Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.9513#0224

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Seite 6

Fernsprecher°S.-A. 7351—53.

,Heidelberger Neueste Nachnchten" — „Heidelberger Anzeiger"

Montag, 20. Zuli 1936

Nr. 167

Pcn der in Deutschland gcbräuchlichen Sportflugzeuge
ein Stslldichcin.

Sommerlicher Himmel wölbt sich über
dem Freigelände.

Der Vesucher wandert durch ein Blütenmeer. 500 000
Blumen vereinigen ihre Farben zu leuchtenden Flä-
chen. Am Abschlutz dieses Gartenteils steht cin P a v i l-
lon, den der Reichsstand des Deutschen Handwerks
errichtet hat. Acht grohe Schausenster spieaeln in diesem
Raum das Schafsen des doutscheN handwerks in hundert-
sachen Formen und Arbeitszwsigen.

Von fern hört man ein 'Pfeifen und Fauchen, das
immer näher kommt. lknd plötzlich rattert an dem Be-
sucher Deutschlands ältests Cisenbahn vorüber. Die hun-
dertjährige Lokomotive „ Adler " zieht ihre postkut-
schenähnlichen Wägelchen rund um das Freigelände.

In der grünen Mulde des riesigen Terrassengartens
finden täglich grohe tänzerische und artistische Vorfüh-
rungsn statt. „Anmut und Kraft" ist das Motto, das
man über das Programm dieser Darbietungen geseht
hat. Hier ist ssrner' ein Freilichtkino geschaffen worden,
das erste Tageslichtkino der Welt.

Die Ausstellung „Dsutschland" findet bis 16.
August auf dem gesamtcn Ausstellungsgelände am
Funkturm statt. Cinläh täglich von 9 bis 20 Uhr.

Maffenbesuch auf der Ausstelluas.

Verlin, 19. Iuli. Wie nicht anders zu erwarten war,
erfreut sich die Ausstellung „Deutschland", diese gewaltige
Schau deutschen Lsbens in Vergangenheit und Gegen-
wart, seit dem Augsnblick ihrer Cröffnung einss gewal-
tigen Vesucherandranges, der am Sonnag ganz
besonders grohe Ausmahe annahm. Im Lauf des Sonn-
tags trafen nicht wsniger als 24 Gesellschafts- und
KdF-.Züge mit Reisenden ein, die sich diese grohe
Schau am Funkturm als Ziel ausersehen hatten. Hinzu
kam eine unübersehbare Zahl von Reiseomnibussen,
die zusammen mit den zahlreichen Privatwagen auf den
Parkplähen am Ausstellungsgelände in endlosen Reihen
standen. Rund 50 000 Msnschsn wurden bis zur Schlie-
hung der Hallen um 8 Uhr abends gezählt.

EAtvere Bvstsunföüe aul -em No-enfer.

Fünf Tote.

Konstanz, 19. Iuli. Am Samstagabenb brach über
bem Dodensee kurz vor 10 Llhr ganz plötzlich ein
heftiger Sturm loS, der seine Spfer forderte. Don
Kreuzlingen (Schweiz) aus befanben sich zwei
Ruderbvote auf der Fahrt zur Schlohbeleuchtung
nach Meersburg und wurden in ber Konstanzer Ducht
vvr Horn bom Sturm überrascht. Eines der Doote
kenterte svfort und sämtliche Jnsassen stürzten ins
Wasser. Ein Mann kam babei unglücklicherweise un->
ter bas Dovt unb ertranl. Die übrigen brei Insas-
sen schwammen dem kieloben treibenden Doot zu und
hielten sich eineinhalb Stunden fest, bis sie von einem
Rettungsboot aufgefunden wurden.

Das zweite Bvot mkt fünf Insassen füllte sich durch
die Lberschlagenden Wellen mit Wasser und alle fünf
Personen stürzten in den See. Ein« 48 Iahre alte
Frau Reichert aus Mannheim versank svgleich,
während die Lbrigen sich burch Schwimmen zu retten
suchten. Dvch nach einer Mertelstunde ertrank auch
die aus Kreuzlingen stammende Frau Maier und
längere Zeit darauf ihr Gatte. Die letzten zwei
Männer, Schweizer, hielten sich bis früh 4 Ahr an dem
zerfchellten Bovt fest unb wurden vvr Hagnau von Ret-
tungsbvoten geborgen.

Ein Schweizer Padbelboot berunglückte ebenfallS,
und von den beiben Aahrern konnte sich daS 15 Iahre
alte Mäbchen Aebersolb auS Kreuzlingen retten.
Es entledigte sich im Wasser seineS Traininsanzugs
und erreichte schwimmend daS Aser bon MeerSburg.
Der Mktfahrer, ber als guter Schwimmer bekannt
ist, wird biS jeht vermiht. Dvn den Leichen der
Ertrunkenen kvnnt« nvch keine geborgen werdea.

SchwmsA»to.NnM dciMMWm.

Zwei robesopfer.

Dab Dürkhrim, 19. Iuli. Am Sonntag nachmittag
3 Llhr ereignete sich an der Jsenach ein schweres Auto-
unglück. Ein Krastwagen aus Aeunkirchen (Saar).
der von einer Dame gesteuert wurde, war im Degriff,
einige andere Fahrzeug« zu überholen, als ihm
ein Auto entgegenkam. Die Lenkerin steuerte nun zu
weit nach rechts und verlor die Aerrschast über den
Wagen, der über die ungeschützte Strahenbö»
schung hinabsauste und schwer beschädigt wurde. Der
in den 50er Jahren stehende Albert Spieh aus Neun-
kirchen wurde aus der Stelle getötet, sein Sohn
starb alsbald nach der Einlieserung ins hiesige Kran-
kenhaus. Die Fahrzeuglenkerin erlitt leichte Verletzun-
gen. Gendarmerie und Gericht weilten an der Unfall-
stelle.

öaöen, tzessen, Saarpfalz.

Gauleiier Wagner ia Manntzem.

Mannheim, 19. 2uli. Das „Hakenkreuzbanner" be-
richtet: Am Freitag abend war Gauleiter Pg. Aobert
Wagner in Begleitung des stellvertretenden Gau»
leiters, Pg. Röhn, und des Gaupersonalamtsleiters,
Pg. Schuppel, in Mannheim, um vor den im gro-
hen Saal des Friedrichsparkes angetreienen Kreisamts-
leitern und Ortsgruppenleitern der Kreise Mannheim
und Heidelberg zu sprechen. Gauleiter Aobert Wagner
sprach mit jedem einzelnen der Politischen Leiter und
erkundigte sich nach den dienstlichen und privaten Der-
hältnissen eines jeden.

2n einer anschliehenden Aussprache betonte der
Gauleiter vor allem die Wichtigkeit der in Durchfüh-
rung besindlichen Deuorganisation der Par-
tei und zeichnetc in grohen Llmrissen die Aufgaben
der kommenden Monate. Mit der Mahnung, auch in
Zukunft vpferwillia und einsahbereit wie in der ver-
gangenen Zeit zu sein, schloh der Gauleiter mit einem
dreifachen „Sieg-Heil" auf den Führer den Appell.

Danziger Pimpse in Baden.

Karlsruhe, 19. Iuli. Auf einer Deutschlandfahrt
trafen am Freitag nachmittag etwa 180 Danziger Pimpfe
in Karlsruhe ein, von dem badischen Gebietsführer der
HJ, Friedhelm Kemper, vor dem Hauptbahnhos be-
grüht. Die kleinen Gäste wurden in der Festhalle be«
wirtet und später nach den für sie bereitgestellten Quar-
tieren gebracht. Am Samstag morgen erfolgte die
Weiterfahrt in den Schwarzwald. Ein Teil der
Iungen fährt bis nach Freiburg, wo sie in den Mit-
tagsstunden erwartet werden. Insgesamt 2000 Pimpfe
aus der Freien Stadt Danzig sind auf Einladung des
Reichsjugendführers nach der Reichshauptstadt gekom-
men, von wo sie in kleineren Gruppen nach den ver-
schiedenen Teilen des Reiches fahren.

Aus der Badiskhen Evangelischeu Landeskirche.

Kirchendienstnachrichten.

Karlsruh^, 18. Juli. Pfarrer Karl Proh in Wtzhlen
wurde zum sorellvertreter des Dekans für üen Kirchen-
bezirk Lörrach ernannt. Ernannt wurde Vikar Hermann
Heuhler in Schriesheim zum Pfarrverwalter daselbst.
Versetzt wurde Kandidat Franz Zetschek zur Ver-
sehung des Vikariatsdienstes nach Rohrbach b. S. Zur-
ruhegesetzt auf Ansuchen unter Anerkennung ihrer lang-
jährigen treugeleisteten Dienste wurden: Psarrer August
Bacher in Gengenbach und Pfarrer Karl Mennicke
in Hauingen auf 1. Qktöber 1936. Gestorben ist Pfarrer
Albert Daiber in Freiburg i. Br. (Friedenspfarei) am
23. Luni 1936. Die folgenden Pfarreien sind zur Wieder-
besetzung ausgeschrieben: Berghausen, Kirchenbezirk Dur-
lach: Freiburg (Friedenspfarrei), Kirchenbezirk Freiburg:
Gengenbach, Kirchenbezirk Lahr.

-0° Leimen, 20. Iuli. (Ein Derkehrsunsall.)
Am Samstag abend ereignete sich Ecke Rohrbacher
Straste — Echwetzinger Strahe ein Derkehrsunfall. Ein
hiesiger Autosahrer war gerade im Degriff von
der Aohrbacher Strahe in die Schwetzinger Straste ein-
zubiegen, als im gleichen Augenblick ein Radfahrer
hinter einem daselbst parkenden Auto vorfuhr und von
dem Wagen ersaht wurde. Der Aadsahrer wurde mit
voller Wucht zur Seite geschleudert, wobei das Rad
völlig zertrümmert wurde. Während der Autobesitzer
mit dem Schrecken davonkam, erlitt der Aadfahrer sehr
erhebliche Kopsverletzungen.

^ ):( Schönau, 19. Juli. (V e r s ch i e d e n e s.) Am
Samstag erlitt der 73jährige Michael Bürkel von
hier aus osfener Straße einen Herzschlag uad
starb. — Jn der Nacht zum Sonntag wurden einem
Kaufmann von hier aus dem Blumenkasten vor
dem Schaufenster sämiliche Blumen herausgerissen und
teilweise zerstörk. — Am Freitag abend führte die
Odenwälder Heimatbühne das Odeuwälder
Bauernstück .Elise soll heiraten" aus, das besonders
bei ven hier weilenden KdF-Urlaubern frohen Beisall
fand.

4» Neckarsteinach, 18. Juli. (Der letzte Alt-
veteran) und älteste Bürger unseres Städtchens,
Philipp Jakob Heidenreich, wurde am Samstag
Mittag im Alter von 89 Jahren zu Grab qelragen.
Heidenreich betrieb in früheren Jahren eine Gastwirt-
schaft und Metzgerei, erfreute stch allgemeiner Beliebt-
heit und bekleidete lange Jahre verschiedene Ehrenäm-
ter in unserem Städtchen, u. a. als Gemeinderat und
Kirchenvorstand. Den Kriegervere.n, dessen Mitbegrün-
der er war, leitete er 40 Jahre lang und war zuletzt
dessen Ehrenprästdent. Gern erzählte er als alter Sol-
dat von seinen Kriees-rlebnlksen. beto,-dcrs von dem

bekannten Sturm auf Schloß Ehambovd unier Haupt-
mann Kattrein. Als begeisterler Anhänger des Füh-
rers war er besonders stolz daraus, mit ihm seinen Ge-
burlstag feiern zu köimen. Dcr Kriegerverein, der
Kirchenvorstand und der Sängerbund legten Kränze an
seinem Grab nieder. Besondere Ehrung sand der Ver-
storbene als letzier Altveteran durch die hiesige Stadt-
kapelle, die ihm auf seinem letzten Gang Trauermär-
sche spielte.

!! St. Levn, 19. Juli. (Kreisleiter Seiler)
beflchtigte mit seinem Stab auch unsere Gemeinde und
lietz sich durch Bürgermeister Brecht und Ratschrei-

ber K noch eingehend über di« wirtschaftlichen und
finanziellen Verhältnisse der Gemeinde berichten.

!! Sichtersheim, 19. Iuli. (DerschiedeneS.)
Die Kommission der Hagelversicherung stellte den im
Gewann Steinhälter verursachten Schaden, der kürz-
lich durch Llnwetter angerichtet wurde, mit teilweise 90
Prozent fest. — Eine nachträgliche Holzverstei-
gerung in Stangen, Windbruch usw. ergab bei guter
Äachfrage recht schönen Erlös.

!! Neulußhcim, 19. Juli. (Tödlicher Motor-
radunfall.) Am 30. Mai war an dsr gesährlichcn
Straßenkreuzung in der Dorfmitte der Motorradfah-
rer Wild aus Ludwigsbafen schwer verun-
glückt. Nwnmehr ist der >unge Mann an den erlitte-
nen Verletzungen im Krankenhaus gestorben.

!! Odenheim, 19. Iuli. (S chw i m m b a d w e i h e.)
Die Arbeiten am hiesigen Schwimmbad sind be-
reits soweit gediehen, daß für den kommenden Sonn-
tag die Einweihung in Ausstcht genommen wur-
de. Das Bad wird vom Wasser des Siegfriedbrun-
nens gespeist und ist in Anlage und Ausführung mu-
sterhaft.

!! Helmstadt, 19. Iuli. (Sein 40jährigeS Ju-
biläum) als erfolgreicher, im ganzen Dezirk aner-
kcmnter Pferdezüchter konnte hier Michael Iunker
auf dem Hofgut „Wasserschloh" (früher auS dem Eulen-
berger Hof) begehen. Jn der Hebung der einheimischen
Pferdezucht hat Iunker fchon sehr viel geleistet.

!! Kircharbt, 19. Iuli. (Die Freiwillige
Feuerwehr) führte dieser Tage ihre Haupt»
übung durch, die erneut den Deweis von der großen
Einfatzbereitschaft der Wehr erbrachte. Dei dem an-
schliehenden gemütlichen Deisammensein sprach Kom-
mandant Dehringer Dank und Anerkennung für das
Geleistete aus und Dürgermeister Gebhard den Dank
der Gemeinde.

!! Mchrn, 19. Juli. (Reh gegen Motorrad.)
Einem von Schweigern auf dem Heimweg begrifsenen
Arbeiter von hier rannte im Gemminger Wald ein
ausgewachsenes Reh in das Motorrad. Aur durch
seine Geistesgenwart konnte der Fahrer einen Sturz ver-
meiden. Das Reh dagegen muhte erheblich verletzt dem
Förster abgeliefert werden.

Buchen, 18. Juli. (Aufgehobene Ent-
schuldungsverfahren.) Wie das Entschuldungs-
mnt mitteilt, wurden die nachstehen-den landwirtschaftlichen
Entschuldungsverfahren nach Bestätigung des Entschul-
dungsplans bzw. des Vergleichsvorschlags aufgehoben: für
den Landwirt Alois Hauck und dcssen Kinder Josef,
Alois und Lina Hauck, sämtliche in Altheim. für die Ehe-
leute Landwirt Friedrich Väth in Altheim, für den
Ländwirt Kilian Löfsler in Erfeld, für die Eheleute
Landwirt Ludwig Grünwald und Maria geb. Pfeiffer
in Landenberg, für die Eheleute Landwirt und Schmied
Valentin Schöllig in Mudau, für die Eheleute Land-
wirt Josef Hemlein und Frieda geb. Trunk in Alt-
heim, für den Landwirt Wilhelm Werner in Donebach,
für die Eheleute Otto Mosbacher in Rippberg, für den
Landwirt Burkard Fischer in Gerichstetten.

Walldürn, 19. Juli. (V e r s ch i e d e n e s.)
Nach unruhiger Gewitternacht war uns am Sonntag
ein schöuer Sommertag bcschieden. Die Bevölkerung
nahm regsten Anteil an don ländlichen Festen
der näheren Umgebung. Jm nahen Hettingen wurde
das Odilienfest gefeiert, in Bretzingen war Skapulier-
fest. Beide örtlich-kirchliche Feiertage brachtcn äußerst
guten Besuch aus der Umgebung, Jm nahen Höpfin-
gen hielt der Gesangverein Jubiläum und Fahnen-
iveihe; da war es für den Walldürner Ehrensache, sich
rege zu beteiligen, — Jm Alter von 57 Jahren strrb
Landwirt Joses Anton Trunk. Als einem ehemali-
gen eifrigen Mitglied der Musikkapelle gab ihm diese
gestern das Ehrengeleite. — Jn Neusaß (Walldürn
Landi wurde am Samstag srüh der 63jährige Land-
wirt Iulius Hennig tot im Bett ausgefunden. Er
erlag einem Herzschlag. — Dic Walldürncr Stadtge-
meinde hat auf allgemeinen Wnnsch einen Sargvcr-
senkungsapparat beschasft, der demnäch in Be-
trieb genommen werden soll.

Der Mann, ber b»4 Atten-
tat vereitelte.

Der berühmteste Mann des
Tages ist zur Zeit in Eng-
land der Hilfspolizist Antho-
ny Gardon Dick, der dem
Attentäter den auf den
König gerichteten Nsvolvec
aus der Hand schlug. Nn
seinem eigentlichen Beruf ist
er Reisender eines Londoner
Unternehmens und er gehört
zu einer Sonderformation
der Polizei, die nur im Be-
darfsiall aufgebaten wird.
Hier empfängt er die Glück-
wünsche seiner Arbeits-
kameraden. (Weltbild, K.)

Matttausgleich SurK tünWchr KDlung.

Anläßlich einer in Derlin veranstal-
teten Pressekundgebung der Ar-
beitsgemeinschaft zur Förde-
rung der Ele k t ro w i rt s ch ast
machte als Dertreter des Reichsnährstan-
des A. Dumrath interessante Ausführun-
gen, die wir in ihren Grundzügen wieder-
geben. Die Schristleitung.

2n nur wenigen Monaten des Iahres wird in
Deutschland geerntet. Der Derbrauch an Aahrungs-
mitteln hingegen ist im ganzen Iahr sast gleichmäßig.
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, dah die Ernte-
güter svrgsältig erhalten und richtig ver-
teilt werden. Der Lleberschuß, der über den zeitlichen
Rahrungsmittelverbrauch in den Erntemonaten besteht,
muß sinngemäh dazu verwandt werden, dah in den
Richterntemonaten keine Knappheit auftritt. Diesem
Ziel sind zahlreiche Mahnahmen gewidmet, die Spei-
cherung durch Silage. die K o n s e r v i e r u n g in
zahlreichen Formen unv endlich die künstliche Küh-
lung. Desonbers die lehtere ist berufen, dem zeitlichen
Marktausgleich zu dienen.

Diese Ausgabe ist aber nicht die einzige, die der
Kühlung gestellt ist. Gleich wichtig ist der Kampf
gegen denDerderb. Man berechnet den jährlichen
Derlust an leicht verderblichen Rahrungsmitteln, wie
Milch, Dutter, Eier, Fleisch und Fisch auf 1,5 Milliar-
den Mark. Dieser Derlust ist ungeheuer hoch, wenn man
sich die Zahl an anderen Ziffern der deutschen Volks-
wirtschaft vergegenwärtigt. Die jährliche Kohlenförde-
rung DeutschlandS beläuft sich auf nur wenig mehr, näm-
lich 1,7 Milliarden, die Eisenerzeugung auf 1.3 Mil-
liarden und die Kalisalzförderung auf 0,3 Milliarden
Mark. Es gehen dem deutschen Dolk durch schlechte La-
gerung und vorzeitigen Derderb also Werte verloren,
die der Iahresarbeit ganzer Dvlksschich-
ten entsprechen.

Dei diesen Ziffern ist zu bedenken, dah di« Zahl
des Nahrungsmittelverderbs von 1,5 Milliarden Mark
in mancher Hinsicht aber noch als zu niedrig gegrif-
fen erscheint, weil sie sich nur auf die sogenannten
leichtverderblichen Nahrungsmittel bezieht und
zum andern den Abfall noch unberücksichtigt läht, der
in seiner Höhe ebenfallS von dem Dakterienfressen be-
einfluht wird. Man denke an die äuheren Dlatthüllen
bei Gemüsen usw. Der grohe Dorzug der künstlichen
Kühlung gegenüber anderen Konservierungsmetho-
den liegt darin, dah die Ware Aussehen. Gestalt und
w-i^-^end bebält, d-r landwirticbait»

Don A. Dumrath, Reichsnährstand.

lichen Erzeugung ist die künstliche Kühlung eines wich-
tigen Aahrungsmittels. wie der Milch, von besonderem
Wert. Auch hier wird durch geeignete Kühlmahnahmen
ein Marktausgleich insofern vorgenommen, als zu Zei-
ten der sogenannten Milchschwemme der äleberfluh in
Jorm von Butter und Käse in die Kühlhallen wan-
dert. Das gleiche ist bei Eiern der Fall. In den Mo«
naten März bis Juli ist die sogenannte Eierschwemme,
und der Markt ist nicht in der Lage, die anfallenden
Mengen abzunehmen. Zu unserer gesamten Dersorgung
benötigen wir ungesähr 8 Milliarden Eier, von denen
6 Milliarden in Deutschland zurzeit erzeugt werden.
Damit der Fehlbetrag in den Wintermonaten nicht all-
zufehr spürbar wird, kommt es auf jedes Ei an, das
im Kühlhaus seine Dorratskammer sindet.

Desondere Dedeutung hat sür die RahrungSmittel-
versorgung auch die sogenannte älnterkühlungdes
Fleisches. Hierdurch wird die Qualität und Halt-
barkeit erheblich gesteigert, und man vermeidet ein all-
zuhastiges Auf-den-Markt-werfen.

Spricht man den bishsr genannten Kühlanwendun-
gen in der Ernährungswirtschaft ökonomische Dorteile
zu, so ist die Kühlhaltung bei der Derwertung von
Fisch jedoch eine zwingende Rotwendigkeit. Fisch-
sleisch ist auherordentlich leicht verderblich und man
kann sagen, dah der Seefischgenuh zum Deispiel im Din-
nenland erst durch die Einrichtung von künstlicher Kühl-
möglichkeit gegeben worden ist.

Die einseitig« Einstellung der Kriegsernährung hat
die Wichtigkeit der frischen Gartenbauerzeug«
nisfe mit ihren reichen Mineralsalzen und Ditaminen
erkennen lassen. Der prozentuale Derderb ist bei Ge-
müse und Obst mit 20 Prozent der Gesamterzeugung
am gröhten- Auch die Marktlage ist naturbedingt am
unausgeglichensten, die Einfuhr verhältnismähig hoch
und der Schaden am meisten in die Augen springend,
so dah die Erhaltung und Einlagerung von Gemüse und
Obst ganz besondere Deachtung durch den Reichsnähr-
stand gefunden hat. Die Kühllagerung soll mit dazu
heitragen, dah in den Winter« und Frühjahrsmonaten
frisches Gemüse und Obst billig, reichlich und im vollen
Desih ihrer wertvollen ergänzenden Eigenschaften am
Markte sind.

Die Kühlkette vom Erzeuger bis zum Derbraucher
ist der Helfer der Frischerhaltung unserer Rahrungs«
und Lebensmittel, sie hilft an dem Mengen» und Preis»
ausgleich auf dem Markte. Der Kühlramn ist der Auf-
nahmespeicher bei Erntestvhen und Frischzufuhrquelle
zu Dcdcn'lsreiten.

Der Heidelberger Fremdeuoerkehr im erstea
Halbjahr 1836.

80121 älebernachtungSfremde gegen 71597 -- 12 b. H-
mehr.

2m Monat Iuni 1936 sind nach den Feststellun-
gen der städtischen statistischen Abteilung in Heidelberg
25 526 Fremde angekommen. unter denen sich
6620 Ausländer befanden. Die Gesamtzahl der
Llebernachtungen dieser Fremden wurde aus
41071 errechnet, d. s- im Durchschnitt 1,61.

2m ersten Halbjahr 1936 hat die Zahl der
Fremden eine Steigerung von 71 59? auf 80 121
erfahren; die Zunahme beträgt also 8524 --- 12 v. H-

Der Auslandsfremdenverkehr für sich
betrachtet hat verhältnismähig stärker zugenom-
m e n: er ist von 10 413 auf 13 842 Gäste gestiegen, also
um 3429 — 33 v. H. Den Hauptanteil der Ausländer
weisen auf: England mit 4442 gegen 3043 Desucher
1935 — 45,9 v. H. mehr, Holland mit 1842 gegen 1564
--- 17,7 v. H. mehr, Amerika mit 1695 gegen 1207 ---
40,4 v. H. mehr und bie Rordischen Staaten mit 1807
gegen 1157 — 56,1 v. H. mehr.

Auf die einzelnen Gruppen der Llnterkünfte
verteilen sich die Iunibesucher wie folgt:

193

Hotels und Gasthäufer ..... 17313

Pensionen, Hospize u. Fremdenheime
Herbergen und herbergsähnliche Der-
einshäuser .........

Iugendherberge.. 3776

1936

1935

17 313

17 095

3 866

2 561

566

987

3 776

4 392

25 526

25 035

§erie« und Mnstknnterricht.

Don der Kreismusikerschaft wird uns geschrieben:

Die Schulferien stehen vor der Türe und mit
ihnen die Ferien im Musikunterricht. Auch
gut beschäftigte Musikerzieher sind nur ausnahmsweis«
noch in der Lage, von ihrem Einkommen in den Ar»
beitsmonaten für hiese stille Zeit etwas zurücktun zu
können. Mit Rücksicht hierauf hat die Reichsmusikkam»
mer in den von ihr ausgearbeiteten Llnterrichtsbeding»
ungen vorgesehen. dah die Llnterrichtshonorar«
währenb des ganzen Iahres und mithin auch wäh-
rend der Ferien bezahlt werden. Dies entspricht
durchaus dem Destreben des Rationalsozialismus, je-
den schaffenden Dolksgenossen in den Genuh einer an-
gemessenen Erholungszeit zu fetzen, in der das ihn er-
nährende Arbeitseinkommen nicht versiegt, sondern wei-
terläuft. Wer sich dieser Wohltat bereits erfreut, möge
sich vorstellen, wie schwer er ihren Derlust empfinden
würde, und wer ihrer noch nicht teilhaftig werden konnte,
möge bedenken, wie sehr er sie sich wünscht.

Alle, die ihren Kindern Musikunterricht erteileri
lassen oder selber Musikunterricht nehmen, werden
darum freundlichst gebeten, den Musikerziehern, bie ge-
mäh hen für sie verbindlichen Dorschriften der Reichs-
musikkammer Dezahlung auch für die Ferienzeit be-
gehren, keine Schwierigkeiten zu machen und
sich vor Augen zu halten, dah die Ferienzeit auch dem
Musikerzieher die so dringend benötigte wirkliche Ent-
spannung und Erholung nur zu bieten vermag,
wenn sein Änterhalt auch während diefer Zeit gesi-
chert ist.

Gerichte haben den Parteigerichten Rechtshilfe
zu leisten.

Ein Erlaß des Reichsjustizministers.

Zur Klärung oon Zweifelsfragen über die RechtS-
hilfe der Gerichte bei parteigerichtlichen
Berfahren hat der Reichsjustizminister eine Vevfü-
gung erlassen.

Von dem Grundsatz ausgehend, daß der Gesetzgeber
den Parteigerichten bei der Wahrheitssorschung die staat-
liche Unterstützung in möglichst weitem Umfange zur Ver-
fügung stellen solle, hat der Minister die Ausfassung als
richtig bezeichnet, daß eine Pflicht zur Leistung von Rechts-
hilse noch nicht bestehe, weil die im 8 8 des Gesetzes zur
-vichecung der Einheit von Partei und Staat dem Fithrer
vorbehaltene Bestimmung über das Jnkrafttreten der Vor-
schriften über die Parteigerichtsbarkeit noch nicht ergan-
gen sei. Der Minister stellt fest, datz nach 8 8 des Gesetzes
der Reichstanzler ats „Kiihrer der N-sDAP." die erforder-
lichen Varschriften erlasse, datz sie also der Sphäre des
Parteirechtes zugehörten. Jn diesen Sphären werde der
Führer allgomein onrch den „Stellvertreter des Führers"
vertreten. Mann könne daher in der Tatsache, datz der
Stellvertreter des Führers die vom Obersten Parteirichter
erlassenen „Richtlinien für die Parteigerichte" genehmiot
habe, eine Jnkraftsetzung der Vorschriften über die Partei-
gerichtsbarkeit erblicken. Daraus ergebe sich, datz die Ge-
richte nach 8 6 des genannten Gesetzes zur Leistung von
Rechtshilfe an die Parteigerichte verpflichtet seien.

fius aller weik.

— Durch Erplosion einer Weinbergspritze tödlich
verlstzt. Cin bsi sinsm Bodsnheimsr Weinguts-
bssitzer tätiger 24jähriger Arbeiter aus Wörrstadt
war mit dem Füllen eincr Woinbergsbatterio-
sprihe bcschäftigt, als dicse explodierte. Der
Lustddruck wars den Arbeiter zu Voden, wo er besin-
nungslos liegen blieb. Cin Arzt ordnete die soforttge
Aeberführung ins Mannheimer KrankenhauS an. Dort
ist der Berunglückte inneren Verletzungen erlegen.

— Rätselhafter Mord in London. In London fand
man die 60 Iahre alte Witw« Laura Mordaunt-
hapman in ihrer Wohnunq tot auf. Sie war vo»
einem riesigen Verq petroleuinqetränktsr Zeitungen um-
gsben und bcdeckt. Mit Hilse dieser ZsitungenF'ollte ste
offenbar verbrannt werden. Das Fsuer er-
losch abar vorher. Laura Mordaunt war ein Sonderling-
Man sagte ihr nach, daß fie große Reichtümer in ihrem
Vett verborgen hattc. Geld wurde denn auch in der
Wohnung nicht mehr gesunden. Der gerichtsärztliche Ve-
sund srqab, daß die Witwe mit einem schweren Gegsn-
stand nisdergeschlagen und getötet wurde. Nachdem der
Tod cingetreten war, wurde sie von dem Mörder 4 6
Mal in dcn Rücken gestochen. Anscheinend wurde«
dann in kühler Aeberlegung alle Vorbereitungen getrof-
fen, um durch einc Verbrennung dcr Leiche alle Spuren
zu verwischen. Auf Anördnung der Pvlizei geht man nu«
daran, in dem Wohnhaus der ermordeten Witwe die
Wä nde n i e d e r z u r e i ß e n, da sich in dem Gs-
mäuer — wie schon früher gerüchtweiss verlautete — ein
Teil der Wertobjekte der ÄZitwe befinden sollen.

— Der Maharadscha von Mysore traf am Donners-
tag in London ein. Cr ist der erste Hinduherrschsr,
der nach Cngland gckommcn ist. Cine große Menschen-
menge hatte sich am Viktoriabahnhos versammelt, dar-
unter viele Inder, die in vsrschiedenartigen Trachten und
farbigen Turbane cin buntes Bild boten. Der Maharad-
scha, der bei der Ankunst cincn leuchtend grünen, mit
Gold durchwobencn Turban und diamantene Öhrringe
trug, ist von vierzig Priestern, Staatsbeamten und per-
sönlichen Freunden bcgleitet. Cr steigt im Dorchester-
-HElab. sZO Mann Diensrschaft waren mit einem Tcst
des Gepäcks vorausgcreist. Der Bcsuch dss Fürstc"
dient der Wicderherstellung seiner Gesundheit. Cr will
jedoch auch alle wtchtigen politischen Fragen mit Bald-
wrn besprechen und soll vom Köniq empfangsn werden.
Im Ssptember wird sich der Maharadscha auf eim'
Rundreise durch Curopa begeben, wobei er a u ch
Deutschland einenVesuch abstatten will.

1VLrmsxr»cke dsuts 7 Mir 16.6
kiltzcksrstsr 6mck (velü.) 14.8
Aöedsrsr 6r»ck .... 24.5

XVinckrisdtuox. 0?t

Mmmsl .I.dsiv.

Imktckrnetc. 740.4

18. 20.

Nsickslkeris .... 2.60 2.65

Oiscksskeim.

ck»x,tkelck .?

Usllbrann.^ L

kloskinLso.S L

Ilknnndslm ." "

idkvi»

17. 20.

krslünek . .


kvsdl....

.... 4.45

51uxuu

.... 6.30

ziunnksim .


6-mb . . .

.... 3.89 3.S1

KMn ...

. . . 3 67

8-KÜ8I' !N Ü8l6öl!l81'g SIN 20. äüll 1838

Xiscksrsvdlug psr qm — lütöt
Mttsllvsrte von ßsstsro:

Ismpsrstur. 18>6

Vunstckrnvlc ... 9,8 wM

Kslutivs bsuektixdsit 62,0"/«

!8S88888lSN«!8-!1SLN!'IeN!6N IlN NlNNSl 3il«l 1838
 
Annotationen