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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9513#0276

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Fernsprecher°S.°A. 7351—53.

,Heidelberger Neueste Nachrichten^ — „Heidelberger Anzeiger*

Sainstag, 25. Iuli 1936

Nr. 1?2

Zusicherungenin der Richtung abgegeben hat, daß
Haussuchungen. Beschlagnahmen und Verhastungen nicht
willkürlich erfolgen dürfen und daß strenqe Anweisungen
an alle Polizeiorgane. einschließlich der rotcn Miliz, gege-
ben wurden, umdenSchutzderAusländerin Ma-
drid sicherzustellen. Diese Anweisungen sind inzwi-
schen bereits durch Radio und durch die spanische Presse
vcrbreitet worden. Die Polizeiorgane und die Vevölkc-
rung wurden in diesen Anweisungen aufgefordert, alle
Ausländer höflich und zuvorkommend zu behandeln.

Von den bisher verhafteten Rcichsdeut-
schen, deren Zahl nach den lchten Nachrichten sich auf
29 erhöht hatte, sind 27 nach kurzem Crmittlungsverfah-
ren auf Grund der Intervcntionen der Botschaft wieder
sreigeiassen worden. Gegen zwei Reichsdeut-
sche schwebt noch ein Crmittlungsverfahren.
Wenn auch im übrigen verschicdene Haussuchungen und
Bedrohungen Reichsdeutscher stattgcsunden haben, sind
Verwundungen und Todesfälle bisher nicht bekanntge-
worden. Cine Anzahl Rcichsdeutscher, die besonders ge-
sährdet erschien, hat Aufnahme in der deutschen Votschaft
gefunden, wo sie auch verpflegt werdcn.

Deutsche Reichsangehörige aus Varcelona abgereist.

Varcelona, 24. Iuli. Hier dauern die Brand-
schahungen an. Cine Anzahl Schulen sind erneut
geplündert worden. Cin englischer Kreuzer, sowie
zwei italienische Kriegsschiffe lregen außerhalb der
Mole; deutsche Reichsangehöriqe hatten qe-
stern die Möglichkeit, mit einem italienischcn Dampscr
abzureisen.

Deutsche und Franzosen aus San Sebastian gerettet.

hendaye, 24. Iuli. 53deutsche Staatsange-
hörige in San Sebastian wurden am Freitag auf Ver-
anlaflung der deutschen Botschaft an Bord eines eng-
lischen Kreuzers nach dem benachbarten sranzösischen
Hafsn St. Iean de Luz gebracht.

Der französische Fahrgastdampfer „Mexique" ist am
Freitag von Bordeaux aus in See gegangen, um in San
Sebastian französische Staatsangehörige an Vord zu neh-
men. Cin Teil von ihnen konnte bereits im Lauf des
Freitaq nachmittag nach St. Iean de Luz gebracht wer-
den. <^s handelt sich um 200 Frauen und Kinder.

MWkiss Ms Madrid.

Meldungen des Senders Sevilla.

Lissabon, 24. Iuli. Der nach wie vor im Vesitz
der Militärgruppe besindliche Rundsunksender Sevilla
meldete am Freitag einen Angriss der Luststreit-
kräste des Generals Franco aus Madrid. Der-
schiedene Ministerien und der Flugplatz Getase seien mit
Bomben belegt worden.

Den Truppen der nationalen Militärerhebung sei es
gelungen, die Wasserversorgung Madrids abzu-
schneiden, wo bereits auch Lebensmittelknappheit einge-
treten sei.

Weiter berichtete der Sender, daß sich der Kreuzer
„Almirante Cerva" der Militärgruppe angcschlos-
sen habe, die jetzt in Burgos ihr Hauptquartier habe
und dort einen Regierungsausschuß gebildet habe. Auch
die Cinnahme von Cordoba durch die Truppen
Gsneral Francos wird aus Sevilla gemeldet.

Wie aus Burgos gemeldet wird, haben sich die
Städte Bilbao, Ciudad Rodrigo und Fsr-
rol der Militärgruppe angsschloflen. Dis Regie-
rungstruppen seien bei Avila, Orense und Zamora
nach heftigen Kämpfen geschlagen worden.

Die Provinz Galicien erobert.

Lissabou. 24. Zuli. Wie bekannt wird, ist die
MilitärHrupp« in Vigo erfolgreich. Stadt
und Hafen befinden fich sest in den Händen der Natio-
nalisten.

Die allgemeine Lage in Galicie«, der nordwest-
lichen Provinz Spaniens, scheint sür die Militärgruppe
gesichert.

Ameriklis M SlnmpiikSmvkr.

Serzlichrr Emvslmg in BtrlM.

Die RiliiiirWWe Amll >m BordriMkii.

Kreuzer „Iaime I." unterwirst sich.

Lissabo «, 24. Iuli. Aus verschiedenen Funksprü-
chen der Sender Cadiz, Salamanca und Sevilla geht her-
vor, daß die Truppen der nationale» Militär-
erhebung überall im Vordringen begrisfen sind
und daß in den von ihnen besehten Provinzstädten das
Leben wieder seinen normalen Gang geht.

Ferner wurde hier ein Funkspruch des Generals
Franco an dsn Kreuzer „Iaime I." aufgefangen, in
dem der Kreuzer zur sofortigen ilebergabe ausge-
fordsrt wird, andernfalls er versenkt würde.

Der Kreuzer „Iaime I." hat inzwischen seine
ilnterwerfung angekündigt und General Franco
um Verzeihung gebeten. General Franco hat die sofortige
llebergabe des Kreuzers an die zuständige Militär-
stelle angeordnet.

Verlin, 24. Iuli. Mit zwei Sonderzügen der
Deutschen Reichsbahn ist die Olympiamannschaft
der Vereinigten Staaten von Amerika, die
mit mehr als 500 Aktiven und Begleitern dis
stärkste ausländische Olympiamannschaft überhaupt dar-
stellt, am Freitag nachmittag um 14.30 Uhr auf dem
Lehrter Bahnhof eingctrofsen. Der amsrikanischen Mann-
schaft wurde durch die amtlichen Stellen und die Ver-
liner Bevölkcrung ein überaus herzlichcr Cmp-
fang bereitet.

Der Präsident des Orqanisationskomitees, Mister
Avery Vrundage begrüßte Dr. Lewald mit einem
herzlichen Händedruck, serner den Dräsidenten des Deut-
schen Olympischcn Ausschuffes, Reichssportführer von
Tschammer und Osten und die anderen Mitglieder des
Organisationskomitees, sowie das älteste Mitglied des
amerikanischen olympischcn Komitees, Mister W. Mac
Garland, der bereits am Tag zuvor mit dem olym-
pischcn Vanner in Berlin eingetroffen war.

Cin buntes Sprachengewrrr von herzlichen Beqrü-
ßungsworten, ein Woqen und Treiben von weit über
tausend Menschen, bei dem die grotzen wsitzen Strohhüte
der Amerikaner ganz besonders aussielen, erfüllt die
Halle, bis durch den Lautsprecher der Deginn der offt-
ziellen Begrüßung angesagt wurde.

Präsident Dr. Lewald

begrüßte, nachdem auch dcr zwcite Sonderzua eingelaufen
wär, die amerikanische Mannschast in englischer Sprache.
Cr bezeichnete die Ankunft der größten Mannschaft, die
die Vereinigten Staaten als die größte Sportnation der
Welt entsandt hätten, als einen historischen Tag im Le-
ben des internationalen Sportes und sprach den verant-
wortlichen amerikanischen Sportführern sür ihre großen
Anstrengungen seinen herzlichen Dank aus. Insbesondere
hieß er den Präsidenten des amerikanischen Olympi-
schen Komitecs, Mr. Avery Vrundage und das äl-
tests Mitglied des Komitees, W. M. Garland will-
kommen und gedachte des verstorbenen Generals Charles
Sherril, des früheren amerikanischen Mitgliedes im
Olympischen Komitee, deflen plötzlicher Tod einen har-
ten Schlag für den Sport Amerikas und dsr ganzen
Welt bedeutet«. Präsident Dr. Lewald forderte zum
Schluß die deutschen Sportfreunde auf, die amerikani-
schen Kameraden mit einem dreifachen Sieg-Heil zu be-
grüßen. Donnernd klang der Ruf durch die Bahnhofs-
halle.

Nach dem „Sieg-Heil" intonierte die Kapelle des
Olympischen Dorfes die amerikanische Nationalhymne,
während die Deutschen mit erhobener Rechten den Ameri-
kansrn die Chrenbezeugung erwiesen.

Der Präsident des amerikanischen Olympischen
Komitees, Dr. Avery Vrundage,

erklärte in seiner Crwiderungsansprache, daß die Ver-
einigten Staaten gerade diesen Olympischen Spielen in
Verlin mit größter Spannung entgegensehen. Die

Vorbereitungen, die der deutsche Sport getrossen
habe, seien geradezu einzigartig. Die Vereinigten
Staaten, die sich in vieler Äeziehung als führend in der
Welt betrachteten, hätten ihnen nichts Glsichartiges qe-
genüberzustellen. Präsident Vrundage schloß: „Die
Clften Olympischcn Spicle werden dis besten und
größtsn derWelt sein; dis große deutsche Nation
und die Führer des dcutschen Sports könncn es sich schon
heute als ihr Verdienst anrechnen, einen glänzenden
Beitrag zur internationalen Freund-
schaft, Verständiqung und zum Frieden unter den Völ-
kern aller Welt geleistet zu habcn."

In freudiger Spannung verließen dann die amerika-
nischen Sportler den Vahnhof und besttegen die Omni-
busie, um zu dem Cmpfang im Rathaus zu fahren.

Die amerikanische Mannschaft im Rathaus und im
Olympischen Dors.

Der Cmpfang der amerikanischen Olympia-
mannschaft im Verliner Rathaus gestaltete sich zu
einem eindrucksvollen Festakt. Als die Mannschast
vor dem Rathaus Ausstellunq genommen und sich die
Mitglieder des Deutschcn Olympischen Komitees mit
Präsident Lewald und dem Reichssportführer von
Tschammer und Osten an der Spitze aus der Freitreppe
versammelt hatten, klang die amerikanische National-
hymne aus, die von der Menge mit der zum deutschen
Gruß erhobenen Hand angehört wurde. Dann entbot
Staatskommiffar Dr. Lippert den 2lmerikanern seinen
Willkommensgrutz.

In dem großen geschichtlichen Festsaal hielt der
Staatskommiflar eine Begrüßungsansprache,
in der er mit herzlichen Worten der Freude über den so
zahlreichen Vesuch der Amerikaner Ausdruck gab und auf
die kulturellen Veziehungen hinwies, die
Deutschland und die Vereinigten Staaten durch dcn
jahrzehntelangcn Austausch technischer Crfahrungen und
nicht zuletzt auch durch Vande des Blutes miteinander
verbinden.

Nachdem Staatskommiflar Dr. Lippert dem Mann-
schaftsführer, dsm Präsidenten des nordamerikanischen
Olympischen Komitees, Avery Vrundage, dis Olym-
Pia-Plakette der Stadt Berlin überreicht hatte,
brachte dieser namens seiner Mannschaft den Dank für
diesen überwälttgenden Cmpfang in der Reichshaupt-
stadt zum Ausdruck. Besonders erfreut sei die amerika-
nische Mannschaft auch durch die herzlichen Sympathie-
kundgebungen der Berliner Bevölkerung qewesen.

Damit war der offizielle Empfang abgeschloffen und
die amerikanischen Gäste begaben sich in fünszehn großen
Autobuflen des Reichsheeres zum Olympischen
D o r f.

Nach einer kurzen Vsgrüßung vor dem Verwal-
tungsgebäude durch den Kommandanten des Olympischen
Dorfes, Oberstleutnant Freiherr von und zu
Gilsa, stteg unter den Klängen der amerikanischen
Hymne das Sternenbanner am Mast empor. Dann
wurden die Amerikaner zum „Sächsischen Viertel" gelei-
tet, wo die stärkste ausländische Olympiamannschast nicht
wemqer als vierzehn Häuser dezog.

Der Sender Pontevedra teilt mit, datz die in kommu-
nistischem Besitz befindliche Stadt Tuy bluttge Stra-
ßenkämpfe erlebte urrd hat die Hilfe nationalistischer
Truppen erbeten.

Aus Drabanca (Nordportugal) wird das Cinttes-
fen zahlreicher spanischer Flüchtlinge gemeldet, die
die Greuelszenen in dem kommunistisch beherrschten Ge-
biet schildern.

San Sebastian im Besitz der Militärgruppe?

hendaye, 25. Iuli. (Cig. Funkmeldung.) Die Rund-
funkstation Navarra hat ofsiziell mitgeteilt, daß San
Sebastian von der Militärgruppe besetzt wor-
dsn sei. Die Truppen sollen von der Vevölkerung mit
stürmischem Iubel begrüßt worden sein.

Da unmittelbare Nachrichten aus San Sebastian um
Mitternacht in Hendaye nicht vorlagen, geben wir die
Meldung untsr allem Vorbehalt weiter.

Cine aus Malaga bei der Votschast eingelaufene
Meldung besagt, daß die Straßen der Stadt von bewass-
neten Kommunistenbandsn durchzogen werden, die
alle Angehörigen spanischer Rechtsverbände, deren sie hab-
hast werden können, verhasten und niederschietzen.

15 000 Flüchtlinge in Gibraltar.

London, 24. Iuli. In Gibraltar befinden sich
zur Zeit schähungsweise 15 000 Flüchtlinge aus
Spanien und Spänisch-Marokko. Am Frcitag tras auch
eine Gruppe Flüchtlinge aus Algeciras ein.

*

Iüdischc Emigranten in den Reihsn der spanischen
Regierungstruppen.

Iassa, 24. Iuli. Die jüdische Prefle in Palästtna bs-
richtet, datz 150 jüdische Cmigranten aus
Deutschland in die Reihen der spanischsn Regie-
rungstruppen eingetteten seien, um „die Faschisten zu
bekämpfen".

Weiter mclden die jüdischen Blätter aus Spanien,
daß dis aus Palästina gekommenen jüdischen Teil-
nehmer an der sogcnannten Arbeiter-Olympiade in
Varcelona infolge der lehten Creignifls mittellos an
der spanischen Grenze festsihen, während ihr Geld und
ihre Auswcispapiere in Varcelona zurückgeblieben seien.

Der.Mg" in BMM.

Festliche Aussührung der „Walküre'.

Die Aufführung des Nibelungenringes in Bay-
reuth wurde am Freitag mit der „Walküre"
fortqesetzt. Wieder wohnte der Führer und Rsich s -
kanzler der Vorstellunq bei. Autzer den Reichsmini-
stern Generaloberst Göring, Dr. Goebbels und
Dr. Schacht sah man untcr dcn neuqekommcnen Fest-
spielgästen den Reichskriegsminister Gcneralfeldmarschall
von Blomberq und den Oberbefehlshaber des Hee-
res, Generaloberst Freiherrn von Fritsch.

Das gssellschastliche Vild, das sich allabendlich in
dem Vorgarten des Festspielhauses zu entwickeln psleqt,
war an dicsem Tag besondcrs vielgcstaltig und rcich. Die
Vershrer Wagnerscher Musik aus aller Welt fanden sich
wieder und tauschtsn begeistert ihrc Cindrllcke aus. In
vielen Sprachen tat sich die Bewunderung über den herr-
lichen Kunstgenutz des Tages kund, und in dasLob der
Ausländer mischts sich der Stolz der deutschen Vesucher.

Im V-rlauf der diesjährigen F-stspiele stellt die
Aufführunq der „Walkürc" einen Höhepunkt dar. Ls
war ein Triumph der Festspielidce im Sinn des Außer-
gswöhnlichen und einer stetigen Arbeit, die seit mchreren
Iahren von Heinz Tietjen als Regiffeur und Emil
Preetorius als Vühnenbildncr geleistet wird. In
Wilhclm Furtwängler erhielt diese vorbildliche
Werkgemeinschast einsn qleichwertigen Dirigentsn, der,
überraschcnd schnell mit den besonderen Klanqvcrhält-
nissen des Festfpielhauses vertraut geworden, der Aus-
führunq plastische Ilmrifle, mitreißende Vewegung und
unvergehlichc musikalische 2lkzente gab.

Im Rahmen dieser bsispiellosen Wiedergabe des er-
sten Hauptwcrkes der Nibelungen-Trilogie nahm der
erste Akt wiederum eine Sonderstellung ein; denn es
qelang der Kunst Maria Müllers und Franz Völ-
kers, das wundersams Crkcnnen Sieqmunds und Sieg-
lindes zu einem darstellcrischen und gesanglichcn CrlebniK
von seltener Cindringlichkeit zu gestalten. Iosef von
Manowarda war ihnen als Hunding ein unheimlich
drohender Gegenspieler. In den Götter- und Walkttren-
szenen dcr bcidcn anderen Auszüge standcn in Rudolf
Dockclmann und Margarete Klose klaflische Ver-
treter des Wodan und der Fricka auf der Vühne. Cine
Vrünnhilds von ungewöhnlichcm stimmlichen Format ver-
körperte Frieda Leider. Mit ausgewähltcn Stimmcn
war das Walkllren-Cnsemble besetzt.

Die Aussührung löste nacb ledem Akt außcrordentlich
starkcn Deifall aus, obwohl die Künstler nach Vayreuther
Brauch d«n Dank der Zuschauer nicht persönlich entqegen-
nehmen.

kunsl und W'lssenschast.

sDas Badische Staatstheater Karlsruhej hat zum
Cndc der Spielzeit ein Vühnenjahrbuch herausgs-
bracht, in dem vor allem Rechenschaft abgelegt wird über
die Arbeit in der Spielzeit 1935/3». Das geschieht so-
wohl durch Statistiken über die einzclnen Veränstaltungen,
als auch durch Aufsätze, wobci vor allem der Uraufführun-
gen gedacht wird. Geleitworte und Urteile führender Per-
sönlichkeiten beweisen, wie sehr die Arbeit des Badischcn
Staatsthcaters ancrkannt wird. Cin reiches Vildsrmate-
rial zeigt uns Aufnahmcn von denen, die beteiligt sind
an dicser crsolgreichen Arbeit, sührt uns aber auch noch-
mals im Geist zurück in manchen Thcatcrabend, erinnert
uns an manchcs große, oder auch heiters Crlebnis, das
uns diese Vühne im Laus der vergangenen Spielzeit
schenkte. . —ckt.

sEhrung langjähriger Fcstsptelgäste durch die Stadt
Bayreuth.j Im Austrag dss Bayreuther Oberbürger-
meisters Dr. Schlumpre ch t wurde sinc Anzahl lang-
jähriger Festspielgäste eine besondcre Chrung durch
die Htadt Vayreuth bereitet. Cs wurde ihnen als Ge-
schenk der Stadt eine Radierung von Sepp Frank
überreicht. Die Chrunq wurde folgenden Festspielgästen
zuteil: Dr. Crnst Adler aus Asch in Vöhmen, der schon
der Cröffnung des Festspielhausss vor 60 Iahren bei-
gewohnt hat, Freisrau von Arnim (Dresden), die seit
50 Iahren regelmätzig Festspielbesuchsrin ist, Hofrat Dr.
Arthur Meiner, Leipzig, (seit 1883), dem früheren Grotz-
herzog Crnst Ludwig von Heflcn und Graf Cconomi,
Wien, (beide seit 50 Iahren regelmäßiqe Festtpielgäste),
Prof. Dr. Dpmeyer, Hannover, (seit 1888), Prof. Dr.
Rudolf Grässnhain, Hannover, (l'eit 1889), Gräfin Zichn-
Zichy, die Präsidentin der ungarischen Liszt-Gesellschast
in Vudapcst, (seit 36 Iahrcn), Dr. Arno Voigt, Cflcn,
(seit 1899) und Landgerichtsdirektor Alfred Schlitz, Heil-
bronn. (seit 1901).

sDic Dcutsche ornithologische Gescllschasts hielt in
dcr Zeit vom 2l. bis 25. Iuli in Donn ihre 54. Iahres-
versammlung ab. Am Dienstag fand ein Vcgrüßungs-
abend statt, der sich zu einer Chrung sür Gsheimrat Pro-
feffor Dr. Alexander König, den Schöpfer des vrch
ihm benannten Vonner zoologischen Reichsmuseums, ge-
staltet«. In der Mitgliederversammlung wurde anstelle
des bisheriqen Vorsihenden Dr. Heinroth (Verlin)
Profeflor Dr. Steinbacher (Berlin) gewühlt. In
Anerkennung ihrer Vcrdienste um die ornithologische
Wissenschaft wurden u. a. Dr. h. e. Otto Lege (Inscl
Iuist) und Miß Magrct Nic« Columbus (Ohio-
ASA.) zu Chrenmitglicdern ernannt. Als Ort für die
nächste Tagung wurde Dresden bestimmt.

ReichMnzler«. D. Michaelis f.

Der Mann nach v. Vethmann-Hollweg.

Fürstenwalde, 24. Iuli. Der ehemalige Reichskanz-
ler und Oberpräsident Dr. M i ch a e l i s, ist am Freitaq
vornnttag im 79. Lebensjahr infolge eines Herzschlaqes
rn Bad Saarow am Scharmühelsee, wo er seit Iah'ren
zurückgezogen lebte, gestorben.

Georg Michaelis wurde am 8. September 1857
als Sohn des damaligen Kreisrichters Michaelis zu
Haynau in Schlesien geboren. Nach dem Studium der
Rechtswrffenschaftcn ging er als Dozent für Rechts- und
Staatswrssenschaften nach Totto. Viele der japanischen
Staatsmanner sind damals seine Schüler gewesen, und er
hat brs zum Kriegsausbruch Vsziehungen dorthin unter-
halten. Gcgen Cnde 1889 trat er in den preußischen
Staatsdrenst ern und wurde im Iahr 1909 von Freiherrn
von Rhernbabcn als Anterstaatssekretär ins preußische
Flnanznnmsterirrm berufen. ftnser seiner Leitunq wurde
rm Krreq dre Reichsgetrcidestell« qeschaffen. Zm Fe-
bruar 1917 «rfolgte seine Crnennung zum preußischen
Staatskommrffar sur Crnährungsfraqen.

Am 14. Zuli l917 wurde Michaelis Nachfolqer des
Herrn von Vethmann-Hollweg, als dieser dem Sturm im
Rerchstag werchen mußte. Cr war der erste Reichskanz-
lsr burqerlrchen Namens. Am 19. Iuli l9l7 stcllte sich
Mrchaelrs dem Reichstag zum erstenmal vor. Die Auf-
Einführunqsreds ließ nicht qenau erken-
nen, welche Haltunq dre Parteien zu dem neucn Mann
ernzunshmen gedächten. Doch klärte sich die Laqs bald
dayrn datz Mrchaelis den Anfordsrungsn seines Amtes
rn soicher Zeit, namcntlich den Parteien gegenüber, nicht
gewach,en wan Im Novcmbcr 1917 schon trat er wieder
zuruch Im März 1918 wurde er zum Oberpräsidcntsn
v?n Pominern ernannt. Dieses Amt qab er nach der
Revolutron auf und zog sich ins Privatleben zurück.

Zuchthausstrafen im Prozeß wegen des Skupschtina-
Anschlages.

...„.^Sroch, 24. Iutt. Der Staatsgerichtshof
sallte am Frertag nachmrttag das mit grotzem Intercffe
«rwartete Urteil ,n dem Prozeß wegen des Anschlaqs auf
den Mrnrsterpräsidenten Dr. S t o j a d i n o w i t sch in
der Skupschttna.

- Hauptangeklagte, Abg. Arnautowitsch, der
dre Schuffe abgegeben hatte, wurde zu 1 5 Iahren
Zuchtyaus und lebenslänglichem Verlust der Chren-
rechte verurteilt. Von den änderen als Anstifter Anqe-
klagten «rhielt Abg. Dragischa Stojadinowitsch 5 Iahre,
Abg- ^brtsch vier Iahre und Abg. Milowanowitsch an-
derthalb Iahre Zuchthaus. Drei Angeklagte wurden frci-
gesprochen. >

Deuffchliinds VMasiek in Madrid.

Dr. von Stohrer ernannt.

Berlin, 24. Iuli. Der Führer und ReichSkantt^
hat den Gesandten in Kairo, Dr. von Stohrer, K
Botschaster in Madrid ernannt. ^

Cbcrhard von Stohrer wurde am 5. Fed^,
1883 in Stuttgart als Sohn eines württembcrqischan
nerals geboren. Cr ist aus dem württembergischcn
dienst hervorgegangen und 1910 in den diplomattw

Dienst dcs Reiche's eingetreten. Nachdem er von
bis 1913 in Sosia, London, Brüflel und im Ausws^
tigen Amt beschäftigt gewcsen war, erfolgte 1913 st'^
Ernennung zum zweiten Sekretär bei der Botschast
Madrid, wo er die Kriegszeit verbrachte; 1918 wicdelv
in das Auswärtige Amt einberufen, wurde er 1923 K.,
Vortragenden Legationsrat und Dirigenten der Vercimis

ten Prefleabteilung der

reruno

ernannt. A

August 1924 wurde er dann als Nachfo^er von Gn-
der als Gesandter nach Buenos-Mres ging, Leiter eß
Personalabteilung des Auswärttgen Amts. Im Nov^
ber 1926 erfolgte seinc Crncnnung zum Gesandten, »
Kairo. Vor einigen Monaten erregte sein Auto-stN'A,
in der Wüste, wobei er nur durch Ausdauer und Kn

blütigkeit seine Rettung durch britische Flieger ernw-

- -- - - .- " -

lichte, lcbhafte Vesoranis und sympathische AeutzerunS
in aller Welt. Als Diplomat, oer schwierigen Lagen S
wachsen ist, tritt von Stohrer seinen Madrider Posten w

SeilWes Reich.

Oberst Lindbergh in Döberitz. Der amerikanE
Oberst Lindbergh besichtigte Freitag vormittag j-
Anlagen und Einrichtungen der Fliegeraruppe Döbel"
des Iagdgeschwaders Richthofen. Im Anschlutz
sand ein kameradschaftliches Zusammensein im Offizstl'
heim statt. Der Deutsche Auslandsklub veranstaltetc?
Chren des Oberstcn Lindbergh und seiner Gattin '
Landhaus Wannsee am Frertaq abend eincn Empsn?h
Oberst Lindbcrgh und seine Gattin verbrachten einsA
Stunden im Kreife ihrer deutschen Frcunde und der G?I^
des Klubs in den schönen Parkanlagen des Landhaust^
Veim Verlaflen des Landhauscs wurde das CheE,
Lindbergh von der draußen harrenden Menge herzlich ^
grüßt.

Trauer um vierzehn deutsch« Seeleute. Dcr F" ,
rer der deutschen Seeschisfahrt, Staatsrat Cssebcr
ger, und der Gauinspekteur Seeschiffahrt der AuslaN)'
organisation der NSDAP., Wermke, haben aus A'j
laß der Angewißheit über das Schicksal des Dampst'z
„Wagrien", der seit dcm 18. Iuli überfällig ist
von dem man annehmen muß, daß er in den Sturmtalst
des 16. bis 18. Iuli in der östlichen Ostsee mit scuh^
vierzehnköpsigen Vesahung untergegangen ist, cuu
Aufruf erlasieni Cs heitzt darin, die gesämte deuttM
Seeschisfahrt nimmt erschüttert Anteil an dcm SchE.
ihrer in treüer Pfftchterftillung uNtergcgangenen Verrli-
kameraden. — „Alle deutschen Seeschiffe setzen am Sow-
tag, 25. Iuli, ihre Flaggen auf Halbmast."

prüks üsin Vlrrsnl

MisrSsr srkr krsgsn.

1. In welchen Strom mündet der Vober?

2. Wer ersand den Vlitzablciter?

3. In welcher Stadt befindet sich die Schichauwcrst?

4. Wer war Rodin?

5. Wer schricb das Schauspiel „Der Erbförster"?

6. Was versteht man untcr Numismatik?

7. Wo liegt die Stadt Toronto?

8. Wer komponierte die Oper „Oberon"?

4-

Dic Antworten auf die Fragen vom vorigen Samstag-^
1. Die vier Opern, die Richard Wagners Zykst'/
„Ring des Nibelungsn" bilden, heißen „Das Rheingolk'/
„Die Walküre", „Sieqfried" und „Götterdämmerung '
2. Das Wort „Datum" wurde aus dem Latcinifcheir '
die deutsche Sprache übernommen und heitzt „gegebcj,
am..." 3. Das Schauspiel „Der Traum — ein LebeN
rst von Grillparzer (1791 bis 1872). 4. Graz liegt ^
der Mur. 5. Allegorie ist die Verkörperunq unkörpe'
ftcher Begriffe durch die Kunst, z. D. die Darstellung ^
Gercchttgkeit als eine Frau mit verhüllten Augen ul>w
6. Dsr Maler Arnold Vöcklin wurde in Vascl in b-
Schweiz am 16. Oktober 1827 geboren. 7. Alibi ist bc>
Bewcis, daß sich jemand zur Zeit eines Vcrbrcchcb'
andcrswo (lat. „alibi") aufgshalten hat. 8. Dcr Rost"
gartcn ist ein Gebirgsteil der Dolomitcn.

Me Bergmz N dcr Etzer-Rordm»d.

Leichen Sedlmayers und Mehringers gefunden.

Nachdem die Schweizer Vergführer 2 Tage lanq ver-
Nachdem die Schweizer Bergsührer zwei Tage lanq ver-
sucht hatten, die in die Ciger-Nordwand gestiegsnen deut-
schen und österreichischen 'Bergsteiger zu retten, be-
mühten srch nun die am Mittwoch aus München gekom-
mcncn Alpinisten, die Totcn zu hergen. Am Donncrs-
tag unr 15.30 Uhr gslangtcn sic nach siebeneinhalbstündi-

am

ger. Klettsrarbeit an die Stelle, wo Toni Kurz
Mittwoch verschieden ist. Nlan verzichtete darauf, das
etwa drer Meter oberhalb der Wand hängende Seilende
durch Stangen zu erfassen und den Totcn zu sich heranzu-
ziehen, da der Rücktransport dcr Leiche über die Quer-
bänder zum Stollenausgang nicht durchführbar erschien.
Mit ernem Meffer, das an einem Stock befestigt war,
wurde das Seil durchschnittcn, so daß der Tote hinuntcr-
stürzte. Cs 'ieaen nun drei Lerchen am Fuß der Wand.
Wie der noch än der Wand hängende Angerer geborgen
werden kann, ist ungewiß. Lüngs eines gespannten Sei-
les kamcn die Münchener Vergwachtleute zunr Stollen-
ausgang zurück.

Wm die Deutsche Vergwacht mitteilt, hat die Mün-
chener Nettungsmannschaft an der Ciger-Nordwand am
Freitag rhre Arbeit fortgeseht. Sie stieg auf Richtung
Alprglen rn dcn untcren Tcil der Ciger-Nordwand ein.
Dic Wand besteht hier aus mehrcrcn durch Felsabstürze
qetrcnnten Schneebändcrn. Auf dem zweituntcrsten wurde
die Lerche H i n t e r st o i tz e r s gesunden, die noch
das durch Steinschlag abqetrennte Deil unrqebundcn
hattc-

-Ler der weitcren Suche wurden auf einem anderen
Schnsebaird die Leiche Sedlmayers und fteberreste
der Lerche Mehringers gefunden, die seit August
vorigen Iahres vcrmrtzt wurdsn. Die Vergung dieser
beiden Leichen konnte bis 12 fthr mittags durchgeführt
werden. Sie werden im Laus des Nachmittags nach
Grünbelwald gcbracht.

Mehringer und Sedlmayer sind allem Anschein nach

bersits im August v. Is. von einer Lawine in die Tiest
geriffen worden.

Nach einwandsrcien Feststcllungen sind Kurz uU^
der eine dcr beidcn Oesterreicher in die zwischcn ber
Verg und einem Lawincnkegel klafscnde Randklul?
gestürzt. Ihre Vergung wird wcgen der in der
schenzcit in die Kluft abgegangcnen Lawinen schr schu'^,
rig, wenn nicht übcrhaript unmöglich scin. Dicse 2'^
suche sollen am Samstaq srüh aber nochmals unternow
men wcrden, wenn auch die Aussicht aus einc Vcrgu»-
sehr gering ist.

— Ein Meteor über Verlin. Die Cinwohncr

dtt

Reichshauptstadt konnten in der Nacht zum Freitaa
seltenes Naturschauspiel beobachtcn. Kurz nach Mstst,
nacht erschien am südöstlichen Himmel eine grosi
Fsuerkugel, die etwa drei Sekunden lang rn
len Farben des Reqenbogens ausleuchtcte. W
sonders bemerkcnswcrt war bci dcr Himmclscrscheinuu'
die ungewöhnlich starkc Helligkcit. Wie dic Sternwatft
der Verliner Anivcrsität in Sonnebcrg mittcilt, muß..'-
sich um ein M c t eor gchandelt habcn, das mit grollst,
Geschwindigkcit über den Nachthimmel zog und in >rel.
licher Richtung verschwand. Cs hintcrlicß mehrere P.,
nutcn lang einen Schwcif. Das Auftauchcn dcs M'-
teors wurde im Stsrnbild dcs Perscus beobachtct.

— Der Schloßhcrr von Leopoldskron in Paris
pfändet. Vor einiqcn Tagen ist aus Amcrika der -I-,
gifleur Max Rernhard (dcr früher in Berlin mer
rcre Btihncn leitete), in Paris eingetroffcn. Kaum HM-.
er sich in eincm Pariser Hotel cinqerichtet, als sich...„,
Polrzei bei ihm einfand und ihm sümtliche Sachcn Pd''
dete mit Ausnahme eines Anzuqcs, dsr ihm nach sr^i
zösischem Recht zusteht. Dis Psändung erfolgte ^0,
Grund eincs vor Iahresfrist erlaflenen Zahlunqsbesth).
eincs Verliner Gläubigers, dcr von dcm Parifer Zsu').
gerichtshof ancrkannt wurde. Max Ncinhard C'.z
eigcntlich Goldmann heißt) ist vorerst noch Vesitzer
Salzburger Schlofles Leopoldskron.
 
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