Nr. 273
Fernsprecher°S.°A. 7351—53.
„Zeidelberger Neueste Nachrichten" —- „Heidelberger Anzeiger*
Samstag, 21. November 1936
Seite 3
Besuch ln der Sel-elberger Sternwarte.
b e ^en auf dem Königstuhl liegt unsere Lan°
bur-ö in der Welt bekannt geworden
Dob langjährigen früheren Leiter Max Wolf.
dew ^ so hoch hinaufbaute, hat seine Llrsache in
dem noch Staub° und Äebelfreiheit und nach
einni s ehlen der Vodenerschütterungen, wie sie nun
Städten durch den Fahrverkehr nicht zu
r, jNeiden sind. So baute man denn vielfach, ganz be°
sonbl
hkhe,
-Dald
ers in Amerika, die Sternwarten auf die Derges-
und auherdem sorgte man für einen Gürtel von
oder Graswuchs, der ebenfalls die Staubfreiheit
sördert. Ansere Heidelberger Sternwarte liegt
Meter hoch, eine amerikanische aber sogar in 1700
^ter Höhe.
lvUr^^ öie badische Landessternwarte 1898 eröfsnet
»wd ' ihre Einrichtung noch nicht himmelstürmend
G.^rn, denn grohe Jnstrumente waren teuer. Nber
ivj^emirat Wolf hat uns öfter schmunzelnd erzählt,
sein j§uehlich doch eins zum andern kam, wie er zuerst
btzsr ^Eatfernrohr gewissermahen selbst baute und ver-
ryh^te, wie er Stiftungen bekam für das Bruce°Fern°
Him' ^m er dann so grohartige Erfolge mit der
elsphotvgraphie hatte, für bas noch gröhere
^ YM°WaIH-Jnstrument und wie er durch seine Ar°
e^, . t"tt der Firnia Zeih in 2ena so manches billig
hm?chlo, was sonst sehr teuer gewesen wäre. 2mmer°
Em' st>Iche Stifter, wie sie sich für die amerikanische
rjssh tvarte fanden und allerbeste und allergröhte Aus-
Drnk r? ermöglichten, werden hier nvch gesucht. Auch
lvr ^s'l>r Dogt, der seit einigen Jahren leitender Direk-
Äins^ Heidelberger Sternwarte ist, dürfte in dieser
sjchl keinen ablehnenden Standpunkt einnehmen.
salle das Grundstück der Sternwarte betritt, dem
GpAl sogleich die zahlreichen Kuppeln auf, die über das
p e s OI verstreut sind. Sieben solcher Drehkup-
ando" "^slht die Landessternwarte, dazu in einem der
^.n Gebäude ebenfalls noch ein verschiebbares Dach.
<>as gröhte Jnstrument ist heute
^2 Zentimeter Oeffnung und fast dr>
erst ^lcheite, von der Firma Zeih 1906 als
Btz,h grohen Deflektorinstrumente sgewissermahen als
decki chs gebaut. Die Kosten wurden zur Hauptsache ge°
in s^lrs der Stiftung von Frau Dohm-Walh
gtzl^arlsruhe. Solche Reflektoren arbeiten mit Spie-
gtzr,' dle das Licht besser aufsangen als die Dorrichtun-
dtzxs:?^derer Jnstrumente. Hier z. D. werden durch den
merten Spiegel fast 98^)rozent des Lichts im Rohr
das Zeitzsche Spiegelfernrohr
drei Metern
eines der
am ^
gtzh?^sangen unb direkt auf' die photographische Platte
Neritz s^- Der Apparat, zu dem eine gröhere Maschi-
sprtzZ, 'llr Drehung und ständige Weiterbewegung ent»
4>aum rH der Fortbewegung der Sterne gehören, hat ein
gltzj^lrohr zrim Photographieren und ein kleines, genau
djtz Ms^lichtetes Sehrohr. Für eine Aufnahme wird
lldnier ^ etwa eine Stunde belichtet, doch wird
gtzir, l zur Kontrolle eine zweite Aufnahme hinterher
der.^U-, Das Dach, also die Kuppel, ist ganz auseinan-
r>Nb°"lchieben, die Kuppel auch als Ganzes zu drehen,
der ^.ensg lan,r selbstverständlich das Fernrohr nach je-
^lchtung gedreht werden.
Tgg s^r etwa als Vesucher meint, er könne auch am
8err>» i? einem schnellen Blick durch solch ein grohes
Aiich die Sterne sehen, der irrt sich. Er sieht nichts.
teu ^ oer Astronom kann am Tag einen Stern nur sel-
djtz erst nach genauer Ausrichtung des Dohres auf
tellung dieses einen Sternes finden.
lls zweitgröhte und etwas ältere Jnstrument ist
e?lln ö eigentlich sogar als dreifaches Rohr bezeichnen
Ph' denn es besiht neben seinen beiden gleich grohen
dvch .»rohren r>on 40 Zentimeter Objektivöffnung
l>dtz weit längeres, genau gleichgerichtetes Seh-
>er. 2,7-eitrohr von 25 Zentimeter Linsendurchmes-
dlachs leses Fernrohr, das einen gewaltigen Eindruck
Zestiki' llwrde von der Engländerin Mih Bruce 1899
leintz l- Mit seiner Hilfe hat Geheimrat Wolf wvhl
Slejch l?lchtigsten Himmelsphotographien geschasfen, vb-
dntte lluch vorher schon auf diesem Gebiet Ersolg
lhin ip^>le Himmelsphotographie verdankt ja überhaupt
Mtdtz^, schnelle Entwicklung und er ihr umgekehrt die
uelbtz^ "Ng zahlreicher neuer Planetoiden, für die Hei-
lNüsstzD sinen Rekord hatte. 2n diesem Bruce-Fernrohr
k lden,llbrigens die Platten drei Stunden belichtet
'Nchtzr 7 ^ie so notwendige Kontrolle ist hier aber ein-
llrhtzjj^ lveii in jedem der beiden Dohre eine Kamera
t>iel mehr das hundertfach vergrö-
boh p e Aghr rind die Platte sehen, zeigt die Tatsache,
n«n js.chi, wenn das menschliche Auge in einem so klei-
das Bruce-Doppelfernrohr,
- u En-i.' u>enn oas menicyiicye ^iuge in einem >o
loht - Uck der Milchstrahe, wie es das Glas
loiin, i,?o«rthalb Quadratgrad) etwa 20 Sterne rä
^ bhotographische Platte 200 000 bis 300 (
er-
zählen
000 ein-
Bel ben grvßen Fernrohren unb bem Erbbebenmesser.
Die Arbeit am grohcn Zeiß-Fernrohr.
(Alle Aufn. Rupp.)
Las iviirogebünvc nur eincin .ünppelvn».
zelne Sterne enthält. Die Kamera steht eben ganz an-
ders als das menschtiche Auge und ist keiner Störung
durch Ermüdung oder Ablenkung unterworfen.
Dieses Znstrument ist von einer Firma Krupp in
Dublin (Ärland) erbaut worden, die als Spezialfirma
für dieses Gebiet galt, während die Linsen in Amerika
hergestellt wurden. Wie gut die Deobachtung unseres
Mondes durchzuführen ist, bei dem keine Luftschicht
als störender Faktor vorhanden ist, zeigt die ziemlich
sichere Wahrscheinlichkeit, dah man ein dort vorhan-
denes Gebäude von hundert Metern im Quadrat auf
der photographischen Platte feststellen könnte. Dah man
alle Bergeshöhen mit Hilfe des Schattens und anderer
Möglichkeiten genau berechnet hat (höchste Derge etwa
ebenso wie der Hhmalaja auf der Erde) und im übrigen
seit Destehen der Himmelsphotographie bis heute in
mehr als einem halben Jahrhundert noch nicht die
kleinste Deränderung auf der Mondoberfläche wahrge-
nommen hat, ist wohl bekannt.
Nnter den weiteren Znstrnmenten.
deren eines mit 33 Zentimeter Objektivdurchmesfer eben-
falls noch eine beachtliche Gröhe hat, sind bemerkenswert
zwei sogenannte Meridianfernrohre, die nur
auf Nord-Süd-Richtung gestellt werden und von den
Sternwarten zur Feststellung der Zeit benutzt
werden. Der Astronvm stellt sie auf einen Stern ein
und legt im Augenblick seines Durchgangs durch einen
haarfeinen Strich die genaue Zeit fest, wobei er eine
sehr komplizierte Llhrenapparatur mitbenutzt. Äeber-
haupt sind diese Meridianfernrohre, vvn dem hier das
neuere 38 Jahre und das andere 60 Jahre alt ist, sehr
feingliedrige und empfindliche Jnstrumente.
Auf ihren Messungen also beruht die Zeitan-
gabe, die man von der Sternwarte haben kann und
mit der die Landessternwarte auch die Aeichspost
versorgt. Es besteht dafür eine gröhere Ahren-, Tele-
graphie- und Fernsprecheinrichtung an beiden Stellen,
Das Brncc-Fernrohr.
die jetzt erneuert werden soll, so dah sie ganz mecha-
nisch arbeitet und auch mit einer mechanischen „Sprech-
stimme" die Antworten gibt.
Eine Anzahl hier aufbewahrter alter 2 nstru »
mente, Himmelskarten und Himmelsgloben zeigt, dah
man auch früher schon erstaunlich gute Einrichtungen
in der Sternkunde verwendete. Don Carl Theodvrs 2n-
teresse an dieser Wissenschaft sprechen die noch aus der
Mannheimer Sterüwarte stammenden Fern-
rohre und sonstigeN Mehapparate von 1775, 1753 und
noch früher. Eines dieser grohen Rohre ist in London
erbaut worden, eine andere Einrichtung in Paris ent-
standen. Ein aus dem Schwetzinger Schloh stammender
Himmelsglobus enthält 3600 Sterne, — wenig gegen-
über der jetzt bekonnten Millionenzahl! Die Mannhei-
mer Sternwarte bestand bis 1879. Dann kam ihre Ein-
richtung erst nach Karlsruhe und schliehlich 1897 nach
Heidelberg.
Eine neuerdings zu allen Sternwarten gehörende
Einrichtung, die eigentlich ins Gebiet der Geologie
fällt, ist
der Crdbebenmesser.
Er ist, wie man weih, auch in Heidelberg vorhanden,
findet stets die gröhte Beachtung durch alle Besucher
und ist im übrigen erst vor einigen 2ahren in unserer
Zeitung eingehend beschrieben Worden. Wie im Grund
alle 2nstrumente der Sternwarten vhne Verbindung mit
dem Gebäude direkt auf der Erde oder dem Fels
errichtet werden sollten, so ist es vor allem beim Seis-
mographen nötig. Die Erderschütterungen, die er
infolge der Ausstellung seiner Apparatur auf einem
feinspitzigen Gewicht mit Hilfe einer 2l a d e l als
Striche auf einen durch Ährwerk bewegten und mit Auh
geschwärzten Papierstreifen aufzeichnet, können je nach
der Höhe der Ausschläge auf die Stärke des Debens
und je nach dem Zeitunterschied zwischen Dorbeben und
langen Wellen ziemlich genau auf die Entfernung des
Herdes berechnet werden. Auch die Dergleiche mit
den Zeitangaben anderer Erdbebenmesser helfen zu die-
sen Messungen, die in den letzten 2ahren sehr sicher ge-
worden sind. 2nteressant sind aber auch die Abteilun-
gen, die man durch Feststellung von Weg und Zeitdauer
öer Debenwellen quer durch die Erde und auf der Ober-
fläche auf die Zusammensetzung des Erdinnern zu ma-
chen bemüht ist, — eine Sache der Geologen natürlich,
nicht der Astronomen!
So ist also, wie schon diese Schilderung zeigen
dürfte, auch für den Laien mancherlei auf der Stern-
warte zu sehen. Sie ist an jedem Freitagnachmit-
t a g von 3 bis 5 Llhr unentgeltlich zu besichtigen.
Also auf zur Sternwarte! Es läht sich allerdings nicht
leugnen, dah sich die wärmere 2ahreszeit noch besser
dazu eignet als die kalten Monate.
Max Perkow.
Attfammlling -es Sei-elberger Melerverelns.
^ ..Was lollte -er Mleter alles wisjen?'
Gasthaus „Zum Fuchsbau" hielt der Heidcl-
'in eterverein gestern eine sehr zahlreich
^iidjtz„ -^ersanimlung ab, die der Vorsitzende
u, Binal leitete und mit einer kur-
jn^bu„^U8ungsansprache eröffnete. Zur Mitglieder-
den Mieterverein bemerkte er u. a. bei
??sse» „^">er weiteren Ausführungen, daß jedoch, ge-
,7° Zjsstz' der Zahl der Hanshaltungen in Heidelberg,
d?schafj - der ihrer Organisation angehörenden Mie-
jh, "uiner noch beschäniend geriiig sei und datz
dtzr XfUseresse der Mieterschaft selbst und der Ein-
d«! Hei»Ä?s6ube unbedingt besser werden müsse. Je-
b» Äfjtz^s'erger Mieter sei aber nicht nur Mitglied
di, u»tz^„ "Uereins, sondern auch Werber. Der Verein
tu?8s>i,j, ^fn solches kürzlich dahingeschiedenes Grün-
Hagelstein, der sich auch im Verwal-
',?de»ktz' ürotze Verdienste erwarb und er ehrte das
di« n? des Verstorbenen in herzlichen Wortcn, wo-
-tzi Asuiumelten sich erhoben hatten.
uigtz 4zorsitzende verbreitete sich dann über die der-
mieterpolitische Lage,
das" llal? längeren Ausführungen ein anschaulichcs
itzis. schm' Die nationalsozialistische Regierung, die
i,„n> d»?I^. Problem dcr Arbeitsbeschaffung ersolg-
v , ^eiiitzi. ?^"- werde auch den Wohnungsbau
d„?d »,, „Nischastsgeist fördern. Was . die Markt-
g«E sei tzi? dez Reichsnährstands für die Ernährung,
Ditz' ditz einheitliche Marktregelung der Wohnun-
b i k>e»ti?„ „Ilieter vor einer Ueberteuernng schüye.
sta^? b tz M Psirtschaftslage ersordere feste, gleich -
a?ddg»Nde Mietpreise, die dem Einkommens-
tz! ,ei»tz„/Nichen werden müssen. Leider fehle es noch
ditzs°ieV?. Reichs-Miet- und Wohnrecht.
btzn Tchaik,?Ech. daß die Akademie für deutsches Recht
M °N in m § des Mietrechts als eine der ersten Ar-
erm Etve,. ürisf nehmen wolle. Der Einheits -
Mi ^se sjn, habe verbindenden Charakter und
atzi/^r. s? als eine Brücke zwischen Vermieter und
»e? U»f,^s°ilte allerdings Gesetzeskrast erlaw
ältz? es i^dht abgeändert werden dürfen. Jm Reich
ge» ivolm',. R"llionen Wohnungen, wovon die Halste
sych s«ie„"'chen und 3,7 Millionen Neubanwohnun-
hz?" fiir "duungen im Mietpreis von 20 bis 25
lvo»disstz„ den Monat entsprechen am besten den Ver-
de??"u»a Mehrzahl der Volksgenossen. Klein-
ivtz»!„chdeiite nicht geringerer Raumgehalt, son-
m Ziinnier mit ausrcichendcm Rauminhalt,
die gesund und hell sein müßten, zu denen Sonne,
Luft und Licht freien Zutritt Haben.
Binal führte in seinen weiteren Darlegungcn aus,
daß es über die Wohnung für die deutsche Faniilie
und insbesondere für die kinderreiche Familte nur
eine Meinung geben dürfe, nämlich, daß ste Erho-
lung bieten möge, neben den Arbeitsfrieden
den Hausfrieden stellsn als Grundlage der
H a u s g e m e i n sch a f t, die der Weg sei zur gro-
ßen nationalsozialistischen Volksgemeinschaft.
Hausbesitzer und Mieter müßten in diesem Geist auch
Pfleger der Wohnung scin.
Der Vorsitzende kam abschließend noch auf das
Regierungsprogramm zur Hebung des Siedlungs -
baues zu sprechen, wonach füns Millionen Siedler-
wohnungen im Reich erstellt werden, und er teilte wei-
ter mit, daß im Jahr 1935 48 Millionen Mark aus
Reichsniitteln hierzu bereitgestellt worden seien und
im laufenden Jahr weitere 36 Millionen Mark.
Der Geschäftsführer des Heidelberger Mietcrver-
eins Karl Batschauer nahm hierauf das Wort,
um anhand seiner reichen Erfahrungen die Frage
„Was muß der Mieter alles wisfen?"
in der Anführung zahlreicher Beispiele klar und an-
schaulich zu bcantworten. Er schilderte die Vorkriegs-
zeit, da man im Wohnungs- und Mietwesen mit dem
BGB ausgekommen sei, bis die Wohnungsnot in don
Nachkriegsjahren zu den bekannten Notgesetzen führte.
Allerdings sei der Heidelberger Mietver-
trag, der noch aus der Vorkriegszeit stamme, ein
Vertragswerk, dem er (der Redner) die Bezeichnung
„Versailler Vertrag" zulegen müsse mit seinen harten
und zum Teil unmöglichen Bedingungen. Erst mit
der Machtergreifung der nationalsozialistischen Bewe-
gung sei einem weiteren Abbau der Mieterschutzgesetze
Einhalt geboten worden.
Jn seinen weiteren Ausführungen beantwortete der
Vortragende die Frage: Was ist beim Mieten
einer Wohnung zu beachten?, indcm er auf
die verschiedenen im Mietvertrag festgeleftten Grund-
bestimmungsn hinwies wie Höhe der gesetzlichen Miete,
datz der Vertrag nicht ohne genaue Kenntnis unter-
schrieben werde, Prüfung auf Bestimmungen über
JnstandseHunqsleistungen oder Entschädigungsleistun-
gen beim Auszug. Ein Antrag auf gesetzliche Miete
tz 1» des RMG.) mttste im ersten Jahr des Mietver-
hältnisses gestellt werden. Bestehende Mä-ngel in einer
neu bezogenen Wohnung müßten dem Vermieter sofort
gemeldet und auf Abhilse gedrungen werden. Dem
Mieterschutzgesetz unterliegen sämtliche Wohnungen, die
vor dem 1. Juli 1918 bezugsfertig waren und deren
Mietpreis 800 Mark im Jahr nicht übersteigt. Auch
den Jnhabevn kleiner Neubauwohnungen sei ei» ge-
wisser Schutz zuzubilligen. Batschauer setzte sich noch
für die Meldepflicht leerstehcnder Wohnungen ein, be-
handelte den wichligen Abschnitt der Wohnungsräu-
mungsfristen, Vorkommnisse im Mietverhältnis, wic
gegenseitige Belästigungen und Beleidignngen, die
durch matzvolles Verhalten, Zurückhaltung und gegen-
seitige Rücksichtnahme sowie zeitiges Einholen von Rat
und Auskunft auf dem Geschäftszimmer des Mieter-
vereins in den allermeisten Fällen ohne Prozcsse und
Kosten erledigt werden könnten.
Geschäftsführer Batschaner schloß seine interessan-
ten und beherzigenswerten Ausführungen mit werben-
den Worten für die Ziele der Mietersache und des Hei-
delberger Mietervereins, und er beantwortete nachher
noch eine Reihe vvn Fragen, die die Versammelten
schriftlich stellten.
Dem lebhaften Beifall der Versammlung gab der
Vorsitzende Binal in Herzlichen Dankesworten an den
Redner Ausdruck.
llnsere ZimmergewSchse in den Wintermonatev.
Winkx für den Blumen- und Pflanzenfreund.
Run sind wohl auch die letzten Balkon- und
Fensterblumen eingeräumt und bessere Ge-
wächse im Wohnzimmer aufgestellt worden. Jede Hei-
delberger Hausfrau sollte bemüht sein, den Wohnraum
nur durch gesunde Pflanzen auszuschmücken. Aus
diesem Grund dars in den Wintermonaten das Be-
wässern der Zimmergewächse nur unter folgenden
Regeln geschehen:
1. Zum Gießen darf nur Waster genommen wer-
den, das keine erhebliche Msngen Kalk oder andere
Mineralstoffe enthält.
2. Die Temperatur des Gießwasters muß mit der-
jenigen der Zimmerluft übereinstimmen. Das Wasser
muß abgestanden sein.
3. Das Wasser mutz den Topfballen rasch und
gleichmäßig durchziehen. Das Erdreich muß durchläs-
flg und der Abzug des Wassers gestchert sein.
4. Jn den Wintermonaten soll nur nachmittags
gegossen werden.
5. Eme kräftigwachsende Pflanze braucht mehr
Wasser als eine schwachwachsende, eine ältere mehr als
eine junge, die noch wenig bewurzelt ist, eine gesunde
mehr als eine kranke oder frisch verpflanzte.
äesküld e!n fürsllemül:
ä!e Lckicke MÄ man init
6. Mit der Steigerung der Temperatur steigert sich
auch daS Wasserbedürsnis unserer Zimmerpflanzen.
7. Je trockener die Lust ist, desto rascher findet die
Verdunstung der in den Geweben der Pflanzen enthal-
tenen Feuchtigkeit statt, desto öfter ist also das Gießen
erforderlich.
8. Je kleiner di« Töpfe sind, desto öfter ist das Be-
wässern notwendig.
9. Schwere und lehmhaltige Bodenarten trocknen
schwever aus und müssen daher seltener und vorstchti-
ger begossen werden als leichte und sandige.
10. Das in den Untersätzen sich ansammelnde Was-
ser muß, soweit es nach ein bis zwei Stundsn nicht
vom Erdballen aufgesogen ist, weggegoflen werden.
11. Gewächse niit fleischigen und krüftigen Wurzeln
leiden weniger leicht durch Trockenheit des Erdreichs
als feinivurzelige Pflanzen.
12. Die wichtigste aller Regeln ist: So oft Was-
ser nötig ist, gieße man so stark, datz das Wasfer, den
ganzen Ballen durchziehend, zum Äbzugsloch wieder
hi-nausläuft.
Das Bespritzen der Zimmerpflanzen mutz so
geschehen, daß auch die Unterseite der Blätter,
sowie Stamm und Stengel benetzt werden. Zimmer-
gewächse sollen nicht bespritzt werden, solange die
volle Sonne auf diese scheint. Das Abfallen von
Blütenknospen, wie wir es besonders bei Kamelien
Wahrnehmen können, ist die Folge hiervon. Zimmer-
pflanzen dürfon erst im Frühjahr wieder umgepflanzt
iverden.
Cin Tatsachenbericht von Dr. WolfgangHoss mann-
Haraisch.
Auf Seite 7 dieser Ausgabe.
Fernsprecher°S.°A. 7351—53.
„Zeidelberger Neueste Nachrichten" —- „Heidelberger Anzeiger*
Samstag, 21. November 1936
Seite 3
Besuch ln der Sel-elberger Sternwarte.
b e ^en auf dem Königstuhl liegt unsere Lan°
bur-ö in der Welt bekannt geworden
Dob langjährigen früheren Leiter Max Wolf.
dew ^ so hoch hinaufbaute, hat seine Llrsache in
dem noch Staub° und Äebelfreiheit und nach
einni s ehlen der Vodenerschütterungen, wie sie nun
Städten durch den Fahrverkehr nicht zu
r, jNeiden sind. So baute man denn vielfach, ganz be°
sonbl
hkhe,
-Dald
ers in Amerika, die Sternwarten auf die Derges-
und auherdem sorgte man für einen Gürtel von
oder Graswuchs, der ebenfalls die Staubfreiheit
sördert. Ansere Heidelberger Sternwarte liegt
Meter hoch, eine amerikanische aber sogar in 1700
^ter Höhe.
lvUr^^ öie badische Landessternwarte 1898 eröfsnet
»wd ' ihre Einrichtung noch nicht himmelstürmend
G.^rn, denn grohe Jnstrumente waren teuer. Nber
ivj^emirat Wolf hat uns öfter schmunzelnd erzählt,
sein j§uehlich doch eins zum andern kam, wie er zuerst
btzsr ^Eatfernrohr gewissermahen selbst baute und ver-
ryh^te, wie er Stiftungen bekam für das Bruce°Fern°
Him' ^m er dann so grohartige Erfolge mit der
elsphotvgraphie hatte, für bas noch gröhere
^ YM°WaIH-Jnstrument und wie er durch seine Ar°
e^, . t"tt der Firnia Zeih in 2ena so manches billig
hm?chlo, was sonst sehr teuer gewesen wäre. 2mmer°
Em' st>Iche Stifter, wie sie sich für die amerikanische
rjssh tvarte fanden und allerbeste und allergröhte Aus-
Drnk r? ermöglichten, werden hier nvch gesucht. Auch
lvr ^s'l>r Dogt, der seit einigen Jahren leitender Direk-
Äins^ Heidelberger Sternwarte ist, dürfte in dieser
sjchl keinen ablehnenden Standpunkt einnehmen.
salle das Grundstück der Sternwarte betritt, dem
GpAl sogleich die zahlreichen Kuppeln auf, die über das
p e s OI verstreut sind. Sieben solcher Drehkup-
ando" "^slht die Landessternwarte, dazu in einem der
^.n Gebäude ebenfalls noch ein verschiebbares Dach.
<>as gröhte Jnstrument ist heute
^2 Zentimeter Oeffnung und fast dr>
erst ^lcheite, von der Firma Zeih 1906 als
Btz,h grohen Deflektorinstrumente sgewissermahen als
decki chs gebaut. Die Kosten wurden zur Hauptsache ge°
in s^lrs der Stiftung von Frau Dohm-Walh
gtzl^arlsruhe. Solche Reflektoren arbeiten mit Spie-
gtzr,' dle das Licht besser aufsangen als die Dorrichtun-
dtzxs:?^derer Jnstrumente. Hier z. D. werden durch den
merten Spiegel fast 98^)rozent des Lichts im Rohr
das Zeitzsche Spiegelfernrohr
drei Metern
eines der
am ^
gtzh?^sangen unb direkt auf' die photographische Platte
Neritz s^- Der Apparat, zu dem eine gröhere Maschi-
sprtzZ, 'llr Drehung und ständige Weiterbewegung ent»
4>aum rH der Fortbewegung der Sterne gehören, hat ein
gltzj^lrohr zrim Photographieren und ein kleines, genau
djtz Ms^lichtetes Sehrohr. Für eine Aufnahme wird
lldnier ^ etwa eine Stunde belichtet, doch wird
gtzir, l zur Kontrolle eine zweite Aufnahme hinterher
der.^U-, Das Dach, also die Kuppel, ist ganz auseinan-
r>Nb°"lchieben, die Kuppel auch als Ganzes zu drehen,
der ^.ensg lan,r selbstverständlich das Fernrohr nach je-
^lchtung gedreht werden.
Tgg s^r etwa als Vesucher meint, er könne auch am
8err>» i? einem schnellen Blick durch solch ein grohes
Aiich die Sterne sehen, der irrt sich. Er sieht nichts.
teu ^ oer Astronom kann am Tag einen Stern nur sel-
djtz erst nach genauer Ausrichtung des Dohres auf
tellung dieses einen Sternes finden.
lls zweitgröhte und etwas ältere Jnstrument ist
e?lln ö eigentlich sogar als dreifaches Rohr bezeichnen
Ph' denn es besiht neben seinen beiden gleich grohen
dvch .»rohren r>on 40 Zentimeter Objektivöffnung
l>dtz weit längeres, genau gleichgerichtetes Seh-
>er. 2,7-eitrohr von 25 Zentimeter Linsendurchmes-
dlachs leses Fernrohr, das einen gewaltigen Eindruck
Zestiki' llwrde von der Engländerin Mih Bruce 1899
leintz l- Mit seiner Hilfe hat Geheimrat Wolf wvhl
Slejch l?lchtigsten Himmelsphotographien geschasfen, vb-
dntte lluch vorher schon auf diesem Gebiet Ersolg
lhin ip^>le Himmelsphotographie verdankt ja überhaupt
Mtdtz^, schnelle Entwicklung und er ihr umgekehrt die
uelbtz^ "Ng zahlreicher neuer Planetoiden, für die Hei-
lNüsstzD sinen Rekord hatte. 2n diesem Bruce-Fernrohr
k lden,llbrigens die Platten drei Stunden belichtet
'Nchtzr 7 ^ie so notwendige Kontrolle ist hier aber ein-
llrhtzjj^ lveii in jedem der beiden Dohre eine Kamera
t>iel mehr das hundertfach vergrö-
boh p e Aghr rind die Platte sehen, zeigt die Tatsache,
n«n js.chi, wenn das menschliche Auge in einem so klei-
das Bruce-Doppelfernrohr,
- u En-i.' u>enn oas menicyiicye ^iuge in einem >o
loht - Uck der Milchstrahe, wie es das Glas
loiin, i,?o«rthalb Quadratgrad) etwa 20 Sterne rä
^ bhotographische Platte 200 000 bis 300 (
er-
zählen
000 ein-
Bel ben grvßen Fernrohren unb bem Erbbebenmesser.
Die Arbeit am grohcn Zeiß-Fernrohr.
(Alle Aufn. Rupp.)
Las iviirogebünvc nur eincin .ünppelvn».
zelne Sterne enthält. Die Kamera steht eben ganz an-
ders als das menschtiche Auge und ist keiner Störung
durch Ermüdung oder Ablenkung unterworfen.
Dieses Znstrument ist von einer Firma Krupp in
Dublin (Ärland) erbaut worden, die als Spezialfirma
für dieses Gebiet galt, während die Linsen in Amerika
hergestellt wurden. Wie gut die Deobachtung unseres
Mondes durchzuführen ist, bei dem keine Luftschicht
als störender Faktor vorhanden ist, zeigt die ziemlich
sichere Wahrscheinlichkeit, dah man ein dort vorhan-
denes Gebäude von hundert Metern im Quadrat auf
der photographischen Platte feststellen könnte. Dah man
alle Bergeshöhen mit Hilfe des Schattens und anderer
Möglichkeiten genau berechnet hat (höchste Derge etwa
ebenso wie der Hhmalaja auf der Erde) und im übrigen
seit Destehen der Himmelsphotographie bis heute in
mehr als einem halben Jahrhundert noch nicht die
kleinste Deränderung auf der Mondoberfläche wahrge-
nommen hat, ist wohl bekannt.
Nnter den weiteren Znstrnmenten.
deren eines mit 33 Zentimeter Objektivdurchmesfer eben-
falls noch eine beachtliche Gröhe hat, sind bemerkenswert
zwei sogenannte Meridianfernrohre, die nur
auf Nord-Süd-Richtung gestellt werden und von den
Sternwarten zur Feststellung der Zeit benutzt
werden. Der Astronvm stellt sie auf einen Stern ein
und legt im Augenblick seines Durchgangs durch einen
haarfeinen Strich die genaue Zeit fest, wobei er eine
sehr komplizierte Llhrenapparatur mitbenutzt. Äeber-
haupt sind diese Meridianfernrohre, vvn dem hier das
neuere 38 Jahre und das andere 60 Jahre alt ist, sehr
feingliedrige und empfindliche Jnstrumente.
Auf ihren Messungen also beruht die Zeitan-
gabe, die man von der Sternwarte haben kann und
mit der die Landessternwarte auch die Aeichspost
versorgt. Es besteht dafür eine gröhere Ahren-, Tele-
graphie- und Fernsprecheinrichtung an beiden Stellen,
Das Brncc-Fernrohr.
die jetzt erneuert werden soll, so dah sie ganz mecha-
nisch arbeitet und auch mit einer mechanischen „Sprech-
stimme" die Antworten gibt.
Eine Anzahl hier aufbewahrter alter 2 nstru »
mente, Himmelskarten und Himmelsgloben zeigt, dah
man auch früher schon erstaunlich gute Einrichtungen
in der Sternkunde verwendete. Don Carl Theodvrs 2n-
teresse an dieser Wissenschaft sprechen die noch aus der
Mannheimer Sterüwarte stammenden Fern-
rohre und sonstigeN Mehapparate von 1775, 1753 und
noch früher. Eines dieser grohen Rohre ist in London
erbaut worden, eine andere Einrichtung in Paris ent-
standen. Ein aus dem Schwetzinger Schloh stammender
Himmelsglobus enthält 3600 Sterne, — wenig gegen-
über der jetzt bekonnten Millionenzahl! Die Mannhei-
mer Sternwarte bestand bis 1879. Dann kam ihre Ein-
richtung erst nach Karlsruhe und schliehlich 1897 nach
Heidelberg.
Eine neuerdings zu allen Sternwarten gehörende
Einrichtung, die eigentlich ins Gebiet der Geologie
fällt, ist
der Crdbebenmesser.
Er ist, wie man weih, auch in Heidelberg vorhanden,
findet stets die gröhte Beachtung durch alle Besucher
und ist im übrigen erst vor einigen 2ahren in unserer
Zeitung eingehend beschrieben Worden. Wie im Grund
alle 2nstrumente der Sternwarten vhne Verbindung mit
dem Gebäude direkt auf der Erde oder dem Fels
errichtet werden sollten, so ist es vor allem beim Seis-
mographen nötig. Die Erderschütterungen, die er
infolge der Ausstellung seiner Apparatur auf einem
feinspitzigen Gewicht mit Hilfe einer 2l a d e l als
Striche auf einen durch Ährwerk bewegten und mit Auh
geschwärzten Papierstreifen aufzeichnet, können je nach
der Höhe der Ausschläge auf die Stärke des Debens
und je nach dem Zeitunterschied zwischen Dorbeben und
langen Wellen ziemlich genau auf die Entfernung des
Herdes berechnet werden. Auch die Dergleiche mit
den Zeitangaben anderer Erdbebenmesser helfen zu die-
sen Messungen, die in den letzten 2ahren sehr sicher ge-
worden sind. 2nteressant sind aber auch die Abteilun-
gen, die man durch Feststellung von Weg und Zeitdauer
öer Debenwellen quer durch die Erde und auf der Ober-
fläche auf die Zusammensetzung des Erdinnern zu ma-
chen bemüht ist, — eine Sache der Geologen natürlich,
nicht der Astronomen!
So ist also, wie schon diese Schilderung zeigen
dürfte, auch für den Laien mancherlei auf der Stern-
warte zu sehen. Sie ist an jedem Freitagnachmit-
t a g von 3 bis 5 Llhr unentgeltlich zu besichtigen.
Also auf zur Sternwarte! Es läht sich allerdings nicht
leugnen, dah sich die wärmere 2ahreszeit noch besser
dazu eignet als die kalten Monate.
Max Perkow.
Attfammlling -es Sei-elberger Melerverelns.
^ ..Was lollte -er Mleter alles wisjen?'
Gasthaus „Zum Fuchsbau" hielt der Heidcl-
'in eterverein gestern eine sehr zahlreich
^iidjtz„ -^ersanimlung ab, die der Vorsitzende
u, Binal leitete und mit einer kur-
jn^bu„^U8ungsansprache eröffnete. Zur Mitglieder-
den Mieterverein bemerkte er u. a. bei
??sse» „^">er weiteren Ausführungen, daß jedoch, ge-
,7° Zjsstz' der Zahl der Hanshaltungen in Heidelberg,
d?schafj - der ihrer Organisation angehörenden Mie-
jh, "uiner noch beschäniend geriiig sei und datz
dtzr XfUseresse der Mieterschaft selbst und der Ein-
d«! Hei»Ä?s6ube unbedingt besser werden müsse. Je-
b» Äfjtz^s'erger Mieter sei aber nicht nur Mitglied
di, u»tz^„ "Uereins, sondern auch Werber. Der Verein
tu?8s>i,j, ^fn solches kürzlich dahingeschiedenes Grün-
Hagelstein, der sich auch im Verwal-
',?de»ktz' ürotze Verdienste erwarb und er ehrte das
di« n? des Verstorbenen in herzlichen Wortcn, wo-
-tzi Asuiumelten sich erhoben hatten.
uigtz 4zorsitzende verbreitete sich dann über die der-
mieterpolitische Lage,
das" llal? längeren Ausführungen ein anschaulichcs
itzis. schm' Die nationalsozialistische Regierung, die
i,„n> d»?I^. Problem dcr Arbeitsbeschaffung ersolg-
v , ^eiiitzi. ?^"- werde auch den Wohnungsbau
d„?d »,, „Nischastsgeist fördern. Was . die Markt-
g«E sei tzi? dez Reichsnährstands für die Ernährung,
Ditz' ditz einheitliche Marktregelung der Wohnun-
b i k>e»ti?„ „Ilieter vor einer Ueberteuernng schüye.
sta^? b tz M Psirtschaftslage ersordere feste, gleich -
a?ddg»Nde Mietpreise, die dem Einkommens-
tz! ,ei»tz„/Nichen werden müssen. Leider fehle es noch
ditzs°ieV?. Reichs-Miet- und Wohnrecht.
btzn Tchaik,?Ech. daß die Akademie für deutsches Recht
M °N in m § des Mietrechts als eine der ersten Ar-
erm Etve,. ürisf nehmen wolle. Der Einheits -
Mi ^se sjn, habe verbindenden Charakter und
atzi/^r. s? als eine Brücke zwischen Vermieter und
»e? U»f,^s°ilte allerdings Gesetzeskrast erlaw
ältz? es i^dht abgeändert werden dürfen. Jm Reich
ge» ivolm',. R"llionen Wohnungen, wovon die Halste
sych s«ie„"'chen und 3,7 Millionen Neubanwohnun-
hz?" fiir "duungen im Mietpreis von 20 bis 25
lvo»disstz„ den Monat entsprechen am besten den Ver-
de??"u»a Mehrzahl der Volksgenossen. Klein-
ivtz»!„chdeiite nicht geringerer Raumgehalt, son-
m Ziinnier mit ausrcichendcm Rauminhalt,
die gesund und hell sein müßten, zu denen Sonne,
Luft und Licht freien Zutritt Haben.
Binal führte in seinen weiteren Darlegungcn aus,
daß es über die Wohnung für die deutsche Faniilie
und insbesondere für die kinderreiche Familte nur
eine Meinung geben dürfe, nämlich, daß ste Erho-
lung bieten möge, neben den Arbeitsfrieden
den Hausfrieden stellsn als Grundlage der
H a u s g e m e i n sch a f t, die der Weg sei zur gro-
ßen nationalsozialistischen Volksgemeinschaft.
Hausbesitzer und Mieter müßten in diesem Geist auch
Pfleger der Wohnung scin.
Der Vorsitzende kam abschließend noch auf das
Regierungsprogramm zur Hebung des Siedlungs -
baues zu sprechen, wonach füns Millionen Siedler-
wohnungen im Reich erstellt werden, und er teilte wei-
ter mit, daß im Jahr 1935 48 Millionen Mark aus
Reichsniitteln hierzu bereitgestellt worden seien und
im laufenden Jahr weitere 36 Millionen Mark.
Der Geschäftsführer des Heidelberger Mietcrver-
eins Karl Batschauer nahm hierauf das Wort,
um anhand seiner reichen Erfahrungen die Frage
„Was muß der Mieter alles wisfen?"
in der Anführung zahlreicher Beispiele klar und an-
schaulich zu bcantworten. Er schilderte die Vorkriegs-
zeit, da man im Wohnungs- und Mietwesen mit dem
BGB ausgekommen sei, bis die Wohnungsnot in don
Nachkriegsjahren zu den bekannten Notgesetzen führte.
Allerdings sei der Heidelberger Mietver-
trag, der noch aus der Vorkriegszeit stamme, ein
Vertragswerk, dem er (der Redner) die Bezeichnung
„Versailler Vertrag" zulegen müsse mit seinen harten
und zum Teil unmöglichen Bedingungen. Erst mit
der Machtergreifung der nationalsozialistischen Bewe-
gung sei einem weiteren Abbau der Mieterschutzgesetze
Einhalt geboten worden.
Jn seinen weiteren Ausführungen beantwortete der
Vortragende die Frage: Was ist beim Mieten
einer Wohnung zu beachten?, indcm er auf
die verschiedenen im Mietvertrag festgeleftten Grund-
bestimmungsn hinwies wie Höhe der gesetzlichen Miete,
datz der Vertrag nicht ohne genaue Kenntnis unter-
schrieben werde, Prüfung auf Bestimmungen über
JnstandseHunqsleistungen oder Entschädigungsleistun-
gen beim Auszug. Ein Antrag auf gesetzliche Miete
tz 1» des RMG.) mttste im ersten Jahr des Mietver-
hältnisses gestellt werden. Bestehende Mä-ngel in einer
neu bezogenen Wohnung müßten dem Vermieter sofort
gemeldet und auf Abhilse gedrungen werden. Dem
Mieterschutzgesetz unterliegen sämtliche Wohnungen, die
vor dem 1. Juli 1918 bezugsfertig waren und deren
Mietpreis 800 Mark im Jahr nicht übersteigt. Auch
den Jnhabevn kleiner Neubauwohnungen sei ei» ge-
wisser Schutz zuzubilligen. Batschauer setzte sich noch
für die Meldepflicht leerstehcnder Wohnungen ein, be-
handelte den wichligen Abschnitt der Wohnungsräu-
mungsfristen, Vorkommnisse im Mietverhältnis, wic
gegenseitige Belästigungen und Beleidignngen, die
durch matzvolles Verhalten, Zurückhaltung und gegen-
seitige Rücksichtnahme sowie zeitiges Einholen von Rat
und Auskunft auf dem Geschäftszimmer des Mieter-
vereins in den allermeisten Fällen ohne Prozcsse und
Kosten erledigt werden könnten.
Geschäftsführer Batschaner schloß seine interessan-
ten und beherzigenswerten Ausführungen mit werben-
den Worten für die Ziele der Mietersache und des Hei-
delberger Mietervereins, und er beantwortete nachher
noch eine Reihe vvn Fragen, die die Versammelten
schriftlich stellten.
Dem lebhaften Beifall der Versammlung gab der
Vorsitzende Binal in Herzlichen Dankesworten an den
Redner Ausdruck.
llnsere ZimmergewSchse in den Wintermonatev.
Winkx für den Blumen- und Pflanzenfreund.
Run sind wohl auch die letzten Balkon- und
Fensterblumen eingeräumt und bessere Ge-
wächse im Wohnzimmer aufgestellt worden. Jede Hei-
delberger Hausfrau sollte bemüht sein, den Wohnraum
nur durch gesunde Pflanzen auszuschmücken. Aus
diesem Grund dars in den Wintermonaten das Be-
wässern der Zimmergewächse nur unter folgenden
Regeln geschehen:
1. Zum Gießen darf nur Waster genommen wer-
den, das keine erhebliche Msngen Kalk oder andere
Mineralstoffe enthält.
2. Die Temperatur des Gießwasters muß mit der-
jenigen der Zimmerluft übereinstimmen. Das Wasser
muß abgestanden sein.
3. Das Wasser mutz den Topfballen rasch und
gleichmäßig durchziehen. Das Erdreich muß durchläs-
flg und der Abzug des Wassers gestchert sein.
4. Jn den Wintermonaten soll nur nachmittags
gegossen werden.
5. Eme kräftigwachsende Pflanze braucht mehr
Wasser als eine schwachwachsende, eine ältere mehr als
eine junge, die noch wenig bewurzelt ist, eine gesunde
mehr als eine kranke oder frisch verpflanzte.
äesküld e!n fürsllemül:
ä!e Lckicke MÄ man init
6. Mit der Steigerung der Temperatur steigert sich
auch daS Wasserbedürsnis unserer Zimmerpflanzen.
7. Je trockener die Lust ist, desto rascher findet die
Verdunstung der in den Geweben der Pflanzen enthal-
tenen Feuchtigkeit statt, desto öfter ist also das Gießen
erforderlich.
8. Je kleiner di« Töpfe sind, desto öfter ist das Be-
wässern notwendig.
9. Schwere und lehmhaltige Bodenarten trocknen
schwever aus und müssen daher seltener und vorstchti-
ger begossen werden als leichte und sandige.
10. Das in den Untersätzen sich ansammelnde Was-
ser muß, soweit es nach ein bis zwei Stundsn nicht
vom Erdballen aufgesogen ist, weggegoflen werden.
11. Gewächse niit fleischigen und krüftigen Wurzeln
leiden weniger leicht durch Trockenheit des Erdreichs
als feinivurzelige Pflanzen.
12. Die wichtigste aller Regeln ist: So oft Was-
ser nötig ist, gieße man so stark, datz das Wasfer, den
ganzen Ballen durchziehend, zum Äbzugsloch wieder
hi-nausläuft.
Das Bespritzen der Zimmerpflanzen mutz so
geschehen, daß auch die Unterseite der Blätter,
sowie Stamm und Stengel benetzt werden. Zimmer-
gewächse sollen nicht bespritzt werden, solange die
volle Sonne auf diese scheint. Das Abfallen von
Blütenknospen, wie wir es besonders bei Kamelien
Wahrnehmen können, ist die Folge hiervon. Zimmer-
pflanzen dürfon erst im Frühjahr wieder umgepflanzt
iverden.
Cin Tatsachenbericht von Dr. WolfgangHoss mann-
Haraisch.
Auf Seite 7 dieser Ausgabe.