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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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„Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger"

Mittwoch, 14. Oktober 1936

Nr. 241

Frauen- un- Kin-erelend lm S-wletftaat

NerlmAerttche MMten ber öowieliudea.

Gens, 14. Oktober. Der „Courier de Geneve" ver-
öffentlicht folgenden Aufruf des Frauenwslt-
bundes gegen Volschewismus und Krieg zu
Gunsten der in der Sowjetunion in Zwangs-
arbeitslagern festgchaltenen Frauen und
Kinder:

„Die Not und das geistige und materielle
Clend. in dem diese Knglücklichen leben, übersteigt alle
Dorstellungen. Man seht alles daran, um das Clend
der weiblichen Gefangenen aufs Aeußerste zu stei-
gern. (!) Die Frauen, die oft ihre Kinder bei sich
haben, erleiden eine unbeschreibliche Vehand-
lung. Sie werden in den Zwangsarbeitslagern zu Ar-
beiten gezwungen, die ' weit über Menschenkräfte gehen
und unter unerträglichen Vedingungen geleistet werden
müsien, wie Hunger, Kälte, Clend und dauern-
dem Zusammensein mit kriminellen Verbrechern,
das zu ansteckenden Krankhsiten, Cpidemien und völliger
Verkommenheit führt. Die Frauen sind völlig
schuhlos einer Zwangsarbeitsorganisation ausgelie-
fert, die keinerlei seelische oder materielle Rücksicht kennt.

Die Kinder erleiden mitten unter den Gefangenen
dieselbs Behandlung und stnd gezwungen, in
dieser Umgebung und diesem demoralisierenden und ver-
kommenen Milieu zu leben, und all das ohne die ge-
ringste Hilse, ohne irgsnd eine Hoffnung odsr Crleichte-
rung."

Der Appell schließt: „Die Menschheit darf an-
gestchts so empörender Tatsachen, von denen bisher nie-
mand Notiz genommen zu haben scheint, nicht un-
tätig bleiben."

Dieselbe Organisation hat auch einen Aufrus zu
Gunsten der Fräuen und Kinder in Spanien veröffent-
licht: „Das tragische Schicksalder Frauen und
Kinder, die Opfer der marxistischen Untaten in Spa-
nien geworden sind, bcschäftigt im hvchsten Grad die
öffentliche Meinung Curvpas. Unzühlige Frauen ebenso
wis Kinder stnd täglich einer grauenvollen Be-
handlung ausgeseht. Die Grausamkeit und Vestiali-
tät ihrer Peiniger wetteifern mit ihrem teuflischen Cr-
sindungsgeist. Diese Frauen leiden auf die entsehlichste
Weiss. Cs ist dringendstes Gebot der Stunde, sofort eine
Aktion für ste zü unternehmen."

RSM'Mmtagmi in Söbcrik.

KvrvsWm «ühnlein über dir sukuniisauigaben bes NSM.

Döberih, 13. Oktober. Das gssamte Füh-
rerkorps dcs NSKK. ist seit Dienstag srüh m der
Reichsmotorschule des NSKK. in Döberih-
Clsgrund zu einer Tagung versammelt.

Korpsführer Hühnlein richtete zunächst an die
aus dem Hof angetretenen Führer eine Vegrüßungs-
anjprache. Cr habe dieses Lager für den Appell ge-
wählt, um die zur Verfügung stehende Zeit ganz der
Arbeit nutzbar zu machen. Cin solches Lager be-
deute ihm ein Sinnbild der ernsten und harten T a-
gesarbeit, zu der nicht nur das Korps, sondern
ganz Deutschland verpflichtct sei.

Fm Mittelpunkt der Cröffnungssihung, die im gro-
ßen Dortraqssaal stattfand, stand eine grundlsgende
Rede des Korpssührers, der die Richtlinien sür
dis Arbeit des kommenden Iahres gab. Korpsführer
Hühnlein srinnerte zunächst an das gewaltige Crlebnis
des ReichsparteitageS der Chre und vor allem an die
Schlußsitzung des Kongrefses, in der der Führer be-
tonte, daß unsere Zeit Männer vonentschlos-
sener Härte brauche, und daß harte Auffas-
sungen in unserem Volk Plah greifen müßten und
daß die Partei unter ausgesprochener Betonung ihres
sozialistischen Charakters von glaubensstarkem
Optimismus erfüllt sein müste.

Für die künstige Arbeit des Korps komme es aus
die Freudjgkeit und den Mut ebenso sehr
an wis auf die Leistung.

Das NSKK. ssi glücklich, daß sein Dienst ein hohes
Matz an Kenntnisten erfordere und ein ununterbrochene
Erprobung der nationalsozialistischen Weltanschauung
mit sich brings.

Der Ko'rpsführer legte seinen Unterführern nahe,
ihrer verantwortlichen Dtenstausstcht noch mehr als
bisher die Form eingehender Prüsungen und Vesichti-
gungen zu geben. Ieder Mann eines auf solche Weise
besichtigten ^Sturmes müffe überzeugt sein, daß die
Führung alles getan habe, um sich ins rechte Licht zu
setzsn und helfcnd eingreife, wo es nottue.

Das Schulwesen und die mit ihm aufs engste
verbundene Zusammenarbeit mit der breiten Gliedsrüng
der Motor-HZ. bedeuts für das Korps verantwor-
tungsvolls Arbeit an der Iugsnd. Diese Arbeit sei die
stolzeste und dankbarste, aber zugleich auch die schwie-
rigste, dsnn Crziehungsfehler an dcr Iugend könnten
ni'smals wieder gutgemacht werden. „Cs gibt für eine
Nation," so führte der Korpssührer aus, „kein kostbare-
res Gut als sein Vermögen anIugend!" Der
Korpssührer betonte auch, daß ihm in der Inspektion der
Motorsportschulsn und in der Inspektion der Technik
und Gerät zwci wichtige sachberatende Stellcn zur Seite
stehen.

Der Korpsführcr wandte sich weiter dem Gebiet des
Vsrkehrserziehungsdienstes zu. Das NS.
KK. habs sich ein neues Arbeitsgebiet selbst erkämpft,
auf das es stolz sein könne.

Das NSKK. werde künftig im Cinvernehmen mit
dem Ches der deutschen Pölizci im Verkehrs-
erziehungsdienst eingesetzt werden

und damit vor aller Oeffentlichkeit cine Tätigkeit aus-
üben, die entscheidend sür das Ansehen des Korps in dcr
Oeffentlichkeit sei. In einem soeben erlaflenen Vefehl
habe er dis hohe Verantwortung, die den Führern und
Männern des Korps in dieser Hinsicht erwachse, noch
einmal umristen.

Auch den Kraftfahrsport habe das NSKK.
durch beispielhasten Cinsatz freudig vorangetrieben und
es sei daher künftig nicht mehr denkbar, daß der Renn-
kraftfahrsport in Deutschland anders betrieben werde als
im Zeichen der Kampsorganisation der deutschen Kraft-
fahrt, des NSKK. und der gleichfalls unter seiner Füh-
rung stehenden Obersten Nationalen Sportbshörde.

Korpsführer Hühnlsin hob anschließend hervor, datz
alle Aufgaben nur gelöst werden könnten, wsnn ein be-
stsns geschultes, gsstähltes und leistungsfähiges Füh-

rerkorps vorhanden sei. Wer dcr Partei dienen
wolle, müffe ihr ganz dienen und erfüllt sein von ihren
hohcn und ernsten Idealen.

Aufgaben für die Motorftürme.

Berlin, 13. Oktober. Dsr vom NSKK. im Iahr
1935/36 durchgeführte Reichswettkampf hatden
planmäßigen Ausbildungsstand des Korps in hohem
Maß gefördert. Der Reichswettkampf soll daher
cinc bleibende Einrichtung werden und vor-
nchmlich dem Zweck dienen, der Festigung des ideellen
Wertes des Sturmes möglichst nahezukommen. Der
Reichswettkampf soll daher in jsdem Iahr eine wech-
selndc Aufgabenstellung erhalten. Für das Iahr 1936/37
bestimme ich sür seine Durchführung folgendes:

„In der Zcit vom 1. November 1936 bis 30. Iuni
1937 sind innerhalb der Bereichs der Motorgruppen und
-brigaden diejenigen Motorstürme auszuwählen, die die
besten Leistungen nachzuweisen haben: 1. In der Crfül-
lung des allgemeinen Dienstplans, bei ihrem Cinsah im
Dienst des Winterhilfswerkes, 3. bei ihrem Cinsatz im
Vsrkehrserziehungsdienst, 4. in ihrer Zusammenarbeit
mit der Motor-HI.

Die aus diese Weise ausgewählten Motorstürme
führen in der Zeit vom 1. Iuli 1937 bis zum Veginn
des Reichsparteitages 1937 sodann einen besonderen
Ausscheidungskampf durch, über den ich noch nähere
Richtltnien 'erlasien werde.

(gez.) Hühnlein, Korpssührer.

Rener Vorstotz Mosiuuis in Londo».

Angebliche Verlehung des Nichteinmischungs-
abkommens.

London, 13. Oktober. Wis in hiestgen politischen
Kreisen verlautet, hat der sowjetrusiische Geschäftsträger
Kagan am Dienstag in London beim Nichtein-
mischungsausschuß eine Note eingereicht, in der er dis
alten Vehauptungen über angeblichs Verlehung
des Nichteinmischungsabkommens zugunsten der spani-
schen Nationalisten wiederholt, „Vorschlüge" zur Durch-
führung der Nichteinmischung macht und einen baldigcn
Wiederzusammentritt des Ausschusies fordert.

Der Schwerpunkt der Note soll in den sogenannten
„praktischen Vorschlägcn" liegen, über dcren Charakter
allcrdings noch nichts bekannt ist.

Lord Plymouth, der Vorsihende des Ausschuffes,
hatte auf Grund der sowjetrustischen Note am Dienstag
eine längere Besprcchung mit dem französtschen Votschas-
ter Corbin.

Veikere Mekvungen.

Eine deutsche Stellungnahme zur Flottensrage
in London übergeben.

Verlin, 13. Oktober. In Fortsehung der deutsch-
englischen Verhandlungen über ein qualita-
tives Flottenbegrenzungsabkommen hat der deutsche
Geschäftsträger in Londön gemeinsam mit dem deutschen
Marineattachee am Montag im Foreign Office eine
Stellungnahme zu den lehten schriftlichen MitteUungen
d«r britischen Rsgierung übergeben.

Auflösungsbefehl Dr. Schuschniggs an die Ost-
märkischen Sturmscharei,.

Wien, 14. Oktober. Vundeskanzler Dr. Schusch-
nigg hat als Führer der Ostmärkischen Sturm-
scharen einen Aufruf an die Mitglieder gerichtet,
aus dem hervorgeht, daß diese Organisation vollständig,
auch als Zivilorganisation, aufgelöst wird.

LuftkahrttorsKung im Dienlt -eö Friedens.

Seneralvberst Söring aus llr Sauvlvlliamnilunli bll Liliealbal-SestMall.

Berlin, 13. Oktober. Während der Tagung der
Lilienthal-Gesellschaft für Luftsahrtsorschung,
deren erste Hauptversammlung am Dienstag vormittag
in der Krollvper in Berlin begann, machte der Reichs-
minister der Luftfahrt und Oberbefehlshabsr der Luft-
waffe, Generaloberst Göring, richtungsweisende Aus-
führungen übsr die großen der Lilienthal-Gesellschast
gestellten vlusgahen auf dem Gebiet der Luftsahrt-
forschung.

Generaloberst Göring begrüßte die Versammlung,
insbesondere auch die aüsländiichcn Gäste aus den ver-
schiedenstsn Ländern, die durch ihr Crscheinsn den Ar-
beiten und Vestrebungen der Lilienthal-Gesellschaft ihre
Anerkennung zeigten. Bei der Gründung der Lilienthal-
Gesellschast habe ihn der Gedanke geleitet, daß nunmehr
die Zeit gekommen sei, einen engen Zusammen-
schlutz all derer zu finden, die auf den mannigfachen
Gebieten der Luftfahrt für sin gemeinsames
Ziel arbeiten. Durch die Namensgebung der Ge-
sellschaft sei eine Dankesschuld an denjenigen deutschen
Mann abgestattet worden, der als erstcr die uralte
Sshnsucht des Menschenflugcs verwirklicht habe. In
ieinem Geist müffe weiter gsarbeitet werden.

Cs sei ftir die deutsche Luftsahrt. iür die zivile Luft-
fahrt ebenso wie sür die Landcsverteidigung von höch-
stem Wert, daß in der Lilienthal-Gesellschäft fruchtbare
Ärbeit geleistet werde, denn gerade auch in der Fliegerei
müffe die Praxis stets aüf tiefgründigsn und weit-
schürfenden Forschungen und wistenschäftlichen Crfah-

rungen aufbauen. Nicht zuleht ser die Forschung^-
arbeit der Lilienthal-Gesellichaft eine Doraussehung da-
für, datz der Weg der deutschen Luftfahrt immer werter
aufwärts führe. 'Die in der Lilienthal-Gesellschaft ge'
leistete Geistesarbeit diene jedoch nicht allein der deut-
schen Luftfahrt, sondern ebensosehr auch dem allgemeinen
Fortschrrtt der Menschheit. Die Tagung der
Lilienthal-Gesellschast sei der Crreichung dieses hohen
Zieles gewidmet.

Generaloberst Göring sprach zum Schluß seinsr
Ausführungen gegenüber den ausländischen Tsil-
nehmern an der Tagung die Vitte aus, daß sie an
den Arbciten der Gesellschäft mit warmem Herzen An-
teil nehmen möchten, denn diese Gemeinschafts-
arbeit im friedlichen Wettbewerb diene der Crhaltung
des Friedens, der allein die Menschheit in den Genuß
der großen Segnungen der Luftfahrt bringen könne.

*

Der Hauptversammlung ging am Montag ein Ve-
grüßungsabend im Neusn Palais zu Potsdam
voraus, bei dem Gensral der Flieger Milch und der
Präsident der Lilienthal-Gesellschaft, Geheimrat Pro-
festor Dr. Carl Bosch, die Vertreter der Luftffahrt-
technik und -wisienschast willkommen hietzen. Die wisten-
schastliche Tagung am Disnstag wurde eröffnet mit
einem Referat des geschaftsführenden Präsidenten der
Lilienthal-Gesellschaft, Ministerialrat Väumker, der
besonders aus die Mitarbsit der ausländischen Wisten-
schafter hinwres. Cs folgte dann eine Reihe fachlicher
Vorträge.

Rote Broodstister i» Lo»do«.

Im Hauptquartier der Schwarzhemdenbewegung.

London, 13. Oktober. Dex Vrand im Haupt-
quartier der Vritish lliiion of Fascists (Schwarz-
hemdenbewegung) ist, wie nunmehr einwandsrei feststeht,
auf V ran d st if tu n g zurückzuführen.

Aus Augenzeugenberichten gebt hervor, daß in dcr
vergangenen Nacht kurz nach 4 Ahr ein grüner
Kraftwagen vorfuhr. Die Insaffen ließen durch die
Vriefkastenösfnung Petroleum oder Benzin in das
Haus laufen, das sie dann inVrand sehten. We-
nigs Sekunden später fuhr der unbeleuchtete Kraftwagen
in' höchster Geschwindigkeit davon, als ein Zcuge des
Vorganges den Versuch machte, die Täter zu stellsn. Das
Haus ist von einem Chepaar und seinen Kindern be-
wohnt. Doch konnten Nachbarn dis Vewohner noch recht-
zeitiq in Sicherheit bringen. Die Fcuerwehr riß Vann
die Bohlen des Fußbodens auf, um ein Weitcrfresien
des Vrandes zu vcrhindern.

Vei dsn polizeilichen Nachforschungen im Laus des
Vormittags ergab sich die bcmerkenswerts Tatsache, daß
zwei der Augenzeugen aus Furcht vor kommunisti-
schen Racheakten baten, ihre Namen der Oeffent-
lichkeit nicht bekanntzugeben.

Msjührkredilolm E«gl«»d-E-i»a.

Grundsätzlich« Einigkeit.

London, 13. Oktober. Wie in maßgebenden eng-
lischen Kreisen bestätigt wird, ist zwischen Cngland
und China eine grundsähliche Cinigung über
einen Ausfuhrkreditplan erzielt worden, der in
großen Zügen dem vor einiger Zeit mit Sowjetrußland
abgeschlosienen Abkommen entspricht.

Danach wird China englische Industrie-
erzeugnisse kaufen können, während die englische
Regierung gegenüber den englischen Vsrkäufern die
Garantis übernimmt. Ziffernmäßige Angaben über
die Höhe dieses Kredites liegen noch nicht vor. Ve-
kanntlich ist der sowjetrustischen Regierung seinerzeit ein
Kredit bis zur Höhe von insgcsamt 10 Millionen Pfund
unter der einzigen Voraussshung eingeräumt worden,
datz stch unter den im Inland zu kaufenden Waren kein
Kriegsmaterial besinden dars.

Dagegen entsprechen Meldungen über die Ge-
währüng einer britischen Baranleihe von meh-
reren Millwnen Pfund in diescr Form nicht den Tat-
sachen. Richtig ist, datz der bereits vor einigcn Mo-
naten gemachte Vorschlag einer gemsinsamen Anlcihe
Cnglands, Frankreichs, Belgiens und Iapans an
China zur wirtschaftlichen Lntwicklung des Landes zur
Zeit noch erwogen wird.

Dmtsiher Reich.

D»r WM ««ch«-«ieNi»ert.

Eine polnische Stimme.

Warschau, 14. Oktober. (Cig. Funkmeldung.) Aebcr
das deutsche Winterhilsswerk veröstentlicht
„Polska Zbrojna" einen eingehenden Artikel, in dem
besonders hervorgehoben wird, datz das deuffche Winter-
hilfswsrk keins Almosenaktion, sondern als
Crfüllung einerPflicht gegen dis Gesamtheit
des Volkes und als ein Akt der Selbsthilfe der
Nation anzusehen sei. Das Winterhilfswerk sei nicht nur
eine nützliche Cinrichtung, sondern sei auch überaus
nachahmenswert. Man dürfs, so heitzt es, wohl im
Hinblick auf die polnische Winterhilfsaktion für dis Ar-
beitslosen bei einem solchsn Werk nicht in das Gebiet
der Philanthropis geraten, sondern müste es zur Vedeu-
tung und Würde einer staatsbürgerlichen und nationalen
Pslrcht gestalten.

kunst und Wistenschast.

sTagung des Deutschen Zeitungswiffcnschaftlichen Ber-

bandes.j Vom 17. bis 19. Oktober findet in Berlin
unter Vorsitz seines Präsidenten, Geheimrat Dr. Heide,
die Tagung des Deutschen Zeitungswissenschaftlichen Ver-
bandes (DZV.) statt. Die Tagung, die zum erstenmal
sämtliche Dozenten der deutschen Zeitungswissenschaft mit
den Leitern öer Zeitungswiffenschaftlichen Vereinigung
Berlin, Freiburg, Hamburg, Heidelberg, Köln, Kö-
nigsberg, Leipzig, Marburg, München und Münster zu-
sammenführt, dient internen Beratungen. Neben den Äe-
sprechungen, die den Lehrplan der Zeitungswissenschaft so-
wie wiffenschaftliche und organisatorische Fragen behan-
deln, sindet am 17. Oktober im Äusland-Klub ein
Empfangsabend statt, an dem Vertreter von Staat, Par-
tei, Presse und Wissenschaft teilnehmen.

sMbruch des Prager Mozarthauses.s Cntgegen
allen Versuchen zu seiner Crhaltung, ist das H a u s, in
dem Mozart während seines Prager Aufenthaltes 1787
einem Freundeskreis zum erstenmal den „Don Iuan"
am Klavier vorspielte, jeht der Spihhacke zum Opfer
gefallen. Das Haus, in dsm die neue Oper gewister-

jusammenhang

sDrei Reden Muffolinis in Stcin gehauen.s Zur
Wiederkehr des erstsn Iahrestages des italienisch-abes-
sinischen Krieges hat die Stadt Mailand drei Re-
den desDuce, und zwar die Ankündigung des
Feldzuges am 2. Oktober 1935, die Verkündung des
Truppeneinzuges in Addis Abeba am 5. Mai 1936, so-
wie die Proklamation des Imperiums am 9. Mai in
drei großs Steine eingravieren laffen.

sAmerikanische Ausgrabungen in Angers.s Bei den
Ausgrabungen an der ältcn St. Martinskirche in A n-
gers (Frankreich), die Profcffor George Forsyth
von der Äniversität Princeton (Vereinigte Staaten) lei-
tet, fand der Gelehrts einsn sehr gut erhaltenen Sarg
aus dem 5. oder 6. Iahrhundert, der Ohrringe, Haar-
spangen sowie eine Goldmünze enthielt. Werterhin
wurden die Reste einer römischen Mauer und Straßen-
anlage entdeckt, sowis interestante Stücke aus der Mero-
vinger und Karolinger Zeit. Profeffor Forsyth will
dis Crgebnisis seiner Ausgrabungen in einer wiffen-
schastlichen Ärbeit veröffentlichen.

sCins Forschungsreiss durch Arabien.s Der eng-
lische Forschungsreisende Philby hat soeben
eine bemerkenswerte lange Reise durch die
arabische Wüste vollendet. Cr hatte am 21. Mai
das Lager des Königs Ibn Saud zwischsn Mekka und
Riyadh verlaffen und den Indischen Ozean am 29. Au-
gust erreicht. Cr ist wahrscheinlich der erste Mensch,
der Arabien von Norden nach Süden durchquert hat
und der ersts Curopäer, der Hadramaut von Norden
her erreichte. Wahrend seincr Reise hat er Shabwa,
dic Hauptstadt des ehemaligen Königreichs der Himya-
riten besucht, von der schon Plinius als der „Stadt der
sschzig Tempel" spricht. Visher war es noch niemand
gelungen, sich in dieser Stadt aufzuhalten; unter dem
Schutz des Königs Ibn Saud konnte Philby jedoch so-
wohl die heutige Stadt wie die alten Ruinen, darunter
den großen Tempel der Astarte, bssuchen. Cr schloß aus
seinsn Veobachtungen, datz die frühere Stadt nismals
sechzig Tempel in ihren Mauern hat bergen können.
Die Bauwerke haben unter den Cinwirkunqen der Zeit
gelitten, da sie aus einem salzhaltigen Stein gebaut
waren, der in Steinbrüchen in der Nähe gewonnen
wurde.

SiWert-Zrrklus des Reichsfenders Siuttgatt.

Der vorjährige Mozart-Zyklus des Reichs-
senders Stuttgart'ist vielleicht noch in lebendiger Crinne-
rung. Cs wurde da in einer stattlichen Zahl von Ver-
anstaltungen das Lebenswerk des großen Klassikers auf-
gezeigt. Die Vielgestaltigkeit seines Schaffens gelang
es, in charakteriftischen Strichen zu zeichnen.

Aehnlich in Aufbau und Durchführung ist in diesem
folgendcn Winter ein Schubert-Zyklus geplant.
Die Gesamtleitunq hat der Intendant des Reichssenders
Stuttgart, Dr. Bofinger, musikalisch wurde die
Sendereihe von Prof. Leonhardt betreut. Cin Abend
hat bsreits stattgcfundeir. Cs wurden Werke der srühen
Schaffenszeit vorgesührt.

Zwölf Abende mit einer Sendezeit von >e 1/1 Stunde
vermitteln sinen Blick in die Cntwicklung des Meisters;
eine Schaffensperiode von 2 bis 5 Iahren ist jeweils zu-
fammsngesaßt; die jeweilige Sendung will ein Bild von
dcr geistigen und technischen Grundhaltung einer solchen
Periods geben

Mit' Schubert steht es in der Musikpflege ähnlich
wie mff Mozart: auch von ihm ist nur ei« kl-rwer TM.

des Schaffens in die Musikübung herübergegangen; vie-
les, was wert ist, gepflegt und gehegt zu werden- liegt
ungenützt da. Hier sehte der Wille der Sendeleitung ein:
män will näher bringen und vcrtiefen, was man vom
Meister kennt, will manches wieder an die Oberfläche
schafsen, was man wsniger kennt. Der Querschnitt ist
reich. Wichtig vor allen Dingen ist es, daß die kleinen
Formsn, jene besonders Art der „Gebrauchsmusik", die
der Meister schasfte, in reichsm Maß gepflegt werden.
Denn gerade in dsr Instrumentalmusik ist Schubert in
der vergangenen Periodc zu wsnig berücksichtigt worden;
und zwar gerade auf die Liedeff die selbstverständlich
typischster Äusdruck des Deutschen bei Schubert sind, dte
wohl auch dem anderen Schaffen den Stempel aufpräg-
ten, die aber immerhin ein geschloffenes Mld ermöglichcü.
So ist gsrade in diesem Sinn das Verfahren des 'Rund-
funks zü begrüßen, in einer Deranstaltung gleicherweise
alles zusammsnzustellen, was dcr Meister jeweils glcich-
zeitig arbeitete. (In einsr Konzertveranstaltung wäre
das technisch nicht derartig möglich.) Man versucht ss
jedoch bei diesen Sendungen seltener, zu völlig llnbekann-
tem vorzustoßen oder gar große Solostücke — etwa Kla-
viersonaten — gshäuft vorzubringen, dis den Hörer auf
dis Dauer übersätffgen könnten, sondern man bleibt klu-
gerweise b« kleinen Formen. Dah dabei die Lhorwerke,
vor allen Dingen die geistlichen etwas zu kurz kommen,
ist wohl schwer zu umgehen; wsnn es auch bedauerlich
ist, besonders im Blick darauf, daß die neue liturgischc
Äewegung im Gebrauch des Gottesdienstes nur aus-
nahmsweise auf die Werke der Klassiker und Roman-
tiker zurückgreift.

Cs gibt noch eine andere Möglichkeit der Schau über
Schubsrts Lebenswerk. — Bemerkt sei, daß die Art, wie
der Rundfunk vorgeht, ihm und seiner Llebermittlungs-
art am angenehmsten zu sein scheint; es sei jedoch äuf
diese anders Art hingewiesen. Wir kennen sie vom früh-
sommerlichen Schubertfest in Heidelberg her:
dort wurde das Werk des Meisters von verschiedenen
Seiten her betrachtet, indem man es jeweils geistig oder
sttlistisch oder gebrauchsmäßig zusammenfaßte. Das ist
die dem Konzertbetrieb entsprechende Art. So wird ge-
rade für die tzsidelberger Hörer dieser Schubert-Zyklus
des Vezirks-Senders in besonderem Maß dazu beitragen,
die Schau über das Lebenswsrk des Msisters nach der
anderen, der entwicklungsgeschichtlichen Seite hin zu ver-
voüffänhpzen.

Dr. Ley sammelt in Zwickau. Das Presieamt dec
Deutschen Ärbeitsfront teilt mit: Anlätzlich der am
kommsnden Samstag und Sonntag stattfindenden Fünf-
zehn-Iahres-Feier der NSDÄP. Zwickau weilen
Reichsorganisationsleiter Dr. Ley und Reichsinspek-
teur Schmeer in Zwickau und wohnen den Feierlich-
keiten bei. Dr. Ley und Pg. Schmser werden daher im
Rahmen der ersten Reichssträßsnsammlung für das Win-
terhilfswerk 1936/37, die am 17. und 18. Oktober von der
Deutschsn Ärbeitssront durchgeführt wird, ihre Sammel-
tätigkeit auch in Zwickau ausüben.

Der neue bolivianisch« Gesandte sür Verlin, Gene-
ral Sanjions, ist in Verlin eingetrofsen. Sanjions ist
Offizier und hat seine Ausbildung zum Teil auf der
Kavallerieschule in Hannöver erhalten, dis er von 1908
bis 1911 besuchte. Scin Vater war zu jener Zeit boli-
vianischer Generalkonsul in Hamburg. Der Gesandts
hat als aktiver Osfizier an dsr kriegerischen Ausein-
andersehung zwischen Bolivien und Paraguay um den
Chaco mit Auszeichnung teilgenommen

De«relc «»s Fr««dreich ««sMiese».

Der belgische Rexistenführer an der Grenze
aus dem Zug geholt.

Paris, 13. Oktober. Dem belgischen Rexistcnführcr
Degrelle, der am Dienstag an einsm Vankett in
Paris teilnehmen wollte, wurde in ungewöhnlicher Form
die Cinreise nach Frankreich untersagt. Degrells
hatte in Vegleitung eines französischen Schristleiters m
Vrüffel den Zug nach Paris bestiegen. Sein Patz war
in Ordnung und bei der Paßkontrolls wurden keinerlci
Veanstandüngen erhoben. Auf der Station Aulnoy, dicht
hinter der belgischen Grenzs, betrat dann aber ein sran-
zösischer Polizeibeamter in Zivil das Abteil, in dem Dc-
grelle sich aufhielt und ersuchte den Rexistenführer, s o -
fort auszusteigen,da gegen ihn ein Aufent-
haltsverbot vorliege. Dsr Veamte stellte gleichzei-
tig Dsgrelle eine entsprechsnde Verlautbarunq des fran-
zösischen Innenministeriums zu. Der Rexistenführer mußts
bis zum Cintreffen eines Zuqes, der ihn nach Vrüffel
chrückbringen konnts, unter Bewachung auf dem kleinen
ranzösischen Vahnhof warten.

Der Zwischenfall hat in hiesigen belgischen Kreisen
lebhaftes Vefrsmden hervorgsrufen. Zwar war De-
grelle vor kurzem untersagt worden, auf einer össentlichen
Versainmlung in Paris zu sprechen, aber von einem Auf-
snthaltsverbot hatte man bisher nichts gewußt. Der
rexisttsche Abgeordnete Daye, der sich gegenwärtig in
Paris aufhält, hat bereits Schritte bei den zuständigen
französischen Stellen unternommen.

Kleine Meldungen.

— Für die Wehranleihe in der Schweiz werden
bisher ungefähr 200 Millionen Franken gezsichnet. Cine
zweite Tranchs soll dsshalb nicht aufgelegt werden. Die
ursprüngliche Cmission war für 80 Millionen Frankcn
vorgesehen. Der Bundcsrat hofft, daß bis zum Zcich-
nungsschluß am 15. Oktobcr der ganze Wehrkredtt in
Höhe von 235 Millionen gezeichnet sein wird.

— Zwei Veranstaltungen der britischen Faschisten
wurden von der Regierung verboten, und zwar mit der
Begründung, batz das Verbot „im Intereffs des öffent-
lichsn Lebens" erfolge. In einsr disser Versammlungen
wollte der Führer dsr Faschisten, Sir Oswald Mos-
ley selbst sprechen.

— Unter der Vevölkerung von Ierusalem herrschte
am Dienstag große Freude darübsr, datz dsr Streik
endlich sein C n d e gefunden hat. Äie verlautet, pla-
nen die Araber einen Wirtschastsboykott dsr Iuden.

--us aller welt.

— Schwalben im Flugzeug nach dem Süden. In-
folgs dsr plöhlich singetretenen Kalte und des Schnesfalls
wird beim Tterschuhvsrein für München und Umgcbung
in München, Perusastraße 5, häufig angefragt, wäs mst
den noch zurückgebliehenen Schwalben geschehen soll. Der
Tierschuhverein macht darauf aufmerksäm, daß die Deut-
sche Lufthansa in München, Ritter-von-Cpp-Plah 6, die
zurückgebliebenen Schwalben, wie alljährlich, auch heuer
wieder bereitwilligst nach dcm Süden bcfördert. Die
Schwalben mllffen cingefangen und in Pappschachteln, die
mit den nötigen Lustlöchern versehen sind, eingepackt wsr-
den. Die Äblieserung der Schwalben kann täglich gc-
schehen, sie mutz jedoch vor 11 llhr vormittags entwedcr
im Büro der Deutschen Lufthansa odsr am Flughafen
auf Obcrwiesenfeld crfolgen.

— Kind und Kahe. Aus einem Bauernhof in der
Nähe von Augsburg erlitt ein Säugling im Altcr
von sechs Monäten einen seltsamen Tod, der allen EP
tern zur Warnung dienen sollte. Die Hauskahe, ei»
zahmes und gutarttges Tier, hatte sich, als dis Cltcr»
abwesend waren, zu dem Kind in däs Bettchen gelegt-
Da sie aber mit ihrem Fell Mund und Nase des Säug-
lings zudeckte, mußtc das Kind crstickcn.

— Starker Frost im Moseltal. Dis Hoffnungcn dcr
Moselwinzsr auf einen guten Hsrbst haben si«b
leider verschlechtsrt. In dsr Nacht zum Montag trat
Frostwetter ein, wie man es seit Iahrzehnten ui»
diess Iahreszeit im Mossltal noch nicht erlebt hat. ft»'
mittelbar über dem Voden wurdcn 5 Grad unter Rulü
zwsi Mster über der Crde 3,6 Grad unter Null cu'-
meffen! Hicrdurch ist das Laub an den Reben erfrors»,
so daß mit einsr weiteren Cntwicklung der Traube»
kaum zu rechnen ist. Die Traubcn selbst haben keine»
oder nur ganz wenig Schaden genommen, doch fehlen M
ihre Weiterreife jeht dis Voräussehunaen.

— Die Zahl der Streikenden in Paris und llmgc'
bung wird zur Zeit mit 37 758 angeqeben; die Zahl der
„Fäbrikbesehungstruppen" mit 11910.

— Die Sieger des Luftrennens nach Iohannesburw
Dis englischsn Fliegsr Scott und Gilles G»'
thrie, die Sieger des Lustrenncns London—Iohanne^'
burg, sind auf dem Rückflug am Dienstag in Paris ei»'
getroffsri. Sie sehen ihren Weiterflug nach London a>»
Mittwoch fort.

22 Tote bei einem Kraftwagenunglück.

London, 13. Oktober. Vei Venha in ftnter-
Aegypten stürzte, wis aus Kairo bsrichtst wird, ein voll-
beschter Kraftomnibus in einen Kanal. 22 Aegtzk"
tr- kanden bei deur lln^lück den Tpd.
 
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