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„Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger^
Hrr.
Der Whrer beim I«. Armeekorps.
Llebergabe der neuen Fabnen.
Grohenenglis bei Fritzlar. 18. September. Kur -
hessen erlebte am Freitag wieder einen großen
Tag. Als Abschluß der H e r b st ü b u n g e n dcs
IX. Armeekorps sand bei Großenenglis südlich von Fritz-
lar in Anwesenheit des Führers und Oberstsn Be-
sehlshabers der Wehrmacht, dss Reichskriegsministers
Generalseldmarschall von Vlomberg und des Ober-
befehlshabers dss Heeres Generaloberst Freiherr von
Fritsch, sowie des Generals der Flieger Milch die
seisrliche Uebergabe der neuen, vom Führer verliehenen
Truppensahnen an die Truppenteile dss IX. Ar-
meekorps statt. Anschließend nahm der Führer die Pa-
rade über die Truppen des IX. Armeekorps ab.
Das große Paradefeld war von Zehntausenden von
Zuschauern dicht umsäumt. Auf der Chrentriüne sah man
u. a. den Gauleiter des Gaus Kurhessen, Staalsrat
Weinrich, den Oberpräsidsnten Prinz Philipp von Hes-
sen, zahlreiche Vertreter der Partei und ihrer Gliede-
rungen sowie des Staates und der Vehörden.
Die Ankunst des Führers.
Gegen 11 Ahr vormittags tras der Führer mit
dem Reichskriegsminister und seiner Vegleitung auf dem
Bahnhos Zennern ein. Cine Abordnung erwies die mili-
tärischen Chrenbezeugungen Nach der Meldung des Lei-
tsrs der Absperrung, SS-Obergruppenführer Crb-
prinz zu Waldeck, begab sich der Führer im Kraft-
wagen durch ein Spalier der SS-Verfügungstruppe
Arolsen und der SA. zum Paradefeld. Auf seiner Fahrt
wurde er überall von der Vevölkerung hsrzlich begrüßt.
Als der Führer mit seiner Begleitunq auf dem Parade-
seld sintrifst, empfängt ihn ein neuer Iubelsturm. Reichs-
kriegsminister Generalfeldmarschall von Blomberg, der
Oberbefehlshabsr des Heeres, Generaloberst Freiherr
von Fritsch, der Oberbesehlshaber des Gruppenkomman-
dos II, General der Ärtillerie Ritter von Leeb, und der
Kommandierende General des IX. Armeekorps, General
der Artillerie Dollmann, erwarten den Führer am rech-
ten Flüael der Fahnengruppe, die aus dem Paradeseld
ausmarschiert ist. Die Fahnenkonrpanie präsentiert, die
Musik spielt den Präsentiermarsch. Der Kommandierends
General des IX. Armeskorps meldet dem Führer die
Aufstellung. Der Führer schreitet unter dem Iubel der
Maflen die Front ab und begibt sich aus das sür ihn er-
richtete Podium vor der Haupttribüne.
Der Führer spricht.
Der Führer übergab dann die Fahnen mit einer
Ansprache an die Truppen, in der er an die alte
dsutscheArmeealsdie stolzests aller Zei-
ten erinnerte und den Soldaten der neuen Armee die
Worte zuries: „Ihr werdetzu diesenFahnen
stehen in guten und schlechten Tagen! Zhr werdet sie
nis verlaflen und sie in Curen Fäusten tragen vor der
wieder groß gewordenen Nation! Sie blickt auf Cuch in
höchstem Stolz und mit blindem Vertrauen. Crweist
Cuch dieses Vertrauens würdig und stellt Cuer ganzes
Denken und Handeln immer unter den Begrisf:
Deutschland, unser deutsches Volk und unser
Deutsches Reich!"
Die Fahnenübergabe.
In Begleitung des Reichskriegsministers, des Ober-
besehlshabers des Heeres, des Oberbefehlshabers des
Truppenkommandos und des Kommandierenden Generals
bsgab sich der Führer darauf an dsn rechten Flügel
der Fahnenaufstellung und übergab jedem einzelnen Ba-
taillonskommandeur mit Handschlag seine Fahne. Der
Vadenweiler-Marsch und ein Chrensalut begleiteten die
Fahnenübsrgabe.
Der Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst
Freiherr von Fritsch,
dankte daraus in einer Ansprache dem Führer für dis
neuen Fahnen.
Die Armee sei stolz und glücklich, so sührte er
u. a. aus, sie aus den Händen des Mannes empsangen zu
haben, der Deutschland vor dem Verderben errettete, der
ganz Deutschland mit nationalsozialistischem und soldati-
schem Geist erfüllte. Wenn die Ärmee heute diesen Fah-
nen und Standarten Treue gelobe bis zum lehten Atem-
zug, dann schwöre sie auch Treue dem M<mn, der die
Fssseln von Versailles zerbrochen habe.
„Die Armes gelobt Ihnen, mein Führer, Treue
heute und immerdär, im Leben und im Sterben."
Die Ansprache klang in einem Siegheil auf den Füh-
rer aus. Dic Musik fiel mit dem Deutschlandlied und
dem Horst-Weflel-Lied ein, in das dis Zehntausende spon-
tan einstimmten.
Der Vorbeimarsch.
Anmittelbar nach der Fahnenübergabe begann der
Vorbeimarsch unter den Klängen des „Friedericus
Rex". Die Parade wurde angeführt von dcm Komman-
dierenden General des IX. Armeekorps mit seinem Stab,
dem Musikkorps des Infanterieregimsnts 15 und den
neuen Truppenfahnen des Korps. Cs solgte die Insante-
rie der 9. und 19. Division. Regiment auf Reqiment mar-
schierte an seinem Obersten Besehlshaber vordei. Aus die
Zuschauer, unter denen sich besonders visl Iugend be-
fand, machte das militärische Schauspiel einen tiefen Cin-
druck. Den Schluß der Infanterie bildeten Pioniere und
Radfahrer. Im Trab kamen das Reiterregiment 13, die
Artillerie und die Nachrichtentruppen vorbei. Es solgten
die motorisierten Truppen, an ihrer Spitze ein Kraftrad-
schühen-Bataillon und Panzertruppen, während eine
Fliegerstasfel über das Paradefeld brauste.
Nach dem Vorbeimarsch, der über zwei Stunden
dauerte, fuhr der Führer zusammen mit dem Reichs-
kriegsminister Generalfeldmarschall von Vlomberg
und Generaloberst Freiherr von Fritsch im Auto das
Feld in langsamer Fahrt unter den Heilrufen der Menge
ab. Als der Wagen das Feld verließ, liessn die Maflen
querfeldein, um noch einmal den Führer zu sehen.
WeslMt mid PalWim.
Ministerbesprechung i» London.
London, 18. September. Llnter Vorsitz dss Innen-
ministers Simon fand am Frsitag vormittag ein« Mi-
nisterbesprechung statt, an der auch Außenministsr Cden
teilnahm. Cs wurde die Lage in Palästina und das
europäische Problem erörtert. Cin endgültigsr
Beschluß über die Crklärung des Kriegsrechtes in Palä-
stina wurde noch nicht gefatzt. Ofssnbar will die Regie-
ruirg' zünächst erst einmal einen Bericht des treuen Ober-
befehlshabers in Palästina, Gensralleutnant Dill, über
das weitere Verhalten der Araber abwarten. Daß die
Frage der Verhängung des Kriegsrechtes besprochen
wurde, geht u. a. aus der Anwesenheit des General-
rechtsanwalts O'Connor hervor. Bemerkenswert
ist, daß an der Besprschung auch dsr Stabschef der Luft-
streitkräfte, Luftmarschall Cllington, teilnahm.
Im Lauf der Sitzung, die annähernd zweieinhalb
Stunden dauerte, wurde auch die Note über die ge-
plante Westpaktkonferenz besprochen, die
Außenminister Eden im Laus des Nachmittags den Ver-
tretern der bisherigen Locarnomächte überreichte. Wie
verlautet, ist eine Verössentlichung der Note nicht beab-
sichtigt.
Reuter erfährt, daß der Inhakt der Note nicht von
weitgehendem Charakter sei, und daß Sowjetruß-
land in ihr nicht erwähnt werde. Vielmehr stellt
das Dokument eine Wiederholung der bereits in
der Verlautbarung vom 23. Iuli ausgedrückten Ansichten
dsr britischen Regierung dar. Cs bestehe sernsr Grund
zu der Annahme, daß die Note keine besondersn Vor-
schläge für dieFestsetzung desneuenZeit-
punktesder Konferenz enthalte, obwohl es mög-
lich sei, daß Außenminister Cden mündlich auf die Be-
deutunq hingewiesen habe, die Cngland dem Zeitpunkt
beimefle. Die diplomatischen Vertreter Deutschlands,
Frankreichs, Italiens und Velgiens wurden am Nachmit-
tag von Außsnminister Cden in etwa halbstündlichen Ub-
standen getrennt empfangen.
Dsm diplomatischen Korrespondenten der „Cvening
News" zufolge wiederholt die Note die Ansicht, daß
„die Aufteilung Europas in feindliche
Blocks" für eine allgemeine Regelung verhängnisvoll
sein würde.
Bchrechmg Eden-Blum.
Am Sonntag abend in Paris.
London, 19. Ssptember. Wie gemeldet, wird
Außenminister Cden auf dem Weg nach Genf am
Sonntag abend in Paris eine Aussprache mit dem
französischen Ministerpräsidenten Leon Blum über di«
gsplante Fünfmächtekonferenz haben.
Lordsicgelbewahrer Halifax, der zur englischen
Abordnung gehört, verläßt London am Sonntag und wird
mit Cdsn in Paris zur gemsinsamen Weiterreis« zusam-
mentreten.
Me StreMei»eg»»g i» Zrantreich.
Die Liller Textilbetriebe geräumt.
Paris, 18. September. Nach Unterzeichnung
des Abkommens der nordfranzösischen Textilindustrie
wurdsn Freitag nachmittag in Lille sämtliche Be-
triebe von den Arbeitern geräumt.
Auch die Arbeitsr der Textilindustrie in den
Dogesen räumten die Vetriebe, um den Verhandlun-
gen dss Iustizministers, der sich zur Schlichtung des
Streites am Montag nach Cpinal begibt, kein« Schwie-
rigkeiten zu machen.
Reue Vetriebsbesetzungen in Saint Didier.
Paris, 18. September. Aus Saint Didier wird ge-
meldet, daß etwa 19 0 9 0 Arbeiter der dortigen
Textilindustri« die Arbeit niedergelegt und die
Vetriebe besetzt haben.
Dar Haiel z«w schwarze» Wallach.
Eine seltsame Gcschichte von Liesbet Dill.
An einem Herbstabend — es regnete in feinem
Sprühen — ging ein großer Cngländer die Nlönchsgafle
tzinunter. Cr war im Abendanzug und wollte zur Oper.
Der Portier hatte ihm geraten, durch diese Gafle den
Weg abzuschneidcn. Cr wär noch nis hierdurchgekommen,
obwohl er seit vier Wochen hier lebte und die Kur ge-
branchte, und morgen wollte er abreisen.
Cs war «ine schmale, enge Gafle, die etwas Düste-
rss hatte. Sie wand sich zwischen den Rückseiten der gro-
ßen Hotels am Kochbrunnen durch bis zu einer breiten
Gefchäftsstraße, die an den Opernplatz stieß.
Der Fremde ging eilig und sah stch nicht um. Aus
dsm Kellergeschoß des Hotels hörte man Topfklappern,
man sah dort die Köche in ihren weißen Mützen am
Herd ihre Kaflerollen rühren, und aus der Crde stiegen
die heißen Dämpfe der Quelle, die seit vielen tausend
Iahrsn hisr durchströmte und den Kranken Hejlung
brachte. An der Ccke machte die Gafle eine Biegung, und
der Mann hatte plötzlich das Gefühl, daß noch jemand
in dieser Gaffe sei, dsr ihm nachschaute... Anwillkürlich
blickte er sich um und sah etwas Schreckliches. In dem
osfenen Parterrefenster eines schmutzigen Hotels, dessen
Fassade abgeblättert war, lag eine alte Frau und
schaute auf die leere Gasse. Sie war von unbestimm-
tem Alter, mit ungekämmtem, grauem Haar, braunem
Gesicht, von der Farbe der Leberkranken, gelb und oer-
schrumpft.
Das Haus war ebenso häßlich wie die Alte und
stand in die Ecke eiugedrückt wie eine Kulisse, hinter
der nichts mehr ist. Hoiel „Zum schwarzen Wallach"
stand auf seiner Fassade. Diesen Namen harte der
Fremde noch nie an einem Hotel gelesen.
Niemand begegnete ihm weiter in der Gasse. Er
schüttelte don Eindruck gewaltsam ab, aber er hatte das
Bild noch vor sich, als er in dem glänzend «rleuchte:en
Opernhaus seine Loge betrat...
Als er heimkehrte, ging er nicht, wie immer, durch
die hellen Stratzen, sondern wieder durch die cnge
Gasse. Sie laq dunkel. hier und da matt erhellt von
den Lichtstreifen, die aus den erhellten Badehäusern
auf die Gasse fielen, er sah die Gaste m den Salons
um die Spieltische sitzen. Einige spielten Karten, an-
dere machten Handarbeiten, und einige Damen lausch-
ten einer Schallplatte.
Da war wieder das Haus, es stand in seiner Ecke,
scheu eingedrückt, wie jemand, der Grund hat, stch zu
verbergen. Seine Fenster waren geschlossen, die Roll-
läden hingen herab, die alte Frau war nicht mehr da.
Der Mann wollte weitergehen, als er plötzlich einen
schmalen Lichtschimmer sah, der durch den Spalt eines
der Läden fiel. Er trat näher und schaute in ein gro-
ßes, niedriges Zimmer, das vollständig kahl und leer
war und in dem ein Kaminfeuer flackerte. Vor dem
Kamin saßen zwei Herren in Mänteln, die Hüte im
Nacken, dem Fenster den Rücken gekehrt, und schauten
in die Glut.
Plötzlich wurde eine Tapetentür, die der heimliche
Beobachter bis jetzt nicht bemerkt hatte, geöffnet; eine
junge Frau in einem schwarzen Mantel trat herein
und sagte etwas zu den Herren, die aussprangen. Der
eine wandte sich um, und der Engländer sah in ein
langes, gelbes Gesicht mit schwarzen, sunkelnden
Augen und einer stark gebogenen Nase. Rasch trat cr
nun von dem Fenster fort und ging weiter.
Es war ihm immer, als schauten das Haus und
der Mann am Fenster ihm nach. Er fühlte wieder dcn
Blick im Rücken, und er ging rasch die Gasse hinunter,
in der nichts hörbar war als das sanste Murmeln der
warmen Quelle, deren Dampf durch die Gitter aus der
Erde ftieg.
Am nächsten Morgen reiste er ab. Als er seine
Rechnung bezahlte, fragte er den Portier, weshalb
eigentlich das Hotel zum schwarzen Wallach hieße?
Das wutzte der Mann nicht, aber ein alter Hausknecht
mischte stch ein. Jm elften Jahrhundert sei ein
Pferdebad drin gewesen, und es ginge die Sage, datz
einem armen Männ damals, der seinen lahmenoen
Wallach dort untergestellt hatte, dieses Pserd in eincr
Nacht kreviert sei. Als er sortging, verfluchte er das
Haus. Seitdem hatte niemand, der hineinzog, darin
Glück
„Es ist ein Unglückshaus," sagte der Portier.
„Wieso?" fragte der Engländer.
„Weil jeder, der es übevnimmt, darin verunglückt."
„Und wem gebört es jetzt?"
„Einer alten Frau, dcr Witwe des Besitzers, der
vor zehn Jahren darin Bankerott gemacht und sich er-
hängt hat. Die Altc gibt es nicht auf, sie nimmt auch
Samstag, 19. September 193v
Dle Sttafanttüge lm BauungllUsprozeß.
Nach monatelanger Bewelsausnahme.
untsrsucht und geprüft worden, als das Vauunglüä ui
der Hermann-Göring-Straße. Der Umfang und die »,
falt der vorbereitenden Untersuchungen sei in der Ha o
verhandlung garnicht in Crscheinung getreten, ergeoe i
aber aus dem Akteninhalt. Dis Angeklag
hätten im wessntlichen von sich aus nicht dazu oe g
tragen, die Frage der höheren. Gewalt zu klären, ovg
sie dazu in dcrLage gewcscn wären. DieÄi'gei
ten hätten qewußt, daß hier die Aushubtiese rrgeno ,
' .. Dennoch Latten ^
Verlin, 18. September. Im Verliner Vauunglücks-
prozeß vor der 11. Großen Straskammer des Berliner
Landgerichts stellte am Freitag die Staatsanwaltschaft
nach siebenstündigem Plädoyer die Strafanträge.
Sie lauten wegen fahrlässiger Tötung unter
Außerachtlaffung einer Verufspslicht gegen den Z5jahrigen
Reichsbahnrat Wilhelm Weyher und den Direktor der
Berlinischen Vaugesellschaft, den 54jährigen Diplom-
ingenieur Hugo Hofsmann auf je süns Iahre
Gefängnis, gegen den 42jährigen Vauleiter der Ver-
linischen Vaugesellschast Diplomingenieur Fritz Noth
auf drei Iahr« Gefängnis, gegen den 42jährigen
Reichsbahnbaurat Wilhelm Schmittauf einIahr
sechs Monate Gesängnis und den 50jährigen
Streckendezernenten, Reichsbahnoberrat Kurt Kell-
bergaus ein Iahr Gefängnis. Ferner wurde
beantragt, den Angeklagten die Kosten des Verfahrens
aufzuerlegen und dis erlittene Untersuchungshaft in vol-
lem Amfang anzurechnen. Die Haftbefehle bleiben be-
stehen.
4-
Der Tag, an dem die Strafanträge gestellt wurden,
war der 79. Verhandlungstag. Anter Mitwirkung von
17 Sachverständigen und unter Hinzuzichung von' etwa
180 Zeugen hat das Gericht in monatelangerBe-
wsisaufnahme alle persönlichen, sachlichen und tech-
nischen Fragen durchforscht und erörtert, dis mit dem
surchtbaren Ansall in irgendeiner Verbindung stehen.
Wohl nirgends sei, so sagte der erste Anklagevcrtreter in
seiner Rede, ein technisches Llnglück sorgfältiger
entscheidends Rolle spiele. Dennoch hat
zum Teil unwahre Angaben über die Ticfe
macht, bis zu der die Sohle vorgetrieben worden scu
Nach den Ausführungen zur Schuldsrage nahm
zweite Anklagevertreter das Wort zum Strafniair
Cr ging dabei zunächst auf die Tatsache ein, daß n a u
zehn Volksgenossen durch die Schuld der ÄNg
klagten ihr Leben hättcn laflen müflen. Außer ^dw'
neunzchn Toten seisn noch eine große Anzahl »on^'M ,
genoffen durch die Schuld der Angeklagten schnicr bcri
fsn und gefährdet worden. Durch das fahrläflige Vcrya
ten der Angeklagten sei auch dcr Ruf dcr deutschen L»
litätsarbeit gefährdet worden. Das Schuhbedürsnis o
Volksgesamtheit erfordere deshalb aus diesem Grun
harte Strafen. Cin weiteres komms hinzu: 'T.z
Vau der Nord-Süd-Wcstbahn in Verlin sei ein Teil oc
großen Arbeitsbeschaffungsprogramms, mit dcm
Reichsregierung bemüht sei, der Arbeitslosigkeit Hcrr c
werden. Visle, die jahrclang erwerblos gewesen flic '
hätten durch die großen Vauten dieses Programms Ifl^
erstenmal wiedsr Arbeit und Vrot gesunden. D'ic
Volksgenoffen seien im Vertrauen darauf an die 2lrvc
gegangen, daß deutsche Ingenieure sür ihre Sichcrb
sorgen würden. Cs würe bedenktich sür das grvo
Werk, wenn denjenigen keine harteStrafctr
fen würde, der an leitender Stellung nicht genügc"
für die notwendige Sicherheit sorge.
dcr
Imtslhcs Reich.
Der afghanische Außenminister Sardar Mohammed
Khan traf in Begleitung des Präsidenten der afghani-
schen Nationatbank zu längerem Aufenthalt zwecks wirt-
schaftlicher Verhandlungen in Verlin ein und
ist am Mittwoch nach zGenf weitergsreist, von wo er
in etwa zwei Wochen nach Verlin zurückkehren wird.
Die Zahl der Postscheckkonten ist im August um 2435
Konten auf 1 086 811 gestiegen. Auf diesen Konten wur-
den bei 67,7 Millionen Buchungen 11 394 Millionen
Mark umgesetzt: davon sind 9 555 Millionen Mark oder
.83,9 Prozent bargeldlos beglichen worden. Das Gutha-
ben auf den Postscheckkonten betrug am Monatsende 607,4
Millionen Mark, im Monatsdurchschnitt 631,5 Millionen
Mark.
A«l 28. SePmder ii» R»»ds«nl>.
Rede des Führers über alle deutschen Sender.
Verlin, 18. September. Am 28. September d. Is.
um 18.30 Uhr sindet über alle deutschen Senber eine
Aebertragung der großen Rede desFührers,die
er aus der vierten Iahrestagung der Deutschen Ar-
beitsfront in Nürnberg anläßlich des Reichspartei-
tages hielt, statt. Der Rede des Führers sind Worte des
Reichsleiters der Deutschen Arbeitsfront Pg. Dr. Ley
vorausgestellt.
Der Cmpfang der sür die gesamte wirtschaftliche Cnt-
wicklung Deutschlands grundlegenden Reds des Führers
und der Worte Dr. Leys wird als Gemeinschasts-
empfang in allen deutschen Vetrieben, in Versamm-
lungsräumen und aus freien Plätzsn stattfinden... Durch
diese umfaflende Gestaltung des Cmpfanges der SsNdung
soll allen deutschen Volksgenoffen die Möglichkeit gs-
geben werden, die wichtige Red« des Führers zu -hören.
Die A«Wirt«»ge» der letzlen Amneslie.
lleber eine halbe Million Fälle.
Verlin, 18. September. Das Straffreiheits-
gesetz vom 23. April 1936 ist von den Iustizbehörden
beschleunigt durchgeführt worden. Cs liegen nunmehr
genaue Zahlen über die Auswirkungen des Gesetzes vor.
Vis zum 1. August 1936 haben insgesamt 5 0 1 2 2 3
Personen eine Vergünstigung durch dieses Ge-
sstz ersahren.
Im einzelnen stnd die Crgebniffe folgsnde:
1. Anter 8 1 (Straftaten aus llebereifer im Kamps
sür den nationalsozialistischen Gedanken) fielen 3532 Per-
sonen, und zwar ist 1592 Verurteilten die rechtskrästig
erkannte Strafe erlasssn und bei 1940 Veschuldig-
ten das Verfahren niedergeschlagen worden.
2. Antsr § 2 (Geringfügige Straftaten, bei dcnen
die rechtskräftig anerkannte oder zu erwartende Strase
nicht mehr als Freiheitsstrafe von einem Monat Geld-
strafe in entsprechender Höhe beträgt) sielsn?95 014 Per-
sonen, und zwar wurds 240 340 Personen Straferlaß zu-
teil, während in 254 674 Fällen das vorläufige Strafver-
fahren eingestellt oder von der Cinleitung eines Straf-
verfahrens abgesehen wurde.
3. 8 3 (Vedingter Crlaß rechtskräftig erkannter
Strafen von nicht mehr als sechs Monaten Freihsits-
strafe) kam in 2777 Fällen zur Anwendung. Davon ent-
sallen 2000 Fälle auf Straftaten gegen das Heimtücke-
Gesetz vom 20. Septcmber 1934, sowie aus Straftaten d ^
mäß der Paragraphen 1Z4a und b des Dtrafgesehbu«'
(Veschimpfungen des Reichs, dcr Wehrmacht, der R
D. Ä. P.) und Paragraph 130a (Kanzelmißbrauch)-
Sendet Ansnatzmen
vom Reichspmeitag 193K ein?
Verlin, 18. September. Die OrganisationsleituNÄ
des Reichsparteitages 1936 bittet alle Partei- ""
V o l k s g e n o s s e n, die am diesjährigen Reichspaifl'
tag teilgenommen und photographische Aufnahnic
hergestellt haben, je einen Abzug mit genauer Angabe bc
Ilrhcbers, des Dargestellten und der evtl. Archiv-Runin>c
an die Organisationsleitung Nürnberg, Gencralsctb
marschall von Hindenburg-Plah 1, für Archivzwccke c>n
zusenden.
Sämtliche Vervielfältigungs- und VeröffcntlichunO^
rechte an den Bildern bleiben den Ilrhebern gewahrt-
— Der deutsch« Geschäftsträger in Wien hat
Freitag der Vundesregierung das Veileid über das ^
leben dcs Gouverneurs der Postsparkafle, Vundeskanfl^
a. D. Karl Burssch ausgesprochen und an den Trauc
seierlichksiten.in Wien teilgenommen.
— Das Vesinden des srüheren rumänischen Äuifl .
ministers Titulescu ist, wie aus St. Moritz gemcic'
wird, unverändert. Cr leidet an großer Schwäche, ba
nur wenig Nahrung aufnimmt. Außer den beiden
zialärzten, di« ihn bishsr behandelten, soll noch ein br
ter Ärzt hinzugezogen werden.
prüke üsin
sci»I krsgen.
1 Was bedeutet dos Wort Parität?
2. Wer schrieb die Posse „Lumpazii Vagabundus"'^
3 Wer war Theodor Mommsen?
4. Wo liegt das Fichtelgebirge?
5. Wer war Alarich?
6. Auf welcher Rheinseite liegt der Hunsrück?
7. Wer komponierte die Oper „Die Königskinder"?
8. Wo liegt Edinburgh?
Die Antworten auf die Fragen vom vorigen Samsl"^'
1. Eiue Ntonographie ist eine Abhandlung, dic
ein besonderes Objekt zum Gegenstand ihrer Dari,,
lung hat. 2. Das Wort „Rosenmontag" soll eine ^
stellung von „Rasenmoniag" fein, was soviel w>e
rasende, der tolle Montag bedeutei. 3. Dcr tzcchn ,
Erwachsene atmet in der Minute durchschnittlich flcv.Z
bis zwölf mal. 4. Ein Triptychon ist ein dreiteuw.
Altarbildwerk, das aus einem Mittelstück und
oft beweglichen Seiienflüqeln besteht. 5. „Er stanb
..
semes Daches Zinnen" ist der Anfang
„Der Ring des Polykrates" von Schtller. v.
dam liegt an der Einmündung der Nuthe in die
7. Die Oper „Die verkaufte Braut" komponierte
d-rick ^ Vini sl>inpn
drich Smetana. 8. Der Omnibus hat seinen
von dem lateinischen Wort „omnibus". wcil cr
Beförderungsmittel „für alle" ist.
ein
keine Gäste, sie läßt das Haus verkommeu. Die Alle
haust gauz allein darin. Der einzige, der sie zuweilen
sieht, ist der 'Steuerbeamte. Niemand weitz, warum
sie das Haus nicht verkauft, keinon Menschen läßt sie
über die Schwelle; iu dem Haus ist alles wurmig und
morsch... aber sie gibt das Haus nicht her, um leinen
Preis, sagt sie. Sie soll wieder Geld haben."
Sonderbar, dachte der Engländer. Nachseni er ab-
gereist war, hatte er die Sache vergessen. Geschäftliche
Reisen führten ihn nach dem Orient, er gründete eine
Filiale seines Geschäfts in Gibraltar und lebte dort,
ohne an die Stadt zu denken, in der er seine Gicht los-
geworden war.
Eines Tages, auf einer Geschäftsreise durch Spa-
nien, fand er auf seinem Zimmer eine ältere deuische
Zeitung, die ein Gast hinterlassen hatte. Und sein
Blick siel auf die Ueberschrift emes Artikels. Sie war
groß gedruckt und nicht zu übersehen. „Der Mord in
der Mönchsgasse noch immer unaufgeklärt." Und die
Geschichte des Mordes wurde kurz wiederholt, die an-
scheinend schon öfter durch die Blätter gegangen war.
Jn einem kleinen Hotel in der Mönchsgasse wurde m
der Nacht zum 12. die Besttzerin ermordet. Da die
alte Frau keine Erben hinterließ als einen Sohn, der
vor vielen Jahreu im Ausland verschollen war, sollte
das Haus mit Mobiliar und allem, was übrig blieb,
au eine Nichte fallen, die gesucht wurde. Wer Mit-
teilungen über sie oder den Mord macheu könnte,
wurde gebeten, sich au die Polizei zu wenden...
Als der Engländer das gelesen hatte, legte er die
Zeitung zusammen und blickte eine Weile stumm in
die blaue Nacht hinaus. Er sah das hätzliche Haus
mit der abgeblätterten Fassade, er hörte die Quelle
murmeln. Es war, als riese sie ihn zurück.
Jn der Nacht vor seiner Abreise also war der
Mord geschehen. Er überlegte... vielleicht in dersel-
ben Stunde, als er vor dem Fenstcr stand und die Ta-
Petentür sich öffnete und die junge Frau erschien und
die Männer aufsprangen...
Der Gedanke ließ dem Mann keine Ruhe, und er
schrieb an die Polizei, was er an jenem Abend ge-
fehen. Er gab eine genaue Schilderung der Gestalten
der Männer und der jungen, blonden Frau. Nachdem
der Sohn sich auf keine Aufrufe hin gemeldet hatte,
war ma-n schon auf eine andere Spur gekommen: die
Nichte. Sie wurde nun gesucht. - - und gesunden— die
Personalbeschreibuug des Engländers paßte gcnan -
in Ostende auf einem Rennplatz mit den beivcn
ren. Sie hatte die alte Frau krank angetrosfen.
Tante wollte ihr Geld nicht gutwillig hergebeu-
machte man kurzen Prozeß mit ihr... jg
Als der Engländer nach vielen Iahren wicdcr^jx
die Stadt lam, ging er wieder in die alte Gassc-
lag im silbernen Mondscheiu eines träumenden
abends da. Und in die Ecke gedrückt stand sshcn ^.j,i
ftnster das alte Haus „Zum schwarzcn Wallaw -
Schild hing daran. „Zu verkaufen", das Regcn
Wind verbogeu hattcn. Es hing wahrschcinlic» ' ,^1^
lange da, ohne daß sich ein Liebhaber für das '
liche Haus meldete. ^e-
Der Mann dachte an den Abond, als er dfl^^lle"
standen hatte, angezogen von seiner geheimni^ ^ gii
Fassade. Und in derielben Stunde war der M
der alten Frau gef I :n... j«i
Und dicht daneöen kochten wieder die Kö". vck
ihren weißen Müyen für verspäteie Gäste, dw Fes
Oper kamen, das Abendessen, die Damen häkcli
mützen. Und unter der Erde suchte sich die alie ^
leise murmelnd ihren Weg...
kunst und Wisseuschast. ^
s„Der Solbat — deutschc Kriegsbriefe".i ^Ä^mcn^-
Stolzes und der Verpflichtung soll das im
Jahr erscheinende Werk „Der Soldat—- „ uw
Kriegsbriefe" sein, das Briefe von scfauc^^-^tzsu
lebenden Frontsoldaten des Weltkrieges aus
in reicher Auswahl enthalten wird. Zur VeroN^^tcU'
geeignet sind alle Briefe, die für den Geist de- glle
tums, so wie er sich tatsächlich im Weltkriefl „sschluP
Kampffronten geäußert bat. in beionderer WeiW s
reich sind. Um eine wirklich vollständige «amn^
gewinnen, ergeht an alle, die für diesen 3wc Bitte, '
kommende Briefe und Schriftstücke besitzen, v gaDes" !
Profeffor Dr. Rudolf Hoffmann (Sannover, AcheN
36), dem Herausgeber des Buches, oder dem ^ ^ 4) '
Langen/Georg Müller (München 19, Hubertu i ^glcflc '
Älbschrift zur unverbindlichen Einfichtnahme ErezcMhc
3uschriften, die nicht bis spätestens znm .-:!Ljljch lc>
1936 eingehen, können in diesem Buch vorau
Berücksichtigung mehr firrdeu-
Fernsprechsr.S.-A. 7351—53.
„Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger^
Hrr.
Der Whrer beim I«. Armeekorps.
Llebergabe der neuen Fabnen.
Grohenenglis bei Fritzlar. 18. September. Kur -
hessen erlebte am Freitag wieder einen großen
Tag. Als Abschluß der H e r b st ü b u n g e n dcs
IX. Armeekorps sand bei Großenenglis südlich von Fritz-
lar in Anwesenheit des Führers und Oberstsn Be-
sehlshabers der Wehrmacht, dss Reichskriegsministers
Generalseldmarschall von Vlomberg und des Ober-
befehlshabers dss Heeres Generaloberst Freiherr von
Fritsch, sowie des Generals der Flieger Milch die
seisrliche Uebergabe der neuen, vom Führer verliehenen
Truppensahnen an die Truppenteile dss IX. Ar-
meekorps statt. Anschließend nahm der Führer die Pa-
rade über die Truppen des IX. Armeekorps ab.
Das große Paradefeld war von Zehntausenden von
Zuschauern dicht umsäumt. Auf der Chrentriüne sah man
u. a. den Gauleiter des Gaus Kurhessen, Staalsrat
Weinrich, den Oberpräsidsnten Prinz Philipp von Hes-
sen, zahlreiche Vertreter der Partei und ihrer Gliede-
rungen sowie des Staates und der Vehörden.
Die Ankunst des Führers.
Gegen 11 Ahr vormittags tras der Führer mit
dem Reichskriegsminister und seiner Vegleitung auf dem
Bahnhos Zennern ein. Cine Abordnung erwies die mili-
tärischen Chrenbezeugungen Nach der Meldung des Lei-
tsrs der Absperrung, SS-Obergruppenführer Crb-
prinz zu Waldeck, begab sich der Führer im Kraft-
wagen durch ein Spalier der SS-Verfügungstruppe
Arolsen und der SA. zum Paradefeld. Auf seiner Fahrt
wurde er überall von der Vevölkerung hsrzlich begrüßt.
Als der Führer mit seiner Begleitunq auf dem Parade-
seld sintrifst, empfängt ihn ein neuer Iubelsturm. Reichs-
kriegsminister Generalfeldmarschall von Blomberg, der
Oberbefehlshabsr des Heeres, Generaloberst Freiherr
von Fritsch, der Oberbesehlshaber des Gruppenkomman-
dos II, General der Ärtillerie Ritter von Leeb, und der
Kommandierende General des IX. Armeekorps, General
der Artillerie Dollmann, erwarten den Führer am rech-
ten Flüael der Fahnengruppe, die aus dem Paradeseld
ausmarschiert ist. Die Fahnenkonrpanie präsentiert, die
Musik spielt den Präsentiermarsch. Der Kommandierends
General des IX. Armeskorps meldet dem Führer die
Aufstellung. Der Führer schreitet unter dem Iubel der
Maflen die Front ab und begibt sich aus das sür ihn er-
richtete Podium vor der Haupttribüne.
Der Führer spricht.
Der Führer übergab dann die Fahnen mit einer
Ansprache an die Truppen, in der er an die alte
dsutscheArmeealsdie stolzests aller Zei-
ten erinnerte und den Soldaten der neuen Armee die
Worte zuries: „Ihr werdetzu diesenFahnen
stehen in guten und schlechten Tagen! Zhr werdet sie
nis verlaflen und sie in Curen Fäusten tragen vor der
wieder groß gewordenen Nation! Sie blickt auf Cuch in
höchstem Stolz und mit blindem Vertrauen. Crweist
Cuch dieses Vertrauens würdig und stellt Cuer ganzes
Denken und Handeln immer unter den Begrisf:
Deutschland, unser deutsches Volk und unser
Deutsches Reich!"
Die Fahnenübergabe.
In Begleitung des Reichskriegsministers, des Ober-
besehlshabers des Heeres, des Oberbefehlshabers des
Truppenkommandos und des Kommandierenden Generals
bsgab sich der Führer darauf an dsn rechten Flügel
der Fahnenaufstellung und übergab jedem einzelnen Ba-
taillonskommandeur mit Handschlag seine Fahne. Der
Vadenweiler-Marsch und ein Chrensalut begleiteten die
Fahnenübsrgabe.
Der Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst
Freiherr von Fritsch,
dankte daraus in einer Ansprache dem Führer für dis
neuen Fahnen.
Die Armee sei stolz und glücklich, so sührte er
u. a. aus, sie aus den Händen des Mannes empsangen zu
haben, der Deutschland vor dem Verderben errettete, der
ganz Deutschland mit nationalsozialistischem und soldati-
schem Geist erfüllte. Wenn die Ärmee heute diesen Fah-
nen und Standarten Treue gelobe bis zum lehten Atem-
zug, dann schwöre sie auch Treue dem M<mn, der die
Fssseln von Versailles zerbrochen habe.
„Die Armes gelobt Ihnen, mein Führer, Treue
heute und immerdär, im Leben und im Sterben."
Die Ansprache klang in einem Siegheil auf den Füh-
rer aus. Dic Musik fiel mit dem Deutschlandlied und
dem Horst-Weflel-Lied ein, in das dis Zehntausende spon-
tan einstimmten.
Der Vorbeimarsch.
Anmittelbar nach der Fahnenübergabe begann der
Vorbeimarsch unter den Klängen des „Friedericus
Rex". Die Parade wurde angeführt von dcm Komman-
dierenden General des IX. Armeekorps mit seinem Stab,
dem Musikkorps des Infanterieregimsnts 15 und den
neuen Truppenfahnen des Korps. Cs solgte die Insante-
rie der 9. und 19. Division. Regiment auf Reqiment mar-
schierte an seinem Obersten Besehlshaber vordei. Aus die
Zuschauer, unter denen sich besonders visl Iugend be-
fand, machte das militärische Schauspiel einen tiefen Cin-
druck. Den Schluß der Infanterie bildeten Pioniere und
Radfahrer. Im Trab kamen das Reiterregiment 13, die
Artillerie und die Nachrichtentruppen vorbei. Es solgten
die motorisierten Truppen, an ihrer Spitze ein Kraftrad-
schühen-Bataillon und Panzertruppen, während eine
Fliegerstasfel über das Paradefeld brauste.
Nach dem Vorbeimarsch, der über zwei Stunden
dauerte, fuhr der Führer zusammen mit dem Reichs-
kriegsminister Generalfeldmarschall von Vlomberg
und Generaloberst Freiherr von Fritsch im Auto das
Feld in langsamer Fahrt unter den Heilrufen der Menge
ab. Als der Wagen das Feld verließ, liessn die Maflen
querfeldein, um noch einmal den Führer zu sehen.
WeslMt mid PalWim.
Ministerbesprechung i» London.
London, 18. September. Llnter Vorsitz dss Innen-
ministers Simon fand am Frsitag vormittag ein« Mi-
nisterbesprechung statt, an der auch Außenministsr Cden
teilnahm. Cs wurde die Lage in Palästina und das
europäische Problem erörtert. Cin endgültigsr
Beschluß über die Crklärung des Kriegsrechtes in Palä-
stina wurde noch nicht gefatzt. Ofssnbar will die Regie-
ruirg' zünächst erst einmal einen Bericht des treuen Ober-
befehlshabers in Palästina, Gensralleutnant Dill, über
das weitere Verhalten der Araber abwarten. Daß die
Frage der Verhängung des Kriegsrechtes besprochen
wurde, geht u. a. aus der Anwesenheit des General-
rechtsanwalts O'Connor hervor. Bemerkenswert
ist, daß an der Besprschung auch dsr Stabschef der Luft-
streitkräfte, Luftmarschall Cllington, teilnahm.
Im Lauf der Sitzung, die annähernd zweieinhalb
Stunden dauerte, wurde auch die Note über die ge-
plante Westpaktkonferenz besprochen, die
Außenminister Eden im Laus des Nachmittags den Ver-
tretern der bisherigen Locarnomächte überreichte. Wie
verlautet, ist eine Verössentlichung der Note nicht beab-
sichtigt.
Reuter erfährt, daß der Inhakt der Note nicht von
weitgehendem Charakter sei, und daß Sowjetruß-
land in ihr nicht erwähnt werde. Vielmehr stellt
das Dokument eine Wiederholung der bereits in
der Verlautbarung vom 23. Iuli ausgedrückten Ansichten
dsr britischen Regierung dar. Cs bestehe sernsr Grund
zu der Annahme, daß die Note keine besondersn Vor-
schläge für dieFestsetzung desneuenZeit-
punktesder Konferenz enthalte, obwohl es mög-
lich sei, daß Außenminister Cden mündlich auf die Be-
deutunq hingewiesen habe, die Cngland dem Zeitpunkt
beimefle. Die diplomatischen Vertreter Deutschlands,
Frankreichs, Italiens und Velgiens wurden am Nachmit-
tag von Außsnminister Cden in etwa halbstündlichen Ub-
standen getrennt empfangen.
Dsm diplomatischen Korrespondenten der „Cvening
News" zufolge wiederholt die Note die Ansicht, daß
„die Aufteilung Europas in feindliche
Blocks" für eine allgemeine Regelung verhängnisvoll
sein würde.
Bchrechmg Eden-Blum.
Am Sonntag abend in Paris.
London, 19. Ssptember. Wie gemeldet, wird
Außenminister Cden auf dem Weg nach Genf am
Sonntag abend in Paris eine Aussprache mit dem
französischen Ministerpräsidenten Leon Blum über di«
gsplante Fünfmächtekonferenz haben.
Lordsicgelbewahrer Halifax, der zur englischen
Abordnung gehört, verläßt London am Sonntag und wird
mit Cdsn in Paris zur gemsinsamen Weiterreis« zusam-
mentreten.
Me StreMei»eg»»g i» Zrantreich.
Die Liller Textilbetriebe geräumt.
Paris, 18. September. Nach Unterzeichnung
des Abkommens der nordfranzösischen Textilindustrie
wurdsn Freitag nachmittag in Lille sämtliche Be-
triebe von den Arbeitern geräumt.
Auch die Arbeitsr der Textilindustrie in den
Dogesen räumten die Vetriebe, um den Verhandlun-
gen dss Iustizministers, der sich zur Schlichtung des
Streites am Montag nach Cpinal begibt, kein« Schwie-
rigkeiten zu machen.
Reue Vetriebsbesetzungen in Saint Didier.
Paris, 18. September. Aus Saint Didier wird ge-
meldet, daß etwa 19 0 9 0 Arbeiter der dortigen
Textilindustri« die Arbeit niedergelegt und die
Vetriebe besetzt haben.
Dar Haiel z«w schwarze» Wallach.
Eine seltsame Gcschichte von Liesbet Dill.
An einem Herbstabend — es regnete in feinem
Sprühen — ging ein großer Cngländer die Nlönchsgafle
tzinunter. Cr war im Abendanzug und wollte zur Oper.
Der Portier hatte ihm geraten, durch diese Gafle den
Weg abzuschneidcn. Cr wär noch nis hierdurchgekommen,
obwohl er seit vier Wochen hier lebte und die Kur ge-
branchte, und morgen wollte er abreisen.
Cs war «ine schmale, enge Gafle, die etwas Düste-
rss hatte. Sie wand sich zwischen den Rückseiten der gro-
ßen Hotels am Kochbrunnen durch bis zu einer breiten
Gefchäftsstraße, die an den Opernplatz stieß.
Der Fremde ging eilig und sah stch nicht um. Aus
dsm Kellergeschoß des Hotels hörte man Topfklappern,
man sah dort die Köche in ihren weißen Mützen am
Herd ihre Kaflerollen rühren, und aus der Crde stiegen
die heißen Dämpfe der Quelle, die seit vielen tausend
Iahrsn hisr durchströmte und den Kranken Hejlung
brachte. An der Ccke machte die Gafle eine Biegung, und
der Mann hatte plötzlich das Gefühl, daß noch jemand
in dieser Gaffe sei, dsr ihm nachschaute... Anwillkürlich
blickte er sich um und sah etwas Schreckliches. In dem
osfenen Parterrefenster eines schmutzigen Hotels, dessen
Fassade abgeblättert war, lag eine alte Frau und
schaute auf die leere Gasse. Sie war von unbestimm-
tem Alter, mit ungekämmtem, grauem Haar, braunem
Gesicht, von der Farbe der Leberkranken, gelb und oer-
schrumpft.
Das Haus war ebenso häßlich wie die Alte und
stand in die Ecke eiugedrückt wie eine Kulisse, hinter
der nichts mehr ist. Hoiel „Zum schwarzen Wallach"
stand auf seiner Fassade. Diesen Namen harte der
Fremde noch nie an einem Hotel gelesen.
Niemand begegnete ihm weiter in der Gasse. Er
schüttelte don Eindruck gewaltsam ab, aber er hatte das
Bild noch vor sich, als er in dem glänzend «rleuchte:en
Opernhaus seine Loge betrat...
Als er heimkehrte, ging er nicht, wie immer, durch
die hellen Stratzen, sondern wieder durch die cnge
Gasse. Sie laq dunkel. hier und da matt erhellt von
den Lichtstreifen, die aus den erhellten Badehäusern
auf die Gasse fielen, er sah die Gaste m den Salons
um die Spieltische sitzen. Einige spielten Karten, an-
dere machten Handarbeiten, und einige Damen lausch-
ten einer Schallplatte.
Da war wieder das Haus, es stand in seiner Ecke,
scheu eingedrückt, wie jemand, der Grund hat, stch zu
verbergen. Seine Fenster waren geschlossen, die Roll-
läden hingen herab, die alte Frau war nicht mehr da.
Der Mann wollte weitergehen, als er plötzlich einen
schmalen Lichtschimmer sah, der durch den Spalt eines
der Läden fiel. Er trat näher und schaute in ein gro-
ßes, niedriges Zimmer, das vollständig kahl und leer
war und in dem ein Kaminfeuer flackerte. Vor dem
Kamin saßen zwei Herren in Mänteln, die Hüte im
Nacken, dem Fenster den Rücken gekehrt, und schauten
in die Glut.
Plötzlich wurde eine Tapetentür, die der heimliche
Beobachter bis jetzt nicht bemerkt hatte, geöffnet; eine
junge Frau in einem schwarzen Mantel trat herein
und sagte etwas zu den Herren, die aussprangen. Der
eine wandte sich um, und der Engländer sah in ein
langes, gelbes Gesicht mit schwarzen, sunkelnden
Augen und einer stark gebogenen Nase. Rasch trat cr
nun von dem Fenster fort und ging weiter.
Es war ihm immer, als schauten das Haus und
der Mann am Fenster ihm nach. Er fühlte wieder dcn
Blick im Rücken, und er ging rasch die Gasse hinunter,
in der nichts hörbar war als das sanste Murmeln der
warmen Quelle, deren Dampf durch die Gitter aus der
Erde ftieg.
Am nächsten Morgen reiste er ab. Als er seine
Rechnung bezahlte, fragte er den Portier, weshalb
eigentlich das Hotel zum schwarzen Wallach hieße?
Das wutzte der Mann nicht, aber ein alter Hausknecht
mischte stch ein. Jm elften Jahrhundert sei ein
Pferdebad drin gewesen, und es ginge die Sage, datz
einem armen Männ damals, der seinen lahmenoen
Wallach dort untergestellt hatte, dieses Pserd in eincr
Nacht kreviert sei. Als er sortging, verfluchte er das
Haus. Seitdem hatte niemand, der hineinzog, darin
Glück
„Es ist ein Unglückshaus," sagte der Portier.
„Wieso?" fragte der Engländer.
„Weil jeder, der es übevnimmt, darin verunglückt."
„Und wem gebört es jetzt?"
„Einer alten Frau, dcr Witwe des Besitzers, der
vor zehn Jahren darin Bankerott gemacht und sich er-
hängt hat. Die Altc gibt es nicht auf, sie nimmt auch
Samstag, 19. September 193v
Dle Sttafanttüge lm BauungllUsprozeß.
Nach monatelanger Bewelsausnahme.
untsrsucht und geprüft worden, als das Vauunglüä ui
der Hermann-Göring-Straße. Der Umfang und die »,
falt der vorbereitenden Untersuchungen sei in der Ha o
verhandlung garnicht in Crscheinung getreten, ergeoe i
aber aus dem Akteninhalt. Dis Angeklag
hätten im wessntlichen von sich aus nicht dazu oe g
tragen, die Frage der höheren. Gewalt zu klären, ovg
sie dazu in dcrLage gewcscn wären. DieÄi'gei
ten hätten qewußt, daß hier die Aushubtiese rrgeno ,
' .. Dennoch Latten ^
Verlin, 18. September. Im Verliner Vauunglücks-
prozeß vor der 11. Großen Straskammer des Berliner
Landgerichts stellte am Freitag die Staatsanwaltschaft
nach siebenstündigem Plädoyer die Strafanträge.
Sie lauten wegen fahrlässiger Tötung unter
Außerachtlaffung einer Verufspslicht gegen den Z5jahrigen
Reichsbahnrat Wilhelm Weyher und den Direktor der
Berlinischen Vaugesellschaft, den 54jährigen Diplom-
ingenieur Hugo Hofsmann auf je süns Iahre
Gefängnis, gegen den 42jährigen Vauleiter der Ver-
linischen Vaugesellschast Diplomingenieur Fritz Noth
auf drei Iahr« Gefängnis, gegen den 42jährigen
Reichsbahnbaurat Wilhelm Schmittauf einIahr
sechs Monate Gesängnis und den 50jährigen
Streckendezernenten, Reichsbahnoberrat Kurt Kell-
bergaus ein Iahr Gefängnis. Ferner wurde
beantragt, den Angeklagten die Kosten des Verfahrens
aufzuerlegen und dis erlittene Untersuchungshaft in vol-
lem Amfang anzurechnen. Die Haftbefehle bleiben be-
stehen.
4-
Der Tag, an dem die Strafanträge gestellt wurden,
war der 79. Verhandlungstag. Anter Mitwirkung von
17 Sachverständigen und unter Hinzuzichung von' etwa
180 Zeugen hat das Gericht in monatelangerBe-
wsisaufnahme alle persönlichen, sachlichen und tech-
nischen Fragen durchforscht und erörtert, dis mit dem
surchtbaren Ansall in irgendeiner Verbindung stehen.
Wohl nirgends sei, so sagte der erste Anklagevcrtreter in
seiner Rede, ein technisches Llnglück sorgfältiger
entscheidends Rolle spiele. Dennoch hat
zum Teil unwahre Angaben über die Ticfe
macht, bis zu der die Sohle vorgetrieben worden scu
Nach den Ausführungen zur Schuldsrage nahm
zweite Anklagevertreter das Wort zum Strafniair
Cr ging dabei zunächst auf die Tatsache ein, daß n a u
zehn Volksgenossen durch die Schuld der ÄNg
klagten ihr Leben hättcn laflen müflen. Außer ^dw'
neunzchn Toten seisn noch eine große Anzahl »on^'M ,
genoffen durch die Schuld der Angeklagten schnicr bcri
fsn und gefährdet worden. Durch das fahrläflige Vcrya
ten der Angeklagten sei auch dcr Ruf dcr deutschen L»
litätsarbeit gefährdet worden. Das Schuhbedürsnis o
Volksgesamtheit erfordere deshalb aus diesem Grun
harte Strafen. Cin weiteres komms hinzu: 'T.z
Vau der Nord-Süd-Wcstbahn in Verlin sei ein Teil oc
großen Arbeitsbeschaffungsprogramms, mit dcm
Reichsregierung bemüht sei, der Arbeitslosigkeit Hcrr c
werden. Visle, die jahrclang erwerblos gewesen flic '
hätten durch die großen Vauten dieses Programms Ifl^
erstenmal wiedsr Arbeit und Vrot gesunden. D'ic
Volksgenoffen seien im Vertrauen darauf an die 2lrvc
gegangen, daß deutsche Ingenieure sür ihre Sichcrb
sorgen würden. Cs würe bedenktich sür das grvo
Werk, wenn denjenigen keine harteStrafctr
fen würde, der an leitender Stellung nicht genügc"
für die notwendige Sicherheit sorge.
dcr
Imtslhcs Reich.
Der afghanische Außenminister Sardar Mohammed
Khan traf in Begleitung des Präsidenten der afghani-
schen Nationatbank zu längerem Aufenthalt zwecks wirt-
schaftlicher Verhandlungen in Verlin ein und
ist am Mittwoch nach zGenf weitergsreist, von wo er
in etwa zwei Wochen nach Verlin zurückkehren wird.
Die Zahl der Postscheckkonten ist im August um 2435
Konten auf 1 086 811 gestiegen. Auf diesen Konten wur-
den bei 67,7 Millionen Buchungen 11 394 Millionen
Mark umgesetzt: davon sind 9 555 Millionen Mark oder
.83,9 Prozent bargeldlos beglichen worden. Das Gutha-
ben auf den Postscheckkonten betrug am Monatsende 607,4
Millionen Mark, im Monatsdurchschnitt 631,5 Millionen
Mark.
A«l 28. SePmder ii» R»»ds«nl>.
Rede des Führers über alle deutschen Sender.
Verlin, 18. September. Am 28. September d. Is.
um 18.30 Uhr sindet über alle deutschen Senber eine
Aebertragung der großen Rede desFührers,die
er aus der vierten Iahrestagung der Deutschen Ar-
beitsfront in Nürnberg anläßlich des Reichspartei-
tages hielt, statt. Der Rede des Führers sind Worte des
Reichsleiters der Deutschen Arbeitsfront Pg. Dr. Ley
vorausgestellt.
Der Cmpfang der sür die gesamte wirtschaftliche Cnt-
wicklung Deutschlands grundlegenden Reds des Führers
und der Worte Dr. Leys wird als Gemeinschasts-
empfang in allen deutschen Vetrieben, in Versamm-
lungsräumen und aus freien Plätzsn stattfinden... Durch
diese umfaflende Gestaltung des Cmpfanges der SsNdung
soll allen deutschen Volksgenoffen die Möglichkeit gs-
geben werden, die wichtige Red« des Führers zu -hören.
Die A«Wirt«»ge» der letzlen Amneslie.
lleber eine halbe Million Fälle.
Verlin, 18. September. Das Straffreiheits-
gesetz vom 23. April 1936 ist von den Iustizbehörden
beschleunigt durchgeführt worden. Cs liegen nunmehr
genaue Zahlen über die Auswirkungen des Gesetzes vor.
Vis zum 1. August 1936 haben insgesamt 5 0 1 2 2 3
Personen eine Vergünstigung durch dieses Ge-
sstz ersahren.
Im einzelnen stnd die Crgebniffe folgsnde:
1. Anter 8 1 (Straftaten aus llebereifer im Kamps
sür den nationalsozialistischen Gedanken) fielen 3532 Per-
sonen, und zwar ist 1592 Verurteilten die rechtskrästig
erkannte Strafe erlasssn und bei 1940 Veschuldig-
ten das Verfahren niedergeschlagen worden.
2. Antsr § 2 (Geringfügige Straftaten, bei dcnen
die rechtskräftig anerkannte oder zu erwartende Strase
nicht mehr als Freiheitsstrafe von einem Monat Geld-
strafe in entsprechender Höhe beträgt) sielsn?95 014 Per-
sonen, und zwar wurds 240 340 Personen Straferlaß zu-
teil, während in 254 674 Fällen das vorläufige Strafver-
fahren eingestellt oder von der Cinleitung eines Straf-
verfahrens abgesehen wurde.
3. 8 3 (Vedingter Crlaß rechtskräftig erkannter
Strafen von nicht mehr als sechs Monaten Freihsits-
strafe) kam in 2777 Fällen zur Anwendung. Davon ent-
sallen 2000 Fälle auf Straftaten gegen das Heimtücke-
Gesetz vom 20. Septcmber 1934, sowie aus Straftaten d ^
mäß der Paragraphen 1Z4a und b des Dtrafgesehbu«'
(Veschimpfungen des Reichs, dcr Wehrmacht, der R
D. Ä. P.) und Paragraph 130a (Kanzelmißbrauch)-
Sendet Ansnatzmen
vom Reichspmeitag 193K ein?
Verlin, 18. September. Die OrganisationsleituNÄ
des Reichsparteitages 1936 bittet alle Partei- ""
V o l k s g e n o s s e n, die am diesjährigen Reichspaifl'
tag teilgenommen und photographische Aufnahnic
hergestellt haben, je einen Abzug mit genauer Angabe bc
Ilrhcbers, des Dargestellten und der evtl. Archiv-Runin>c
an die Organisationsleitung Nürnberg, Gencralsctb
marschall von Hindenburg-Plah 1, für Archivzwccke c>n
zusenden.
Sämtliche Vervielfältigungs- und VeröffcntlichunO^
rechte an den Bildern bleiben den Ilrhebern gewahrt-
— Der deutsch« Geschäftsträger in Wien hat
Freitag der Vundesregierung das Veileid über das ^
leben dcs Gouverneurs der Postsparkafle, Vundeskanfl^
a. D. Karl Burssch ausgesprochen und an den Trauc
seierlichksiten.in Wien teilgenommen.
— Das Vesinden des srüheren rumänischen Äuifl .
ministers Titulescu ist, wie aus St. Moritz gemcic'
wird, unverändert. Cr leidet an großer Schwäche, ba
nur wenig Nahrung aufnimmt. Außer den beiden
zialärzten, di« ihn bishsr behandelten, soll noch ein br
ter Ärzt hinzugezogen werden.
prüke üsin
sci»I krsgen.
1 Was bedeutet dos Wort Parität?
2. Wer schrieb die Posse „Lumpazii Vagabundus"'^
3 Wer war Theodor Mommsen?
4. Wo liegt das Fichtelgebirge?
5. Wer war Alarich?
6. Auf welcher Rheinseite liegt der Hunsrück?
7. Wer komponierte die Oper „Die Königskinder"?
8. Wo liegt Edinburgh?
Die Antworten auf die Fragen vom vorigen Samsl"^'
1. Eiue Ntonographie ist eine Abhandlung, dic
ein besonderes Objekt zum Gegenstand ihrer Dari,,
lung hat. 2. Das Wort „Rosenmontag" soll eine ^
stellung von „Rasenmoniag" fein, was soviel w>e
rasende, der tolle Montag bedeutei. 3. Dcr tzcchn ,
Erwachsene atmet in der Minute durchschnittlich flcv.Z
bis zwölf mal. 4. Ein Triptychon ist ein dreiteuw.
Altarbildwerk, das aus einem Mittelstück und
oft beweglichen Seiienflüqeln besteht. 5. „Er stanb
..
semes Daches Zinnen" ist der Anfang
„Der Ring des Polykrates" von Schtller. v.
dam liegt an der Einmündung der Nuthe in die
7. Die Oper „Die verkaufte Braut" komponierte
d-rick ^ Vini sl>inpn
drich Smetana. 8. Der Omnibus hat seinen
von dem lateinischen Wort „omnibus". wcil cr
Beförderungsmittel „für alle" ist.
ein
keine Gäste, sie läßt das Haus verkommeu. Die Alle
haust gauz allein darin. Der einzige, der sie zuweilen
sieht, ist der 'Steuerbeamte. Niemand weitz, warum
sie das Haus nicht verkauft, keinon Menschen läßt sie
über die Schwelle; iu dem Haus ist alles wurmig und
morsch... aber sie gibt das Haus nicht her, um leinen
Preis, sagt sie. Sie soll wieder Geld haben."
Sonderbar, dachte der Engländer. Nachseni er ab-
gereist war, hatte er die Sache vergessen. Geschäftliche
Reisen führten ihn nach dem Orient, er gründete eine
Filiale seines Geschäfts in Gibraltar und lebte dort,
ohne an die Stadt zu denken, in der er seine Gicht los-
geworden war.
Eines Tages, auf einer Geschäftsreise durch Spa-
nien, fand er auf seinem Zimmer eine ältere deuische
Zeitung, die ein Gast hinterlassen hatte. Und sein
Blick siel auf die Ueberschrift emes Artikels. Sie war
groß gedruckt und nicht zu übersehen. „Der Mord in
der Mönchsgasse noch immer unaufgeklärt." Und die
Geschichte des Mordes wurde kurz wiederholt, die an-
scheinend schon öfter durch die Blätter gegangen war.
Jn einem kleinen Hotel in der Mönchsgasse wurde m
der Nacht zum 12. die Besttzerin ermordet. Da die
alte Frau keine Erben hinterließ als einen Sohn, der
vor vielen Jahreu im Ausland verschollen war, sollte
das Haus mit Mobiliar und allem, was übrig blieb,
au eine Nichte fallen, die gesucht wurde. Wer Mit-
teilungen über sie oder den Mord macheu könnte,
wurde gebeten, sich au die Polizei zu wenden...
Als der Engländer das gelesen hatte, legte er die
Zeitung zusammen und blickte eine Weile stumm in
die blaue Nacht hinaus. Er sah das hätzliche Haus
mit der abgeblätterten Fassade, er hörte die Quelle
murmeln. Es war, als riese sie ihn zurück.
Jn der Nacht vor seiner Abreise also war der
Mord geschehen. Er überlegte... vielleicht in dersel-
ben Stunde, als er vor dem Fenstcr stand und die Ta-
Petentür sich öffnete und die junge Frau erschien und
die Männer aufsprangen...
Der Gedanke ließ dem Mann keine Ruhe, und er
schrieb an die Polizei, was er an jenem Abend ge-
fehen. Er gab eine genaue Schilderung der Gestalten
der Männer und der jungen, blonden Frau. Nachdem
der Sohn sich auf keine Aufrufe hin gemeldet hatte,
war ma-n schon auf eine andere Spur gekommen: die
Nichte. Sie wurde nun gesucht. - - und gesunden— die
Personalbeschreibuug des Engländers paßte gcnan -
in Ostende auf einem Rennplatz mit den beivcn
ren. Sie hatte die alte Frau krank angetrosfen.
Tante wollte ihr Geld nicht gutwillig hergebeu-
machte man kurzen Prozeß mit ihr... jg
Als der Engländer nach vielen Iahren wicdcr^jx
die Stadt lam, ging er wieder in die alte Gassc-
lag im silbernen Mondscheiu eines träumenden
abends da. Und in die Ecke gedrückt stand sshcn ^.j,i
ftnster das alte Haus „Zum schwarzcn Wallaw -
Schild hing daran. „Zu verkaufen", das Regcn
Wind verbogeu hattcn. Es hing wahrschcinlic» ' ,^1^
lange da, ohne daß sich ein Liebhaber für das '
liche Haus meldete. ^e-
Der Mann dachte an den Abond, als er dfl^^lle"
standen hatte, angezogen von seiner geheimni^ ^ gii
Fassade. Und in derielben Stunde war der M
der alten Frau gef I :n... j«i
Und dicht daneöen kochten wieder die Kö". vck
ihren weißen Müyen für verspäteie Gäste, dw Fes
Oper kamen, das Abendessen, die Damen häkcli
mützen. Und unter der Erde suchte sich die alie ^
leise murmelnd ihren Weg...
kunst und Wisseuschast. ^
s„Der Solbat — deutschc Kriegsbriefe".i ^Ä^mcn^-
Stolzes und der Verpflichtung soll das im
Jahr erscheinende Werk „Der Soldat—- „ uw
Kriegsbriefe" sein, das Briefe von scfauc^^-^tzsu
lebenden Frontsoldaten des Weltkrieges aus
in reicher Auswahl enthalten wird. Zur VeroN^^tcU'
geeignet sind alle Briefe, die für den Geist de- glle
tums, so wie er sich tatsächlich im Weltkriefl „sschluP
Kampffronten geäußert bat. in beionderer WeiW s
reich sind. Um eine wirklich vollständige «amn^
gewinnen, ergeht an alle, die für diesen 3wc Bitte, '
kommende Briefe und Schriftstücke besitzen, v gaDes" !
Profeffor Dr. Rudolf Hoffmann (Sannover, AcheN
36), dem Herausgeber des Buches, oder dem ^ ^ 4) '
Langen/Georg Müller (München 19, Hubertu i ^glcflc '
Älbschrift zur unverbindlichen Einfichtnahme ErezcMhc
3uschriften, die nicht bis spätestens znm .-:!Ljljch lc>
1936 eingehen, können in diesem Buch vorau
Berücksichtigung mehr firrdeu-