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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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„Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger"

Donnerstag, 29. Oktober 1936

'Ar.

., wir einen Bruchteil jener Kolonien hätten,

oann wurden wrr auch nicht davon zu reden brauchen,
datz nun emmal Rohstoffmangel und Manael an Er-
nahrungsdmgen da ist.

Gott hat uns unser Deutschland s o gegeben, wi«
es l,t, und wir müssen es so gut verwalten. wie
wir es konnen. Wo nichts ist, sagt ein alter Spruch,
hat auch der Kaiser das Recht verloren.

Was kann aber nun geschehen? Warum ist neuer-
drngs, rn den vergangenen Iahren ansteigend dann
uud wann mal eine Knappheit gekommen? Wa--
rum stnd nicht alle Lebensmittel in Hülle und Fülle
in dieser Zeit zu haben gewesen? Auch das hat euch
der Führer gesagt. Weil wir so unendlich glücklich
waren. sechseinhalb Millionen Menschen
wieder in Ärbeit und Brot zu bringen, datz sie
wieder Verdienst haben, und datz sie wieder für ihren
Verdienst auf dem Lebensmittelmarkt sich Lebensmittel
kaufen wollen und kaufen sollen. Dadurch kam der An-
sturm des Konsums, der nicht leicht zu balancieren
war und der bis heute balanciert werden muhte.

Was kann und mutz nun weiter geschehen? Nur
einiges werden wir auf dem eigenen Boden in der
Landwirtschaft erzeugvn können. Selbstverständlich
werden wir eine weitere Steigerung der Erzeugung
fördern. Wir werden den Reichsnährstand auf-
rufen, das Letzte daran zu setzen, um auch das Letzte
aus dem deutschen Boden herauszuwirtschaften. Wir
werden weiter versuchen, die Erzeugung zu steigern da-
durch, daß wir den an sich schon ausgedörrten u-nd aus-
gepowerten deutschen Kulturboden ver-
bessern und durch Dung neu zu stärken versuchen.
Wir versuchen weiter, die Organisation zu verbessern
und immer rascher und besser die Güter vom Erzeuger
zum Verbraucher gelangen zu lassen. Das ist auch
heute in einem gewissen Umfang notwendig. Die vor-
handene Kluft wird immcr noch nicht dadurch geschlos-
sen werden können. Selbstverständlich wird es eine
der wichtigsten Maßnahmen sein, die deutsche Ernte
jederzelt zu sichern. Die Zusammenballung der Zu-
ständigkeiten in diesen Dingen hat es möglich gemacht,
datz der A r b e i t s di e n st von heute aus morgen
sür die Ernte eingesetzt werden konnte. (Leb-
haster Beifall.)

Der deutsche Bauer mutz eines begreifen: welch
heiliges Gut er in seiner Hand hält mit dem
deutschen Brotgetreide, datz er weitz, datz er da-
«nt die Ernährung seines Volkes schafft. Deut-
sche Bauern, geht sorgfältig um mit diesem hei-
ligsten Gut unserer deutschen Erde! (Starker
Beifall.)

Wir spüren, es ist hier und da Fleischknapp-
heit. Gewitz wird es hier und da eine Spannung
geben, aber auch hier wird alles geschehen. Wir wer-
den versuchen, weitere Grundlagen sürdieZüch-
tungvonmehrVieh zu schassen. Vor allem
aber, meine lieben Volksgenossen, gibt es autzer Flelsch
noch etwas sehr Gutes. Es gibt Fische! Und
wenn Jhr kein Fleisch bekommt, werden wir dafür sor-
gen, datz in solchen Spannungszeiten genügend Fische
vorhanden sein werden. (Lebhaster Beifall.) So wird
alles geschehen, was irgendwie donkbar ist. Und doch
wissen wir, datz nun einmal die grötzte Span-
nung auf dem Gebiet des Fettes besteht.
Hier ist der grötzte Auslandsbezug notwendig und so
wird auch hier die stärkste Einschränkung
aller notwendig sein. Trotzdem werden wir auch hier
die Erzeugung stärken.

Wenn alle Volksgenossen mithelfcn
und wenn jeder versteht, datz nun einmal heute Deutsch-
land nicht reich genug ist, Abfälle beiseitezuwersen,
sondern datz diese Abfälle gesammelt wer-
den müssen, um ste den grotzen Mästereien der
Städte und so weiter zuzuführen, dann werdet Jhr
dafür auch sehen, datz die Fettlage flch bessern wird.
Wir stnd nun einmal in einer Festung. Da heitzt es:
«lles und das Letzte einzusetzen. (Lang-
anhaltender Beifall.)

Das Wichtigste aber und Entscheidende ist, datz wir
die Minderbemittelten und vor allen Dingen die
schwerarbeitende Bevölkerung unter allen
Umständen sichern in dem, was sie für ihre Kraft
und ihre Arbeit notwendig haben. (Lebhaster Beifall.)

Die Proklamation des Führers, datz untcr allen
Umständen für die Minderbemittelten
billige und ausreichende Fette bereitstehen müs-
sen, wird mir ein heiliger Befehl sein, der unter
allen Umständen durchgeführt wird.

Wir werden das in einer Bezugsorganisation ohne
Karten dann schaffen können, wenn jeder Vernunft
annimmt. Das Entschcidende, Volksgenoffen, ist: je-
der Deutsche soll satt werden, kein Dent-
scher soll hungern. Mehr könnt Jhr jetzt nicht von mir
verlangen. Das ist das Entscheidcnde! (Stürmischer
Deifall.)

DlV N«»r»«Lr«»r««»i F

Es ist selbstverständlich, daß man gewiffe Ein-
schränkungen auf sich nehmen muß, wenn man
Großes erreichen will. Und nun wende ich mich an
Euch, meine deutschen Hausfrauen. Eine
aroße Verantwortung liegt auf Euren
Schultern. Denkt daran, daß Jhr in erster Linie
immer die Speisen auf Euren Speisezettel setzt, dre

Madrid von -er Außenwelt abgeWossen.

Me Weojiizt iesetzl.

Nur noch etne Landstratze tst ofsen.

Paris, 29. Oktober. Im Rundsunksender von Se-
villa wurde am Mittwochnachmittag mitgeteilt, datz die
Truppe» des Generals Varela etwa 12 Kilometer vor-
gerückt seien und nunmehr die Höhenzüge unmittel-
bar um Madrid bcsetzt hielten. Die einzige bisher
noch bestehende Eisenbahnverbindung zwischen Madrid
und der Südküste, d. h. der Weg nach Valencia, sei
unterbrochen. Nur noch eine einzige Landstratze bleibe
den Roten ossen, um die Flucht n a ch S ü d e n zu er-
grcisen. Aber auch sie ftehe bereits unter dem Feuer der
Nationalisten. Damit sei die spanische Haupt-
stadt von der Außenwelt vollkommen abge-
s ch l o s s e n.

Regierung
Archive
nach Var-

Fluchtvorbereitunge« in Madrid.

Vurgos, 28. Oktober. Die sogenannte
in Madrid hat die llebersührung der
des Finanz-, Iustiz. und Kriegsministeriums
celona veranlatzt. Dieser Entschlutz der roten Macht-
haber beweist, daß deren Aebersiedlung nach der
Hauptstadt Kataloniens nunmehr beschloffene
Sache ist.

Sowjetruffischer Munitionstransport gekapert.

Paris, 28. Oktober. Wie die Llgentur Radio aus
Casablanca meldst, haben zwei nationalistische Hilfs-
krsuzer auf der Höhe von Ceuta einen mit Muni-

tion und Kriegsmaterial beladenen Segler, der nach
Alicante unterwegs war, gekapert. Die Mitglieder
der Besahung haben versucht, sich als skandinavische
Staatsangehörige auszugeben, aber bei Prüfung der
Vordpapiere ergab sich, daß der grötzts Teil der Be-
satzung Sowjetrussen bzw. Spanier waren.

von
Spa-

SmjetrnMes Kriegsmaterilil.

Fieberhaste TLtigkeit in sowjetruffischen Häfen.

Odeffa für den Zivilverkehr gesperrt.

Leningrad, 28. Oktober. Di« Lieferung
Kriegsmaterial aus der Sowjetunion nach
nien ist, hier vorliegenden Nachrichten zufolge, i n
vollem Gang. Ganze Fabriken und Werke — wie
z. V. die Moskauer Flugzeugfabrik „Nr. 1" — arbeiten
fieberhaft an Lieserungen für Spanien. Iedoch
der Zahl der Transporte nach zu schlietzen, mutz auch
Material aus den Reserven der Roten Armee abgegeben
worden sein.

Aus dem Süden kommen Nachrichten, daß die
Schwarzmeerhäsen Odessa und Nikolajew für den
zivilen Verkehr geschlossen worden stud. Paffagie-
ren einlaufender Schtsfe wurde nicht gestattet, an Land
zu gehen.

Auf der Eisenbahnstrecke Moskau — Odeffa wurde
der Personenverkehr eingeschränkt. Per-
sonenzüge verkehren dort nur mit vielstündiger Ver-
spätung, da dis Züge mit Kriegsmaterial be-
vorzugt abgefertigt werden müffen.

jahreszeitllch bedingt stnd, die vorhanden stnd, die die

deutsche eigene nationale Produktion im Augenblrck
hervorbringt. Es ist eine Sünde, wenn man immer
gerade das kaufsn will und das haben will, was
im Augenblick eben nicht durch die Natur hervorge-
bracht wird. (Lebhafte Zustimmung.) Mögen sich vor
allem auch die vermögenderen Haushalte
deffen besinnen.

Wir halten uns an das in erster Linie, was der
deutsche Boden uns schenkt. Wir werden durch eine
rechtzeitige Aufklärung über die jeweilige
Versorgungslage dazu beitragen, daß ebon die
Hausfrauen von Fall zu Fall Bescheid wiffen, daß ste
wissen, um welche Lebensmittel es jetzt geht, dann
werden wir auch nicht notwendig haben, stundenlang
draußen anzustehen. (Beifall.)

Meine lieben Volksgenossen! Noch einmal zusam-
mengefatzt: Verbraucht an Nahrungsmitteln das m
erster Linie, was wir aus eigener nationaler Produk-
tion befriedigen können, denn dadurch lassen stch vor-
übergehend nun einmal di« Spannungen allerdings
leichter ertragen. Diese Spannungen sind ja natürlich

oft auch rein saisonmätzig bedingt. Sie können gar-
nicht anders überbrückt werden. Eier, Butter, Milch,
das sind nun einmal Dinge, deren Erzeugung wir nicht
anders beeinfluffen können!

Es gibt Zeiten, da legcn die Hühner viel Eier
(Heiterkeit) und Zeiten, da legen fie wieder
wenig. Und so ist es auch auf den anderen
Gebieten! (Große Heiterkeit.) Es ist noch kei-
ner menschlichen Weisheit geglückt, das anders zu
gestalten, was die Natur gestaltet hat. (Beifall.)

Mit Vernunft, mit gutem Willen und mit einem wah-
ren Beweis von Volksgemeinschaft werden
wir Deutsche über diese Spannungen hinwegkommen.
Das ist selbstverständlich. (Starker Beifall.)

Das Wichtigste allein ist vor allen Dingen, datz die
breiten Massen unsres Volks so weit genügend
Lebensmittel bekommen, datz st« in voller Kraft arbei-
ten und schaffon können, und dafiir übernehme tch die
Verantwortung, das werde ich herbeischaf-
fe n. (Starker Beifall.)

Welt auf sich selbst gestellt zu

Aehnlich liegt es auch auf dem Rohst.offge -
biet. Auch hier, das ist ganz selbstverständlich, haben
wir «inen Mangel an Rohstoffen. Auch wie-
der vor allem darum, weil wir nun einmal keine Ko-
lonien besitzen. Jetzt kanu ich mich damit aber nicht
auseinandersetzen. Wir haben ste nun einmal nicht,
deshalb müssen wir uns überlegen, welche Roh-
stoffe wir nun kraft der Ersindungsgabe von uns
Deutschen von selber machen Lönnen. Das wird «ine
der Hauptaufgaben sein, die ich und die mit mir
verantwortlichen Männer zu leisten und zu tragen
haben. Und da können wir auf vielen Gebietcn ganz
grotze Arbeit leisten.

Jch möchte hier einer Dankespslicht Genüge wn
und möchte betonen, daß hier ja auch schon allerhand
und zum Teil sehr Grotzes geleistet worden
ist, sowohl von dem veränlwortlichen Wirtschaftsmini-
ster Reichsbankpräsident Schacht als auch von dem
bisberigen Wirtschaftsbeauflragten des Führers, Dr.
Keppler. Von beiden Männern ist Großes geleistet
worden und auf ihrer Arbeit bau« ich auf. (Starker
Beifall.)

Jetzt aber kommt es darauf an, daß wir aus dem
Stadium der Versuche und Vorversuche herauskom-
men und datz wir mit ganzer Krast und Energi« jetzt
das in die Tat umsetzen und so rasch und so
ausgiebig und so weit wie möglich dadurch die Siche-
rung Deutschlands festlegen.

Es werden in den nächsten Aeiten neue Fa-
briken entstehen, Fabriken, in denen wir den
eigenen Gummi machen, Fabrike«, i«
dencn wir aus Zrllstoff-Faser eigene
Kleider schaffen, in denen wir die Baum-
wolle dann nicht mehr brauchen, die uns heute
Millionen von Devisen kostet.

Wir würden sie gern nehmen, wir würden aus all das
vsrzichten, wenn das Ausland begreifen würde, daß
man uns nicht einschließen kann, datz man uns nicht
binden kann. (Erneuter starker Beifall.)

Wir könnten fruchtbarere Arbest leisten und es
wäre für uns eiufacher, in einer Welt von Vernunft
und Verstand und von wirtschaftlichen Grundsätzen von
Volk zu Volk Handeln und die Güter auszutauschen,

als in dieser verrückten
sein. (Beifall.)

Wir werden jetzt aus der deutschen Kohle Ben-
z i n und Mineralöle schaffen und das Wort des
Führers: „Jn 18 Monaten ist das deutsche Ben-
z i n fertig, sind wir mit Benzin unabhängig!",
ich wcrde es einlösen. (Lebhafter Beifall.)

Mineralöle aller Art werden wir aus der deut-
schen Kohle ziehen. Wir werden unsere eigenen Eisen
und Erze aufschließen und vor allen Dt^gen eins: wir
haben bis heute Deutschland noch garnicht genügend
untersucht. Von jetzt ab werden wir uns nicht damit
begnügen, datz geophysikalisch lediglich est n Zehn-
tel Deutschlands untersucht ist. Das Entscheidende
ist ja hier immer nur der Wille, die Dinge zu gestal-
ten und die Dinge zu machen. (Beifall.) Auf dem
Gebiet derLeichtmetalle, desAluminiums,
steht uns ein« unerschöpfliche Basis zur Verfügung.
Kohle, Holz und deutsche Erze werden die Grundbasis
sein, auf der in Zukunft die Fabriken deutscher eigener
Erzeugung von Roh- und Werkstoffen entstehen.

Ein gewaltiges Programm! Große
Bauten, mächtige Fabriken sollen entstehen, um
der Welt zu zeigen: Deutschlandkapitu-
liert nicht, Dcutschland besteht auf seincm
Leben und wird es gestalten. (Lebhafter
Beifall.)

Weiter sollen si« für uns Deutsche Mahnmal sein
unseres Willens zum Leben, für die anderen Nationen
ihrer wirtschaftlichen Unvernunft. So wird ein gewal-
tiger Wirtschaftsaufschwung zu dem bisheri-
gen hinzukomme>n.

Aber merken Die stch das: Ieder soll daran be-
teiligt werden. Nicht für einzelne, nicht für wenige,
sür alle, für das ganze Voll. (Stürmischer Bei-
fall.)

Aber, meine lieben Volksgenoffen, das kann bloß
sein, wenn Jhr alle mithelft, das kann nur sein,

Erftes Kaiimerimiftli-Koiizett.

Kurpsälzisches Kammerorchester. — Solistin: Iulia Menz
Heidelberg, 29. Oktober 1936.

Das gestrige erste Konzert war ein vortrefflichsr
Austakt zu dsr Kammsrmusikreihe dieses Win-
ters: in gut gerasfter, intensiv musikantischer Form dar-
geboten, sinhettlich und intereffant im Aufbau. Das Pro-
gramm lietz uns einen Vlick tun in die Zeit um die
Mitte dss 18. Zahrhunderts. Verschiedene Stile und
Musikanschammgen stietzen damals unmittelbar aufein-
ander; es war um die Zeit des Todes des großen Io-
hann Sebastian Bach; er selbst stand schon abseits des
aroßen Geschehens sciner Zeit; Neues bahnte sich an.
In Zerbst wirkte Iohann Friedrich Fasch, der Vater
jenes Fasch, der dis Chorbewegung des 19. Iahrhunderts
einleitete. Und Fasch (Vater) war in mancher Hinficht
gsistesverwandt mit Iohann Sebastian Dach, ihn nicht
erreichend, aber dem Zeitgeist näher. Seins Sonata sür
Streicher (Cembalo ist bsi diescm Werk keineswegs stil-
fremd, sondern eher noch erwünscht) mutet mänchmal
trocken an, sie ist aber bei allem sormalen Verwurzeltsein
in der älteren Zeit ganz zopfig im Sinn des Musizie-
rens an den kleinen Höfen jener absolutistisch.aufgeklLr.
ten Zeit. Neben ihm der grotze Iohann Sebastian, ge-
waltig im Gedankenflug ünd der Profilierung seiner
Themen, grotzartig in der x-moll-Toccata, gewitz ein
Riese, aber einer, der damals keine Konzeffionen mehr
zu machen gewillt war, wie sein Zerbster Kollege.

Die folgende Gensration spricht aus den beiden
Cembalo-Konzerten der Söhne Bachs. Der grötzere, aber
auch der modernere ist nach diescn beiden Werken zwei-
fellos der jüngste, Iohann Christian, der zu der Zeit
unseres Querschnittes noch in Mailand tätig war, als
sein Bruder Philipp Cmanuel noch in Verlin als Hof-
cembalist wirkte. Vezeichnend ist es, daß im lehten Drit-
tel des 18. Iahrhunderts kein Mensch an den großen
Iohann Sebastian denkt, wenn er vom „Meister Vach"
spricht, sondern an eincn dieser beiden dcr Söhne Vachs,
und zwar an Christian, wenn er Süddeuticher ist und an
Philipp Cmanuel, wsnn er nördlich der Mainlinie lebt.
Vielleicht ist Philipp Cmanuel auch in diesem Konzert
noch mehr in der Trndition befangen, obglcich ssine sor-
mals Sprache jchon durchaus an die Frühklaffik der

Mannheimer gemahnt. Vei ihm treffen immer leicht
Gegensähe aufeinander; es sei da nur an ein anderes
Werk erinnert, an das Konzert für Hammerklavisr, Eem-
balo und Orchester, wo die klanglichen Cigenarten der
bsiden Soloinstrumente gewiffermätzen miteinander kämp-
sen. Auch bei dem gestern gehörten Cembalokonzert sind
Ausdrucksniittel zweier Generationen gegeneinander aus-
gespielt. Iedensalls fällt auf, datz der Kornponist sigu-
rativ arbeitet und dadurch äutzerst reizvolle Wirkungen
und spielerische Behandlung des Materials erzielt. Än-
ders bei dem süngeren Vruder Iohann Christian: Cr
ahnt bereits Mozartische Leichtigkeit der Themensrfin-
dung voraus, er beherrscht das Cxpreffivo, ähnlich wie
sein'Vruder das figurative Clement. Sein Cembalo-
Konzert ist zweifellos das intereffantere und gewichtigere
der beiden, wenn auch dsr Apparat und seine Veherr-
schung nach der Seite des älteren Vruders den Aus-
schlaä ocbei' mag.

Iulia Menz, die Solistin des Abends, ist eine
Künstterin von besondersm musikalischen Schwung, die
mit souveräner Veherrschung ihres Instrumentss eine
intensivierte Veherrschuna des Kunstwerkes verbindet.
Sie gestaltet, von der Selte der Stilkenntnis her an das
Werk herantretend, in vornehm abstufender Dynamik,
terraffensörmig aufbauend. Mit ihrem technisch mit-
reitzenden Spiel gibt sis auch dem begleitenden Cnsemble
von vornherein dis richtiqe dynamische und agogische
Führung. Ls ist ein starkss Crlebnis des Kunstwcrks,
das diese Künstlerin in absolut schlichter und natürlich-
musikantischer Art vermittelt.

Intereffant war auch der Typ des Instruments.
Wir kennen hier drei neue Lembalo-Typen nebenein-
ander: das monumentale, maffive Neupert-Lembalo, das
elegante, elastische Plezel und nun das historisierend-
durchstchtige Maendler-Schramm-Instrument. Zweifellos
stark war der Cindruck der klanglichen Deranlagung
dieses lehten, besonders bei diesem mitreißenden Spiel
von Iulia Menz.

Das Kurpfälzische Kammerorchester be-
gleitete unter Konzertmsister Adols Bergs Leitung
dis Konzerte in eingehender und musizierfroher Weise.
Das Cnsembls ist gut zusammengespielt.

Das Theater wies noch viele leere Plähe auf. Die
Zuhörerschaft dankte begeistert für die prächtigen Dar-
bietungen mit Veifall und Vlumen. vr. M. D.

üunsl und Visfeufchaft.

sVorträge der Kaiser-Wilhelm-Gescllschast.s Die
wiffenschaftliche Vortragsreihe der Kaiser-Wilhelm-Ge-
sellschast zur Förderung der Wiffenschaften wird am
11. Novsmber mit einsm Vortrag von Proseffor Dr.
Victor Bruns (Berlin) über „Deutschland und der
Völkerbund" eröffnet. In den darausfolgenden Monaten
sprechen: Profeffor Dr. Richard Kuhn (Heidel-
berg) über theoretische Fragen der organischen Chcmie
am 2. Dezember; Profeffor Dr. Werner Köstcr
(Stuttgart) über Metallkundliche Forschung zur Cr-
leichtsrung der Rohstofslage am 13. Ianuar und Prof.
Dr. Graßmann (Dresden) über Fortschritte der Ci-
weißforschung am 10. Februar. Während die genanntcn
Vorträge im Harnackhaus zu Verlin stattfinden, ver-
anstaltet die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Winter
1936/37 auch mehrere Vorträge autzerhalb Verlins. So
spricht am 30. Oktober 1936 in Leipzig Profeffor Dr.
Max Hartmann über Wege der biologischen Crkenntnis.
In Reinscheid wird am 22. Ianuar Profeffor Freiherr
von Verschuer einen Vortrag über Vererbung und
Volksgesundheit halten; in Freiburg am 19. Februar
Profsssor Dr. Cugsn Fischer über llmsang und Sicher-
heit der biologischen Anterlagen der Crbgesundheits-
und Raffengesehgebung im neuen Rcich. Schließlich
spricht am 12. März Dr. Crnst Schüz (Roffitten) in
Krefeld über „Neue Forschungen über den weißen
Slorch".

sStaatsschauspielerin Käte Gold.s Ministerpräsi-
dsnt Görina hat die Schauspielerin Käts Gold
vom Preutzrschen Staatstheater zur Staatsschauspiele-
rin ernannt.

sFurtwängler dirigiert während der Krönungsfeicr-
lichkeiten in London.j Wilhelm Furtwängler hat
die Cinladung des Royal Opera Hous« angenommen, im
Mai bei den Krönungsfeierlichkeiten in London zwei
Aufsührungen dss qesämten Nibelungen-Ninges zu diri-
gieren.

sDusolina Gianninis Druder als Komponist.j Der
Vruder der bekanntsn Opernsängerin Dusolina Gian-
nini, Vittorio Giannini, hat eine neue Oper „Das
Brandmal" beendet. Cin früheres Werk Gianninis
wurde seinerzeit von Knappertsbusch in München auf-
geführt.

mit

wenn auch Jhr, jeder einzelne von Euch,
alten Vorstellungen bricht, wenn Jhr endlich diest '
aus Jahrhunderten übernommene ewi ge SchO.
vor dem Neuen beseitigt. Es müsssn niw
immer ausländische Stoffe sein, jawohl, es werden,"'
neuen deutschen Stofse, die aus Holz gefertigt stna
genau so anständig sein. Es ist schon einmal bewiescN'
daß ani Anfang die Bevölkerung immer eine gewstl
Scheu und Angst vor den neuen Dingen hat.
war schon bei unseren Vorfahren so, als sie ein>n"
keine Kartoffeln pflanzen wollten. Es hat aber v?
mals schon einen Nationalsozialisten auf dem PttUv^
schen Thron gegeben, der dem preußischen Volk ve
brachte, diese Frucht zu pflanzen.

Wenn ich mich nun auch nicht mit diesem g"ö^
Mann vergleichen möchte — die Willenskral '
dem deutschen Volk beizubringen, st o l z auf seine elst
nen Erzeugniffe zu sein —, die habe ich, das verspr^
ich Jhnen! (Stürmischer Beifall.) - „

Seid sto l z auf Eure Erzeugniffe, seid stolz va ^
auf, was deutsches Hirn und deutsche Fäuste geschast^,
haben. Das adelt Euch, nicht das Nachlaufen na
dem Ausland!

Der Wirtschaft aber möchte ich eins sagen: ste pv.
eine grotze, grotzs Verantwortung. Der e>>,
zelne Unternehmer und Industrielle soll nur nicht daro
warten, was der Staat anregt, was der Staat fordc-^
sondern er soll von sichallein aus Mitt
undWege suchen und keine Anstrengung scheur
um dieses Werk zu unterstühen. Meine Herren
nehmer! Sie sprechen immer von der freien Initiative st,
n Sie die freie 3"

Wirtschast. Ieht habe
tiative. Wenden Sie sie an! (Veifall.)

Vor allem möchte ich jeht noch eines betonen:

. vh^

den gesamten geschlossenen und leidsnschaftlichen

ist das

den

unserer deutschen Ärbeiterschaft
von vornherein unmöglich, denn ich mutz mir heute §
Kopf darüber zerbrechen, wie ich den Arbeiterman",
ausgleiche. So ergibt es sich, daß die Nationen verio! >
dene Sorgen habcn. Wir haben Sorge, genügc^
Arbeiter zu bekommen, die anderen habcn
Sorge, wie sie ihre Arbeiter unterbring^
können. Ich glaube aber, datz unsere Sorge, datz
nicht genug Ärbeiter haben, dabei noch die schön°
und die kleinereist. (Veifall.)

Das ist also heute die Frage: Wie schaffe ich

. , , - .... „»ht

notwendtgen Arbeiter heran? Und das 0 ^
nur, wenn der deutsche Arbeiter versteht, datz er nur do
mir helsen kann, wenn er arbeitst und immer wicder ^
beitet, wenn er nicht streitet, sondern wenn Ruhr
den Betrieben ist, und wenn geschafft wird "
Morgen bis zum Abend.

es

Äk-

itö'

ft i«
s'

Und ich bitte deshalb, datz man begreift, datz
heute daraus ankommt, die notwendige
beitsruhe uud den notwendigen Arbc
frieden zu haben, datz man begreift, daß
den Vetrieben Freude und Schasfc"
lust herrschen muß, datz alles Denunziantc»"^
alle Verleumdung hinaus muß, das hat
Deutschland keinen Plah. (Lebhafter Veifall)

!lm das Werk aufbauen zu können, können wir >n
sem Augenblick das Lohnnivsau nicht
höhen. Cs ist unmöglich. Ich lese die Wortc
Führers vor: „Cs wäre der Staats- und Wirtl<tz> ,,^c
führung ohne weiteres möglich gewesen, die Löh»c

nt zu crhöhen, allc>"
eine Produktionssteigerung stst.^al

20 odcr 40 oder um 50 Prozent zu erhöhen, allc>» .j,,
Lohnerhöhung ohne eine Produktionssteigerung >lP,nv'
Selbstbetstug, dsn das deutsche Volk schon cw^i
durchgemacht hat. Cs ist nach nationalsozialr!-»
Wirtschaftsauffassung ein Wahnsinn, die Löhne
höhen und dabei wsnn möglich die Ärbeitszeit z»
zen. Das hsitzt, die Produktion zu beschränken. '
das gesamte Lohnauskommen des Volkes vsrteilt 1"^»'
dre Gesamtproduktion, die konsumiert werdcn
Wenn mithin das Gesamteinkommen um 15 P si„kt,
steigt, die Gesamtproduktion aber um 15 Prozcnt > §l-
so wird diese Lohnerhöhung im Auskommen des
nen Menschen nicht nur ergebnislos sein, sondern >>ss^ll'
genteil wegen der Senküng der Produktion zu s>»cr ^zcc
kommenen Cntwertung des Geldes fllhren, und
derselbe Kamps, den wir einmal schon zu u»i
Schaden durchgemacht haben."

Deshalb müffen wtr unseren deutschen Acbeitcr,^»t
klären. So wie es nun die Aufgabe der vom . ji>
eingesehten Treuhänder ist, nnter allen Llmständf,^ xeU
Loynfragsn führend zu sein und auszugleichen,

Betrieb und seine Ruhe verantwortlich zu sein, > „nss"
die Deutsche Arbeitsfront sich mit ihrcr "
mächtigen Organisation leidenschaftlich in den D>e»'^, i»
ses Plans stellcn. Deshalb möcht« ich. daß w>d h.jl>c>>'
jener wunderbaren entfchloffenen Gemeinschaft
Deshalb wende ich mich gegen alle die zerstv^^k'
Mächte, gegen all das, was geeignet ist. bas
trauen zwischen Vetriebsführer und ^iväl"
schast zu zerstören, gegen alles, was gecignet

alte marxistischs Gewohnheiten zurückzubringcn. ^hsstc

wir aber feste und ruhig bleibende Löhns vom
fordern, dann kann der deutsche Arbeiter von u n
und sichersPreise verlangen. H>c» 2L
wir uns auch mit der ganzen Leidenschaft unscrc
lens einsetzen.

Lk», ««««v VreksLorm-Lkssar

Der Führer hat heute
bestimmt, wiederum etnen
Kämpen; ich werde ihm die notwendigen

einen Preisk 0 rn W^-Hci-

alten nationalsozi»

-

geben und ihn mit Vollmachten versehsn, daß er "

len Umständen Preistreiben und Preiserhöhung ^ ^ ^
dert und, wo es nötig ist, hobe Preise b-

t>'

ahnu^ii^

eine Mah---'gi>>A
wcrden h>cr, ^ jitzc-^

seht.

Vorausschauend richte ich nun

alle. Die Anzeichen der Lage w.- ...

Merkmal sein und eine gut« Möglichkeit bietcn,^ jx!>
da einzuschreiten, wo es nötig ist. Wir werv fl> ,
Augen überall aufhäben! Nur b." nn>c>! g -
man rschtzeitig die Anzeichcn einer hcraNst,jciA'
Schwierigkcit 'crkennen, und ist dicse
keit erkannt, wird sie auch überwunv .

Kss«i»Lt«»-»i«rei?«i?i»»»«rNi?s»»^ ^ l

Dieser Preiskommiffar wird mit solchc>n .jii^
machtcn ausgestattct sein, datz er vor . ^ . vN
Scuche zu Leibe gehen kann, einer Seuche,
einmal sür jedes Volk, das in einer Lage, roic
sch« ist, verhängnisvoll gezeigt hat. .KcN

. ^erw ^stc>

Diese Seuche — und das kann ich Euch . S

Stumps n.ch«

(Stür-nü^

— werden wir versuchen, mit
auszurotten: das Hamstern.
stimmung.)

av'


,ci>

Ich wcnde mich nicht nur gegen die Hamstcrc '^cc^
vor allem ganz bcsonders gegen die, die stch S"
treiberei schuldig machen, denn sie sind " ^c

Sie kenn-n

tzere Verbrecher
eigene Ich.

am Volk.

Es wird die Aufgabe des Kommiffars 1»
bildung fein, immer wieder festzustellen, ob ^.^jngt-
rcchtigt ist oder Cigennutz und Ichsucht cnt! ^ ^ x -h
das der Fall, dann wird rücksichtslos
grisfen gegen alle, die vcrsuchen, die ^""Aegcn 4.
den Aufschwung Deutschlands auszunuhen- ^ ssn! -
rasiten werde ich mit drakonischen Matznah-n-
ten. (Stürmischer Iubel und Zustimmung-) ^ nb
Das gleiche gilt auch für die Schw Acss' ^ic
und alle, die sofort die Waren anhalten, w n>>> . » Z
Höchstpreise kommen. Wir werden ihnen n> ^js

ihr- .0


Waren herausholen, sondern auch

I <Fortsetzung der Rede Hermann Görings
 
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