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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Fernsprecher-S.-A. 7351—53.

„Heidelberger Reueste Nachrrchten" — „Heidelberger Anzerger^

Mittwoch, 23. Septerrrber 1936

Nr.

Der Krastsahrzeugöestand in Baden. I

Zunahme gegen das Borjahr um rund 15 Prozent.

fortschreitende Motorisierung in Deutschland in-
folge Einleitung durchgveifenüer Maßnahmen zur Förde-
rung des deutschen Kraftfahrwesens drückt sich in einem
de>onLers ftarten Anwachsender Zahl Ler Per-
l^onenwagen- und Kraftwagenhalter aus.
^ert dem Jahr 1833 ist der Destand an Kraftfahrzeugen
rrn Reich um annähernd 800 000 oder fast 50 Prozent ge-
Itiegen.

Diese Steigerung des Kraftfahrzeugbestandes macht
Nch naturlich auch in den einzelnen Ländern ^Lemerkbar.
Nach einer Veröffenllichung in Wirtschaft und Statiftik
Letrug am 1. Juli 1938 inBaden die Zahl derKraft -
r ^477 Ven 88 876 zur gleichen Vorjährszeit, die
Zahl der Perionenkraftwagen erhöhte sich auf
36 721 lSI 642s, die der O m n i b u f s e auf 679 t5S7s. Der
Lastkraftwagen >bestand feinschl. Brennstoffkessel-
wagens stieg auf 8292 (7807) an. Tamit ergab sich ins-
geiamt im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme der
Krafsiahrzeuge um 14.7 Prozent. Auf 27 Einwohner ent-
siel imnach am 1. Juli d. I. in Baden ein Kraftfahrzeug.

SchmMsachen und andere Wertodsekte gestohlev.

Am Samstag, den 19. September, abends zwi-
schen 7 und 10 Uhr wurden hier durch Einbruch
Schmucksachen im Wert von etwa 5300
Mark und ein Damenpelz (Silberfnchs) im Wert von
450 Mark, Jnvaliden- und Briefmarken, sowie Jubi-
läumssilbermünzen im Wert von etwa 24 Mark un!>
etwa 40 Mark in Bargeld entwendet.

Unter den Schmucksachen besinden sich goldene
und Platinringe mit Brillanten, Saphiren und Rubi-
nen beseht, eine Platinnadel mit einem Brillantcn,
goldene Qhrringe mit Brillanten, eine Zuchtperlenkette
mit 105 Perlen. 20 lose Zuchtperlen, goldsne Damen-
und Herrenarmbanduhren, eine goldene Herrenuhr mit
Sprungdeckel, eine unechte Perlenschnur mit shntheti-
schem Aquamarin, echter Fassung und Brillantrosen
und anderes.

Vor Anlauf der gestohlenen Sachen wird ge-
warnt. Sachdienliche Mitteilung an die Kri-
minalpolizei erbeten.

—* 700 Berliner KdF - Urlauber in Hcidelbcrg.
Mit 19 Autobuffen, die von einem Lautsprecherwagen
der NSG »Kraft durch Freude" begleitet wurden, be-
suchten gestern über 700 Berliner KdF-Ur-
tauber unsere Stadt. Die Urlauber, die im Gauge-
biet Heffen-Nassau untergebracht sind, waren am Vor-
mittag über die Reichsaniobahn gekommen
und hatten nach den vorgesehenen Besichtigüngen in
Heidelberg in 14 Gaststätten das Mittageffen eingenom-
men. Wie gut es den Urlaubern an diesem vom schön-
sten Wetter begünstigten Tag m Heidelberg gefallen
hat, ersieht man am besten Laraus, dah kurz vor der
Absahrt einige Hundert Urlanber vor Frcude nach der
Walzermusik des Lautsprechers aus dem Iubiläums-
platz tanzten. Die Rückfabrt erfolgte, wiederum ange-
führt von dem muntere Weisen spiclenden Lautspre-
cherwagen, über die Friedrichsbrücke und ging diesmal
über die Bergstraße.

—* Dic Deutsche Buchwcrbewoche. Wie in den
vergangenen Jabren wird auch in diesem Herbst eine
arotzangelegte Werbewoche sür das deutsche
Buch im ganzen Reich durchgeführt werden. die sich
um die Verbreitung des guten deutschen Buchs in im-
mer weiteren Kreisen der Bevölkerung bemüht. Diese
deutsche Buchwerbewoche wird vom 2 3. Oktober
bis 1. November stattsinden und wird auch in
Heidelberg einige Veranstaliunaen bringen. Mit
einer Morgenfeier der HJ am Sonntag. den
25. Oktober, voraussichtlich in der Aula der Neusn
Universität, wird die Werbeaktion eingeleitet. Jm
Lauf der solgenden Woche wird dann in einer Veran-
staltung in der Stadtballe ein nambafter Vertreler des
sungen deutichen Schrifttums aus eigenen Werken
lesen. Diese Dorlesung wird durch musikaliscbs Darbie-
tungen eines Quartetts umrabmt werden. Die Buch-
bandlungen selbst werden durch eine besondere Ausge-
staltung ibrer Schaufenster die verstärkte Aufmerksam-
keit der Volksaenoffen auf das Bnch zu lenken suchen.

—* Ei« Betriebsausflng. Am Scmntag fcmd der
B e t r i e b sa u s f l u g der Firma Brezelfabrik Gebr.
Lulah, zusammen mit der Lackfabrik Franz Serler,
Heidelberg, statt. Jst es in den vergangenen Jahren in
den Schwarzwald und Odenwald gegangen, so war dieses
Jahr die Pfalz das Ziel. Mit zwei Omnibussen der
Heidelberger Straßenbahn fuhr man ein Stück auf der
Autobahn und dann nach W o r m s. Jn Worms wurden
die Sehenswürdigkeiten dieser Stadt besichtigt. Die Fahrt
ging dann nach dem schönen Zell in der Pfalz. Nach
einem gemeinsamen Mittagessen konnten die Teilnehmer
das im herrlichen Sonnenschein liegende Zellertal bewun-
dern, wo ein köstlicher Tropfen Wein gedecht: der schwarze
Herrgott. Nur zu rasch verflogen die Stunden bei Tanz
und gesetz igem Zusammensein. Auf der Heimfahrt führte
der Weg auf der Weinstraße über Grünstadt, Bad
Dürkheim, Ludwigshafen nach Heidelberg, und zufrieden
schieden alle eTilnehmer von der schönen Fahrt und dem
kameradschaftlichen Geist echter Betriebsgerneinschaft.

—* Einstellung des Postanweisungsvertehrs mit Spa-
nien. Auf Veranlassung der fpanischen Postverwaltung in
Madrid wird der Postanweisungsverkehr nach
und aus Spanien eingestellt.

—* Sonntagsrücksahrkarten demnächst länger gül-
tig! Durch Nachtrag zum deutschen Eisenbahn-Per-
sonen-, Gepäck- und Expretzguttaris fallen ab 4. Okto-
ber 1936 die Angestelltenwochenkarten fort. Dafür wer-
don die steuerfreien Arbeiterwochenkarten
auch an Angestellte usw. mit einem Rohein-
kommen von nicht mehr als 200 Mark ausgegeben. —
Vom gleichen Tag ab wird die Geltungsdauer der
Sonntagsrückfahrkarten am Montag
bis 24 Ühr erweitert und die der Mittwoch-
rückfahrkarten bis Donnerstag 3 Uhr.

—* Die Ausgabe der Freimarkenheftchen. Wie wir
bereits mitteilten, hat die Deutsch« Reichspost eine Neu -
auflage des Freimarkenheftchens beschlos-
sen. Diese Heftchen gelangen in diesen Tagen an den
Postschaltrn zum Verkauf. Die neuen Heftchen in rotem
Ümschlag werden 29 Postwertzeichen zu den Ernzelwerten
von 1, 3, 5, 6, 8 und 12 Pfennig im Gesamtbetrag von
2 Mark enthalten. Die Deutsche Reichspost erfüllt damit
einen Wunsch weiter Kreise, denen die kleinen handlichen
Markenhestchen immer ein unentbehrlicher Begleiter ge-
wesen sind.

—^ Berordnung über den Möbelfernvcrkehr. Für

Möbeltransporte mit Kraftfahrzeugen ist
nunmehr vom Reichsverkehrsminister eine Sonider-
regelung getroffen worden, die in einigen Punkten von
den Bestimmungen des allgemeinen Güterfernverkehrs ab
weicht. Hervorzuheben ist, datz auch für diese Befördo
rungsart der G en e h m i g u n g s z w a n g gilt, der hier
sogar auch für die Anhänger ausgedehnt ist. Hrn Möbel
fernverkehr gilt nicht der Reichskraftwagentarrf, sondern
ein von der Fachgruppe Mübeltransport, der Reichsver-
kehrsdruppe Spedition und Lagerei erstellter Sondertarif,
>der vom Reichsverkehrsminister genehmigt sein mutz. Die
neue Regelunq tritt am 1. Oktober d. Is. in Kraft. Die
Verordnung wird in der nächsten Nummer des Reichsgesetz-
blattes abgedruckt werden. Mit der Veröffentlichung des
Tarifs für den Möbelfernverkehr und mit einigen Ueber-
gangsvorschriften ist in Kürze zu rechnen.

Vevorskehende VeranftaNuugen.

^ * Vom Städtischen Theater. Den Besuchern des

Städtischen Theaters fteht für heute ein lwsonderer Genuß
bevor: die Erstaufführung von Schönthans „Raub der
sabinerinne n". Dieser geradezu klassisch gewordene
Schwank wird auch in Heidelberg so viel Heiteckei er-
wecken, wie selten ein Stück es zu tun bermag. Jn grötze-
ren und tleineren Rollen treten auf: Annemarie Collin,
Hildegard Dreher, Friedel Große, Frieda Kuhn und Kla-
rissa Manhof, sowie Walter Giersch, Paul R. Henker, Arno
Hofmann, Max Mairich, Emmerich Noseda und Erich Wei-
land. — Am Donnerstag geht Kaergels sehr erfolgreiches
Volksstück „Hockewanzel" zum erstenmal (öffentlich!)
in Szene.

Aus den Cafasö-Betrieben: Schlotzpark-Casino

Gastspiel der Kapelle Schröder-Scharloh, Stadt -

garten-Casino heute zwölfter Nachmittag der

Dame.

Zilmschau.

Capitol: „Weiberreaiment".

Glorialichtspiele: „Mädchen in Weitz".
Kammerlrchtspiele: „Der Kaiser von Kalifornfen"
Odeonlichtspiele: „Der Kaiser von Kalifornien".
Schlotzlichtsviele: „Mädchen in Weitz".

WochenSerichi der Kriminalpolizei.

Festgenommen wurden eine Person wegen Vergehen
nach 8 175 R.S.G.B. und eine Perion wegen Betrugs.

Zur Anzeige kamen 53 Fälle, darunter 26 wegen Ver-
gehens gegen das Eigentum, fünf weqen verfchiedener
Sittlichkeitsdelikte, zehn weqen Glücksspiel, einer wegen
falscher Anschuldigung, drei wegen iahrlässiger Körper-
verletzung und der Rest wegen fonstiaer Straftaten.

Diebstähle: ein Photoapparat Marke „Voigtländer"
Avis 6^x9, Gehäuse Nr. 269 648, Skopar 1:4,6, Linsen-
nummer 513 711 Compurverschlutz. Plattenapparat, eine
gebrauchte Erika-Schreibmaschine Nr. 96 212, Picasschrift,
Universaltastatur mit Kunstlederkoffer und Zubehör.

Motorraddiebstahl: Entwendet wurde am 18. Septem-
ber ein Motorrad, Marke DKW. Nr. IV 8 91 585, Fabr.-
Nummer 297 475, Motornummer 526 644, schwarz, So-
ziussitz.

Fahrraddiebstähle: Ein Herrenrad, Marke „Torpedo"
und ein Damenrad Marke „Favorit". in beiden Fällen
Nummern unlbekannt. ferner ein Herrenrad mit un>be-
kannter Marke und Nummer.

Aufgefunden wurde ein Herrenrad Marke „Torvedo",
Nr. 595657, und ein Herrenrad Marke „Görike", Nr.
911636. — Beigebracht und ausgehändigi wurde ein
Damenrad.

GrotzmarkLhaUe haNdschuhsheim.

Marktbericht vom 22. September.

)4-Kg.-Preise: Erdbeeren 80, Walderdbeeren 55, Bir.
nen 1. Sorte 12—19, 2. 7—11, Aepfel 1. Sorte 10—16,
2. 7—9, Zwetschgen 7—8,6, Psirsiche 1. «orte 20—25,
2. 11—19, Nüsse 19—26. Ouitten 12—13, Kopfsalat 6.5—3,
Stangenbähnen 7—12, gelbe 10—11, Tornaten 1. Sorte
4—5, 2. 2—3, Blumenkohl 3—11, Rotkraut 3, Schlangen
gurken 6—11. Spinat 7, Ercdiviensalat 2—3, Zwiebel 3.
Änfu'hr und Nachfrage gut. Nächfte Versteigerung heute
16 Uhr.

Aachrichtea aus Vaden.

-0- Leimcn. 22. Sept. (V er s ch i e d e n e s.) Am
Sonntag, Montag und Dienstag wurde 'die Kirchkoeih
bei einigermaßen günstiger Witterung begangen. Am
Sonntag nachmittag setzte bei strähleüdem Sonnenschein
ein übsraus reger Fremdenverkshr ein. Nach althergevrach-
ter Sitte bildete am Montag das Austanzen eines Kalbes
sowis am Disnstag das Begräbnis der „Kerwdböbb" den
Höhepunkt des Festes. — Laut Gemeinde>Leschluß bleilben
bis aus weiteres die Weinbergwege polizeilich ge-
fperrt. Die WeinbergAbesitzer häben nur Mittwochs
und Samstags zu ihren Grundstücken Zutritt. Voraus-
sichtlich findet kommende Woche die Hesibstvorlefe statt.

ss. Altenbach, 22. Sept. (Unfa'll zweier Kin-
d e r.) Jn der Nachbargememde Ursenlbach verunglück-
ten zwei acht- und zehnjährige Kinder eines
Larvdwirts bei der Keldavbeit, inidem sie in eine tiese
Grube stürzten. Jhre Verletzungen mvchten die fo-
fortige Zuzie'hung eines Arztes notig.

Gerichtssaal.

Bor dem Einzelrichter.

Fuchs, du hast die Gans gestohlen . . .

8 Heidelberg, 23. Sept. Große Freude herrschte bei
Reinecke Fuchs, als im Frühjahr fünf Junge in dem
Fuchsbau bei Heiligkreuzsteinach ,das Licht
der Welt evblickten. Bald jedoch stellten sich Nahrungs-
forgen ein. Die wenigen Hasen unü Jungrehe reichten
nicht mehr für die nimmersatten Magcn 'der Füchslein
und so entschloß sich Reinecke sen., in Heiligkreuzsteinach
für Nahrung zu sorgen. Die Hühner- und Hasen-
besitzer waren allerdings wenig über diese nächtlichen
Besuche erfveut, denn balo fehlten in Lem Dorf über 50
Hühner, und nachdem alle Vorstellungen beim Jagdauf-
feher, und Bürgermeisteramt ohne Ersolg blieben, fchwo-
ren sie dem Räuber blutige Rache. Am Fronleichnamstag
zogen ihrer sieben mit Pickel, Hacke und Schaufel bewaff-
net in den Wald, um den Fuchsbau zu suchen. Am Ein-
gang !der Hö'hle fanden sie die Knochen i'hrer geraubten
Hühner. Mit doppeltem Jugrimm gruben sie weiter, bis
die fünf halbwüchsigen Füchslein zum Vor-
fchein kamen, und üa gerade die Alten nicht anwesend
waren, mutzten diefe Lie Missetaten ihrer Eltern mit dem
Tod bezahlen. Dann erhielten,sie in i'hrer eigenen Höhle
ein „anständ'iges Begräbnis".

Die Geschichte hatte jedoch ein gerichtliches
Nachfpiel. denn bekanntlich ge'hören nach dem Jagd-

zefetz die Füchie zu den mädbaren Dierem 8wer v

(isben „Rüchern" erhielten durch Strafverrsigung eine cse
fängnisstrafe von vier, die anideren von je drei ^rr ocq e -
Alle hatten dagegen Einfpruch erhoben, weil ne Ver rrri
gen Auffasiung waren, datz sie in einem Notstanv
zur Selbst'hilse gegrifsen hätten. Das Gericht hien
eine Geldstrafe für das leicht« Jagjdvergeen als au.
reichend und verurteilte zwei zu 60, die anderen funf »u
40 Mark.

^lus aller welt.

— Ei» neues Forschungsschiff vom Stapel gelaufeir.

Bei der Schiffbaugesellschaft Unterweser in Wesermünde-
Lehe ist üas Motorschiff „Makrele", das für die Staat-
liche Biologischs Anstalt auf Helgoland
gebaut worden ist, vom Stapel gelaufen. Es soll Anfang
Oktober bereits zur Ablieferung gebracht werden.

— Schweizerischer Holzkongreß. Um die Verwer-
tung von einheimischem Holz für industrielle
gewerbliche und Haushaltungszwecke zu fördern, fiv"
det Ende Oktober zum erstenmal ein „Schweizerische^
Holzkongretz" statt. Während fünf Tagn wird eine Reihe
von Fachleuten Vorträge und Besprechungen abhalten
Ueber das Thema der chemischen Aüsnutzung des Holzes
wird Prof. Hägglung aus Stockholm sprechen. Dem Kon-
greß ist eine Ausstellung angegliedert.

— Ein neuer Film-Trust. Die Verhandlung über
einen Z^u s a m m e n s ch l u tz der Gaumont'. Vri-
t r s h - F i l m G e s e l l s ch a f t mit zwei amerikanischen
sNlmkonzernen, der Fox - Film-Corporation und der
Metro-Goldwyn.Mayer, sind jeht zum Ab-
schluß gekommen. Die Kontrolle der Gaumont-British
wird in englischen Händen bleiben. Das Kapital des
neuen gewaltiqen Film-Konzerns besteht zu 40 Prozent
aus Geldcrn der Foxfilm und Metro.Goldwyn-'Mayer,
zu 20 Prozent der Gaumont-British, und der Rest soll
aus Aktien in englischem Vssitz bestehen

— Vierhundertjahrfeier von Valparaiso. Die Sladt
Valparaiso in Chile begeht in diesen Tagen die
Vierhundertjahrfeier sciner Gründung. Dir
Festlichkeiten begannen am Montag mit einem Gottes-'
dienst, dem der Präsident der Republtk und sämtlicho
Minister beiwohnten. Am Mittag nahm der Prästdent
an einem Festbankett auf dem argentinischon Schul-
schiff „Presidente Sarmiento" teil. Am Nachmittag
fand eine Militärparade — die bisher größte in der
Geschichte Chiles — unter Teilnahme einer Abordnung
des argentinischen Schulschiffs statt. Jm Rahmen der
Feierlichkeiten, die bis zum 27. September dauern,
wird am Dormerstag ein wissenschaftlicher Kongreß
eröfsnet.

Vellerberichk des Reichswekkerdienftes

Ausgabeort Stuttgart. — AuSgegeben um 1V.3V Uhr.
Voraussichtliche Witterung für Baden. Württembcrg
und Hohenzollern bis Donnerstag abend:
Schwache, in der Richtung wechselnde Winde.
Zeitweise heiter, trocken, tagsüber immer noch ziem-
lich warm, nachts mäßige Abkühlung und Frühnebel.

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Die Dnsel dec Macana

„Dann bleiben Sie nur gleich oben sitzen!" Gaston
d'Ouvrin wirft Doug Bohnson einen raschen Dlick zu,
die beiden scheinen sich einig zu sein. „Jch habe kein
Derlangen, mir das Genick zu brechen!"

Doug Iohnson neigt sich ein wenig zu ihm und flü-
stert: „Es ist ratsam, sich zu fügen, Gaston! 2e unauf-
sälliger wir mit den anderen zusammenleben, desto leich-
ter ist es uns nachher . .

„Melleicht", fällt Gaston d'Ouvrin ihm ins Wort,
um ihn nicht aussprechen zu lassen, denn eben ist Kitty
Stesfenson mit 2ane Migger nähergetreten.

2ndessen sieht 2ames Dosserdogg sich oben um, sitzt
dort ganz gemütlich auf dem provisorischen Sitz. 2hm
gefällt es jetzt sogar, datz die Palme leicht schwankt.

Weit und breit ist auf Lem endlos erscheinenden Meer
nichts zu sehen. Rrngs umher stöht das leicht bewegte,
blauschimmernde Wasser mit dem hellblauen, sonnigen
Himmel zusammen. Selbst eine andere 2nsel läht sich
nirgends bemerken. Sv wendet Dvsserdogg den Dlick auf
ihre 2nsel zurück, betrachtet von oben her den dichten
Wald, gewinnt zum erstenmal einen Äeberblick über
die Form und Grvhe der 2nsel — und dann stutzt er
plvtzlich, sein Blick ist starr auf den Kraterrand ge-
richtet.

Dort hat sich ziemlich oben etwas bewegt. Was
es ist, kann 2ames Dosserdogg nicht erkennen. Es ist
oberhalb der niedrigen Sträucher. Er wartet gespannt,
was sich dort regen wird, und dann sieht er ganz deut-
lich: am rechten Rande des Berges, der sich wie eine
stumpfe Pyramide gegen das blaue Meer und den
Himmel abhebt, bewegt sich ein Mensch.

Pieter horcht auf, er steht der Palme am nächston,
hat die Worte verstanden, winkt Egg hastig herbei. Und
Egg zögert nicht eine Sekunde, nun in atemloser Hast
die Palme hinaufzuklettern, sehr zum Entsetzen Ja-
mes Bofferdoggs, weil die schrägstehende Palme sich
neigt und ganz bedenklich schwankt.

„Mensch, Egg, wir stürzen doch beide hinunter!"
rust er und sieht immer noch auf den Kraterkegel, ohne
aber selbst Genaueres erkennen zu können.

Langsam gewöhnt das Auge sich daran, gegen den
sonnenhellen Himmel und das blaue Meex die schat-
tenhaften Einzelheiten dort drüben zu betrachten. Jetzt
erkennt er, datz es eine Frau sein mutz, die dort aus
dem niedrigon Buschwerk auftaucht und stch hochrichtet.
Sekunden, dann hebt stch das Mädel, einer Silhouette
gleich, gegen den Hintergrund des Himmels ab.

„Sehen Sie etwas, Bofferdogg?" ruft Egg aus
halber Höhe.

„Ja, ein Mädel — es geht den Berg einige Schritte
hinauf... beeilen Sie stch, Egg, gleich mutz es ver-
schwinden!" Ganz deutlich steht er nun die schlanke
Erscheinung, die mühelos den steilen Hang hmaussteigt
und nun, nahe dem Rand des Kraters, stehenblerbt,
stch umsieht. Unwillkürlich duckt Bosserdogg stch zu-
sammen, als könnte er gesehen werden. Schon taucht

Koman aus dor Lüdseo von Lrnst L.F Meber
Lopgcigkt bü «acl «ökiec H Lo., Seclln-sieklenbors 23

Egg neben ihm auf, da bewegt die Erscheinung sich
wetter und perschwindet hinter dem stumpfen Kegel
des Kraters.

Egg ist enttäuscht.

Unaushörlich dringt er mit Fragon in Bofferdogg,
ihm die Beobachtnng ausführlich zu schildern. Kaum
können noch Zweifel dnrüber bestehen, daß es das-
selbe Mädel ist, das er gesehen hat. Also muß es aus
dem Waffer zurückgekehrt sein. Der sonderbare Rus
jener Nacht hallt in Eggs Ohren. Vergebens wartet
er oben, dicht neben Bosserdogg sitzond; die Erschei-
nung taucht nicht mehr auf.

So klettert Egg schließlich wieder hinunter. Boffer-
dogg folgt ihm. Er sühlt sich schon ziemlich stcher,
scheut nun nicht mehr die Wache dort oben. Zufrieden
lachend sordert er Doug Johnson und Gaston d'Ouvrin
unten aus, es ihm gleichzutun. Aber die beiden brau-
chen zwei Tage, ehe sie sich daran gewöhnen, und wäh-
rend dieser beiden Tage streift Egg mit Pieter und
der Dogge die ganze Jnsel ab, ohne auch nur das Ge-
ringste entdecken zu können.

Jedesmal, wenn Egg von seinen vergeblichen
Streifen zurückkehrt, ist sem Gesicht finsterer geworden.
Er schwcigt stch aus, spricht kaum ein Wort darüber.
Dieses Fehlen jeder Spur, die sonderbare Tatsache,
daß auch die Dogge nichts aufzustöbern vermag, be-
unruhigt ihn. Denn nur das eine läßt sich daraus
schließen: daß die Unbekannten eine übertrieben ängst-
liche Sorgfalt darauf verwenden, keine Spuren zu hm-
terlassen und nicht gefunden zu werden.

„Wirklich, ein Rätsel!" Sußert Pieter einmal ganz
verzweifelt bei der Heimkehr. Egg nickt. „Ja, ein
Rätsel!"

Mehr sprechen auch sie nichi darüber. Schwergsam
schreiten ste auf diesen Streifen nebeneinander her,
kehren verschlossen und still zurück, bleiben einsilbig zu
den anderen. Sie machen sich beide ihre Gedauken und
denken beide fast dassclbe, ohne überhaupt ein Wort
darüber zu verlieron.

*

So vergohen steben Tage.

Kitty Steffenson beobachtet die beiden sehr genau,
aber sie stellt keine Fragen. Das Logbuch des Kapitän
Edgar Frenffen vom Dreimastschoner „Fortuna" befin-
det sich noch in ihrem Besitz. Egg hat bisher nicht da-
nach gefragt. Es widerstrebt Kitty, selbst davon zu be-
ginnen. Und während sie ihn abwartend beobachtet,
ist ste gleichzeitig bemüht, soweit wie möglich behilflich
zu sein: dadurch, datz sie ihr tägliches Leben in einen
geregelten Ablauf zu bringon versucht.

Unermüdlich eifert sie Jane Migger und Lady
Yesfield an, alle fraulichen Arbeiten zu übernehmen,
ebenso energisch fordert sie Doug Fohnson, Gaston
d'Ouvrin mid James Bosserdogg anf, das Jnnere der
Hütte wohnlicher herznrichten. Egg braucht stch darum

gar nicht zu kümmern. Verwwndert beobachtet er, wie
im Jnnern der Hütte schließlich zwei Bänke und ein
Tisch entstehen, an den beiden Schmalwänden autzer-
dem je drei Lagerstätten übereinander, an der einen
Seite sechs, an der anderen drei. Schlietzlich sind sie
sogar so weit, daß die drei Frauen ihre Lagerstätten
mit emem mühsam geflochtenen Vorhang aus dünnen
Lianensträngen gegen den übrigen Raum abteilen und
sich so eiwas ungezwungener dahinter bewegen können.

Wenn Kitty Stesfenson insgeheim aber hofft, daß
Egg seiner Verwunderung Ausdruck gibt oder sie ins-
geheim gar lobt, dann tänscht sie sich. Es sreut ihn, ja,
aber er hält es fnr selbstverständlich, daß jeder ein-
zelne sich bcmüht, möglichst viel für sie alle zu tun.

Manchmal sitzen sie abcnds im Schein des Feuers
noch beisammen. Doug Johnson und Gaston d'Ouvrin
haben sich eine bestimmte Ecke ausgesucht, sie nehmen
selten an den Unterhaltungen teil. Jane hält sich offen
zu Doug und Gaston, offenbar aber nicht gevn, Mit
beiden spricht ste nur wenig, wenn jedoch, dann leise,
so daß es niemand hört. Offiziell aber — wenn man
diesen Begriff auf die kleine Gruppe der Schiffbrüchi-
gen anwendon kann — hält sie stch von den beiden
möglichst fern.

An diesem Abend ruht Kittys Blick besonders ein-
dringlich fragend auf Eggs Gesicht. Sie plaudern
durcheinander, von diesem und jenem, nur Kitty
schweigt, und Egg ist einsilbig. Sie fühlt, wie dieses
flnstere Schweigen Eggs mehr und mehr auf sie über-
geht. Ja, sogar eine innere Unruhe vermeint sie ganz
deutlich zu spüren, und am heutigen Nachmütaa hat si-
sich entschlosscn, mit Egg endlich ein ernstes Wort zu
reden.

„Wer hat eigentlich die nächste Wache dort oben?"
forscht Jwne Migger plötzlich.

„Doug Johnson", erwiderte Pieter.

Johnson brummt etwas vor sich H'N. Er sitzt allein
in der Ecke, augenblicklich weilt ja Gaston d'Ouvrin im
Ausguck der Palme.

Rotgedrungen hat man stch an diese ununterbro-
chene Wache gewöhnt. Sobald die Zeit schätzungsweise
heran ist — eine Uhr habe-n sie nicht und können sich
nur nach Mond und Sonne richten — geht Doug hin-
aus, ruft Gaston herunter und steht ihm zögernd am
Futz der Palme gegennber.

„Natürlich nichts gesehen, wie?" brummt er
mürrisch.

„Blödsinn, dort oben stundonlang zu sitzen, man
könnte einschlafen!" Gaston ist voller Wut. „Wenn's
nicht langsam Zeit würde, daß wir von hier wegkom-
men, würde ich mich überhaupt nicht um den Ausguck
kümmern!"

„So ungeduldig?" lauert Doug.

„Na ja!" D'Ouvrin wirft einen Blick auf die
Hütte. „Unerträglich, diese Gesellschaft!"

„Hm, ich wüßte, was noch unerträglicher ist!" lä-
chelt Johnson, der Privatsekretär James Bofferdoggs.

„Zum Donnerwetter, latz doch diese Andeutungen!"
fährt der Franzose ihn grob an. „Das geht mir lang-

sam auf die Nerven, immer dasselbe! Man bekommt
es manchmal wirklich mit der Ang..."

-- daß die anderen drüben mit ihrer Beute

längst über alle Berge sind!" Doug Johnson legt eine
Hand auf Gastons Schulter und lacht leise. „Ja, ja,
Gaston, man mutz vorsichtig sein. Wenn du vorsichti'
ger gewesen wärest", müßten wir jetzt nicht auf dieser
Jnsel leben— aber laß gut sein. Es gibt noch andere
Möglichkeiten."

„Ach was, andere — die eine gnügt mir vollkom^
men!"

„Mrr aber nicht!" Doug tritt auf das unterste
Steigeisen. „Dort oben hat man Zeit zum Grübeln
und trifft es zu, was ich vermute, Gaston, dann hab
ich noch andere Pläne!" Er steigt hinauf. „Angenehm«
Ruhe!" ruft er zurück, um nun hoch oben den Ausgua
auf der Palme einzunehmen.

Jm Jnneren der Hütte rüstet man sich indeffen
zur Nachtruhe. Lady Hesfield zieht stch zurück. Jane
klagt noch darüber, datz sie nichts zu rauchen haben,
und Pieter empfiehlt ihr scherzend, doch einfach Gräser
zu trocknen. Ueberhaupt streiten die beiden, Pieter
und Jane, sich gern — und Egg bemerkt mit einiger
Freude, datz der Ton zwischen ihnen sichtlich kamerad-
schaftlicher wird.

„Wäre es nicht ratsam, Egg", äußert Pieter noch,
„datz wir nachts auf der Jnsel umherstreifen?"

Egg wirft einen raschen Blick in Kitty Steffen-
sons Gesicht, zuckt dann die Achseln.

„Vielleicht, Pteter! Aber du legst dich jetzt hin'
Er steht auf und geht an die angelehnte Tür. Eben
tritt Gaston d'Ouvrin ein, zieht stch ohne Grutz in dü
Ecke zurück, wo vorhin Doug geseffen hat. Egg gem
hinaus — da spürt er eine Berührung auf seiner
Schulter und sieht sich um.

Kitty Steffenson steht hinter ihm.

„Wohin wollen Sie, Egg?" forscht sie leise.

„Nichts... nur noch ein wenig die Stillc des
Abends genießen." Er geht weiter und sagt nichts, d"
Kittv Steffenson ihn begleitet.

Schweigond erreichen ste den Strond. Der Mono
wirft einen langen Silberstreisen auf die Lagune. Egö
hält den Blick gen Norden gerichtet, beobachtet baw
den Bergkegel und bald die Spitze der Jnsel. „

„Wärum sprechen Sie kein Wort darnber, Egg
sagt Kitty endlich. „Sie werden immer finsterer uno
verschlossener, das ist doch wirklich nicht nötig."

Eqg zuckt die Achseln. „Jch spreche ungern uvei
Dinge, die ich selbst nicht erklären kan-n. Kitty." Fluw-
tig sieht er sie an. „Warum wollen Sie unbedmg
etwas darnber wiffen?" ^

Sie spricht vorwurfsvoll: „Weil ich teilnehme
Jhren Sorgen, Eag! Weil ich dazu beitragen mowN'
uns allen zu helfen... ist Jhnen das denn so unv
greiflich?"

„Manchmal ja,!" Das sagt er ungewollt. Er fuvU'
er muß sie kränken — und er sagt es dennoch, weil >
mer wieder dieses Mißtrauen in ihm wach weroc

will. . ,

(Fortsetzuna folgt->


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