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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Zweites Vlatt.

„Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger"

Samstag, 28. November 1936

Nr. 279

KmW: »llmMiig mit Eller»".

Cin Wort der HI an die Mütter.

Die Hitler-Iugend hat nie einsn Zweifel
daruber gelaflen, datz sie sich der Bedeutung einer quten
u i a m m en a r b e it zwrschen Clternhaus und HI.
bewutzt ist. Mit dieser Feststellung beqinnt eine grund-
latzttche Stellungnahme des Kampfblattes „Die 'HI"
dre stch unter dem Leitwort: „Knigge: Umgang mit Cl-
tern" an die Millionen Mütter der Mitglieder der HI,
des Iungvolks und der Mädelgliederungen wendet'
^irernclbende und (§!ternbesuche c^ehörten zu
den wichtigsten Pslichten der jungen Führerschaft. Dieses
Verhältnis müfle aber auch von der anderen Seite her ge-
Pflegt werden, von wo aus bisher den jungen Führern
die Crfüllung ihrer Pslicht auf diesem Gebiet nicht im-
mer geradezu ekleichtert werde. Der Wind, der heute der
Iugend um die Ohren pfeifs, sei gewitz ein derberer als
der in Vvrkrieysjahren. Anders als srüher gelte heuts
als oberste Pflicht jedes deutschen Iungen, sich einzu-
reihe n in die Gemeinschaft aller deutschen Iugend. Cr
müfls ein ganzep Kerl ohne Furcht und Falsch sein, wenn
er sich durchsetzen wolle und später etwas darstellen solle
im Leben. Man könne keine Muttersöhnchen dulden und
glaube, dem Iungen zu dienen. wsnn er Gelegenheit zu
eigener Cntschlutzkrast und eigener Verantwortung er-
hält. Der Iunge brauche aber auch zuhauss die rich-
tige Cinstellung und das nötige Verständnis.
Cine Mmter, die sür ihren Iungen das Veste wolle,
werde Mittel und Wege finden, daß er seinen Dienst
sreudig und pünktlich versehen könne. Trotzdem könne er
z. V. noch Zeit sinden, eine etwa vorhandene Vegabung
zum Klavierspielen zu pslegen. llnd wenn dis Mutter
wirklich glaube, sich um seine Gesundheit oder seinen Cr-
solg in der Schule sorgen zu müflen, dann solle sie nicht
gleich den berühmten „groben Vrief" schreiben und sich
nicht gleich mit „Beschwerden" an so und soviele fernlie-
gende Stellen wenden, sondern das allein Rtchtige tun
und mit den unmittelbaren Führern sprechen, die im-
mer bereit seien, zu kommen und Rede und Antwort zu
stehen. Oft seien es gerade die Wege zu gutgestellten Cl-
tern, die dem Iungvolkführer besonders schwer würden,
weil er oft aus sinem ganz anderen Lebenskreis komme.
Cr müfle ein ganzer Kerl sein, wenn er in der Cisluft
knnventwncller „Manieren" und trotz vcrletzend herab-
setzender Behandlung noch die Sprache behalten könne.
Die Volksgemeinschast vertrage aber keins kleinlichen,
böswilligen Bedenken gegen die „Arbeiterkinder".

Die M»e der Rieseagehölter.

Grotzunternehmer mit Pension unerwünscht.

Der nationalsozialistische Wirtschaftsdienst „Deutsche
Volkswtrtschast" verweist auf noch heute schwebende
Reichsgerichtsprozefle über alte Verträge mit Riesen -
gehältern, in densn Riesenpensionen zuge-
sichert wurden. Crst kürzlich habe der Zweite Zivilsenat
des Reichsgerichts über die Klage eines Bankdirektors
beziehungsweise seiner Crben entschieden. Dieser Bank-
direktor ging mit der nicht eben kleinen Pension von
36 000 Mark in den Ruhestand. Ab 1930 wurde diese
Pension aus 48 000 Mark erhöht. Crst durch eine natio-
nalsozialistijche Ministerialverfügung im Iahr 1935 sei
dieses Ruhegehalt aus 12 000 Märs herabgesetzt worden
mit Rückwirkung bis zum Oktober 1932.

In der Kläge wurds nun dem nationalsozialistischen
Staat das Recht zu dieser rückwirkenden Kürzung be-
stritten. Das Reichsgericht hat aber, wie nicht anders
zu erwarten, die Klage abgewiesen. Dieser und ahnliche
Vorgänge seien grundsützlich bedeutsam. Der Sozialis-
mus der NSDÄP. sei rin Sozialismus der Leistung.
Der Nationalsozialismus sei grundsählich kein
Gegner hoher Gehälter und hohsr Ünter-
nehmereinnahmen; außerordentliche Leistungen
könnten ein außerordentliches Cinkommcn rechtfertigen.
Hohe und höchste Cinkommen seien aber nur dann gerecht-

fertigt, wenn fie mit «inem Risiko verbunden find, wie
es der ehrbare Anternehmer aus sich nehme, der gute, aber
auch schlechte Iahre habe. Wo aber dieses Risiko durch
Pensionsverträge nahezu ausgeschaltet sei, da ent-
falle die innere Verechtigung zu autzerordentlich hohen
Cinkommen. In der Sozialversicherung werde zum Vei-

spiel schon derjenige als „sozialvsrsicherungsfremd" be-
trachtet, der mehr als 600 Mark im Monat verdiene.
Von ihm werde erwartet, datz erausCigenem sür
Krankheits-, Invaliditäts- und Altersnöte versorgt ist.
Diess Grundsähe mützten im Hinblick auf Großunterneh-
mer und Direktoren doppelt und dreifach gelten.

8clisclieeke äer Heiöelberger »eueslen klsebricbten

vssrbeitet von ViNi kergmsnn.

tlr. 85

Parlie Rr. 85.

Skandinavische Eröfsnung.

Gespielt in einer Rekordvorstellung im Blinbspiel.

Weitz: vr. Aljechin: Schwarz: Kohler:

1. e2—«4 1. ä7—ä5

Die skandinavische Erösfnung wird heute in Turnier-
kämvsen nur noch gan-z selten angewandt, weil sie für
Weitz einen fühlbaren Entwicklungsvorsprung ergibt.

2. «4-1-65 2. Oä8-»-S5

Angebracht ist wohl 8ktz, denn die Dame steht zu Beginn
des Kampfes auf der Brettmitte nicht günstig.

3. 8b1—-3 3. V65—»5

4. 8x1-k3 4. «7—«6

Dieser Zug patzt nicht ins schwarze Eröffn-ungSshstem.
Agressiver ist die Läuserentwicklung und später erst «b.
Schwarz spielt in der Folge überhaupt zu passiv, so datz
es dem blindspielenden Exweltmeister sehr schnell ge-
lingt, eine entscheidende Angriffsstellung aufzubauen.

5. S2—ä4 5. e7—e6

k. I.kl-SZ 6. 8g8—kk

7. 0-0 7. IckS—«7

8. I,o1—g5 8. 0—0

9. 8k3—«51 9.-—

Ein idealer Vorposten! Schwarz wird sich nicht mehr be-
freien können.

9. — — — 9. 8l>8—S7

10. 1kl—«1 10. 118—«8

11. OS1—k3 11. 8S7-k8

12. 8«3—«4 12. I1r>5—S8

Rückzug auf der ganzen Linie! Das kann natürlich nicht
gut ausgehen.

13. 1»1—S1 13. 81k 1-«4

14. Vk3-l-k71-l 14. Hx8—58

15. VZ5-I-S7 15. 1«8-I-s7?

16. Isl-is4l Schwarz gab auf.

DroSlemteil.

S. Boros, Budapest.

1. PreiS „The Brisbane Courier" 1932.
akoctvkg b

b o ck v k L?

Diese Jdee zeigt di« Verbindung mit verschiedenen
Them-en. Der Schlüsselzug gibt zwei Fluchtfelder und
räumt zugleich die vierte Reihe für die schwarzen Turm-
Schachs, die durch Betreten üer Fluchtfelder des schwarzen
Königs entstehen: Auf 1- — — H-»-o5-«- folgt 2. 8s4 matt
(Rückkehrthe-ma), auf 1. Ke5-»- ist 2. S2—S4 matt die Folg-e

und nach 1.-LS3-I- ist 2. Os4 matt die Erwiderung.

Jn den bei-den letzten Spielen gerät der Turm «4 durch
den Königszug in Fesselung. Bemerkenswert ist auch der

Mattwechsel in Satz und Spiel. Nach 1--^ä3 folgt

im Satz 2. OS5 matt, im Spiel dagegen durch das provo-
zierte Schach 2. Os4 matt.

A. T. Argueller, Barcelona.

1. Preis Thematurm. „H. Problema" 1932.

akockvtsrk

Auch dieses Problem ist ein her hervorragendes Stück
in dem die Üdee mit den modernsten Themen der Zwei-
zügerkomposition verbunden ist, dessen studium den
Lesern b-esouders empfohlen wird. Durch den schönen
Schlüsselzug tritt Zu-gzwang und Selbstfesselung des wei-
tzen Turmes ein: die Jdee kommt hier zu rhrem Recht,
indem mit dem Schlüssel ein zweisaches Schachgebot zu-
gelassen wird. Gibt der Turm Schach, so gerät er in
Fesselung, der Springer kann die Peckung des Feldes «7
ausgeben, weil diese Knnktion I-b4 übernommen hat, un-d
kann durch 2. 894 matt aeben, womit er zugleich das
schwarze Turmschach aufheot. Anders verhält es sich, wenn
die schwavze Dame auf S5 Schach gibt, die im Satz den
weitzen Läufer der V—1-Batterie in Fesselung hält. Durch
das Schachgebot entfesselt sie Vs2, fesselt sich aber gleich-
zsitig selbst, wodurch 1«1 durch Abzug des Vs2 nach ä3
matt setzt.

Sehr hübsch wirkt auch die Entfesselung des durch
den Schlüssel gefesselten 1S5. Wie überhaupt der Zug-
zwang herrliche Abspiele entstehen läßt, bringen wir noch
einige Beispiele in der nächsten Schachecke.

3«»»» Wcht ernst.

Bevorstehende Durchführungsmaßnahmen zum
deutsch-japanischen Abkommcn.

Tokio, 26. November. (Ostasiendienst des DR
Wie die Agentur Domei mitteilt, stehen versch^ ^
Matznahmen zur Durchführung des ersten Pu" ^
des deutfch-japanischen Abkommens in Iapan ^ ^ ^
bevor. Cs sei vor allem an eine verschärfteÄe
wachung bolschewistischer Umtriebe und möglicherw
auch an die Abänderung von Gesetzen gedacht, wo
men sich vcrstärkte Linwirkungsmöglichkeiten uus ^ ,
linksradikalen Kreise in Iapan vcrspricht. Man .
an, datz stch diese Maßnahmen auch auf Man d s O ^
kuo und die nordchinesischen Gebiete erstv ^
dürften, wo, wie Domei hervorhebt, eine beson
strenge Aeberwachung des Kommunismus
wendig sei.

Vettere Meldungen.

Die GPA. fordert Angaben über die Reichsdcutsch^^
Warschau, 26. November. Nach einer Meldung
Moskau, die über Riga hierhsr gelangt ist, hat
GPU.-Kommiflar Ie'shan angeordnet, datz ww
nerhalb von drei Tagen genaue Ängaben über dw, t.j.
litischen Ansichten und die Ärt der VeschUH„t
gung sämtlicher Reichsdeut.scher vot»
werden, die stch zur Zeit noch in der Sowjetunron
sinden. Die Mehrheit dieser Reichsdeutschen w §
voraussichtlich aus der Sowjetunion ausgewi°>
wcrden.

Verhaftung kommunistischen Intellektueller i«

Velgrad. ^

Velgrad, 26. November. Die hiesige
am Donnerstag sechzigStudenten der vx.m-
Untversität und andcre jüngere Intellektuelle wegen >L^.
munistischer Propaganda verhaftet. Dw
hasteten besinden sich vorläufig bis zum Abschluv
Voruntersuchung im hiesigen Polizeigefängnis.

Kleine Meldungen. ^

— lleber die Frage der Wasfenlieserungen und ^
Rekrutenwerbungen für das rote Spanien ' stjjr«

'chenParlament -u

am

Lösungen sin-d zu richten an Will-i Bergmann, Heidel-
berg, Eppelheimer Straße 83.

Dienstag im belgischen Parlamenk A -tzeb
mischen Aüseinanchersetzungen. Rach
kung gewifler Zusammenhänge durch die Rexisteu
nen lärmende Störungsmanöver der Kommunistrn
Marxisten, die die Regicrung auffordcrten, dre "
einmischungspolitik aufzugeben. Der Iustizminister ^
mit, datz die Verstöße gegen das Verbot dcr ar ^
Cinmischung in Belgien gegenwärtig die
beschäftige und datz eine allgemcine ll"
juchung eingeleitet wordsn sei. Im weiteren
dcr Sitzüng erklärte der Außenminister Spaak, ^

Belgien am Nichteinmischungsabkom

festhalte. AM

Dr. Goebbels vor den Landesstellenlertern.

Donnerstag vormittag sprach Reichsminister Dr. w
bels im Thronsaal des Ministeriums sür Dolk-a i
rung und Propaganda in Verlin zu dcn Landesi ^
lenleitern und Refercnten des Reichsmmsite > ^
für Volksaufklärung und Propaganda. Ntzw I-vro-
Rückblick über die bisherigen Crfolg dcr politischm i
paganda wies Dr. Goebbels auf die innen- ^

außenpolitischen Zukunstsaufgaben Enb

nationalsozialistischcn Volksaufklärung hin. Der
ster ging auf zahlreiche Cinzelheiten und Problcnm " ^
gen ein, dcren Klürung für die Ausrichtung der p
schcn Propaganda von Bedeutung ist.

^lammsnrsietisn übsr Zpsnisn

' Okiginal-^omLki von ^rioa Qrups-t„örolisr.

25

„Ah, von Ricardo!" meint Lilly überrascht, nachdsm
fie die wenigen Sätze überflogen hat: „Lr kehrt zu Ihnen
zurück?" - --- -

Manuela zuckt, innerlich tief bewegt, die Schultern.

„Wenn man diesen Brief liest, möchte man anneh-
men, er hätte Ihnen überhaupt nicht aufgesagt. Der
Vrief ist so herzlich. And so schlicht. Ich begreife ihn
nicht/

„Ich auch nicht", msint Manuela, „vielleicht hat thn
jeht droben auf dem Montserrat irgendeine Gesahr be-
troffen. Änd unter ihrem Cindruck fühlt er Reue und
will sich mit mir versöhnen?"

Cilly überlegt. Ricardo weilt ja tatsächlich jetzt in
Barcelona und rst möalicherweise auf dem nahen Mont-
icrrat gewesen. Sie sieht Manuela prüfend an und denkt:
dieser launische, reichlich geschwähige und oberflächlich-
selbstgesällige Ricardo ist dieses feine, hübsche und sym-
pathische junge Mädchen eigentlich gar nicht wert. Äber
Manuela ist so von bester Hossnuüg, als sie nun das
Wort nimmt:

„Ich konnte mich nicht entschlietzen — ihm zu oder ab
zu schreiben, ehe ich nicht von Ihnen einen Rat eingeholt
hätte! Soll ich ihm zuschreiben?"

Lilly überlegt sehr lange. Sis persönlich hat ja von
diesem Ricardo durchaus nicht dsn besten Cindruck. Aber
wenn die Liebe in Manuela noch so stark ist?

Die Rosario sieht in Cillys langsm Aeberlegen ein
„Nein". Sie aber weitz, wie sehr Manuela gelitten hat
und möchte unter allen Llmständen der geliebten Nichte
ihr Lebensglück retten. Deswegen räuspert sie stch etwas
verleqen, weil sis es wagt, sich ungefragt einzumischen,
und jagt mit ihrer sanften, begütigenden Stimms: „Ich
habe Manuela gesagt, man müffe me im Lebsn den Weg
zu einer Verständigung von vornherein ablehnen. Ieder
Mcnsch irrt. Man soll anderen ein Llnrecht verzeihen
können, den wir bitten ja auch, datz Gott uns verzeihen
möge. Llnd wenn Ricardo nun bereuen sollte-."

Cilly richtet siaus: „Ia, meine Ansicht ist die Ri-
cardo zu erlauben, herzukommen, um mit Ihncn zu spre-
chen. Ich begreise nur den Satz nicht, dsn er am Schlufls
schreibt: cs wäre an der Zeit, bei seinem Herkommen end-
lrch anch seine hiesioen Verwandten kennenzulernen. Die
kennt er doch länqst-!" . ^ ,

Manuela achtet jedoch nicht auf dresen Crnwand, son-
dern sreut sich, nun endlich einen klaren Cntschlutz faflen
zu können. „Ich werde ihm schreiben, er möge mrch hrer
aufsuchcn. Oder soll ich ihm lieber telegraphiersn?"

Cilly hat plöhlich das Gssühl: Ricardo könne gar
nicht schnell genug herkommsn, denn aus welchem Grunde
i>r er überhaupt so plötzlich abgereist?

N!an beschlic^-r also, ihm ein Telegramm zu senden.

„Morgen könnte er dann hier sein!" meint Manu-
ela und ist jeht sroh und hoffnungsvoll. „Wenn Sie
morgen nach Valencia hereinkommen sollten — würden
Sie mir die Freude machen, noch einmal nach mir zu
iehen?"

kisckcjrucik vsrbotsn

Cilly sagt zu, denn es liegt ihr selbst daran, zu er-
sahren, wie sich die ^crzensangelegenhcit klären wird.

Schmerzlicher Abschied.

Nachmittags gelingt es Cilly, Ludwig zu der verab-
redeten Stunde droben unter vier Äugen auf dem Dach-
garten zu sprechen. Cs ist ihr geglückt, den Grafen zu
cmer Schachpartie mit Dubli zu überreden, und so wcitz
sie Dubli drunten im Zimmcr des Herrn am Schachbrett
sestgebannt.

Mit Crstaunen hört Ludwig die Nachricht von dem
neuen Vrief Ricardos an Manuela. Aber da ihn vor
allem das Llrteil Cillys über das Hotel als provisorische
Llnterkunst sür einige Tage jeht am meisten intereffiert,
macht er sich keine weiteren Gedanken über diese Mittei-
lung. Llnd da sic das Hotel für Ludwigs und Girons
Zwecke geeignet hält, werden die beiden ohne Zweifel
bereits heute abend dorthin übersiedeln. Dann bietct sich
auch die Möglichkeit für Ludwig, seinen Freund und
Waffenbruder Ricardo wiedersehen zu können, wenn die-
ser im Laufe des morgigen Tages im Hotel seine Braut
Manuela aussucht.

Cs gibt dieses Mal einen innigen, aber etwas ban-
gen Äbschied. „Wer weiß, wie nun alles wird!" sagt
Cilly, dem Geliebten in die Augen sehend

„Mein gutes Kind, ich habe in meinem Leben schwie-
rigere Situätionen überwunden, als diese jeht! Die
Hauptsache ist nun, datz Giron und ich unbeachtet nrit dem
Schiff in einigen Tagen nach Varcelona kommen. Dort
wird er mir über die Grenze nach Frankreich helfen, —
ohne datz ich den Volschewiken hier in die Hände falle —

Llnd dann ruht sie in seinen Armen, und es ist ein
glückseliges Herüber- und Hinüberströmen von Dank und
Lreue, von Zuversicht und Zukunftshoffnungen. Vald
richtet er sich jedoch auf, denn er weiß: diese Stunde darf
nur kurz sein, um nicht noch im lehten Augenblick das
Mißtrauen dieses Dubli neu zu erregen.

„Wir haben uns hier wiedergefunden, Kind, wir sind
uns in keiner Weise sremd gewörden. Wo damals vor
Iahren die Fäden unsercr beiden Schicksale abriflen, ha-
ben wir sie jeht wieder anknüpfen dürfen. Dieses Gna-
dengeschenk wollen wir als so groß bstrachten, datz wir
nicht im mindesten, nein! nicht im mindestcn an der näch-
sten Zukunft zweifeln wollen, nicht wahr? Was es auch
sei, was nun kommt, ist nur eine Ctappe. Die muß durch-
gesochten werden — und dann, meine Liebe —, dann gibt
es ein neues Wiedersehen — in Deutschland! In der
Heimat!"

Sie hört ihn glsich darauf die Marmorstufen leise
hinabgehen und in den Gastzimmern verschwinden. Sie
preßt die Hände ineinander: Stark sein! denkt sie, er gibt
mir das beste Vorbild!

Aber dennoch kann sie die Tränen nicht völlig nieder-
ringen, als sie spät am Abend allein in ihrem Zimmer
wei'lt, 'denn sie hört mit geschärster Aufmerksamkeit, wie
das so unscheinbare kleine Gssährt von Giron aus der

Garage geholt wird und nach wenigen Minuten aus der
Vesthung hinausgleitet.

Dieses Mal ist es kein verbeimlichtes Fortfahren.
Neui, rm Gegentsil, der Graf hat Herrn Dubli bereits
bei der Abendtafel beiläufig erzählt: seine beiden andersn
Gästs würdcn noch hsute äbend wciterfahren. Nach Ma-
laga zu, wo d^r eine der beiden Herren Cinkäuse in
Weinhandlungen für sein Geschäft in Marokko zu tätigen
habe. Lilly hat dabsi unauffällig Dublis Gesicht beobäch-
tet, das aber nichts von der Maske höflicher Verbindlich-
keit und wohltsmpericrter Kühle verlorcn hat. Deshalb
weiß sie nicht, ob Dubli das alles glaubt. Aber Dubli
denkt im Innern: Mögen sie hinzichen, wohin sie wollen!
Die Hauptsache ist und bleibt, daß dcr Freund des echten
Ricardo aus diesem Hause weg ist uud Vincente nuu so
rasch wie möglich aus Barcelona zurückkehren kann!

Auch der arme Graf muß zum ersten Male in seinem
Leben eme gewiffe schauspielerische Rolle spielen. Giron
hat ihm heute in einer Llnterrcdung unter vier Augen
den Grund seiner verfrühten Abreise mit Ludwig erklärt,
und ihn gebeten: den Harmlosen unter allen Ümständen
auch weiter zu spielen. Denn Giron will sofort Crkundi-
gungen wegen des eleganten hcrrn Dubli bei amtlichen
Instanzen einziehen, und auf alle Fälle das Haus des
Grafen unaufsällig bewachen laflen. Crstens, um das
Grafenpaar und 'alls Insaffen des Hauses zu schühen.
Zweitens, um unter Llmständen diesen Herrn Dubli nicht
entschlüpfen zu laflen, bevor man sich seine Persönlichkeit
etwas genauer von amtlicher Seite betrachtet hät.

Cilly weiß das alles. Ach, was geht in diesem Hause
jeht vor, in dem bisher Sorglosigkeit herrschte, in dem
alles in einer selbstverständlichen Nobleffe und ruhigen
Sicherheit dahrnlebte! Llnd kaum haben sie und Ludwig
sich gesunden, so kommt nun aufs neue eine Trennung.
Sre birgt den Kopf unter brennenden Tränsn in die Kis-
sen und lauschte auf das Geräusch dss davonfahrsnden
Autos, bis die Stille der Nacht jeden Laut verschlungsn
hat.

„Wenn er es wärel"

Vereits am gleichen Wend hat Manuela eine Ant-
wortdepesche von Ricardo erhalten. Sie enthält.zwei
Worte: „Ich kommel"

Immcr wieder ist Manuela während der Nacht aus
dem Schlafe aufgewacht in dcm beseligcndcn Vewutztsein:
heute dcn Gelwbtsn wiedersshen zu dürsen! Ach, klingen
diese zwei emzigen Worte „ich komme!" nicht über älle
Matzen glückverhcißend?

Mcr umsonst wartet sie nun schon den ganzen Vor-
mittag des nächsten Tages. Die Zert, zu der die Rsisen-
den dcs Schnellzuges aus Barcelona in Valencia ein-
tresscn, ist langst verstrichen. Niemand hat sich bei Ma-
nuela im Hotel melden laffen. Trohdem hofft sie weiter,
sie stht am Fenster, das nach der schmalcn alten Straße
Hinausführt, das Formular der Depesche fest in den
Händen.

Da fährt ein herrschaftliches Auto langsam in die
enge Stratze ein. Der Küster der alten kleinen Kirche
Sänkt Martm von nebenan tritt zur Seits und betrach-
tet erstaunt und bcwundernd dieses hochvornehme Ge-
sährt, das auf seinen Wagentüren ein gräsliches Wappen
trägt.

Mcmuela beugt sich etwas zum Fenster A ^r
Zwci Herren entsteigen dem Wagen, sie sieht "°Arcits
den einen, der dem andern zu folgen schcint, der o
im Cingang des Hotels verschwunden ist. . ^gt

„Wenn er es wäre!" denkt Mauuela, aber
es nicht zu hoffen, denn Ricardo ist nie mit so
Gütern gesegnet gewesen und benutzt bestimmt >?>

kostspieliges Äuto 'zur Neise-.

Da klopft es. Ihr Herzschlag stockt. Der kleine
bursche kommt mit hochrotem Kopfe eilig auf ihran.-a §n
herein und meldet: „Zwei sehr vornehme Herren l> -
nach Dona Mcmuela! Darf ich sie hereinsühren-

„Zwei Herren?" fragt Mcmuela, während sir v'^r
die Lippen erblaßt. Warum nicht Ricardo alleM-
ist es?" .

Aber der kleine Bursche ist schon hmausgestürz .
reißt nun dienstbefliflen die Tür im Salon nebenan ^

Che Manuela noch die Mitte des Zimmers erreutz
eilt ein junger Herr herem.

„Ricardo!" - pek

Cr aber zieht sis in seine Arme mit cmem ' u>n
sich zu ihrem Namen formcn sollte, der aber nu
Stammcln wird, weil alle Worte versinken in riNLt v"d
schreiblichen Freuds, in einer unbcschreiblichen Lwo
in einem unbeschreiblichen Glück. , ^

Cr küßt sie und küßt sie immer wieder, obwoy ^
strenge spanische Gesellschaftskodex einen ^a^Bäwegr"
Hochzeit nicht gestattet. Die Rosario hat siw sir^ehal'
auch diskret im nebenliegenden Schlafzimmer vi^

ten, um der Nichte diese Minuten des Glückes unr
Augen zu gestatten. u"»

Manuela sieht thn an, streichelt ihm das v"k

sagt: „Mein Guter, mein Lieber! Du sahest, ^„.^agert
kurzem aus Marokko zurückkehrtest, wohl ^ "ug
aus, aber deins Gesichtsfarbe war gesünder."

Cr blickt ihr m die Augen, in die schönen.^ AicsrN
dunklen, wimperüberschatteten Augen, an die er »

Iahrsn so viel gedacht hat. „Ich habe CntsetzlrchR -hgnpt
!?ind, und cs ist em Wundcr Gottes, datz ich "
noch am Leben bin." ,

„Wann dsnn?" , reists-,

„Ietzt vor kurzcm — ehe ich zum Montserra t
„Laß das, erzähle es mir nachher. Äbcr t ^ltcN
mir — daß du mir treu bleiben willst, mich T^lin"'
— und nicht eines Tages deine Liebe wieder w
tig wird —." M"'

„Meine Liebe zu dir war nie wankelm"
nuela! Keine Stunds!" — ,, hLttc"

„Du hast mir doch neulich sagen lafle", ,neht
dich emes Vefferen besonnen, und ich mögs dE " -
als mcinen Verlobten betrachten —„-»ebe diw
„Aber ich denke gar nicht darcm! Ich

Dcrwan^

einfach nicht

Hast du vergeflen, datz ich dich bei deme" -> ^ e,n-
ten, dcm Grafen Cadorna aufsuchcn wollte, w« hgre"

fach seit deiner Landunq in Sevilla nichts vo.
lietzest -." , ^ cleberfalls

„Weil ich das Opfer eines gememen
wurde —solqt-)

(Fortsetzung ^

-


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VVotzmrimmsr

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