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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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„Heidekberger Neueste Rachrichten* — „Heidelberger Anzeiger^

Freitag, 1H. Oktober 1936

Nr. 243

Wie-ersehen mit Nan-ern.

Ans bem Seibelberger Gerichtsfaal.

Crlebtes von Ernst Römer.

Wtr waren über Nacht mit Lastkraftwagen von
Antwerpcn nach Seebrügge befördert worden und sahen
nun im diesigen Oktobermorgen die Rordsee aufdäm-
mern. Wir vernahmen dis Vrandung. ' spürten den
auflandigen Wind uno rochen das Waffer.

Cs ging Seltsames in uns vor: Dort' war die
Rordsee. Die meisten von uns hatten sie noch im Iuli
auf,;riedlichen Handelsschiffen durchpflügt. Dort war
also unsere zweite Heimat, dort hatten wir unseren Be-
ruf. Alles da draußen sah aus wie sonst. Allerdings
war kein Schiff in Sicht; und das hing mit dem Krieg
zusammcn.

Wir zwanzig. einem Marinetruppenteil an-
gehörend, nahmen unter Führung eines Oberleutnants
von Seebrügge und Umgebung Besih: Vom Kanal, von
den Schleusen, von dem hinterlaffenen Schiffspark. Dann
besichtigten wir das Lotsenhaus an der Kanaleinfahrt.
Dortresfliches Quartier sür uns; es roch darin vertraut
nach Tauwerk und Teer, nach Oelfarbe und Petroleum.
Wir fanden uns wohlbekannte seemännische und nauti-
sche Gerätschasten. Auf einem Schreibpult lag das
amtliche Tagebuch der Lotsenschaft. Weiß der Himmel:
bis vorgestern war es noch geführt worden. Wo
steckt ihr eigentlich? Llnsere Augen suchten unwillkürlich
die See ab. Später erfuhren wir, daß tatsächlich zwei
Tage vor unserem Cintreffen die lehten Cngländer und
viel kriegsdienstpflichtige Belgier auf dem Wafferwege
diese cinsame Küste verlaffen hatten, um nach Cngland
zu fliehen.

Die Küste war wirklich einsam. Außer uns See-
leuten saßen da noch einige Landwehrmänner neben
ihrer Datterie Feldgeschühe in den Dünen. Die Mün-
dungen wiesen zwar nach dem Meer hin; das war aber
auch alles. Wir sahen uns an: Wenn die Cngländer
jeht Schneid hätten... Aber ihr Schneid schien einge-
sroren, und wir gingen an die Arbeit.

Crst nach zwei Wochen etwa gaben die Vriten zur
See ein Lebenszeichen von sich. In Gestalt von schweren
Brocken, die ein Geschwader Monitoren zu uns herüber-
schoß. Dreißig-Zentimeter-Granaten, stellten wir an
Vlindgängern fest. Wir lagen jenseits dss Deiches der
Strandstraße und bsobachtetsn mit der Neugier der An-
befangenen, wie draußen in regelmäßigen Zeiträumen
rote Feuerbüschel in einer Qualniwolke aufzuckten. Dann
donnerte es gewaltig. In der Lufthülle zu unseren
Häuptern ging etwas unzweifelhaft Heftiges vor und
schon sprihte die dunkelfeuchte Marschsrde des besehten
Landes gsn Himmel. Die Kanalschleusen, denen es of-
senbar gegolten hatte, blisben ja verschont. Aber zur
allgemeinen Betrübnis ging unser Lotsenhaus in
Flammen auf. Mit ihm ein Zehnpfundpaket und ein
noch nicht gelesener Brief.

Das war Seebrügge. Als der Frühling des Iahres
1915 die Herbheit der flandrischen Landschast verzau-
berte, ging es mit der Kompägnie in dsn Schützengra-
ben. Noch ehe wir in den Laufgraben gelangten, der
zur Stellung führte, wurden uns durch feindtichss Ge-
wehrfeuer drei Kameraden erschoffen. Drei Kriegsfrei-
willige.

Zehn Iahre später sah ich Seebrügge und seine
Küste zum zweitenmal. Dissmal von See aus. Wir
waren mit einem Hamburger Viermaster von Süd-
amerika gekommen und sollten in Brügge unsere Ladung
Salpeter löschen.

Cs ist ein unbeschreibliches Gefühl für den Segel-
schiffsmann, wenn sein großss Schiff mit gefalteten Se-
gelschwingen durch einen engen Kanal geschleppt wird,
än grünen Bäumen und rötdachigen Häusern vorbei.
Man ist hundertundzehn Tage aus See gewesen. Damals
kannte man nur den Dreikläng: Meer, Himmel und se-
gelndes Schiff. Vor Tagen noch hatten schwere Ozean-
wogen unser Deck verhcert. Wir mußten mit knattern-
den, schlagenden Segel kämpsen und waren in den Ma-
sten, vierzig Meter hoch, mit den Schlingerbewegungen
des Schiffes in höllischen Kreisen durch das nächtliche
Dunkel geschleudert worden.

Wer diesmal war da noch anderes: die Crinne-
rungszeichen um mich her waren übermächtig. Die Fülle
des Crinnern brandete dem Flandernsoldaten unaufhalt-
sam ans Herz. Da war noch das brandige Mauerwsrk
unseres Lotsenhauses, grasüberwuchert, dänn kam der
fl-Voots-flnterstand links hinter der Schleuse, da vorn
tauchte auch das Kirchlein mit dem abgekappten Turm
auf: Dorf Liffeweghe. Lifleweghe mit der Ponton-
brücke der Harburger Pioniere. Ietzt mußten wir durch
die Drehbrücke von Dudzsele, die ich viermal täglich mit
meinem Dampferchen passisrt hatte. Ach, ich kannte ja
jedes Wafferrattenloch in der steinigen flferböschung
wiedsr...

Zum Abend lagen wir am Kai fest. Genau da, wo
einst die Flandern-fl-Voote von ihren Todesfahrten
ausgeruht hätten. Von der Stadt Brügge her schwatzte
das Glockenspiel des Velstied über das müde Land.

Ich schritt durch die verwunschene Stadt. Die
Häuser hatten hier Gesichter. Cntdeckts man hinter den
Fenstern ein Menschsnantlitz, so wurde es unversehens
zum Ausdruck des Hauses selbst. Alles war traumhaft;
die alten Gärten, das Minnewater mit den schweigenden
Lotosblumen, die Grasbüschel zwischen den runden
Pflastersteinen. flnd überall sab ich alte Menschen; vor
den Steinstufen dsr niedrigen Häuschen, auf den Bün-

ken der Anlagen, am Fensterplatz hinter den weißen
Gardinen.

Ich schritt durch diese Stadt in einer mir unerforsch-
lichen Vertrautheit. Ietzt waren es nicht Kriegserleb-
niffe, die das Gegenständliche wiedererkennen ließen: den
Marktplatz mit dem Velfried, die Gasthöfe gegenüber,
in denen ich so ost mein Mittagsmahl verzehrt, bei fröh-
lichem Trunk mit Kameraden geseffen hatte.

Dann erstieg ich den Belftred. Zum erstenmal. Traf
am Glockenspiel den Glöckner. Cr sprach flämisch, ich
plattdeutsch, und ich erfuhr, daß dieses Glockenspiel ein
deutscher Uhrmacher erbaut hatte.

Damals wußte ich noch nicht, daß einstmals sächsi-
sche Siedler im Land gewesen waren. flnd wußte nicht,
daß Flandern von daher Fremdland bedeutete. Aber ich
weiß, daß mein Sinn heiter war, umhüllt von nordi-
scher Wesenheit.

Der Vslfried. Von ihm aus war man den Wolken-
seglern nahe. Ich schaute über das Land tief unten.
Suchte zuerst mein Schiff, das, klein wie meine Hand,
vier stolze Masten mit achtzehn winkelrechten Rahen
trug. Meine Augen folgten dem schimmernden Band
des Seebrügge-Kanals, der ins Meer mündete. Sie
saben Nieupört, sahen die Schelde, blutgetränktes Land.

Wieder spürten meine Fütze das Kopfpflaster des
Marktplatzes. Der Abend brach an. Die starren
Klänge des riesigen Turmes wuchsen in den dunkelndcn
Raurn hinaus und verloren sich. Von einem Barock-
türmchen des Regierungsgebäudes zur Linken löste sich
sacht ein Stern und strebte auf. seiner gesehmäßigen Bahn
zum Velstied hin. Diese Wanderung wartete ich ab,
bis der Planet hinter dem Gemäuer der alten Feste ver-
schwunden war.

Hewelberger Schössengericht.

Schon wieder auf der Anklagebank.

8 Heidelberg, 16. Okt. Am 25. Juli wurde der kaum
28 Jahre alte Hugo Koch aus Dossenheim aus der Straf-
anstalt entlassen. Er hatte eine längere Freiheitsstrafe
wegen Diebstähls und Betrugs veöbüßt, weil er seiner
Mutter die halbe Wohnung ausgeräumt und die Gegen-
stänüe versetzt hatte. Bei einem etzemaligen Mitgefangenen
übernachtete Koch einige Tage und lieh sich dann dessen
Motorrad, um nach Heidelberg zu sähren. Ursprüng-
lich wollte er nur seine Kleider holen. Weniger aus Liebe
zu unserer Stadt. sondern weil er einige nette Damen-
bekanntschaften gemacht hatte, entschloß er sich, einige
Tage in Heidelberg zu vevweilen. Bald ging ihm jedoch
das Geld aus. Er verkaufte deshakb das geborgte Motor-
rad für 175 Mark und lebte mit seinen Freundinnen
einige Tage in Säus und Braus. Nach fünf Tagen war
sein Geldvorrat wieder erschöpft. Als geeignete Schlaf-
stätte fand Koch ein am Neckarufer liegendes Motor-
boot. Er stemmte die Tür zur Kajüte auf, nahm am
nächsten Morgen Bestecke, Kissen und Kleidungsstücke mit
und verkaufte sie für 16 Mark an einen Althändler. Zwei
Tage später fand er in demselben Motorboot einen Photo-
apparat im Wert von 245 Maäk, den er auch wieder mit-
gehen hieß. Der Käufer des Motorrads war auch hiersür
ein Liebhaber und bezahlte Koch 50 Mark für den Appa-
rat. Bei allen Vevkäufen stellte der Angeklagte Beschei -
nigungen aus, in denen er sich. teilweise unter fal-
schem Namen, als den Besitzer der Gegenstände bezeich-
nete. Er hatte sich deshalb neben Diebstähl und Betrug
auch wegen erschwerter Urkundenfälschung zu verant-
worten.

Der Vertreter der Staatsanwaltschaft beantragte für
dsn rückfälligen Verbrecher eine Zuchthausstrase von einem
Jahr und sechs Monaten. Das Schöffengericht rechnete
Koch sein Geständnis als Milderungsgrund an und ver-

Emvfang bei MuWini.

Von Louise Diel.

Rom, im Oktober.

Dieser Piazza Venezia, von geschichtereichen, edlen
Baulichkeiten eingerahmt — sie ist und bleibt der Mit-
telpunkt Roms! Alle Fremden, ob sie einzeln oder in
großen Gruppsn die alte, sich von Tag zu Tag jetzt mehr
verjüngende Stadt durchwandern, zieht es zu diesem
Platz. Hier, vor dem altehrwürdigen Palast Venezia,
in dem Mussolini seinen arbeitsreichen Tag ver-
bringt, ziehen Soldaten und Studenten, jung und alt,
von nah und fern mit ihren Fahnen im Paradeschritt an
ihm vorbei. Hier nimmt er ihren Gruß entgegen und
entbietet den seinen voll Hoheit und Anerkennmig. Wie
schlug uns Deutschen, die wir es miterlebten, das Herz,
als ünsere Hitlerjugend, straff, mit festem Trommelschlag
in Reih und Glied aufzog vor dem Regierungschef Ita-
liens! Ünd dann durften sie alle, fünshundert an der Zahl,
sein großes Arbeitszimmer betreten, um von ihm in ei-
ner deutschen Ansprache begrüßt zu werden. Cs war hel-
ler Nachmittag, der prächtige Kristallkronleuchter
brannte noch nicht, und die wenigen Gegenstände des
saalartigen Raumes boten sich klar den Augen dar...

Lin anderes Bild bietet sich mir heutc...

Zu später Tageszeit, wenn Sonne und Mond im er-
sten Dämmerlicht einander allmählich ablösen und Mus-
solini seinen inhaltsreichen Arbeitstag beendet hat, dann
öffnen stch die Pforten zur „Stunde der Audienz".

In den museumsartigen Vorzimmern warten die
Diener, den wenigen Geladenen schweigend, mit römi-
schem Gruß» das Geleit zu geben. Stille herrscht rings-
um! Cs fehlt nicht an Muße, dis köstlichen altitalieni-
schen Gemälde auf der antiken Wandbespannung näher
zu betrachten. flnd trotzdem — ich gestehe es — obgleich
ich mich nunmehr zum zehnten Mal in diesen Räumlich-
keiten befinde, hat mein Auge doch nur wenig aufgenom-
men und dem Gedächtnis übertragen. Denn dis Gedan-
ken eilen voraus und laffen mich bereits den langen
Saal, Schritt für Schritt, durchqueren, bis ich schlietzlich
vor dem gewaltiqen Schreibtisch und vor Muffolini stehs!

So öft bin ich nicht nur bei uns in Deutschland,
sondcrn auch hier in Italien schon gesragt worden nach
den Cindrücken, die ich empfangen habe. Schwer fällt
die Antwort, auch diesmal... Denn Muffolini ist im-
mer neu, immer anders und doch immer derselbe! Cr
gibt sich schlicht menschlich und bringt allem, was gespro-
chen wird, seine lebhafte Aufmerksamkeit entgegen.

Immer wieder bewundere ich die starke Verbunden-
heit von Krast und großer Geduld. flnd immer wieder
bestaune ich dies alle Gebiete umfaffende Wiffen, di« Be-
lesenheit, die Klarheit und Sicherheit des flrteils, das
zuverläffigs Cinführungsvermögen mit feinstem Finger-
spitzengefühl. Cr kann sich ebenso soldatisch hart wie vä-
terlich weich geben, dann steht er vor uns als allsorgen-
der Landesvater, seinem Volk aufs Cngste verbunden.
Sein Gedächtnis ist so lebendig, daß er sich einen Na-
men, der vor Iahren flüchtig fiel, sofort in Crinnerung
rust. Wenn er von Deutschland und seinen führen-
den Männern spricht, so bleibt dem nichts hinzuzufügen,
und in der deutschen Literatur ist er bewandert.

In diesem Saal gibt es nur eine einzige Sitzgele-
genheit, das ist der höchlehnige Arbeitsstuhl Muffolinis.

Nur wenn er etwas schreibt, nimmt er in Gegenwart des
Desuchers Platz, sonst steht auch er, und man lehnt sich
leicht gegen Tisch oder Stuhl. Das gibt dsr flntsrhal-
tung etwas flngezwungenes und trohdem Offizielles, wie
überhaupt die Cmpsangsstunde gleichzeitig formellen und
persönlichen Lharakters ist. Vegrüßung ünd Verabschie-
dung vollziehen sich so, wie es sich von selbst ergibt.

Noch plaudernd, hier und da stehen bleibend, beglei-
tet er den Vesucher langsam durch den Saal. Nicht einen
Augenblick, weder während der flnterredung noch jetzt
beim Fortgehen, empfäpgt man den Cindruck, daß doch
das Regierungsoberhaupt mit tausend Dingen in An-
spruch genommen, daß jede Minute, die geschenkt wird,
wirklich ein Opfer ist. Keine Vewegung, kein Telephon-
anruf, kein Cintreten Dritter stört die Cmpfangsstunde,
die er voll und ganz dem Besucher widmet. Nie er-
scheint Muffolini abqelenkt. flnd ich denke unwillkürlich,
daß nicht nur die Pünktlichkeit, sondern auch diese Art
astlicher Höflichkeit das Vorrecht fürstlicher Men-

m ift.

Ich möchte ganz einfach zum Schluß sagen, daß jeder
der zahlreichen Cmpfänge, die der italienische Regie-
rungschef mir gewährt hat, tiefen Cindruck auf mich ge-
macht hat und daß ich voll Dankbarkeit bin für seine
Teilnahme. Gerade als Deutsche und als Frau erfüllt
mich sein Wohlwollen mit besonderer Genugtuung —
fühle ich doch, daß die Fäden, die meine Hcimat und das
liebsnswürdige Gastland hier verbinden, immer enger
geknüpft werden.

Allerlei aus aller Welt.

Das Iuwelier-, Gold- und Silber-
schmiedehandwerk wird Mitte Oktober im Haus
des Handwerks in Verlin eine Ausstellung eröffnen, die
die Schöpsungen der Zunst aus alter und neuer Zeit
zeigt. Der Reichsstand des deutschen Handwerks ist da-
bei, mit diesen Ausstellungen eine Art Tradition zu
schaffen.

*

Wir haben in Deutschland 2000 bis 3000 festgestellte
Inhaber dsr Rettungsmedaille am Vand, deren
größter Teil eine Rettung vom Tod des Crtrinkens aus-
fiihrte, während der übrige Teil hauptsächlich für Ret-
tung bei Feuersgefahr und Rettung vor dem Gastod
ausgezeichnet wurde.

-i-

In London starb ein 44 Iahrs alter Ladeninhaber
namens Iohn David Longshaw an Herzschwäche.
Der Mann hatte das stattliche Gewicht von nahezu
vier Zentnern. Wie seine Verwandten erzählen,
hat er zeitweise noch einen halben Zentncr mehr qcwogen.
Sechs Männer waren nötig, um den riesigen Leichnam
aufs Vett zu heben.

-i°

Die Weltmeere enthalten fast 48 Milliarden
Tonnen Salz, das ist der sechsfache Inhalt des euro-
väiicken Testlandes.

urteilte ihn wegen Betrugs und Diebstahls im wisderholten
Rückfall in zwei Fällen und wegen fortgesetzter ichweren
Urkundenfälschung zu einemJahrund Iwei Mo
naten Gefängnis ckbzüalich Kwei Monaten Unter
suchungshaft. Jn der Urteilsbegrundung lietz der Vor-
sitzende den Angeklagten jedoch keineswegs daruber im
Zweifel, öatz er auf dem besten Weg sei, ein gefährlichrr
Gewohnheitsverbrecher zu werden, der bei seiner nachstev
Straftat bestimmt Zuchthaus erhalte und in Sicherungs-
verwährung komme. um die Außenwelt vor ihm Kv
schützen.

Drei alte Bekannte.

Betrügereien von Provisionsvertretern sind in den
letzten Jahren immer häufiger vorgekommen. Der Gruno
dafür war darin zu suchen, daß die Leute, die sich aui
Grund von verlockenden Zeitungsanzeigen als Provisions-'
reisende anwebben lietzen, unter Bedingungen avbeiteten,
daß sie oft in ihrer Not zu Provisionsschwindeleien greifen
mußten, nur um sich durchs Löben schlagen zu könuen-
Etwas anders lag jedoch di-e >sache in dem zweiten Fad
der gestrigen Tagesordnung. Angeklagt waren der
Jahre alte Georg W a l d i, der 43jähriae Otto Alberts
und der 28 Jahre alte Hugo Stoll. We drei sind mehr-
mals vorbestrast, Stoll, welcher sich zur Zeit wegen einer
anderen Straftat im Gefängnis befindet, sogar zehvmal.
Waldi war bei einer Firma in Hildesheim als Bezirks'
vertreter angestellt: als seine beiden Untervertreter waren
Akberts und Stoll tätig. Um sich in den Besitz üer Pro-
visionen zu bringen, fingierten sie gemeinsam weit über
70 Aufträge, indem sie die Bestellscheine einfach, m»
Ramen aus dem Adreßbuch ausfüllten und auch mit dieseM
Namen unterschrieben. Stoll wurde dabei unter deM
Namen „Gebhard" als Untervertreter geführt, weil er
bei den Eltern des Waldi als „schwerer Junge" be«
kannt war.

Nach ansänglichem Leugnen gestanden die Drei dM
Urkundenfälschung. Sie bestritten jeöoch jegliche 'betrüge«
rische Absicht, gaben aber zu, die gefälschten Aufträge
„zum Zweck der Täuschung" an den Generalvertreter nack
Frankfurt am Main eingeschickt zu haben. Der Vsrtretec
der Staatsanwaltschaft hielt eine exemplarische Strase
für angebracht und beantragte für alle drei eine Gefäng«
nisstrase von je einem Jähr und sechs Monaten Gesäng»
nis. Der Rädelsführer Waldi wurde wegen sortgesetzterr
gemeinschaftlichen Betrugs in Tateinheit mit erschwertec
Ürkundenfälschung zu acht Monaten Gefängnis
verurteilt, Akberts wegen des gleichen DeMts im wieder-
holten Rückfall zu der gleichen «trafe, Stoll, der sich mit
einer Rede, die manchem Berufsanwalt Ehre gemackt
hätte, verteidigte, bekam fünf Monate G e f ängniL,
Den beiden ersten Angeklagten wurden zwei Monate Un-
tersuchungshaft auf die Strase angerechnet.

Mus aller welt.

— Der Verteidiger von Plewna gestorben.
schall Kiazim, der während dcs ruffisch-türkische«
Krieges im Iahr 1877 zusammen mit Asman Pascha die
Festung Plewna heldenmütig verteidigte, ist am
Mittwoch in Stambul gestorben. Kiazim war einer
der ersten Schüler der türkischen Kadettenanstalt und ist
seit vierzig Iahren Marschall.

— Die Weltreise der drei Newyorker Iournalistea-
Das Weltwettrennen der drei Newyorker Iorn>
nalisten, die am 30. September mit dem „Hindenburg
Newyork verlaffen hatten, nähert sich seinem Cnds. Ckins
von „New Dork World Telegramm" ist unter steter Be-
nutzung von Flugzeugen in Manila bereits mit 5000
Meilen Vorspruiig eingetroffen. Nach zweitägigem Auf-
enthalt errcichte er mit dem durch einen Taifun zurück'
gehaltenen Flugzeug „Hawaiclipper" die Pazifikinsel
Wakisland. Mit eincm Vorsprung von 31,60 Meilc«
flog er bald darauf nach der Mickway-Jnsel. Cr hofftz
Sän Francisco am Sonntagnachmittag und Newyork aM
Montagmittaa zu erreichen. Leo Kieran und Mist
Dorothy Cillgallen sind in Manila mit einem
Dampfer aus Hongkong eingetrofsen. Sie wollten von
dort mit dem Flugzeug „Chinaclipper" weiterfliegen.
Das Flugzeug ist jedoch wegen des Taifuns noch nicht in
Manila eingetroffen.

„Jch habe mich oft gewundert, daß Sie
eine etwas rote Nase Haben! Woher kommt
das eigentlich?"

„Ja, das Leben hat mir rnanch schweren
Schlag versetzt!"

„Aber gerqde immer auf die Nase?"

Uild links:

Vielseitigkcitsprüfung
der Kavallerieoffiziere.

Ein Bild von der traditionellen Mili-
tary-Strecke in Döberitz, auf der das
Geländereiten über 6000 Meter in der
Vielseitigkeitsprüfung für Offiziere der
Kavallerie durchgeführt wurde. Lm
Anschlutz an das Geländereiten mußte
das Pistolenschießen erledigt werden.

(Scherl Bilderdienst, K.)

Bild rechts:

Schiffssperre unter roter Flagge.

Der Strerk der Seine-Schiffer nimmt
immer größere Ausmaße an. Hier
haben sie mit ihren Kähnen unter der
Austerlitz-Brücke in Paris eine Sperre
angelegt. Ebenso ist auf der Marne
und Saonne jeder Schiffsverkehr un-
möglich geworden. Da die Zufuhr an
Brennstoffen nach Paris in erster Linie
auf dem Wasserweg stattfindet, dürfte
sich der Streik jetzt bei der kalten Jatz-
reszeit bald recht empfindlich bemerkbar
machen. (Fulgur, K.)

Bild links:

Zur Grundsteinlegung des Hauses des Deutschen
Rechts.

Aus Anlaß der Grundsteinlegung des Hauses des
Deutschen Rechts am 24. Oktober in der Hauptstadt
der Bewegung wird von der Deutschen Reichspost eine
Festpostkarte zum Preis von 20 Pfennig heraus-
gegeben. Sie wird von einer in München eröffneten
Sonderpostanstalt mit einem Sonderstempel bedruckt,
der die Jnschrift trägt: „München, Hauptstadt der Be-
wsgung". das Aufgabedatum und „Grundsteinlegung
des Hauses des Deutschen Rechts am 24. 10. 36."

(Weltbild, K.)

Bild rechts:

Gold- und Silberschmiede zeigen ihr Können.

Jm Haus des deut-schen Handwerks zu Berlin wurde
eine Ausstellung des deutschen Handwerks „Schmuck
und Edelgerät im Wanvel der Zeit" eröffnet, auf der
die schönsten Stücke der Gold- und Sikberschmiede aus
Vergangenheit und Gegenwart gezeigt wurden. U. a.
ift auch diese Nachbildung der Reichsinsignien —
Krone. Apfel und Zepter — su sehen.

(Scherl Bilderdienst, K.)
 
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