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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

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Nr. 59 - 89 (1. März 1923 - 31. März 1923)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15611#0526

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rue ErLignisse Lewiesen, die sich fast gleichzeitig mit der Reise des
Reichskanzlers nach Süddeutschland in Berlin zugetragen haben, und
die in ihren Auswirkungen heute noch gar nicht abzusehen sind, die
fich aber wie eine Satire ausnehmen auf die in München ge-
'sprochenen Worte des Reichskanzlers: es sei jetztkeine Zeit
zuHaderundZwiespalt. Jn Wirklichkeit herrscht im Augsn-
Llick in der deutschen Oeffentlichkeit nichts als Hader und Zwie-
sxalt und es ist sehr zu befürchten, dag die beklagenswerten Opfer
der französisch-Lelgischen Rach- und Raubsucht die Wirkung dieses
Neuausbruchs der Parteiwut in einer Verlängerung ihrer Leiden
zu spüren bekommen werden. Viellei'cht werden diejenigen, die an
diesem Zustand schuld sind, zur Vesinnung gebracht, wenn ste die
Freude wahrnehmen, mit der unsere Feinde diese inneren Zerwürf-
niffe Legrüßen, und wenn sie sehen, welche Hoffnungen sie darauf
setzen. ALer es ist klar, daß ein „glückliches Ende" in unabsehbare
Fernen entrückt wird, wenn die Leiter unseres parteipolitischen
LeLens nicht endlich der Eröße ihrer Verantwortung bewußt werden.

MLgen die, die es angeht, das Wort Dr. Eunos Leherzigen, eh^
«s zu spät ist, daß „die Zukunft Parteien und Männer einst
darnach werten werde, wieviel sie in dieser Zeit für die Einheit
«nd Erhaltung unseres Volkes gewirkt haben." rs.

Englend «nd die emopUche Arage.

Äie Sicherheit Frankreichs. — Der Profit Englands.

London, 27. März.

Das nationalliberale Parlamentsmitglied. General Spears,
wird in der kommenden Unterhausdebatte wahrscheinlich zu der Frage
der Eutmilitarisierung der Rheinlande das Wort ergreifen. Von
dsutfcher Seite werde an dem Plane ausgesetzt, daß er nur
di« Entmilitarisierung der einen SeitS der deutschen Trenze oorsshe.
Zm Verlaufe dsr Erörterungen könne von deutscher Seite sogar eine
entsprechende Eegengarantie gefordert werden, da nach dem
Friedensvertrag für die Dauer das entwaffnete Deutschland cine
Sicherheit mindestens ebenso nötig habe w:e Frankreich, das zu Lande
und in der Luft die stärkste Macht der Welt sei. Die „Westminster
Eazette" schreibt, der letzte zur Sicherung Frankreichs aufgestcllte
Plan sei nahe verwandt mit Lem nach dem Waffenstivstande ffir eine
Lauernde Besetzung des Rheinlandes aufgestellten Entwurf. Kein
Plan habe absr Aussicht auf Annahme durch Deutschland, der mit
der Aufrechterhaltung des deutschen Charakters und der deutschen
Verwaltung des Gebietes unvereiNkar sei. Die Franzosen
seien ihrerseits anscheinend nicht geneigt, einem Plane zuzustimmen,
der diese Bedingungen erflllle.

London, 27. März. Wedgwood Benn brachte zum Schluß der
ketzten Unterhausdebatte einen Antrag ein, in dem unter
Hinweis äuf den geringen Umfang der eingegangenen Beträge,
ferner unter Hinweis auf die für die britischen Kaufleute ent-
ftandenen Nachteile und die besondere Lage im Ruhrgebiet
Lie Einstellung der Anwendung Les Reparationsgesetzes vom Jahre
1921 gefordert wird. Schatzkanzler Baldwin erklärte sich gegen
den Antrag. Er sagte, das Reparationsgesetz habe seit dem letzten
April sieben Millionen Pfund, im ganzen elf Millionen Pfund "in-
aebracht. Bisher beständen keine An-eichen für einen Niedergang
des Handels mit Deutschland. Der Antrag Benn wurde mit 172
gegen 77 Stimmen abgelehnt.

Vierzig Fragen an poi'ncare.

Der franzöfische Ministerpräfident oor der Finanzkommisfion
der Kammer.

Von unserem ü-Kvrrespondenten.

Paris, 27. März.

Die Finanzkommission der französischen Kammsr hatte Poin-
ears 40 Frag en Lbermittelt, die stch auf die Zivil- und Militär-
ausgaben und'insbesondere aus den Eisenbahnbetrieb im
Ruhrgebiet Leziehen. Diese Fraaen werden von PoincarS
schriftIich beantwortet. Am 27. MLrz nachmittags erschien er
vor der Finanzkommission, um ihr auch mündlich Aufklärung zu
geben. Der Ministerpräsident spricht zur Stunde fort. Die Finanz-
kommifsion wird am Donnerstag der Kammer Bericht über das G?-
setz einrsichen, welches eine Kreditgewährung von 196
MiIl. Francs fürdie Ruhrbesetzung vorsieht. Am Frei-
tag wird die Kammer über den Antrag der Finanzkommission
debattieren.

*

Der französische Minister für öffentliche Arbsiten Lberreichte der
Kammer einen Eesetzesvorschlag, wonach dauernd in Frank-
reich die Stbaßburger Zeit eingeführt werden soll, die
gegenüber der deutschen Zeit einen Unterschied von 30 Minuten auf-
weist. Die agrarischen Abgeordneten werden für diesen Regierungs-
vorschlag stimmen.

Neue franzSfische RLftungspläne.

Paris, 27. März. (Eig. Drahtm.) Dienstag fand ein franzö-
fischer Ministerrat statt, wobei Poincarö über die Lage
rm Ruhrgebiet Bericht erstattste. Der Marineminister wurde

gleichzeitig ermächtigt, der Kammer zwei Eesetzesvorschläge zu uber-
reichen. Der erste bezieht sich auf die O r g a n l s a t i o n ver fran -
zösischen Küstenverteidigung. der zweite aus den Bau
von neuen leichten Kreuzern m den Jahren 1925 bis 1930.
Dies ist damit die zweits Abteilung des sranzösischen Schiffbaupro-
grammes, deffen erste Abteilung durch ein am 18. April 1922 in der
Kammer angenommenes Eesetz ausgeführt wurde.

Stinnes' Rvmreise.

Die Besprechung mit den amerikanischen Jndustriellen.

Von unserem ü-K or respo n de n t en.

Paris, 27. März.

Wie bereits gemeldet, beffndet flch Hugo Stinnes augenblicklich
in Rom, wo er u. a. auch Besprechungen mit den dort anwesenden
Wirtschaftsführern gehabt hat. Natürlich bildet die Anwssenheit
Stinnes' den Eegenstand der verschiedenartigsten Vermutunzen.
Namentlich sst es die französische Preffe, die alle möglichen Jn-
formationen erhalten haben will unü daraus ihre Schlüsse zieht. So
erklärte ein in französisch-italienischen Fragen besonüers gut insor-
mierter Diplomat, in dem man wohl Poincars zu sehen hat,
nach Marcel Hutin im „Echo de Paris", daß es sich für Stinnes
sicherlich nicht Larum handle, mit den großen amerikanischen
Zndustriellen in Verbindung zu treten, sondern darum, Lie italie-
nischs Regierung noch einmal zu einer Vermittlung zu ver-
anlassen. Stinnes habe den Augenblick gewählt, wo Mussolini
mit dem belgischen Außenminister Jasper in Mailand Besprech-
ungen haben wird. Quirinal und Vatikan bleiben aber auf Frank-
reichs Seite, was durch die Absendnng von Jngenieuren ins Ruhr-
gebiet bewiesen sei. Stinnes habe keinen neuenRepara-
tionsplan nach Rom gebracht, wie sich aus den Besprechunzen
ergab, die er mit dem Eeneralsekretär der Consulta hatte. Letzterer
habe flch darauf beschränkt, Muffolini den Jnhalt seiner Besprechung
mit Stinnes mitzuteilen und habe ihm geraten, feinen Einfluß aüz
Reichskanzler Cuno und die Reichsregierung dahin auszuüben, datz
diese sich direkt an Frankreich und Belgien wenden. — Der
„Evening Standard" will wiffen, datz Stinnes die Vorschläge, die
Dr. Vergmann der Pariser Konferenz hatte Lberge^en wollen,
nach Rom gebracht habe. Jn diesen Vorschlägen biete Deutschland
30 Lis.50 Milliarden Eoldmark an, aber autzerdem konnte Stinnes
mitteilen, daß die deutschen Zndustriellen bereit seien, eine aus-
wärtige Anleihe zu garantieren. Der „Evening
Standard" glaubt, daß die Entwirrung der zegenwärtrgen Lage
nicht mehr lange auf sich warten laffen werde.

Es ist schwer, aus all diesen Meldungen den wahren Kern
herauszuschälen, jedenfalls steht aber fest — wie aus autoristerter
Quelle verlautet —, datz Stinnes mit dem erwähnten Generalsekre-
tär namens Lontarinikeine Unterredung hatte, sondern
aufdirekten Auftrag Mussolinis hin mit dem Unterstaa siskrelär
im Znnenministerium, Finzi, eine Unterredung hatte, die sich auf
die Ausbsutung Rußlands durch Deutschland, auf das
Ruhrvroblem und die wirtschafts''olitiscke Laoe des Reicbss
bezog. Ueber die Besprechung, die Stinnes mit dem amerikanischen
Stählkönig Earys hatte, verlautet, daß er diesen zur Kapital -'
beteiligung der amerikanischen Eroßfinanz an deutschen indu-
striellen Unternchmungen veranlasfen wollte. Ferner wird mit
Sicherheit bekannt. daß Stinnes in seinen Besprechungen mit Earys
und Kent, die sich um die Wiederaufbaufrage drehten, auch die
heutige Laze Deutschlands schilderte und Lei den Amerikanern Ver-
ständnis fand. Mehrere amerikanische Delegierte vom Znternatio-
nalen Handelskammerkongreß, darunter Booth. der Vorsttzende der
amerikanischen Abordnung, wollen nunmehr Deutschland besuchen, um
die Darlegungen Stinnes' zu prüfen und ihre Studien zu erweitern.

Nach einer direkten Meldung aus Rom ist der Kongreß der
internationalen Handelskammern beendet worden. Bevor die Kon-
serenz auseinanderging, fetzte sie eine ständige Kommission
ein, die wirksame Pläne ausarbeiten soll, um die Resolution in die
Wirklichkeit umzusetzen, die der Kongreß in seiner vorletzten Sitzung
Leschlüssen hatte und die sich auf das Reparations- und das
interalliierte Schu l d enproblem bezieht.

Ser AuStvärlige Ausschuß.

Der Reichsminister des Aeuhern üLer die politische Lage.

Berlin, 27. März.

Der Auswärtige Ausschutz des Reichstags ist am
27. März mittags 12 llhr zu einer Sitzung zusammengetreten, an
der vom Reichskabinett neben dem Aüßenminister von Rosen-
berg die Minister Oeser, Luther. Albert, Heinze und
Becker, vom Wiederaufbauministerium Dr. MLller, zahlreiche
Mitglieder des Auswärtrgeri Ausschuffes und des Reichsrats, der
preützische Ministerpräsident Braun, der bayrische Eesandte von
Preger, der sächsische Eesandte Eradnauer und andere tcil-
nahmen. Der Vorsitzende Äbg. Stresemann (D. Vpt.) sxrach
zunächst sein Bedauern über die Erkrankung des Reichskanzlers aus,
die ihn leider an der Teilnahme der Sitzung hindere. An Stelle des
Reichskanzlers äußerte stch der Reichsmrnister Les Aeutzern in aus-
führlicher vertraulicher Rede Lber die poIitische Lage. Danach
sprach Abg. M ü l l e r - Franken (Soz.), der insbesondere erklärte,
weshalb der Zusammentritt des Äusschusses von den Sozialdemo-

Der wunde Punkt.

Novelle von Paula Eura-Ewald (München).

t. Fortsetzuna.

Nachdruck verdote».

Tom nannte den übernächsten Tag und be»ann in seiner freu-
diaen Unruhe schon seine Lieblingsbücher aus den großen, die Wände
beveckenden Regalen herauszusuchen, so daß der andLre im Eefühl
der Ueberflüssigkeil schnell Abschied nahm, um den Freund bei seinen
Reisevorbereitungen nicht zu stören.

Und gerade, als Tom den ersten Schritt auf Deutschlands Boden
tat, war die Einladuna, fich in einer wichtigen Angelegenheit bei
Justizrat Breumann einzufinden, wie eine Bombe unter seine näch-
sten in Berlin lebenden Angehörigen gefahren. Zeder ging im
Eeiste seine kleinen Entgleisungen und Uebergrisfe durch und jeder
fragte sich ängstlich, was diese geheimnisvolle Vorladung wohl ans
Licht fördern würde. Und als man sich dann einige Tager später
in der nllchternen Anwaltskanzlei gegenüberstand, riefen die stch
widersprechenden Mutmaßungen ein solches Geschnatter hervor, daß
der Kanzleidiener energrsch um Ruhe bitten mußte. Lorchen, die
Kullertante, hatte diesen anfangs schon fälschlich für den Zustizrat
äehalten und ihren grotzartigsten Hosknix angebracht, was das junge
Bolk zu schallenden Lachsalven veranlaßt und dem Lorchen einen
Wutanfall gekostet hatie. Jhr Mann war der gutmütige Steuer-
revisor Balduin Schmidt, dem die bald 25 jährige Ehehölle einen
— von sarkastischen Spitzbuben mit „Demutsmaske" bezeichneten —
Zug von Entsagung in das Vollmondgesicht gezeichnet hatte. Zene
sahen eben abends am Stammtisch einen ganz anderen Balduin
Schmidt, einen, der es faustdick hinter den Ohren und die Schalk-
teufel in den listigen, sonst so demütig niedergeschlagenen Augen
hatte. Ueber seinen Sohn Karl tst nichts zu sagen. Ein Durch-
schnittsmenjch, mehr der Mutter, denn dem „diplomatischen" Vater
glsichend. Der Tradition folgend, mühte er sich auf irgendeinem
städtischen Büro als Kaffenlehrling. Ob er vielleicht zu etwas
anderem Talent gehabt hätte, darnach war nicht gefragt worden.
Seine Schwcster, die 22 jährige Josephine, war ein modernes Mäd-
chen. Deshalb nannte sie stch „Schoffy", schlug die Beine ohne Scheu
Lbereinander und trug möglichst wenig Unterkleidung, damit die
präraphaelitische Schlankbeit in keiner Linie gestört werde. §ie
wußte, daß sie nicht hübsch war, aber sie hatte sich das Wort ge-
prägt: Heutzutage braucht ein Mädchen nicht hübsch zu sein, es kann
ourch Häßlichkeit auffallen und gefallen, wsnn es fich nur in Szene
zu setzen weiß. Diese „Szene" hätte fie gar zu ofern in die llniversität
verlegt und zu den studierenden Frauen geyört, aber dazu fehlte
es ihr an elterlichen Zufchüfsen. Es muß zu ihrer Ehre gesagt
werden, daß nicht nur oberflcichliche Eitelkeit, sondern schon em ge-
,wiffer Drang, etwas mehr zu wissen als die DurchfchnittsmLdchen,
x ihr diese Sehnsucht eingab und sie vielleicht in Lnderer Umgeüung
( «u ganz uützliches Eejchöpj geworden wäre. Aber so war fie dis

Hanstochter in des Wortes altmodifchster Bedeutung und die moderne
Zeit nur rein Lußerlich bei ibr anaedeutet. „Wenn ich mal das
große Los aewinne. . damit mußte sie vorläufig alle WLnsche
Legraben. Was die Universität anbetraf, so hatte sie unbedingt von
dieser eine HLHere Meinung wie ihr Vetter Robert, der Sohn des
Regierungsrats Schmidt, öer eine riesige Einbildung beiaß, aber
nicht das geringste, was dieselbe auch nur einigermaßen rechtfertigte,
es sei denn. Laß man ein afsiges Monokel und einen leichten Zungen-
fehler dafur ansehen wollte. Er war mit seinen 24 Jahren nun
glücklich auf einer großen Bank gelandet und vekam monatlich etwas
über 1000 Mark Eehalt, worauf er uicht wenig stolz har, obgleich ihn
sein Beruf eigentlich, innerlich „anüdete", weil er sich zu etwas
Höherem geboren, aber durch die stets knappen Eeldverhältnisse
seines alten Herrn in allem gehemmt fühlte. Unter „allem" ver-
stand er nämlich das Leben eines seines Monokels würdigen, jungen
Lebemannes. Eben jetzt sagte er zu Schossy, daß es schade ums
Eehirn sei, es mit dem blöden Kram zu belasten, den man da in
der Universttät aüfgetischt bekomme. ALer er wolle vielleicht doch
ein bißchen „hineiNriechen" — so was ihm seine freien, durch die
englische Vürozeit bedingten Nachmittage gestatteten, weil's doch
mal so ein gewiffes Ansehen verleihe und man dort ja auch ganz
nette Studentenweiberchen treffen solle. Schoffy wollte ihm gerade
recht über den Mund fahren wegen ieiner merkwürdigen Ansichten,
als jene Kusine Marie. von welcher Tom Stnith in Amerika seinem
Freunde erzählt hatte, mit Onkel Wilhelm Stahl eintrat. Dieses,
ein kleines, vertrocknetes Männchen, Beamter im städtischen Kataster-
büro, war der Bruder von Lorchen und von Mariens verstorbener
Mutter, welche früher seinen Namen trugen. Da die Kinder, Marie
und Thomas, deffen Mutter ebenfalls eine geborene Stahl gewesen,
früh verwaist waren, nahm Wilhelm Stahl ste in sein Junggesellen-
heim auf, das von der rundlichen Kuni mit mehr Energie als zur
Dehaglichkeit gerade nötig gewesen wäre, verwaltet wurde. Regie-
rungsrat Schmidt, der es am weitesten in der Familie gebracht
hatte und stch auch genug darauf einbildete, ging jetzt mit seiner
Gattin Jda, einer geborensn von Pleffow, auf seinen Vruder Bal-
durn zu und begrüßte nebenbei die soeben eingetretene Marie in
seiner läffig vornehmen Art und Weise. Steif und zugeknöpst von
oLen bis unten — das war sein und seiner Eattin äüßeres Kenn-
zeichen, nur nicht so sein, wie man eigentlich ist, ihr Wahlspruch.
Und dabei kamen zwei unnatürliche, frostige Menschengebilde zu-
stande, die, wie der vorlaute Robert immer behauptete, sich jedesmal
in den Keller dersteckten, wenn sie einmal ordentlich lackien wollten.
Sie hielten eben diese Zurllckhaltung für ein unbedingtes Erfor-
dernis ihrer Sonderstellung der Familie gegenüber und hatten ksine
Ahnung, daß sie diese Sonderstellung überhaupt nicht besaßen, aber
sicher viel eher eingenommen haben würden, wenn ste sich anders be-
nommen hätten. Älles umringte augenülicklich den kleinen, ver-
schrumpften Wilhelm, der stch ganz nervös durch das spärliche Haupt-
haar fuhr und auf die Frage, ob er eine Ahnung von der hier be-
vorstehenden Verhandlung habe, mit seinem weinerlich ängstlichen
Stimmchen sagte: „Bielleicht wird mir noch das Zusämmenleben

wurde und um Erklärungen über einige Steüe"
der Munchener Rede des Reichskanzlers bat. „ .A
(Dn?t. Bv) Abgg. Spahn (Zentr.). H e l f f e r l«

tzLinat. Bp.) «tresemann (D. Vp.). Eothein (DeN"'
n m n i"- lK?mm) und Breitscheid (Soz.). Der Ausschuß
iische?R?"?" Ablehnung der von der frani^
n d? """ »eforderten Kapitulation "N

LLIZiS. °L --

Sevm'ng—Remmele.

Aus Karlsruhe wird uns geschrieben' wraier^!

Der „Vorwärts" hat hehauptet, auch aus Vaden lrege ' „
über „völkischen Hochverrat" vor. Die „Frankfurter Zen .'» .
andere linksstehende Blätter haben folgende Notiz veror

„Auch in Baden verjuchen die verbotenen Orgamirrlo ^
hänger zu gewinnen. Sie hielten in den letzten Woqei
fchiedenen Orten Versammlungen ab, so in Karlsruye,.
und Bonndorf. Viel Erfolg hatten sie nicht. Der geU

ster des Jnnern hat Vorsorge getrosfen, daß die ^ ^

mehr denn je geführlichen Bestrebungen einsichtsioier
politiker für die Zukunft unterbunden werden." . qyxlvu^

Auf den, der die Ladischen Verhältniffe kennt, muß die«c
des „Vorwärts" in Verbindung mit der badischcn. D-eio ^
„Frankfurter Zeitung" erheiternd wirken. NamentliS, is'
sichert wird, der Ladische Minister des Znnern habe besou ^ p
stchtsmatznahmen getrosfen. Badischer Minister des "s,

kanntlich der Sozialdemokrat Adam Remmele, der ^^^yiei
rabiaten Kommunisten Hermann Remmele. Dieser H?" hat
hat schon früher Eespenster gesehen, wo keine w ar en. . ? ^ oan
im Frühjahr 1920, zur Zeit des Kapp-Putjches, im EaU gjale uE
tage ver-ündet, seme Eenoffen hätten in Billen im Niurg c
haste WaffenfunLe gemacht und in einer Fabrik im Muw ^.h.e
Lager von etwa 80 Pistolen und zwei schweren MascyM
gefunden. Er habe in der Angelegenheit bereits. die^^,^ La^

üntcrUrieben. ^päter michte derselbe Äe"imelc von.^
tagstribüne aus sörmlich Aübitte tun. Es stellte sich n ^e
dag die Eewehrsunde in Len Villen im Miirgtale Zagdg
die Zaadväcktern mit WaiienickiLinen aeborten. ovei . ..„r, r

die Jagdpächtsrn mit Waffenscheinen gehörten, oder ^ -

lungen mit Cewshren aus den Kriegen von 1813. lovvgj«ii o

des Schußwaffenwesens besttzt. Zn einem anderen Faa.^^^g
Herr Remmele, man habe Umtriebs gegen die ReiLsoreu hau ^
Baden entdeckt, die ihren Herd auf der Universität Hsideme u
Dort bestände sogar ein — Waffenring. Der Herr '„..sjiLteU §
Jnnern lennt also die Verhältnisse im Znnern der llw^jj
wenig, daß er nicht weiß, datz an jeder llniversttat > »nte^az
Jahren ein Waffenring besteht, der die Aufgaüe hat, die ^ ga ^
der schlägersechtende Studentenverbindungen zu tvahren Putiu-
und aar nichts zu tun hat mit Politik, gsschweige denn w
und dergleichen. . gyel

Wenn aber von einer Stelle aus, die bereits, l^lt
Tatarennachrichten, wie die oben mitgeteilten, in dre j
hat, Mitteilungen über „völkischen Hochverrat" verbreu ^ ifl
dann ist deren Glaubwürdigkeit zu bezweifeln, zum mino^^r
Nachrichten gegenüber große Vorstcht gebotsn. Menn o ^
Severing in Preußen glaubt, seine Aktionen auf einen ^^jjje >e
schen Helfer stützen zu können, dann scheint es mit der
Sache etwas sehr bedenklich zu stehen.

* ci^ndtaü «sve-

Von deutschnationaler Seitc ist im Preußischen . zot

Anfrage einaebracht worden, in der es heißt: ..o" jgom
hat Minister Severing betont, daß die ArbeiteroNi ^,igan ^
Roten Armee bei weitem nicht so gefährlich seien wie ° „ ÄE
tlonen der Rechten und hat die Angehörigen dieser 4

scber verprügelt und tagelang einen erheblichen -7 ^
aeübt. Es wurden 200 mit Schußwafsen, Schlagringen u .rützeN
bewaffnete Kommunrsten festgestellt. . j^ek si' yjs
Minisier Severina mußten dieie Voraänae am Tage v. Le>^je>f

-. , - -

Regierung die Austaisung
kommunis""
fallen?

struktionen Lber eine

Rede bekannt aewesen sein. Es wird deshalb gesrov .jjge . i
. des Jnnenministers. daß der° »d e ^

mnistischer ÄroerterbaLaiNone unter den Vegriff
i? Wenn nicht, ist sie gewillt, dem Herrn JnnAäleN-'
' Revision seiner Auffassung zu

Das schutzlose Oberschlefie». ^

Königshütte, 27. März. Oberbllrgermeister
Deutscher, ist von seinem Amte zurfickgetreten. Die^w^^k^^lH

ein

legung erfolgte zum Protest gegen die S^^sieder ^l»
deutschen Bevölkerung in KLnigshütte, vie sich unlangu^^gen
Sprengung einer deutschen Versammlung und das .

^eilicher^ilfe^zeigte^^^ ''

mit meiner bald sechzigjährigen Kuni verdacht! IH Z»

Zch gebe se gratis und noch 'ne Aussteuer zu!" . , ZlrM-
„Armer Onkel!", sagte Marie und streichelte se>" <
seine hellgrauen Augen trat daraufhin etwas unenoi ' jx v
sein Blick umfing mit eigentümlicher Wärme das M'

Mädchen mit dem schmalen, vornehmen Eesicht. ^ y und - R-
schickt nach der streichelnden Hand, tätschelte sie. fchN . sagtHgAli^
wie er es sonst mit seiner Schnupftabaksdose machte n ^ g.
Kind, als d u noch da warst! Aber dich hat .jfersuA lE
rausgeekelt! Weil de ihr zu hübsch wurdest! We>l se uÄjtzsU.
dich war! Nu sieh mich an! Kannste das begreifen, « yiei^
so lieben kann? llnü wis se sich sinbilden kann, dao I ch»et
Turteltauweken, wie du, mich nehmen würde? Auss ^,8

Nichte noch Lazu?-" st?.jji>el'

„Aber Wilhelm, sie liebt ja doch nur detn §eld,
jeder; hab dich man nich fo doll —" mischte sich» ^
froren drein. -^-«^»liN sh"°

„Und dabei hab' ich gar keins," erwiderte Wilh .. ,jli>
findlichkeit, — „allens in Steine angelegt — — die iW^s«
„Schlimm genug, daß so ein alter Knopp nicht, < kein.
denkt und ?o alte, dumme Steine sammelt, für d>r '^Hohe't '
intereffiert —" fügte der Regierungsrat mit gemessen

„Erlaube mal," widersprach nuik doch Wilhelw, » si»

Mensch?" . " wE ,

„Zedenfalls kein normaler — in dieser Beziey»' »' . , ^

Jda ins Eespräch. „ doch 6^,

„Na, weißt du, das braucht sich mein Bruder deM.^ deiN.^ ^
dir fagen zu lassen," verteidigte Lorchen diesen. ,- ,

bildung scheut jich vor keiner Veleidigung! Natu

borene Adlige-" .. gereingÄaftÄ

Mitten in ihrer Rede war Iustizrat Breuinann 0 HerE
und mit den höflichen Worten: „Darf ich bitten, erst e'N ^

Platz zu nehmen," an den Tisch getreten. Es entstan^
ständliches Hin und Her, bis die Verwandten g„ren abi.

kak-en Der Zustizrat hatte dem seltsamsn E 1 de» 7 aA

Älter satzen.
goldene Vrille hinwea mit

itrich er seinen ängegrautcn Sp-g-^s'./ ^ vu-R ^
svrmuch, streng, gemessen. dab die yi,5ärer niÄt wufl-en,

mach-n sollten" „Si?erinnern^^ LOF'

Ihren Nesfen Thomas Schmidt nach Amerita getrieben hab

„Getrieben?"

„Wer sagt das?"

„Das ist doch stark!

„Wen geht das etwas an?" —


So schwirrte es durcheinander, nur die Jugend, dled.^,l'.,!
kaum getannt, verhielt sich abwartend. „Nun," rief Brern
seiner durchdringenden Stimme in die Empörung hinem-,,,

Sie mir dvch, wie sich die Sache damals bsgeden hai. .

, sFortsetzung
 
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