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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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„Deidelberger Neuests Nachnchten" — ^Zsidekberger Anzeiger"

Donnerstag, 17. Dezember 1936

Nr. 295

Voin 18 ^LO. Sororooll diE HLILor ^0900^5

Lokal-Lhronik.

Heidelberg, 17. Dezember 1936.

Weihnachtssreude iu alle Herzen!

Ueberall werden die Vorbereitungen für die
Weihnachtsfeiern des Winterhilfswerks
aetroffen, und viele freiwillige Helfer sind dabei, die
Weihnachtspakete bei den Volksgenossen einzusammeln.

Am kommenden Freitag, Samstag und Sonntag
wird die Hitler-Jugend und der BdM die
Wejhnachtszeichcn des WHW in den Stra-
ßen verkaufen. So wird die ganze deutsche Ju-
gend wte auch in den vergangenen Jahren sich erfolg-
reich für den Kampf gegen die Not des Winters ein-
setzen, und an allen Volksgenossen liegt es nun, durch
den Kauf dieser schönen Äbzeichen dazu beizutragen,
die Sammelaktion unserer Hitler-Jugend zu einem
vollen Erfolg zu gestalten.

Wie schön ist es doch, wenn am Weihnachtsbaum
als Schmuck die Abzeichen des Winterhilfswerks hängt
und jeder Einzelne sich am Weihuachtsfest sagen kann,
datz auch er mitgeholfen hat, seinen ärmeren Volksge-
nossen eine wirkliche Weihnachtsfreude zu bereiten.

Darüber hinaus ist es eine selbstverständliche
Pflicht, daß jeder durch sein Weihnachtspaket
für das Winterhilfswerk ebenfalls mithilft, die Weih-
nachtsbescherung wirklich erfolgreich durchführen zu
köunen.

Das ganze Volk wird sich an Weihnachten unter
dem Weihnachtsbaum zusammenfinden und gemeinsam
dieses schöne Fest seieni. Alle aber, die mitgeholfen
haben, unsere Weihnachtsfeiern zu ermöglichen, wer-
den in ihren Herzen das beglückende Gesühl haben,
auch in diesem Iahr ihre Pflicht der Volksgemeinschaft
gegenüber erfüllt zu haben. tk.

BNereien und Konditoreien an den Feiertagen.

Der badische Finanz- und Wirtschaftsminister hat
nach einer Bekanntmachung im Staatsanzeiger für die
bevorstehenden Feiertage folgende Ausnahmen
genehmigt:

1. Äm 24. Dezember 1936 kann mit der Ar-
beit in Bäckereien und Konditoreien um 2 Uhr nachts
begonnen werden.

2. Am 27. Dezember können Bäckerei-- und
Konditoreiwaren in Bäckereien und Konditoreien her-
gestellt, ausgetragen oder ausgefahren werden in der
Zeit von 6 bis 10 Uhr vormittags.

3. Am 31. Dezember kann mit der Herstel-
lung von Bäckerei- und Konditoreiwaren in Bäckereien
und Konditoreien bereits um 2 Uhr nachts begonnen
werden.

Die Beschäftigung ist nur unter folgenden Be-
dingungen gestattet: a) Die Beschäftigung von
Jugendlichen unter 16 Jahren vor 4 Uhr und am
Sonntag ist unzulässig. b) Die Dauer der Arbeitszeit
am 24. und 31. Dezember wird auf zehn Stunden vcr-
längert. c) Am 24. Dezember dürfen Gehilfen und
Lehrlinge weder in Bäckereien noch Konditoreien nach
4 Uhr nachmittags beschäftigt werden. cl) Die Vor-
schriften des Bäckereigesetzes über die Abgabe oder das
Austragen werden durch die Ausnahmegenehmigungen
nicht berührt.

—* Bei den Grabarbeiten in der Heiliggeistkirche
stieß man heute vormittag in der Chorkirche auf al-
tes Straßenpflaster, das stch ungefähr einen
Meter unter der jetzigen Bodenhöhe befindet. Es han-
delt sich um Kopfsteinpflaster, das außerhalb der früh-
gotischen ersten Heiliggeistkirche gelegen hat und zum
Marktplatz gehörte. Auch an der Nordseite hatte man
bekanntlich schon altes Straßenpflaster gefunden, und
zwar unter der Sakristei. Obgleich jenes Pflaster eine
Tiese von 2,20 Metern hatte, dürfte es sich um Straßen-
deckung aus der gleichen Zeit handeln, denn der Markt-
platz bzw. der Straßendurchgang nach der Steingasse
fielen zum Neckar hin ziemlich ab. Vor einigen Tagen
wurde auch noch ein weiteres Grab gefunden, bei
dem das Besondere war, daß es nicht in der Erde,
sondern innerhalb einer Fundamentmauer sich befand.
Deshalb nahm man zuerst an, daß der Mensch, dessen
Gebeine sich noch im Grab besanden, vielleicht nach
einem alten Brauch lebendig eingemauert worden sei,
eine Maßnahme, mit der man in früheren Zeiten einem
Gebäude ganz besonderen Schutz verleihen wollte.
Diese Annahme dürfte stch aber nicht bestätigen, denn
es sieht weit eher danach aus, als ob man beim Suchen
nach einer Beerdigungsstätt« nur zufällig aus diese alte
Grundmauer stieß und deshalb nicht erst an einem
andern Platz neu mit Ausgrabung begann, sondern
einfach cinen Teil der Steine aus der Mauer heraus-
brach. Ein zur Einmauerung eines lebenden Men-
schen bestimmtes Grab dagegen wäre von vornherein

dazu eingerichtet worden, hätte also glatte Wände und
würde wahrscheinlich auch aufrecht stehen.

—* Eine Werkschau des BDM. Jn den Atzler-Werk-
slätten hat der BDM eine kleine, aber sehr anregende
und in ihrer Jdee wertvolle Schau ausgestellt, die den
Zweck versolgt, zu zeigen, wie man mit dem nötigen Ge-
schmack und dem rechten Stilgesühl Dinae herstellen
kann, die teils einen wirklich schönen Schmuck für
unsere Wohnräume darstellen, teils als Spiel-
waren Kinderherzen erfreuen können. Was man da an
Leuchtern nnd Kästchen, an Schalen und Decken aus den
verschiedensten Materialien wie Leder, Holz und Pappe
sieht, ist geschmackvoll und schlicht in Form und Farbe
und wird jeden erfreuen, der Sinn für kunstgeweöbliche
Avbeiten besitzt. Mancher wird vielleicht sogar angeregt,
cs den jungen Künstlerinnen gleich zu tun und selbst
derartige Dinge herzustellen, um sich und anderen eine
Freude damit zu bereiten. Reizend ist auch das Spiel-
zeug, diese kleinen Häuschen mit ihren Menschen, Tieren
und Bäumen, die Puppen und was sonst noch alles mit
geschickter Hand hergestellt und in eine Form gebracht
wuvde, die gerade das Richtige für das spielfrohe Kind
ist. Daß man auch bei einigem Geschick Bildevbücher
felbst herstellen kann, lehrt «benfalls die Schau, die noch
bis einschließlich Freitag geöffnet ist und die beweist,
wie ernst es der BDM auch mit seiner Aufgabe nimmt,
für die gediegene und geschmackvolle Ausstattung des
deutschen Heims zu sorgen.

—* Die Bäderabgabe im städtischen Hallenbad und
in den städtischen Volksbädern betrug im November 1936
insgesamt 1ö 694 Bäder gegenüber 16 095 Bäder im glei-
chen Monat des Vorjahres. Davon «ntfallen auf das Ha l-
lenbad 13 871 (14 334) Bäder, während in den Volks
bädern im einzelnen abgegsben wurden: Handschuhsheim
815 (678), Kirchheim M (215). Pfaffengrund 367 (278),
Rohvbach 237 (235), Wieblingen 344 (293), also insgesamt
2133 (1681) Bäder.

—* Aus dem Stadtteil SKlierbach. Am heutigen
Donnerstag feiert Frau Margarete Göhrig geborene
Walter, wohnhaft am Rombachweg, ihren 70. Geburtstag.

—* Eine Kundgebung des SA-Sturms 10/110.
Am Sonntag veranstaltete der SA-Sturm 10/
110 Heidelberg zusammen mit dem Mannheimer
SA-Sturm 40/171 eine Großkundgebung gegen den
Weltfemd Nr. 1 in Sandhausen. Der Führer
des Sturms 10/110, Pg. Kienzle, schilderte in ein-
dringlichen Worten die drohende Gefahr des Bolsche-
wismus und das hinter diesem als geistger Vater
stehende internationale Judentum. An Hand von
Beispielen zeigte der Redner wirkungsvoll das völker-
zersetzende Treibsn des Juden in Rußland, Spanien
und m der ganzen Welt. Einzig und allein der Füh-
rer Adolf Hitler habe das deutsche Volk vor diesem
roten Chaos bewahrt und werde es auch weiter davor
bewahren. Dazu sei aber auch die Mitarbeit jedes
Einzelnen nötig, ganz gleich, wo er stehe. Jm An-
schluß an die Kundgebung vereinigt« ein gelungener
Kameradschaftsabend die beiden auswärtigen
Stürme mit den Formattonen des Ortes und der gan-
zen Bevölkerung zu einigen frohen Stunden.

—* Cafe und Lokal verschwinden. Das Reichs-
postzentralamt hat im Einvernehmen mit der Wirt-
schaftsgruppe Gaststätten und Beherbcrgungsgewerb«
verschiedene Fremdwörter, die bisher in den
Fernsprechbüchern standen, durch deutsche Ausdrücke
ersetzt. So wird es künftig im Fernsprechbuch kein
„Cafs" mehr geben, sondern nur noch das Kassee-
haus oder die Kaffeestube, statt des Cafetiers
den Kaffeewirt oder Kaffeehausbesitzer. Die Bezeich-
nung „Lokal" fällt weg, weil sie als Betriebshezeich-
nung nicht üblich ist. Statt „Vereinslokal" heißt es
Vereinsraum, Vereinszimmer oder Vereinshaus, statt
„Weinlokal" Weinstube, Weinschenke oder Weinhaus.
Äuch Deftillatenre, Destillatwnen und Destillen wird es
nicht mehr geben, statt desson vorbehaltlich einer end-
gültigen Regelnng Brenner, Brennereien oder den
Ausschank. Das „Etablissement" und den „Oekonom"
wird man ebenfalls nicht mebr finden.

—* Segelflugschnlung in den Weihnachtsferien.
Um die Tage zwtschen Weihnachten und Neujahr
gründlich ausnützen zu können, veranstaltet die Flie -
gerortsgruppe Heidelberg zusammen mtt
ihren Stützpunkten Heidelberg, Wiesloch, Neckargemünd
und Eberbach vom 25. Dezember bis 1. Januar ein
Segelfliegerlager. Auch wer bloß für drei
Tage abkommen kann, hat die Möglichkeit, stch an dem
Lager zu beteiligen. Es wurde ein Gelände gewählt, ^
das sich bei alle-n Windverhältnissen für die Segelflug-
schulung eignet. Es ist dies bei Schallodenbach in der
Rheinpfalz, etwa 20 Kilometer nördlich von Kai-
serslautern. Da man hofft, datz das Fest anch Schnee
bringt, werden selbstverständlich auch „Brettln" mit-
genommen, da man es auch mit einem vorzüglichen
Schneeschuhgelände zu tun hat. Die flugtechnische Lei-
tung des Ferienlagers liegt in HSnden des bekannten
Flügleiters der Fliegerortsgruppe Heidelberg, des Se-
gelfluglebrers Ernst Lohrum aus Neckargemttnd.
Für Fahrt, Unterkunft und Verpflegung in einem
nahen Gutshof sorgt wieder Scharführer Fried Wilser.
Man rechnet mit einer Teilnahme von etwa 40 Segel-

fliegern und Jungfliegern. Wenn das Wetter einiger-
maßen günstig ist, dürften manche Segelslieger mit der
abgelegten A- und B-Prüfung und mit Vorübungcn
für die C-Prüfung zurückkehren.

—* Aus bcm Sängerleben. Bei einem wokhlgelunge-
nen Sänger-Kameradschaftsabend, den der Männer-
gesängverein 1896 am letzten Sonntag beranstaltete,
konnten ourch den Kreisführer des Säüaerverbandes ver-
schiedene Sänger aeehrt werden. So konnten verliehen
werden sür 50jährige Sängertätigkeit die goldene
Sängernadel an die Särvgerkameraden Heinrich
Wyrott und Karl Huber; für 40jährige Sängertätigkeit
Ehrendiplome an die Sängerkameraden Heinrich
Obergfell, Georg Schmidt und Gottlob Alber; sür 35jäh-
rige Sängertätigkeit die silberne Ehrennadel
dem Sängerkameraden Hermann Ullrich.

—* Die Spielschar-Kinder der NS.-Frauenschast
feiern Weihnacht. Viele Hevbstwochen hindurch waren die
Kinder der Spielschar — das sind die Schulpflichti-
gen unter zehn Jahren — fleißig für das WeihnachtSfest.
Auch sie wollten um der VolkSgemeinschaft willen Opfer
bringen, wie sie in ihren Krästen stehen. Aus Stosfresten
entstanden in den Scharnachmittagen allerlei nette Klei-
nigkeiten für Lie allerjüngsten ErdenibÜMer, die vom
WHW. betreut werden. Für die eigenen Mütter wurden
sbenfalls kleine Geschenke angefertigt. Jetzt ist Lie Zeit
gekommen, wo sie im Kerzenschimmer osfenkundig weroen.
Eine, der Ortsgruppen machte gestern den Anfang mit der
W e i h n a ch t s f e i e r, die in allen Gvuppen der Kreise
Heidelberg und Wiesloch gleichartig gestaltet ist. Alte
Weihnachtsweisen und Kinderlisder wechselten mit be
ziehungsreichen Spielen. Ganz tapfer und fließend spre
chen die Kleinen ihre Verse, mimen die jungen Psälzer den
Weihnachtsmann und das schlafende Kind, das von Eng-
lein und Püppchen träumt. Der Belzenickel bringt endlich
die Weihnachtspost auf seinem Schlitten, und die Kinder,
denen die Gebefreude aus den Augen leuchtet, tragen sie
den Müttern zu. Nachdem die Scharleiterin herzliche, ein-
dringliche Worte für die Kinder gesunden, ihnen erzählt
hat, wie unsere llrväter das Lichtfest feierten und welcher
Dank unserem Führer gebührt, daß wir das Fest im Frie-
den feiern können, gcrb sie den Wünschen sür den Führer
Ausdruck in erhebenven Strophen. Zum Schluß gab es
eine Belohnung sür die sleißigen Kinder: icdes erhielt
einen immergrünen Zweig mit süßen Gaben behangen.

—* Zwei Verkehrsunfälle. Am Mittwoch stieß ein
L a st k ra f t w a g e n beim Sinbiegen vom Neckarmünz-
platz nach links in die Straße Am Hackteufel infolge Nicht-
beachtung des Vorfahrtsrechts mit einem Personen»
krastwagen zusammen. Beide Fahrzeuge wurden Ve-
schädigt: der Sachschaden beträgt etwa 120 Mark. Per-
sonen wurden nicht verletzt. — Am gleichen Tag wurde
aus der Wieblinger Landstraße ein Radfahrer von
einem Personenkraftwagen von hinten angefah
ren. Der Radfahrer stürzte zu Boden und zoa sich leichte
Verletzwngen zu. Beide Kahrzeuge wurden beschädigt.

Levorflehende Veranflalkungen.

* Bom Stabttheater. Heute findet die zweite Vor-
stellung der komischen Oper „Der W a f f e n s ch m i e d"
von Lortzing statt. Die Titelpartie singt Taver Waibel;
weiterhin singen Tilde Hoffmann, Edith Kempnh, Paul
Belak, Manfred Grundler, Wilhelm Hilgreh. — Infolge
Erkrankung von Alf Erik Ronald findet an Stelle von
„Dichter und Bauer" am Freitag eine Ausführung des
lustigen Volksstücks von Otto Bielen „Kleines Be-
zirksgericht" statt. — Am Sonntag findet die erste
ösfentliche Vorstellung des diesjährigen sehr erfolgreichen
Weihnachtsmärchens sür Kinder und Erwachsene „D er
gestiefelte Kater" von Arthur Wagner mit der
Musik von Jo-sef Vorsmann statt.

* Zur Fulfeier des SA-Sturms 50/R. 110 am Sams-
tag. Es seien nochmals alle Volksgenossen aus die am
Samstag, den 19. Dezember d. I., in der Festhalle des
Zementwerks Leimen stattfindende Julfeier des
SA-Sturms 50/R. 110 aufmerksam gemacht. Die
Veranstaltung verspricht einen herrlichen. eindrucksvollen
Abend. Sie ist ganz neuartig und tritt aus dem Rahmen
der üblichen Weihnachtsfeiern dadurch heraus, daß alles
Gebotene (Spiele und Lieder) von Sturmange-
hörigen verfaßt und vertont wurde. Schon seit
Wochen üben die SA-Männer unermüdlich. um ihren
Gästen vollendete Leistungen zu bieten. Die Vortraasfolge
ist so reichhaltig, daß Ieder anf seine Rechnung kommt.
Die musikalische Ausgestaltung der Feier übernimmt der
Musikzug der Standarte R. 110, der anschließend auch

zum Tanz aufspielen wird. Jm Verlauf der Darbwi
kommt auch ein Ausschnitt aus der Körperichusumc
Sturms mit SelLstverteidigungsübungen (J>U'^ss!lVg»nS-
Vorführung. Jm gemütlichen Teil, der Gabenveri >
Kräbbelsack, Saalpost u. a. bringt. wird vor auew „,jt
beliebte Vortragskünstler Theo Fischer aus^Nußlow^^^^

seinem unverwüstlichen Humor mitwirken.

beweist die Verbundenheit mit Eurer SÄ und >Ä>-j„„er
Mühe und die Opfer und Äufwendungen der j,«n
durch recht zahlreiches Erscheinen. Haltet Euck >ur
Wend sür die SA frei! Zur Rückbeförderung in oi-,. ^

usw. stckhen nach der letzten Straßenbahn Äutovum
Verfügung. Es wird nur ein ganz geringer Union
trag erhoben.

Nlmlcha«.

Capitol: „Waldwinter". — Samstag und Sonu
nachmittags 2 Uhr: „Dornröschen".

Glörialichtspiele: „Jm Sonnenschein".

Kammerlichtspiele: „Um den Krüger-Diamanle»-

Odeonlichtspiele: „Variete".

Schlotzlichtfpiele: „Verräter".

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Kammerlichtspiele:

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> r üL,e r'^'die

6r»!e VarLen:

Oenken Sie iaran, iatz inan zum
Lüllen von Kuchen und Torten sowle
zum sparlamen Backen überhaupt
mlt grotzem vorteil Or. Vetker's
pudilng- und Soßenpulver oer-
wendet. Sle slnden gule Bezepte
hlerfür ln

vr. Getker's Rezeptbuch

„Backen macht Zreuöe", prels
20 Pfg., wo nlcht erhältllch, gegen
Maeken von

dr. fiugust Detker, vlelefeld.

mante n". Es gibt viele sehr ernsthafte Äkannec-
keine schönere Lektüre zum Äusgleich gegenüber rrjnal'
aufreidender Tätigkeit kennen als die von .Kru--
schmökern. Bon dieser Neigung profitiert naturttw
der Film, nicht zuletzt der amerikanische, dem -„c!-
diesen Film verdanken. Er hat einen mehr ats orm „„
len Anfang, indem nämlich ein Grab zu sehen R'jegt-
dem ein amerikanischer Journalist Blumen "'„„nülier
Er tut dies in dem Gefühl der Dankbarkeit geS^ .jjäi'
der Toten, die als Sophie Lana das Leben einer oc
tigten Brillanten-Gaunerin führte und mit ihren T'jiiÄ
dem Journalisten Stoff zu vielen Ärtikeln aäb. o sjliN
ist — man sollte das eigentlich nicht sagen, äber?er
verrät es leider gleich selbst — Sophie Lang keme--
tot, sondern befindet sich in der Person «ines 8^- j„
Fräulein Ethel Thomas ebenfalls an diesern
dem das richtige Fräulein Thomas ruht. Soph'2
hatte eben das Leben auf zweifelhafter Bähn M
lebt nun nnter dem Namen der Toten höchst einwsn.^p
weiter. Selbstverständlich steiat die Vergangenheit "ij^
auf, Sophie Lang alias Ethel Thomas wird uh ,jgev
Brillantdiebstahl verwickelt, kann äber ihrem ehemM
Komplizen den Raub wieder abjagen und hat daw»
Prüsung bestanden, angesichts derer sekbst die Pol>3c>Aje
Namenswechsel gewissermaßen amtlich anerkennr.
ganze Geschichte ist zu eincm glatt verlaufenden » -L
geformt worden, wobei die Darsteller — ^j«

Michael als Ethel urtd Ratz Mrland äls tE„S
scher Liebhaber, vor allem äber Sir Guy Sta"" „p,
als elsganter JuwelendiÄ — ihre Rollen eibenso «j^
zwungen verkörpern, wre di« ganze Handlung des v
verläuft. --

Odeon-Lichtsprel«: „Varie tie". Hcms Äl"
und Anabella — eine fast Besovgnis erregeiwe
sammenstellung, die gelingt, weil er. der stets den 8».
Raum ausfiillt und alles andere aus dem Bild jge'
diesem Film als ganz Neuer erscheint. Gerade ieme siw
herrschnng, daß er einen anderen Menschen rreoe
aufkommen läßt, macht ihn diesmal so sympathocö- ^sftU
bella ist wie immer die Erscheinung einer ver sus
und empfindsamsten Frauen, dis ihre Seele nicht
gen kann und ihre ganze Umgebung damit ü'v/Ä<-iteN-
Dennoch will der Film gerade arrs Geaen'sabttm>
wie sie hier dennoch vorkhanden sind, serne dramu ^je
Wirkung gewinnen, was auch -dank einer sutett
(Niolas Farkas) gelingt.

GrotzmarklhaHe Handschuhsheir«. . „

Preft'e für 14 Kilo: Aepfel 22—25. 16—20: Kast^;
15: Lauch 4 Sellerie 8—12; Sprnat 10: Feldsalat
Rosenkohl 10—12; Endiviensalat 1—7; Zwiebeln
Anfuhr sehr groß, Nacbfrage sehr gering. großer
stand rn Feldsalat und Rosenkohl. ^-»

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Vekkerberuht des Reichswetterdiensle^

Ausgabeort Stuttgart. — Ausgegeben um 10 M
Voraussichtliche Wittcrung für Baden. Württcm

und Hohenzollern bis Freitag abend: h(k>

Bei meist südwestlichen Winden vorwiegend
und zeitweise leichte Niederschläge, mild.

^ OIÜ krennliubcr sintzt

„Alfo", fängt er an, „j«tzt hoff ich, du niachst
keine G'schichtcn, Pepi, i will mei Ruh ham, i will
mich zur Ruh setzen, und die Mühl muß ihren Herrn
kriegen. I bin nach der Kirchen beim Ringelbauer
g'wesen und hab g'redt mit ihm."

„Vatter!" schreit die Pepi auf. „Vatter, um Got-
tes willen! Du wirst doch net venkeu, datz i den
Lois..."

„Ja, des denk i, und du wirst dich sügen!"

Pepi ist schneeweiß. Sie klammerte ihre Hände
um die Tischkante. „I hab ja dem Toni sei' Wort gar
net z'rückgeben, i kann doch net plötzlich an anderen.."

Da läuft dem Schachmüller der Kopf rot an. Es
kommt ganz unerwartet. Er macht einen ganz langen
Schrilt auf den Tisch zu und haut mit der Faust da-
rauf, daß die Vase mit den Papierblu-men nmfällt.

Pepi stellt sie zitternd wieder auf.

„Was kannst du net? Den Allodri, der was dich
hak sitzen lassen... der was, ohne daß er den Mund
aufg macht und mit mir g'redt hätt, auf und davon
is. .. dem willst du dein Wort halten? Glaubst
leicht, er kommt z'rück als a Prinz mit aner goldenen
Karossen und wird dich holen? Möglich, datz d' so
dumm bist, aber i bin net so dumm, i will mei Ord-
nung und mei Nuh. Wonn der Lois kommt, bist
sreundlich mit ihm... und die Sach wird abg'macht.

Hast mich verstanden?"

Die Pepi hat sich auf den Stuhl niederfallen las-
sen. Langsam legt sie die Arme auf den Tisch und
den Kopf auf die Arme.

Da Packt es den Alten. weil ein Erbarmen m ihm
hochsteigen will, und um das nicht zu zeigen, fährt er
ste an: „Mach mich net wild mrt der Flennerei, von
der hab i schon g'nug! Und daß du rumgehst mit am
G'sicht wie wann wer g'storben wär... wegen so eim
windigen Kerl, der seine Heimat, sein Madcl. seine
Arbeit rmb alles im Stich latzt, weil ihm wer Flausen
in den Kopf g'setzt hat... Ta es mir der Löis am
kleinen Finger lieber!"

Pepi hebt ihr tränenfeuchtes Gestcht. „Du selber
hast g'sagt, daß er an unguter Mensch ts, a Rauser
und a Trinker."

„Dasür is d' Frau da, daß sie rhrn des abg wohnt.

So lang einer ledig is, is er bald a so, nachher
wird's schon anders."

Damit geht er hinaus und läßt dre Tur hinter sich
ins Schlotz fallen.

*

Der Lois kommt nicht. Der Lois hat gemeint, jetzt
eilt's nimmer. Man müßt nicht gleich rennen, und so
sollon sie nur warten._

USnna Uoi'llllnvtai'kür 2slltrat ckod. lisokier, Nsopirlr. 73

Nunljv'VvI llllllvlvl ftkirull^ell. b°im Loricoo.

komsn v. cV. v. ZarenIioLcn

d opyrlxkt Karl Kükler u. <7o.

Öer ttn-2eklenclork. - klackrlr. verboten 13

Die Pepi geht threr Arbeit nach, ihr Anblick ist
znm Erbarmen.

Da steigt die Müllerin an einem der nächsten
Abende in die Kammer hinauf, sie ist zwiesältig zer-
rissen. Sie muß dem Mann rccht geben... und doch
ist die Pepi ihr Kind.

Und oben versucht sie dann die Weinende zu
trösten.

Es wär ja schließlich nicht alles so schlimm, wie
es ihr in ihrem Kummer jetzt erschiene. Sie wird
mit dem Lois schon gut auskommen, wenn sie erst ver-
heiratet wär, und sie sucht nach tausend Gründen, um
ihren Auspruch zu rechtfertigen. Wenn er also um sie
anhalten käm, sollte sie ihm ihr Jawort geben. Sie
möcht andererseits bedenken, datz erner, wenn er schon
einmal so was wär, wie ein Herr, selbst wenn er zu-
rückkommen tät, der Toni nämlich, dann doch für die
Arbeit nicht mehr zu gebrauchen sei.

Pepi hört allen Argumenten zu, liegt ganz still in
ihren rotweiß gsstreiften Kissen und sagt kein Wort.
Jn ihrer Seele wächst langsam etwas heran, so daß
ihr alles fern wird, als wäre es garnichts mehr, was
sie anginge.

*

Die Heimat hat Toni entlassen, Toni weiß es
rricht. Er arbeitet mit doppelter Kraft für sein erstes
Auftreten, das in Kürze stattfinden soll.

„Für das Herausstellen des Programms hat
Muckermann thn zu einer Besprechung gebeten.

„Ja also... Äntonio mio!" begrüßt er ihn gön-
»erhaft. „Etwas wollte ich Jhnen noch sagen, Toni
Brennhuber ist unmöglich! Ganz einfach unmöglich!"

Toni hebt den Kopf. Er schaut dsn Erregten ver-
ständnislos an.

„Jch sage Jhnen nochmals, unmöglich! Wenn die
Leute auf dem Plakat lesen: Äm Sonntag im grotzen
Konzerthcmssaal stngt Toni Brennhuber Lieder von
Hugo Wolf und so weiter, das ist, wie wenn man eine
Watschen bekommt, mein Lieber! Aber wenn da steht:
Am Sonntag wird im grotzen Konzerthaussaal An-
tonio Brenubio... Ja, mein Lieber, das ist etwas
anderes!"

Toni versteht. Mrt emer ruckartigen Bewegung
wirft er den Kopf in die Höhe. Diese Kopsbewegung
hat er immer gehabt, wenn er beim Ackern seinen Wil-
len gegen den des dicken Bummerl gefetzt hat. Er sagt
also langsam: „Mein Ram geb i net her!"

Muckermann starrt ihn an. Jetzt spricht er auch
noch Dialekt! Aber er sagt begütigend: „Sie müssen
verstehen, es ist doch nur Jhr Künstlername! Jeder
große Künstler hat emen Künstlernamen... sonst im
Privatleben und in amtlichen Sachen sind Sie natür-
lich der Toni Brennhuber, das nimmt Jhnen nie-
mand!"

Der Toni wiederholt langsam: „Meinen Namon
geb ich nicht her!"

Muckermann ringt die Hände. „Seien Sie doch
vernünftig, Antonio! Sie verstehen nichts von
Reklame! Die Leute sind so! Sie wollen etwas Be-
sonderes, das sie nicht haben, es muß etwas Fremd-
ländisches sein. Da hilft emmal nichts."

Der Toni schüttelt den Kopf. „Nein... es steht
aus den Zetteln: Toni Brennhuber... oder ich singe
überhaupt nicht. Jch geh dann wieder heim."

Muckermann wird blaß. „Wenn mich noch der
Schlag trifft, sind Sie daran schuld, Antonio! Wie
können Sie so etlvas sagen... wieder heimgehen? Jch
will doch mem Geld für Jhre Ausbildung ntcht zum
Fenster hinausgeworfen haben! Sagen Sre mir nie
mehr so was, es wäre mein Tod!"

Er setzt sich, schweratmend, in einen Sessel und
wischt sich mit dem Taschentuch die Stirne. „Also
dann in Gottesnamen, heitzen Sie, wie Sie wollen!
Schreiben wir meinetwegen Toni Brennhuber. Einem
anderen würde ich das nicht machen, den würde ich
glatt laufen lassen!"

Und dann steht er wieder aus und legt Toni die
Hand auf die Schulter.

„Noch dazu, wo Sie mir die Kleme abspenstig ge-
macht haben, die Mia! Aber ich schenkc Sie Jhnen!
Meinetwegen!"

Und dann brummt cr noch einmal kopsschütlelnd
vor sich hin: „wieder heimgehen!"

*

Mit gesenktem Kopf steigt Toni die Treppe
herunter.

„Jch schenk sie Jhnen!" hat der Muckerrnann gc-
sagt. Er wird nicht damit fertig. Es liegt quälend
wie ein Alp auf seiner Brust, er kcmn die Einstellung
dazu nicht finden. Man kann eine Kuh, ein Pferd, ein
Fuder Heu verschenken... aber doch nicht einen
Menschen!

Und dann: er will sie ja gar nicht! Zum Schenken
gehören zwei. Einer, der aibt, und einer, der nimmt.
Er nimmt sie nicht, er will sie nicht. Sie macht ihn
unruhig, und er verträgt sie nicht.

Ob er auch schon Nerven hat wie die Stadtleute?

Als er heimkommt, hat die Bedienerin schon ge-
heizt und das Licht aufgedreht. Ein Tisch sür zwei
Personen ist zierlich gedeckt. Er steht vor den Klub-
sesseln am Ofen, auf ve,„ elektrischen Kocher brodelt
das Teewasser. Die Mia hat der Frau dies alles bei-
gebracht.

Er dreht das Licht ab, der Mond scheint hell her-
ein. Wenn sie Licht sieht, denkt er, kommt sie zu ihm
heraus. Er will aber allein sein. Und er geht also
ins Schlafzimmer, zieht die Lederschuh« ans und
leichte Hausschuhe an. Dann stellt er die Tassen weg,
er braucht kemen Tee. Jn der Küche mutz noch eine
Flasche Bier sein.

Um balb zelm Uhr läutct es. Er hält den Atem
an und rührt sich nicht. Er kommt sich schlecht vor,

aber mein Gott, sie kann auch einmal
hingehen. „ d'«

Es läutet Sturm. Zwei Fäuste trommein
Mtlchglasscheiben der Tür.

„Toni! Toni! So mach doch auf!
die Mia!"

Was ste sür einen Krawall macht!

„Toni! Was fällt dir -tn? Schläfst
Toni!"

Jch

du

bitt



Er lächelt. Es fällt ihm plötzlich der heilihc -
pomuk ein... und wie die Pepi immer oh! stMO

^l»

Winterlandschaft darauf zu
am Berg, und in GoldschnU
aekcbricdcn ^ ,-»ilte''

wartet hat, mit zurückgelegtem Kopf und eincm
Lächeln... Ja, die Pepi... -,„,nnrt 'jt

Als das Rufen draußen längst deriti > hoi>
schiebt er sich einen kleinen Tisch zum Fenn ^ kiiN
Tinte nnd Feder und eine Neujahrskarte.
lich von einem armen Händler in einem KaU> >
kauft hat. >n?

Es ist eine
einem Kirchlein

Prosit Neujahr geschrieben. daru»

Langsam und umständlich nralt «r
„wünscht Toni Brennhubcr".

Dann schreibt er die Adresse.

Der große Konzerthaussaal ist bis auf d«n^ ^
Platz gefüllt. Muckermann hat eine »ow „„iiz
gewesene Reklame entfaltet, er hat sozusageu ^„lt»u
Stadt eine Woche lang aus die Folter der
gespannt. . ^„-stehcOz.

Die Presse hat spaltenlang auf das v groß
Konzert hingewiesen mit Andeutungen aui
epochemachendes Ereignis. . Aruub-

Der Name Toni Brennhuber ist >u a»

Wer ist Toni Brennhuber? ,n.

Achselzucken, niemand weitz es. ^ , .»sver>^k-
Das Konzert ist schon lange vorher d«r
Eine Notiz wird ausgegeben, daß mso ,„^de>0
kcn Nachfrage der Abend am Mittwoch ,,

werden wird. „ebk '-cht

Muckermann reibt sich die Hände.^ >>- »

Toni um wie mit einem rohen Ei. 3h"
aufreqen!

n»r

di"

eqen! MondrO'„el^

Im Saal fließt das Licht aus vielcn^' v
an der Kasettendecke eingelassen »nd >» ->
borgen sind. LoS^'

Große Toiletten im Parkett und >» n„d

Presse ist vollzähliq vertreten. Biihnc'h 'hft

Tüeaterdirektoren von allen orvm" hgft
erschienen, und in der ersten R^>.^ ^^e,errn vau
Intendant der Äaatsoper mit e>»cm v
Regierung. Mter>

Das Haus ift voller Erwartnng, ,

regt. die Spannung steigt. ^„„rsctzung


^ t-iaup

-5^

itstr-
 
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