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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Sekie 4

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„Herdelberger Reueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger"

Mittwoch, 25. Rovember 1936

Nr. 276

Großverbunkelutigsllblmg erst am 29. Smmber.

Mlt Rülksjcht auf die Mchnachtsvorarbeit.

Von der Ortskreisgrupps Heidelberg des Reichs-
luftichutzbunds wird uns mitgeteilt:

Die vor einigen Tagen für den 14. Dezember 1936
angetündigle Grotzverdunkeluiigsübung des Amtsbe-
zirks Heidclberg wird nach Rücksprache und im Einver-
nehmen mit der E in z elh an del-Ortsgruppe Hei-
delberg, der Polizeidirektion und dsin Bezirksamt auf
den 29. Dezember 1936 verlegt. Matzgebend sür
die Verlegung waren die von der Wirtschaftsgruppe
Einzelhandel vorgebrachten Einwendungen tech-
nischer Art.

Die nuninehr für Dienstag, den 29. De-
zember, vorgesehene Grotzverdunkelungsübung be-
ginnt mit dem Embruch der Dunkelheit und umfatzt
neben den Privathausyalten sämtliche Geschäftsräume,
Büroräume und alle gewerblichen und industriellen Be-
triebe des Amtsüezirks Heidelberg und der hessischen
Orte, die zur Ortskreisgruppe Heidelberg gehören.
Es sollen also nicht etwa die Geschäfte, Büros usw, an
diesem Tag bei Einbruch der Dunkelheit ihren Betrieb
einstellen, fondern sie sollen vielmehr wie gewöhn-
lich weiterarbeiten, doch darf von autzon kein
Lichtstrahl zu sehen sein.

Was bei der Verdunkelungsübung besonders be-
achtet werden muß, ist aus den nachfolgenden Gebo-
ten für Verdunkelungsübungen zu ersehen:

3ehn Gebote sür Berdunkelungsübungen.

1. Bedenke, datz deine Mitarbeit zur Durchfüh-
rung der Landesverteidigung gegen Luftangriffe
unerlätzlich ist, und befolge willig die An-
ordnungen der Behörden, der Amtsträger und
Luftschutzhauswarte des Reichsluftschutzbunds.

2. Bei Uebungen sollst auch du schon in Friedenszei-
ten lernen, wie du dein Wohn- und Arbeitsgebiet
für den Fortgang von Handel und Wandel als
guter Deutscher zur Unterstützung der Abwehr-
inaßnahmen des Staates und der Wehrmacht im
Ernstfall herzurichten hast. Du darsst nicht jeg-
liche Beleuchtung in allen Räumen abschalten, du
mußt deine fürs tägliche Leben benötigten Aufent-
haltsräume herrichten!

3. Führe die Verdunkelungsmaßnahmen i<n gleicher
Weise in allen Räumen und an allen Hausfronten
durch! Achte besonders auf deine Hinterzimmer
und Nebenräume!

4. Das Treppenhaus muß benutzbar bleiben.
Schalte niemals die Beleuchtung ganz aus!
Blende die sür notdürftige Beleuchtung unerlätz-
lichen Lampen vorschriftsmäßig ab, sodaß ihr
Lichtschem nur schwach nach unten fällt.

5. Beschasfe schon jetzt die zum Abblenden
der Fenster notwendigen lichtundurchlässi-
gen Stoffe, Pappen oder Packpapier iind richte
die Fenster entsprechend her!

6. Schränke in Aufenthaltsräumen unnötige Beleuch-
tung ein! Lasfe keine Kronen bronnen! Ver-
wende weitestgehend seitlich abgeschirmte
Lampen, am besten Tischlampen! Du
kannst dir dadurch, wenn sonst dunkle Vorhänge
vorhanden sind und in nicht ständig benutzten
Räumen besondere Abblendungsvorichtungen an
Fenstern ersparen.

7. Prüfe, ob aus deinem Aufenthaltsraum auch
wirklich kein Licht nach außen dringt! Sind Roll-
läden und Klappjalousien vorhanden, so prüfe auch
diese! Klappjalousion gewähren im allgemeinen
keinen ausreichenden Lichtabschlutz.

8. Bist du Besitzer oder Pächter eines Betriebs,
so achte besonders aus die Abstellung der Außen-
beleuchtungen, z. B. Lichtreklamen, Schaufenster,
Tanksäulen usw.! Sei in der Benutzung von
Handlampen im Freien sparsam! Auch diese
müssen nach oben und den Seiten abgeblendet
sein.

9. Beachte als F a h r z e u g h a lte r oder Rad-
fahrer, datz auch der Lichtschein deiner Fahr-
zeugbeleuchtung zum Verräter werden kann! Ver-
dunkle auch diese Lichtquellen so, datz nur ein
schwacher Lichtschein in die Fahrtrichtung fällt!

1V. Wonde dich zur Beratung in Zweifelsfällen an
den Luftschutzhauswart (Hauslustschutzleiter) oder
die örtlichen Dienststellen des Reichsluftschutzbun-
des, die dich beraten!

Zum Schluß sei nochmals auf die Jalousien
hingewiesen, die in den allermeiften Fällen ungenü-
gend abgeblendet werden Ein Herunterlassen
der Jalousien allein genügt nicht, da
dieselben fast niemals dicht schlietzen, sondern immer
kleine Lichtschlitze offen lassen. Hier genügt einfaches
schwarzes Papier, das an den Ialousien be-
fcstigt wird und so eine einwandfreie Verdunkelung
gewährleistet.

Dasselbe gilt auch für die sogenannten Klapp»
Jalousien, die meistens Lichtschlitze nach unten
offen lasfen. Auch hier mutz zusätzlich schwarzes Pa-
pier angebracht werden, um eine einwandfreie V«r-
dunkelung zu erzielen.

Auch bei der Verkleidung der Glüh-
lampen mit Lampions, schwarzem Papier usw.
mutz mehr Sorgfalt als bisher an den Tag gelegt wer-
den. Jn allen Fällen, wo Glühlampen verdunkelt
werden, darf dieLampe nicht mehr als 25
Watt haben, damit das Verdunkelungsmaterial nicht
durch die Hitzeentwicklung vernichtet wird.

S«Iik «k» «»ck ««««»

»» ««r««r»k»kD. 7»

Die Sannulllng der KSchenabsölle.

Die Gemeinden beim großen „ErnShrungS-HilfSwerk".

Zur reichseinheitlichen Mitwirkung der GemeinLen
bei dem bon der NSV. durchzuführenden*„Ernährungs-
Hilfswerk", bei dem es sich um die Verwertung der Kü-
chenabfälle für Schweinemast handelt, hat der ReichS-
innenminister in einem Erlaß Bestimmungen getroffen.
Die erfolgveiche Bewältigung dieser Aufgabe habe ein«
tatkräftige, v e r a n t w o r t l i ch e Mitarbeit
der Gemeinden zur Voraussetzung. Dabei werde
das Vorgehen in den einzelnen Gemeinden weitgehenü
den besonderen örtlichen Verhältnissen anzupassen sein.

Für die Zusammenarbeit der Gemeinden mit der
NSV. werde von folgenden allgemeinen Richtlimen aus-
zugehen sein:

1. Die SammlungderKüchen-undSpeise-
abfälle innerhalb des Hauses ist Sache der Haushal-
tungsvorstände und der Hausbesitzer. Ersteren liegt die
Beschafsung der Gefäße zur gesonderten Aufbewah-
rung der Küchenabfälle, letzteren die der Sammel-
eimer ob, in die diese Gefäße täglich zu entleeren sind.
Dabei wird mit einer weitgehenden Mitarbeit der Be-
völkerung gerechnet werden lönnen.

2. Die Abfuhr der gesammelten Abfälle über
nimmt die NDV. - Hierbei wird ihr der gemeindliche Fuhr
park durch Gestellung geeigneder Fahrzeuge nach Moglich<
keit Hilfe leisten können.

3. Die Verwertung der einzusammälnden Ab<
fälle wird die NAB. auf eigene Rechnung und Gefahr
übernehmen. Sis wlrd sich dabei in Zusammenarbeit
mit den Dienststellen des Reichsnährstandes der nach den
örtbichen Verhältnissen wirtschaftlichsten Arbeitsweise be-
dienen. Die Einrichtung eigener Schweinemäste-
reien der NSV. wird rm allgemeinen nur in Gemein-
den mit mehr als 40 000 Einwohnern in Frage kommen.

Weiter heitzt es in den Rrchtlinien des Ministers
u. a., datz die Vorschriften des Gemeinde-
haushalts und des Nücklagenrechts bei allen AuS-
gaben erngehalten werden müssen.

Tagesknrs in der Lustschnsschule.

Bom 2. bis 4. Dezember.

Der letzte diesjährige Tageskurs wird als sogenann-
ter Halbtageskurs in der Zeit vom 2. brs 4.
Dezember in der Luftschutzschule der Orts-
kreisgruppe durchgeführt. Der Kurs beginnt jeweils um
14 Uhr und endet um 18 Uhr. Er bietet somit allen
Hausfrauen, die die Abendlehrgänge nicht besuchen kön-
nen, Gelegenheit, nachmittags ihrer Luftschutzpflicht zu
genügen. Auch alle anderen Selbstschntzkräfte usw. kön-
nen an diesem Lehrgang teilnehmen. Anmeldungen
zum Halbtagskurs können sowöhl schriftlich als auch fern-
mündlich (Fernruf 2114) abgegeben werden. Der Lehr-
gang ist für alle Selbstschutzkräft« und Mrtgliedsr des
RLB. frei!

—* Don -er Aniversität. Die Pressestelle -er Llm-
versität Heidelberg teilt mit: Professor Dr. Martin
Kirschner hat einen Ruf auf den Lehrstuhl für Chi-
rurgie an der Llniversität Leipzig erhalten.

—' Heidelberger Personalnachricht. Wie im „Da-
dischen Staatsanzeiger" amtlrch mitgeteilt wird, wurde
Mbliothekar Dr. Sosef Berenbach an der Llniver-
sitäts-Dibliothek zum Oberbiblivthekar ernannt.

—* Der Könkgstuhl, Station Dergbahn, meldet
heute vormittag 8 Llhr schönen Aauhreif und minus
4 Grad.

—* AuSzaüluna von Militürrenten. Mit Rücksicht dar-
auf, daß der 29. November auf einen Sonrrtag fällt, frn-
det die Arrszahlung der Militärrenten bererts am
Samstag.de n 28. Novmber, statt.

—' Deranstaltung des Reichskolonialbundes. 2lls
Leiterin der Abteilung 4 des Deichskolonialbundes be-
grützte F.au Genthe am Dienstag nachmittag die zum
Tee erschienenen Damen und dankte den neuen Mit-
gliedekn im Namen des Dundes für den Dertritt. Sie
hietz mit besonderer Freude Frau Witzwesser will-
kommen und sprach Len Wunsch aus, dah zwischen dem
AS.-Frauenbund und dem RKD. weiter gutes Einver-
nehmen herrschen möge. Dre Wredergewinnung der Ko-
lonien sei für nns eine Lebensfrage geworden. Der
Führer habe der Wirtschaft und Wissenschaft im Dier-
jahresplan grotze Aufgaben zugeteilt, zu dessen Gelin-
gen der DKD. auf seine Weise beitragen könne. 2eder
einzelne müsse überzeugl werden. wis nötig wir unsere
Kolonien brauchen, und jedes Mitglied erfülls serne
Pflicht am besten, wenn es zugleich Werber fürden
kolonialen Gedanken sei. Das grohe Ziel des
Dundes sei, das Deutschtum in den Kolonien durch
Llebernahme von Patenschaften und Pflege deutscher Ge-
sinnung unter allen älmständen zu erhalten. Die Spre-
cherin gab dann Aenderungen in der Organifation be-
kannt, nach denen für Versand von Düchern und Kvrre-
spondenz Frau Wagemann, für Geselligkeit Frau
Speer, für Dechnung Frau Trotter, sür Zeit-
schriftenversand Frau Holl, für dre vrerzehntägigen
Mhnachmittage Frau Diehl und Frau Leferenz
und für Presse Frau Wilms eintreten werden. Frau
Wagemann wurde autzerdem nachträglich zur Ehrenvor-
sitzenden des RKB. ernannt. Mit heiteren Dorträgen
sorgte Trude Kuhn vom Städtischen Theater für die
Llnterhaltung der Gäste, und Tilde Hoffmann sang,
begleitet von Fräulein Faust, mit ihrem schönen Alt
einige Lieder. Dachdem Frau Genthe zur öfteren Wie-
derholung des Teenachmittags aufgefordert hatte, wur-
den die neuen Abzeichen des DKD. verteilt.

, —* Zwei Berkehrsunfälle. Am gestriaen Drenstag

lref, ern drei Jahre altes Mädchen aus oer Eppel -
hermer Landstratze indie Fcchrbahn eines Kraft-
radfahrers, wobei es zu Boden geworfen und am rechten
Oberschenkel leicht verletzt wurde. Der Motorradfahrer
wollte dern Kind nach links ausweichen und stietz dabei
gegen einen ihm entgegenkommenden Personenkraftwagen,
wober er eine schwere Handverletzung erlitt. Äerztliche
Hilfe mutzte in Ansprrrch genommen werden. Beide Fahr-
zeuge wurden beschädigt. — Am gleichen Tag stiek an der
Ecke Frredrichsbrücke und Neckarstaoen em Per-
sonenkraftwagen mit einem Lastkraftwcrgen zusammen.
Berde Fahrzeuge, wurden beschädigt. Personen wurden
nicht verletzt. Die Schuldsrage ist noch nicht geklärt.

Vevorsteheude Veranstallungen.

* Vom Städtischen Theater. Dre Große Verdi-^l^

„Die Macht des Schicksals , Lre rn ^ Er-

Itudierung bei Publikum und Preffe erneir groü n
folg zu verzeichnen hatte, wird heute fur Stam
mrete D aufgeführt. berg-

* Margarete Teschemacher gastiert in frü-

Kammersängerin Margarete T e s ch e m a m e r, o -
here Mitglied des Nationaltheaters MannhelM. w

der Festaufführuirg des „F l, eg e n d e n Hoir " ,'ingeir-
im Stadttheater Heidelberg die Partie der s e n l ^ ' ^ge-
Die Künstlerin, die jetzt der Dresdner Staat»oper
hört, wuvde kürzlich bei den Gastspielen in Lonomr
rnrsch gefeiert. Man^sieht daher in Herdelberg
treten der grotzen «ängerin mrt besonderem -a'

^ ^ Gehcimrai Frobenius. der große deutsche
spricht morgen abend 8.15 Uhr in der Aula der
Universität über „Deutschlands Pflichten ,^j,
Rechtean Afrik a". Der Vortrag, bei dem aucv
bilder gezeigt werden, umfakt die Ergebnrffe erner

NLLLSM

bundcs. Um allen seinen Kameraden urrd deren An<?
gen wieder einen vergnügten Abend zu bieten. vera
tet am Samstag, den 28. d. Mts., abends 8
grotzen Saal Ler Harmonie, der Kreisverband ern 9
Khffhäuser-K o n z e r t. Ein Kamerad wird fur «o
sorgen, und dann wird der anschlietzende Tanz sur
terhaltung beitragen. _«gbri'

stattfindet, eine abwechslungsvolle Fülle schönster
arbeiten. Jn dieser reichen und rnterssanten Irrsu^K.
wird ein Ueberblick über alle heute gebräuchlichen.^n-
niken gegeben. Es werden an Hand besonders aon
der Handarbeiten auch neue Wege für die Veraroe< ^j^
von Stickgarnen aus Baumwolle, Kunstserde gezel8<-„j^K«
Fülle des Gebotenen überrascht, führt den Zwe ckder
Itellung deutlich vor Augen: Bei deutschen Frauen
Mädchen dep Sinn für schöne Handarbeiten neu
leben und sür deutlche Stickgarne zu werben. pek

* Das zweite Kammcrmusikkonzert rm Rahnreu gs,
Stadt Heidelberg und des Bachvererns findet am

gen Donnerstag abend 8 Uhr im Städtischen Theater >
Das Peter-Quartett, bestehend aus Fritz
(1. Violine), Robert Haaß (2. Violine), Guftav 4-
(Bratsche) und Karl Drebert (Cello), spielt StrenN"
tette von Debussy, Mozart und Schurnann. Mtt-

* Das Salzburger Mozart-Quartett wird <rM-.^,t-

woch, 2. Dezember, ädends 8 Uhr, rm Balllaal ber
balle einen Kammermusikabend »erann^^«
Das Programm bringt Werke von Brahms uno
rnann. Am Flügel: Stephanie Pellissier. Hst-

Evangelische Frauen- und Müttervereinigung be«

stadtgemeinden: Movgen abend 8.15 Uhr in oer
mvnie Adventsfeier.

Zilmschau.

Capitol: „Verräter".

Glorialichtspiele: „Burgtheater".

Kammerlichtspiele: „KaLine S 50".

Odeoirlichtspielc: „Du bist mein Glück".

Schloßlichtspiele: „Äurgtheater".

Srostmarklhalle Handschuhsheim. ^

Preise für V- Kilo: Dirnen 10 bis 12, Kast?" z,
10 bis 11. Aettiche 7. Kohlrabi 4. Wirsrng.2
Weitzkraut 2, Aotkraut 3. Lauch 2, Spinat 10. o z
salat 36 bis 46. Nosenkohl 15 bis 16. Endivreniaru
bis 8. Zwiebeln 5. Anfuhr gut, Aachfrage mrttel-

srküki' in «eillkiliöl'll slii rs. llkvemlikl' is^

lütsr

kliecksrsedlag psr qm
zilttslwerte vcm
Tempsrntur . . - - ',g orM
Ollostckroek ...

Uelativs v'euevtiskeit

vkeröel Ivilglivll üvl U8V!

Wärmegrack dsnts 7 I7dr —0,4
dliecksrstsr lliuck (6sls.) 3.7

Wvdster 6r»ck .... -s-3.L

zVioäriodtullZ:. 8ück

klimmsl. dsck

I-uktckruelc.7S5.3.

Wellerberichl des ReichswelterdiensteE

Ausgabeort Stuttgart. — Ausgegeben um 10.30
Doraussichtliche Witterung für Daden, Württe
und Hohenzolleru biS Donnerstag abend:

älm Süd schwankende Winde, vielfach 2lebc
Hochnebel, stellenweise aber auch aufheiternd. „ -jer-

^rost^^m^ochschwarzwald^nil^un^vorwiegen^^^

er schnell: „Oh, das Tclephonamt ist nicht hisr ü" ^
chcn Hause, sondern schräq über dem Plah weg-

„Wie gut er hier Bescheid weitz!" denkt ste ^5»rciscN
denn Dubl, war erst einmal in Begleitung bes sie
in dcr Stadt, um cincn Herrenklub zu besuchcn,-'^ sih
wahrt ihre harmlose Lisoenswürdigkeit, verabsch^
nun ziemlich eilig von ihm, da ihre Freundin pek
haben müffe, und erklärt, pünktlich um sieben ftw a"'
Post zu scin, um mit ihm die gemeinsame Rücksay
zutreten.

Als sie ihn fort weiß, denn das Auto hak i Äwdi
Richtung zum Ladcn des ersten Herrenfriseurs ver
eingsschwgen, kehrt sie zur Post zurück. Sie wn p,it
Beamten am Telegraphenschalter, der sie voryi
Dubli kommen sah, sie müfls noch ein Telsgram
geben, außer demjenigen ihres Freundes, und l", "jhccb
Beamten: er möge ihr doch eben das Telegrainm ^
Freundes zeigen, denn sre habe die Hausnunrm
Adreflaten vergeflen.

Der Postbeamte, höflich, ritterlich, zuvorkv ^^,lar
ahnungslos über ihre Beweggründe, sucht das
von Dnbli heraus. Slm

Cilly wirft einen kurzen aber sehr scharsen -jj-
auf den Jnhalt. Ia, dcr Inhalt ist unmöglich zu ^cl'
seln, denn Dubli hat sich eincs anscheinend gstarnn-
tes bedient. Aber dis Adrefle! Sie prägt sich Atra^

denschnelle den Namen des Korporals ein, uno
und Hausnummer! zzK'

Dann reicht sis — ehe der Veamte irgsndsiwu ^sis
dacht schöpfen kamr — das Formular von Duv
und seht ihr fingrertes Telegramm auf

Eine schaucrliche Entdeckung. . stZ'

Der Graf de San Roman schreitct barfützia ,
nernen Wege in dre Sierra Morena hinauf.
clegante Kleidung, die er sonst als spanischcr ^ d>
trägt, abgelsgt und eine Art Kutte übergestreisr- Apqr.
Hüjten hält ein breiter Giirtel aus geflochtenr
gras die weiten Falten des Gewandes zusam
der einen Schulter trägt er ein hölzernes Kreuz- ^yr

Das Geschlecht des Grafen de San ^lvman yc

fromm. Sit Iahrhunderten ersüllt das älteste e
Generation diese Butze in der Karwoche. na.

Gelübde einzuhalten, das dcr bsrühmte Av ^jjällw^
eiyer surchtbaren Pockenepidemie aus Dank s»
Deschühung sich und allen seinen Nachkomnui
har. -madrid.ch.r

Bon seincm Wohnsih in der Nähe von
hot sich der Gras in seinem Auto bis i" er
der Sierra Morena fahren laffen. Dann har §
fährt zurückgeschickt. Zu Futz ersteigt er drs T »jtes d
beu in eiiisr verstccktcn Felsenschlucht negr r
rühmtes Kloster. In den Mauern dieses fruu^r
bringen während der Karwoche noch niey. -^st
Gläübiger dis Tage und Nächte in Gem<-
frommen Mönche. - ^ ?^^ie

Die Herbheit dcs Gebirges, der ^Äl,lleM, ^ ^
ar. einer Tierwelt, an Versöynlichem, ReN
richtige Umgebung für diesen Weg der folgtü

ssiammsnSsiolisn übs>- Spsnisn

OsiginLl-k?oman von Li-ica Orups-l-öi'elis»'. -laolickruele vsrboisn

22

„Aber ich möchte dis bsiden Herrschaften durchaus
nrcht stören." Dubli greist nun die Gelegenheit auf, um
sich zurückziehen und weiteren Fragen vorbeugen zu kön-
nen. „Mir fiel nur ein, daß die Äussicht von hier aus
sehr schön sein muß, — deswegen stieg ich hier hsrauf."

„Dre Ausstcht rst auch herrlich!" pflichtel Lilly mit
Entschlossenheit bei, um rrun ihrerseits den Mann abzu-
lenken. „Wir freuten uns eben an jenem Schisf mit
deutscher Flagge —, sehen Sie, dort in der Ferne zieht cs
nordwärts —."

„Sehr schön!" mernt Dubli, dann macht er eine
kurze, rasche Verneigung, die Cilly und auch Ludwig gilt,
wendet sich um und steigt die Trspps hinab.

Seine tzände ballen sich unwillkürlicki »>> Fäusten, als
er sich unbeobachtct weitz. Diese Vegeanung ist ja unbe-
schrervltch gefahrroll für rhn in dem Gespinst von Betrug,
Mord, Heuchelei und Niederträchtigkert, das er um den
jungen Marquis Ricardo de Laro gewoben hat. Welch
cin'Glück, daß Vincente so kluq war, sosort hier abzurei-
sen als cr ersuhr, es kämen „Herren aus Marokko" her!
And nun ist die Sache noch um Vieles schlimmer, da dis-
ser erne der beiden Männer ein Freund des echten Ni-
cardo ist, und er lercht den qanzen Betrug aufdecken kann,
wenn Dincente hisrher zurückkehrt! Llnderseits ist es ein-
fach unmöglich und würde das Mrßtraucn des Grafen-
paares hcrvorrufen, wenn Vrncente zu lange in Darce-
lona bliebe, da er für einen längeren Ausenthalt dort gar
keine ernsthafte Vegründung hat.

Ein schrrrktscher Plan.

Dubli ist ein Mann von schncllen Cntschlüflen und
unerbittlicher Härte. Che er unten angelangt ist rmd in
schernbar nachläflig-sorgloser Haltung sein Gastzrmmer
errercht, hat er einen Plan gefaßt: er wird sofort ein Te-
legramm an die Adreffe des Korporals in Varcelona sen-
den und ernen Crlbrief mit Cinzelhertsn anmslden. In
diesem Cilbrief wird er den Korporal veranlasien, hier so
rasch wie möglich —, ja, so rasch wie möglich einzugreifen.
Er wird dem Korporal am hesten vortäuschen, er habe
hier im Hause des Grafen Cadorna zwei Osfiziere, heim-
lich vsrborgen, angetroffen, die — außer jedsm Zweifel
— Anhänger der Ordnungspartei seien und mit dem
Grafen Ränke und Pläne zu einem Putsch schmiedcten.
Daraushin wird der Korporal Wege sinden, das Nest
hier auszunehmen.

Iedenfalls ist dieser Fremde, dem Dubli eben begeg-
nete, für ihn und Mncente höchst gefährlich, und seme
Anwssenhsit hier im Hause mutz so schnell und so ener-
gisch wie möglich bcendet werden.-

Cilly hat Dubli noch sekundenlang lächelnd nachge-
sehen. Als er verschwunden ist, erlischt das Lächeln rasch
und sie sieht Ludwiq sorgenvoll an: „Hast du dich eben
tatsächlich qeirrt?" Während ihrer leisen Fraqe führt sie
ihn vom Eingang des Dachgartens weg und unter die
Laube von Olsander, von wö man den ganzsn Dachgar-
ten übersieht und selbst kaum belauscht wcrdcn kann.

„Vewahre, Kind! Ich kann mich auf meine Augen
und auf mcrn Gedächtnis verlaffen. Ich entsinne mich die-
scs Mcnschen ganz gsnau, der suchcnd nach einem Kupee
erster Klafle am Schnellzug in Sevilla entlang ginq und
ebenso erinnere ich mich seiner, als ich ihn im Speisewa-
aen nachher antraf. Zum drittenmal sah ich ihn auf jener
Neise, als wir alle dicht vor Valsncia aussteiqen mußten,
da die kleine Vrücks gesprengt und die Schisnsn voller
Trümmsr waren. Gsrade an jener Stelle hörte ich, wie
dcr Schaflner zu ihm sagte: „Ihre Fahrkarte geht bis
Valencra! Bitte besteigen Sie diesen Wagen. Die Herr-
schasten nach Darcelona bssteigen den nächsten Wagen!"

Cilly schüttelte den Kopf: „Wiederholt hat er dem
Grafen gegenüber betont, Valencia nicht zu kennen. Auch
Sevilla 'nicht! O bewahre! Aber er möchts es kenen ler-
nen, nachdem das Grafenpaär so viel Schönes von den
Prozeflionen erzählts —."

„Also ist der Grund disses Doppelspiels: daß er be-
reits in Sevilla und Valsncia war — und die Tatsache
verheinilichen will."

Cilly ist sehr ernst und nachdenklich geworden. „Ich
habe nie Zutrauen zu ihm gehavt! Aber jeht möchte ich
— msinem Gefühl nach — fast fürchten, datz er irgsnd
etwas Vöses im Schilde führt! Dielleicht auch beiden
gegenübsr, denn warum überrascht er uns jeht hier oben
ün'd verleugnet seine Reisen?"

Ludwig hebt den Kopf: „Dn magst recht haben.
Frauen besitzsn ost ein merkwürdig gutes und feines
Fingerspiheiigefühl! Du kennst ihn ja auch schon eine
Weue. Iedenfalls werde ich jeht gleich mit Giron unter
vier Augen diese Slngsleaenheit er'nsthaft besprechen.

Sis schmiegt sich «n ihn. „Ich möchte nicht, datz dir
irgend etwas zustößt!"

Ludwig streicht ihr über die Haare und küßt sie.

Lilly als Meisterdetektiv.

Zwischen Lunch und der eigentlichen Hauptmahlzeit,
die abends um acht Uhr aufgetragen wird, vereinigt man
sich — selbstverständlich ohns die „Marokkaner" — gegen
vier llhr zu einem kleinen Imbiß. Man kann sich Tee
reichen laflen und kleine, in feinstem Olivenöl gebackene
Kuchen oder Fruchtlimonaden mit Waffelgebäck.

Cilly hat stch äußerlich bereits sowsit wieder im Zü-
gcl, um sich zwanglos mit Dubli unterhalten zu können.
Ihrs Wachsamkeit springt jedoch wieder auf, als sie
Dubli so beiläufig sagen hört: „Würden Sie mir nachher
Ihren Waqen zu einer Fghrt in die Stadt zur Verfü-
gung stellen, Herr Graf? Ich möchte den Friseur auf-
such'en und noch einigs kleinere Cinkäuse machen, da man
droben auf dcm Montserrat ja nichts kaufen konnte."

Selbstverständlich stimmt der Graf diesem Wunsch«
zu, ruft den Diener durch einen Klingeldruck herbei und
befiehlt daß der Lhausseur um sünf Ähr zu einer Fahrt
in die Stadt bereit stehe

Cilly hat das Gefuhl, Dubli während dieser — Plöh-
lich notwendig gewordenen Fahrt in die Stadt aus den

Fersen sein zu müflen. „Oh, ich möchte mich dieser Fahrt
in die Stadt anschließen. Herr Dubli, bitte nehmen Sie
imch mit!"

And als er etwas erblaßt, weil ihm diese Beglcituna
rncht sehr erwünscht ist, fügt sie mit der harmlosesten
Miene der Welt hinzu: „Ich habe ein junges deursches
Mädchen in Valencia kennengelernt, mit dem ich gerne
näher bekannt und befreundet sein möchte. Die junge
Dame ist heute zu Hause und ich könnte sie aufsuchen.
Sehen Sie mich irgendwo drinnen in Valencia abl"

Ihm bleibt nichts anderes übrig, als ihr höflich zu-
zustimmen und seine Freude übcr ihre Gescllschaft zu
außern.

Als Giron und Ludwig im Zimmcr von Giron cine
ernsthafte Aussprache haben, gewahrt Ludwig bei einem
Blick aus dem Fenster, wie Cilly mit Dubli das Auto be-
steigt. Ganz gewiß hat sis sich zu dieser Fahrt entschlos-
sen, da sie Dubli nicht über den Weg traut. Ist diese
Ichnelle Cntschlußkraft, disse Anpaflungsfahigkeit an Plötz-
lichs Notwsndigkeiten nicht etwas Wünd'ervolles? Ia, sie
wird eine tapfere Lebenskamsradin wcrden!

Auf der Fahrt versteht Cilly lebhaft zu plaudern, sic
macht Dubli auf manches aufmerksam. Sein Blick übsr-
fliegt sie aound zu prüfend, und plöhlich erinnsrt er sich,
daß er in Wiesbaden eiaentlich im Vegriff stand, sich in
sie zu herlieben. Damals hatte er gehofft, daß Tilly bei
der Wwderbegegnung im Hause des Grasenehspaares in
Valencia zu einem kleinen Flirt zu haben ssin würde.
Aber nun ist init einem Schlag jeder persönlichs Gedanke
durch das Auftauchsn von Nicardos Wasfenbruder und
Freund hier riesengroß geworden ist. Noch ist alles zu
retten, da Vincente so schlau gewesen war, zu verrsisen.
Aber jetzt heißt es auch skrupellos durchzugreifen. Und
ohne jeds Vedenkcn wird Dubli den alten Grafen, seinen
Gastgeber, den Bolschewisten ausliefern und ihn als Teil-
nehmer an Putschabsichten bezeichnen, da es gilt, Ricar-
dos Wafsenbruder und Freund unschädlich zu machcn!

Cilly errät Dublis nächste Pläne. Vestimmt will sr
zur Hauptpost. Deshalb erklärt sie ihm: „Ich würdc
gsrne ernen Brief aus der Hauptpost aufgebenl"

„Gutl" meint Dubli zuvorkommend — „auch ich
HLtte etwas auf dem Hauptpostamt zu tun!"

Cleich darauf HLlt das wappengezierte Auto des
Grafen Cadorna vor dcm wundervollen neuen Postamt.
Cilly eilt mit Dubli ins Gebäude. Sie versolgt unaus-
sällig, w»e sicher er sich bewegt, ja, wie er hier Bescheid
zu wiflen scheint. Auch die Ärt und Weise, wie er nun
cin Telegramm schreibt, einen Cilbries fsrtig machen
läßt, in richtigen Fachausdrücken mit dcm Vcamten
spricht und verhandelt, verrät ihr einen längeren Auf-
enthalt in Svanten, bei dem er mehr im Lande zu tun
und zu erledigen gehabt hat, als Vergnügungsreisender
zum Montssrrat b'ei Varcelona!

„Er Yt so durchtrieben!" dsnkt Cilly im stillen, im-
mer genauer aus jede Cinzelhsit seincs Auftrctens und
Handels achtend. — „Wie sorqfältig er es versteht, die
Anschriften auf seinem Cilbrief und seinem Telegramm
vor mir zu verbergen!"

Als sic ihren Brief ebenfalls erledigt hat und erklärt,
nun an die junge Deutsche telephonicren zu wollcn, sagt


Sokisnsir. 7

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