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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Sekte 2

„Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heidekberger Anzeiger

Fernsprechsr.S.-A. 7351—53.


Dle Ne-eutung -es neuen Zugen-gMes.

Baldur von M der Sn- un» AuAandsvrM.

v>rankfurter als eine Propagandaaktion gegen
Deutschland aufzuziehen und die somit einen auf-
fchlußreichen Cinblick in die Hintergründs der Tar tun
lietzen, sind nicht zugelassen wordem

Das bündlerische Kantonsgericht
besteht aus fünf ordentlichen Mitgliedern, nämlich dem
Kantonsgerichtspräsidenten Dr. Rudolf Ganzoni aus
Chur, der den Vorsitz führt, dem Altregierungspräsiden-
ten Dr. Ioseph Vieli aus Chur, der Mitglied der
Kantonsregierung ist, dem Rechts- und Grotzrat Gio-
vanni Nicola aus Boveredo, dem Oberst der Militär-
justiz Lhristian G a r t ma nn aus St. Morih und dem
Standsspräsidenten Dr. Iohann Peter Sonder aus
Salux. Die Anklage vertritt, wis erwähnt, als Amts-
klägcr ad hoc Dr. Friedrich Brügger aus Chur.

ch

Der Prozeß dürste, wie wir hören, etwa vier
Tage daucrn, sodatz wohl Cndc dieser Woche das ll r-
teil gesällt werden wird. Dieses Urteil erwarten wir
in der Ueberzeugung, datz es der Gerechtigkeit in vollstem
Umfang Genüge tut.

WdWeg der Siibeletideulschea.

Troh Stimmenkaus und Wahlbeeinflussung.

Prag, 7. 'Dezember. Am Sonntag fanden in 269 vor-
wisgend kleinen Ortschaften der Tschechoslowakei Ge-
meindewahlen statt. In 75 Gemeinden waren
deutsche Listen aufgestellt worden. Die Sudcten-
deutsche Partel hatte in 53 Fällen eigene Listen einge-
reicht. Sie erhielt bei den Wahlen insgesamt 24 097
Stimmen, was ungefähr den letzten Parlamentswahlen
von 1935 entspricht. Sie konnte in 20 Gemeinden einen
Stimmenzuwachs und in 29 Gemeinden einen un-
beträchtlichen Stimmenrückgang verzeichnen. Sie erhielt
489 Mandate und in fast allsn Gemeinden mit überwie-
gcnder deutschcr Mehrheit die absoluteMajori-
tät und damit die Gemeindeführung.

Der Sudetendeutschen Partei waren bei diesen ^
Wahlen nicht nur Koalitionen anderer Parteien ent-
gegengestellt worden, sondern man hatte ihr bei den
Wahlen selbst mit Wahlbeeinflussungen und in
verschiedenen Fällen sogar mit Stimmenkauf ent-
gegenzuwirken versucht, Auch die Mcthode der indirekten
Wahlbeeinflussung wurde nach Kräften ausgenuht. So
wurde zum Beispiel in der Gcmeinde Tutz der als Mit-
glied der Wahlkommission tätige Ortsvertreter der Su-
detendeutschen Partei von Gsndarmen mit aufgepflanz-
tcm Bajonctt unter einem nichtigen Vorwand „abge-
sührt", um die Wähler einzuschüchtcrn.

I«s WelzerW StmtsfchMeseL.

Vom Bundesrat angenommen.

Vern, 7. Dezember. In einer Sitzung am Montag
genehmigte der schweizerischs Bundesrat die Vor-
lage zum neuen Staatsschutzgesetz.

In der Gesehesvorlaqe wird auch auf die Notwen-
digkeit eines vermehrten Schuhes der verfassungsmätzigen
Cinrichtunaen dcs Landes hingewiesen und, wie die >
„Basclcr Nachrichten" schreibcn, der llmstand hervor-
gchoben, datz die schweizerischen Kommunisten,
ohne an sich bedrohlich zu scin, doch über die Dritte In-
tcniationale gefährliche Verbindungen mit einer aus-
ländischen Grotzmacht unterhalten. Besondcres Gcwicht
wird auf den Schutz derArmee gelegt. Die Kom -
munistische Partei schcint nicht verbotcn
zu werden, doch soll der Bundesrat die Vefugnis erhal-
ten, in Notzeiten gegen staatsgefährliche Organisationen
einzuschreiten.

Weilere Neldungen.

Heute Dienstag Trauerfeier für Ortsgruppenleiter
Iansen in Davos.

DavoS, 8. Dezember. Die Trauerseier für den in
der Nacht zum Sonntag vcrstorbenen Ortsgruppenleiter
der NSDAP. in Davos und frühcren Stellvertrcter
von Lanvesleiter Gustlosf, F. Iansen-Alders, sin-
det am heutigen Dienstag nachmittag in der Kirche der
evangelischen Kurgemeinde in Davos statt.

Ofsizieller Dank der Rcichsregierung in Haag.

Haag, 7. Dezember. Der deutsche Gcsandte Graf
Zech-Vurkersrode hat dcm niederländischen Au-
tzenminister dcn Dank der Reichsregierung
für die tatkrästige Hilfe ausqesprochen, die der nieder-
ländische Geschäftsträger in Äkadrid bei der Rettung
Deutscher aus dcm dortigen Votschaftsgebäude, so-
wie bei der Verteidigung des Gebäudes und der darin
befindlichen Flstchtlinge geleistet hat.

Dr. Papse polnischer Gesandter in Prag.

Warschau, 7. Dezember. Der polnische Staatspräsi-
dent hat den bisherigcn diplomatcn Vertreter Polens in
Danzig, Dr. Papse, zum Gesandten in'Prag ernannt.

Gleichzeitig hat der Staatspräsident den bisherigen
Geschäftsträqer in Prag, Marjan Chodachi, zum
polnischen Äertretcr in Danzig ernannt.

Berlin, 7. Dez. Aus Anlah der am l. Dezember
erfolgten Derkündung des Gesetzes über den Reichs»
auftrag für die Hitlerjugend sprach der 2u«
gendführer des Deutschen Reiches, Reichsleiter Daldur
von Schirach im Hotel Kaiserhos vor der in- und
ausländischen Presse über die Grundsätze der
neuen Jugendführung. Dem Vortrage wohnte
«ine überaus grohe Zahl von namhaften Vertretern der
in-- und ausländischen Presfe bei.

Aeichsjugendführer Baldur vonSchirach bezeich-
nete in seinen einleitenden Worten das Gesetz über
die Hitlerjugend als eine Schvpfung des Füh«
rers, der durch Jnhalt, Form und Llnterschrift des
Gesetzes seinem Willen Ausdruck gegeben habe, die her»
anwachsenden Generationen mit seiner Person und sei--
nem Werk für alle Zukunft zu verknüpfen. Daher werde
die Nachwelt gerade dieses Gesetz zu den grvhten
Taten Adolf Hitlers zählen.

Zu der Frage, ob nicht durch die Schaffung einer
Obersten Reichsbehörde die Gefahr einer Verbürv-
kratisierung der Jugendführung gegeben sei, er-
klärte Baldur bon Schiroch mit Vachdruck:

„Wir blriben, was wir sind:

die aus der nationalsozialistischen Kampfzeit und aus
der nationalsozialistischen Weltanschauung heraus ge--
prägten und mit einer stolzen Tradition erfüllten De-
griffe werden auch in Zukunst beibehalten werden. Glau-
ben Sie nicht, dah ich den Ehrgeiz habe, einen riesigen
Veamtenapparat aufzubauen, sondern im Gegenteil, es
wird gerade mein Ehrgeiz sein, die kleinste deut-
sche Neichsbehvrde zu sühren. 2n der Jugend
kommt es vor allem auf die Beweglichkeit der
Führung und auf die direkte Verbindung mit der
äugend selbst an. 2ch werde daher die Mitarbeiter
meiner Behörde immer wieder mit vorübergehenden
aktiven Führungsaufgaben in der Jugend
selbst betrauen.

Frankfurt am Main, 7. Dezember. Das Luft-
schiff „Hindenburg" ist am Montag abend um
21.35 Ahr von seiner lehten diesjährigen Südamsrika-
fahrt auf dem Flug- und Luftschiffhasen Rhein/Main
giatt gelandet.

Mit der Heimkehr des Luftschiffes ist das Fahrten-
programm der Deutschcn Zeppclin-Reederei in diesem
Iahr beendet. Das damit abgeschloffene zweite Be-
triebsjahr dcr Deutschen Acppelinreedcrei bedcutet zwei-
sellos einen entscheidenden Wendepunkt in den drei-
einhalb Iahrzehnten der Cntwicklung der deutschcn Luft-
schisfahrt, denn es leitste eine neue Epoche im über-
scsifchen Lustverkehr ein.

Das Iahr 1936 brachte eine gegenüber dem Vor-
jahr fast verdoppelte Anzahl von Zeppelin-Fahr-
ten nach Acbersee,

die Fertigstellung und den erstmaligen Cinsah eines
neueii. von vornherein sür den Ueberseeverkshr
gebauten Luftschifses, des LZ. „ H in d en b u r g ", die
Aufnahme von Versuchsfahrten nach Nordamerika, die
Cröfsnung der nsucn Luftschisfhäfen in Frankfurt am
Main und in Rw de Ianeiro und endlich im Herbst die
erstmalige Durchführung eines wöchentlichen Süd-
ameri'kadienstes mit den beiden Luftschiffen „Graf
Zeppelin" und „Hindenburg".

Der beste Beweis für die hohe Leistungsfähigkeit dsr
deutschcn Luftschifsahrt ist dis Tatsache, datz das u-nsang-
reiche Fahrtenprogramm, das die Deutsche Zep-
pelin-Necderei zu Beginn dieses Iahres aufgestellt hatte,
ohne die geringsts Asndsrunq restlos durchge-
führt werden konntc, obwohl in einem Iahr umfas-
sendster Ausbauarbeit so manchss Problem der Lösung
harrts, unter denen das schwicrigste die Bezwingung
des Nordatlantik nach einem im voraus festgeleg-
ten Fahrplan war. Trohdsm wurdsn sämtlichs geplantcn
slebcrseefahrten beider Luftschiffe mit grötzter Pünktlich-
keit, Zuverlässigkcit und Regelmäßigkcit ausgcsührt,
und sclbst die Nordamcrikafahrten beanspruchtcn weitaus
kllrzere Fahrzeiten, als man bei Aufstellung des
Fahrplans angenommen hatte.

Das Vertrauen der Welt, das sich der „Gras Zep-
pelin" in seinen acht Betriebsjabren erworben
hatte, tibcrtrug sich aus das neue Luftschisf „Hin-
dcnburg",

so daß infolge der vollen Desetzimq beider Luftschifse mit
Fahrgästen und angesichts der besriedigenden Post- und
Frachtladungen die wirtschaftlichen Crgebnisse
dieses Iahres ebenso wie die erzieltsn technischen Cr-
folge alle Crwartungen weit übertrafen.

Auherdem werde ich in den nächsten Tagen für das
gesamte Führerkorps die Durchführung bestimmter sport«
licher Aufgaben verfügen, die in einem modernen Zehn«
kampfprogramm bereits festgelegt sind. Jeder von
uns wird 2ahr für 2a.hr diese sportlichen Llebungen
Wiederholen müssen."

Das Prinzip der Ireiwilligkeit

soll, wie der Deichsjugendführer ausführte, dadurch auf-
rechterhalten werden, dah die vor dem 1. Dezember 1936
in der H2. und im BdM. organisierten 2ugendlichen zu
einer Leistungsgemeinschaft zusammengefaht werden, in
di« sich aber auch jeder aufgrund des Gesetzes eingsglie-
derte Äugendliche durch Treue und Pflichterfüllung, also
durch freiwillige Leistung hineindienen kann. Es bestehe
also unter keinen älmständen die Absicht, die Aeuein-
tretenden als weniger wertvoll zu diffamieren und als
etwas Zweitrangiges zu behandeln.

Zur Frage der Iührerausbildung

teilte Daldur von Schirach mit, dah der Dau der Aka-
demien für 2ugendführungen in München und Draun-
schweig im Winter 1937 sertiggestellt fein werde. „Dort
werden diejenigen 2ugendführer, die sich als Llnter-
bannsührer in der praktischen Führung der 2ugend aus-
gezeichnet haben, nach abgeschlossenem Arbeits- und
Militärdienst sür ein 2ahr zusammengefaht und nach
einem weiteren Halbjahr Auslandsdienst zur Dann-
führerprüfung zugelassen. Mit diesem Berfah-
ren werde für das Führerkorps eine wirkliche Aus-
lese gewonnen werden können."

2n feinen Schluhworten dankte Daldur von Schirach
den deutschen Eltern, die seine bisherige Arbeit
ermöglicht hätten und mit deren tätiger Mitarbeit er
auch in Zukunft Erfolg haben werde. Als ihr Treu-
händer teile er mit allen Eltern ihre Freuden und
Sorgen, und er sei überzeugt, dah er in ihrem Auftrag
handle, wenn er die 2ugend der deutschen Nation nach
dem grohen Dorbild Adols Hitlers erziehe.

Daß es gelungen ist, sämtlichc Fahrten planmätzig
durchzuführsn, ist in erster Linie der Hingabe der Luft-
schiffbesatzungsn und des Vodenpersonals zu verdanken,
dis auf das bisher Gcleiststs mit Rscht stolz sein dürsen.
Die Besahung des „Graf Zeppslin" war nicht weniger
als 66 Prozent der gesamten Betriebszeit in der Luft,
während LZ. „Hindeiiburg" 56 Prozent der diesjährigcn
Fahrtenperiods unterwegs war. Der verantwortungs-
volle Dicnst an Bord, dsr wegcn der beschränktcn Licgs-
zsiten der Luftschiffe in dcn Hüfcn nur kurze klnter-
brechungen ersuhr, stellte an die Vesatzungsn hohe Anfor-
derungen, dis auf dcn Fahrtcp nach dcm tropischen Süd-
amerika durch den ständigsn Klimawcchsel noch weiter
erhöht wurden.

Im einzelnen sah das bishcrige Fahrtenprogramm
der Deutschen Zeppelin-Redcrei von Ende März
bis Anfang Dezember zwanzig Südamerika-Fahr-
ten vor,

von denen dreizehn vom „Graf Zeppelin" und die übri-
gen sicben von dem Lustschiff „Hindenburq" ausgeführt
wurden. Cbenso rsibungslos wie dis seit fünf Iahrcn
durchgsführten Südamsrikafahrten verliefen auch dis
zehn Nordamerikafahrten von Anfang Mai
bis Mitte Oktober, auf dcnsn sich das nsue Luftschisf mit
ssiner allen Ansprüchen Rechnung tragenden Inncncin-
richtung und mit ssinen hervorrägenden Fahrteigenichaf-
ten schnell dis Gunst der Rcisenden aus allsr Welt er-
obern konnte. Auf beiden Fahrtgebieten stsllte das Lüft-
Mff „Hindenburg" neue Schnelligkeitsrekor-
d e auf.

Die 10 000 Kilometer langs Strecks Frank-
furt/Main— Rio de Ianeiro wurde in 83
Stunden zurückgslegt, während die Rekordfahrt
von Lakshurst nach Frankfurt nur knapp 43
Stunden dauerte, und die lsebcrquerunq dss Nordatlantik,
von der amerikanischen zur irischen Kttste nur 17 Stunden
beanspruchte.

Die sprunqhafte Cntwicklung des ZLppslin-Vcrkehrs
im Iahr 1936 spicgclt sich in den Fahrtleistungen
und in den Beförderungsergebnissen, dis an-
gssichts dcs ersimaligen Cinsatzes von zwei Luftfchifscn
in den lleberseedienst im Vergleich zum Vorjahr um ein
Mehrfachcs gesteigert sind.

Die in diesem Iahr zurückgelegte Fahrtstrecke von
600 000 Kilometer, die sich nahezu gleichmätzig aus
bcide Luftschifse vcrteilt, übertrisst das Ergcbnis
des Vorjahres um das Doppclte und entspricht
einer sünfzehnmaligsn Fahrt um den Erdball.

In noch viel stärkerem Maß ist die Zahl dsr in dissem
Iahr beförderten Passagiere gestiegen, da das Luft-
fchifs „Hindenburg", im Vergleich zu dsn zwanzig
Plähen des „Graf Aeppelin", ein Fassungsvsrmögen von
fünfzig Plähcn und, nach dem Cinbau zusätzlichsr Ka-
binen, sogar von 72 Plähen hatte. Insolgedeffen wuchs
die Zahl dsr Zeppelin-Fahrgäste von 841 im Vorjahr
auf 3530 in diesem Iahr, d. h. auf über das Vierfache.
Auch die befördertenPost- undFrachtmcngen nahmen einen
ähnlichen Aufschwung, und zwar von 9300 Kilogramm im
vorigen Iahr auf rund 30 000 Kilogramm in dicsem
Iahr, also eine Steigerung auf über das Drcifache.

Nach dicsen hsrvorragenden Leistungsn hat sich auch
das Luftschiff „Hindenburg", das'heute sein erstes Bs-
triebsjahr unter der Flagqe der Deutschsn Zeppelin-
Reederei bssndets, den Weihnachtsurlaub rsdlich ver-
dient. Währsnd der „Graf Zsppelin" in Frisdrichshafen
der üblichen Winterühsrholung entgegengeht, iibsrwin-
tert das Luftschift „Hindenburq" in seinsr Halle auf dem
Flug- und Luftschiffhafcn Rhein/Main bei Frankfurt am
Main. Im nächsten Frühjahr werden bcids Luftschiffe >
ihren kleberssedienst wieder aufnehmen, und zwar wird
der „Graf Zeppelin" auch im kommenden Iahr seine
Südamerika-Fahrtsn in meist vicrzehntägigen
Abständen fortsehen, während das Lustichifs „Hinden-
burg" abgesehsn von einigen Reisen nach Südamcrika, in
verstärktem Matz i» den Nordamsrikadienst ein-
aessht werdsn soll.

Nach Fertigstellung des „L. Z. 130", das sich auf
der Werft des Luftschiffbauss Zcppclin in Fricdrichs-
hafsn im Bau befindct, wird voraussichtlich im Herbst
1937 dsr Nordamerika-Verkehr durch den Cin-
sah eines zweiten Luftschiffes noch weiter ver-
stärkt werden.

Teillsches Reich.

Am Tag der nationalen Solidarität sammslten die
führsnden Männsr des Reichsnährstandes mit Staats-
sekretär Backe und Willikens an der Spitze in dsr
Rsichsbauernschast Goslar.

Das Gesamtergebnis des „Tag der nationalen Soli-
darität 1936" im Gstr u W e st f a l e n - N o r d erhöht sich
nach den letztsn Feststellungen von 116151,39 aus
127 008,32 Mark.

Der Herzog von Aosta in Verlin.

Berlin, 7. Dezsmber. Am Montag traf in Berlin
derHerzog vonAostazu einem längercn Desuch
ein. Der Herzog, der als Divisionsgeneral der königlich
italienischen Luftwaffe angehört, solgt damit einer Cin-
ladung des Reichsniinisters der Luftfahrt und Ober-
befehlshabers der Luftwaffe Generaloherst Göring.
Dem Gast wird Gslegsnheit gegeben werden, verschiedene
Truppenteils der Luftwaffe zu besichtigen.

— Der finnische Staatspräsident Swinhusvud wurde
vo» siner überparteiltch zusammengesetzten Abordnung
besucht und gebeten, sich für dis Wiederwahl zur
Vsrfügung zu stellcn. Swinhusvud hat dies zugesagt.

Zweites KliiWermchefter-KWett.

Das Kurpsälzische Kammerorchester.

Heidelberg, 8. Dezembsr 1936.

Zwsi selten gespielte Werke waren beim gestrigsn
Konzert des Ku rp fä lzi s ch en Kammerorchs-
sters zu hören, zumeist zu Vsginn in Abändsrung des
Programms, das Klarinettsn-Quintctt A-Dur von Mo-
zart. Schon klanglich birgt dicscs Wsrk einen Reich-
tum und eine Melgestaltigkeit, daß man sich nicht sart
daran hören kann. Dis Klarinette verwendet Mozart
darin meist konzertant; auffallend ist däs besondcrs in
dem langsamen Sah, bei dsm die Cntwicklung und Füh-
rung ganz bei der Klarinette lisgt. Gelockerter tritt das
im srsten Sah in die Crscheinung; hier haben d>e
Streicher eine größere Ausqabs innerhalb der Cntwick-
lung. Hübsche Gcgenüberstellung zsigt das Msnuett,
dessen Triofah nur den Streichern vorbehalten blcibt.
Crst im Schlußrondo wtrd das Blasinstrumsnt restlos
in das kammcrmusikalische Geschehen einbezogcn. Otto
Lemser erfüllte seincn Pgrt musikalisch richtig in
prächtigcr dynamischer und agogischsr Vehandlungs das
Streichquartett tÄdolf Berg, Louis Rsich, Adolf
Fischer und Willi Kaufmann) hielt sich in bewutz-
txr Llnterordnung und brachte dadurch besonders den so-
listischsn Gedanken gut zur Geltnng, wenn auch bei man-
chcn Stellen stärksre klangliche Profilierung willkommen
gcwesen wäre.

Keiner im 19. Iahrhundsrt hat die Doppelchörigkeit
in der Kammermusik derart ausgiebig gepslegt, wie
Spohr. . Sein Doppelquartett opi 65 — eines unter
mehrercn in derselben Zusammenstellung der Instrumente
— wird wahrschsinlich wegcn der ungebräuchlichen Ve-
sehung, unvsrdientermaßen selten gespielt. Nicht gsrade
als ob es ein Werk wärs, deffcn Gedankenreichtum etwa
dcn bckannten dcr Klassiker ebcnbürtiq wäre; was dcn
Inhalt anbctrifft, ist liebenswürdig, vornehm und

sehr fein in der Vehandlung des Materials. Intsreffant
wird es insbesondere durch den klanglichen Ausbau und
die Gsgenüberstellung zweier gleichgearteter Klangkör-
per. In diesem Sinn ist Svohrs Werk neu in seiner
Zeit und reizt zu Vcrgleichen mit Conzerto-groffo-arti-
ger GegensLhlichksit oder gar mit der Doppelchöriqkeit
frllherer Musikpflege. Eme Parallels zu dcr Art
Spohrschsr und alter Auffaffung vrai der Spätrenais-
sance bis zum Varock liegt in dem Idcal der jeweils zeit-
gcnössischen Orgel. Die Orgel der Romantik kennt die
Klangkontraste ebsnsowenig, wis Spohr in diesem Kam-
mcrmusikwerk; bei ihr hsben sich auf dsm Llntergrund dsr
slächcnhaft wirkcnden Veqleitung die solistisch behandel-
ten Cinzelstimmen ab. Strsckenweise im Schlußsah be-
handslt Spohr das erste Quartett dynamisch über das
zweits gestellt, ganz analog zu dieser Crscheinung. Anstslle
einer konstrastierenden Klängbehandlung (die noch in dem
Mozart-Quintett so hübsch durchgeführt ist) tritt hicr die
dynamisch ausgcbaute solistische 'Verarbcitung. Kammer-

musikalische, orchestrale und konzertante Clsmcnte sind in
dem Werk gleichsrweise in äußcrst anziehender Art vsr-
woben. Däs Kurpfälzische Kammcrorchester hat sich vor
Iahresfrist schon einmal für dieses schöne und intcreffante
Werk einaesetzt. Wir stsllen das dankbar fest; viclleicht
gibt stch einmal Gelegcnheit für das eins oder andsre der
Schwesterwerke dieses op. 65. Wir sind um alls sroh,
sind sie doch wegen der Fremdheit der Vssehung wcit
aus dem Dsreich häuslichen Musizierens gcrückt. Vei
diessm Werk gesellten sich als zweitcs Streichquartctt zu
dem des Mozart-Werkes noch Otto Peter, Augufl
Iulier, Kurt Flattschacher und Willi Prie-
ber. Das Cnssmble ist recht gut zusammengespielt.
Nian hatte den Cindruck, datz die Stosfbespannung für die
Klangsntsaltung hemmend wirkt.

Leider war die Deranstaltung nicht gut besucht. Die
Zuhörerschaft spendste dankbaren BeifaÜ.

vr. WalterLsib.

ßunsi Md Wlssenschafk.

fZur 150-Iahrfeier des Schauspielhauses in Bsrlins
hat Reichsminister Dr. Goebbcls an den Intendantsn
Gustaf Gründgens ein Glückwunschtelegramm gs-
sandt. „Möge das Staatsthcater unter Ihrer umsichti-
qsn künstlerischen Leitnnq auch in Zukunft eine Pflege-
stätte echtester deutschsr Vühnenkunst bleibsn und damit
allcn deutschsn Thcatcrn ein Vorbild sein."

fProfessor Dr. Wolfgang W'.ndelband,) Ordinarius
für nsuere Gsschichte in der Philosophischen Fakultät
der Llniversität Halle-Wittenberg, ist auf An-
trag von den amtlichen Verpflichtungsn entbunden
wordcn.

fVom Mamiheimer Nationaltheater.s Das Wcih-
nachtsmärchen „Fvau Holle" wird in der Inszenis-
rung von Helmuth Cvbs am Mittwoch Nachmittag im
Nationalthsatsr in Mannhcim uraufgeführt. Dcr Ver-
fasser ist Walter Osterspey (Frankenthal). Die Musik
schricb Karl Klauh. — Willy Virgel spielt am Sams-
tag, den 12. Dezember den Hamlet und am Montag,
dcn 14. Dchsmbcr, den Geßler in „Wilhelm Tell".
— Dis Crstaufführung des Lustspicls „Dsr Ctappen-
hase" sindet am Sonntag, 13. Dezembv, im Neuen
Theater statt.

fD«r Miler Lothar Vechstein j-.s In München
starb im Alter von 52 Iahren der Maler Lothar Vech -
stein. Werke des Derstorbensn befinden sich im öfsent-
lichen Besitz des bayerischen Staates sowie der Galerien
von Gießen und Denedig.

fRichard Strautz in Rom.s Richard Strautz diri-
gierte im Teatro Adriano in Rom mehrere Orchesterkon-
zerts. Im Programm standen vor allem eigene sinfonische
Werke, u. a. „Don Iuan", „Tod und Verklärung" und
„Till Cülenspisgel". Von alten Meistcrn brachte Strautz
Vach, Haydn und Cimarosa zur Aufführung und gab
Ausschnitte aus einigsn seiner Opern. Strautz wurde
herzlich geseiert.

MWn Mal «m drn Erddall.

Bjlanz öeö sSMlin-MWrs LW6: ZZM Fahrgöste, 600 ovo Km. zuruSselest.

Dienstag, 8. Dezember 1936

3« Rmdfmft.

Vom 14. bis 18. Dezcmber: Wiedsrholm'g
Olympia-Sendung.

Verlin, 8. Dezember. (Cigene Funkmeldung-
unvergetzlichsn Tage derOlympisch^" S"
werden in der nächsten Woche im dsutschen Run
neuem Leben erweckt werden. Von dem, was ^
als gssprochenes Wort übsr die Ssnder ging, 'st st ^fe
Auszug hergeftsllt worden, der alle Cntscheidunl!-
und Crgebniffe zusammcngefaßt. Dieser "us^ '
Schallplattenschnitt soll als historifches D
ment für alle Zeiten festgehalten werden.

6613 Schallplatten werden von den Geschehuül „.h,i
Olympischen Tage gsschnitten. Cs würde salt
volle Tage zu 24 Stunden in Anspruch nehmcn, ist,
man sis hintcreinander abspielen. Aus diescm gj' 5!
qen Material wurde das Wichtigste herausgeiucv '
Platten sind zum Schluß übrig geblieben, von de> e
aufs äußsrste zusammengepreßt in drei Stundcn oa M
der Geschehniffe abgespiclt werden wird. Now -gffcn-
werden uns Taumel und Leidenschaft dieser Tage
Feierlich verhallen zum Schluß die Schlägs der »
Olympiaglocke.

* 18.

Diese Sendung geht in den Tagcn vom
Dezember von 19 bis 22 Llhr nach einander über d«e
schiedenen Rcichssendsr, am 15. Dezember auch üder
Dsutschlandscnder.

Neues vom Tag.

Sowjetruffischsr Petroleumdampser in FlanM>c"-

Moskau, 7. Dezember. Ciner Mcldung aus chsj^-n-
grad zufolgs ist auf der Strecke der Staliiigrader ^
bahn ein Petrolcumzug in Vrand gerats'.
vollkommcn vernicht'ct wurde. Scchzchn -0 -
nen mit Crdöl und Benzin, sowie fünf Wagen
Flammen zum Opfer. Die Verbindung auf d^r
bahnstrecke ist unterbrochsn. Cs besteht der C'«'
daß die Katastrophe auf Brandstistung
führsn ist.

Neberschwemmungskatastrophe m der

Hunderte von Menschen ertrunke».

Ankara, 7. Dezember. Infolge langanhaltender

kenbruchartiger Regensälle an der Südküste Kleium .

u«w ,
ad'


St

ist der Flutz Seihun Lber die llfer getrete»
den Vezirk Adana überschwemmt. D>e ..

Adana selbst ist von den Wassermaffen
eingeschlossen. In den Straßen stsht das
zwei Meter hoch. 600 Häuser sind eingcst"^„.
Man spricht von mehreren hundert
30 000 Menschen sollen obdachlos geworden
Schaden wird auf mehr als drei Millionen Tu
Pfund geschätzt. ^

Der Vevölkerung des Vezirks und der Stadt ^
bemächtigte sich Panikstimmung. Dis Hilfelcist"^^.
das Katastrophengebiet wird erschwert durch die
brcchung aller Vahn- und Telefonverbindungen.

> Stft

(Eig. Fuiikmeldung-i

uverneurs der I sabe"

mo'"

FwWare Rut auf der PhiliVVineu

Mehrere tausend Tote.

Manila, 8. Dezember.
jeht traf ein Bericht des Gouverneurs
vinz im Nordwesten der Insel Luzon ei»,
am 4. Dezember um 4 Uhr eine surchtbare
über dtese Gegend hereinbrach, die 5 4 Städte ^
Dörfer zerstörte und Menschen und
Meer schwemmte. Sämtliche Derbindungen mit
pinz sind untorbrochen. Die Zusahrtsstratzcn st"b

spült. Der Gouverneur schätzt die Zahl der - jg»
auf mehrere tausend. Visher konnten ü ^-,ßie
Leichen geborgen wcrden. Die Flut wird als die 9
bezeichnet, die jemals die Insel heimgesucht hol-

^ius aller Welt. z,,

— Drei Tage im Schneesturm. Zwci
aus St. Iohann im Ahrntal in Südtirol, die von .„,„1
hoscn aus über die Zillcrtalsr Verge in ihrc LMC'
wollten, wurdcn am Stillup-Kaes 'von eincm „e

sturm überrascht. Ciner der beiden Männer st"1°NL
und kam ums Lcbcn. Scin Vegleitcr irrte dre ei'
lang im Schneesturm umher und kam endlich
schöpft und mit schweren Crfrierunqsn wieder naq>
hofcn zurück. ^ „ist

— Ein 36jähriaer Storch. Cin Spaziergän^ „ä

Blankensee (Mecklenburg) fand dieser
einer Wiese, die zum Gut Rödlin gehört, cinen b«
Storch mit einem Aluminiumsußring. ^wsraw
den Vogelwarten und behördlichcn Stellen hadL.fMs',
ben, daß der Ning schon im Iahr 1900 an cinsn s-
züchtsr geliefert wurde, deffen Name bedauerliw §
nicht mehr ermittelt werden konnte. Sollte der -
glcichen Iahr dem Tier angclcgt worden sein, „^stck-
vieser Storch das erstaunlich hohe Alter von n"

36 Iahren erreicht haben.

tk''

bswegts. (ste glaubtcn es mit einem K a n '" vw,
tun zu haben und schoffcn alle drei gleichzeitig " tzSr>c
Stclle. Groß war ihr Cntsctzen, als sie SchreCx,chk
und fcststclltcn, datz sis cin fünfjähriges Mdg
getroffcn hatten. Im Krankenhaus starb das K
von Schrotkörnern völlig durchsicbt war.

Hels! RMdjibersöile aus Kasseuboien a


Drei Verdächtige.


In den lshten vicr Iahren sind in mehrere"
in Großstadtcn Mittcl-, Nord- und Wcstdsust

Raubübersälle auf Vank- und KasscnboCN

^ ^ .^^«7

fuhrt worden, ohne datz die Täter bisher ermtt'
d^> konntc». Geraubt wurdcn stets grötzcrc Cc
diach Art der Ausführung kommcn sür fast -„st
gkeiche Täter in Frags. Dsr letzte ftcbcrs^ w
am Novcmber 1936 in Wittsn a. d. Nuhr 1
bei den Tätern 10 000 Mark in die Hände fiest"' j„i
allcn Füllcn wurdcn als Täter drei M ä n " I- rc
er von etwa 35 bis 40 Iahren festgcstellt. N"« Lst,,

licgendcn Personalbeschreibungen sind zwc> >, schl?»
von mittlerer Statur, wäyrend dcr drttte grotz «ch dst',
rst- Bei Ausführung der Ucberfälle bedienkcn > .

Vcrbrccher eines Personenkraftwagens; bct v°,„tzte",
in Wittcn a. d. Ruhr ausgesührten Ueberfall b
nne graugrün gestrichene Viersttzer-Liinousine, Ach"j„
lhp. In einigen Fällen haben sie auch vond r ;gZ4 ^
waffe Gebrauch gemacht, wobci am 20. Apr jKd>
Mainz ein Dankbote durch mehrere Sch""
vsrleht wurde. -

Am diesen gsfährlichcn Volksschädlingen b ^ -lv^
werk zu legcn, wird jeder zur Mitarbeit a"A
Ichsinbar unbedeutende Beobachtunqcn lönnen
sein. Allen Mitarbeitern an der Ausklärung ow' ^„ii^

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übersälle wird auf Wunsch Geheimhaltung ^ „^^«11 t
zugssichert. Für die Ausklärung der,P
und fur^Nainhaftmachung der Täter dst Aek-

17 000 Mark Velo

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, H^ü1,q^sq7sehtwo^

schließlich für Mitteilungen aus dem Publik
tcilunq gelangen unter Ausschlutz des
Zweckdicnliche Angaben sind — immer bcsch^"" ^stc
die Staatliche Kriminalpolizei, Kriminalp zc ^ ^
seidorf, Telefon 102 15, Nebenstslle 256/257 ovc
andere Polizeidienststells zu machen.
 
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