es am Donnerstag nachmittag zu so wü-
sten Tumulten, daß di« Sihung unterbro-
chen und mehrere Abgeordnete ausgeschlos-
s e n werden mußten — ein in der Geschichte des briti-
schen Parlaments äutzerst seltenes Creignis.

Als Innenminister Sir Iohn Simon die Reform
der Arbeitslosenunterstühung verteidigte, sprang der
linksradikale Arbeiterparteiler Vuchanan wie ein
Wilder auf und brüllte Simon ins Gesicht, er lüge.

Der Sprecher unterbrach hierauf die Aussprache und
verlangte, daß Buchanan sich wegen seines unparlamen-
tarischen Ausdrucks entschuldigen solle. Vuchanan
wiederholte jedoch seine Beschuldigung, was bei-
spiellosen Lärm auslöste. 2lls der Sprechsr daraus
bestand, datz Vuchanan seine Veschuldigung zurückziehen
müsse, antwortete dieser, Sir Iohn Simon habe w i s-
sentlich diedlnwahrheit gesagt. Cin neuer
Cntrüstungssturm des Hauses war die Äntwort.

Cin konservativer Abgeordneter brachte nun den An-
trag auf Ausschluß Vuchanans aus dem Hause
ein. Dieser Beschlutz wurde mit 248 gegen53
Stimmen angenommen. Buchanan verlietz das
Haus mit den Händen in den Hosentaschen. Durch un-
gebührliches Verhaltsn erzwang dann auch der links-
radikale Campbel Stephan seinen Ausschluß.

Als sich die ftnruke geleqt hatte und Sir Iohn S i-
mon seine Rsde fortsstzen wollte, erhob sich der Abqe-
ordnete Tocks und erklärte ebenfalls, datz Simon
ein Lüqnsr sei. Simon versuchte jedoch diese Be-
mcrkunq zu überhören und wollte seine Rede fortsehen.

Darauf erhob sich der Abqeordnete Mac Govern
und verlangte, datz die Hausordnung nicht nur gegen die
unabhängig'e Arbeitsrpartei, sondern auch gegeri Mit-
glieder der Arbeiterpartei selbst angewendct werde. Der
Sprecher lehnte jedoch diese Crklärmig ab und wollte den
Innenminister veranlassen, seine Nede fortzuschen.

Daraufhin verlangte Mac Govern erneut das
Wort und erklärte unter dem Veifall der Linken: „Ich
habe gesagt, datz der Innenminister ein verfluchter
Lügner ist!" Der Sprecher beantragte darauf, auch
diescn Abgeordneten auszuschlictzcn. Das Haus nahm
den Antrag an, Mac Govern weigerte sich jedoch, der
Aufforderung des Sprechers zum Verlassen des Saales
nachzukommen. Der Sprecher war schlietzlich gezwungen,
den wachhabenden Sergeanten zu rufen. Dieser be-
gab sich daraus zum Sih Mac Governs mid führte den
Widcrspenstigen aus dem Saal.

Icutsches Reich.

Der Dritte Internationale Freilustschulkongretz in
Hannover nahm am Schlutz seiner Veratungen mehrere
Cntschlisßungen an. Zur Frage der Cinrichtung
wird u. a. vorgeschlagen, die Schulen in Zukunst nicht
mehr im Innern, sondern im Grüngürtel der Großstädte
zu errichtsn. Cine weitere Cntschlietzung besagt, datz der
Kongreß dic dringende Notwcndigkeit der Reform al-
ler Schulwerte erkcnne. Ziel dcr Crziehunq sei , das
Glcichgewicht der körpcrlichen und sportliche» mit der
intcllektuellen und sittlichen Crziehung herzustellcn. Cs
wurde beschlosien, daß das Komitee künftia den Namen
„Internationales Komitee für Frcilusterziehung" führen
foll. Präsident ist Dr. Mola (Montevidco), General-
sekretär Direktor Karl Triebäld (Vielcfeld). Der
vierte Kongretz soll in drei Iahren in Rom stattftnden.

Frachtermätzigung für die Veförderung von Vaustos-
sen sür die Klcinsiedlung. Die Hauptverwaltung der
Deutschen Reichsbahn hat sich in verständnisvoller Wür-
diguna der autzerordentlichen staatspolitischen Vedeutung
der Kleinsiedlung in entgegenkommender Weise
bereit erklärt, die für die Veförderung von Vaustof-
fen zum Zweck der Kleinsiedlung bs zum 31. Iuli 1936
zugestandene Frachtermäßigung von 20 Prozent
in jederzeit widerruflicher Weise, zuiiächst bis zum 31.
Iuli 1937, weiter zu gewähren.

Gesprach jjher Mi Erdteile hinnreg.

Reichssportführer von Tschammer und Osten telephoniert
mit Tokio.

Verlin, 23. Iuli. Aus Anlaß dcr XI- Olympischen
Spiele führte ein Vertreter der japanischcn Nachrichten-
agcntur Domei am Donnerstaq vormittaq von Tokio
aus ein Telephon-Interview mit dem Reichs-

sportsührer von Tschammer und O sten, der sich (m
Haus des Deutschen Sports in Berlin besand. Die Ver-
ständigung über die 10 000 Kilometer weite Entfernung
war auf beiden Seiten sehr gut.

Der Reichssportsührer wies darauf hin, datz die
XI. Olympischrn Spiele mit ciner Beteiligung
von 53 Nationen und mehr als 6000 Olympiakämpfern da's
grötzte Sportereignis aller Zeiten gewor-
dcn stnd. Der olympische Gcdanke hat eincn triumphalen
Sieg davongetragen. Die Spiele sollcn, wie im alten
Gricchenland, «ine Synthese von Kraft, Schönheit und
Geist werdcn. Der Reichssportführer schilderte dann
die gigantyche Größe der Olympia-Kampfstätten. Cs
sei gewitz mcht übertrieben, bei den sportlichen und künst-
lerischen Wettbewerben mit einer Zuschauerzahl von
200 000 bis 300 000 täglich zu rechnen. Dsr Reichs-
sportführcr berichtete weiter über die einzigartige Än-
terbringung der Kämpser im Olympischen Lorf,
in dem siE stch in einer prächtigen Landschaft und abge-
schiedener Ruhe ungestört auf dis schweren Kämpfe vor-
bereiten können. Die japanischeMannschaft habe
in diesem Dors zwei qroße Häuser bezoqen, die ganz nach
den Wünschen japanischen Teilneymcr einqerichtet

wurden. Auf eine entsprechende Fraqe erklarte von
Tschanimer und Often, daß die japanische Mannschast
durch ihr vorbildliches sportliches Verhalten, durch ihre
mustcrhaste Disziplin und den beispiellosen Cifer, mit
dem sie sich auf die Wettkämpse vorbereitet, allseitige Be-
wunderung erreqt. Mit einem solchen Geist und mit den
Leistungen, die sie beim Training gezeigt hat, könncn ihr
die Crfolge nicht versagt bleibeni Der Reichssportführer
schlotz die telephonische Llnterhaltung mit einem Gruß der
deutschen Sportlcr und dcs deutschen Volkes an das japa-
nische Volk. Die deutsche Sportwelt versichert die japa-
nischcn Sportler ihrer Verehrung, Hochachtung und aus-
richtigen Kameradschaft.

Neues vom Tag.

Leni Riefenstahl aus Griechenland zurück.

Verlin, 23. Iuli. Am Donnerstag abend traf Leni
Riefenstahl, die mtt der Herstellung des Olympig'
films beauftragt ist, nach siebentägigem Aufenthalt ia
Griechenland auf dem Flughafen Tempelhof mtt de«
Olympia-Sonderflugzeug ein. Sre schilderte das außer-
ordentliche Entgegenkommen der griechischen VehörveN
und die Begeisterung, mit der der' Gedanke des Olyw-
pischen Fackellaufs in ganz Griechenland aufgenomnicn
worden sei. Als die gewaltigsten Cindrücke bezeichnete
sie die echte und ursprünglichs Sympathis, die das grie-
cbische Volk bei jeder Gslegenheit für Deutschland bekun-
det habe.

Luftschiff „Hindenburg" vor Rio de Ianeiro.

Hamburg, 24. Iuli. (Cig. Funkmeldung.) Das Lust-
schiff „Hindenburg" stand, nach einer Meldung dec
Deutschen Seewarte, heute Freitag morgen um 6.30 fthr
MCZ. nur noch 150 Kilometer vöm Zielhasen Rio de
Ianeiro entsernt.

Zweifache Olympia-Siegerin aus der amerikanischen
Mannschast ausgestotzen.

Hamburg, 24. Iuli. (Cigene Funkmeldung.) Kurz
vor der Ankunft der „Manhattan" im Hamburger Hafen
trat das amsrikanische olympische Komitee zu einer
Schlutzsitzung zusammen, auf der die amerikanischc
Schwimmerin imd zweifache Olympia-Siegerin Elearnv
Holm-Iarrat wegen mehrfacher Verletzung der
Trainingsvorschriften mit sofortigem Ausschlutz
aus der amerikanischen Olympia-Mannschaft besttast
wurde.

Clearno Holm war öfter in der Var des ameri-
kanischen Olympiaschiffes angetroffen worden. Präsident
Brnndage hatte die Spörtlcrin wiederholt auf die
Trainingsvorschrfiten hingewiesen, die Alkoholgenutz ver-
bieten. Auf diese Vorhaltungen Lutzerte sie stets, Cham-
pagner gehöre auch zu ihrem Training und man werde es
wohl nicht wagen, sie zu bestrafen, da sa ihr dritter
Olympia-Sieg ein sicherer Punkt für Amerika sei. Als
sie am letzten Tag der Äeberfahrt in angetrunke-
nem Zustand anqetroffen wurde, entschloh sich das
amerikanische Komitee zu einer radikalen Matznahme-
Die Sportlerin mußte sofort ihre Olympia-ftniform zu-
rückqeben. Dann wurde ihr mitqeteilt, datz sie nach der
Ankunft in Hamburq sofort mit der „Bremen" wieder
heimkehren müffe.

Die Knegsmarine gedenkt der „Zltis"-Helden.

Ehrung der tapsere» Mannschast des vor vierzig
Iahren »mtergegangenen Schifses.

Verlia, 23. Iuli. Der Oberbefehlshaber der
Kriegsmarine, Generaladmiral Dr. h. c. Raeder, hat
folgenden Tagesbefehl an die Kriegsmarine erlassen:

„Am 24. Iuli gedenkt die Kriegsmarine in Stolz
und Treue der tapferen Besahung des Kanonenbootcs
„Iltis", die vor vierzig Iahren beim ftntergang i»
schwerem Orkan durch treucste Pflichterfüllung bis zum
lehten Atemzug Vorbild wurds sür jcdeii deutschen
Seemann und Soldaten. Wie das Flaggenlied, das die
„Iltis"-Vesahung nach Vorgang des Oberfeuerwerk-
maaten Raehm im Angesicht des Seemannstodcs an-
stimmte, zum Weihelicd der Marine qeworden ist, so
wird der Geist der heldenhaften „Iltis"-Besatzung wis in
der Vergangenheit so auch heute und für alle Zeiten in
den Desahungen der Kriegsmarine lebendig bleiben."

Turnvater Zahns letzte Ruhestatte.

Die Umbettung in Freiburg an der Anstrut.

Freiburg an der Unstrut, 23. Iuli. Als Auftakt zur
Cinweihung der Iahn-Gedenkstätten in Frei-
burg an der Unstrut am 19. Auquft wurden in dsr Racht
zuni Donnerstag die Geberne Friedrich Lud-
wig Iahns von der Altargruft an der Iahnturnhalle
zu seiner lehten Ruhestätte in der neucn Gruft auf deni
Iahn-Chrenhof oben auf dem Freiburger Schloßberg ge-
bracht.

Von der Altargruft an der Iahn-Turnhalle, wo
Iahn 1894 von der Leutschen Turnerschaft zum erstenmal
umffebettet worden war, qing um Mitternackt unter den
Klängcn der Freiburger Lomqlocken dsr schweigende Zug
durch die Straßen der Stadt Frciburg. Hinter dem Sarg
marschicrte auch der llrenkcl Fricdrich Ludwig Iahns,
Friedrich Quehl. Auf dem Iahn-Chrenhof fand bci
Fackclschein eine Feierstunde statt. Nach dem Turnerlied
„Cin Ruf ist erklungen" hielt Reichsfachamtsleitcr S t e-
ding die Gedenkrede, in der er noch cinmal die Tat
und Leistuna Friedrich Ludwig Iahns würdigtc. Dann
wurde der Sarg in die Tiese gelaffen. Werkleute mauer-
ten die Gruft zü, über die ein 28 Zentner schwerer Stein
aewälzt wird. hitler.Iungen übernahmen nach der
Feier die Chrenwache.

Hauseinsturz in Bndnyest.

Visher sünf Todesopfer festgestellt.

Budapest, 23. Iuli. Aus der Rakosci-Stratze in un-
mittelbarer Nähe des Ostbahnhoses stürzte am Donners-
tag nachmittag ein vierstöckigcs Wohnhaus
ein. Bisher konnten vier Todesopser geboigcn
werden. Cs handelt sich um drei Vewohner des einge-
stürzten Hauses und um einen Fußgänger. ftntcr den
Trümmern wurde ferner ein weiterer Totcr festgestcllt.
Seine Vergung war jedoch noch nicht möglich. Weiter
sind bis jetzt zehn Verwundete ins Krankenhaus gebracht
worden. Die Ausmatze dss Unglücks sind noch nicht z»
übersehen. Man befürchtet, datz möglicherweise zwan-
zig bis dreihig Hausbswohner und autzer-
dem noch die zur Zeit der Katastrophe in den im Crd-
geschoß befindlichsn Geschästen weilenden Personen den
Tod gefunden haben.

Das Anglück ereignete sich kurz vor 15 fthr. E>n
Polizist, der in der Nähe des Hauses auf Posten stand,
beobachtete plötzlich, wie die Mauern ins Schwanken ac-
rieten. Sein Warnungsruf kam zu spät. Schon im
nächsten Augenblick stürzte das vierstöckige Gebäudc mit
Donnergetöse zusammen. Sämtliche Stockwerks waren
bewohnt. In oen Geschäftsräumsn im Crdgeschotz, wh
Ämbauarbeiten vorgenommen wurden, herrschts zur Zeit
des Cinsturzunglücks reges Leben. Feuerwehren und
Sanitätspersonäl waren in kurzer Zeit zur Stelle urid
nahmcn gemeinsam mit Pionierabteilungen die Ver-
aungsarbeiten auf. Die Trümmer, die die Stratzc ver-
jchütteten, sollen nach Verichten ciniger Augenzeugen auch
>»ttre Krastdrojchke vernichtet haben.
 
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