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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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„Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger"

Mittttwch, 23. Dezember 1936

Ne«e Dicks der BolscheMeii.

Die Torpedierung des Sowjctdampscrs „Komsomol".

London, 23. Dezember. Vor einigen Tagen wurde
der sowjetruflische Frachtdampser .Komsomol"' ver-
senkt. Das Schiss hatte Kriegsmaterial siir
Spanien an Bord. Der Oberbesehlshaber der sowjet-
ruflischen Flotte, Orlow, hat im Anschlutz an eine drei.
stündige Konserenz mit dem sowjetruflischen Kriegsmini-
fter einen Tagesbefehl erlaflen, worin die Versenkung des
„Komfomol" als ein „Verbrechen" bezeichnct wird, für
das die Sowjetmarine „Sühne" verlangen müfle.

Inzwischen ist der Verdacht aufgetaucht, datz die
Dolschswisten selbst den Dampser „Komsomol" verssnkt
haben. In diesem Zusammenhang muß fcstgestellt wer-
den, datz das Vombenslugzeug der Madrider französi-
schen Votschaft, das vor zwei Wochcn hundsrt Kilometer
nördlich von Madrid abgeschossen wurde, nicht, wie
damals behauptet wurde, von den nationalen Truppen,
sondern von den Roten felbst heruntergeholt worden
ist. Mit diesen Mitteln versuchen di« Volschewisten, un-
ter allen rlmständen zu errsichen, dah Frankreich
und Cngland sich auf ihre Seite stellen.

Mininendnich droht.

NeueS Lingeständnis der spanischen Volschewisten.

Salamanea, 23. Dezember. (Cig. Funkmeldung.) Der
kommunistische Iugendverband erlish über
seinen eigsnen Rundfunksender einen Aufruf, in dem fsst-
gestellt wird, datz alls Vegeisterung nicht zum Sieg füh-
ren könne. solange die elementarsten Voraussehungen der
Disziplin nicht erfüllt werden. Nachdem in diesem
Aufruf ganz offen zugegeben worden ist, datz die roten
Streitkräfte bis heute sehr viele Nieder-
lagen erlitten haben, heiht es weiter: „Wenn
biessr Unordnung nicht bald durch eine Vercinhcit-
lichung des Obcrbefehls begegnet wird, wird sich der
Zusammenbruch immer mehr nähern!"

Der gleiche Sender sordert zur Vildung motori-
sierter Milizpatrouillen aus, die Er-
fchietzungen vornehmen und unter denLaden-
besihern „ausräumen" sollen. Begründet wird
diese Forderung mit der allgemcinen Teuerung im bol-
schewistischen Teil Spaniens, die angesichts des Waren-
mangels von Händlern und jüdischen iSeschäftemachern
herbeigeführt worden ist.

Ersolgreicher Borvorsch der Nolioimleii.

Die Kämpse in der Provinz Cordoba.

Salamanca, 23. Dezember. (Ciqene Funkmcldung.)
Die nationalen Truppen jehen ihren Vor-
niarsch in der Provinz Cordoba erfolgreich fort. Nach
dcm Keeresbericht des Obersten Vefehlshabers in Sala-
manca wurden am Dienstag von den Streitkräften dcr
nationalen Südarmee dis Orte Cl Carpio und Psdro
Abad (ctwa 28 bzw. 35 Kilometer östlich der Stadt Tor-
doba), sowie der Ort Villa Franca de Cordoba erobert.
Die Bolschewisten Hatten starke Verluste.
Jhnen wurde viel Kriegsmaterial und zahlreiche Maschi-
ncngewehre abgenommen.

Im Norden wiederholten die bolschewistischen Trup-
pen im Kampfabschnitt von Villareal in der Provinz
Alava ihre Angriffe auf die von den nationalen
Truppen am Montag eroberten Stellungen. Sie erlit-
ten dabei grotze Verluste, ohne ihr Ziel zu erreichen.

An der Front von Madrtd wurde bei einem Luft-
kampf ein zweimotoriges bolschewistisches Vomben-
flugzsug abgsschössen.

Dönmnnde Eröciiillnis.

Der „Matin" schreibt: Der französische Soldat
der Söldner Stalins.

Paris, 22 Dezember. Der „Matin" bezeichnet in
einem Artikel über dis außenpolitischen Ziele der Sow-
jetunion den sranzösischen Soldaten als „den
Söldner. den sich Stalin für seine grotzen Cr-
oberungspläne ausaesucht hat". Als das unmittel-
bare Ziel Moskaus bezeichnet das Blatt, „Dsutsch-
landzu schlagen und zu ermüden dadurch, daß man
Frankreich und Spanien, in einer Moskauar
sogenannten Volksfront vereint, auf Deutsch-
land hehe". Nach Auffaflung des Vlattss fällt hierbei
auch der Tschechoslowakei und sogar China
— wobei der „Matin" osfenbar an die jahrelange kom-
munistischs Wühlarbeit in Lhina denkt — in
den sowjetrussischen Absichten eine entscheidende Ausgabe
zu Stalin, schreibt das sranzösische Vlatt, wäre dann
jener „Herr der Völkcr", als der er sich bereits bezeichne.

— Der englisch-ägyptische Dertrag ist am Dienstag
in Krgft getreten, nachdem reichverzierte gebundene
Cxemplare des Vertrags zwischen dem britischen Ober-
komimssar Sir Miles Lampson und dem ägyptischen
2lußenMinister Waffef Pascha GHali ausgetauscht
worden waren.

— Der Anterausschuß des Internationalen Nicht-
einmischungsausschufles beschloß am Dienstag die Cin-
sctzung technischer Unterkommiffionen zur Prüfung der
indirekten Cinmischung in die spanischen Angelegen-
heiten.

Das Reue-te vom Zag.

„M Ardtit mid Br«t."

Oefsentliche Iiehung der 8. Reichslotterie sür Arbeits-
beschaffung in München.

München, 22. Dezember. In Münchcn begann am
Dienstag nachmittag untcr Aufsicht des Notariats Mün-
chen V die öffentliche Ziehung der 8. Reichslotte-
rie für A rb eit s b e s ch as s u ng, die im Künstler-
haus stattfindet und zwei Tage beansprucht.

Die Ziehung wurde eröffnet im Auftrag des Reichs-
schahmeisters der NSDAP. durch Stabsleiter Sau-
pert, der in einer Ansprache auf die gewaltigen Fort-
schritte und Crfolge hinwies, die auch in diesem
Iahr in der Vekämpfung der Arbeitslosigkeit erreicht
worden sind, nicht zuleht'dank der Reichslotteris für Ar-
beilsbcschaffung.

Nach der Ansprache dcs Stabsleiters wurde zur
Ziehung geschritten; die Lotterie enthält zwei Abteilun-
gen .4 und L mit je drei Millionen Losen, die in eine
große Lostrommel eingeschüttet sind. Cine zweite Trom-
mel enthält die Gewinnröllchen, eine dritts dis End-
nummerngewinne, die zuletzt gezogen werden.

Zur Ausspielung gelangen u. a. zwei Gewinne zu
501)00 Mk., 20 Prämien zu 2500 Mk., 50 Gewinne zu
1000 Mk. und 100 Gewinne zu 500 Mk. Die insgesamt
424152 Gewinne und 20 Prämicn ergeben zusammen
eine Gewinnsumme von 1600 000 Mk.

Bereits am ersten Tag der Ziehung wurden die
4152 Gewinne in Höhe von 20 Mk. bis oO OOO Mk. von
insgesamt 424152 Losen beider Abteilungen ausgelost.

Dabei fiel der Haupttreffer von 50 000 Mk. in bei-
den Abteilungen, also 100 000 Mk. auf das Doppellos,
aus die Losnummer Nr. 2 786 629.

Vei der Ziehung wurden neben den tzauptgewinnen
von 50 000 Mk. in 'beiden Abteilungen und den zahl-
reichen Gewinnen zu 500, 100, 50 und 20 Mk. und dar-
unter auch 50 Gewinne zu je 1000 Mk. (oder je 2000 Mk.
beim Doppellos) qezogcn, und zwar auf folqende Los-
nummern: 73 627, 230 366, 382 049, 566 671, 592 651,
726 892, 791 766, 905 914, 1 096 952, 1 322 151, 1 517 444,

1 860 239, 1 922 053, 1 941 166, 2 079 499, 2 123190,

2 347 278, 2 435 970, 2 484 555, 2 494 207, 2 602 351,

2 612 790, 2 733 765, 2 748 895 und 2 955 179.

Gleichzeitig mit den 4152 Gewinnen, die einzeln aus
dem großsn Nmnmsrnrad gszogen wurden, wurden durch
die lehten 10 Züge auch die 20 Prämien zu 2500 Mark

(oder 5000 Mk. bcim Doppellos) ermittelt. Sie fielen
aui die zulctzt gezogenen Gewinne in Höhe von 20 bis
100 Mk. und zwar auf die Losnummer: 164 629, 1 489 695,
2 072 697, 2 504 023, 2 578 979, 2 627 615, 2 642 805,

2 884 939, 2 909 550 und 2 999 170. (Ohns Gewähr.)

Sechs Vergleme lebendig eingemauett.

Tragödie in einer böhmischen Grubs.

Prag, 22. Dczember. Die Antersucbung des An-
alüäs auf der Grube Prokop in Soborten nord-
ostlich von Teplih-Schönau, das sich am 6. Oktober v. Is:
creignets, führts zu ciner überraschenden Aufklärung.
Sechs Vergleute wurden damals das Opser dcs
Unglücks. Cin Obersteiger hatte einer Kommiflion, die
in die Grube kam, gsmeldet, datz schlagende Wetter auf-
gctreten scien und die Grube brenne. Die Kom-
iniflion hatte daraufhin die sofortige Abdichtung
der Grube durch eine Ziegelmauer angeordnet.

Dieser Tage nun stiegen zwei Vergleute mit Sauer-
stoffapparaten in den Schacht, um die Verunglückten zu
bergen. Ihnen bot sich ein entsetzlicher Anblick. Die
Vergleute lagen beisammen. Ihre Köpse beugten stch
über einen Wasserbshälter und hielten sich gegenseitig
an den Händen. Wie sich herausstellte, waren die Äerg-
leute lebendig eingemauert wordcn, obwohl
sie in zwei bis drei Stunden hätten gerettet werden kön-
nen. Cine oberslächliche Vesichtigung zeigte klar, daß in
der Grube tlberhaupt kein Bränd ausge-
brochen war, Die Leichen waren nämlich mit Schim-
mel bedeckt, der sich bei grötzerer Hihe nicht hätte bil-
den können. Auch das Handwerkszeug der Totsn und die
Kohlen waren unversehrt.

Schwere Stürme über dem Atlantik.

Newyork, 22. Dezembcr. Schwere Stürme
über dem Atlantik haben das Cintressen von zehn
Ueberseedampsern beträchtlich verzögcrt, unter ihnen be-
sinden sich die „Curopa", „Nordmandic", „Aquitania"
und „Deutschland" mit etwa 2500 Fahrgästen undTausen-
dsn von Weihnacktspostsäcken. Die Verzögerungen be-
tragen bis zu 24 Stunden. Die Post trisft infolgedessen
zu spät ein, um noch zum Weihnachtsfcft ausgctragen
werden zu können. Die „Curopa", dis bsreits am
Dienstag docken sollte, wird erst am Mittwoch auf Dock
gshcn.

Dlc IüdMasc ii> Pole«.

Worte des Protestes.

Warschau. 22. Dezember. In der Sitzung der Haus-
haltskommiffion im Sejm wurde bssonders lebhaft die
Iudenfrage in Polen besprochsn.

Der frühere Legionär und Kavallerieoffizier Abge-
ordneter Budzinski beklagte sich in der Äussprache
über die Personalpolttik der Regierung. Zur Vegrün-
dung wies der Abgeordnete daraüf hin, datz eine Reihe
einflutzrei ch eü Posten in der polnischen Prefle
und Diplomatie mit Iuden beseht sei. Iuden seian die
Inhaber der höhcren Stellen in den Redaktionen polni-
scher Zeitungen. Wcnn die Regierung eine Preffekonfe-
renz einberuse, so erschienen als Vertretsr der potnischen
Blätter überwiegend Iudsn. Daß di« Vertrster pol-
nischer Zeitungen in Deutschland jeht keine Iu-
den mehr seien, sondern Polen, sei viel mshr auf die
Cntwicklung in Polen als auf die in Deutschland zurück-
zuführen. Die Abteilung für Außenpolitik im pol-
nischen Rundfunk sei mit dret Iuden beseht. Iu-
dsn unterrichtetsn also dis polnische Oefsentlichkeit übcr
dis politischen Vorgänge im Ausland. Wenn die Rsgie-
rung, so suhr der Wgeordnete fort, ihre Personalpolitik
nicht ändere, dann werde sie alle Polen zu Antise-
miten machen, da derartige Auständs natürlich eins
Reaktion hervorrufen müßten. Die Polen könnten nicht
dulden, datz auf trgendsinem Posten «in Iude die po l-
nische Kultur vertrete. Cs sei höchsts Zeit, Polen
von der inneren Okkupation durch das Iudentum zu b e-
s re i e n.

Als ein jüdischer Abgeordneter disser Darstellung
widersprechen wolltc, begegnete ein andcrer polnischer Ab-
geordnetsr seinem Vorstoß mit der Frage, ob der jüdische
Vertreter etwa nicht wifle, daß untsr den derzeiti-
gcn Verhältniflen in Polen nur noch ein Iude Rechts-
anwalt odcr Iournalist werden könne. Der Sohn eines
polnischen Bauern daqegen habe nicht cinmal die
Möglichkeit, sich ein Ladengeschäft zu gründen.

Piliische Ziisliz.

Deutsch« wurden überfallen und dann bestraft.

Posen, 21. Dezember. Im November 1935 ist eine
Versammlung der Iungdeutschcn Partsi
in Neu-Palcschken von einer Gruppe polnischsprchcnder
Pcrsonen übersallen wordcn. In dcm sich dabei
cntwlckelnden Handgcmcnge wurden die Angreifer
verprügelt. Dieser Vorfall führte zu einem Straf-
verfahren gegen die beteiligten Deutschen. Sechs
dcutsche Völksgenoflen wurden vom Posener Appella-
tionsgericht zu Gefängnisstrafen bis zu einein-
halb Iahren bestraft. Vezeichnendsrweiss wurde den
deutschen Cntlastungszeugcn offenbar kein Glauben ge-
schenkt, da sich das Llrterl lsdiglich auf die Aussagen der
polnischen Zeugen, von denen sich mehrere unter den An-
greisern befunden hatten, stützt.

Dieser Tage erhielten die drei Schriftleiter
der „Deutschen Nachrichten" in Possn, die von «inem
nationaldemokratischen Rollkomniando am 15. August

kunsk und Mssenschafk.

sD'e Goethe-Medaille für Profeffor Dr. Heinrich
Gloel in Wehlar.f Der Führer und Reichskanzlcr hat
durch firkunds vom 24. Dezembsr 1936 dem Profeflor
Dr. Heinrich Gloel in Wetzlar in Anerkennung seiner
Verdienste um die deutsche Kunstwiffenfchaft und Goeths-
Forschung die von dem Reichspräsidenten von Hinden-
burg gsstiftete Goethe-Medaille für Kunst und
Miflenschast verliehsn.

s2ldols Windaus' 60. Geburtstag.) Dr. Adolf
Windaus, Profeffor für Phyflologische Lhemie an der
Llniverfltät Göttingen vollsndet am 25. Dszember sein
sechzigstes Lebensjähr. Windaus, der von Geburt Ver-
liner ist, begann seins akadcmischs Lausbahn im Iahr
Iahr 1903 an dcr finivcrsität Freiburg i. Br. 1913 cr-
hielt er etnen Ruf als ordentlicher Profeflor in die fini-
versität Innsbruck und seit 1915 wirkt er als ordentlichcr
Proseffor sür Chemie und Dircktor des Allgsmeinen
Chemischen llnivcrsttäts-Laboratoriums an dcr finiversi-
tät Göttingen. Windaus hat flch auf Grund seiner For-
schungen im Jn- und Ausland einen bekannten Namen
crworben und ist Mitglied dsr Akademien der Wiflen-
schasten in Verlin, München und Göttingen, sowie einer
Reihe grotzer ausländischer wiflenschaftlicher Gsssllschaf-
ten. Im Iahr 1928 erhielt der Gelchrts dcn N o b e l-
prsis für Lhemie für seine Verdiensts um die Kon-
stitutionsermittlung der Steins und dercn Zusammen-
hang mit dcn Vitamincn.

sDer schlcsische Litcraturpreis.f Das Preisgericht
zur Vcrtsilung dcs Schlesischcn Literaturpreises hat be-
schloflen, keinen Cinzelpreis zur Verteilung zu bringen,
vielmshr wurde dsn drei schleflschen Dichtern Walde-
mar Glaser (Vreslau), Crich Heinkis (Vreslau)
und Stephan St u r m (Hirschberg) mit Rücksicht auf die
Gcsamtheit ihres bisherigen vsröfsentlichten Schrifttums
eins lobende Ancrkennuna ausgesprochen, die mit einer
Chrengabe von je 1000 Mark verbunden ist.

sDcr Weihnachtsbaum in Glauben und Branch.f Der
Weihnachtsbaum, den Victor von Scheffel im
„Eckehard" schon im 10. Jahrbundert auf dcm Hohentwiel
erstrahlen läßt, muh — wie Otto Lauffer in seinem bei
de Gruvter u. Co. unter obengenanntem Titel soeben er-
schienenen Büchlein nachweist — vom Standpunkt der Sit-
tengeschichte als ein Jrrtum angesehen werden. Die
Sitte des stehenden, geschmückten Weihnachtsbaumes ent-
ftand nach überlieferten Schriflen im Elsah während des
16. Jahrhundects, und die erste zuverlässige Schilderung

von geschmückten Lannenbäumen findet sich in einer Art
Reisetagebuch aus dem Iahr 160S, wo es heiht: „Auf
Weihnachten richtöt man Tannenbäum zu Strahburg
in den Stuben auf, daran henket man Rosen aus vielfar-
bigem Papier geschnitten, Aepfel, Oblaten. Zischgold, Zuk-
ker . .. ." Jn schweizerischen Orten wurde einst statt des
Tannswbaumes eine S t e ch p a l m e im Zimmer aufge-
stellt; in der Pfalz und in Schwaben beherrschte der
Buchsbaum den Wsthnachtsbrauch. Ueber die weitere
Verbreitung des Weihnachtsbaumes in dcutschen Landen
berichten erst wieder Schriftstücke auS der zweiten Hälfte
des 18. JahrhundertS. Am fpätesten fand der Christbaum
in den VolkSbrauch der Alpenländer Eingang; so wurde
im Pustertal erst im Jahr 1902 ein Weihnachtsbaum zum
erstenmal ausgestellt, und in den kleineren Orten Steier-
marks und Kärntens ist «r bis heute noch fremd geblisben.
Dagegen haben Kirche und Schule in Deutschland den
Weihnachtsbaum in das letzte Tal und in die letzte Hütte
getragen. sodah er sum eigentlichen Wahrzeichen der deut-
schen Weihnacht geworden ist.

Kleine Notizen.

Anläßlich des 100. Gsburtstagss des Meisters der
Lhirurgie Crnst von Vergmann wurds dieser Tage im
Kaiser-Friedrich-Haus in Verlin sine Crnst.von-
Vergmann-Ausstellung eröffnet, die bis Mitte
Ianuär der Oeffentlichkoit zugänglich blcibt. Die Aus-
stellung gibt einen lleberblick über die Cntwicklung der
Operätionskunst und vermittalt sowohl dem Fachmann,
als auch dcm Laicn Cinblick in das bahnbrechende Schas-
sen berühmter Aerzte.

Die Münchner Philharmoniker, die erst
kürzlich als erstes deutfches Orchester in Oesterreich ein
Gastspiel gegeben hatten, werden im Januar unter Lei-
tung von Professor Siegmund von Hausegger eine
grohe Deutschland-Konzertreise unternehmen.
Das „Orchester der Hauptstadt der Bewegung" ist einge-
laden worden, in Nürnberg, DreSden, Hamburg, Hanno-
ver, Göttingen, Karlsruhe, Stuttgart und Krankfurt a. M.
zu konzertieren.

Jn München kannte der Maler Profeflor Franz
Grässel, ein Landsmann von Hans Thoma, setn
75. Üebensiahr vollenden-

Das Jnstitnt für romanrsche Studien in Rom sam-
melt seit sechs Iahren alle Literatur, die seit der Antike
über Rom in aller Welt geschrieben worden ist. DaS
bisher gefundene Material umfaht 401 666 Schriften
über Rom aus 45 italienischen, 66 ausländtschen Biblio-
theken, sowie aus 6 Äibliotheken der Vatikanstadt.

d. Is. überfallen und mißhandelt worden wa-
ren, als fls ihrer jonriialistischen Pfiicht bei eincr öf-
sentltchen Krcisvsrsammlung des nationalsn Lagers nach-
kamen, vom Staatsamvalt, sowie vom Posener Ve-
zirksqericht dte Nachricht, daß dcr Staatsanwalt die U n-
tersuchung in dem vorliegenden Fall niedcr-
geschlagen habe, da die Täter nicht auffindbar und
die Merknmle eines Vergehcns nicht vorhanden seicn.

Weikere Neldungen.

Das deutsch-polnische Wirtschaftsabkommen um
weitere zwei Monate verlängert.

Wqrschau, 22. Dszember. In Warschau wurde
am Montag vom deutschsn Botschafter v. Moltks und
dem Llnierstaatssekretär dss Auswärtigsn Graf Szem-
bek, eine deutsch-polnische Vereinbarung unter
zeichnet, durch die das deutsch-polntschs Wirtschasts
abkommen voin 4. Novembcr 1935, das bi- zum
31. Dezember 1936 verlängert worden war, um
weitere zwei Monate verlängert wird.

Die nicht abgewrackten englischen Kreuzer iverden
Lustabivehrschifse.

London, 22. Dszember. Die britische Regierung un
tcrrichtete am Dienstag die Vercinigte Staaten und
Iapan amtlich davon, datz sie gemätz Ärtikel 2l die von
dem Crsten Lord dcr Admiralität am vorigen Donners-
tag benannten fünf Kreuzer im Dienst zu behal
ten wünsche. Die Schiffe würden jedoch nicht als
Kreuzer verwandt werden, sondern als Lust
a b w e h r s ch i f f e.

Wis verlautet, hat nunmehr auch die japanischs
Regierung thre formclle Zustimmung zur Vet-
behaltung der übsraltcrtcn sünf englischen Kreuzer ge-
gcben.

Trotzki auf dem Wcg nach Mexiko.

Oslo, 23. Dezember. Der norwegische Iustizminister
bestätigte am Dienstagabend in einer Unterredung mit
einem Vertreter des „Tslegrambyrea", daß Trohki
und seine Frau Norwegen verlassen haben, um
sich nach Mexiko zu bcgeben.

Die Söhne des Nas Kaffa hingerichtet.

Rom, 23. Dezembsr. Vei der im Gebiet von Schoa
vorgsnommsnen systematischen SLuberungsaktion waren
die beiden Söhne des Ras Kafla, Dedjas Averra
und Dedjas Asfa Wosssn, in italienische Gesan-
genschast geraten. Beide wurden in Ficce, lOO Kilometer
südlich von Addis Abeba, hingerichtet.

In unterrichteten italienischen Kreisen wird betont,
daß mit dsm Töd dieser beiden besonders feiirdlich ein-
aestellten Dandenführer dis lehte Möglichkeit wciteren
Widerstandes im Schoa-Gebiet zusammengebrochen ssi.
Bemerkenswert 'ei, datz auch im Schoa-Gebiet die ein-
geborene Vevölkerung dtess Strafaktion der italienischen
Kolonnen tatkräftig ünterstüht habe.

Gerichtsfaal.

D«r Prozstz gegen den Iuden Arthur Simson.

tz Meiningen, 22. Dezember. In Meiningen nahm
am Dienstag dsr vor sechs Monaten begonnene P r o-
zetz gegen den ehemaligen Mitbesttzcr des früheren
S i m s o n - W e r k e s in Suhl, den Iuden Arthür
Simson, und seine srühercn Angestellten Väh,
Klett und Gutkc sein Ende.

Die Vorgeschichte des Prozefles ist, daß der Iude
Arthur Simson, der auf Grund des Versailler Frie-
densdiktates lange Zeit dis Alletnbelieferunq
der Retchswshr mit gewiflen Waffen durchführte,
diese Monopolstellung zu einer ungeheueren Ausbcu-
tung des Retckes mißbrauchte. Cine gewtffe Wieder-
gutmächung ersolgte dann später durch dic Abtretung
der Werke an den Treuhänder Reichsstatthalter und
Gauleiter Sauckel.

Die Durchführung des Prozefles gestaltete sich
äußerst schwiertg, da dsr gvößte Tsil des bslasten-
den Materials seinerzeit durch den Iuden beiseite
geschafst und vernichtet wurde. Arthur Simson und
seine Helfershelfsr haben es vorgszogsn, zur rechten Zeit
ins Ausland zu fliehen. Sejns Nesfen Meyer,
Lie in Dresdcn wsgcn Landesverrats verurteilt wurden,
wsil sie versucht hatten, Gebcimmaterial über die tsche-
choslowafischc Grenze tns Llusland zu bringen. wurdcn
damals gegen eine hohe Kaution aus sreism Fuß be-
laflen und benutzten natürlich auch die Gelegenheit, ins
Ausland zu gehsn.

So standsn nur die frühersn Angsstellten Vüh,
Klett und Gutke vor den Schranken des Gerichts.
Der Prozsß endete nfit dem Veschluß, das Vsrfahren
gegen Arthur Simson vorläusig etnzustellen. Haft-
dcsehl und die Vermögensbeschlagiiahme bleibcn bestehen.
Väh und Klett wurden mangels Veweisss freigesprochen.
Max Gutke, der des Vetrugs schuldiq war, wurden
mildernds fimstände zugebilligt. Das Verfahren gegen
ihn wurde aus Grund des Strasfreiheitsgesehes vom 7.
August 1934 eingestellt, da er nur zu oiner Geldstrafe
untsr 1000 Mark hätte verurteilt werden könncn. Die
Vcrkündung der firteilsbegründung erfolgte in nicht-
össentlicher Sihung, da militärische Geheimnifls zur
Sprache kamen, dercn Veröffcntlichung eine Gefährdung
der Staatssicherheit bedeutet hätte.

Morge« im RmdM.

Wieder Weihnachtsansprache des Stcllvertr e

des Führcrs. ,

Verlin, 23. Dezember. Der Stellvertrcter e - ^
rers, Reichsminister Rudols Heß, spricht "s
jährlich — auch diesmal am Heiligen D't

Rundfunk zudenDeutschen in aller -t'c pm
Rede wird übertragen am morgigen Donners
24. Dezember, von 21 bis 21.20 Uhr.

Der I«ril>g«»Werkthr «och Mke«ö^

Einigung zwischcn Dcutschland und j„

Verlin, 22. Dezember. In den seit längcrcr
freundschaftlichem Geist zwischen dcm polnische« u
RLichsvcrkehrsministerium geführten Verhandlm'9^ ^ „ s
die weitere Regelung dcs Durchgangsve'
zwischen Ostpreußen und dem übrigcn Deutschlau ^^jZt
22. Dezember 1936 eine volle Cinigung
worden. ^icd

Nach dcm jeht beschlossenen ficbereinkom"^
der bestchende Zustand, wonach der Derkcy ^jrd.

rlei

die kürzesten polnijchen Durchgangsstrecken 6"?"^ ^

auch für das Iahr 1937 beibehaltcn. Da
Verkchrsbeschränkungen auf dcm Ciscnbahnweg
wird dcr Cisenbahndurchgangsverkehr im Iahr
heblich zunehmcn.

Die Zahlungsfraqe hat eine Läsung 9^ pck
die der gegenwürtigen Sachlage bei Verückstch'B
beiderseitigen Intereflen entspricht.

Der Schöpfer dcs Pcrgamon-Muscums gcstrrbeN'


Geheimer Regierungsrat Dr. Theodor Wiega 1
aleich Mitglied des Preuhischen ^taatsrats, der ^ „„„
ichen Akademie der Wissenschaften. starb >m -s^ tzesieN
72 Lahren. Mit ihm ist ein Mann dahingegangeu- h,„
Name weii über die Grenzen der FachwisieittaM gn
aus berühmt geworden ist. tErick -8»»

Ieotsches Reich.

Eine Sportabteilung im Reichs-

und Preu?!!^!'

Ministerium des Inncrn. Im Neichs- und preuN'.. >.
Minijterium des Inncrn wird mit Wirkung

ve"N,

Ianuär 1937 zur Vearbeitung aller Ängelcgenhefi^ s,.
Sports und der Leibesiibungen eiue besonder
teilung — Ubteilung 8 — gebildet, mit dcre"„„!>
tung der Reichssportführer v o'n Tschammer
O st e n bctraut wurde. . . ded

Veschlcunigte Kultivierung und ErschlietzuNF,qei''
Emslandes. Der Veaustraqte für den Äierjah^jst,^
Ministerpräsident Generaloöerst Göring, hm
minister Kerrl als Leiter der Reichsstelle sur
ordnunq mit der Durchführung aller Mahnahmen.
einer beschleunigten Kultivierung ,„c»
schlietzung desCmslandcs und der nn9/jjti>'F
den Gebiste erforderlich sind, und mit der endu ye
Rcgelung des Cinsatzes und der Zusammenaroe
Arbeitskräfte im Lmsland betraut.

^ wpd

Ein Veilcidstelegramm des Führers zum -

Proseflor Wiegands. -z,-'

Verlin, 22. Dczember. Der Führer und -
kanzler hat an die Witwe dcs Staatsrats
Dr. Wiegand nachstehendes Beileidstelegra ^
richtet: „Zu dem schweren Verlust, der S'N vm ,
Tod Ihres Herrn Gemahls betrossen hat, «0,,.

Ihnen und dcn Ihren in dankbarer Würdigung gik'

tzen Lebensarbeit des Heimgegangenen meine
Anteilnahme aus."

Sleine Melvunqen bsilN^ü

— Oberst d« la Rocque hielt in der E^Äsis^
d«s 1. Kongrefles der von ihm gegründetsn Frau»-„,>.
Soztalpartei eine Rede, tn der er die Auib . »»„
des sranzösisch-sowjetruflischen Paktes verlaE„cN
sich sür «ine ernsthafte Ännäherung zwischcn ^ere''
und Vsrlin aussprach. Die Partei zöhfi^.jstz»»',
zwei Millionen Mitglieder. In eincr Cntscv^,,,,!»-
wurda dem Führsr einsfimmig das Vertrauen
und Treue gelobt.

— Der bulgarische Gesandte in Rom hat
ministsr Graf Liano dic Crmächtigung zur Al'er
eines bulgarischen Konsulats in Sldd'-
erbeten, die'ihm erteilt wurde. ,, „-nis")»

— Di« Verösfentlichung der englisch '>u. e
Vsreinbarung ist, wie aus London gemeldct w> ' ^

'm neuen Iahr zu erwarten. sc'",^.

— Der amerikanischs Kricgsminister hut esr'.s
Iahresberickt dem Präsidcnten vorqeschlaqcn, m ' „r
densstärke der Armee auf 165000
14 000 Rescrve-Offtziere zu erhöben. Die g"6s,l> l2"
Stärke des Heeres beträgt 146 826 Mann
Osfiztsre.

?lus aller We!t.

— Ein Fund im Gebüsch. In eincm GA^r "'"H
Umgebung von Görlitz fanden einige SW' jh»^
Flaschs, die aus dem Voden hcrausragte """ „ls2j.-

Innern eins Anzahl Goldstücke barg,
Silbergeld und mehrcre wertvolle Ä'ihssP r
Crmittelungen habcn ergeben, daß die Äöerfi' stU',
einem im Iahr 1925 in Görlih verübten C'"bs
men. Der Täter konntc ebenfalls ermittclt
sitzt gegenwärtig weqen andercr Straftaten
haus. .

— Kein Weitzwein mehr an der Ahr- .
müdigkeit der Ahrberge soll durch, erh-bn^ „„„
fuhr von Stalldünger und Zwisckemu ,xa»tt,,„
stellt werden. Wichtiq ist aber. datz sür R-ua"w
qen nur noch rote Reben in Fraqe komme''
diese nicht qedeihen, könnSn weitze Trauben
werden, die aber nur sür Mostbsrcitunq odcr a
obst zu verwarten sind. Es soll keinen we'tz' " ^

mehr geben. ^jhe ^

^ — Rcue Warmquellcn am Rhein. Dre - ,

Warmquellen am Rhein ist a„f >

Ouclle bereichert worden. Vci den Dohrung > p„
Insel Grafenwerth bei Honnef wurde c
wertige alkalische Warmquelle, vre ^„qes^z.l<!
Peratur von 24 bis 25 Grad Würme hcsitztz "
ten. Dis Bohrungsn, die bis jetzt eine
Meter erreicht haben, werden fortqesctzt. da m ' „„i>>',.
ßerer Tiefe noch würmcrcs Mineralwafler ^

Man trägt sich mit dem Gcdanken, )" ^m. ' ^ov
chen Honnef am Futz des Siebengebirges ern s
Warmschwimmbad zu errtchte».
 
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