Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.9513#0758

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lette 2

Fernsprecher-S.-A. 7351—5Z.

„Heidelberger Neueste Nachnchten" — „Heidelberger Anzeiger"

Samstag, 5. September 193t,

Nr. 208

ten Sieq vor Irun für das Christentum. die Ordnunq >
und die Kultur bearüßen.

Die englische Linkspresse ist durch die Regic-
rungsumbildunq in Madrid und die überwiegend kommu-
nistische Färbunq des neuen Kabinetts sichtlich in Ver -
legenheit geraten. Die liberale „News Chronicle".
die die verfassungsmäßige Regierung in Madrid mit
größter Vegeisterüng untsrstüht hat, scheint von der
neusn Cntwicklung nicht sshr begeistert zu sein.
Sie erklärt. daß seht die entschloffsneren. aber wenigsr
müßigen Leute an die Macht gekommen ssien. Dafür
seien jedoch nur die Nationalisten verantwortlich. Das
Vlatt versteigt sich sogar zu der kühnen Behauptung:
Wenn lehten Cndes die rote Fahne über Spanien wehen
würde, dann wäre das dem General Franco zu verdanken.

„Weiterer Echritt zur SWjetisiernng."

Französische Vlätterstimmen zum Kabinett Laballero.

Paris, 5. Septbr. (Cig. Funkmeldung.) Der Re-
gierungswschsel in Madrid wird von den Samstagmor-
aenblättern eingehend besprochen und allgemein als eine
Auswirkung der marxistischen Niederlage von Irun ge-
wertet. Der „Figaro" schreibt, das Kabinett Caballero
habe einsn reinmarxistischen Charakter. Cs
umfaffe zwar auch die Republikaner und versuche, die
nationale Cinheit durch Zuziehung der Karalanen und
Vasken zu betonen. Wenn man aber berücksichtige, datz
Caballero, den man jenseits der Pyrenäen den „spa-
nischen Lenin" nenne, an seiner Spitze stehe, müffs
man festellen, daß ein weiterer Schritt zur Sowjeti-
sierung Spaniens gemacht worden sei.

Der „Iour" schreibt, Caballero sei nicht nur dsr Lei-
ter dss extremistischen Flügels der Sozialisten, sondern
auch der halbamtliche Repräsentant Mos-
kaus in Madrid. Das neue Kabinett sei im richtigen
Sinn des Wortes ein revolutionäres Ministerium. Cs
sei die „letzte Patrone" eines Regimes, das den
Hauch derNiederlage verspüre? Cs enthalts
zwar einige Geiseln, wie Prieto, der noch vorgestern in
der Zeitung Caballeros schwer beschimpst worden sei. Cs
habe auch Vertreter der republikanischen Linken Azanas
und einen unglücklichen baskischen Katholiken, Aguirre,
in seinen Reihen, der aber nur eine unbedeutende Per-
sönlichkeit sei. Der neue Außenminister Alvarez sei ein
ehemaliger Iournalist, der früher sür amerikanische ka-
pitalistische Zeitungen arbeitete, ehe er den Weg nach
Moskau fand. Der Innenminister Galarza sei der
Schützer dsr Sturmgarde. Cr habe seinerzeit im Land-
tag erklärt, daß die Crmordung des Monarchislenführers
Sotelok ein Verbrechen darstelle. Mit Laballero, so meint
das Dlatt, tritt dis Herrschaft des Terrors in
eine neue Phase ein. Die fortschrittlichen Republikaner
würden jetzt als Verdächtige an die Reihs kommen, bis
zu dem Tag, an dem Laballero seinsrseits durch die ibe-
rischen Anarchisten verurtsilt würde.

„Cine sozial-kommunistische Regierung ist in
Madrid gebildet worden," überschreibt das „Ccho de
Päris" seine heutige Frühausgabe. „Und Caballcro ist
ihr Präsident".

Das „Iournal" ift gleichfalls der Ansicht, daß ein
großer Schritt zum Volschewismus hin ge-
macht worden sei. Das Vlatt hebt hervor, daß die Cm-
nahme Iruns sür die Militärgruppe militärisch und psy-
chologisch einen hervorragenden Crfolg bedeute. Der
Sturz des Kabinetts Giral sei eine der Auswirkungen
dss nationalistischen Sieges. Die neue Regierung werde
sich auf die aktive Zusammenarbeit der Syndikate und der
extremen linken Formationen stützen. Der „spanische Le-
nin" habe also die Zügel dsr Macht übernommen. Dies
bedeute einen weiteren Fortschritt auf dem Weq der
Sowjetisierung Spaniens. Das unglückliche Land sei dem
Ruin geweiht, zum mindesten dann, wenn es General
Franco nicht gelinge, die Ordnung sofort wieder herzu-
stellen.

Der sozialistischs „Populaire" erklärt, daß dis neue
Regierung Caballero eine ausqesprochene Regierung
des Kampfes bis zum Cnde sei. Sie werde, so
hofst das Blatt, den „Rebellen" eine schmähliche Nieder-
lage beibringen. Vorher aber werde sie die Aufgabe
haben, die K o m m a n d o e i n h e i t in die Tat umzu-
setzen, die biH,.jetzt zum Nachteil der militärischen Opera-
tronen gefehlt habs.

MMero „der spamsche Lenm".

Madrid, 4. September. Francesco Largo Cabal-
lero ist von Veruf Maurer. Politisch trat er erstmals
in den Äordergrund des Intereffes, als er mit dsm ver-
storbenen Iglesias die sozialistische Partei
Spaniens gründete. Cr ist dann im Lauf der
Iahrzehnte mehrfach wegen Hochverrats und anderer
Verbrechen verurteilt wörden, auch einmal zum Tod,
wurde aber stets durch Amnestien wieder srei. Cr war
einigemale Landtagsabgeordneter und später auch (seit
1931) zeitweise Regierungsmitglied. Seins ost bluirün
stigen Reden, die immer auf den Umsturz und auf die
Volschewisierung Spaniens hinzielten, brach
tsn ihm den Namen „der spanische Lenin" ein. Im Sep
tember 1934 wurden neue Putschpläne Caballeros auf
gedeckt und er daraufhin verhaftet, dann aber wieder srei-
gelaffen. Sein eisriqes Bemühen galt danach einem en-
genZusammenschluß dsrSozialisten, die
er ftihrt, mit denKommunisten,umin Spanien
die stmbildunq der Staatsform in eine Sowjetrepublik
durchzusühren.

ZWland Nor elner Sungerkatastrovhe.

Eiiik MHernIt in »iesem Svmimr ohneglriMrn.

Warschau, 4. September. Aeber die Crntekatastrophe
in der Sowjetunion liegen nunmehr genauere Cinzelhei-
ten vor. Das Iahr 1936 war für Sowjetrußland ein
ausgesprochenes Dürrsjahr. Ein Gebiet, das
fast die Hälfte der Gesamtfläche der Sowjet-
union umfaßt, hat eins N^ißernte gehabt, wie sie
seit fünfzehn Iahren nicht vorgekommen ist. Dabei
setzte nach der letzten Mitzernte im Iahr 1921 die Hunger-
hilfe Nansens sin, die heute nach Lage der Dings nicht
wiederholt werden kann.

Vereits in der Amgebung von Moskau fallen auf
den Straßen Hunderte von Vauern auf, die ihr Vieh
aus Futtermangel zum Schlachten in die
Stadt treiben. Die gleiche Crscheinung beobachtet
man in der Amgebung der Städte Tula, Minsk, Twer,
Kirow, Saratow und anderer.

Das Dürregebiet umfaßt diesesmal fast das
gesamte europäische Rußland mit nur klei-
nen Ausnahmen. In diesem riesigen Gebiet hat das wi-
derstandsfähige Wintergctreide bürchschnittlich nur die
Hälfte der Normalernte erbracht. Das Sommer-

getreids dagegen erbrachte fast überhaupt ksine
Crnte, weil sich in vielen Fällen nicht einmal das
Mähen lohnte. Hier sstzt jetzt der Alarm dsr bolschewi-
stischen Partei und Reqierunq ein, die zur Aberniung
auck der spärlichsn Reste auf vertrockneten Feldern auf-
ruft.

Die Sowjstunion steht zum erstenmal in ihrer Ge-
schichte vor der Notwendiqkeit, den Versuch zu machen,
aus eigener Kraft eine Dürrekatastrophe zu überwinden.
Als Hilfsmittel stehen etwa 12 Millionen Tonnen
Getreide zur Derfüqunq, die als Reserve für die
Rote Armee aufgestapelt wurden. Die Sowjetregierung
Mill der vom Hünger bedrohten Bevölkerung diese ver-
sügbare Reserve vorenthalten.

Moskau ist, wis aus den hier eintreffenden Nach-
richten eindeutig hervorgeht, entschloffen, lieber Mil-
lionen dsr arbeitenden ruffischsn Vevölkerung
dem Hunger zuopfern, als durch Angreifen der
Heeresbestände die Schlagkraft der Roten Armee
zu gefährden, die man besonders mit Rücksicht auf die
anwachsenden inneren ilnruhen nicht entbehren zu können
meint.

storbenen spanischen MinisterprLfidentsn msd Druder des
republikanischen shemaltgen Mmrsters W'guel ,

und den Abgeordneten von Navarra, Veunza, e r s ch !
sen hätten. Die Anarchisten hätten beabstchngt, a ^
alle anderen Geiseln zu erschießsn, doch ser es em g^
baskischen Landsleuten gelungen, sie ,m letzten ^uge»
davon abzuhalten. Die stnmenschen hätten dara >
„Angelegenheit" bis auf Samstag „vertagt . -ve
slütete ist der festen Aeberzeugung, daß dre Getsetn
heutigen Tag nicht überleben werden.

Zur Frage des Widerstands, den die
frontler den Nationalisten im Fort Guadelupe entgeg
setzen könnten, äußerte Vallejo die Ansicht, datz dte
chisten im ersten Ansturm überrannt werden würden o
sich kurz vorher durch die Flucht auf sranzöstsche G . ^
retten würden. Cbenso groß wie die Tyrannet ot
Mordbrenner sei ihre Feigheit.

Veftien m Menschevgestalt.

Englische Verichte über die Schandtaten der
Mordkommune.

London, 5. September. (Cigene Funkmeldung-
„Daily Mail" veröffentlicht einen Vericht eines inKpa
nisn ansäffigsn Cngländers, der furchtbars Cinzelherre
über die Greueltaten spanischer Marxisten qegenuve
Frauen und Kindern enthält. So haben die Roten, dr
sem Bericht zufolge, in Vaina in Andalusien kletn
Kinder ermordet, indem fie fie mit den Köpfen na«
untsn anValkonen aushängten. Andere sdwb
an Haupttürsn gekreuzigt worden. Zahlret^
Frauen seien anPferde gebunden und von dre-
sen durch die Stratzen geschleist worden. In San
bei Gibraltar hätten dis Roten dis Frau und die Tow^
ter des Garnisonskommandanten als Geiseln festqeno^
men. Ihre Leichen seien später mit schrecklichen Der-
stümmelungen aufgefunden worden.

Das Vlatt veröffsntlicht ferner einen Verichl-
den eineFirma in Manchester aus Sevilla or^
halten hat. Darin werden marxistische Grsueltaten dc'
schrieben, die vor dem Sisg der Nationalisten in be
Provinz Sevilla begangen wurdsn. In Araahal schwo
sen die Rotsn 47 Persönen in einen kleinen Raum, üoer^
qoflen ste mit Benzin und verbranntensie be
lebendigemLeib. In Tazalia de la Sierra wur
den 87 Psrsonen lebendig in eine tiefe Grube qestürztz w
die die Marxisten alle drei Minuten eins Dy'
namitpatrone warfen.

„Daily Cxpreß" meldet, daß die Roten in 3,»""
kurz nach der Crstürmunq der Stadt durch die Nationa
listen 510 Geiseln erschossen haben. Änter ihn^
befand sichderCrzbischof von Valladolrh-

8mn wird durch die Roten zerftört.

— Der indische Nationalistensührer Mahatma
Gandhi ist, wis aus Wardha (Indien) gemeldet wird,
anMalariaerkrankt. In den beiden lehten Ta-
gen betrug das Fieber über 40 Grad.

Rote SpreiiOi>l«meil «emichten 3rn«.

„Dynamiteros" aus Vilbao und Asturien an der
Arbeit.

Front vor Irun, 4. September. Zum trüben Nach-
mittagshimmel schießen haushohe Flammen aus
der im Zeichsn der lehten Kämpfe stehenden Stadt Irun
empor. Gewaltigs Detonationen geben Kunde von der
teuflichsn Vernichtungsarbeit der in der Stadt verbliebe-
nen Anarchisten, die vor ihrem Abzug alles zerstören,
was ihnen in dsn Weg kommt. Die berüchtigten „D y-
namiteros" aus Vilbao und Asturien laffen ihr
„Heldentum" anPalästen, Kirchen und Klö-
stern aus und verschonen dabei auch nicht die bescheide-
nen Wohnungen des arbsitsnden Volkes. Grohe
Dynamitladungen bringsn die Gebäude zum Versten.
Sinnlose Verwüstung wütet durch den Ort.
Keine der Verwüstungen ist militärisch oder taktisch zu
rechtfertigen. Mit Blicken der Wut stehen auf der ande-
ren Seite der internationalen Vrücke die baskischen Se-
paratisten, die bis heute Schulter an Schulter mit jenen
verbrecherischen Horden zusammen gegen die nationalen
Kräste gekämpft haben und nun selbst ihren Irrtum mit
unheimlicher Deutlichkeit einsehsn. „Verraten und ver-
kauft" ist bei ihnen die verzweifelte Losung.

Starkes Maschinengewehrfeuer hallt durch die Stra-
ßcn Iruns. Bereinzelte Handgranaten dröhnen dazwi-
schsn, Von denHöhen von San Marcial hcrab
steigen die Kolonnen der N a t i o n a l i st e n, deren Auf-
gabe es ist, Irun von der Straße nach San Sebastian
abzuschneiden. Das slutzaufwärts etwa 2 Kilometer ent-
fcrnt licgende Dorf Behobia, ebenfalls am Freitaq
morqen von den Weißen genommen, liegt jetzt ruhig und
verlaflen inmitten der Landschast. Der Kampf ist in den
Nachmittagsstunden innerhalb der Stadt Irun auf die
wenigen Punkte konzentriert, die von den Anarchisten
noch in verzweifeltem Widerstand gehaltsn werden.

Immer neus Cxplosioyen gehsn hoch. Mauern
stürzen ein, Flammen schießen aus, dichte grauqelbe
Rauchschwaden lsgen sich über Irun und entziehen
den Fvrtgang der Verwüstung den Vlicken des Beobach-
ters. Lange Wochen hatte die Militärgruppe gezögert,
den Befehl zum endgültigen Angrisf auf Irun zu geben.
Mit allen Mitteln wollte sie die Zerstörung der Stadt
vermeiden, was ihr tatsächlich bis Freitag morgen auch
gelungen war. Weder ihrs Artillerie noch ihre Flug-
zeuge haben wesentlichen Schaden in der Stadt angerich-
tet. Dem verbrecherischen Zerstörungswil-
len der Anarchisten blieb es vorbehalten in weni-
gen Stunden alle jene Werte zu vernichten, die die natio-
nalen Truppen schonen wollten und geschont haben.

noch

Zrnn in Mniine».

Rotcs Torpedoboot flieht.

Hendaye, 4. Septbr. Das bisher in der Vucht von
Hendaye liegende spanischs Torpedoboot Nr. 3
hat es angesichts der Lnttvicklung der Kampfhandlungen
bei Irun vorgezogen, am Freitag um 19 ilhr die Anker
zu lichten und mit wehender Kommunistenflagge K u r s
nach San Sebastian zu nehmen.

Der Ort Fuenterrabia wurde im Lause des
Freitag nachmittag von der Zivilbevölkerung geräumt.
Auch hier zogen die zahlreichen roten Milizen die Sicher-
heit auf französischem Boden dem „heldischen Kampf" in
Spanien vor. ilnter den Geflohenen befinden fich auch
i die Gefängniswärtsr des Forts Guadalupe, die

erklären, daß bei ihrem Weggang die 160 Geiseln
am Leben gewesen seien.

In Irun wlltst das von den Roten entzündete
Feuer von Stunde zu Stunde heftiger. Cin lebhafter
Nordostwind beschleunigt das Vernichtungswerk der
Anarchisten. Von der äußersten Landspitze des Stran-
des von Hendaye aus, wo der ganze Ort Irun übersehen
werden kann bietet sich ein dramatischsr Anblick. Es ist
deutlich zu erkenen, datz die fliehenden Vrandstister Haus
für Haus anzünden. Schwarze Rauchwolken, bie in der
Nähe des Bahnhoss von Irun aufsteigen, laffen auf einen
Brand von Oel oder Denzin schließen. Die Stadt war
bei Cinbruch der Dämmerung fast gänzlich in der Haird
der nationalistischen Truppsn.

Streit vnier den rotev Vrüdern.

Französische Kommunisten verteidigen den Drückenkops.

Front vor Irun, 5. Septbr. Die auf der spanischen
Seite der Internationalen Brücke postierten spani-
schsn Zollsoldaten und Rotgardisten stnd in
der Nacht ebensalls auf französisches Gebiet geflüchtet.
Ihre Stellen haben französische Kommunisten, die
schon während der letzten Wochen mit den spanischen
Marxisten zusammen gegen die nationalistischen Truppen
gekämpst haben, besetzt. (!)

In Irun selbst, das stch, abgesehen von der Brücke,
im Besitz der Militärgruppe befindet, ist jeder Vsrkehr
infolge der durch die Brände hervorgerufenen Hitze un-
möglich.

ilnter dsn Streitkräften der Roten waren in der
Nacht zum Freitag, als sie noch in voller Stärke Irun
besetzt hatten, ernste Streitigkeiten ausgebrochen. Die
Anarchisten sorderten, daß beim Anrücken der Nationa-
listen nicht nur die ösfentlichen Gebäude, sonderw die ge-
samte Stadt in die Lust gesprengt würde. Dies war
selbst den Marxisten und sögar den Kommunisten zuviel,
und es kam zu blutigen Auseinandersetzun-
gen, wobei die seindlichen Vrüder sogar aufeinander
schoffen.

Wie aber der Freitag gezeigt hat, haben schließlich
doch die Anarchisten mit ihren zrellosen Zerstörungssor-
derungen die Obsrhand behalten.

Die Zahl der roten Milizsoldaten, die fich im Laufe
des Freitag von Zrun nach Hendaye auf sranzöstsches
Gebiet geflüchtet haben, beträgt etwa 2000.

ZuchthLusler als Oberbefehlshaber der rote« GtreitkrLste.

Hendaye, 4. Septbr. Der Sender Durgos teilt Frei-
tag nachmittag mit, daß die katalanische Regie-
rung sämtliche wehrpslichtigen Männsr im Alter von
18 bbs 45 Iahren mobilisiert habe, um die Verteidigung
Kataloniens gegen etwaige Angrifse sicherzustellen. Zum
Oberbesehlshaber der katalanischen Streitkräfte sei Gar-
rido Diaz, ein alterZuchthäusler, ernannt
worden. Cr führe den Titel: „General Kataloniens".

Sterben heuie 160 Geiseln iv Gnadelupe?

Ein Geretteter erzählt.

Hendaye, 5. Sepkbr. (Eig. Funkmeldung.) Am heu-
tigen Samstag um 2 Ühr früh hatte der DNB.-Vertreter
eine ilnterredung mit einem aus Irun stammenden Spa-
nier, der aus dem Fort Guadelupe geflüchtet ist, wo er
als Geisel der Roten einen ganzen Monat sestgehalten
worden war. Cr erzählte, daß im Fort Guadelupe noch
160 Männer als Geiseln säßen, dis hsute, Sams-
tag, wahrscheinlich sämtlich erschoffen werden würden. Die
ersten Wächter, in der Mehrzahl baskische Separatisten,
ssien am Freitag früh gefloh « n. An ihre Stelle seien
anarchistische Wächter getreten, die sosort zwei Gei-
seln, den Monarchisten Honorio Maura (Sohn des ver-

Nach einer Reutsrmeldung aus Gibraltar haben Fn
Kommunisten in Almeria den 72 Zahre alten Disa)"
von Almeria erschoffen

Sieg der nationalistischen Südarme«.

Berlin, 4. Septbr. Nach einer hier vorliegendev
Meldung des Senders von Horta hat die Südarme ^
der spanischsn Nationalisten einen beachtenswert^
Sisg über die roten Truppen bei Talvera de lo
Reina errungen. Nach dem ersten Angriff leisteter>
die Roten kaum noch Widerstand und suchten ihr Heil ^
regelloser Flucht. Die Roten hinterließen Hunderte vo"
Toten, fünf 10,5 Zentimeter-Geschühe, zahlreiche Kra!'
fahrzeuge, große Mengen Munition und eine ilnmcng^
Sanitätsmaterial zurück. Die Südarmee umklammert stb
die östlich von Badajoz stehenden Roten durch eine
eisenfront, deren rechter Flügel bei Toledo. deren W>i
bei Ciudad Rsal und deren linker Flügel bei Cordv o
steht.

Der antireligiöse Vernichtungsfeldzug.

Paris, 5. Septbr. (Cig. Funkmeldung.) In dem aui
einem Höhenzug hinter Varcelona liegenden berühm» .
Kloster und Wallfahrtsort Montserr
wird, wis Havas meldet, zurzeit von den Roten alles,zr>
stört, was irgendwie an den religiössn Charakter du"
historischen Stätte erinnert. U. a. sollen bereits die

sionsgruppen der bolschewistischen Zerstörungswut zu

Opser gesallen sein. (Das Kloster war bekanntlich " .
Sage nach der Ort, in dem das Heiligtum des Cra
aufbewahrt und von Tempelrittern beivacht wurde. P ^
Mittelalter wurde das Vergkloster zu einem wichtw
Zentrum des religiösen Lebens Spaniens. Cins Mado
nenstatue aus Cbenholz, der wundertätige Kräfte W
schriebsn wurden, war der Anziehungspunkt sür Wallsuu
rer aus ganz Spanien.1

Geflüchteie Rote gehen lvieder an die Fravt!

Duldet Frankreich solch einen Neutralitätsbruch-

Paris, 4. Septbr. Wie Havas aus Hendaye
det, sollen mehrere hundsrt marxistische Milizio
daten, die von Irun über die Grenze nach Frankre'
geflüchtet sind, in Cxtrazügen nach der

MO öchassner.

Wie aus Basel berichtet wird. ist der
Schweizer Dichter Jakob Schafsner der
Rationalen Front beigetreten. Schaff-
ner, der kürzlich mit der Wartburgrose aus-
gezeichnet wurde, hat sich in seinem jüngsten
Werk „Volk zu Schisf" offen zum Vatio«
nalsozialismus bekannt und will an
der Schaffung einer neuen schweizerischen
Volksgemeinschaft mitwirken. Zm März näch-
sten Zahres wird Iakob Schafsner, wie be-
reits mitgeteilt wurde, im Rahmen der Der-
anstaltungen der RS.-Kulturgemeinde in
Heidelberg lesen.

„Wir sind Leute, die den Nachtmahr gesehen ha-
ben, den Aachtmahr der alten, sterbenden Welt. Wer
den Rachtmahr sieht, der verdirbt. Dem gehen die
Augen dafür auf, wie die Heimat schwelt und verwest.
Den faht das Grauen vor Weib und Kind. Der er-
blickt im Spiegel des Todes seine eigenen, unbarmher-
zigen, genuhsüchtigen Züge, sein« Hände, die von Lln«
recht triefen — niemand von diesem schuldbeladenen Ge-
schlecht kann das Volk und die Heimat erlösen." Wer
diese Worte Jakob Schaffners in „Die Weisheit
der Liebe" liest, ber könnte hinter dem Dichter den
pessimistischen Menschen vermuten, der im Chaos einer
Zeit zu ersticken meint und nicht die Kraft aufbringt,
den klammernden Druck zu lösen. Aber man muh wis-
sen, dah dieser Satz in einer Zeit geschrieben wurds, als
selbst dem Stärksten der Weg in die Freiheit mit unüber»
windbaren Schranken versperrt erscheinen muhte, in einer
Zeit, da Schaffner in sich selbst einen Menschen des
älebergangs sah, dem der Schritt ins Aeue versagt blei-
ben würde.

und Schullehrer-Anstalt, kam später zu einem Dasler
Schuhmacher und wanderte dann, kaum 18 Jahre alt,
sechs 2ahre lang den ganzen Dhein hinauf bis nach
Antwerpen und zurück nach Frankreich. 2n seinem 1910
erschienenen Roman „K o n r a d P il a t e r" hat er diese
Wanderjahre dichterisch gestaltet und hat in Kvnrad
seiner eigenen Sehnsucht nach neuen Lebensformen Aus-
druck verliehen.

Lakob Schaffner liebte die Schweiz, seine Stammes-
heimat, liebte sie vor allem deshalb, weil er als echter
Schweizer das Dodenständige, das Heimatstolze, diese
grohe Gemeinschaft des Dolkes an seinem Land liebte.
Aber gerade diese Liebe machte ihn hellsichtig den
Schwächen gegenüber. Llnd so wurde er zum Ankläger.
Wenn er in der 1916 erschienenen Novelle „Das Schwei-
zerkreuz" auf der einen Seite von seinem Helden den
Satz schreibt: „Wenn es irgendeine Sache auf der Welt
gab, für die er bereit war, Gut und Leben hinzugeben,
so war es dies eigenartige und in aller Cinfalt ho-
heitsvolle Volk", so tadelt er auf der anderen Seite
„die sittliche Armseligkeit eines Epigonengeschlechtes".
Diese Einstellung aber führte ihn hinüber nach Deutsch-
land, für das er „Der Passionsweg eines Dol-
k e s" (1918 bis 1920) schrieb. Llnd schon 1920 suchte
er nach der „Wiedergeburt der Völker aus dem heimat-
lichen Doden, aus dem Schoh der Erde".

Will man Zakob Schaffners Dedeutung gerade für
unsere Zeit richtig verstehen, so muh man die Ein-
stellung seiner Helden zur Welt betrachten
und zwar im Vergleich mit der Einstellung, die in den
letzten Jahrzehnten des vergangenen Äahrhunderts Platz
gegriffen hatte. Die Helden jener Zeit gingen an. der
ihnen schon angeborenen Selbstauflösung zugrunde. Einer
der klassischsten Vertreter dieser Richtung ist der Däne

Ails Peter Jacobsen, in dessen „Mels Lyhne" das
Sn Wirklichkeit ist dieser Schweizer Dichter, dieser! tragische Grundmotiv darin besteht. dah der Held aus
Alemanne aus schweizerischem und deutfchem Vlut, dem uberspannter Erregung heraus mema^ fur den Augen-
Deutschland schon längst zur zweiten Heimat wurde, weit > blick vorberertet rst. Llnd m der Schwerz selbst hatte

- - --- --- - - - -- -- - -- Zakob Schaffner dre Bersprele dreser Selbstauflosung rn

den Helden der Rvmane von Conrad Ferdinand
Meher, ja sogar in Gottfried Kellers Seldwhlern,
die aus behaglicher Trägheit heraus das Leben ver»
passen. Dagegen wandte sich Sakob Schaffner in Kri»
tik und Dichtung. Sich tapfer in der Welt durchsetzen
oder gar eine zerstörte Welt neu aufbauen — das ist
das Ziel, das er seinen Helden setzt. Und aus dieser
Einstellung heraus wurde Sakob Schasfner auch inner-
lich einer der unsern und sieht im Deutschland des Drit-
ten Reichs die Derwirklichung seiner Sdeale.

Freilich hatte die Unruhe der Zeit auch Sakob
Schaffner vorübergehend von der geraden Vühn abge-
lenkt. Gs ist das Äebergangsstadium, das oben erwähnt

anvere"

Seite der Pyrenäsn nach dsr Grenzstation Lerböre

dort den katalanischen Anakch'

entfernt von erner pessimistischen Lebensauffassung. Seit
jeher hat in ihm der Wille zur Srneuerung ge-
steckt, so ernsthaft und so veraniwortungsbewuht, dah er
dem geruhsamen Dasein seines schweizerischen Volkes
entfloh und sich hineinwarf in den Kampf, den seine
deutschen Vachbarn ausfochten um ihre Erneuerung.
Das mütterliche Dlut erwies sich bei ihm als das stär-
kere.

Der 1875 in Dasel Geborene war schon früh auf
sich selbst gestellt. Der Vater, ein kleiner Gärtner. starb,
als Sakob noch ein Kind war. die deutsche Mutter wan-
derte nach Amerika aus. So wuchs er im kleinbäuer-
lichen Detrieb der Groheltern auf, lernte in der drük-
kenden Atmosphäre einer pietistischen Armen-, Kinder-

wurde und rn dem jene Derlrner Grohstadtromane von
ihm erschienen, die wohl Atmvsphäre und Ton ausge-
zeichnet treffen, denen aber doch etwas die grvhe Schau
und die Festigkeit des Fundaments zu fehlen scheinen.
Aber längst schon hat srch Schaffner wieder durchgerun-
gen, hat den Weg gesunden, der ihn mitkämpfen
hieh in dem ewigen Kampf zwischen dem deutschen
Idealismus und der deutschen Wirklichkeit und der in
ihm die Leidenschast erweckte sür das deutsche Volk, wie
sie 1931 in der «Predigt von Mariensburg"
zum Ausdruck konrmt. Imnrer stärker bekannte er sich
zum deutschen Schicksalskampf, zur Gesamthert des deut-
schen Volkes und nicht minöer zur deutschen Landschaft,
über die er 1934 von einer wunderbaren Sommerfahrt
unter dem Titel „Offenbarung in deutscher
Landschaft" schreibt.

So lebt Iakob Schasfner mit uns und unserer Zeit,
ganz eingedrungen in unser Dolk und sein Schaffen,
Schweizer von Geburt, aber dennoch aufgegangen in sei-
ner gröheren Heimat Deutschland.

Dr. Werner Schmidt.

kunfl uud Wsenschaft.

sErössnung d«s dritten internationalen Astrologen-
kongreffes.j 2lm Mittwoch wurde in Düsseldorf in
Anwesenhert von Vertretern der Partei, des Staates und
der Stadt dsr dritte internationale Astrologen-
Kongreß eröfsnet, an dsm die bekanntesten Astrologsn
aus sechzehn europäischen und überseeischen Staaten teil-
nahmen. Der Kongreß, der zugleich der FLnfzehnte
Deutsche Astrologenkongretz ist und bis zum 7. Sepwm-
ber dauern wird, dient in dsr tzauptsache rein fachlicher
Arbeit. In mehr als zwanzig Vortragen über dre wis-
senschaftliche Astrologis werden die bekanntesten in- und
ausländischen Astrolögen das Wort ergreifen.

sDeutsche Physiologen-Tagung eroffnet.j In Gi«.
ßen bsgann unter dsm Vorsitz von Profeffor Dr. Rein
(Göttingen) die 14. Tagung der Deutschen Physiologrschsn
Gesellschaft, an der zahlreiche Gelehrte des In- und Aus-
landes teilnehmen. Auf dem Arbeitsprogramm stehsn
übsr achtzig Dorträge.

sInternalionaler Anatomiekongreß in Mailand.j Im
Mailänder Sforza-Kastell wurde der Vrerte Internatro-
nale Anatomrekongreß in Anwesenheit des Her-
zogs von Vergamo feierlich eröfsnet. An der Tagung
nahmen zahlreiche Wiffenschaftler aus Curopa und
lleberses teil. Deutschland rst durch di« Mitglieder der
Deutschen Anatomischen Gesellschaft, die Profefforen
Sticve, Huzella und von Cggelinq vertreten. U. a. haben
auch das Carnegrs-Institut m Washington, die flniversi-
täten von Louisrana und New Orleans und. fapanische
wiffenschastliche Institute Vertreter sntsandt.

sördert werden, um sich

stsn anschließen zu könnsn. -

Wis das „Petrt Iournal" hierzu näher meldet,
es i» diesem Zusammenhang zu einem Zwischen f °
gekommen sein. Dis marxistischen Milizsoldaten 1°
ohne Lrlaubnis des Präfekten in rhre Kraftwagen ö
stiegen und in Richtunq Vareelona abqefahren. Z.,

stiegen und in Richtung Varcelona abgefahren. .IN
Departementspräfckt habe daraufhin strsnge Anweü -
erteilt, daß alle Milizsoldaten sofort auf französti^q
Gebiet entwaffnet würden und durch einen Exlraa
aus die andere Seite der Grenze befördert werden >

len. Die bereits abgefahrenen Krastwagen sollcn n'
halten werden.

uS

Am Freitag abend ist der erste SonderZ
mit einem Teil der marxistischen Milizen, die aus 3^
auf sranzösisches Gebiet gsflüchtet warsn, schon a»f
Durchfahrt nach Barcelona in Bordeaux eingel» ^
fen. In dem Zug befanden sich rund 800 Mann, bie
am Vormittag in Irun gegen die Nationalisten
hatten. (!) Sie wurden aus dem Vahnhof verpslegst
gegen 20 Ilhr sehte sich der Zug unter dem Gesang
„Intsrnationale" und dsr „Carmagnole" in "
Perpignan und Katalonien wisder rn Vewegung-

sekt krsgvn.

1. Was rst ein Manometer?

2. Wie lang ist eine Seenreile?

3. Wo koifimt das vor: „Hernrich, mir 9^"
vor i»ir!"?

4. Wie hieß der berühmte Komponist und N "
am Hof Friedrichs des Grotzen?

5. Wo liegt die Magalhaes-Stratze?

K. Welches Fabrikationszeichen hat daS
Porzellan?

7. Woher stammt das Wort „Kanaille"?

8. Wer war Struensee?

Dre Antworten auf die Fragen vom vorigen Sa"

1. Bilanz ist im kaufmämrischen Looen dir
gleichend« Gegenüberstellung von Einnahme" stu«r
Ausgaben (Aktiven und Passiven). 2. Der a'
Flughafen heißt Tempelhof. 3. Papageno <o>nn
Mozarts Oper „Die Zauberflöte" vor. 4- A!^-crarü
der Biene heitzt Nymphe. 5. Betel ist etne C>ie
die von den Malayen mit Vorliebe qekaut wiro-
Ballade „Archibald Douglas" schrieb Theodor
tcm«. 7. Jnterlaken liegt zwischen dem Thuner un hiev
Brienzer See. 8. Der griechische Sonnengon
Helios.
 
Annotationen